Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"
Zur Übersicht
"Synagogen im Kreis Limburg-Weilburg"
Ellar mit
Hausen (Westerwald) und Lahr (Gemeinde Waldbrunn, Kreis Limburg-Weilburg)
sowie Waldernbach (Gemeinde Mengerskirchen, Kreis Limburg-Weilburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
(oben: Siegel der israelitischen Gemeinde Ellar, Quelle: Arnsberg Bilder S.
48)
In Ellar bestand eine kleine jüdische
Gemeinde bis 1938/39. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts
zurück. 1635/36 wird erstmals ein jüdischer Einwohner genannt. 1723
werden je zwei Schutzjuden(familien) in Ellar, Frickhofen
und Langendernbach genannt. Weitere jüdische Familien lebten in Lahr, Hausen
und Waldernbach. Die in diesen Orten lebenden jüdischen Familien schlossen sich
nach 1717 zu einer jüdischen Gemeinde mit Sitz in Ellar zusammen. 1789 lebten
in Ellar drei jüdische Familien, die überwiegend vom Viehhandel lebten. Im
19. Jahrhunderts bemühten sich die Gemeinden Frickhofen und Langendernbach
darum, von Ellar selbständig zu werden, was jedoch behördlicherseits untersagt
wurde, da die Gemeinde Ellar ohne die Filialgemeinden nicht mehr lebensfähig
gewesen wäre.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1807 in Ellar eine Familie mit sechs Kindern sowie eine
Witwe, in Lahr drei Familien mit zusammen sechs Kindern, in Hausen zwei Familien
mit sechs Kindern, in Waldernbach eine Familie mit sechs Kindern (der
Familienvater war als Krämer tätig);
in Ellar 1843 11 jüdische Einwohner (2,0 % von insgesamt 552
Einwohnern), 1871 30 (4,3 % von 705), 1875 vier jüdische Familien
(drei mit Namen Liebmann sowie Lehrer Schloß), 1885 25 jüdische Einwohner (3,6
% von 693), 1895 35 (5,2 % von 670), 1905 27 (4,0 % von 669), 1912 29 jüdische
Einwohner.
Mit allen Filialorten umfasste die jüdische Gemeinde Ellar 1843
insgesamt 124 Personen. 1897 waren es insgesamt 145 Personen in 28
Familien. Gemeindevorsteher waren damals L. Liebmann in Ellar, H. Stern in
Hausen, L. Hofmann (in Frickhofen).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule,
ein rituelles Bad sowie ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war: 1875 wird Lehrer Schloß genannt, 1897 unterrichtete die damals 24
jüdischen Kinder der Gemeinde S. Weikersheimer.
Die jüdische Gemeinde gehörte
zum Rabbinatsbezirk Weilburg beziehungsweise nach dessen Auflösung zum
Bezirksrabbinat (Bad) Ems - Weilburg.
Nach dem "Statistischen Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes" von
1898 S. 58 gehörten zu Ella damals 145 Personen in 28 Hauswaltungen.
Gemeindevorsteher waren K. Liebmann (in Ellar), H. Stern (in Hausen), L. Hofmann
(in Frickhofen). Als Lehrer, Vorbeter und Schochet war S. Weikersheimer tätig.
Er unterrichtete an der Religionsschule der Gemeinde damals 28 Kinder. Zur
Gemeinde Ellar gehörten damals: Hausen (14 jüdische Einwohner in 3
Haushaltungen) unter dem Vorsteher H. Stern; Frickhofen mit 48 Personen in 10
Haushaltungen unter de Vorsteher L. Hofmann,
Um 1924, als noch 20 jüdische Einwohner gezählte wurden, waren die Gemeindevorsteher Hermann Stern, einer
der Herren Liebmann und
Siegfried Kaiser. Zur jüdischen Gemeinde in Ellar gehörten damals auch die in
(Stein-)Neukirch und (wie bereits im 19. Jahrhundert) Hausen lebenden jüdischen
Einwohner. 1932 waren die beiden Gemeindevorsteher Louis Liebmann (1.
Vors.) und Theodor Liebmann. Damals erhielten noch zwei schulpflichtige
jüdische Kinder am Ort Religionsunterricht, vermutlich durch einen auswärtigen
jüdischen Lehrer.
1933 gab es noch drei jüdische Familien mit 16 Personen in Ellar.
Beim Novemberpogrom 1938 fuhren Nationalsozialsten mit LKWs in Ellar vor, richteten
die Scheinwerfer auf die jüdischen Wohnhäuser, bearbeiteten dann
die Türen mit Stangen und Knüppeln, schlugen die Fenster ein und plünderten
die Wohnungen. Die Häuser des Theodor Liebmann (mit
Lebensmittelhandlung), des Louis Liebmann und der Berta Bock geb. Liebmann, die
Synagoge und der jüdische Friedhof sowie Wohnhaus und Textilgeschäft des
Heimann Liebmann in Hausen wurden verwüstet. Nach den USA wanderten aus:
Familie Theodor Liebmann (November 1938), und Familie Heimann Liebmann (Kurt
1936, Heinz 1936, Heimann und Frau Nov. 1938). Im August 1939 zogen die Familie
Bock nach Aachen und die Familie Louis Liebmann nach Mainz. Regina Liebmann und
Berta Liebmann geb. Levi sind im Konzentrationslager Theresienstadt umgekommen.
Von den in Ellar geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hermann Bock (1912),
Moritz Bock (1903), Amalie Kahn geb. Liebmann (1878), Berta Liebmann geb. Levi
(), Emanuel Liebmann (1886),
Heimann Liebmann (1864), Herbert Liebmann (1923), Hermann Liebmann (1884), Josef
Liebmann (1891), Leopold Albert Liebmann (1891), Louis Liebmann (1888), Minna
Liebmann geb. Ehrenfeld (1898), Regina Liebmann (1860), Jenny
Löwenstein geb. Bock (1906), Irma Manasse geb. Liebmann (1897), Lina Schwarz
geb. Liebmann (1886), Franziska Seligmann geb. Liebmann (1885), Sara Strauß
geb. Lippnau (1868), Frieda Wallenstein geb. Liebmann (1892).
Seit November 2011 erinnert auf dem jüdischen
Friedhof in Ellar ein Denkmal an die aus Ellar in der NS-Zeit ermordeten und
vertriebenen Juden.
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Spendensammlung für Jakob Stein in Ellar (1868)
Ergebnisse
von Spendensammlungen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25.
November 1868: "Für den leidenden Jakob Stein in Ellar bei
Hadamar. M.E. Löwenberg in Wunstorf 1 Thaler. - Ungenannter in Mainz
1 Gulden. - Durch H. Lichnowski gesammelt beim Abschiede des A.
Gundelfinger in Hürben 3 Gulden,
Unbenannt 30 Kreuzer, zusammen 3 Gulden, 30
Kreuzer." |
Zur Geschichte der Synagoge
Am Anfang des 18. Jahrhunderts konnte ein Betsaal
(beziehungsweise eine Synagoge) im Haus der Familie Joseph Liebmann am Bornweg
(Hauseigentümer bis nach 1933) eingerichtet
werden. Nach 1800 bemühten sich die jüdischen Familien von Frickhofen
und Langendernbach um Gründung einer eigene Gemeinde und die Einrichtung eines
eigenen Betsaales, was jedoch von den Behörden untersagt wurde. Auch wäre die
Gemeinde Ellar ohne die Filialorte nicht mehr lebensfähig
gewesen. Nach die Gemeinden Frickhofen und Langendernbach nach 1885 ihre eigenen Gottesdienste abhielten, konnten in
Ellar immer seltener Gottesdienste abgehalten werden. Bereits einige Jahre vor
1933 wurde die Synagoge überhaupt nicht mehr benutzt, das Gebäude wurde
abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge:
Fotos
Tafel zur Erinnerung an die
Geschichte
der jüdischen Gemeinde am Eingang
zum jüdischen Friedhof |
|
|
|
|
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 154-156. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 48. |
| Keine Artikel bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 und dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995
S. 141. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 365-366. |
| Peter-Josef Mink: Die jüdische Gemeinde Ellar. Kissel-Verlag.
Beselich-Heckholzhausen 2007. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Ellar (now part
of Waldbrunn village) Hesse-Nassau. Established around 1740, the Jewish
community numbered 35 (5 % of the total) in 1895. By 1933 it was on the point of
disbanding. After Kristallnacht (9-10 November 1938), when they had to take
refuge in the village head's home, the last 13 Jews fled.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|