Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Neu-Ulm (Kreisstadt) 
Jüdische Geschichte / Jüdischer Friedhof   
  

 Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
Sonstiges     
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletZur Geschichte des Friedhofes   
bulletFotos  
bulletLinks und Literatur    

   
 
  
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde               
   
In Neu-Ulm bestand eine jüdische Gemeinde (Filiale zu Ulm, jedoch dem Rabbinat Ichenhausen zugeteilt) bis 1942. Ihre Entstehung geht in die Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als sich einige Juden in der jungen Garnisonsstadt niederließen. 
   
1910 wurden 96 jüdische Einwohner in Neu-Ulm gezählt, 1925 76, 1933 44.   
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Unteroffizier Milton Stern (geb. 8.1.1895 in Baden-Baden, gef. 1.10.1917). 
  
Die Neu-Ulmer Juden hatten keine eigene Synagoge, sondern besuchten die Synagoge der Israelitischen Gemeinde in Ulm
    
Von den in Neu-Ulm geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Flora Bayersdorfer geb. Moos (1878), Berta Bissinger geb. Bissinger (1891), Betty Bissinger (1901), Daniel Bissinger (1881), Heinrich Bissinger (1888), Max Bissinger (1882), Sofie Bissinger (1888), Hugo Friedmann (1876), Frieda Krippel (1905), Hans Liebermann (1903), Siegmund Liebermann (1857), Margarete Loewy geb. Heymann (1896), Rudolf Loewy (1893), Ruth Loewy (1920), Jenny Luchs geb. Hechinger (1874), Joseline Möllerich geb. Liebermann (1867), Josef Stern (1893), Julie Wohlgemüth geb. Kirschbaum (1889), Anna Wolff geb. Bernheim (1876).  
   
Ein jüdisches Gemeindezentrum in Neu-Ulm gab es nach 1945 bis in die 1980er-Jahre für amerikanisch-jüdische Soldaten.
   
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Zum Tod von Leopold Bauland und seinen Geschwistern (1928)   

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juli 1928: "Neu-Ulm. Einen außerordentlich schmerzlichen Verlust innerhalb eines Jahres haben die Familien Bauland, Neu-Ulm, zu beklagen. Auf den Tod eines Bruders und einer Schwester folgte am 3. Juli dieses Jahres das Ableben des jüngsten Bruders, Leopold Bauland. Der Verstorbene erfreute sich in allen Kreisen der Bevölkerung des größten Ansehens und genoss auch als Kaufmann überall höchstes Vertrauen. Die zahlreichen Beileidskundgebungen sind ein sprechender Beweis für die allgemeine Wertschätzung des Verstorbenen."        

    
50-jähriges Firmenjubiläum der Firma L. Bernheim u. Sohn (1929)   
Anmerkung: Anna Wolff geb. Bernheim ist in der NS-Zeit nach der Deportation umgekommen.   

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. November 1929: "Neu-Ulm. Die Firma L. Bernheim u. Sohn, Inhaberin Frau Anna Wolff Witwe, begeht dieser Tage die 50. Wiederkehr ihres Gründungstages. Im Anfangsstadium der industriellen Schuhfabrikation wurde die Firma in Ulm gegründet und 1899 der Fabrikneubau in Neu-Ulm bezogen. Einer Anzahl bewährter Mitarbeiter konnten Auszeichnungen für 25-jährige treue Dienstzeit verliehen werden."           
  
Ergänzendes Dokument 
zu Firma L. Bernheim u. Sohn (1902)  
Neu-Ulm Dok 16017.jpg (98477 Byte) Neu-Ulm Dok 16017a.jpg (132487 Byte)     

Die Geschäfts-Postkarte der Mech. Schäftefabrik Neu-Ulm - L. Bernheim & Söhne wurde versandt nach Strassburg am 9. Juli 1902. Die Firma L. Bernheim & Sohn wurde 1879 in Ulm gegründet. 1899 wurde der Fabrikneubau in Neu-Ulm bezogen. Die Inhaberin Anna Wolff geb. Bernheim, eine Tochter von Ludwig Bernheim und Emilie geb. Dreyfuss (Dreifus), ist am 5. Mai 1876 in Bad Buchau geboren und ist am 6. März 1943 im Ghetto Theresienstadt umgekommen. Ihr Bruder Max Bernheim wurde am 29. August 1870 in Bad Buchau geboren. 
http://www.geni.com/people/Anna-Wolff/6000000039375451836     

   
75. Geburtstag von Emma Henle / 77. Geburtstag von Sofie Henle (1933) und Danksagung (1934)     

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Dezember 1933: "Neu-Ulm. Am 10. Dezember durfte Frl. Emma Henle ihren 75. Geburtstag feiern. Ihre Schwester, Frl. Sofie Henle, kann ihren 77. Geburtstag am 26. Dezember begehen. Beide Jubilarinnen sind beliebte Mitglieder unserer Gemeinde."         
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 14. Januar 1934: 
"Für die uns anlässlich unserer Geburtstage zugegangenen Aufmerksamkeiten sagen wir innigen Dank. 
Neu-Ulm   
Sofie Henle  -  Emma Henle
."     

  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
Anzeigen der Frau von Kantor Friedberger 1890 / 1891    

Neu-Ulm Israelit 16101890.jpg (63101 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1890: "Avis
In meiner Damenschneiderei ist bis zum 1. Dezember dieses Jahres für ein Mädchen, welches das Kleidermachen erlernen will, ein Platz offen. 
Mädchen, die sich selbstständig machen wollen, haben bei mir die beste Gelegenheit, sich aufs vorteilhafteste auszubilden. 
Lehrzeit: 1 Jahr und zwar unentgeltlich. Kost und Logis gegen Entschädigung im Hause. 
Frau Kantor Friedberger, Neu-Ulm (Bayern)."   
   
Neu-Ulm Israelit 16031891.jpg (46581 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. März 1891: "Avis
In meiner Damenschneiderei finden wieder 2 Lehrmädchen Aufnahme. Kost und Logis im Hause. 
Frau Kantor Friedberger, Neu-Ulm (Bayern)."   

   
Anzeige von F. Leiber (1931)    

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Oktober 1931: "Familienheim
Ehepaare, alleinstehende Personen beiderlei Geschlechts finden angenehmes Dauerheim oder Erholungsaufenthalt im bisherigen Sanatorium Neu-Ulm. Vornehme, helle Räume mit modernster Ausstattung, wunderbarer Park, ausgezeichnete, auf Wunsch rituelle Verpflegung. Pensionspreis Mk. 6.-.  
Besitzer: F. Leiber, Neu-Ulm, Parkstraße."      

    
    
Sonstiges 
Antijüdisches in einem Schreiben von Bürgermeister Josef Kollmann (1902) 
Anmerkung: Der Jurist Josef Kollmann war seit 1885 Erster Bürgermeister in Neu-Ulm; er blieb in dieser Amt bis 1919. 
Vgl. Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Neu-Ulm
Dr. Maximilian von Lingg, war von 1902 bis 1930 Bischof von Augsburg, vgl. Wikipedia-Artikel   http://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_von_Lingg    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Oktober 1902: "Neu-Ulm, 12. Oktober (1902). Der hiesige Bürgermeister Kollmann hat an den neuernannten Bischof von Augsburg, Dr. Lingg, aus Anlass von dessen erstem Besuch ein Begrüßungsschreiben gerichtet, in dem er von dem Stifter des Christentums sagt, dass dieser 'einer herzlosen, kurzsichtigen, selbstgefälligen und von liebeleerem Höhenwahn erfüllten jüdischen Bürokratie, Hierarchie und Weltweisheit, die später seinen Geist mit seinem Leibe am Kreuze zu vernichten versuchten, eine auf den Flügeln des Glaubens und der Liebe sich aus dem Sumpfe gemeiner Sinnlichkeit emporhebende Sünderin als Idealgestalt hinstelle mit dem göttlichen Worte: 'Ihr wird viel vergeben, weil sie viel geliebt hat'. Wenn es in dem Schreiben des Herrn Bürgermeisters weiterheißt, dass die 'magna Charta wahrer, allgemeiner Freiheit, der Grundfaktor der Kultur und des Forschrittes die Tatsache ist, dass wir eine Religion mit dem Gesetze der Liebe besitzen,' so muss man doch andererseits sagen, dass diese Religion der Liebe doch unmöglich darin bestehen könne, die Religion, aus der sie selbst hervorgegangen, in solcher Weise anzugreifen, wie es in dem obererwähnten Passus geschieht."          

    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

September 2015: Verlegung von "Stolpersteinen" in Neu-Ulm   
Anmerkung: in Neu-Ulm wurden seit September 2015 mehrfach "Stolpersteine" verlegt. Nach der ersten Verlegung (s.u.) erfolgten weitere Verlegungen am 29. September 2015 (fünf Stolpersteine) und am 12. Oktober 2017 (acht Stolpersteine). Zur vierten Verlegung am 2. April 2016 (sechs Stolpersteine) siehe unten.    
Erstmals wurden am 14. September 2015 in Neu-Ulm "Stolpersteine" zur Erinnerung an zehn jüdische und während des Holocaust ermordete Einwohner verlegt. "Stolpersteine" wurden verlegt: in der Augsburger Straße 34 für Heinrich Leopold, Berta, Max, Sofie, Daniel und Betty Bissinger; in der Beethovenstraße 11 für Jakob und Regina Karnikowski, in der Ludwigstraße/Ecke Bahnhofstraße für Siegmund Liebermann, in der Schützenstraße 38 für Alfred Neuburger.   
Artikel von Edwin Ruschitzka in der Südwestpresse vom 16. Juli 2015: "Erinnerung Stolpersteine in Neu-Ulm. Nach Ulm wird sich jetzt auch die Stadt Neu-Ulm am Projekt 'Stolpersteine' beteiligen. Damit wird an zehn von den Nazis ermordete Juden erinnert.
Es ist eine Aktion des Kölner Künstlers Gunter Demnig, der mit seinem Projekt Stolpersteine an die vielen Opfer des Nationalsozialismus erinnern will. Mehr als 50 000 kleine Betonquader mit einer Messingplatte, auf der die Namen sowie Geburts- und Sterbedaten stehen, hat er in ganz Europa verlegt. Ende Mai war in Ulm zugange, am 14. September wird er nach Neu-Ulm kommen und dann zum zweiten Mal auch nach Ulm. Auf Antrag der FDP hat die Verwaltung zehn in Neu-Ulm lebende Juden ermittelt, die in den 40er Jahren das gleiche Schicksal teilten: Sie wurden in den Konzentrationslagern Auschwitz oder Theresienstadt ermordet, sie starben im Ghetto von Lodz oder ihre Spur verliert sich in Polen. Am Dienstag hat der Ausschuss für Bildung, Familie und Kultur die 1000 für Straßenarbeiten notwendigen Euro bereit gestellt. Da ist zum Beispiel Alfred Neuburger, 1883 geboren und Rechtsanwalt in Neu-Ulm, der zuerst in Schutzhaft nach Dachau kam, 1944 dann in Auschwitz ermordet wurde. Oder der Hopfenhändler Siegmund Liebermann, geboren 1857, der 1942 an Hungertyphus in Theresienstadt starb. Jakob und Regina Karnowiski, geboren 1880 und 1884 in Polen, lebten lange in Neu-Ulm, betrieben dort ein Zigarrengeschäft. 1938 wurden sie wieder nach Polen abgeschoben und starben dann 1942 im Ghetto von Lodz (Litzmannstadt). Auch sechs Mitglieder der Familie Bissinger sind darunter, deren Biografien nicht vollständig zu ermitteln waren. Wie überhaupt alle Lebensläufe nur in mühsamer Recherchekleinarbeit zu ermitteln waren, wie Mareike Kuch in der Sitzungsvorlage geschrieben hat. Wenn der Künstler Gunter Demnig am Montag, 14. September, die zehn Stolpersteine in Neu-Ulm verlegen wird, in der Augsburger-, Bahnhof-, Schützen- und Beethovenstraße (Offenhausen), werden auch Schüler der Christoph-Probst-Realschule und der Inge-Aicher-Scholl-Realschule mit Wortbeiträgen dabei sein, die die Biografien mit recherchiert haben. Der Kostenaufwand für die Stolpersteine ist gering: 120 Euro pro Exemplar, ohne Straßenarbeiten. Die ersten zehn Neu-Ulmer Steine werde allesamt von Neu-Ulmer Stadträten finanziert. Die sechs Steine der Familie Bissinger übernimmt SPD-Stadtrat Ulrich Seitz. Einen Stolperstein wird die FDP finanzieren, die Grünen haben angekündigt, vier Steine bezahlen zu wollen. Und wenn noch Bedarf vorhanden ist, hat Rudolf Erne für die SPD angekündigt, die Vermittlungen zu übernehmen. Weitere Steine sollen 2016 verlegt werden. Alle müssen übrigens aus privaten Mitteln bezahlt werden, das Fraktionsgeld darf dafür nicht ausgegeben werden, hieß es am Rand der Sitzung."
Link zum Artikel 
-  Weitere Pressemitteilungen werden angezeigt über Suchfunktion "Stolpersteine Neu-Ulm".  
-  Informationen in der Website der Stadt Neu-Ulm: http://nu.neu-ulm.de/de/stadt-politik/stadtinfo/stolpersteine/  mit Fotos: http://nu.neu-ulm.de/de/stadt-politik/stadtinfo/stolpersteine/aktuelles/   
Vgl. Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Neu-Ulm  
 
April 2019: Vierte Verlegung von "Stolpersteinen" in Neu-Ulm 
Artikel von Ralf Grimminger in den "Ulm-News" vom 6. April 2019: "Sechs Stolpersteine gegen das Vergessen.
Der Künstler Gunter Demnig hat zum vierten Mal Stolpersteine in der Stadt Neu-Ulm verlegt. In der Wallstraße 22 erinnern ab sofort drei Stolpersteine an Emanuel, Emilie und Eva Rosenthal. Drei weitere Stolpersteine wurden in der Schützenstraße 38 zum Gedenken an Siegfried, Frida und Ilse Neumann verlegt. Sie sind Opfer der NS-Zeit. ...

Emilie Rosenthal wurde am 25. Dezember 1899 in Isny als Tochter von Albert und Friederike Zettler, beide Protestanten, geboren. Sie hatte zwei ältere Brüder: Albert (geb. 1890) und Karl (geb. 1891). 1911 zog die Familie nach Neu-Ulm, dem Geburtsort der Mutter. Emilie besuchte dort die Zentralschule. Während des Ersten Weltkriegs wurde sie zur Säuglingsschwester ausgebildet. Von 1920 bis 1922 arbeitete Emilie in einem Mütterheim. Danach lebte sie vier Jahre in Mailand. Im November 1926 kehrte sie nach Neu-Ulm zurück und zog 1927 nach Berlin, wo sie am 8. Dezember 1931 Emanuel Rosenthal heiratete. Im März 1933 starb Emilies Mutter, woraufhin das Paar nach Neu-Ulm zum Vater zog. Dort wurde am 8. September 1934 ihre Tochter Eva geboren. Am 19. März 1940 floh Emilie mit Eva nach Mailand und wohnte dort an der Piazza Castello 25. Über den Zeitpunkt und Umstand von Emilies Tod ist nichts bekannt. Emanuel Rosenthal wurde am 22. Januar 1901 in Frankfurt am Main als Sohn von Max und Eva Rosenthal geboren. Im selben Jahr zog die Familie nach Gleiwitz, dem Geburtsort des Vaters. Nach dem Tod der Mutter kehrte die Familie nach Frankfurt zurück. 1931 heiratete Emanuel Emilie Zettler in Berlin, von wo aus das Paar dann nach Neu-Ulm zu Emilies Vater zog. Emanuel arbeitete als Kontorist bei der Firma Nathan Strauss, Hüttenwerk A.G. in Ulm. Am 26. Juli 1939 ist Emanuels Abmeldung von Neu-Ulm nach Richborough (England) in ein Durchgangslager für jüdische Auswanderer verzeichnet. 1940/41 folgte die Internierung durch die Engländer als Sicherheitsmaßnahme für Ausländer auf der Isle of Man – dies wurde von ihm als Haft empfunden, da es keine Bewegungsfreiheit gab. Von 1944 bis 1945 arbeitete Emanuel Rosenthal in einer Munitionsfabrik, danach bis 1947 als Buchhalter. Im gleichen Jahr heiratete Emanuel seine zweite Frau Margit und lebte mit ihr bis zu seinem Tod 1955 in London. Mit Einverständnis seiner Tochter Eva aus erster Ehe erhielt Margit Rosenthal stellvertretend für Emanuel eine Entschädigung für dessen Schaden an Freiheit sowie beruflichem und wirtschaftlichem Fortkommen. Eva heiratete in Italien und emigrierte nach England.
Siegfried Neumann wurde am 19. November 1911 in Ulm geboren. Mit seinen Eltern Paula und Emil Neumann und seinen Schwestern Celia und Ilse lebte er bis Juni 1919 in Ulm in der Zeitblomstraße 13. Danach zog die Familie zu Paulas Eltern in die Johannisstraße 10 nach Neu-Ulm. Über die Schul- und Berufsausbildung von Siegfried ist nichts bekannt. Da sein Vater ab 1919 die Zigarrenfabrik (ab 1931 Büroartikel) seines Schwiegervaters übernommen hatte, darf angenommen werden, dass auch Siegfried in dieser Firma arbeitete. Auf seiner Einwanderungskarte in Brasilien ist als Beruf 'Techniker' vermerkt. Am 1. Oktober 1936 zog die Familie in die Schützenstraße 38 in Neu-Ulm. Am 12. April 1937 heiratete Siegfried Neumann Frida Heinbach, die am 28. April 1911 in Bad Buchau geboren wurde. Ihre Eltern waren Max und Ella Heinbach. Fridas Bruder Ludwig besuchte seine Heimatstadt Bad Buchau nach dem Zweiten Weltkrieg. Kurz nach ihrer Heirat emigrierten Siegfried und Frida Neumann am 18. Mai 1937 nach São Paulo in Brasilien. Vier Jahre später, am 29. April 1941, holte Siegfried seine Eltern nach. Siegfried und Frida Neumann starben in den 1990er Jahren. Ihre Tochter Carla Elias lebt noch in São Paulo. Ilse Neumann wurde am 27. Dezember 1913 als drittes und jüngstes Kind von Emil und Paula Neumann in Ulm geboren. Sie emigrierte am 26. April 1937 nach Chicago, USA, heiratete dort und hieß fortan Ilse Katmann. Sie starb im Oktober 2015 im Alter von 102 Jahren. Ihre Tochter starb 2017."  
Link zum Artikel  
 

    
   
   

Zur Geschichte des Friedhofes
    
     
Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Ichenhausen beigesetzt. Ichenhausen blieb bis nach 1933 der offizielle Friedhof der Neu-Ulmer Juden, was auf einem Gemeindetag der zum Bezirksrabbinat Ichenhausen gehörenden Gemeinden im August 1925 nochmals bestätigt wurde. Dennoch hatte bereits seit 1875 die jüdische Gemeinde Neu-Ulm von der Stadt Neu-Ulm die Genehmigung erhalten, auf dem städtischen Friedhof ein eigenes Gräberfeld anzulegen. Hierfür zahlte der Israelitische Wohltätigkeitsverein von Neu-Ulm der Stadt 6.000 RM. Bis zur NS-Zeit wurden 25 Einzelgräber, sechs Doppelgräber und sechs Kindergräber von Juden aus Neu-Ulm belegt.
           
Das Gräberfeld im städtischen Friedhof wird bis zur Gegenwart belegt. Es sind inzwischen etwa 50 Gräber vorhanden, die bis auf die Kindergräber in fünf Reihen angelegt sind. Eine niedrige Hecke grenzt den Friedhof zum nichtjüdischen Teil an. 1985 erstellte die Stadt Neu-Ulm eine weiße Säule mit einem Magen David und der Aufschrift "RUHESTÄTTE JÜDISCHER MITBÜRGER".  
   
Der Friedhof umfasst eine Fläche von 2,25 a
.     
    
    
Lage des Friedhofes   
Der israelitische Friedhof liegt innerhalb des Städtischen Friedhofes Neu-Ulm gegenüber der Friedhofshalle an der Zypressenstraße.

  Lage des jüdischen Friedhofes in Neu-Ulm auf dem dortigen Stadtplan: 
links anklicken und unter "Behörden und öffentliche Einrichtungen" 
weiterklicken zu "Friedhof, Neu-Ulm"

    
    
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 23.7.2004)  

Neu-Ulm Friedhof 101.jpg (77607 Byte) Neu-Ulm Friedhof 100.jpg (46822 Byte) Neu-Ulm Friedhof 108.jpg (85631 Byte)
Die 1985 aufgestellte weiße Säule mit der Aufschrift 
"RUHESTÄTTE JÜDISCHER MITBÜRGER"
Blick über den jüdischen Teil des 
städtischen Friedhofes
   
Neu-Ulm Friedhof 103.jpg (80318 Byte) Neu-Ulm Friedhof 104.jpg (46820 Byte) Neu-Ulm Friedhof 107.jpg (81883 Byte)
Großes Familiengrabmal für
 Familie Rosenheim 
Grabstein für Nathan Kaufmann 
aus Zaberfeld (gest. 1910) 
Links Grabstein für Klara Wurmser
 (1864-1937) und Lehmann Wurmser
 (1860-1937) 
      
     
Neu-Ulm Friedhof 105.jpg (85783 Byte) Neu-Ulm Friedhof 106.jpg (90557 Byte) Neu-Ulm Friedhof 102.jpg (77137 Byte)
Neuere Gräber, in der Mitte für 
Schaja Nowak (1914-1995)
Magen David als Grabstein für 
Oskar Fürsetzer (gest. 2000)
Grabstein für Chaim Weinberg (1926-2003)
mit Magen David und Levitenkanne 
          

               
               
Erinnerungsarbeit vor Ort - Gedenken auf dem Friedhof      
 

Januar 2021: Holocaust-Gedenktag - stilles Gedenken auf dem Friedhof        
Artikel von Ralf Grimminger in den "Ulm News" vom 27. Januar 2021: "Stilles Gedenken an NS-Opfer auf dem Neu-Ulmer Friedhof
Am heutigen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus hat die Stadt Neu-Ulm der Mitbürgerinnen und Mitbürger, die durch Verfolgung und Gewalt den unmenschlichen Repressalien des Regimes der Nationalsozialisten ausgesetzt waren, gedacht.
Aufgrund der Corona-Pandemie war leider keine öffentliche Gedenkstunde möglich. Stattdessen hat Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger im Stillen beim Gedenkstein für ehemalige jüdische Mitbürger auf dem Neu-Ulmer Friedhof einen Kranz niedergelegt und der Opfer gedacht. 'Was passiert ist, darf sich niemals wiederholen. Nur wer sich erinnert, kann verhindern, dass Menschen nochmals so unfassbar großes Leid angetan wird. Auch wenn aufgrund der Corona- Pandemie Gedenkveranstaltungen heuer leider nicht möglich sind, so ist es für mich und für die Stadt Neu-Ulm eine fortdauernde Verpflichtung, die Erinnerungen an das geschehene Unrecht wach zu halten und vor allem auch Aufklärungsarbeit zu leisten', sagt Neu-Ulms Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger. Vor 76 Jahren – am 27. Januar 1945 – war der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee. Alt-Bundespräsident Roman Herzog hat im Jahr 1996 den 27. Januar zum offiziellen Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus ausgerufen."  
Link zum Artikel       

   


   
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Neu-Ulm  

Literatur:
  
bulletIsrael Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. München 1988 S. 258-259.  
bulletMichael Trüger: Der jüdische Friedhof Neu-Ulm / Schwaben. In: Der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. 16. Jahrgang Nr. 85 vom April 2001 S. 16.  
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 485.  

   
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020