Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Geinsheim (Stadt Neustadt an der Weinstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Kennkarte aus der NS-Zeit    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
     
In Geinsheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Seit 1723 werden Juden am Ort genannt, namentlich 1742 ein "Jud Hench". 1754 gab es vier jüdische Haushaltungen, 1787/88 35 jüdische Einwohner.  

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1801 31 jüdische Einwohner (4,5 % der Gesamteinwohnerschaft), 1806 39, 1808 47 (5,9 %), 1825 56 (5.0 %), 1836 74,, 1848 94 (in 18 Familien), 1851 108, 1861/84 zwischen 80 und 84, 1875 75 (von insgesamt 1.502), 1885 62, 1892 58 (in 12 Familien), 1895 49 (in 10 Familien), 1897 47 (in 12 Familien, von insgesamt 1375 Einwohner), 1900 46, 1907 49.  
  
1809/10 werden an jüdischen Haushaltsvorständen genannt: David Arent (Metzger), Henri Hené, Joseph Mann, Simon Marchal, Charles Marschalck (Metzger), David Mayer, Henri Mayer. 
 
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (1891, vermutlich auch schon zuvor, nur Religionsschule) und ein rituelles Bad (seit 1874 in einem "Badhaus", vermutlich neben der Synagoge). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Haßloch beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Als Lehrer werden u.a. genannt: Gelbart (um 1879), S. Rosenberg (1891/92), S. Lehmann (1893), H. Marcus (1895/1903). Lehrer Rosenberg hatte 1892 13 Kindern Religionsunterricht zu erteilen; Lehrer Lehmann unterrichtete 1893 20 Kinder; 1895 waren es unter Lehrer Marcus nur 7 Kinder, 1897 4 Kinder. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Frankenthal
1903 gehörten auch die in Freisbach lebenden jüdischen Personen (5 Personen in einem Haushalt, Vorsteher L. Rothschild) zur jüdischen Gemeinde Geinsheim
 
Gemeindevorsteher waren: um 1892/95 H. Löb, S. Hene und J. Mane II; 1897 H. Lob, H. Mane I und S. Hene.
 
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde , waren die Gemeindevorsteher Jakob Mane I, Leo Mane und Julius Mane. Als Religionslehrer, Kantor und Schochet war Leopold Röthler in der Gemeinde tätig. Er erteilte auch den Unterricht auch in Gommersheim. In Geinsheim hatte er acht Kinder an der Religionsschule der Gemeinde zu unterrichten, weitere vier Kinder erhielten den Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen. 1932 waren die Gemeindevorsteher Leo Mané (1. Vors.), Alfred Mané (2. Vors.) und Hans Bender (Beisitzer). Im Schuljahr 1931/32 erhielten noch zwei Kinder der Gemeinde Religionsunterricht.       
  
1933 lebten noch 30 jüdische Personen in Geinsheim. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1938 wurden noch 20 jüdische Personen gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet und demoliert (s.u.). Die letzten sieben jüdischen Einwohner wurden im Oktober 1940 in das Konzentrationslager Gurs in Südfrankreich deportiert.   
  
Von den in Geinsheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Julchen Bär geb. Mane (1873), Moses Bär (1902), Siegfried Brinker (1921), Auguste Dornberger (1860; Foto des Grabsteines in Gurs siehe unten), Susanna Dornberger (1864), Flora Frank geb. Mane (1885), Lina Frank geb. Mane (1890), Betty Grünebaum geb. Loeb (1880), Wilhelmine Kafka geb. Mané (1880), Isidor Maas (1876), Elias Mane (1871), Emilie Mane geb. Lehmann (1875. Foto des Grabsteines in Gurs siehe unten), Heinrich Mané (1873), Heinrich Mané (1878), Hilda Mane (1879), Isidor Mané (1899), Melanie (Melli) Mane (1865), Mina Mane (1865), Mina Mane (1903), Sally Mané (1888), Sigmund Mane (1882), Simon Mané (1894), Sophie Mane (1883), Isaac Pineles (1898), Bertha Röthler geb. Strauß (1868). 
  
Zu Geschichte und Schicksal von Wilhelmine Kafka geb. Mané siehe Seite im "Gedenkbuch für die Karlsruher Juden".       
Hinweis: auch in Geinsheim bei Groß-Gerau lebten jüdische Familien. 
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1875 / 1879 (Anzeige des Stelleninhabers)/ 1889 / 1891 / 1892 / 1893 / 1894 
Die Ausschreibung erfolgte ab 1891 gemeinsam für Geinsheim und Gommersheim.      

Geinsheim Israelit 08121875.jpg (33104 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1875: "In der israelitischen Gemeinde Geinsheim (Rheinpfalz) ist die Stelle eines Religionslehrers, der zugleich Chasan und Schochet sein soll, vakant. Gehalt 300 Gulden, Nebeneinkünfte 100 Gulden, nebst freier Wohnung. Meldungen sind zu richten an Isaak Héne, Vorstand."    
 
Geinsheim Israelit 23041879.jpg (61300 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1879: "Religionslehrer, Chasan (Vorbeter) und Schochet. Stelle-Gesuch. Ein Religionslehrer, gebildeter Kantor, tüchtiger Schochet, welcher die besten Zeugnisse besitzt, sucht zum 1. Juni dieses Jahres eine dauernde Stelle (verheiratet, 28 Jahre alt), am liebsten als Schochet und Chasan in einer größeren Gemeinde. Derselbe ist auch ein tüchtiger Prediger. 
Offerten sind zu richten an Isak Mane in Geinsheim bei Neustadt a.d.H. (Bayern)."     
 
Geinsheim Israelit 28021889.jpg (64711 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1889: "Lehrerstelle
Die Stelle eines Lehrers, Vorbeters und Schochets in der Gemeinde Geinsheim (Rheinpfalz) ist vakant und soll bis 15. März besetzt werden. Gehalt fix 300 Mark, Schechita 400 Mark nebst bedeutenden Nebengefällen. Freie Wohnung mit 3 Zimmern und schöner Garten. Außerdem ist Aussicht da, dass Geinsheim und Gommersheim schon in nächster Zeit sich zu einer Elementarlehrerstelle vereinigen. 
Bewerber wollen sich schleunigst wenden an den Vorstand H. Löb in Geinsheim."   
  
Geinsheim Israelit 08011891.jpg (39250 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1891: "Die Religionslehrer-, Schächter- und Vorbeterstelle soll mit einem verheirateten Lehrer besetzt werden. Fester Gehalt 550 Mark. Nebenverdienste 350 Mark nebst freier Wohnung. Antritt sofort. Bewerber wollen sich an die unterfertigten Vorstände wenden. 
Heinrich Loeb, S. Lehmann
, Geinsheim."   
 
Geinsheim Gommersheim Israelit 04011892.jpg (50630 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1892: "Geinsheim - Gommersheim (bayrische Rheinpfalz). 
Die Religionslehrer-, Schächter- und Vorbeterstelle soll wieder besetzt werden. Jährliches Einkommen 1.000 Mark nebst freier Wohnung. Eintritt sofort. Deutsche reichsangehörige, verheiratete Bewerber wollen sich an die unterfertigten Vorstände wenden. 
Heinrich Loeb. Simon Lehmann
."   
 
Geinsheim Israelit 11051893.jpg (51268 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1893: "Die in Erledigung gekommene Religionslehrer- und Vorbeterstelle in Geinsheim-Gommersheim in der Rheinpfalz wir mit folgenden Bezügen zur Bewerbung ausgeschrieben:  1. Fixumgehalt ... 550 Mark.  2. Kasualien ... 400 Mark   3. Brandentschädiguzng  ... 40 Mark  Summa 990 Mark. 
Freie Wohnung im Schulhause.  
Bewerber wollen ihre Gesuche, mit Zeugnissen vorschriftsmäßig belegt, einreichen.   
Gommersheim, 6. Mai 1893 bei Post Gommersheim.  I.A. J. Mees, Rechner und Sekretär."    
  
Gommersheim Israelit 09111893.jpg (63079 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1893: "Wiederbesetzung der Religionslehrer- und Vorbeterstelle in Gommersheim, Bezirksamts Landau.  
Diese Stelle ist in Erledigung gekommen und wird hiermit mit folgenden Gehaltsbezügen ausgeschrieben:  
Bargehalt aus der Kultuskasse Mark 400  Kasualien Mark 100  Für Beheizung  Mark 20.  
Der Schächterdienst hier und in dem 10 Minuten entfernten Geinsheim stellt ein Einkommen von über 200 Mark in Aussicht. 
Freie Wohnung im Schulhause dahier.    
Bewerber wollen ihre vorschriftsmäßig belegten Gesuche hierorts persönlich einreichen.  
Gommersheim, 6. November 1893. Simon Lehmann, Vorstand."   
   
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1894
"Geinsheim - Gommersheim, Bayerische Rheinpfalz. 
Die vakant gewordene Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle soll sofort mit einem verheirateten Lehrer besetzt werden. Gehalt 600 Mark. Nebenverdienste 400 Mark. Brandentschädigung 30 Mark und freie Wohnung. Bewerber wollen sich an die unterfertigten Vorstände wenden. 
Geinsheim. H. Loeb
Gommersheim S. Lehmann." 

      
Die Ausschreibung von 1904, eine kritische Rückmeldung und eine veränderte Ausschreibung (1904)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juni 1904: "Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle ist sofort durch einen verheirateten Lehrer zu besetzen.
Ertrag 700-800 M. Freie Wohnung. Bewerber wollen sich melden.
Geinsheim (Rheinpfalz), 30. Mai. Der Vorstand. Abraham Mane."       
Hinweis: der nachstehende Artikel hat mehrfach einen stark ironischen Unterton! Gemeint: ein Lehrer ist tatsächlich mit 60 M. weder "fürstlich besoldet", noch reichen diese 60 Mk. pro Monat, um eine Familie durchzubringen.
Artikel in der "Jüdischen Rundschau" vom 17. Juni 1904: "Jüdisches Lehrerproletariat. Nachstehende Annonce befindet sich in No. 45 der in Mainz erscheinenden Zeitschrift 'Der Israelit': Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle ist sofort durch einen verheirateten Lehrer zu besetzen. Ertrag 700-800 M. Freie Wohnung. Bewerber wollen sich melden. Geinsheim (Rheinpfalz) 30. Mai. Der Vorstand. Abraham Mane.   Ein solcher Lehrer muss bis zu seinem 20. Lebensjahr die Präparandenschule und das Seminar besuchen, hat dann noch vier Jahre Konferenzarbeiten zu machen und ist dann, wenn er im Alter von 24 Jahren das Staatsexamen glücklich bestanden hat, noch lange nicht wohl bestallter Lehrer: denn dann muss er sich ja erst verheiraten, bis ihn eine Gemeinde für würdig achtet, den so fürstlich besoldeten Posten einzunehmen. Jedenfalls befürchtet die oben genannte Gemeinde, ein einzelner Mensch könne 60 Mk. pro Monat nicht durchbringen, weshalb er Familie haben muss. Diese Annonce im orthodox ist denn jüdischen Familienblatt spricht eine erschütternde Sprache. So tief traurig dieser soziale Tiefstand vieler jüdischer Lehrer ist, so soll man nicht vergessen, dass ein großer Teil der Schuld jene Gleichmacherei trifft, die auch vom 'Vorwärts' dogmatisch vertreten wird, dem wir diese Notiz in dieser Form entnehmen." 
Die jüdische Gemeinde Geinsheim reagierte mit einer neuen Ausschreibung und verzichtete auf die Forderung nach einem verheirateten Lehrer: 
Anzeige in "Der Israelit" vom 20. Juni 1904: "Religionslehrer, Vorbeter und Schächter per gleich in Geinsheim (Rheinpfalz). Einkommen 7-800 DM und freie Wohnung. Offerten dem Vorstand einzureichen."

  
         
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
  
70. Geburtstag von Berta Röthler geb. Strauß (Witwe von Lehrer Leopold Röthler) sowie Verlobung und Heirat von Jacob Roelen und Helene Röthler  (1938)  
Anmerkung: Berta (Bertha) Röthler ist am 1. Juli 1868 in Kaiserslautern geboren und wohnte spätestens seit den 1920er-Jahren bis 1940 in Geinsheim. Am 22. Oktober 1940 wurde sie nach Gurs deportiert. Sie ist am 5. Juli 1943 im Internierungslager Noé umgekommen.  
Der Mann von Bertha Röthler war Lehrer Leopold Röthler (geb. 13. Oktober 1861). 1892 wird er als solcher in Münchweiler* genannt, 1894 in Ortenberg, 1896 in Hottenbach*, 1898/99 in Meudt*, später (ab wann?, sicher in den 1920er-Jahren in Geinsheim. Zusammen mit seiner Frau Bertha hatte er mindestens zwei Kinder:
- Babette
(Betty, geb. 21. August 1894 in Ortenberg, war verheiratet mit Ernst Brinker [geb. 23. August 1891 in Werdohl], mit dem sie später in Berlin und in Lüdenscheid lebte; Kinder: Siegfried geb. 1921 in Geinsheim, Wolfgang geb. 1926 in Lüdenscheid; Betty und Ernst Brinker starben 1970 bzw. 1962 in Berlin und wurden dort beigesetzt, https://de.findagrave.com/memorial/195758283/betty-brinker und https://de.findagrave.com/memorial/195758284/ernst-brinker),
- Helene
(geb. 15. Oktober 1907 in Kaiserslautern; war verheiratet mit Jakob Roelen, geb. 16.8.1907 in Rockenhausen). Helene und Jacob Roelen wurden nach der Deportation in Auschwitz ermordet. http://haeftlingsdatenbank.gedenkstaette-neustadt.de/jakob-roelen/   http://www.gedenkstaette-neustadt.de/wp-content/uploads/2013/11/Roland_Paul_Juden_im_Lager_Neustadt.pdf S. 6. 
* Anmerkung: in den mit *) bezeichneten Orten wird in jüdischen Periodica in den angegebenen Jahren als jüdischer Lehrer "L. Röthler" genannt. Es ist zu vermuten, dass es sich um o.g. Leopold Röthler handelt.
Angaben zur Familie teilweise von Hans-Ulrich Dillmann, Lüdenscheid.     

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Juni 1938: "Aus Geinsheim. Am 1. Juli begeht Frau Berta Roethler Witwe ihren 70. Geburtstag. Wir wünschen der Jubilarin einen schönen Lebensabend in Gesundheit und Friedhof. (Alles Gute) bis 120 Jahre".     
 
Mitteilung im "Jüdischen Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Juli 1938: "Aus Rockenhausen. Verlobung. Herr Jak Roelen hat sich mit Fräulein Helene Röthler aus Geinsheim bei Neustadt verlobt."   
 
Mitteilung im "Jüdischen Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Oktober 1938: "Rabbinatsbezirk Kaiserslautern - Vermählung: 5. September (1938): Herr Jacob Roelen, Rockenhausen mit Helene Röthler, Geinsheim".  

 
Erinnerung an die Deportation in das südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober 1940 - 
Foto des Grabsteines für Auguste Dornberger in Gurs
      
Zur Person und Familie: Abraham Dornberger war verheiratet mit Karolina geb. Marschall aus Geinsheim; die beiden hatten drei in Geinsheim geborene Töchter: Auguste (geb. 1. August 1860), Susanna (geb. 25. Februar 1863) und Johanna (geb. 1. Juni 1865, gest. Januar 1934). Möglicherweise hatten sie noch weitere Kinder. Nach 1865 verzog die Familie nach Heßheim, wo Abraham und Karoline Dornberger eine kleine Kolonialwarenhandlung betrieben ( in der Lambsheimer Straße, wo auch die Familie wohnte). Nach dem Tode der Eltern übernahmen die drei Töchter, die alle ledig waren, die Kolonialwarenhandlung. Als die Schwester Johanna im Januar 1934 verstorben war, führten die beiden anderen Schwestern das Geschäft weiter. Am 10. November 1938 wurde der Laden und die Wohnung der beiden Schwestern Dornberger zertrümmert. Ein Geschäftsbetrieb war damit nicht mehr möglich. Am 22. Oktober 1940 wurden Auguste und Susanna Dornberg in das "Camp de Gurs" verschleppt. Susanna Dornberger starb an den dortigen unmenschlichen Zuständen am 30.12.1941 (Grabstein-Nr. 942), ihre Schwester Auguste am 4. Januar 1942 (Grabstein-Nr. 951).         

Geinsheim Gurs BK 021.jpg (191427 Byte)Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für  
Auguste Dornberger
geb. am 1. August 1860 in Geinsheim, später wohnhaft in Heßheim
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 4. Januar 1942 umgekommen ist.      

  
Grabstein für Emilie Manes geb. Lehmann in Gurs

Gommersheim Gurs BK 020.jpg (199299 Byte)Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für  
Emilie Mane geb. Lehmann
geb. am 9. März 1875 in Gommersheim, später wohnhaft in Geinsheim
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 6. November 1941 umgekommen ist.     

     

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte für die in Geinsheim 
geborene Flora Frank geb. Mane 
 Geinsheim KK MZ Frank Flora.jpg (93978 Byte)   
   Kennkarte (Dieburg 1939) für Flora Frank geb. Mane (geb. 24. April 1885 in Geinsheim), wohnhaft in Sickenhofen,
 am 25. März 1942 deportiert ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski, dann in das KZ Majdanek, umgekommen      
 

     
    
  
  
Zur Geschichte der Synagoge              
     
Spätestens 1808 war ein Betraum vorhanden, was aus einem Schreiben der Geinsheimer Juden an den Rabbiner aus Altdorf hervorgeht. Sie bedauerten damals, keinen Vorbeter in ihrer "Schule" zu haben. 1833 gehörte der "Schulsaal" (vielleicht identisch mit dem 1808 genannten) den Gemeindegliedern Heinrich Marschall und Heinrich Mayer. In diesem Jahr wurde er mit einem weiteren Zimmer von der jüdischen Gemeinde für 330 Gulden gekauft, damit ein erweiterter Betsaal eingerichtet werden konnte. Das Gebäude mit dem Betsaal war in der Unterdorfgasse. Beim Umbau hatte die jüdische Gemeinde einen separaten Zugang an der rückwärtigen Hauswand zu erstellen (eine "Stiege mit Gallerie"). 
  
1865 war das Gebäude mit dem bisherigen Betsaal baufällig geworden. Die Gemeinde beschloss die Neueinrichtung eines jüdischen Gemeindezentrums an der damaligen Hauptstraße. Im neugebauten (?) zweigeschossigen Fachwerkhaus befand sich außer der Synagoge die Wohnung des Lehrers und die Schule. In den folgenden Jahrzehnten waren immer wieder Reparaturen nötig (1899 und in der Folgezeit). Der Betsaal hatte zuletzt 40 Männer- und 25 Frauensitze.  
  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch Nationalsozialisten überfallen und geplündert. Die Inneneinrichtung wurde zerstört; am Gebäude entstanden äußerlich nur geringe Schäden. 1940/41 kaufte die Gemeinde das Anwesen für 1.000 RM, ohne jedoch die Summe zu begleichen. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurden in der ehemaligen Synagoge zunächst polnische Zwangsarbeiter untergebracht, dann italienische Soldaten, die auf Seiten der Wehrmacht eingesetzt waren. 

1947
wurden Renovierungsarbeiten durchgeführt, um das Gebäude als Wohnhaus verwenden zu könnten. Um 1950 wurde das Gebäude der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz rückübertragen. Diese verkaufte es um 1970 an Privatleute, von denen das baufällig gewordene Gebäude 1983 abgebrochen wurde, um an seiner Stelle einen Neubau zu errichten.   
  
  
Adresse/Standort der Synagoge      
  
Betraum
bis 1865: Unterdorfgasse Nr. 100b; Synagoge nach 1865 in der Gäustraße 22 (ehem. Hauptstraße Gebäude Nr. 219)  
  
  
Fotos 
(Foto von 1983 bei O. Weber s. Lit. S. 80 mit Quelle: Westrich s. Lit.) 

Die ehemalige Synagoge 
vor dem Abbruch (1983) 
Geinsheim Synagoge 120.jpg (60058 Byte)  
  Im vorderen Gebäudeteil war die
 Lehrerwohnung und die Schule; im 
hinteren Gebäudeteil die Synagoge.
 
     
        
Die in Geinsheim verstorbenen 
jüdischen Personen wurden auf dem
  Friedhof in Haßloch beigesetzt 
Hassloch Friedhof 103.jpg (82027 Byte)   
   Grabstein für Susanna Mayer von 
Geinsheim in Haßloch
  
        

  
 
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Neustadt an der Weinstraße   
bulletWebsite "Scherben der NS-Zeit" - Im Gedenken an die im Nationalsozialismus (1933-1945) Ermordeten unserer Gemeinde Geinsheim/Pfalz https://www.scherben-der-ns-zeit.de     

Literatur:  

bulletAlfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. 1992. 
bulletClaus-Peter Westrich: Juden in Geinsheim/Pfalz. In: Geinsheim in der Pfalz. Beiträge aus Vergangenheit und Gegenwart eines Gäusdorfes. Neustadt a.d.W. 1988 S. 249-257. 
bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 75.80  (mit weiteren Literatur- und Quellenangaben).
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 285-286 (mit weiteren Literaturangaben).  

  
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Geinsheim Palatinate. The Jewish population was 31 in the early 19th century and 55 in 1821. In 1848, the Jewish population reached a peak of 94 (18 families), with 13 breadwinners engaged in trade, two in farming, and three working as farmer-merchants. A synagogue was erected in the second half of the 19th century. The Jewish population dropped to 75 (total 1.502) in 1875, 46 in 1900, and 30 in 1932. Fifteen Jews remained in May 1939. Half left the village and the last seven were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940, six perishing.   
           
           

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020