Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Römhild (Kreis Hildburghausen)
Jüdische Geschichte

Übersicht:  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe 
Sonstiges     
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen  
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde          
     
In Römhild lebten Juden bereits im Mittelalter. Sie waren von der Judenverfolgung durch die Banden des "Ritter Rintfleisch" im Jahr 1298 betroffen. 1363 wurde ein Jude namens "Bischof von Romhilt" in Frankfurt aufgenommen. Weitere Juden mit dem Zunamen Römhild (beziehungsweise Variationen des Namens) sind 1376 in Würzburg, 1414 in Hessen (Salomon von Romehilt) und 1459 (Joseph Rumold in Nördlingen) bezeugt. 1510 sollen die Juden von Römhild 10 Gulden zur Venedighilfe des Reiches beitragen. 1525 erhielt ein in der Stadt lebender Jude Geleit durch die aufständischen Bauern. Nach dem Übergang der Stadt an die Wettiner Markgrafen 1555 wurden die Juden vermutlich ausgewiesen.        
   
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es keine Juden in der Stadt.   
 
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zogen einige jüdische Familien aus benachbarten Gemeinden nach Römhild. Doch blieb die Zahl der jüdischen Einwohner klein (20 bis 30 Personen in vier bis fünf Familien). Es handelte sich insbesondere um die Familien Ehrlich (die erste der zugezogenen jüdischen Familien in Römhild: 1861 ist Emil Ehrlich in Römhild geboren, gest. 1933 in Römhild), Friedmann (Löw Friedmann zog aus Berkach zu), Kahn und Naumann. Die jüdischen Familien eröffneten mehrere Geschäfte. Um 1920 war Meier Friedmann Inhaber eines Eisenwaren- und Haushaltswarengeschäft (später von seinem Sohn Max Friedmann übernommen), Adolf Kahn war Inhaber eines Manufakturwarengeschäftes (s.u. Anzeige und unter Betsaal), Salomon Friedmann hatte eine Viehhandlung. Die jüdischen Familien waren in der Stadt integriert: Max Friedmann war bis nach 1933 Angehöriger der Freiwilligen Feuerwehr.           
   
An Einrichtungen bestand ein Betraum (s.u.).   
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Julius Ehrlich (geb. 10. November 1883 in Römhild, vor 1914 in Coburg wohnhaft, gef. 8.12.1914).     
  
Um 1924 gehörten die in Römhild lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Gleicherwiesen (nach Angaben des Handbuches der jüdischen Gemeindeverwaltung) oder zur jüdischen Gemeinde in Bibra (Angaben von Heinz Friedman, s.Lit.).    
   
1933 lebten 33 jüdische Personen in Römhild.
In den folgenden Jahren ist ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (Heinz und Gert Friedmann gelang die Auswanderung 1938 nach Palästina; seine Schwester Käthe ist in die USA emigriert). Beim Novemberpogrom 1938 wurde Max Friedmann verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt. 1939 wurde das Haus der Familie Kahn in der Heurichstraße 8 zum "Judenhaus". Die noch in Römhild lebenden jüdischen Personen mussten hier einziehen, bis sie im Jahr 1942 in Vernichtungslager deportiert wurden. 
Als einzige jüdische Einwohnerin überlebte in der Stadt Frieda Kahn geb. Linke, die nach ihrer Heirat mit Adolf Kahn zwar zum Judentum konvertiert war, doch nach den NS-Gesetzen eine "Arierin" war. Sie musste viele Anfeindungen und Demütigungen mitmachen und starb am 5. Juli 1946.       
  
Von den in Römhild geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Babette Ehrlich geb. Schulherr (1867), Max Ehrlich (1888), Sally Ehrlich (1878), Anna Friedmann geb. Kahn (1892), Max Friedmann (1887), Klara Hammerstein geb. Heß (1877), Adolf Kahn (1889), Nanny Kahn geb. Seligmann (1867), Jenny Katz geb. Ehrlich (1874), Margarete Lefor geb. Kahn (1893), Hanna Naumann (1937), Hugo Naumann (1898), Martha Naumann geb. Ehrlich (1898), Mathel Naumann (1938), Ruth Naumann (1935).       
  
Hinweis: auf dem Römhilder Friedhof am Mühlendamm findet sich eine Gedenkstätte für 169 Opfer des von der SS auf Wunsch des Bürgermeisters von Römhild eingerichteten "Arbeitserziehungslagers 'Großer Gleichberg'; in der Liste der Namen steht auch der Name von Israel Schönthal. Die im "Arbeitserziehungslager" zur Zwangsarbeit verpflichteten Personen starben an den katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen (u.a. beim Abbau von Basaltbrocken). Ein Teil der 169 Opfer wurde in zwei Massengräbern am Osthang des Großen Gleichberges beigesetzt.    
 
Im 4 km von Römhild entfernten Stadtteil Waldhaus - rechts der Straße von Römhild nach Hildburghausen - findet sich ein "Weg des Gedenkens" für den Massenmord an 70 KZ-Häftlinge verschiedener Nationen (darunter mit Sicherheit auch Juden) im März 1945. Hier wurden durch den damaligen Bürgermeister von Römhild, SS-Obersturmführer Alfred Schmitt, in einen ehemaligen Stollen 70 erschöpfte und kranke KZ-Häftlinge getrieben; dann wurde der Eingang gesprengt. Die Toten wurden 1947 in einem Ehrenhain des Friedhofs in Hildburghausen beigesetzt.          
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
      
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes A. (Adolf) Kahn & Sohn (1904)     

Roemhild Israelit 17021904.jpg (29927 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1904: "Lehrling 
für unser Manufakturwaren-Geschäft bei freier Station gesucht. 
A. Kahn & Sohn,
Römhild in Thüringen".  

  
  
Sonstiges      

Postkarte der Gebrüder Friedmann 
(Römhild) nach Schweinfurt (1886) 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
 Kirchheim / Ries) 
Roemhild Dok CIMG4065.jpg (232216 Byte) Roemhild Dok CIMG4065a.jpg (284012 Byte) Roemhild Haus Friedmann 010.jpg (95083 Byte)
Die Postkarte der Gebrüder Friedmann wurde am 2. September 1886 von Römhild an die Firma J. Eisenheimer in Schweinfurt versandt. 
Die Familie Friedmann hatte seit 1869 ein Wohn- und Geschäftshaus inne (Foto rechts; Quelle: Nothnagel s. Lit. Bd. 2 S. 18).   

  
  
  
Zur Geschichte der Synagoge                
   
Vermutlich seit Ende des 19. Jahrhunderts war für die wenigen jüdischen Familien ein Betraum eingerichtet. Er befand sich nach Angaben von Israel Schwierz (s. Lit. S. 209) im Hinterhaus des Gebäudes der Familie Adolf Kahn. 
 
Im Beitrag von Meir Heinz Friedman ist jedoch S. 22 zu lesen (s.Lit.): "Im Haus Friedmann befand sich für alle jüdischen Familien Römhilds der Betsaal, in dem sie an den Hohen Feiertagen ... beten konnten". Wie sich diese Angabe zum Haus Friedmann mit der Angabe zum Haus Kahn verhält, konnte noch nicht geklärt werden (der Webmaster ist für Hinweise dankbar, Adresse siehe Eingangsseite).  
  
Nach 1945 wurde der einstige Betraum (sc. im Haus Kahn) einige Zeit als Fotoatelier verwendet. Das Gebäude ist als Wohnhaus erhalten.   
  
Im Herbst 1988 wurde am Gebäude eine Gedenktafel angebracht mit dem Text: "Zum Gedächtnis an / die jüdischen Bürger / der Stadt Römhild / die der faschistischen / Barbarei zum Opfer / gefallen sind".   
     
     
Adresse/Standort der Synagoge      Heurichstraße 8  
    
    
Fotos  

Es sind noch keine Fotos zur jüdischen Geschichte in Römhild vorhanden; 
einige Fotos finden sich in dem Beitrag von Heinz Friedman s.Lit. (vgl. oben).
 
     

   
    
Links und Literatur   

Links:  

Website der Stadt Römhild  

Literatur:  

Germania Judaica II,2 S. 704; III,2 S. 1246. 
Meir Heinz Friedman: Römhild. Die verlorene Heimat meiner zerrissenen Familie. Ein historisch-autobiographsicher Rückblick auf die Geschichte jüdischen Lebens in meiner 'Vaterstadt'. In: Hans Nothnagel (Hrsg.): Juden in Südthüringen - geschützt und gesagt. Band 2. Juden in den ehemaligen Residenzstädten Römhild, Hildburghausen und in deren Umfeld. Suhl 1998. S. 13-29.        
Israel Schwierz: Zeugnisse jüdischer Vergangenheit in Thüringen. Eine Dokumentation - erstellt unter Mitarbeit von Johannes Mötsch. Hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen ( www.lzt.thueringen.de) 2007. Zum Download der Dokumentation (interner Link). Zu Römhild S. 208-211. 
Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Band 8 Thüringen. Frankfurt am Main 2003. S. 128-130.     

n.e. 

  

   

                   
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Stand: 02. November 2013