Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Der Ortsname "Platz" auf dem Grabstein von Jakob Stern in Geroda (s.u.)


Platz
(Gemeinde Geroda, Kreis Bad Kissingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletAus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen         
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
    
In Platz bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis um 1910. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1678 werden erstmals Juden aus Platz als Meßgäste in Leipzig genannt. 
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden auf insgesamt 10 Matrikelstellen die folgenden Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Samuel Frank (Viehhandel), Maier Straus (Schmusen), Samuel Gärtner (Schmusen), Herz Kahn (Viehhandel) Jacob Stern (Lumpenpacht), Binas Buxbaum (Kramhandel und Schmusen), Jüdle Abrahams Witwe (Familienname Nussbaum, Viehhandelsgeschäft), Moses Witwe: Bräunle Rosenberger (Viehhandelsgeschäft), Aron Rosenberg (Ackerbau, auf Liste seit 1820). 
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1816 64 jüdische Einwohner (15,8 % von insgesamt 404), 1867 28 (6,5 % von 430), 1890 19 (4,2 % von 449), 1900 19 (4,0 % von 465), 1910 18 (3,8 % von 469). 
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden bis 1911 auf den jüdischen Friedhöfen in Pfaffenhausen (vgl. die dort abgebildeten Hammelburger Amtsrechnungen von 1771/72 mit der mehrfachen Nennung von aus Platz in Pfaffenhausen beigesetzten jüdischen Personen) und Altengronau, danach auf dem Friedhof in Geroda beigesetzt. Die Gemeinde gehörte bis 1892/93 zum Rabbinatsbezirk Gersfeld, danach zum Distriktsrabbinat Bad Kissingen.     
  
Seit Auflösung der jüdischen Gemeinde Platz gehörten die hier noch lebenden Personen zur Gemeinde im benachbarten Geroda. Der Eisenwarenhändler Max Mandelbaum aus Platz gehörte dem Vorstand der jüdischen Gemeinde in Geroda an (1924). 
      
1933 lebten noch acht jüdische Personen in Platz. 1936 kamen jüdische Kinder aus anderen Orten zu einem vierwöchigen Ferienaufenthalt nach Platz. So trafen am 8. Juli 1936 in Platz und Geroda 27 jüdische Kinder (darunter sechs aus der Schweiz) mit fünf erwachsenen Personen unter der Leitung des jüdischen Lehrers Dr. Ignaz Bick aus Frankfurt ein. Bei Max Mandelbaum konnten alle verköstigt werden. Bei ihm und dem Viehhändler Moses Fleischhacker wurden die erwachsenen Personen, die Kinder bei anderen jüdischen Familien in den beiden Orten untergebracht. Allerdings erhielten die Verantwortlichen alsbald Vorladungen durch die Behörden, die wegen "Verstoßes gegen das Gaststättengesetz" mit dem Verbot für weitere Durchführungen eines solchen Ferienlagers endeten.       
  
Zwei Familien mit zusammen sechs Personen emigrierten 1938 - noch vor dem Novemberpogrom - in die USA. Die letzten jüdischen Einwohner, das Ehepaar Moses Fleischhacker und seine Frau Rosa geb. Liebreich wurden am 22. April 1942 über Würzburg nach Izbica bei Lublin deportiert. 
    
Von den in Platz geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Adolf (Aron) Fleischhacker (1898), Max Fleischhacker (1888), Moses Fleischhacker (1882), Rosa Fleischhacker geb. Liebreich (1878), Frieda Katzmann geb. Mandelbaum (1895), Max Mandelbaum (1870), Karoline Maier (1874), Mirjam Marianne Nußbaum (1888), Karoline Stern geb. Kaufmann (1853).
  
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Verlobungs- und Heiratsmitteilung (1922) 

Burgsinn Israelit 06041922.jpg (19388 Byte)Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. April 1922: "Verlobte. Recha Neumann, Burgsinn mit Adolf Fleischhacker, Hörstein - Platz
Vermählte
. Max Fleischhacker mit Lina Fleischhacker geb. Neumann, Burgsinn."
Anmerkung: drei der vier Genannten wurden in der NS-Zeit deportiert und ermordet (vgl. Liste oben): zu Adolf Fleischhacker siehe Biographische Datenbank jüdisches Unterfranken unter Aron Fleischhacker (geb. 1898 in Platz, ermordet 1944/45 in Auschwitz); Recha Fleischhacker geb. Neumann (geb. 1886 in Burgsinn, umgekommen 1942 im Ghetto Theresienstadt, vgl. Biographische Datenbank jüdisches Unterfranken). Zu Max Fleischhacker (geb. 1888 in Platz siehe Biographische Datenbank jüdisches Unterfranken), ebd. zu Recha (genannt Lina) geb. Neumann (gest. 1938 in Burgsinn; vgl. Biographische Datenbank jüdisches Unterfranken).    

  
Verlobungsanzeige von Martha Mandelbaum und Max Manheimer (1925)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1925: "Gott sei gepriesen. 
Martha Mandelbaum - Max Manheimer. Verlobte. 
Platz bei Geroda - König im Odenwald. August 1925."    

    
    
Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben  
Bestellung des Eisenhändlers Max Mandelbaum (1893) 

Bestellung des Eisenhändlers 
Max Mandelbaum aus Platz an die
 Eisenhandlung Eisenheimer 
in Schweinfurt 

(Aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
Platz Dok 010.jpg (96522 Byte) Platz Dok 011.jpg (89516 Byte)
Die Bestellung datiert vom 26. April 1893.

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge             
   
Eine Synagoge unbekannten Baujahres war vorhanden. Sie wurde in den 1920er-Jahren verkauft. Der Tora-Schrein wurde in das Luitpold-Museum in Würzburg verbracht, wo er auch noch in der NS-Zeit gezeigt, aber 1945 durch einen Bombentreffer vernichtet wurde. Das Synagogengebäude blieb bis Anfang der 1980er-Jahre erhalten. Es war bis zuletzt in Privatbesitz und wurde als Abstellschuppen benutzt. Türen und Fenster waren noch im Original erhalten. Um 1983 wurde das Gebäude abgebrochen. An Stelle der Synagoge befindet sich ein zum Haus Marktstraße 25 gehörender Platz, der mit Steinen gepflastert ist (Angaben nach Schwierz S. 103).  
  
  
Adresse/Standort der SynagogeMarktstraße 25 Hinterhof   
       

       
Fotos   

Der Toraschrein aus der Synagoge Platz,
 bis zur Kriegszerstörung 1945 
im Museum Würzburg
(Quelle Foto rechts: Mainfränkisches
 Museum Würzburg; abgebildet auch in
 Pinkas Hakehillot s.Lit. S. 444)
Geroda Synagoge 180.jpg (72107 Byte)  
     
Weitere historische Aufnahmen (vor 1983) und neue Fotos des ehemaligen
 Synagogenstandortes sind noch nicht vorhanden; über Zusendungen freut sich der
 Webmaster von "Alemannia Judaica", Adresse siehe Eingangsseite.
 
     

Drei Gräber jüdischer Personen aus Platz im jüdischen Friedhof in Geroda  

 
Geroda Friedhof 140p.jpg (95990 Byte) Geroda Friedhof 144p.jpg (81786 Byte) Geroda Friedhof 146p.jpg (95706 Byte)
Grabstein für Salomon Hallmann aus Platz
gest. 3. Aw 5673 = 
6. August 1913 
Grabstein für Abraham Fleischhacker 
von Platz, gest. am 22. Adar 5686  
= 8. März 1926 
Grabstein für Jakob Stern aus Platz, 
gest. 20. Kislew 5689 = 
2./3. Dezember 1928 

    
     

Links und Literatur    

Links:      

bulletWebsite der Gemeinde Geroda 

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 383.
bulletHerbert Schultheis: Juden in Mainfranken 1933-1945 unter besonderer Berücksichtigung der Deportationen Würzburger Juden. Bad Neustädter Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Frankens Bd. 1. Darin:  Abschnitt "Ferienaufenthalt von jüdischen Kindern in Geroda und Platz"  S. 180-183.   
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 445-446.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 443-444. 
bulletCornelia Binder und Michael (Mike) Mence: Last Traces / Letzte Spuren von Deutschen jüdischen Glaubens im Landkreis Bad Kissingen. Schweinfurt 1992. 
bulletdieselben: Nachbarn der Vergangenheit / Spuren von Deutschen jüdischen Glaubens im Landkreis Bad Kissingen mit dem Brennpunkt 1800 bis 1945 / Yesteryear's Neighbours. Traces of German Jews in the administrative district of Bad Kissingen focusing on the period 1800-1945.  Erschienen 2004. ISBN 3-00-014792-6. Zu beziehen bei den Autoren/obtainable from: E-Mail.    Info-Blatt zu dieser Publikation (pdf-Datei).  
bulletDirk Rosenstock (Bearbeiter): Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg. Band 13. Würzburg 2008. S. 176.

     
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Platz  Lower Franconia. Jews were present in the late 17th century and numbered 64 in 1816 (total 404) and eight in 1933. Six left for the United States in 1938 and two were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) on 25 April 1942.      
     
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020