Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Hottenbach mit Stipshausen (beide VG Rhaunen),
Bruchweiler, Sensweiler und Wirschweiler (alle VG Herrstein) (Kreis Birkenfeld) 
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde             
   
Im wildgräflichen Amt Wildenburg, das aus den Dörfern Asbach, Breitenthal, Bruchweiler, Kempfeld, Kirschweiler, Oberhosenbach, Schauren, Sensweiler, Sonnschied, Veitsrodt und dem wild- und rheingräflichen Anteil an Hottenbach und Hellertshausen bestand, kommen Juden zum erstenmal gegen Ende des 16. Jahrhunderts vor. Vor 1700 wohnten sie ausschließlich in Hottenbach. Um 1754 lebten zwei jüdische Familien am Ort. Außer dem jährlichen "Judenschutzgeld" hatten die Hottenbacher Juden ihren verschiedenen Handelszehnten nach Wildenburg zu zahlen. Das Schutzgeld betrug jährlich 25 bis 29 Gulden, für "Stichgeld" und "Fleischaccise" entrichteten sie drei Gulden pro Jahr. Als Marktgeleitgeld, d.h. für den herrschaftlichen Schutz, der ihnen beim Besuch der Wildenburger Märkte von Amtswegen zuteil wurde, hatten die Juden sechs bis acht Gulden zu leisten. 1777 wurden die Juden Weiß und Lazarus als "ehrnare Handelsjuden" in Hottenbach aufgenommen. In der Amtsrechnung des Amtes Wildenburg für dieses Jahr sind 25 Gulden Judenschutzgeld verzeichnet. Der Ort Kempfeld nahm 1786 zwei Handelsjuden auf, die jährlich acht Gulden Schutzgeld nach Wildenburg und drei Gulden an die Gemeinde entrichten mussten, wofür ihnen erlaubt war, an amtlich bestimmten Tagen in ausgewiesenen Walddistrikten Stöcke und Strünke auszumachen. 
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 116 jüdische Einwohner, 1824 161, 1842/43 138 in 29 Familien, 1875 127, 1880 124 (über 17 % der Gesamtbevölkerung), 1895 60, 1907 41. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts bildeten die in Hottenbach und dem benachbarten Stipshausen eine gemeinsame jüdische Gemeinde. Auch die in Bruchweiler, Sensweiler und Wirschweiler lebenden jüdischen Personen gehörten zur jüdischen Gemeinde in Hottenbach.
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Elementar-/Religionsschule, ein rituelles Bad und je einen Friedhof in Hottenbach und in Stipshausen. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war (erstmals nach einem Bericht von 1824) eine öffentliche jüdische Schule (d.h. zumindest eine Elementarschule) mit einem Elementar- beziehungsweise jüdischem Volksschullehrer vorhanden. Letztmals wurde 1862 die Stelle als Elementarlehrerstelle ausgeschrieben (s.u.). Nach 1862 (eventuell bereits auf Grund des Eingreifens von Oberrabbiner Kahn aus Trier 1862, siehe Bericht unten) handelte es sich nur noch um eine Religionsschule. Unter den Religionslehrern war Nathan Moses, der von 1874/75 bis zu seinem Tod 1882 in Hottenbach unterrichtete; vorher war Nathan Moses Lehrer in Rachtig, von wo auch seine Frau - Agatha geb. Marx - stammte; mit ihr hatte er zusammen zehn Kinder. Nach dem Visitationsprotokoll der Schule von 1830 war ein eigenes Schulgebäude mit einer Lehrerwohnung vorhanden, in dem damals der jüdische Lehrer mit seinen Eltern und vielen Geschwistern lebte.  
      
Um 1924, als noch 35 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden, war Vorsteher der Gemeinde Joseph Hirsch. 1932 war die jüdische jüdische Gemeinde aufgelöst; die hier noch lebenden 16 jüdischen Einwohner waren gemeinsam mit denen in Stipshausen (14 jüdische Einwohner) der Gemeinde in Rhaunen angeschlossen.   
   
Nach 1933
ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 9 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1938 wurden noch sechs jüdische Einwohner gezählt.    
     
Von den in Hottenbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", überarbeitet und ergänzt durch Reiner Schmitt, Michael Meyer und zuletzt Hermann Mosel): 
Johanna (Billa) Allmeyer geb. Köhler (1880, Ehefrau des Julius), Julius Allmeyer (1884), Leo (Lazarus) Allmeyer (1888), Ludwig (Louis) Adolf Allmeyer (1897), Antonia (Toni) Baum geb. Haas (1873), Lina (Helene) Bonem geb. Hirsch (1878), Ruth Fröhlich geb. Haas (1908), Arthur Haas (1880), Julius Haas (1897), Walter (Walther) Haas (1904), Sybilla (Billa) Haas geb. geb. Schömann (1902), Norbert Haas (1898) und Martha Haas geb. Levy (1899) mit den beiden Kindern Edith (1929) und Günter Haas (geb. 1931 nach dem Wegzug der Familie aus Hottenbach), Wilhelm Levy (1860; wurde weder in Hottenbach geboren, noch wohnte er dort, allerdings erblickten vier seiner fünf Kinder im Haus seiner Schwiegereltern in Hottenbach das Licht der Welt: Henriette, Josef, Moritz und Martha), Josef Levy (1894), Moritz Levy (1897), Nathalie Levy geb. Hirsch (1893), Emma Rosenthal geb. Phillip (1885).
Aus der Liste der Opfer von Hottenbach wurden auf Grund neuerer Recherchen von Hermann Mosel (Mitteilung vom 29.7.2021) herausgenommen: Oskar Mendel Blatt (1876), Siegmund Braun (1862), Rosa Levi geb. Friesem (1884 in Altena; Bezug vermutlich zu Hattenbach statt Hottenbach). Der Familienname Allmeyer schreibt sich häufig auch Allmayer. Es handelt sich um dieselbe Familie.  

Von den in Stipshausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind umgekommen: Karoline Gottschalk geb. Levy (1866), Wilhelm Levy (1860), Simon Meyer (1872) Setta (Settchen) Moos geb. Katzenstein (1876). 
Die in älteren Listen genannte Rosalie Grünewald geb. Birkenruth (geb. 1899) war zwar im Lager Gurs interniert, überlebte jedoch den Holocaust; sie blieb bis 1946 und emigrierte dann in die USA (gest. 1979; Auskunft von Werner Besier, Neustadt a.Rbge vom 24.7.2013).  
    
Aus Bruchweiler sind umgekommen: Josefine Gottschalk geb. Levy (1870), Ella (Ellen) Levy (1890), Johanna Wolf geb. Levy (1901). 
Aus Sensweiler sind umgekommen:  Bertha Lazarus geb. Levy (1864), Adele Levy (1930), Else (Elsa) Levy (1932), Emanuel (Emil) Levy (1899), Erich (Isaak Ernst) Levy (1927), Wilhelm Levy (1862), Wilhelm Levy (1870), Wilhelm (Willi, Willy) Levy (1894).   
Aus Wirschweiler ist umgekommen: Wilhelm (Willi) Hirsch (1878).       
      
      
      
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
 
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters / Schochet 1862 / 1870 / 1886 / 1890 / 1891 / 1893 / 1901 / 1902 / 1903 / 1904 / 1911   

Bei anstehenden Neubesetzungen war die Stelle immer wieder auszuschreiben. Aus verschiedenen Jahren sind die Ausschreibungstexte erhalten (siehe unten), aus denen teilweise auch die jeweiligen Vorsteher der Gemeinde vorhergehen. In einer ersten erhaltenen Anzeige von 1870 wurde kein Lehrer gesucht, vielmehr empfahl sich damals der jüdische "Lehrer und Kantor" aus Hottenbach Nathan Katz als Vorbeter in anderen Gemeinden. Dies war sicher möglich, da in Hottenbach selbst zu den hohen Feiertagen ehrenamtliche Vorbeter die Dienste übernahmen: 

Hottenbach AZJ 18021862.jpg (49639 Byte)Anzeige in der "allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Februar 1862: "Die hiesige israelitische Elementarlehrer-, vorsänger- und Schächterstelle, welche neben freier Wohnung jährlich circa 300 Thaler einträgt, ist alsbald zu besetzen. Das Nähere, welches für einen tüchtigen Lehrer und Chasan (Vorbeter) nur vorteilhaft ist und der Gemeinde zu wahrem Lobe gereicht, teilt auf frankierte Anfragen mit 
der Lehrer Rosenhaupt in Hottenbach, Regierungsbezirk Trier."    
  
Hottenbach Israelit 07091870.jpg (23524 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1870: "Als Chasan (Vorbeter) zu den bevorstehenden hohen Feier- und Festtagen Jamim hanoraim weJom Tow (die zehn erfurchtgebietenden Tage zwischen dem Neujahrsfest und dem Versöhnungstag) empfiehlt sich der Unterzeichnete. Über seine Qualifikation und Würdigkeit wird der Herr Oberrabbiner Dr. Auerbach in Bonn Auskunft zu geben die Güte haben. Nathan Katz, Lehrer und Cantor in Hottenbach, Regierungsbezirk Trier."
Nathan Katz hat spätestens 1886 die Gemeinde verlassen. In diesem Jahr wurde die Stelle durch den damaligen Gemeindevorsteher Salomon Moos neu ausgeschrieben:
Hottenbach Israelit 11021886.jpg (40340 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1886: "Die Stelle als Religionslehrer, Kantor und Schächter ist sofort oder bis längstens vor Ostern zu besetzen; am liebsten mit einem Unverheirateten. Salair 600 Mark Fixum nebst Nebenverdiensten. Reflektanten wollen sich gefälligst an den unterzeichneten Vorstand wenden. 
Hottenbach an der Nahe-Bahn. S. Moos."
Lange scheint der hierauf gewählte Lehrer nicht in Hottenbach geblieben zu sein, da vier Jahre später die Stelle wieder ausgeschrieben wurde.     
Hottenbach Israelit 27021890.jpg (29901 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Februar 1890: "Die Stelle als Elementarlehrer, Kantor, musikalisch gebildet, und Schochet ist zu besetzen bis zum 1. April dieses Jahres mit einem Fixum von 600 Mark nebst freier Wohnung mit schönem Garten. Ziemliche Nebenverdienste. Auch verheiratete junge Lehrer sind nicht ausgeschlossen. Reflektanten wollen sich an den unterzeichneten Vorstand wenden. 
S. Moos, Hottenbach bei Fischbach." 
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1891: "Wir suchen einen seminaristisch gebildeten Religionslehrer, Kantor und Schächter zum sofortigen Eintritt. Gehalt 600 Mark Fixum nebst schönen Nebenverdiensten. Bewerber willen sich an den unterzeichneten Vorstand wenden. 
S. Moos
, Hottenbach bei Fischbach, Rhein-Nahe-Bahn."     
 
Hottenbach Israelit 24081893.jpg (36707 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August 1893: "Vakanz. Gesucht zum sofortigen Eintritt einen Religionslehrer, Chasan und Schochet. Gehalt 600 Mark nebst freier Wohnung und Garten. Nebenverdienste 200 Mark. Meldungen erbittet 
Michel Burg,
Hottenbach bei Fischbach."   
Noch schwieriger war die Stellenbesetzung offenbar Anfang des 20. Jahrhunderts. Stellenausschreibungen liegen aus den Jahren 1901, 1902 und 1904 vor: 
Hottenbach Israelit 14021901.jpg (33954 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1901: "Wir suchen einen Religionslehrer verbunden mit Kantor- und Schächterdienst. Gehalt 600 Mark, exklusive Nebenverdienste, nebst schöne, neu erbaute freier Wohnung und schönem großen Garten. Ausländer gänzlich ausgeschlossen. 
Der Vorstand
M. Burg, Hottenbach, Kreis Bernkastel an der Mosel".
   
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1901: "Wir suchen per sofort einen 
Religionslehrer
, welcher den Kantor- und Schächterdienst mit zu versehen hat. Gehalt 6-700 Mark, Nebenverdienst ca. 200 Mark, nebst schöner, neu erbauter Wohnung und schönem, großen Garten. Ausländer gänzlich ausgeschlossen. Der Vorstand: M. Burg, Hottenbach, Kreis Bernkastel."   
   
Hottenbach Israelit 07051902.jpg (34618 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1902: "Wir suchen einen 
Religionslehrer

der Kantor- und Schächterdienst mit zu versehen hat. Gehalt 600 Mark, exklusive Nebenverdienste von circa 150-200 Mark, nebst schöner, neuerbauter Wohnung und schönem großen Garten. Ausländer ausgeschlossen. 
Der Vorstand: 
M. Burg,
Hottenbach, Kreis Bernkastel."
     
Hottenbach Israelit 27101902.jpg (42679 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1902
"Wir suchen per sofort oder auch für später einen 
Religionslehrer

Vorbeter
und Schächter. Gehalt 6-700 Mark nebst schöner, neu erbauter Wohnung und Garten. Nebenverdienste circa 140-200 Mark. Meldungen sind zu richten an den 
Vorstand der israelitischen Gemeinde Hottenbach (Bezirk Trier). 
M. Burg."    
 
Ausschreibung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Mai 1903: "Hottenbach (bei Trier). Religionslehrer, Vorbeter und Schächter. 600-700 Mark Gehalt, freie Wohnung und Garten. 
Meldungen an den Vorstand."   
   
Hottenbach Israelit 31081903.jpg (58384 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1903: "Wir suchen per sofort oder auch für später einen Religionslehrer, welcher auch Vorbeter und Schächter sein muss. Gehalt 8-900 Mark, Nebenverdienste ca. 150-200 Mark nebst schöner, neu erbauter freier Wohnung und schönem Garten. Ausländer gänzlich ausgeschlossen. 
Hottenbach, Bezirk Trier. Der Vorstand: M. Burg."    
    
Hottenbach Israelit 01091904.jpg (35528 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1904: "Wir suchen per sofort, oder auch für später einen Religionslehrer, welcher auch Vorbeter und Schächter sein muss, Gehalt 750 Mark. Nebenverdienste  circa 150 Mark; nebst schöner, neuerbauter, freier Wohnung und schönem Garten. Ausländer gänzlich ausgeschlossen. 
Hottenbach (Bez. Trier). Der Vorstand: M. Burg".. 
1907 reichten die durch die Abwanderung der jüdischen Familien knapp gewordenen finanziellen Mittel der Gemeinde nicht mehr aus, einen geprüften Religionslehrer zu bezahlen. Aus dem Jahr 1911 liegt allerdings ein letztes Mal eine Ausschreibung vor. Ob die Stelle noch einmal besetzt wurde, ist nicht bekannt.   
Hottenbach FrfIsrFambl 01091911.jpg (26026 Byte)Ausschreibung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. November 1911: "Frankfurt am Main. Vakanzen. - Hottenbach (Bezirk Trier), Religionslehrer, Vorbeter und Schächter per sofort. Gehalt 1.200 Mark, freie Wohnung etc.".    

      
Eine jüdische Elementarschule wird nicht (mehr) eingerichtet (1862)  

Hottenbach AZJ 14101862.jpg (75090 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Oktober 1862: Cochem an der Mosel, 28. September (1862). Bei der Offenheit, mit welcher Herr Oberrabbiner Kahn seine Ansichten in Nr. 40 dieses Blattes auseinander setzt, wird es in seinem Sinne sein, wenn wir bemerken, dass er auch faktisch dieselben zu verwirklichen sucht. So bemühte er sich, die öffentliche Elementarschule der Israelitengemeinde zu Offenbach a.d. Glan, allerdings vergeblich, zu einer Privatschule umzuwandern; hingegen gelang es ihn, die Bildung einer öffentlichen Schule für die israelitische Gemeinde in Hottenbach zu vereiteln."   

        
Über den tragischen Tod des Lehrers Aron Haas (1913)  

Über Lehrer Aaron Haas, der in Rhaunen unterrichtete (um 1878), wird berichtet (Zitat aus Hilde Weirich/Erich Stoll: Beiträge zur Geschichte der Juden in Rhaunen. 1991 S.20): "Über Haas wurde bekannt, dass er unverheiratet war, in Hottenbach wohnte, ohne eigene Wohnung, und zuletzt in der Hottenbacher Synagoge mit der Familie Josef Braun zusammen lebte. Über seinen mysteriösen Tod wird noch von Zeitzeugen berichtet: 'Aron Haas machte Botengänge für Hottenbacher Leute. So war er zwischen Weihnachten und Neujahr auf dem Wege nach Rhaunen, um in der Apotheke Arznei zu holen, wie er dies öfter tat. Unterwegs ist er im Schnee erfroren.' In den Sterbebüchern der Verbandsgemeinde findet sich folgender Eintrag: 'Haas, Aron, led. Hottenbach, Lehrer von Beruf, geb. 1833, gest. 20.12.1913, 79 J. Eine Anzeige der Polizeiverwaltung Rhaunen: Am Nachmittag des 28.12. 5 Uhr zuletzt gesehen. Am 29.12. tot aufgefunden".  
  
Hottenbach AZJ 16011914.jpg (27075 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Januar 1914: "Im Schneesturm umgekommen ist der Lehrer Aaron von Hottenbach. Er hatten einen Gang nach Schauren unternommen und war in zwei Meter hohen Schnee gekommen, in dem er erfroren ist."  

     
    
     

Zur Geschichte der Synagoge
         
    
Eine "Judenschule", d.h. eine Synagoge wurde vermutlich 1796 erbaut. 1824 werden in einem Bericht des Bürgermeisters Stumm aus Sulzbach sowohl die Synagoge wie auch eine jüdische Schule erwähnt.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Synagoge entweder gründlich renoviert oder neu erbaut (auffallende Ähnlichkeit mit der um 1832 erbauten Synagoge in Offenbach am Glan). Zwischen 1913 und 1927 wurde die Synagoge aufgegeben, da nicht mehr genügend jüdische Männer zur Erreichung der notwendigen Zehnzahl (Minjan) vorhanden waren. Das Synagogengebäude blieb im Besitz der jüdischen Gemeinde. 
  
Seit November 1937 bemühte sich die politische Gemeinde um einen Erwerb der Synagoge, Es war zunächst geplant, ein Heim für die Hitler-Jugend und einen Kindergarten einzurichten. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude durch einheimische SA-Mitglieder demoliert. Die im Giebel befindlichen Gebotstafeln (vgl. Ansicht unten) wurden zerschlagen, Torarollen und Gebetbücher geschändet. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude als Soldatenunterkunft und als Gefangenenlager zweckentfremdet. 

Nach 1945 war das Gebäude Notunterkunft für Heimatvertriebene. Das Gebäude kam wiederum an die jüdische Vermögensverwaltung, die es ihrerseits im Dezember 1949 an die politische Gemeinde verkaufte, von der es 1951 umgebaut wurde. 1981 kam das Gebäude in Privatbesitz und wurde erneut umgebaut. Es wird als Wohnhaus verwendet. 
  
  
 
Adresse/Standort der SynagogeRingstraße 45   
   

   
Fotos
(Ansicht 1987: Aus "Landesamt" s.Lit. S. 192; Ansichtskarte: Sammlung Hahn; Fotos 2009: Otmar Frühauf Breitenthal, Aufnahmedatum 11.11.2009).

Historische Ansichtskarte von Hottenbach
 (1903 verschickt)
Hottenbach Synagoge 001.jpg (78205 Byte) Hottenbach Synagoge 002.jpg (75955 Byte)
    Ausschnittvergrößerung: rechts Eingangsbereich
  in die Synagoge mit hohen Rundbogenfenstern und Dreiecksgiebel, links das 
Schulgebäude mit Lehrerwohnung.
     
Das ehemalige Synagogengebäude 
als Wohnhaus 1987
Hottenbach Synagoge 100.jpg (60360 Byte)
  Das ehemalige Synagogengebäude 1987. Erkennbar sind  Spuren der Rundbogenfenster.
     
     
Das ehemalige Synagogengebäude im Herbst 2009   
Hottenbach Synagoge 170.jpg (138707 Byte) Hottenbach Synagoge 171.jpg (91979 Byte) Hottenbach Synagoge 173.jpg (106394 Byte)
 Perspektive wie auf historischer Ansichtskarte oben. Der ehemalige Eingangsbereich 
der Synagoge im rechten Teil des Gebäudes mit den hohen Rundbogenfenstern und dem
 Dreiecksgiebel sind beseitigt, die rechte Gebäudehälfte ist der linken angeglichen. 
Blick auf das Gebäude im Bereich 
der früheren Synagoge 
(wie sw-Foto oben)
     
  Hottenbach Synagoge 172.jpg (104794 Byte)   
  Rückseite: links der Bereich der ehemaligen
 Synagoge, rechts der ehemaligen Schule
  
       

   
    

Links und Literatur  

Links: 

bulletWebsite der Gemeinde Hottenbach 
bulletSeite zur Synagoge Ringstraße in Hottenbach. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343515 (Abgerufen: 3. November 2023).    

Literatur:  

bulletHilde Weirich: Juden in Hottenbach und Stipshausen - eine Spurensuche. Laufersweiler: Förderkreis Synagoge Laufersweiler e.V. 1998. 
bulletHans-Werner Ziemer: Juden im ehemaligen Amt Wildenburg. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach. 7. Jahrgang Ausgabe  2/1997 Heft Nr. 14 S. 40. Online eingestellt (pdf-Datei).   
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 191-192 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletAxel Redmer: Staatenlos und vogelfrei. Widerstand, Verweigerung und Verfolgung von Menschen aus dem Bereich der oberen Nahe 1933 bis 1945. 1. Teil. Die Ausgebürgerten. 132 S. Birkenfeld 1993. 
bulletSeite des jüdischen Museums in Steinbach am Glan zum Schicksal der jüdischen Familie Mann in Steinbach (Ehefrau Elise geb. Allmayer ist 1889 in Hottenbach geboren)  
bulletSeite zum Grabstein des Lehrers Joseph Laser in Vöhl/Edersee (geb. 1848 in Hottenbach, seit 1882 Lehrer in Vöhl, gest. 1906 in Vöhl)   
bulletErwähnung eines Überfalles des "Schinderhannes" auf den Juden Wolf Wiener in Hottenbach 
bulletReiner Schmitt: Gedenkbuch - Die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung aus den Orten des Birkenfelder Landes 1933-1945 (Abentheuer, Baumholder, Birkenfeld, Bosen, Gonnesweiler, Grumbach, Hoppstädten, Hottenbach, Idar-Oberstein, Nahbollenbach, Niedereisenbach, Oberreidenbach, Offenbach, Rhaunen, Ruthweiler, Sensweiler, Sien, Sötern, Stipshausen, Thallichtenberg, Weierbach). 332 S. 2011. 
Hinweis: der genannte Beitrag von Reiner Schmitt ist in der Stadtbibliothek Trier und im Landeshauptarchiv Koblenz zugänglich. Er ist nicht im Druck erschienen. Über Fernleihe kann die Publikation aus der Stadtbibliothek Trier ausgeliehen werden.  

    
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020