Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Neumagen-Dhron (VG Neumagen-Dhron, Kreis Bernkastel-Wittlich) 
Jüdischer Friedhof

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde       
    
Siehe Seite zur Synagoge in Neumagen (interner Link) 
    
    
Zur Geschichte des Friedhofes       
    
Der jüdische Friedhof in Neumagen wird erstmals 1578 erwähnt; er könnte jedoch auch älter sein. Er war Begräbnisplatz auch für die in der Umgebung lebenden Juden beziehungsweise bestehenden Gemeinden (1660 werden Beisetzungen aus Piesport, Neumagen und Thalfang genannt; Zitat: "Ao [Anno] 1657 zu Pissport ein Jud und zu Neumagen ein Judenmetgen gestorben, welche beide auf den Judenkirchhoff begraben 2 Goltgulden. 1660 ein Jud von Thalfang allhie begraben gibt 1 Goldgulden"), bis einige von ihnen eigene Friedhöfe anlegten. Im unteren Bereich ist der ältere Teil des Friedhofes; der Bereich der neueren Grabsteine des 19./20. Jahrhunderts liegt auf einer Erweiterungsfläche zum ursprünglich kleineren Friedhof. 
    
Die heutige Fläche des Friedhofes umfasst 36,71 ar (oder 34,70 ar). Es sind 127 Grabsteine erhalten. Die letzte Beisetzung war 1950.      
    
    
Texte zur Geschichte des Friedhofes  
Friedhofschändung 1931  

Reichelsheim Israelit 20081931.jpg (51213 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. August 1931: "Auf dem jüdischen Friedhof in Neumagen an der Mosel wurden in einer der letzten Nächte 9 Grabsteine umgeworfen. Auch auf dem Friedhof der jüdischen Gemeinde Reichelsheim wurden etwa 10 Grabsteine umgeworfen und beschädigt. Die Gemeinden Reichelsheim und Fränkisch-Crumbach (Hessen) haben eine Gesamtbelohnung von 100 Mark für die Ergreifen der Täter ausgesetzt."    

    
    
Lage des Friedhofes:     
    
Der Friedhof liegt unterhalb der Realschulstraße - schräg gegenüber Haus Realschulstraße 19
    
    
Link zu den Google-Maps:     
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)    


Größere Kartenansicht          
    
    
   
Fotos
 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.6.2009) 
Am Rathaus der Gemeinde: Darstellung 
von Neumagen um 1730 - Lageplan 
nach einem Ölgemälde
Neumagen Friedhof 201.jpg (62881 Byte) Neumagen Friedhof 200.jpg (77070 Byte)
Unter Nr. 1 der abgebildeten "Kulturstätten" markiert: "Judenfriedhof 1578 - Erstmalige Erwähnung eines Juden (sc. in Neumagen) im 13. Jahrhundert".
     
Neumagen Friedhof 203.jpg (119555 Byte) Neumagen Friedhof 204.jpg (101760 Byte) Neumagen Friedhof 205.jpg (77977 Byte)
Das Eingangstor 
zum Friedhof  
Hinweistafel: "Anno 1474, Juden in der
 Gemeinde. 1578 Friedhof erwähnt".
Hinweis: "Schlüssel beim Ortsbürgermeister
 oder der Verbandsgemeindeverwaltung
 Neumagen-Dhron erhältlich".  
    
     
Neumagen Friedhof 206.jpg (114267 Byte) Neumagen Friedhof 221.jpg (115735 Byte) Neumagen Friedhof 220.jpg (133430 Byte)
Blicke über den Friedhof vom alten zum neueren Teil   Alter Grabstein für einen "aufrechten 
und geradsinnigen Mann"  
 
      
Neumagen Friedhof 207.jpg (126476 Byte) Neumagen Friedhof 219.jpg (112865 Byte) Neumagen Friedhof 209.jpg (112400 Byte)
Grabstein links für Helena (?) Leib geb.
 Kahn,
rechts für Zaudick Leib (gest. 1880)  
Grabstein für Lazarus Leib (Elieser 
Sohn des Abraham
, 1865-1893)  
Grabstein für Seligmann Ermann 
(gest. 1891) 
      
Neumagen Friedhof 210.jpg (106613 Byte) Neumagen Friedhof 215.jpg (114208 Byte) Neumagen Friedhof 218.jpg (122109 Byte)
Grabstein für Johanna Leib: "Der Lilie
 gleich an Lieblichkeit, Dem Veilchen an
 Bescheidenheit, Ruht unter dieser
 Grabeslast, Zur ewig friedlich stillen Rast"
Grabstein für Esther Mayer 
geb. Baum (Esther Tochter 
des Mordechai
,
1863-1927)
"Zum Andenken unserer lieben Eltern 
Isaac Leib und Johanna geb. Richard 
und Onkel Max Leib"
       
       
Neumagen Friedhof 213.jpg (112771 Byte) Neumagen Friedhof 214.jpg (109893 Byte) Neumagen Friedhof 208.jpg (127501 Byte)
Grabstein vorne links der Mitte für 
Leopold Hirsch (1847-1930), Doppelgrab
 dahinter für Gottfried Herz und Sara Herz
 geb. Schweich
(gestorben Dezember 1915
 bzw. Januar 1916)  
Grabstein links mit Levitenkanne 
für den Lehrer Moses Grünewald
 (1866-1928, vgl. Bericht), 
rechts für Moses Leib (1875-1928) 
Grabstein rechts für 
Karoline Salomon (gest. 1889), 
Grabstein links für Klara Leib 
geb. Hirsch
(gest. 1886)
       
     
Neumagen Friedhof 211.jpg (102940 Byte) Neumagen Friedhof 217.jpg (108986 Byte) Neumagen Friedhof 212.jpg (108638 Byte)
Grabstein links für Jakob Levy 
(1846 Müstert - 1934 Könen), 
Grabstein Mitte nicht lesbar, Grabstein
 rechts für Samuel Levy (gest. 1936)  
Teilansicht - oberer linker 
Eckbereich des Friedhofes 
Grabstein rechts der Mitte für 
Henriette Levy geb. Herrmann 
(1856-1933), links 
für Benjamin Levy (1848-1934)
 
     
   Neumagen Friedhof 216.jpg (102561 Byte)   
   Pflanzenornamentik auf dem oben
 abgebildeten Grabstein von 
Esther Mayer geb. Baum
  

     
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

Oktober 2010: Führung über den Friedhof durch Dr. Marianne Bühler     
Artikel im "Trierischen Volksfreund" vom 23. Oktober 2010 (Artikel): "Führung auf dem jüdischen Friedhof von Neumagen
Eine Führung über den Neumagener Judenfriedhof hat großen Zuspruch bei der Bevölkerung gefunden und vermittelte interessante Einblicke in die Begräbnissitten der Juden.
Neumagen-Dhron
(red). 70 bis 80 interessierte Bürger hatten sich auf dem Neumagener Judenfriedhof eingefunden und lauschten aufmerksam den fachkundigen Ausführungen von Dr. Marianne Bühler zum Thema 'Sitten und Gebräuche auf jüdischen Friedhöfen'. 
Marianne Bühler, die gerade dabei ist, die Geschichte des Friedhofes im Rahmen eines Neumagener Arbeitskreises zur Aufarbeitung der Geschichte der jüdischen Gemeinde Neumagen-Dhron zu erforschen, gab außerdem einen Zwischenbericht über das, was bisher über den Friedhof herausgefunden wurde.
Der mit 3372 Quadratmetern nach Wittlich zweitgrößte Friedhof im Kreis Bernkastel-Wittlich diente als Begräbnisplatz nicht nur für Neumagener Juden, sondern auch für Juden aus der weiteren Umgebung - aus Niederemmel, Müstert, Reinsport, Minheim, Hetzerath, Trittenheim und sogar Thalfang.
Der Friedhof ist mindestens 350 Jahre alt und damit das älteste noch vorhandene Zeugnis jüdischen Lebens in Neumagen. Wahrscheinlich gab es aber bereits im 15. Jahrhundert Juden in Neumagen.
Insgesamt finden sich 127 Grabsteine auf dem Judenfriedhof in Neumagen. Der älteste bisher entzifferte Stein stammt aus dem Jahr 1772, das jüngste Grab von 1938. 1935 wurden Grabsteine auf dem Friedhof umgestürzt. Manche Grabsteine sind heute unvollständig, manche wurden offenbar wieder geflickt. Dass auf dem Friedhofsgelände während der Nazizeit kein Hitlerjugendheim entstand, ist den Dhronern zu verdanken, die sich gegen das Projekt stellten. Auch eine 1944 geplante Nutzung als Wiese kam nicht zustande. 
An einem der eindrucksvollsten Gräber, dem des jüdischen Lehrers Moses Grünewald, verlas Marianne Bühler den Nachruf, der am 5. Juli 1928 auf Grünewald in der Zeitschrift 'Der Israelit' stand. Viele Anwesende waren ergriffen zu erfahren, dass bei dem Begräbnis des hochgeachteten Lehrers nicht nur die Schulen anwesend waren, 'es folgten die Geistlichkeit und Vertreter aller Behörden, zuletzt die Bürger aus allen Kreisen der Bevölkerung' - ein Zeichen dafür, wie sehr geachtet und ins Dorfleben integriert die Juden in den Moseldörfern über lange Jahre hinweg waren. Von Marianne Bühler und Uwe F. W. Bauer stammt der Band 'Steine über dem Fluss - jüdische Friedhöfe an der Mosel', herausgegeben vom Paulinus Verlag."   
 
Juni 2020: Über den jüdischen Friedhof von Neumagen  
Artikel von Christina Bents im "Trierischen Volksfreund" vom Juni 2020: "Geschichte : Ein Mittelzentrum jüdischer Kultur. Der jüdische Friedhof in Neumagen-Dhron: Hier sind insgesamt 127 Grabsteine erhalten.
Neumagen-Dhron Im zweiten Teil der Serie über jüdische Friedhöfe im Kreis geht es heute um die Ruhestätte in Neumagen-Dhron. Die besondere Anordnung der Grabsteine konnte bisher nicht geklärt werden.
Hohe Eichen und Linden umrahmen den jüdischen Friedhof in Neumagen-Dhron. Sie strahlen eine erhabene Ruhe aus, die dem Ort angemessen ist. Auf insgesamt 3470 Quadratmetern stehen hier noch 127 Grabsteine. Damit ist Neumagen-Dhron, hinter Wittlich, der zweitgrößte jüdische Friedhof im Kreis Bernkastel-Wittlich. Dr. Marianne Bühler, Theologin und viele Jahre im Emil-Frank-Institut hauptamtlich tätig, hat dafür zwei Erklärungen: 'Diese Größe hat der Friedhof, weil Neumagen-Dhron ein zentraler Ort für die Juden der Umgebung war. Die Juden waren Viehhändler, Metzger oder betrieben Geschäfte im Ort. Es gab neben dem Friedhof eine Synagoge und eine jüdische Schule. Es ist auch ein Treffen von Rabbinern, ein sogenannter Judenlandtag in Neumagen-Dhron im 18. Jahrhundert nachweisbar.' Zudem sind nicht nur Juden aus Neumagen-Dhron, sondern auch aus Niederemmel, Müstert, Reinsport, Minheim und Hetzerath, die zur Synagogengemeinde Neumagen-Niederemmel gehörten, hier zu Grabe getragen worden. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts sind auch Trittenheimer hier beerdigt worden, dann bekamen sie einen eigenen Friedhof. Niederemmeler wurden früher auf dem Friedhof in Wintrich begraben, auf dem aber keine Grabsteine mehr erhalten sind. Auffällig ist die Belegung des Friedhofs. In den oberen Reihen stehen die Grabsteine sehr dicht beieinander, im unteren, linken Teil ebenfalls. Die Mitte wirkt, bis auf einige vereinzelte Steine leer, ebenso wie der rechte Teil. Dr. Marianne Bühler meint dazu: 'Möglicherweise sind überall Grabsteine oder Gräber verborgen, denn der Friedhof ist sehr alt. Sie könnten aber auch in der Nazizeit abtransportiert oder aufgeschüttet worden sein oder die Grabsteine sind im Boden eingesunken.' Weiter sagt sie: 'Dies muss unklar bleiben, denn den Boden zu untersuchen, verbietet sich auf Grund der Pietät. Jüdische Friedhöfe sollen unangetastet bleiben.' Der älteste noch teilweise lesbare Grabstein stammt aus dem Jahr 1770. Besonders ist der Grabstein von Lena Leib, geborene Gerson. Sie ist nur 30 Jahre alt geworden und am 29. September 1875 gestorben. Ihr Grabstein ist auf der Vorderseite in Hebräisch und auf der Rückseite in Deutsch geschrieben. Darauf ist ein Gedicht verewigt, indem es unter anderem heißt: 'Liebe Gattin und theure Mutter Engel jetzt in Himmelshöhen,….In Sehnsucht wandern wir hienieden Bewusst vom einstigen Wiedersehen.'
Wie alt der Friedhof genau ist, ist nicht bekannt. Fakt hingegen ist, dass in Neumagen-Dhron schon im 15. Jahrhundert Menschen jüdischen Glaubens lebten, direkte Nachweise zum Friedhof stammen aus dem 17. Jahrhundert. Das letzte Grab, das noch vorhanden ist, stammt aus dem Jahr 1938, hier wurde Julie Juda, geborene Salomon, beerdigt. Wenige jüdische Symbole sind auf den Grabsteinen in Neumagen-Dhron zu sehen, vereinzelt gibt es Davidsterne. Auf einem Grabstein ist eine Kanne, als Zeichen für die Leviten, die Waschungen im Tempel durchführen durften. Der letzte jüdische Lehrer Moses Grünwald ist hier begraben. Typische Namen auf dem Friedhof sind Hirsch, Bonem, Leib, Juda oder Mayer. Es gibt eine Gedenk- und Informationstafel am Eingang des Friedhofs und in der Bogengasse, in der die Synagoge war. Die jüdische Geschichte ist in Neumagen-Dhron von einem Arbeitskreis aufgearbeitet worden, den Günter Leitzgen angestoßen hat. Zuvor hatte sich schon Franz Bozet mit dem Thema beschäftigt, unter anderem in der Chronik des Ortes. Sehr engagiert ist zudem die Realschule plus, die 2017 ein Großprojekt, bei dem die gesamte Dorfgemeinschaft miteingebunden war, organisiert hat. Bis heute arbeiten die Schüler an Themen, um Vorurteile aufzubrechen, unter anderem mit einem Podcast, dessen erste Folge von der 'Jüdin Emilia' handelt. Das in Wittlich ansässige Emil-Frank-Institut organisiert zudem Führungen. Viele Juden aus Neumagen-Dhron sind in die USA oder nach Israel geflohen, aber auch in deutsche Großstädte. Deportiert wurden die Hiergebliebenen ins Ghetto Litzmannstadt nach Polen und nach Theresienstadt in Tschechien in den Jahren 1941 und 1942."    
Link zum Artikel 
 

  
    

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Neumagen-Dhron  
bulletSeite bei kultur.landschaft.digital zum jüdischen Friedhof Neumagen:  https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-274636  
bulletFotos zum jüdischen Friedhof Neumagen auch in der Website von Stefan Haas  
http://www.blitzlichtkabinett.de/lost-places/friedhofs-fotografie/friedhöfe-in-rlp/    

Literatur:  

bullet Siehe Seite zur Jüdischen Geschichte / Synagoge in Neumagen (interner Link)    

    
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020