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Zurück zur Übersicht: "Jüdische
Friedhöfe in der Region"
Zu den
Friedhöfen im Regierungsbezirk Schwaben
Nördlingen (Landkreis
Donau-Ries)
Jüdische Friedhöfe
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge
in Nördlingen (interner Link)
Zur Geschichte der jüdischen Friedhöfe
Bereits im Mittelalter waren drei Friedhöfe vorhanden
(das Nachfolgende nach Art. "Nördlingen" in Germania Judaica
III,2 S. 978 und Anm.). Der erste Friedhof lag im Gebiet der
Stadterweiterung des 14. Jahrhunderts innerhalb des jüngeren, äußeren
Stadtmauerrings und diente der jüdischen Gemeinde in der 1. und in der 2.
Hälfte des 14. Jahrhunderts bis in die 1370er-Jahre als Begräbnisplatz. Bei
der Stadterweiterung wurde er durch christliche Überbauung des umliegenden
Geländes so beengt, dass Beerdigungen nicht mehr möglich waren. 1378 wurde auf
einem den Juden gehörigen Platz anscheinend im selben Gebiet ein neuer Friedhof
angelegt, dessen Benutzung 1384 bei der Unterbrechung der Judensiedlung endete.
1415 wies die Stadt der jüdischen Gemeinde ein ihr gehöriges Grundstück
außerhalb und südwestlich der Mauer am Henkel- oder Galgenberg (heute
Marienhöhe) als Begräbnisstätte zu. Diesen dritten Friedhof, den
"Judenacker", benutzte die Judenschaft bis zur Vertreibung von 1506/07.
Nachweislich wurden auf dem Friedhof des 15. Jahrhunderts aus folgenden Orten
jüdische Verstorbene beigesetzt: aus dem Bereich des Ries aus Baldingen, Bopfingen,
Hainsfarth, Kleinerdlingen, Löpsingen, Maihingen, Marktoffingen,
Oettingen, Pflaumloch und Wemding; außerhalb des Ries aus Dischingen,
Donauwörth, Ellwangen,
Feuchtwangen, Gunzenhausen, Weißenburg/Bayern und
Welden.
Erst die im 19. Jahrhundert neu entstehende jüdische
Gemeinde konnte wieder einen Friedhof anlegen, nachdem in den ersten Jahren der
Neuansiedlung die Toten auf umliegenden Friedhöfen beigesetzt wurden (nach
einem Vertrag von 1870 vor allem in Mönchsdeggingen;
teilweise wurden die in Nördlingen zugezogenen jüdischen Personen jedoch in
ihren Heimatorten beigesetzt). Der 1877 angelegte jüdische Friedhof in Nördlingen befindet sich
unweit des allgemeinen
städtischen Friedhofes am
Nähermemminger Weg beziehungsweise am Stegmühlweg. Auch ein
"Leichenhaus" (Taharahaus zur rituellen Waschung) wurde erbaut und am
7. September 1877 eingeweiht.
In der NS-Zeit wurde der Friedhof teilweise abgeräumt. Auch die
Umfassungsmauer wurde abgebrochen, um das Material zum Bau von Behelfsheimen zu
verwenden. Viele Grabsteine wurden wahllos abtransportiert und zur Herstellung
von Treppen und Grenzsteinen benutzt. 1947 wurden 200 Grabsteine auf Betreiben
des Bürgermeisters und der amerikanischen Militärregierung wieder
aufgerichtet.
Das ursprünglich links des Eingangs befindliche Taharahaus
diente mit den Räumen im Erdgeschoss sowie dem ausgebauten Dachraum auch als Wohnung
für den Friedhofspfleger. Der letzte Friedhofspfleger hatte diese Arbeit im Jahre 1924 von seinem Vater übernommen und bis zum Jahre 1973 durchgeführt.
1978 musste das Gebäude wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. Auf dem freien
Platz setzt man einen Gedenkstein mit der Inschrift: "DEN TOTEN ZUR EHRE
UND ZUM EWIGEN GEDENKEN AN DIE JÜDISCHEN BÜRGER AUS NÖRDLINGEN UND UMGEBUNG,
DIE IN DEN VERFOLGUNGSJAHREN 1933-1945 GRAUSAM UMGEKOMMEN SIND. UNS LEBENDEN ZUR
MAHNUNG, DEN KOMMENDEN GESCHLECHTERN ZUR EINDRINGLICHEN LEHRE. ERRICHTET IM
JAHRE 1979 VOM LANDESVERBAND DER ISRAELITISCHEN KULTUSGEMEINDEN IN
BAYERN".
Die bislang letzte Beisetzung in diesem Friedhof war 1986 (Samuel Levite).
Texte
a) aus Julius Heller s. Lit. S. 57 (freundlicher Hinweis von Peter
Karl Müller, Kirchheim/Ries): "Ein israelitischer Friedhof befand sich bis
1378 in der Vorstadt vor dem alten Reimlingertor, auf dem heutigen Brettermarkt;
ein anderer von da an in der Talbreite 'bei der Lehmgrube'. Dieser bestand bis
1506 und wurde auch von benachbarten Orten viel in Anspruch genommen. Von der
Mitte des 19. Jahrhunderts an bildete sich allmählich wieder eine israelitische
Gemeinde innerhalb der Stadt. Ihre Toten wurden bis zur Errichtung eines eigenen
Friedhofes (1877) in die benachbarten Orte Wallerstein,
Pflaumloch und Aufhausen
übergeführt."
b) aus Georg Monninger s. Lit. S. 51: "Die Juden hatten zuerst einen
Friedhof in der Vorstadt außerhalb des alten Reimlingertores, auf dem späteren
Viehmarkt, dem jetzigen Brettermarkt. Der im 15. Jahrhundert den Juden vom Rate
eingeräumte Friedhof in der Talbreite, am Henkel- oder Galgenberg gelegen, 'der
Judenacker' diente als Begräbnisstätte für einen weiten
Umkreis..."
B 268 Vor dem Bergertor: "Das im Jahre 1877 erbaute israelitische
Leichenhaus bei der Bergmühle wurde am 7. September der Benützung
übergeben".
Lage des Friedhofes
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Lage des jüdischen Friedhofes
in Nördlingen auf dem dortigen Stadtplan: oben anklicken
und unter
"Behörden und öffentliche Einrichtungen" weiterklicken zu
"Friedhof, israel." |
Link zu den Google-Maps
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos
Historische Fotos
Historische Fotos aus der Zeit vor 1945 sind nicht bekannt,
über Hinweise freut sich der
Webmaster von Alemannia Judaica, Adresse siehe Eingangsseite |
Neuere Fotos
Fotos in den 1990er-Jahren
(Foto: R. Hofmann, Stuttgart, harburgproject):
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Ansicht des Friedhofes -
damals noch
beschattet von zahlreichen Bäumen |
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Grabstein für Elias Bühler,
Zigarrenhändler
(1854 Kleinerdlingen- 1908 Nördlingen) |
Grabstein für Leopold Gerstle,
Viehhändler
(1848 Ichenhausen - 1918 Nördlingen),
Kriegsteilnehmer 1870/71 |
Grabstein für Samuel
Steinbock,
Getreidehändler (1832 Cronheim -
1915
Nördlingen) |
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Fotos 2004:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 12.3.2004)
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Eingangstor |
Tafel am Eingangstor |
Kindergräber |
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Teilansichten des
Friedhofes |
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Teilansicht
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Grabstein für Ephraim Oettinger
(Eisenhändler
in Nördlingen), der ehrenamtlich als Beschneider
tätig
war, daher das Messer
als Symbol auf
dem Grabstein. Dazu in der Mitte die Kanne
der aus dem
Stamm Levi Abstammenden. |
Abgebrochene Säule für ein
viel zu
früh verstorbenes Mädchen |
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Grabstein für Ludwig Ascher
(1876-1935) und
Josi Ascher (1888-1960) |
Gedenkstein für die in der
NS-Zeit
ermordeten jüdischen Nördlinger an
der Stelle des früheren
Tahara-Hauses
(Inschrift siehe oben) |
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Der Gedenkstein
auf dem herbstlichen Friedhof Anfang November 2007
(Fotos: Manuela Hofmann-Scherrers, Aufnahmedatum: 4.11.2007) |
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Entdeckte
Grabsteinfragmente 2007
(Fotos: Manuela Hofmann-Scherrers) |
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Zur
Geschichte dieser Fragmente: Während des Zweiten Weltkrieges wurden - wie
oben dargestellt - Grabsteine des jüdischen Friedhofes entfernt und u.a.
zum Bau von Befehlswohnheimen verwendet. Sie dienten zur Fundamentierung
und als Treppenstufen. Eines dieser Häuser wurde bereits vor einigen
Jahren abgebrochen, ohne dass auf diese Fragmente geachtet wurde. Im Mai
2007 wurde ein weiteres Haus abgebrochen. Es konnten noch zwei
Grabsteinfragmente geborgen werden. Eine Rückführung auf den Friedhof ist
geplant. |
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Die beiden
Grabsteinfragmente |
"Seine/ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens", darüber ist (links)
die
hebräische Jahreszahl erkennbar: vermutlich: "657 nach der kleinen
Zählung",
d.i. 1896/97 |
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Bau
von Behelfswohnheimen 1944
in Nördlingen - zur Fundamentierung
wurden
Grabsteine des jüdischen
Friedhofes verwendet |
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(Quelle der Fotos: Stadtarchiv Nördlingen, Fotosammlung) |
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Das Taharahaus
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abgebrochen 1978 |
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Die
aus Privatbesitz stammenden Fotos wurden durch Manuela Hofmann-Scherrers
vermittelt.
Das Taharahaus wurde 1978 abgebrochen,
nachdem ein Kostenvoranschlag einer Baufirma ergab,
dass für die
Instandsetzung des Hauses 7.215 DM inkl. MWSt hätten aufgebracht werden
müssen.
Die Sanierung wurde nicht durchgeführt. |
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Gefallene des Ersten Weltkrieges aus Nördlingen
(erstellt von R. Hofmann, Harburgprojekt:
Extrakt aus der Dokumentation im Stadtarchiv Nördlingen)
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Gedenkstein für die
Gefallenen des
Ersten Weltkrieges aus Nördlingen
im jüdischen Friedhof;
Näheres zur Biographie der Gefallenen:
hier
anklicken |
Jakob Bühler
(27.9.1890-11.7.1916),
Kaufmann in Nördlingen, Sohn des
Lederhändlers
Abraham Bühler in
Nördlingen. Jäger im Jäger-Regiment 3
des Deutschen
Alpen-Korps, einberufen
am 8.2.1915, gefallen am 11.7.1916
beim
Sturmangriff auf das Festungswerk
Souville der Festung Verdun, tödliche
Verletzung durch Granatsplitter,
Grab unbekannt |
Albert Regensteiner
(4.3.1896-26.9.1918),
Handelsmann in Nördlingen, Sohn des
1916
verstorbenen Viehhändlers
Joel Regensteiner. Meldereiter im 8.
Bayerischen Chevaux Regiment, einberufen
am 20.10.1915, gefallen am
26.9.1918
auf einem Melderitt mit mehreren
Kameraden südlich von Vouziers
bei
Reims in der Champagne, Grab unbekannt.
Träger des EK II |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Dietmar-H. Voges: Zur Geschichte der Juden in Nördlingen. In: Rieser Kulturtage Dokumentation Band III/1980. |
| Dietrich Bösenberg: Jüdische Friedhöfe im Ries. Am 7. April 2003
gehaltenes Referat (Universität Ulm, Zentrum für allgemeine
wissenschaftliche Weiterbildung. Arbeitskreis Nördlinger Ries). Dieses
Referat ist online eingestellt:
hier
anklicken (pdf-Datei). |
| Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Nördlingen/Schwaben.
In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 11.Jg. Nr. 72
März 1997 S. 19f. |
| Georg Monninger: Was uns Nördlinger Häuser
erzählen. Nördlingen 1915 Reprint 1984. |
| Julius Heller: Nördlinger Gotteshäuser. Mit einem
Anhang: Das Klösterle / Nördlinger Begräbnisstätten. Nördlingen
1920. |
Bericht vom Europäischer Tag der jüdischen Kultur am 4. September
2005 in Nördlingen und Oettingen mit Rundgängen über die Friedhöfe unter
Begleitung von Rolf Hofmann (aus den Rieser Nachrichten vom 6.9.2005 S. 26):
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