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jüdische Geschichte in Rothenburg
links:
Siegeltypar der jüdischen Gemeinde Rothenburg
(Original im Reichsstadtmuseum)
Rothenburg ob der Tauber (Landkreis Ansbach)
Texte zur Geschichte der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde
Nachfolgend werden einige Text zur mittelalterlichen
jüdischen Geschichte Rothenburgs wiedergegeben, die in jüdischen Periodika des
19./20. Jahrhunderts erschienen.
Zum Lesen der Artikel bitte Textabbildungen
anklicken.
 | Aug. Schnizlein: Zur Geschichte der Vertreibung der
Juden aus Rothenburg o./Tauber 1519/20
Aus: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums
Heft 3 1917 S. 263-284.
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S. 284 |
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 | Zur mittelalterlichen jüdischen Geschichte Rothenburgs
- Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April
1876
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 | R. Wertheim (Nürnberg): Ein Ausflug nach Rothenburg ob
der Tauber. Aus der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16.
Oktober 1891.
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 | Artikel von Rabbiner Dr. Abraham
Schweizer über "Israeliten in Rothenburg o.T." (1908)
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1908: |
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 | Über einen alten Grabstein in Rotenburg
(Beitrag von 1913)
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 10. Januar 1903: |
 | Beitrag von Heinrich Reuß in der
"Kinderecke" der Zeitschrift "Der Israelit" über
"Rabbi Meier von Rothenburg" (1925)
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 | Beitrag von
Hauptlehrer Abraham Strauß (Uffenheim) über die jüdische Geschichte in
Rothenburg (1925)
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Artikel in der "Bayerischen
Israelitischen Gemeindezeitung" vom 6. November 1925: "Ein
Doppeljubiläum in Rothenburg o. d. Tauber
Von Hauptlehrer A. Strauß (Uffenheim).
Welcher Kunst- und Altertumsfreund kennt nicht die weltberühmte, wegen ihrer
Lage mit Jerusalem verglichene, „hochgebaute' Tauberstadt, jenes
Schatzkästlein in deutschen Landen, mit seinen bewährten Mauern und Türmen,
romanischen und gotischen Kirchen, hochgiebeligen Bürgerhäusern,
Renaissancebauten und Brunnen. Doch nicht von ihr, ihren Kunstdenkmälern und
ihrer reichen Vergangenheit lasst uns heute erzählen, sondern von ihrer
jüdischen Glaubensgemeinde, die am 25. Oktober die Jubelfeier ihrer
fünfzigjährigen Wiedergründung, verbunden mit dem fünfzigjährigen
Ortsjubiläum ihres Lehrers, Herrn Moses Hofmann, begangen hat.
Wiedergründung! Denn die, leider mit Blut und Tränen geschriebene
Geschichte der jüdischen Gemeinde in Rothenburg geht viel weiter zurück und
reicht mndeftens bis ins frühe Mittelalter. Bereits im Jahre 1180 wurde
eines Juden von Rothenburg, Samuel Bischof, Erwähnung getan, der in Würzburg
Zeugnis abzulegen hatte. Die erste urkundliche Nennung eines Juden in der
Stadt selbst datiert von 1210. Zweifellos hatten sich aber schon weit vorher
Juden in größerer Anzahl dortselbft niedergelassen; denn um die Mitte des
13. Jahrhunderts war die jüdische Gemeinde schon so erstarkt, dass sie den
bedeutendsten Rabbiner Deutschlands, Rabbi Meier ben Baruch, genannt Maharam,
zu ihrem geistigen Führer berufen konnte. Aus dieser Zeit ist noch ein
Grabstein erhalten, welcher das Datum 1274 trägt. Die jüdische Bevölkerung
nahm in der Stadt eine Sonderstellung ein, sie war in eigenes Quartier, das
'Judenviertel" verwiesen, welches gegen die übrige Stadt abgesperrt war. War
auch ihre Lage erträglich gewesen, |
Fotounterschriften: links Judentanzhaus (rechts), rechts Der berühmte
Gedenkstein.
so machten seit der Zeit der Kreuzzüge sich immer mehr Regungen des Hasses
gegen sie bemerkbar. Die Judenschaft war genötigt, sich Schutz und Duldung
teuer zu erkaufen. Der 'Judenschutz" wurde ein kaiserliches Regal, das Recht
'Juden zu halten" wurde als kaiserliches Privilegium verliehen, die Juden
wurden als 'kaiserliche Kammerknechte' bezeichnet, ein Name, der die
Erpressungen und Forderungen rechtfertigen sollte, die man sich gegen sie
erlaubte. In Zeiten politischer Aufregungen und religiösen Haffes vermochte
freilich der Judenschutz nichts; denn im Frühling des unglückseligen Jahres
1298 war gegen die Juden des fränkischen, nahe bei Rothenburg gelegenen
Städtchens Röttingen
die Beschuldigung laut geworden, sie hätten eine Hostie geschändet; bald
darauf erhob sich der Edelmann Rindfleisch und erklärte, er sei vom Himmel
aufgefordert, an den Juden Rache zu nehmen. In seiner Wut fiel das
aufgereizte Volk in ganz Franken über sie her, 140 jüdische Gemeinden fielen
ihm zum Opfer. Die in Rothenburg suchten sich in einem Turm und ihren
Häusern zu verbarrikadieren, doch diese Zufluchtsstätten wurden gestürmt und
angezündet, ea. 500 der Unglücklichen starben eines grausamen Todes. Der
größte Teil dieser Märtyrer ist in dem bekannten Nürnberger Memorbuch mit
Namen benannt, außerdem wurde die traurige Episode im Mai 1914 durch einen
historisch bedeutsamen Fund blitzartig beleuchtet und bestätigt. Auf einem
Platze in Rothenburg, der heute noch den Namen 'Judenkirchhof' trägt,
wurden anlässlich vorgenommener Planierungsarbeiten 55 Grabsteine (Mazzevos)
mit gut erhaltenen, jüdischen Inschriften aufgefunden. Sie standen, — als
ich, in Folge von Benachrichtigung nach dorten fuhr, um den historischen
Fund zu besichtigen — hart aneinander gedrängt, wahrscheinlich so, wie sie
vor 600 Jahren zur Erinnerung an Verstorbene in den Boden gesetzt wurden.
Die bei der Ausgrabung zutage getretenen Menschenknochen wurden von Herrn
Lehrer Hofmann sorgfältig gesammelt und pietätvoll im neuen jüdischen
Friedhof der Erde wieder übergeben. Unter den 55 Steinen, die der Zeit von
1506—1599 angehören, befand sich aber einer von allergrößter,
geschichtlicher Bedeutung, der nicht nur als Grabstein sondern als
Gedenkstein anzusehen ist und der die Katastrophe von 1298 inhaltlich
vollständig bezeugt; er befindet sich gegenwärtig im Lapidarmuseum zu
Rothenburg. Eine Abbildung ist hier beigefügt; die Inschrift lautet ins
Deutsche übertragen wie folgt:
'Mit bitterer Seele eine bittere Klage. Weil wir vergessen könnten die
Leiden der früheren, habe ich um ihrer zu gedenken, in steinernen Tafeln
eingegraben die Märtyrer Rothenburgs, die gemordet und verbrannt wurden für
die Heiligung des göttlichen Namens im Jahre 58 am 19. Tamus, und in der
Feste außer der Stadt haben sie die Vernichtung vollzogen, Feuer angelegt
und getötet die Söhne der Stadt. Da schwand von uns alt und jung. Am 12. des
Monats im sechsten Tausend hörte auf meine Wonne und am 5. Tage möge er uns
in die Freiheit entsenden, dann wird kommen mein Erlöser und mein Heiliger.
Amen.'
Man darf aus dem Inhalt wohl den Schluss ziehen, dass auf einem oder
mehreren andern Steinen, die entweder verloren gegangen sind oder gar noch
im Boden stecken, auch die Namen der Märtyrer verzeichnet waren. Trotz
dieser blutigen Verfolgung, die einer Ausrottung fast gleichkam, müssen sich
bald darauf wieder Juden in der Stadt niedergelassen haben; 1299*) fand
abermals eine Verfolgung statt, 'weil die Juden die Brunnen vergiftet
hätten." Die gleiche Beschuldigung gab beim Auftreten der großen Pest den
Anlaß zur dritten Verfolgung im Jahre
*) Ich verdanke diese und andere Angaben außer Graetz: 'Geschichte der
Juden", S. Haenle: 'Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstentum Ansbach",
insbesonders dem Werke, von Oberstudiendirektor Aug. Schnitzlein: 'Aus
Rothenburgs Vergangenheit". |
"1350.
In ihrer Not besetzten die Juden am Karfreitag des genannten Jahres, als
ein großer Teil der Bürger in der Kirche zu Dettwang sich befand, den Turm
am Galgentor. Der Turm wurde aber von den Bürgern, trotz verzweifelten
Widerstandes der Juden, gestürmt; diese wurden, soweit sie nicht flüchten
konnten, erschlagen, ihre Häuser geplündert und eingeäschert. Zwei Jahre
darauf sprach Kaiser Karl IV. die Rothenburger des Mordes ledig und erlaubte
ihnen, sich wieder 'Juden zu halten'. Im Jahre 1397 tauchte abermals die
Beschuldigung der Brunnenvergiftung auf, die Unglücklichen wurden wieder
vertrieben, ihre Häuser geplündert, die Synagoge niedergerissen.
Merkwürdigerweise finden sich schon 1400 wieder Juden in der Stadt, sie
wohnten nun in der heute noch vorhandenen Judengasse und auf dem sich
anschließenden, sogenannten 'Iudenkirchhof', bauten sich dort eine Synagoge
und blieben geduldet und ohne besondere Bedrängnis bis zum Ende des Jahres
1519, wo der Prediger Dr. Teuschlin gegen sie hetzte. Das aufgestachelte
Volk überfiel und verjagte die Juden, zerstörte die Synagoge und plünderte
sie aus. Das war die letzte, aber auch nachhaltigste Verfolgung; die Stadt
blieb ihnen fortan verschlossen.
An die alte jüdische Gemeinde in der einstigen freien Reichsstadt erinnern
heute, außer spärlichen Resten ehemaliger Ritualbäder und Mesusosspuren in
der Judengasse, noch die vielen Grabsteine, an der Vorderfront der Häuser
eingemauert oder als Deckmaterial der Burgmauern verwendet. Diese Mazzevos
waren offenbar der Zerstörungswut zum Opfer gefallen und sind dann einfach
als Bausteine benützt worden.
Anno 1870 — genau
350 Jahre nach der letzten Vertreibung — machten sich wieder die ersten
Juden, Hermann und Strauß aus
Niederstetten, in der einst so unduldsamen Stadt ansässig; 1875 waren es
8 Familien, die eine Kultusgemeinde gründeten, in der Person des Herrn Moses
Hofmann einen Lehrer beriefen und alle Kriterien schufen, die zu einer
jüdischen Gemeinde gehören. Die inzwischen durch weiteren Zuzug verstärkte
Gemeinde erwarb 10 Jahre später in der Herrngasse ein historisches Haus mit
der Inschrift 'Hier wohnte im Februar 1474 der Erzherzog und spätere Kaiser
Maximilian eine Woche lang' errichtete darin die Synagoge, Lehrerwohnung,
Schul- und Beratungszimmer und legte endlich im Jahre 1900 vor dem
Würzburger Tor einen Friedhof an. Mit
Stolz und Befriedigung kann die neue Kultusgemeinde auf ihren
fünfzigjährigen Bestand zurückblicken, dank der vorzüglichen Leitung ihres
42 Jahre im Dienste der Gemeinde stehenden Ehrenvorsitzenden, Karl
Wimpfheimer. Unter pietätvoller Bewahrung alles Hergebrachten und
Religiösen war sie stets einem gesunden Fortschritt zugeneigt und trat, als
eine der ersten Kultusgemeinden in Bayern, rückhaltlos dem im Jahre 1920
gegründeten Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden als Mitglied bei.
Freilich ist auch die neue Gemeinde von der Zeiten Gunst und Ungunst
nicht unberührt geblieben: Im Jahre 1913 zählte sie 31 Familien mit über 100
Seelen, während sie heute nach dem Kriege, der Inflation und
wirtschaftlichen Krise nur noch einen Bestand von 20 Familien mit 60 Seelen
aufzeigen kann. Die Zahl der jüdischen schulpflichtigen Kinder ist von
früher 32 auf 4 herabgesunken. Als Mit- und vielleicht Hauptursache der
auffälligen Abnahme muss, außer dem Wegzuge verschiedener Familien in die
Großstädte, auch in dieser Gemeinde der den Bestand und die Existenz der
gesamten deutschen Judenheit bedrohende Geburtenrückgang bezeichnet werden.
Trotz dieses unerfreulichen Gegenwartsbildes kann die Jubilarin
zuversichtlich und hoffnungsfreudig der Zukunft entgegenblicken, denn die
aufblühende, sich immer mehr und mehr entwickelnde Fremden- und Handelsstadt
Rothenburg wird sicher ihre Anziehungskraft auf ihre jüdischen Mitbürger
nicht verfehlen und zum Wiederaufstieg der Kultusgemeinde beitragen. Möge
aber auch diese — in ihrer Gesamtheit sowohl, als in ihren Gliedern — selbst
zu ihrer Gesundung beitragen und an ihrem Ehrentage sich bewusst sein, dass
sie Erbin einer großen Vergangenheit ist, und dass ihr die heilige Pflicht
obliegt, dieses ideale Gut ungeschmälert künftigen Generationen zu
überliefern.
Wie Eingangs erwähnt, hat gleichzeitig mit dem Ehrenfeste der Gemeinde ihr
Mitbegründer, Lehrer und geistiger Führer, Moses Hofmann, sein
fünfzigjähriges Ortsjubiläum begangen. Als er bei seiner Amtseinsetzung sich
auf Wunsch der Gemeinde verpflichten sollte, mindestens ein Jahr zu bleiben,
konnte er sich dazu nicht entschließen — nun steht er ein halbes Jahrhundert
auf seinem Posten, gewiss ein Zeichen schönster Harmonie zwischen Gemeinde
und Beamten. Herr Lehrer Hofmann, der auf der
Präparandenschule zu Höchberg
und im israelitischen Lehrerseminar zu Würzburg
seine Vorbildung genoss und seine erste Anstellung in
Zeckendorf bei Bamberg fand, konnte
bereits vor vier Jahren sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum feiern. Er steht
somit im gesegneten Alter von 74 Jahren noch im Dienste, in seltener
körperlicher und geistiger Rüstigkeit, ungebeugt von der Jahre Last und des
Schicksals Tücke, erfüllend des Psalmisten Wort von den Frommen: 'Noch im
höchsten Alter blühen, immer frisch und saftvoll bleiben sie."" |
 | Jüdisches und Antijüdisches aus
Rothenburg ob der Tauber (Beitrag von Rabbiner Dr. Kroner, Oberdorf, 1927)
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Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1927: |
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 | Denkwürdige Überreste der alten Judengemeinde
Rothenburg o.d.T. - Artikel in der Bayerischen Israelitischen
Gemeindezeitung vom 15. April 1928
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 | Beitrag von Bezirksrabbiner Dr.
Magnus Weinberg: "Denkwürdige Überreste der alten Judengemeinde
Rothenburg" (1928)
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Artikel
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai
1928: |
 | Nachkomme von Rabbi Meir von
Rothenburg in New York (1928)
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Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November 1928: |
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