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im Elsass"
Fellering
(Dep. Haut-Rhin / Alsace / Oberelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Felleringen bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: genaue Zahlen liegen nicht vor.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war
vermutlich - zumindest zeitweise - ein jüdischer Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die Toten der Gemeinde wurden auf
dem jüdischen Friedhof in Jungholz beigesetzt (siehe Bericht unten von
1904).
Nachdem im Ersten Weltkrieg Thann durch Kriegseinwirkung stark zerstört wurde,
verlegte Rabbiner Meyer seine Schule für einige Zeit nach Fellering (damals elf
Schüler).
In den 1920er-Jahren lebten noch etwa 30 jüdische Personen in Fellering.
Wie viele Personen von der unter der deutschen Besatzung 1940 durchgeführten
Deportation aus Fellering betroffen waren, ist nicht bekannt.
Von den in Fellering geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Renee Lehmann
(1902), Marcel Levy (1901), Rosette Simon geb. Bloch (1906).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte aus dem jüdischen
Gemeindeleben
Taktloses Verhalten eines katholischen Geistlichen (1904)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Gemeindeblatt" vom 9. September 1904: "Thann im
Elsass. In Felleringen bei Thann war eine jüdische Frau
gestorben und sollte Sonntag, den 28. vorigen Monats, auf den jüdischen
Friedhof in Jungholz überführt werden. Vorher wurde im Hofe des
Sterbehauses eine Trauerfeier abgehalten, zu der sich auch viele
Katholiken einfanden, die, bevor sie in die gegenüber liegende Kirche zum
Gottesdienste gingen, der Verstorbenen die letzten Ehren erweisen wollten.
Während nun Dr. Mayer, der Rabbiner von Thann, die Trauerrede hielt,
erschien am Eingang zum Hofe des Trauerhauses ein katholischer Geistlicher
im Ornat und forderte mit lauter Stimme die Katholiken auf, in die Kirche
zu gehen. ‚Macht, dass Ihr da fortkommt und geht in die Kirche’, rief
er und verschwand. Während einige der Katholiken der Aufforderung tatsächlich
Folge leisteten, gaben andere im Verein mit allen Anwesenden ihrer Empörung
über die taktlose Störung der Trauerfeier unverholten Ausdruck.
Frankfurter Zeitung." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod von Gabriel Marx (1886)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1886: "Felleringen
(Elsass). Unter Gemeinde hat am 20. dieses Monats einen herben Verlust
erlitten durch den Tod des Herrn Gabriel Marx – er ruhe in Frieden
-,
der nach mehrwöchentlichem Leiden im 67. Lebensjahre zu einem besseren
Leben abberufen wurde. Durch diesen Hintritt entsteht aber auch eine große
Lücke in den Reihen der wahren und aufrichtigen Jehudim, die heutzutage
und namentlich hierzulande bei unseren traurigen religiösen Zuständen
leider immer seltener werden.
Mit aufrichtiger Liebe war er unserer heiligen lehre zugetan und erfüllte
ihre Vorschriften mit pünktlicher Treue. Mit ganz besonderer
Gewissenhaftigkeit beobachtete er das Gebot von Einhaltung
des Heiligen Schabbat, ja, er duldete nicht einmal, dass in seiner
Gegenwart von Geschäften am Heiligen Ruhetage gesprochen wurde. Den Armen
und Notleidenden stand er bei jeder Gelegenheit hilfreich zur Seite,
namentlich spendete er den Armen des heiligen Landes stets mit vollen Händen.
Was aber noch ganz besonders hervorgehoben zu werden verdient, ist, das er
diese wahre, echt jüdische Gesinnung auch auf seine Kinder unablässig zu
übertragen suchte; so versammelte er an jedem Heiligen
Schabbat sogar seine
erwachsenen, bereits selbständigen Söhne um sich, um sie mit dem Inhalte
des göttlichen Wortes bekannt zu machen.
Groß und allgemein war die Hochachtung, die er sich auch bei anderen
Konfessionen zu erfreuen hatte und so konnte man durch das Leben und
Wirken dieses Edlen von neuem die Überzeugung gewinnen, dass wir die
Achtung unserer nichtjüdischen Mitbürger nicht durch Abfall und Gleichgültigkeit
gegen unser heiliges Gesetz, sondern vielmehr dadurch erwerben, dass wir
treu unserer Religion, sowohl die Pflichten gegen Gott als auch gegen
unsere Mitmenschen gewissenhaft erfüllen.
Die vorzüglichsten Eigenschaften und edlen Verdienste des Verklärten
wurden bei dem Leichenbegängnisse von den Herren Rabbinern Wurmser -
Thann und Schüler - Bollweiler entsprechend geschildert und der
schmerzliche Verlust der Familie sowohl als des Gesamtjudentums würdig
zum Ausdruck gebracht. Möge der Allgütige den tief gebeugten
Hinterbliebenen lindernden Trost spenden und das fromme Vorbild des
Entschlafenen volle Nachahmung finden, auf dass die Erinnerung an diesen
Frommen stets zum Segen gereiche. Das Andenken an den Gerechten sei zum
Segen!" |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge wurde 1855 in einem Nebengebäude des
Hauses der Familie Schick eingerichtet.
Aus der Geschichte der Synagoge ist nur wenig bekannt. Aus dem Jahr 1902 liegt
ein Bericht von der Einweihung einer Torarolle vor:
Einweihung einer neuen Torarolle (1902)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1902: "Felleringen
(Ober-Elsass). Am Donnerstag, 23. Tewet, wurde hier die schöne und würdige
Feier einer Sefer-Tora-Einweihung
begangen. Frau Gabriel Marx stiftete zur ehrenden Erinnerung an ihren
verewigten, durch Frömmigkeit und Wohl tun bekannten Gatten eine
Torarolle, die, in vorzüglicher Ausführung in Jerusalem hergestellt, an
diesem Tage ihrer heiligen Bestimmung übergeben wurde. Die drei zu dieser
Zeremonie berufenen Rabbiner: die Herren Dr. Meyer – Thann,
Bamberger
– Sennheim, Schüler – Bollweiler, schilderten nach dem Minchagebet,
die hohe Bedeutung dieses festlichen Aktes in beredten und warm
empfundenen Worten und knüpften daran die Hoffnung, dass der Geist echtjüdischer
Frömmigkeit, der die edle Spenderin erfüllt, in deren Familie stets
fortleben möge.
Ein Festessen, das die zahlreich erschienenen Verwandten
und Freunde der Familie in froher und gehobener Stimmung mehrere Stunden
vereinigte, beschloss die festliche Veranstaltung, die auf alle Teilnehmer
einen tiefen und wohltuenden Eindruck machte.
Bei der Versteigerung des
Tischgebetes wurde der Erlös von Mark 42 erzielt, die, nebst anderen beträchtlichen
Spenden dem anwesenden Herrn Meyer von Mülhausen, für die Armen des
heiligen Landes übergeben wurden". |
Wie lange in der Synagoge Gottesdienste abgehalten wurden (bis
1940?), ist nicht bekannt.
Adresse/Standort der Synagoge:
unbekannt
Fotos
Fotos zur
jüdischen Geschichte in Fellering liegen nicht vor. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 159.
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