Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Planig mit Bosenheim (Stadt Bad Kreuznach)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde     
   
In Planig bestand eine jüdische Gemeinde bis Anfang des 20. Jahrhunderts Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 58 jüdische Einwohner, 1824 76, 1830 100, 1861 19. 
  
1808 nahmen die jüdischen Familien feste Familiennamen an. In der in französischer Sprache abgefassten Liste wird unter Nummer 1 Moises Ely genannt, der für sich und seine Familie (13 Personen) den Namen Wolf annehmen wollte. Andere neu angenommene Familiennamen waren u.a. Mordochai Brill (vorher Mordge Lazarus), Josef Beckard (vorher Joseph Abraham), Salomon Adler (vorher Salomon Emanuel), Jakob Ginder (vorher Jakuf Sander), David Baer (vorher David Berme), Jakob Laeber (vorher Gumbrich Loeb), David Weinheimer (vorher David Weinheim), Gabriel Goldschmidt (vorher Gerson Levi), Barbara Wolf (vorher Besge Lazarus), Rebekka Hirsch (vorher Rifge Schlome), Anna Maria Serf (vorher Marianna Hirsch), Sibilla Serf (zuvor Belle Moises).   
  
Zur jüdischen Gemeinde in Planig gehörten auch die wenigen in Bosenheim lebenden jüdischen Personen. 1824 wurden hier sieben, 1830 acht jüdische Einwohner gezählt. Um 1900 gab es in Planig und Bosenheim zusammen noch 14 jüdische Personen.   

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad (um 1830 war die Einrichtung eines neuen Bades geplant) und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Lehrer am Ort, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war. Später wurden die Aufgaben (vor allem der Religionsunterricht) vermutlich durch den Lehrer aus Bad Kreuznach übernommen (zwischen 1900 und 1910 gab es allerdings nur noch ein schulpflichtiges Kind in der Gemeinde).    
   
1909 löste sich die jüdische Gemeinde auf; die hier noch lebenden jüdischen Personen wurden der Gemeinde in Bad Kreuznach zugeteilt.      
     
1933 lebten noch zwei jüdische Familien mit je fünf Angehörigen am Ort. Sie hatten bis dahin zwei Gewerbebetriebe inne: einer der Familienväter war Viehhändler, der andere (Edmund Wolf) war Kaufmann und handelte mit Landesprodukten, Düngemitteln und mit Wein (er war selbst Besitzer von Weinbergen).   
  
Eine der beiden Familien konnte emigrieren (Familie des Viehhändlers), die andere (Familie Edmund Wolf) verzog 1938 nach Köln. Von ihr hat nur eine Tochter die Deportation (nach Riga) überlebt und ist nach 1945 nach Amerika ausgewandert. Eine Frau (Witwe) wurde - obwohl getauft - 1942 nach Theresienstadt deportiert. Sie ist umgekommen.
     
Von den in Planig geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bertha Eilrich geb. Braun (1882), Helene Koch geb. Wolf (1866), Ida Mayer geb. Wolf (1895), Johanna Mayer geb. Wolf (1890), Edmund Wolf (1884), Eugen Wolf (1893), Johanna Wolf geb. Koschland (1869), Ruth Wolf (1925).      
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde     
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Zum Tod des aus Planig stammenden Max Adler - dem "ältesten und angesehensten jüdischen Einwohner Kreuznachs" (1896)

Kreuznach Israelit 03091896.JPG (193351 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1896: "Kreuznach, am 1. Tag der Selichot. Ein unabsehbares Kondukt bewegte sich heute nach dem Friedhof. Dem ältesten und angesehensten jüdischen Einwohner Kreuznachs wurde das letzte Geleit gegeben. Fast sämtliche jüdische und viele christliche Mitbürger, Honoratioren und auswärtige Verwandte und Freunde beteiligten sich an demselben. Max Adler – seligen Andenkens – ist am vergangenen Donnerstag im Alter von nahezu 90 Jahren heimgegangen. Der hiesige Rabbiner gab dem Lob seiner Tugenden als Mensch in kurzen Worten Ausdruck. Uns erübrigt seiner herrlichen Eigenschaften als Jehudi zu gedenken. Früher in Planig ansässig, war der Verblichene bereits vor langen Jahren hierher übersiedelt und sein Haus sowohl hier, wie seine frühere Wohnstätte gestaltete er zu einem offenen Haus in des Wortes vollster Bedeutung. Weit und breit war er auch bekannt dafür. Aber nicht im Wohlwollen allein suchte er seine Religion zu betätigen, nein, auch in der Ausübung jeder Mizwa (Gebot, Weisung). So groß oder gering sie auch scheinen möchte, war er stets eifrig bemüht, sie ganz zu vollführen und damit die altangestammte wahre Religiosität zu wahren. – Bis kurz vor seinem Hinscheiden war er einer der eifrigsten Besucher der Synagoge und gab oft seinem Bedauern darüber Ausdruck, dass er hier in Folge mangelnden Interesses nicht täglich Minjan in der Synagoge fände (sc. ein täglicher Gottesdienst konnte damals nicht stattfinden, da dazu jeweils 10 religionsmündige Männer vorhanden sein müssen). Neben dem Ausüben der jüdischen Pflichten war er bis ins höchste Alter eifrigst um sein Geschäft bemüht und seine strenge Reellität (sc. Ehrlichkeit, Redlichkeit) und wahre Rechtlichkeit gaben ihm Ansehen bei seinen einflussreichen christlichen Freunden, bei denen seine Biederkeit eine Heiligung des Gottesnamens verursachte (sc. sie bekamen über ihn Achtung vor der jüdischen Religion). Ganz in seinem Geiste hat er in Gemeinschaft mit seiner edlen, ihm vor Jahren im Tode vorangegangenen Gattin seine Kinder erzogen, deren Häuser sich würdig an das seine reihten. Hat er doch seinen Söhnen Gattinnen erwählt, die ihm Bürgschaft waren, dass seine Enkel in gleichem jüdischen Geiste, in dem er lebte, erzogen wurden, wusste er doch, dass die Töchter eines Raw Benjamin Niederhofheim – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – die Häuser seiner Kinder zu Heimstätten wahren, unverfälschten Judentums gestalten würden. So sah der Verblichene noch eine stattliche Anzahl Enkel, erzogen in seinem Sinne, in Glaubenstreue und Pflichtbewusstsein. Bis zur Stunde seines Heimgangs war er an Körperkraft und Geistesfähigkeit fast ungeschwächt und als ihn Donnerstag nach Tisch Schwäche anwandelte und zur ruhe mahnte, verrichtete er das Micha-Gebet, um dann wohl ausgerüstet im Frieden mit Gott, mit sich und seinen Nebenmenschen, in ein besseres Jenseits hinüber zu scheiden. Möge sein Andenken unwandelbar seiner Familie bleiben und sie stets in seinem Sinn die Wahrer des angestammten Judentums sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

    
Zum Tod der 94-jährigen Frau Wolf (1921) 

Planig Israelit 07071921.jpg (67535 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1921: "Planig, 28. Juni (1921). Im patriarchalischen Alter von 94 Jahren wurde Frau Wolf hier zur ewigen Ruhe bestattet. Unentwegt und mit hingebendem Eifer an den jüdischen Pflichten festhaltend, mit tätiger Liebe den Armen helfend, in vorbildlicher Einfachheit und ruhiger Heiterkeit ihrer zahlreichen Familie das Beispiel einer echt jüdischen Frau gebend, geachtet und geehrt bei Juden und Nichtjuden, ist sie nach einem arbeitsamen und gesegneten Leben dahingeschieden. In würdiger Weise zeichnete der Rabbiner des rheinhessischen Kreises an ihrer Bahre das Bild der Heimgegangenen und zahlreiches Trauergefolge gab ihr die letzte Ehre. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    
Anmerkung: der Grabstein für die 1921 verstorbene Frau Wolf ist auf dem jüdischen Friedhof der Gemeinde nicht mehr vorhanden.

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge         
    
In Planig gab es seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine Synagoge, über deren Baugeschichte nur wenig bekannt ist. Auffallend war die Innenbemalung der Synagoge mit hebräischen Inschriften, unterbrochen durch architektonische und florale Wandmalerei. Die Malerei erinnert an die Ausmalung der Synagoge in Odenbach.  
  
Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird auf Grund der zurückgegangenen Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder kaum noch regelmäßig Gottesdienst abgehalten worden sein - die in Planig und Bosenheim lebenden jüdischen Personen besuchten zunehmend die Synagoge in Bad Kreuznach. 
   
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Synagogengebäude in Planig bereits nicht mehr genutzt und geriet in einen immer baufälligeren Zustand, bis es 1950 abgebrochen wurde.   
    
    
Adresse/Standort der Synagoge   keine Angabe bei Landesamt s.Lit. 
     
    
     
Fotos   
(Quelle der Fotos: Landesamt s. Lit. S. 90)    

Die Synagoge in Planig Planig Synagoge 180.jpg (93852 Byte) Planig Synagoge 181.jpg (136409 Byte)
  Hochzeitsstein an der Außenmauer  Der Betsaal mit den Bemalungen 
     

      
       

Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Stadt Bad Kreuznach       

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 202-203.  
bulletDokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 349-356.  
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 90-91 (mit weiteren Literaturangaben).  

   
   n.e.    

                   
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Stand: 30. Juni 2020