Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Oberstreu (VG Mellrichstadt, Landkreis Rhön-Grabfeld)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Wohngebiet und Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde          
    
In
Oberstreu bestand möglicherweise vom Mittelalter bis um ca. 1912 eine zeitweise relativ große jüdische Gemeinde. 
  
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Oberstreu auf insgesamt 16 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): David Wolf Gutmann (Handel mit Vieh und Schmuserei), Samuel Mittel (Feldbau, seit 1820), Alexander Seeligmann Strauß (Handel mit Vieh, Viehschlachten), Isaak David Groß (Handel mit Vieh), Isaak Meier Reiß (Schmuserei und Handel mit Vieh), Joseph David Klein (Handel mit Vieh), Isaak Joel Luner (Handel mit Schnitt- und Spezereiwaren), Moses Samuel Schloß (Handel mit Schnittwaren), Menasses Seeligmann Rupp (Handel mit rohen Häuten und Vieh), Abraham Jüdlein Heß (Kremplerhandel mit Eisen und alten Kleidern), Jonas David Frank (Handel mit Vieh), Eva, Witwe des Meier Lippmann Gutmann (lebt von Unterstützung durch ihre Kinder), Lämmlein Falk Sommer (Kremplerhandel), Rahel, Witwe des Jacob Hirsch Fleischmann (Handel mit Schnittwaren), Benjamin Joseph Adler (Handel mit Farbenwaren), Gerson Meier Fechheimer (Handel mit Eisen- und Ellenwaren), Simon Seligmann Scheuer (Handel mit Schnittwaren). Auch einer älteren Liste ist zusätzlich von Scheile, die Witwe von Seligmann Jacob Eckstein genannt (lebt von Handarbeit und wird von ihren Kindern unterstützt).     
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1832 80 jüdische Einwohner, 1848 62 (in 16 Haushaltungen). 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), einen Schulraum für den Unterricht und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden zunächst auf dem jüdischen Friedhof in Kleinbardorf, seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vermutlich auch in den damals angelegten Friedhöfen der Nachbargemeinden Unsleben oder Mellrichstadt beigesetzt. Zumindest in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war ein jüdischer Lehrer in der Gemeinde tätig, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war. Genannt wird u.a. Lehrer Joseph Silbermann, der in den 1840er-Jahren in Oberstreu wirkte. Die jüdische Gemeinde gehörte von 1840 bis 1892/93 zum Rabbinatsbezirk Gersfeld, danach zum Distriktsrabbinat Bad Kissingen.   
   
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung zurück. Zur Oberstreuer Gemeinde gehörten ab 1871 auch die in Mittelstreu lebenden jüdischen Personen. Anfang des 20. Jahrhunderts (um 1912) wurden die in Oberstreu und Mittelstreu noch lebenden jüdischen Personen der Gemeinde in Mellrichstadt zugeteilt.    
            
Von den in Oberstreu geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Flora  Adler (1884), Fromma (Frumet) Adler (1880), Paula Gutmann geb. Adler (1886), Rosel (Rosa, Reisle) Oppenheimer geb. Adler (1892), Adolf Strauß (1881).  
      
      
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
   
Zum Tod des Lehrers Joseph Silbermann (1817-1896)     
War in den 1840er-Jahren Lehrer in Oberstreu - siehe Bericht auf Seite zu Altenschönbach  
     
     
     
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Spendenaufruf für die Pflege für ein uneheliches Mädchen (1878)   

Oberstreu Israelit 03041878.jpg (125952 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1878: "Aufruf! Das uneheliche Kind eines jüdischen Mädchens aus Oberstreu (3/4 St. von hier), in welchem Orte nur 5 zum großen Teil unbemittelte Familien wohnen, wurde bisher in Fürth, wo die Mutter in Diensten stand, verpflegt. Die Pflegemutter kündigte der politischen Gemeinde Oberstreu die Pflegschaft, weil die Mutter, welche nach Amerika flüchtete, kein Pflegegeld bezahlte und die Gemeinde sich weigerte, solches ferner zu entrichten. So ist dieses Kind (Mädchen) seit gestern in Oberstreu angelangt und steht in Gefahr, dem Judentum entfremdet zu werden. Einer jüdischen Seele brauche ich mehr nicht zu sagen, um eine der Hilfe bedürftigen zu retten, damit sie keine verlorene Seele werde. Den Indifferenten, den Reformer dürfte es unberührt lassen, ob jüdische Kost oder christliche gereicht werde. Aber Ihr, Männer und Frauen in Israel, die Ihr jüdisch denkt und handelt, Ihr habt für eine Heiligung Gottes stets offene Hand. Letzteres ist es, um welches es sich handelt. Tretet heran, spendet, damit Pflegemittel beschafft werden auf 3-4 Jahre. Der Unterzeichnete und die löbliche Expedition dieses Blattes sind gerne zur Empfangnahme der Spenden bereit, welche zur Sicherung des guten Werkes und des Erfolges solch an das königliche Landgericht dahier als Kuratelbehörde aushändigen werden. Gott - er sei gepriesen -, der das Gute nicht unbelohnt lässt, wird auch lohnen in der Vermehrung von Tagen und Jahren. Mellrichstadt, 27. März 1878. Ottensoser, Direktor."    

   
   
   
Wohngebiet und Synagoge                
    
In Oberstreu wohnten die jüdischen Familien im sogenannten "Judenhof" in der Nähe des ehemaligen Schlosses. Hier befanden sich fünf "Judenhäuser", eine Synagoge ("Judenschule"), eine Mikwe und ein eigener Brunnen. Nach der Auflösung der Gemeinde Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Gebäude an Privatpersonen verkauft. Der Toraschrein der Gemeinde Oberstreu kam in die Synagoge nach Mellrichstadt. Das Areal des Judenhofes ist heute noch erhalten.
   
Die Synagoge wurde Ende des 18. Jahrhunderts erbaut. Sie wurde 1930 teilweise abgebrochen. Mauerreste - vor allem im Erdgeschossbereich - sind noch erhalten, ebenso Teile der Mikwe. Im Gebäude der ehemaligen Synagoge befindet sich heute eine Scheune. Eine Hinweistafel an der Außenmauer des ehemaligen Synagogengebäudes ist angebracht
.   
   
   
Adresse/Standort der SynagogeDorfgrabenweg 9 (früher Schenkengasse 37)               
   

  
Fotos
(Fotos Hahn, Aufnahmedatum 15.8.2005) 

Oberstreu Synagoge 101.jpg (38240 Byte) Oberstreu Synagoge 100.jpg (81744 Byte)
Blick auf den ehemaligen "Judenhof" - im Vordergrund
 der Bereich der ehemaligen Synagoge
Hinweistafel
  

       
        

Links und Literatur

Links:

Website der Stadt Mellrichstadt 
Informationsseiten zur Gemeinde Oberstreu 

Literatur:  

Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988. S. 101; 1992² S. 110.   
Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 369 (zu Mittelstreu, vgl. zu Mellrichstadt). 
Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 203-204.  

    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Dezember 2016