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Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Wertheim (Main-Tauber-Kreis)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in
Wertheim (interner Link)
Zur Geschichte dieses Friedhofes
Der Friedhof der Wertheimer jüdischen Gemeinde wurde bereits im Mittelalter angelegt
(1406). Es handelt sich hierbei um den ältesten erhaltenen und bis ins 20.
Jahrhundert
genutzten jüdischen Friedhof in Baden-Württemberg (Fläche 73,44 a).
Aus der Geschichte des Friedhofes
Die Historiker Otto Langguth und Berthold Rosenthal
korrespondieren 1934 zum Alter des Friedhofes (mit der Abschrift von Urkunden
von 1406 und 1628)
(Quelle: Guide to the
papers of Berthold Rosenthal in the Leo Baeck Institute New York)
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Brief von Otto Langguth
an Berthold Rosenthal
vom 10.7.1934
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Abschrift des
Kaufbriefes über einen Acker zur Anlage
des jüdischen Friedhofes "vor dem Aicheltor"
(damaliger Quellennachweise: Judenakten des Fürstl.
Gemeinschaftlichen Archivs auf Burg Wertheim) |
Eingabe der
Wertheimer Judenschaft vom 7. Mai 1628,
die Befreiung des Judenackers vor der Stadt betr.;
darin auch Angaben zu den schlimmen Verwüstungen
auf dem Friedhof im Dreißigjährigen Krieg |
Besuch auf dem Friedhof 1947
Artikel
im "Jüdischen Gemeindeblatt für die Britische Zone" vom 8.
Oktober 1947: " A. Steilberger: Ein vergessener jüdischer
Waldfriedhof. Eine drückende Gluthitze lastet über dem ganzen Land.
Kurorte und Sommerfrischen sind überfüllt mit erholungsbedürftigen Städtern.
Fast 200 km von der ehemaligen Landeshauptstadt Karlsruhe, am
Zusammenfluss von Main und Tauber, hart an der bayerischen Grenze, liegt
das wehrhafte Städtchen Wertheim. Jahrhunderte sind scheinbar spurlos
über diese fränkische Landschaft hinweggezogen. Der 30jährige Krieg und
auch die beiden Weltkriege haben Wertheim unversehrt aus den Rückfällen
in die Barbarei hervorgehen lassen. Spitzgiebelige Fachwerkhäuser mit
Erkern und Bögen, enge winkelige Gässchen münden auf einen köstlich
verwunschenen Marktplatz. Spitzweg und Richter sind lebendig, das
Zeitalter der Romantik lebt noch. Darüber wacht auf einer das
Main-Taubereck beherrschenden Höhe die machtvolle, gut erhaltene
Burgruine des ausgestorbenen Raubrittergeschlechts der Grafen von
Wertheim. Eine merkwürdige Unrast bewegt das Leben und Treiben der
Bewohner. Man erwartet Ruhe und Behäbigkeit und findet schon morgens in
aller Frühe viele Menschen unterwegs. Des Rätsels Lösung ist die
Rückwanderung des deutschen Osten und die frei- und unfreiwilligen
Evakuierungen. 4500 Einwohner wurden in Friedenszeiten gezählt, jetzt
sind daraus rund 10.000 Menschen geworden. Das braucht Zeit bis es in
einem kleineren Gemeinwesen verdaut ist.
Die vielen hervorragenden offiziellen Sehenswürdigkeiten liegen hinter
einem; die Zeit der eigenen planlosen Entdeckungsfahrten beginnt. Dabei
kann es vorkommen, dass man auf Dinge stößt, die nciht für Ortsfremde
bestimmt sind. Eine Mauerbresche unterhalb der Burg, auf einem abseits
gelegenen Pfad, führt unverhofft zu einem alten jüdischen Waldfriedhof.
Der Friedhof ist in guter Ordnung, der ältere Teil ist wieder Wald
geworden, hundertjährige Buchen streben empor. die Grabsteine sind
versunken, von Gestrüpp und Efeu umwuchert. Wohl die wenigsten Juden
wissen, dass wir eine der ältesten Stätten unserer Anwesenheit auf
deutschem Boden vor uns haben. "Die Heimatgeschichte der badischen
Juden" von Berthold Rosenthal weist nach, dass in einer Eingabe der Wertheimer
Juden an die Grafen von Wertheim 1529 bemerkt wird, dass der Israelitische
Friedhof daselbst der älteste im Reiche sei, da Steine darauf stünden,
die schon vor 600 Jahren gesetzt worden seien. In einer anderen Eingabe
aus der gleichen Zeit heißt es: 'Es ist, wie wird von unseren in Gott
ruhenden Vorfahren berichtet, auch wohl mit brieflichen Dokumenten
beizubringen, in dem römischen Reich keine ältere Synagoge und
Begräbnis nicht zu finden'. Haben von 100 Wertheimer Juden die Ausrottung
überlebt, ist vielleicht der eine oder andere aus den KZ-Lagern wieder
herausgekommen? Die Landespolizei vermag keine Auskunft zu geben, sie ist
erst neu aufgestellt und befasst sich nicht mit derartigen
Angelegenheiten. Von der Stadtpolizei erhält man die aufschlussreiche
Mitteilung, dass sämtliche Juden entweder rechtzeitig ausgewandert oder
an 1940 nach Gurs und später nach Polen gekommen seien; zurückgekommen
wäre noch keiner der Verschleppten, somit gäbe es am Platz keinen
einzigen Juden. Der Beamte verbessert sich, es wäre seit der Besetzung
noch ein polnischer Jude da, der am Marktplatz wohne. Da ist ein
Fingerzeig, der nicht unbeachtet bleibt. Ich melde mich bei meinem
Glaubensgenossen an, der mir sicherlich über die derzeitigen
Verhältnisse Auskunft zu geben vermag.
Die Begrüßung ist nicht vielversprechend. Ein überreizter Mann mit flackernden
Blicken und unstetem Wesen tritt einem entgegen. Die Verständigung ist
nicht einfach, er spricht jiddisch-deutsch, an das sich das Ohr gewöhnen
muss. Langsam fasst er Zutrauen und gibt Einzelheiten aus seinem leben
bekannt. Er stammt aus Radom, ist 47 Jahre alt, macht aber den Eindruck
eines Sechzigjährigen. Er wurde mit 20 Jahren verheiratet und war Vater
eine vierköpfigen Familie. Polen wurde bekanntlich besetzt, die
jüdischen Familien verschleppt, die Mitglieder in verschiedene KZ-Lagern
getrennt verbracht. Fünf Jahre musste er durch die Hölle, von Frau und
Kindern hörte er nichts mehr. Die Amerikaner befreiten ihn, seit 1 1/2
Jahren hält er sich in Wertheim auf. Er zeigt mir zwei Affidavits von
seinen Brüdern aus New York, seine übrigen Papiere sind in Ordnung, die
Überfahrt gebucht. Seine Ansicht ist ein tiefgründiger Pessimismus,
die |
Lebensfreude
mangelt; nochmals drüben von vorne anzufangen, lässt ihn schwarz sehen.
Um wieder Mensch zu werden, braucht er Ruhe - Scholaum (= Schalom).
Ich bemerke, dass ich den jüdischen Friedhof in gutem Zustande gefunden
habe, worauf er kurz auflacht. Wie er eintraf, meinte er, hätte er die
Grabsteine umgestürzt vorgefunden und die Einfassungen wären
herausgerissen gewesen. Auf seine Veranlassung habe der Bürgermeister
alles wieder in Ordnung bringen lassen, wahrscheinlich hat die Anwesenheit
der Amerikaner etwas nachgeholfen. Auf eine andere Frage, wieso es kommt,
dass ein frisches Grab mit einem Holzkreuz, einer russischen Inschrift vom
Juni 1947 vorhanden sei, stellt er die völlig überraschende Gegenfrage:
warum sollen auf einem jüdischen Friedhof nicht auch Menschen anderer
Rasse und Religion ruhen dürfen? Wann werden die Völker begreifen
lernen, dass auf unserer kleinen Erde sie nur dann bestehen können, wenn
sie gegenseitig Toleranz üben?" |
Die Lage des Friedhofes
Am Schlossberg gegenüber der
Mainbrücke
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Lage des jüdischen Friedhofes Wertheim
(durch
Pfeil markiert)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren) |
Lage des jüdischen Friedhofes
in Wertheim auf dem dortigen
Stadtplan: oben anklicken und unter
"Behörden und öffentliche
Einrichtungen" weiterklicken zu
"Friedhof, israel." |
Fotos
Neuere Fotos
Der Friedhof im Sommer
2013
(Fotos: Michael Schick, Aufnahmen
vom Juni 2013) |
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Teilansichten des
Friedhofes |
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Foto
oben in höher Auflösung |
Teilansichten des
Friedhofes |
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Grabstein für Hans Cahn
(1899-1908) |
Grabstein
mit "segnenden Händen"
der Cohanim |
Steine an der
seitlichen Mauer |
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Der Friedhof im Sommer
2003
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 22.9.2003) |
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Blick auf den Friedhof am Schlossberg,
links ist die Gedenktafel angebracht |
Gedenktafel mit den Namen der
aus
Wertheim und Dertingen in der
NS-Zeit ermordeten Juden |
Gedenkinschrift
über den
Namen |
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Eingangstor zum Friedhof |
Teilansicht des alten
Friedhofsteiles |
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Teilansichten |
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Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)
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Eingangstor |
Grabstein in der Mitte von 1620 |
Grabstein von 1612 |
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Grabstein von 1755 |
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Grabstein von 1640 |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
 | u.a. Hugo Eckert (Leitung) / Magdalena Kurtz, Sven
Gläser, Jochen Hörner, Martin Küchler, Sebastian Neukirchen, Thomas
Pfeiffer, Nils Ries, Thomas Wolf [mitarbeitende Schüler]: Der Wertheimer
Judenfriedhof – einst und jetzt. Arbeitsgemeinschaft am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Wertheim 1989/90, Wertheim 1990
(Ms.). |

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