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Zur Übersicht Synagogen im Kreis Neuwied
Rheinbrohl (VG
Bad Hönningen, Kreis
Neuwied)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Rheinbrohl bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht nach den vorliegenden Quellen
mindestens in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück; der jüdische Friedhof
wurden bereits im 17. Jahrhundert angelegt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1822 26 jüdische Einwohner, 1858 43, 1862 45, 1895 19.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule
(Religionsschule in einem 1837 erstellten Gebäude, siehe unten) und ein Friedhof.
1925 wurden 26 jüdische Einwohner gezählt, 1938 25. Bis
zum Beginn der Deportationen konnte noch mehrere auswandern oder sind in andere
Orte verzogen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.). Die letzten jüdischen Einwohner wurden im Juli 1942 deportiert.
Von den in Rheinbrohl geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Albert Abraham Baer
(1871), Katharina Baer geb. Mortje (1880), Moritz Baer (1873), Johanna Daniel
geb. Wolff (1893), Josef Jonas (1876), Helene Levy geb. Bär (1870), Hermann
Wolff (1890), Hertha M. Wolff geb. Abraham (1907), Johanna Wolff (1873), Leo
Wolff (1889), Leo Wolff (1889), Mathilde Wolff geb. Steinberg (1896), Paula
Wolff geb. Sommer (1891).
Persönlichkeiten:
Johanna Loewenherz (geb. 12. Mai 1857 in Rheinbrohl, gest. 17. Mai
1937 ebd.) war das jüngste der drei Kinder von Heymann Loewenherz
(Kaufmann und Steinbruchbesitzer, 1812-1897) und seiner Frau Fanny geb. Jacobson.
Über ihre Ausbildung ist wenig bekannt - in Stuttgart studierte sie am
Konservatorium Klavierspiel und Gesang. Johanna Loewenherz wurde in den 1890er-Jahren
u.a. in Berlin bekannt als sozialdemokratische Rednerin auf zahlreichen
Versammlungen und Parteitagen. Sie verfasste literarische Arbeiten und politische Schriften zu
Frauenthemen. Seit 1911 lebte sie mit ihrem Sohn Fritz in München. Nach
Ausbruch des Ersten Weltkrieges zog sie wieder nach Rheinbrohl. 1933 kam sie kurzzeitig in "Schutzhaft", danach musste
sie sich regelmäßig bei der Polizei melden. Im Dezember 1933 starb ihr Sohn
Fritz unter ungeklärten Umständen. Ihr Nachlass wurde von den
Nationalsozialisten vernichtet.
Link zur Johanna-Loewenherz-Stiftung
des Landkreises Neuwied (von hier auch das Foto links); hier auch
ausführliche Biografie von Hildegard Brog.
Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Johanna_Loewenherz
Literatur siehe Wikipedia-Artikel.
In Rheinbrohl erinnert die "Johanna-Loewenherz-Straße" an
Johanna Loewenherz. |
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Wohnhaus von Johanna
Loewenherz in der
Hauptstraße in Rheinbrohl mit Gedenktafel
(Quelle: Gemeinde
Rheinbrohl) |
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Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Mitteilung aus der NS-Zeit
Ein Schild "Juden
unerwünscht" wird am Ortseingang aufgestellt - und wieder beseitigt
(1935)
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1935: "In Rheinbrohl
am Rhein ist am Ortseingang ein Schild über die Straße gespannt worden,
auf dem es heißt: 'Juden sind hier unerwünscht.'" |
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Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1935: "Köln.
Aus Rheinbrohl am Rhein wird gemeldet, dass das am Ortseingang
befindliche Schild 'Juden sind hier unerwünscht' entfernt worden
ist." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein kleines Bethaus auf einem 80 am
großen Grundstück "Oben im Dorf", ehemals Gebäude Nr. 717
vorhanden. Es war ein kleiner Bruchsteinbau mit einem tonnengewölbten Betsaal.
Im Zusammenhang mit dem Bau der neuen Synagoge wurde das Gebäude 1863 an einen
Nachbarn verkauft der das Gebäude um zwei Geschosse aufstockte. Bei einem
Bombenangriff am 19. März 1945 wurde das Gebäude zerstört; das Grundstück
wurde nicht wieder bebaut.
Schon 1837 wollte die Gemeinde eine neue Synagoge bauen. Der Bau war
jedoch nicht von den Behörden genehmigt, musste zunächst eingestellt und
konnte dann jedoch zur Einrichtung einer jüdischen Schule für den Unterricht
der Kinder fertiggestellt werden. Das Gebäude stand vermutlich im oberen Teil
der Kirchstraße.
1862 wurde eine neue Synagoge geplant. Nach dem Verkauf der alten
Synagoge konnte am 11. Mai 1863 ein neues Grundstück an der damaligen
Chaussee, der heutigen Hauptstraße erworben werden. Im Jahr darauf, also im
Frühjahr 1864 konnte die Synagoge - nach dem
Bürgermeistereiprotokoll dieses Jahres - "fertiggestellt und feierlich dem
Dienst übergeben" werden. Finanziert wurde der Bau durch Spenden und
Kollekten, die auch in anderen Gemeinden (Bonn, Frankfurt, Köln usw.)
durchgeführt wurden.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
angezündet. Die Feuerwehr beschränkte sich auf den Schutz der Nachbargebäude.
Einige durch den Brand schon teilweise zerstörte Einrichtungsgegenstände
wurden am folgenden Tag auf den am Rheinufer für das Martinsfeuer der Schule
aufgestapelten Holzstoß geworfen und mit verbrannt. Die Brandruine wurde
abgebrochen, das Grundstück nach 1945 neu bebaut.
Im April 1982 wurde unweit des Synagogengrundstückes am Aufgang zur
evangelischen Kirche eine Gedenktafel angebracht.
Adresse/Standort der Synagoge: Auf
dem Grundstück des heutigen Wohnhauses Hauptstraße 20a
Fotos
(Quelle: Historische Aufnahmen: Landesamt s. Lit. S.
321; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum
26.08.2009)
Die Synagoge in Rheinbrohl |
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Ausschnitt aus
einem Luftbild von Rheinbrohl
mit der Synagoge an der Chaussee (1929) |
Die Synagoge (Aufnahme
zwischen
1933 und 1938) |
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Grundstück der ehemaligen
Synagoge
im August 2009 |
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Bauliche Situation
im Sommer 2009: das hohe Gebäude ist noch dasselbe wie auf den obigen
Aufnahmen; das angebaute niedrigere Wohnhaus steht auf dem Grundstück der
früheren
Synagoge; die Gebäude rechts stehen auf damals noch unbebautem
Grundstück. |
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Gedenken an die
Zerstörung der Synagoge |
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Am Aufgang zur
evangelischen Kirche die Gedenktafel mit einer Abbildung der Synagoge und
der Inschrift: "Hier in der Nähe stand bis zur Zerstörung durch die
Nationalsozialisten am 9.11.1938
die Synagoge der jüdischen Gemeinde
Rheinbrohl. Erinnerung - Mahnung - Dez. 1981" |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Jakob Weiler: Die Verhältnisse der Juden in
Hönningen und Rheinbrohl und ihr Leidensweg im "Dritten Reich".
Bad Hönningen. Beiträge zur Heimatkunde und Heimatgeschichte Bd. 3.
Selbstverlag des Heimatvereins Bad Hönningen. 1997 61 S.
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 | Werner Schönhofen: Johanna Loewenherz - Eine
Sozialistin und Jüdin kämpfte für die Sache der Frauen. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 8. Jahrgang
Ausgabe 2/1998 Heft Nr. 16. S. 65. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt). |
 | Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 320-321 (mit weiteren Literaturangaben).
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