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Niedermendig mit
Obermendig (Gemeinde
Mendig, Kreis Mayen-Koblenz)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Niedermendig (mit Obermendig) bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts
zurück. Der Stammbaum der Familie May in Niedermendig lässt sich bis auf
den 1685 in Niedermendig geborenen Jakob
May zurückverfolgen. Er war später mit einer Sara verheiratet (Zeitschrift
"Jüdische Familienforschung" Jg. 1937 Heft 46 S. 861). 1754 werden
folgende
jüdische Steuerzahler in Niedermendig mit den an das Erzstift Trier
zu leistenden Abgaben genannt: Wittib Jacobs, Moyses, Mordge, Nathan, Seligmann und Mayer.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: in Niedermendig 1808 25 jüdische Einwohner, 1858 42, um 1894/1901 37
(von insgesamt ca. 3.100 Einwohnern); in Obermendig 1808 18, 1858 34,
1895 5, 1901 9. 1905 waren es in beiden Orten 54 jüdische Einwohner.
An Einrichtungen bestanden in Niedermendig eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule,
ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - vermutlich einige Zeit im 19.
Jahrhundert - ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. In der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 8. Dezember 1869 wird in einer Spendenliste "Lehrer Laser Friedmann
in Niedermendig" genannt. Ansonsten kamen auswärtige
Lehrer zum Unterricht der Kinder in die Gemeinde. 1905 wurde die Gemeinde
durch sogenannte jüdische "Wanderlehrer" versorgt, die den jüdischen Kindern
"Wanderunterricht" erteilten. 1905 besuchten sechs Jungen und sieben Mädchen der
Gemeinde den Religionsunterricht.
Als Gemeindevorsteher werden genannt: um 1894/1901 D. Schäfer, 1905
Moritz May.
Um 1924, als in Niedermendig 44 jüdische Einwohner gezählt wurden (in
Obermendig inzwischen keine mehr), waren die Gemeindevorsteher Simon May und Moses Eggener.
Damals erhielten drei jüdische Kinder der Gemeinde ihren Religionsunterricht im
Gymnasium in Mayen. 1932 waren die
Gemeindevorsteher Moritz May (1. Vors.) und Julius Lukas (2. Vors.). Als Lehrer
kam Albert Levy aus Mayen regelmäßig nach Niedermendig. Er hatte im Schuljahr
1931/32 vier Kinder am Ort in Religion zu unterrichten (Günther Lukas,
Hella Meyer, Alice Meyer, Edith Falk - von Ihnen hat nur Günther Lukas die
NS-Zeit überlebt).
1933 lebten noch 40 jüdische Personen in Niedermendig. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge zerstört (siehe unten). Die letzten sieben
jüdischen Einwohner wurden von Niedermendig aus deportiert und sind
umgekommen.
Von den in Niedermendig geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hedwig Bier geb. May
(1895), Melanie Brünell geb. Mayer (1907), Moses Eggener
(1873), Edith Falk (1924), Klara Falk geb. Lukas (1894), Julius Falk (1891),
Rosa Fischer geb. Schäfer (1876), Gertrud (Gertruda) Freimark geb. May
(1902), Josef Jacobsohn (1876), Karoline Jacobsohn geb. Baum (1885), Paula
Jalowiece geb. Mayer (1909), Julie (Julia) Kahn geb. May (1850), Carola (Karola) Levi geb. Eggener (1903), Julianne Löwenstein geb. May (1869),
Alfred Lukas (1891), Bettina
Lukas geb. May
(1863), Berta May (1887), Klara May geb. Jacobsohn (1871),
Siegmund May (1858), Bertha Mayer geb. Geismar (1882), Gerda Mayer geb.
Goldmann (1882), Ida Mayer (1903), Leo Mayer (1904), Martin
Mayer (1877), Rosa Mayer geb. Levy (1868), Simon Mayer (1888), Alice Meyer (),
Hella (Stella) Meyer (1922), Isidor Schäfer (1886), Karl Schäfer (1881),
Sally Schäfer (1874), Ida Speckmann geb. Mayer (1903), Irma Johanna Winter geb. May
(1908).
Anmerkung: die kursiv gesetzten Namen finden sich nicht im Gedenkbuch des
Bundesarchives unter Niedermendig.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der jüdischen
Geschichte in Niedermendig
Abgaben der Juden von Niedermendig
im Erzstift Trier im Jahr 1754 (Beitrag von 1937)
Anmerkung: aus einem Beitrag von Jakob May: Die Steuern und Abgaben der Juden
im Erzstift Trier. S.176. In der Liste werden die Abgaben aus den einzelnen
Orten in verschiedenen Jahren (1754, 1764 und 1774) genannt, wobei für
Niedermendig nur die Zahlen aus 1754 vorliegen. 1764 und 1774 wird Niedermendig nicht
aufgeführt.
Zusammenstellung
zu den in der "Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland" Heft
2-3 1937: Es werden an jüdischen Steuerzahlern (gewöhnlich die
Haushaltsvorstände) für 1754 in Niedermendig genannt: Wittib Jacobs, Moyses,
Mordge, Nathan, Seligmann und Mayer."
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Einladung zum Chanukka-Ball in Niedermendig (1921)
Anmerkung: Das "Hotel Deutsches Haus" besteht seit 1812 und bis heute in
Niedermendig:
http://www.deutsches-haus-mendig.de/200%20Jahre%20dh.htm
Anzeige
im "Jüdischen Boten vom Rhein" vom 25. November 1921: "Chanuka-Festball
zu Niedermendig.
Am Sonntag, 25. Dezember, abends 7 Uhr, findet im
Hotel 'Deutsches Haus' großer Chanukkaball statt, wozu ergebenst
einladet:
Das Komitee
Für rituelle Speisen ist bestens gesorgt." |
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Anzeige
im "Jüdischen Boten vom Rhein" vom 23. Dezember 1921: "Einladung
zum Chanukka-Festball
in Niedermendig
Eingetretener Umstande wegen findet unser Chanukka-Ball nicht Sonntag den
25., sondern Montag den 26. Dezember
im großen Saal des
Hotel 'Deutsches Haus'
statt. Der Ball mit Chanukkafeier dauert von abends 7 bis morgens 5 Uhr.
Durch besondere Einrichtung versichern wir einen genussreichen Erfolg.
Das Komitee."
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Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Spendenaufruf für die Familie des aus Niedermendig stammenden jüdischen Lehrers
Nathan Moses (1882)
Anmerkung: es handelt sich um Nathan Moses (geb.
1840 in Niedermendig). Dieser war seit etwa 1860 als jüdischer Lehrer, Kantor
und Schochet in Rachtig, Lösnich und Zeltingen
tätig. Er war verheiratet mit der aus Rachtig stammenden Agatha geb. Marx. Dem
Ehepaar wurden in Rachtig sieben Kinder geboren. Von 1874/75 bis zu seinem
frühen Tod 1882 war Nathan Moses in Hottenbach
als Lehrer tätig, wo weitere drei Kinder geboren sind. Das letzte Kind (geb. am
2. November 1882 nach dem Tod des Vaters) erhielt den Namen des Vaters: Nathan
Moses. Die Witwe ist nach dem Tod des Mannes wieder nach Rachtig gezogen. Nathan
Moses jun. gelang 1938 die Flucht nach New York.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1882: "Dringende
Bitte!
In der Gemeinde Rachtig bei Zeltingen a.d. Mosel starb jüngst der Lehrer
und hinterließ seiner tief betrübten Gattin acht unmündige Kinder,
jedoch nicht die geringsten Existenzmittel.
Diese Ärmsten, welche bisher von dem kärglichen Verdienste ihres Vater
lebten, sind nunmehr dieser Stütze beraubt und wissen nicht, wie sie ihr
Dasein fristen sollen, wenn nicht die vielbewährte Wohltätigkeit unserer
Glaubensgenossen sich derselben annimmt. In Rachtig sowie in dem nahen
Zeltingen wohnen nur wenige Jehudim und diese haben sofort Alles getan, um
der dringendsten Not dieser schwergeprüften Familie abzuhelfen.
Der Winter steht jedoch vor der Tür und es muss hier weiter gesorgt
werden, was diesen Gemeinden allein unmöglich ist.
Die Unterzeichneten richten daher die dringende Bitte an alle edle Herzen,
sich dieser Witwe mit ihren 8 Waisen anzunehmen und sind gern zur
Entgegennahme von Beiträgen beriet.
Kaufmann. Schmitt, Zeltingen a.d. Mosel. Expedition des 'Israelit',
Mainz." |
70. Geburtstag des Gemeindevorstehers Moses May (1929)
Mitteilung
im "Israelitischen Familienblatt" vom 14. März 1929: "Niedermendig
(Rheinland). Herr Moses May beging dieser Tage seinen 70. Geburtstag.
Als Vorstand der jüdischen Gemeinde hat er es dank seiner umfassenden
Kenntnis jüdischen Schrifttums verstanden, die Idee des Judentums in seiner
Gemeinde am Leben zu erhalten. So ist er denn weit über die Grenzen seiner
engeren Heimat bekannt und geehrt."
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80. Geburtstag des Gemeindevorstehers Simon May (1932)
Mitteilung
im "Israelitischen Familienblatt" vom 1. September 1932: "Niedermendig.
Am 5. September wird Herr Simon May 80 Jahre alt. Er war langjähriger
Vorsitzender der israelitischen Gemeinde und hat Jahrzehnte ehrenamtlich
das Amt des Vorbeters versehen. Er hat es verstanden, das jüdische Leben in
seiner Gemeinde zu erhalten. Durch sein vorbildliches Verhalten im
geschäftlichen wie auch im privaten Leben hat der Jubilar sich die Achtung
aller Mitbürger erworben."
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82. Geburtstag des Gemeindevorstehers Simon May (1934)
Mitteilung
im "Israelitischen Familienblatt" vom 20. September 1934: "Niedermendig.
Der Vorsitzende unserer mit den Gemeinden Thür
und Kottenheim verbundenen Gemeinde, Simon May, feierte seinen 82.
Geburtstag."
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Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeigen von Viehhändler und Metzger Simon May II (1903
/ 1910 / 1912)
Anmerkung: in anderen Ausgaben des "Israelitischen Familienblattes" erschienen
weitere Anzeigen vom Simon May II.
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 8. Januar 1903: "Suche für meine
Metzgerei- und Viehhandlung starken Jungen, israelitisch, in die
Lehre,
eventuell tüchtigen Gehilfen per sofort gesucht. Simon May II.
Niedermendig, Rheinland." |
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Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 14. April 1910: "Suche einen
angehenden Metzgergesellen,
der auch Lust hat, nebenbei im kleinen Viehhandel tätig zu sein. Lohn nach
Übereinkunft, Eintritt sofort.
Simon May II, Niedermendig am Rhein."
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Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 18. Januar 1912: "Suche für meine
17jährige Tochter, welche bis jetzt in meinem Haushalt tätig war, Stelle
zur weiteren Erlernung des Haushaltes in besserem Hause, bei
vollständigem Familienanschluss. Gefällige Offerten an
Simon May II, Niedermendig (Rheinland)." |
Anzeige von Viehhändler und Metzger Leopold May (1904)
Anmerkung: in anderen
Ausgaben des "Israelitischen Familienblattes" erschienen weitere Anzeigen
vom Leopold May:
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 28. Juli 1904: "Einen kräftigen
Lehrjungen
für meine Metzgerei mit Wurstfabrikation und kleinem Viehhandel sucht
zum 1. September bei Familienanschluss und günstigen Bedingungen.
Leopold May Niedermendig."
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Stellensuche von
S. Gottschalk für seinen Sohn (1906)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 3. Mai 1906:
"Suche für meinen Sohn, 15 Jahre, Stelle bei einem Metzger und Viehhändler,
in religiösem Hause. Zu erfragen bei
S. Gottschalk, Niedermendig b. Mayen."
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Stellensuchen von Joseph Lukas für seine Tochter
und seinen Sohn (1911 / 1915 / 1917)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 9. März 1911:
"Suche für meine Tochter, 16 Jahre alt, Stelle, wo sie im Haushalt
und im Geschäft tätig sein kann. Gefällige Offerten an
Joseph Lukas
Niedermendig, Rheinland."
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Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 13. Mai 1915:
"Suche für meinen Sohn, 15 Jahre alt,
Lehrstelle in einem kaufmännischen Geschäft.
Jos. Lukas. Niedermendig bei Andernach." |
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Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 4. Januar 1917:
"Suche für meinen Sohn, gleichviel welche Branche, eine Lehrstelle.
J. Lukas. Niedermendig." |
Verlobungsanzeige von
Emmi Levy und Moritz May (1926)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 23. Dezember 1926:
"EMMI LEVY MORITZ MAY
Verlobte
Odenkirchen (Rhld.) Niedermendig a. Rhein
Weihnachten 1926."
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Verlobungsanzeige von
Rosa Wertheim und Theo Mayer (1927)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 3. März 1927:
"ROSA WERTHEIM - THEO MAYER
Verlobte
Langerwehe (Rheinland) Niedermendig (Rheinland)
6. März 1927"
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Verlobungsanzeige von Ida Mayer und Norbert Speckmann
(1928)
Anmerkung: Ida Speckmann geb. Mayer (geb. 25. Juni 1906 in Niedermendig)
wohnte nach ihrer Hochzeit in Düsseldorf; nach den Angaben des Gedenkbuches
Berlin ist in der NS-Zeit umgekommen (1943 an unbekannten Deportationsort
verbracht; Gedenkbucheintrag Stand 7.9.2025). Diese Angabe stimmt jedoch nicht,
da Ida und Norbert Speckmann in die USA emigrieren konnten (hier Familienname
Speckman). Ida starb am 29. November 1998, ihr Mann Norbert / Nathan (geb. 15.
März 1893) am 7. Juni 1973.
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 27. Dezember 1928:
"IDA MAYER - NORBERT SPECKMANN
Verlobte
Niedermendig am Laacher See Düsseldorf Fürstenplatz 2
im Dezember 1928."
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Grab
von Ida und Nathan Speckman im Cedar Park Cemetery, Paramus, Bergen County,
New Jersey USA.
Quelle:
https://de.findagrave.com/memorial/233119291/ida-speckman |
Hochzeitsanzeige von Gustav Winter und Irma geb. May (1934)
Anmerkung: Irma Johanna Winter geb. May ist am 30. August 1900 in
Niedermendig geboren. Über ihre Lebensgeschichte und die ihres Mannes Gustav
Winter (geb. 1. November 1897 in Korschenbroich) siehe ausführliche Gedenkseiten
(niederländisch) zu Gustav Winter
https://www.stolpersteinesittardgeleen.nl/Slachtoffers/Gustav-Winter und zu
Irma Winter
https://www.stolpersteinesittardgeleen.nl/Slachtoffers/Irma-Johanna-Winter-May
Beide wurden in der NS-Zeit nach der Deportation ermordet.
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 22. Februar 1934: "Statt Karten
GUSTAV WINTER IRMA WINTER geb. May
Vermählte
Mönchengladbach Niedermendig
Trauung: Niedermendig, den 25. Februar 1934, Kirchstraße 94-"
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Verlobungsanzeige von Ilse Heiser und Sally May (1936)
Anmerkung: Ilse bzw. Jettchen geb. Heiser ist am 6. Juni 1912 in
Hoof geboren. Sally und Ilse/Jettchen konnten in
der NS-Zeit emigrieren (M. Retterath s.Lit.).
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 20. September 1934:
"ILSE HEISER SALLY MAY
Verlobte
Saarbrücken 3 25. Dezember 1936 Niedermendig
Johannisstr. 3 a, Hoof, Bez. Kassel
Rheinld."
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Im Haus von Sally May gibt es eine Privatpension (1938)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 12. Mai 1938: "Niedermendig am
Laacher See. Tel. 339. Im bürgerlichen Privathaus finden Gäste
angenehmen Aufenthalt. Volle Pension Mk. 3.50. Gefl. Anfrage an Frau
Sally May, Niedermendig, Bez. Koblenz."
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Josef Jacobsohn sucht Verwandtschaft in den USA (1938)
Anmerkung: um in die USA emigrieren zu können, war ein "Affidavit" von großer
Bedeutung
https://de.wikipedia.org/wiki/Affidavit. Familienangehörige, Freunde und
qualifizierte Organisationen in Staaten außerhalb Deutschlands konnten mit einer
beglaubigten Bürgschaftserklärung Verfolgten die Einreise in Überseeländer
(Vereinigtes Königreich, USA) ermöglichen, die dadurch der
nationalsozialistischen Verfolgung auf dem Kontinent entkommen konnten. Josef
Jacobsohns Bemühungen um den Erhalt eines Affidavit und eine Auswanderung in die
USA waren offenbar nicht erfolgreich.
Josef Jacobsohn ist am 17. September 1876 in
Neckarbischofsheim geboren. Er
lebte später in Gießen und Niedermendig.
Er war verheiratet mit Karoline geb. Baum (geb. 4. August 1885 in
Hochhausen TBB). In Gießen lebten die
beiden in der Stephanstraße 15. Im August 1937 verzogen sie nach Niedermendig.
1942/43 wurden sie deportiert und sind umgekommen.
Quelle: Monika Graulich: Verschleppt aus Gießen, deportiert, ermordet. S. 263.
Anzeige
in der "Jüdischen Rundschau" vom 7. Oktober 1938 : "Nachkommen von Josef
Jacobsohn, geb. zu
Neckarbischofsheim bei Heidelberg, ausgewandert 1850 nach USA, gesucht
von Josef Jacobsohn, Niedermendig (Kreis Koblenz, Rheinland)"
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Dokumente
Die aus
Niedermendig stammende
Carola Levi geb. Eggener und
ihre Familie
(erhalten von Lin Herz) |
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Simon Levi (Sohn von
Mathilde und Leopold Levi, geb. 1888 in Markt
Berolzheim; war als
Kaufmann in Nürnberg tätig) zusammen mit seiner Frau Carola
geb. Eggener (geb. 1903 in
Niedermendig) und den Kindern Mira (geb. 1933 in
Nürnberg) und Lothar (geb. 1929 in Nürnberg).
Alle vier wurden am 29. November 1941 ab Nürnberg nach Riga Jungfernhof,
Außenlager Ghetto Riga
deportiert. Alle vier sind umgekommen. |
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Auf dem Weg in
die Deportation (Juli 1942)
(Quelle: Stadtarchiv Mendig;
erhalten über Franz G. Bell) |
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Die letzten
jüdischen Einwohner aus Niedermendig und Kottenheim (Sophie Kahn) auf dem
Bahnhof in Mendig, von links: Moses Eggener, Juliane Löwenstein geb. May,
Sophie Kahn und Ehepaar Simon Mayer; alle fünf wurden über Trier - Köln
am 27. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und sind
umgekommen (bzw. in Vernichtungslagern ermordet) |
Anzeigen ehemaliger jüdischer Einwohner in Niedermendig
in der amerikanisch-jüdischen Zeitschrift "Der Aufbau"
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Hochzeitsanzeige
für Alvin Mayer (fr. Niedermendig) und
Hilde geb. Schoemann (fr. Zeltingen) im "Aufbau" vom 28. April 1944
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Todesanzeige für
Morris May
(fr. Niedermendig)
im "Aufbau" vom 24. Juni 1960 |
Weitere
Traueranzeige sowie
Danksagung im "Aufbau" vom
1. und 8. Juli 1960 |
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Hinweis auf den 40.
Hochzeitstag von
Max Lukas und Cecil geb. Schwab
(fr. Niedermendig und Schwäbisch Hall)
im "Aufbau" vom 7. Mai 1976 |
Traueranzeige für Max
Lukas, fr. Niedermendig (gest. 17. Juli 1977) im
"Aufbau" vom 5. August 1977
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Traueranzeige für
Adolf May (fr. Niedermendig) (gest. 29. September 1979)
im "Aufbau" vom 5. Oktober 1979
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Hinweis auf
den 70. Geburtstag von
Manfred Mayer (Buenos Aires)
am 12. November im "Aufbau"
vom 26. Oktober 1979 |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betraum
vorhanden. 1864 sollte gemeinsam für die in den Orten Kottenheim,
Thür,
Niedermendig und Obermendig lebenden jüdischen Familien eine Synagoge gebaut
werden. Man konnte sich jedoch auf keinen Standort einigen. Schließlich einigte
man sich - allerdings erst 20 Jahre später darauf - zwei Synagogen zu bauen:
eine in Thür für
die Orte Kottenheim und Thür und eine in Niedermendig für die hier und
in Obermendig lebenden jüdischen Personen. Nach Plänen des in Niedermendig ansässigen
Architekten Peter Schmitz wurde die Synagoge unterhalb der katholischen
Pfarrkirche erbaut und am 20. August 1886 feierlich eingeweiht.
Die Synagoge war regionaltypisch als Bruchsteinbau aus Basalt und Tuffstein
erstellt. Der Rundbogenstil (Fenster, Bogenfelder) gab dem Gebäude sein
charakteristisches Aussehen.
1905 wurde noch an jedem Schabbat Gottesdienst in der Niedermendiger Synagoge
abgehalten (Statistisches Handbuch deutscher Juden 1905 S. 70).
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge völlig zerstört.
Suchanzeige für die Gestaltung einer Gedenkstätte am Platz der Synagoge (1988)
Suchanzeige
im "Mitteilungsblatt des Irgun Olei Markus Europa" vom Januar 1988 S. 7:
"Für eine geplante Mahn- und Gedenkstätte an der Stelle der ehemaligen
Synagoge im Stadtteil Niedermendig werden Bilder dieser Synagoge
sowie Dokumente, Berichte oder Aufzeichnungen über die jüdische Gemeinde
Niedermendig dringend gesucht. Angaben jeglicher Art bitte direkt an: Hans
Peter Kranz, Bahnhofstraße 46,5442 Mendig."
|
Auf dem Grundstück befindet sich heute eine kleine Parkanlage mit einem
Gedenkstein für die Synagoge (siehe Fotos unten). Ein Glasfenster mit einem
Davidstern an einem Haus in der Sauns-Straße soll aus der zerstörten Synagoge
stammen (Abbildung in Beitrag von M. Retterath).
Adresse/Standort der Synagoge: Wollstraße
4
Fotos
(Quelle: obere Zeile und zweite Fotozeile aus Landesamt
s.Lit. S. 269 bzw. Sammlung Hahn [linke Version der Postkartenaufnahme]; neuere
Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 26.08.2009)
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Historische Ansichtskarte von
Niedermendig (zwei Versionen derselben Aufnahme)
aus der Zeit nach 1918 mit der
katholischen Kirche und der Synagoge |
Eingangsfassade der Synagoge
(Rekonstruktionszeichnung von
Kerstin Kranz, Mendig) |
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Bogenfeld mit
Portalinschrift |
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Die
Portalinschrift wurde von Nachbarn nach der Zerstörung der Synagoge
aufbewahrt.
Die hebräische Inschrift besteht aus den Bibelzitaten:
"...denn mein Haus soll ein Bethaus
genannt werden für alle
Völker" (Jesaja 56,7) und: "Ich aber, durch die Größe deiner
Huld
komme in dein Haus..." (Psalm 5,8) |
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Synagogenstandort
und Denkmal im August 2009 |
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Blick auf den
Synagogenstandort
(rechts an der Wollstraße) |
Dieselbe Perspektive wie auf
dem historischen Foto oben |
Der Gedenkstein |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2008:
70 Jahre Zerstörung der Synagoge - Gedenken vor Ort |
Zu
Gedenkstunde und Ökumenischem Gottesdienst hatten eingeladen:
Die Kirchen in Mendig, die Verbandsgemeinde Mendig, die Stadt Mendig und
die OG Thür. |
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Mai 2014: In
Mendig werden "Stolpersteine" verlegt |
Aus einem Artikel von Patrick Grosse in der
"Rhein-Zeitung" vom 27. Januar 2014: "'Stolpersteine' sollen in Mendig an Opfer erinnern.
Mendig - Auf Beschluss des Stadtrats im April vergangenen Jahres sollen in ganz Mendig
'Stolpersteine' des Kölner Künstlers Gunter Demnig verlegt werden...
Am 12. Mai wird der Künstler Gunter Demnig nach Mendig kommen, um an sieben Standorten insgesamt 15 Steine zu verlegen...
Um diese Standorte herauszufinden, bildete sich im Stadtrat ein Arbeitskreis, der sich der Sache
annahm... Betroffen ist zum Beispiel die Hospitalstraße. Dort lebte die Familie Mayer. Martin Mayer kam im Jahr 1877 in Niedermendig zur Welt. Er war Jude und musste die Konfrontation mit den Nationalsozialisten befürchten. 1939 flüchtete Mayer daher nach Holland zu seiner Tochter Bella. 1943 starb der dann 66-Jährige im Vernichtungslager
Sobibor. Er gehört zur engeren Auswahl der ersten Steinverlegung. Der Familienname May hat eine ebenso große Häufung in der zusammengestellten Liste. Familie May ist in der Kirchstraße zu lokalisieren. Bertha May war jüdischen Ursprungs und wurde 1887 in Mendig geboren. Am Ende ihres Lebens musste die Frau mit einer Behinderung leben, weshalb sie im Pflegeheim Bendorf-Sayn untergebracht war. Auch sie wurde Opfer des NS-Regimes. Sie starb im März 1942 in
Izbica in Polen. Auch Bertha May könnte im Mai ein Stolperstein gewidmet werden. Weitere betroffene Straßen sind der Kirchberg, die Bachstraße mit der Familie Löwenstein und die Thürer Straße, wo die Familie Lukas lebte.
Insgesamt 14 Gebäude konnte der Arbeitskreis bisher ausfindig machen. Darüber hinaus will man mit einem Stein vor dem Pfarrheim an das Schicksal von Pfarrer Bechtel und Kaplan Schlicker erinnern. Beide widersetzten sich bis zuletzt den NS-Ideologien..."
Link
zum Artikel |
Artikel in der Rhein-Zeitung vom 14. Mai
2014: "Stolpersteine in Mendig erinnern an die Opfer der Nazis
Mendig - Auf dem Gehweg der Heidenstockstraße erinnert nun eine beschriftete Messingplatte an das Schicksal von Martin Mayer. Der Mendiger floh 1939 vor den Nationalsozialisten nach Holland. Vier Jahre später wurde er nach Polen deportiert..."
Link
zum Artikel |
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November 2023:
Die Stolpersteine werden durch
Schüler gereinigt |
Artikel in "Blick-aktuell" vom November
2023: "Schüler der Realschule plus und Fachoberschule Mendig polieren die
Stolpersteine in Niedermendig. Gegen das Vergessen!
Mendig. 85 Jahre nach der Reichspogromnacht, in der am 09. November
1938 deutschlandweit Synagogen niedergebrannt, Geschäfte zerschlagen,
jüdische Menschen gedemütigt, misshandelt, verschleppt und ermordet wurden,
liegt die Verantwortung, Jugendlichen die Menschenverachtung des
Terrorregimes der Nationalsozialisten vor Augen zu führen und sie vor den
aktuellen antisemitischen Strömungen zu schützen, auch in der schulischen
Bildung.
Das gelingt durch Aufklärung über Unrecht, Hass und Zerstörung, die die
Schule seit Jahren auch mit der Putzaktion der Stolpersteine in Niedermendig
leistet. Die Putzpatenschaft, welche die Schulgemeinschaft im Jahr 2014
übernommen hat, bietet jungen Menschen die Möglichkeit, Geschichte vor der
Haustür zu erleben und eindringlich zu erfahren, wozu Ausgrenzung,
Anfeindung und Rassismus im schlimmsten Fall führen können. Zu Recht darf
die Schule stolz darauf sein, dass jedes Jahr Schülerinnen und Schüler
freiwillig das mühsame Putzen der Messingtafeln bei Wind und Wetter
durchführen. Schließlich sollen zum 9. November die Stolpersteine wieder
glänzen und die Namen der Mendiger Opfer erneut gut lesbar sein, um ein
Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Ein besonderer Dank geht an den
Bürgermeister der Stadt Mendig, Hans Peter Ammel, für seine persönliche
Begleitung der Aktion. Er sprach den Jugendlichen im Namen der Stadt Mendig
seine Anerkennung aus und fügte dem Dank einen McDonald’s Gutschein für die
fleißigen Saubermädchen und -jungen bei. Selbstverständlich wurde diese
Wertschätzung für den freiwilligen Einsatz nicht erwartet, aber mit großer
Freude entgegengenommen. Weiter dankt die Schule dem Blumenhaus Geilen, dass
es auch in diesem Jahr wieder Blumen gespendet hat, mit denen die Steine
anlässlich des Gedenkens an die Reichspogromnacht zusätzlich geschmückt
werden konnten."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Quellen/Dokumente
Hinweis auf Dokumente der
Kreisverwaltung Ahrweiler von 1987. Am 27. Juli 1987 gab die Kreisverwaltung
Ahrweiler dem Internationalen Suchdienst in Arolsen Auskünfte über das
Schicksal der jüdischen Opfer der NS-Zeit. Die Dokumente sind eingestellt (pdf-Dateien).
Es empfiehlt sich, diese Angaben zu vergleichen mit den gegebenenfalls
aktuelleren Angaben in den
Listen des
Bundesarchives Berlin.
|
-
Schreiben der
Kreisverwaltung mit Nennung von drei Personen aus Sinzig, je einer Person
aus Heimersheim und Remagen sowie zwei Personen aus Dernau, über deren
weiteres Schicksal der Kreisverwaltung keine schriftlichen Informationen
vorlagen; weiteres Schreiben betreffs dem früheren Schüler am Gymnasium
in Ahrweiler Erich Hertz (Anmerkung: die genannten Personen werden außer
den beiden Personen aus Dernau im Gedenkbuch des Bundesarchives genannt).
- Anlage von
Anfang 1942: "Aufstellung über die noch hier karteimäßig genannten Juden im
Kreise Ahrweiler". Genannt werden 160 Personen (mit Geburtsdatum,
Geburtsort und derzeitiger Adresse), die damals in Adenau, Ahrweiler, Bad
Neuenahr, Dernau, Gelsdorf, Heimersheim, Königsfeld, Niederbreisig,
Niedermendig, Niederzissen, Nierendorf, Oberzissen, Remagen, Sinzig
wohnten.
- Eine vom Kreisarchiv Ahrweiler
1987
zusammengestellte Liste "Opfer des Holocaust" mit Nennung von
Personen aus Adenau, Ahrweiler, Bodendorf, Brohl, Burgbrohl, Dedenbach,
Dernau, Galenberg (sc. falsch für Hallenberg), Gelsdorf, Heimersheim,
Kempenich, Königsfeld, Löhndorf, Neuenahr, Niederbreisig, Niederzissen,
Oberzissen, Oberbreisig, Oberwinter, Remagen, Sinzig, Wehr, Westum (Namen
jeweils aufgeteilt auf Geburtsort und Wohnort). Zusätzlich eine Liste über
die auf dem jüdischen Friedhof in Niederzissen genannten "Opfer des
Holocaust", |
Literatur:
 | Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 268-269 (mit weiteren Literaturangaben).
|
 | Marion Retterath: Das Ende jüdischen Lebens in
Mendig. In: M Magazin für Mendig 1/2023 S. 13-15 (eingestellt
als pdf-Datei) - Vgl.
https://pro-mendig.de/m-magazin-fuer-mendig/ |

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Niedermendig, Rhineland. Jews
are first mentioned in 1760. In the early 19th century, they numbered 25 and in
the late 19th century, 54. A synagogue was consecrated in 1886 and a cemetery
was opened in 1889-90, also serving the Jews of Obermendig. The Jewish
population grew to 60-70 in the first decade of the 20th century and then
dropped to 44 (total 3.352) in 1925 and 38 in 1933. Three Jews left for other
places in Germany before the Kristallnacht disturbances (9-10 November
1938) and 19 emigrated from Germany in their wake, five to Holland and the rest
to North and South Amerikca. The seven remaining Jews were deported to the camps
and at least ten perished in the Holocaust. The synagogue was destroyed on Kristallnacht
(9-10 November 1938).

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