Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Brünnau (Stadt Prichsenstadt, Kreis Kitzingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen      
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde             
    
In Brünnau bestand - nach Angaben bei Schwierz s. Lit. S. 43 - vermutlich bis um 1910 eine jüdische Gemeinde. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 
   
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Brünnau auf insgesamt zehn Matrikelstellen (einschließlich zweier Nachträge bis 1824) die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Jacob Joseph Reuss (Schmusen), Maier Jacob Strauss (Viehhandel), Samuel Joseph Künstler (Schlachten), Loeb Isaac Stern (Ellenwarenhandel), Abraham Loeb Klein (Schlachten), Samson Loeb Klein (Schlachten), Itzig Loeb Stern (Spezerei- und Ellenwarenhandel), Joseph Salomon Lichtenauer (Betthandelschaft), Feifer Stern (Güterbesitz und Handel mit Landesprodukten als Wollen und Zwetschgen, seit 1820), Wolf Künstler (Metzgerei, ab 1824).       
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge unbekannten Baujahres mit Schulraum und Mikwe. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Gerolzhofen beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war -  zumindest zeitweise im 19. Jahrhundert - ein eigener Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Bis 1855 war Abraham Jüng Lehrer in Brünnau. In den 1860er-Jahren war einige Zeit Salomon Senger aus Kleineibstadt in Brünnau angestellt (siehe Bericht zu ihm auf der Seite zu Kleineibstadt). 
        
In den 1920er-Jahren wurde die Schechitoh (Schächten) in Brünnau durch den Lehrer aus Frankenwinheim besorgt (siehe unten: Ausschreibung der Stelle von 1927). 
      
Eine der letzten in Brünnau lebenden jüdischen Familien war die des Pferdehändlers Isaak Künstler (siehe Bericht unten). 
     
Von den in Brünnau geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Angaben von Wolf-Dieter Gutsch): Babette Blum geb. Künstler (1875), Frieda Frank geb. Klein (1876), Selma Gundelfinger geb. Künstler (1905), Meta Henle geb. Lichtenauer (1883), Janette (Jeanette) Hirschberger geb. Klein (1879), Fanny Isaac geb. Stern (1870), Meta Kaufmann (1894), Robert Kaufmann (1893), Willi Kaufmann (1896), Fanny Klein (1874), Meta Kolb geb. Künstler (1902), Hugo Künstler (1900), Karl Künstler (1904), Ludwig Künstler (1891), Mathilde Künstler (1880), Moritz (Moses) Künstler (1876), Regina Künstler geb. Oppenheimer (1875), Julius Lichtenauer (1887), Sigmund Lichtenauer (1873), Bertha Simons geb. Klein (1872), Sara Stein geb. Künstler (1869), Cilly Weikersheimer geb. Künstler (1892). 
Hinweis: unter den genannten Opfern finden sich zwei, die auf Grund psychischer Erkrankung im Rahmen der sogenannten "Euthanasie" ermordet wurden, nämlich Sara Stein geb. Künstler (am 17.11.1940 in der Tötungsanstalt Grafeneck) und Fanny Klein (am 20.09.1940 in der Tötungsanstalt Hartheim).
     

     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
      
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1870 / 1884  

Bruenau Israelit 02031870.jpg (37682 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1870: "Die hiesige Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle ist erledigt. Dieselbe trägt an fixem Gehalt 250 Gulden ein. Nebeneinkünfte 75 Gulden, an Holz 50 Gulden, die Schächter-Funktion mit 100 Gulden nebst freier Wohnung. Lusttragende Bewerber möchten sich baldmöglichst an unterzeichneten Kultus-Vorstand melden. 
Löb Klein in Brünnau, Bezirksamt Gerolzhofen in Bayern." 
   
Bruenau Israelit 17011884.jpg (47742 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1884: "Die hiesige Lehrer- und Vorsängerstelle zu Brünnau ist erledigt.   
Die Stelle trägt 430 Mark Fixum, 200 Mark Schächterfunktion, 150 Mark Nebenverdienste, 50 Mark an Holz und freie Wohnung. 
Bewerber wollen sich an Unterzeichneten wenden.   Seminaristen werden bevorzugt.   
Brünnau (Bayern). Levi Künstler, Kultus-Vorstand."    

    
Ausschreibung der Stelle des Lehrers, Kantors und Schochets in Frankenwinheim (1927) 

Frankenwinheim Israelit 10111927.jpg (72497 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1927: "In der hiesigen Kultusgemeinde, an die auch Lülsfeld und hinsichtlich der Schechitoh auch Brünnau angeschlossen ist, ist durch Pensionierung des seitherigen Stelleninhabers, die Stelle des Lehrers, Kantors und Schochets frei und soll alsbald wieder besetzt werden. Geeignete gesetzestreue Bewerber wollen unter Vorlage beglaubiger Zeugnisabschriften und eines Lichtbildes sich bei dem Unterzeichneten bis spätestens 1. Dezember melden. Der Gehalt bestimmt sich nach den Satzungen des Verbandes bayerischer israelitischer Gemeinden. Gegebenen falls wäre die Übernahme des Amts des Schochets in einigen Nachbargemeinden nicht ausgeschlossen. Frankenwinheim, November 1927. Siegfried Kahn."   

    
Zum 50-jährigen Dienstjubiläum des Lehrers Josef Kissingerin Frankenwinheim gratulieren auch die in Brünnau lebenden jüdischen Einwohner (1921)  

Frankenwinheim Israelit 01121921.jpg (88901 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Dezember 1921: "Frankenwinheim, 27. November 1921: Die Feier des goldenen Dienstjubiläums des Herrn Lehrer Josef Kissinger dahier am 7. November, war ein Ehrentag nicht nur für den Jubilar selbst, sondern auch für seine Gemeinde mit den Filialen Brünnau und Lülsfeld. Ununterbrochen vom frühen Morgen bis zum späten Abend dauerten die Gratulationen seitens der Jugend und der Erwachsenen aus den drei Gemeinden und der weiteren Umgebung ohne Unterschied der Konfession. Ein ungeheurer Depeschen- und Briefverkehr, sowie die Überreichung zahlreicher und wertvoller Geschenke von hier und auswärts zeugten von der Beliebtheit des Jubilars, den der zuständige Rabbiner, Herr Dr. Stein in Schweinfurt, in einem prächtigen, lehrer-freundlichen Schreiben als einen der Bewährtesten seines Standes bezeichnete. Möge es dem verehrten Jubilar vergönnt sein, noch recht lange in seiner seltenen Körper- und Geistesfrische zum Wohle seiner Familie, seiner Gemeinden und des ganzen Judentums zu wirken. Möge aber auch in seinen Gemeinden der gute Wille und die billige Einsicht Platz greifen, ihrem verdienstvollen, langjährigen Führer durch Verabreichung eines zeitgemäßen Gehaltes einen sonnigen, sorgenlosen Lebensabend zu bereiten".   

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Über die in der NS-Zeit umgekommenen Angehörigen der Familie Künstler  

Zu den in der NS-Zeit umgekommenen Personen der Familie Isaak Künstler (1867–1939) aus Brünnau, nämlich Hugo, Karl und Ludwig Künstler sowie Meta Kolb geb. Künstler und Cilly Weikersheimer geb. Künstler finden sich nähere Angaben bei Reiner Strätz (Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945 I. Teil S. 321): alle fünf sind als Kinder des Pferdehändlers und Metzgermeisters Isaak Künstler (1867-1939) und seinen Frauen Karoline Reinhard geb. Schönemann (1859-1895) bzw. Melitta geb. Heß in Brünnau (1869–1928) in Gerolzhofen bzw. Brünnau geboren – und zwar Ludwig und Cilly in Gerolzhofen, die anderen in Brünnau.
Hugo Künstler arbeitete 1916 bis 1918 als Lagerist in Würzburg, später als Kaufmann u.a. in Plauen. Karl Künstler besuchte die Volksschule in Brünnau und arbeitete später als Viehtreiber beim Bruder Ludwig in Gerolzhofen, dann auf dem Bauernhof der Schwester Cilly Weikersheimer in Großlangheim/Unterfranken. Alle fünf sind auf unterschiedlichen Wegen deportiert und ermordet worden, teilweise auch die Ehepartner und weitere Familienangehörige.  
   
Links J-Kennkarte aus der NS-Zeit (ausgestellt in Gelnhausen 1939) für Regina Künstler geb. Oppenheimer (1875 - ermordet 1942 im KZ Treblinka). Sie war eine der letzten jüdischen Personen in Brünnau und zog vermutlich 1930 - nach dem Tod ihres Mannes Hirsch Künstler - nach Lohrhaupten. Von hier aus wurde sie über Frankfurt am 2. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort am 29. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka. Regina geb. Oppenheimer ist am 18. Juni 1875 in Aub geboren als Tochter von Meier Oppenheimer (1849 - ca. 1912) und der Emma geb. Ledermann (aus Berlichingen, 1854-1933). Regina Künstler hatte elf Geschwister, die bei geni.com (siehe unten) genannt werden. Ihr Ehemann Hirsch Künstler ist am 29. Oktober 1874 in Brünnau geboren als Sohn von Herz Samuel Künstler und der Zilli geb. Oppenheimer.   
Von den Kindern von Hirsch und Regina Künstler ist die Tochter Selma (geb. 1905 in Brünnau, verheiratet mit Hugo Gundelfinger) mit ihrem Mann Hugo und ihren Kindern s.u. nach der Deportation 1941 in Riga-Jungfernhof umgekommen. Die Tochter Zilli verheiratete Weinstock (geb. 1903 in Brünnau) konnte emigrieren und starb 1975 in New York.   
Weitere genealogische Informationen siehe https://www.geni.com/people/Regina-K%C3%BCnstler/6000000078345818674   
Die Enkel von Hirsch und Regina Künstler - Heinz und Kurt Gundelfinger - sind nach der Deportation 1941 umgekommen (genannt in der Liste zu Michelbach/Lücke); der Enkel Siegbert Meyer Künstler hat die NS-Zeit überlebt: https://www.geni.com/people/Siegbert-K%C3%BCnstler/6000000172328773976  

       
       
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
  
Levy Künstler bietet Pessachzwetschen an (1895)   

Bruennau Israelit 11031895.jpg (26914 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1895: "Schäl Pessach (zu Pessach). 
Gut gedörrte Pessachzwetschgen von 10 Kilo an 15 Mark per Zentner. 
Levy Künstler. 
Brünnau bei Kitzingen am Main (Bayern)."  

      
Zwei weitere Anzeigen zu jüdischen Gewerbebetrieben aus dem "Amtsblatt für das königliche Bezirksamt Gerolzhofen" (1888 /  1889)   
(erhalten von Werner Steinhauser)   

Bruennau Anzeige 1888.jpg (57208 Byte) Bruennau Anzeige 1889.jpg (39421 Byte)  
Anzeige von Levi Künstler im 
"Amtsblatt" vom 6.4.1888 
Anzeige von Metzger Moses Klein im
 "Amtsblatt" vom 23.4.1889 
 

       
       
       
Zur Geschichte der Synagoge   
 
Ein Synagoge wurde mit Schule und einer Mikwe um 1870 neu erbaut. Wie lange in dem Gebäude Gottesdienste abgehalten wurden, ist nicht bekannt, vermutlich bis zum Zeitpunkt der Auflösung der Gemeinde um 1910. 
      
Das Synagogengebäude wurde zu einem bis heute erhaltenen Wohnhaus umgebaut.        
      
      
Adresse/Standort der Synagoge:    Brünnau Nr. 19 ("Judengasse")   
      
      
Fotos    

Es sind noch keine Fotos bzw. Abbildungen zur jüdischen Geschichte in Brünnau
 vorhanden; über Hinweis und Zusendungen freut sich der Webmaster der 
"Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite.  
   
       

     
    
Links und Literatur
  

Links:     

bulletWebsite der Stadt Prichsenstadt    

Literatur:    

bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 43, 1992² S.   
bulletPrichsenstadt Buch 01.jpg (45628 Byte)Werner Steinhauser: Juden in und um Prichsenstadt: Prichsenstadt, Altenschönbach, Brünnau, Kirchschönbach, Järkendorf. Prichsenstadt 2002. Anfragen/Bestellungen über den Verfasser (E-Mail).  
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S.130-131.   

    
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020