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Simmertal (ehem.
Simmern unter Dhaun, VG Kirn-Land, Kreis Bad Kreuznach)
mit Martinstein (VG Bad Sobernheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Simmertal (bis 1971: Simmern unter Dhaun) bestand eine
kleine jüdische
Gemeinde bis nach 1933. Bereits vom 16. bis zum 18. Jahrhundert lebten
jüdische Familien am Ort. Ob es eine kontinuierliche jüdische Ansiedlung gab,
ist jedoch nicht bekannt. 1560 soll am Ort zumindest der Jude Aaron
gelebt haben, der sich beim rheingräflichen Verwalter zu Dhaun über ein
Handelsverbot für Juden in Merxheim
beschwerte.
1705 werden fünf jüdische Familien in Simmern aufgezählt, unter ihnen
auch eine mit Namen Löw (später Löb beziehungsweise Loeb). 1783 gab es
sechs jüdische Familien, die jeweils 12 bis 16 Gulden Schutzgeld zu bezahlen
hatten.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1823 45 jüdische Einwohner (davon zehn Kinder), 1852 59, 1895 20.
Spätestens im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Gemeinde in Simmern der
Nachbargemeinde in Merxheim angeschlossen,
konnte jedoch ihren eigenen Betraum weiter benutzen.
Auch im unmittelbar benachbarten Martinstein
lebten wenige jüdische Familien (1905 noch 11 jüdische Einwohner, 1909 11, 1913
7), die vermutlich zum Gottesdienst nach Simmern
gekommen sind. Die in Martinstein verstorbenen Personen sind in Simmern
beigesetzt worden.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(Religionsschule), möglicherweise ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts zeitweise ein jüdischer Lehrer am Ort, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war. 1823 wurden die zehn Kinder der Gemeinde von
einem "noch nicht geprüften Lehrer" unterrichtet. Einige Zeit gab es
Bemühungen, für die in den Orten Simmern, Seesbach
und Martinstein lebenden jüdischen Familien eine gemeinsame jüdische
Elementarschule zu eröffnen, doch bestand eine solche Gemeinschaftsschule nur
für kurze Zeiträume. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die
Kinder durch auswärtige Lehrer unterrichtet.
1925 gehörten zur Gemeinde noch 13 Personen. Da auch in Merxheim die
Zahl der jüdischen Einwohner stark zurückgegangen war, gab es in dieser Zeit
Pläne, Simmern mit anderen Nachbargemeinden der Synagogengemeinde Kirn
anzuschließen. Der Zusammenschluss scheiterte jedoch 1929.
1933 lebten noch 16 jüdische Personen in Simmern. In
den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Zum Zeitpunkt des Novemberpogrom
1938 waren noch fünf jüdische Personen (Familien Mendel und Mann sowie
Rosa Stern) am Ort, denen durch "aufgehetzte Kinder" "einige
Unannehmlichkeiten" bereitet worden seien. 1942 wurden die Eheleute Mann
sowie Rosa Stern aus Simmern deportiert.
Von den in Simmern unter Daun geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Julius Loeb
(1874), Karoline Mann geb. Salomon (1876), Leopold Mann (1860), Adolf Stern
(1862), Ida Stern geb. Stern (1899).
Hinweis: in den Listen kann es zu einzelnen Verwechslungen mit Simmern
(Hunsrück) kommen.
Aus Martinstein sind umgekommen: Amalie Heidt geb. Stern (1896),
Isidore Strauss (1891).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeiner Bericht über die jüdischen Gemeinden
Martinstein, Weiler und Simmern unter Dhaun
(1930)
Artikel im "Israelitischen
Familienblatt" vom 12. Juni 1930 (Aus der Reihe "Mit jüdischen Augen
durch deutsche Lande - III. Vom Idarwald an den Rhein.
Von S. Lilienthal, Wiesbaden): "Von
Kirn mit dem
Zug in 11 Minuten oder zu Fuß, das Nahetal abwärts, 1 1/2 Stunden nach
Martinstein.
Martinstein, ein kleines, aber sauberes Örtchen von 300 Seelen, an der
Bahnstrecke Türkismühle—Bingerbrück. Früher wohnten hier im Schutze des
Schlosses Dhaun Juden. Noch 1905 sind hier 11 Juden, 1909 ebensoviel, 1913
nur noch 7; nach dem Krieg ist keine Gemeinde mehr da; dasselbe Bild in
Weiler, eine kleine halbe Stunde östlich von Martinstein, wo sogar 1913
noch 14 Seelen wohnten.
Von Martinstein eine halbe Stunde nordwestlich wandernd, kommt man auf
schönem Weg nach
Simmern unter Dhaun. Ein freundliches Dorf von 950 Einwohnern, unterhalb des
Schlosses Dhaun gelegen, das mit seiner Umgebung ähnlich wie die Kyrburg
samt Kirn zum Gebiet der Nahe-Gaugrafen und später den Wild- und Rheingrafen
gehörte. Auch in Simmern unter Dhaun gab es einst eine Gemeinde, die noch
1913 aus 18 Seelen bestand. Wer Zeit hat, gehe unbedingt auf die schöne alte
Burgruine Dhaun, die noch erraten lässt, welch prächtige Hofhaltung sie einst
beherbergte, und die heute, mit geschmackvollen Anlagen ausgestattet, dem
Wanderer eine freundliche Ruhestätte und Fernsicht bietet. Von Simmern unter
Dhaun schöne, durch Wald führende Straße nach Seesbach. Zwischen
Kilometerstein 1,8 und 1,9 führt rechts über die Wiese ein Pfad in den Wald
zu einem völlig vergessenen jüdischen Friedhof, der einmal, wie mir Bauern
sagen, der nun ausgestorbenen Gemeinde Seesbach gehört haben soll.
Wahrscheinlich war es ein Sammelfriedhof für mehrere Gemeinden: Martinstein,
Simmern unter Dhaun, Weiler usw. neben Seesbach. Heute zeigen nur noch
einzelne schon geborstene und hingefallene Steine rechts und links des
Pfades, dass hier einst ein Friedhof ('Judde-Kirchhof') gewesen. Dabei kann
der Friedhof nicht alt sein; es sind Steine aus den sechziger und siebziger
Jahren. Die meisten haben die Bauern der Umgebung fortgenommen und für
Bauten benutzt! — Von Martinstein 5 1/2 Kilometer (1 1/4 Std.) entfernt, liegt
Seesbach, wo von der früheren
Gemeinde, deren sich noch alte Eingeborene erinnern wollen, keine Spur mehr
ist..." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge als selbständiges Gebäude gab es in Simmern zu
keiner Zeit. Vielmehr war ein Betraum in einem der jüdischen Häuser
vorhanden. Der letzte Betraum war in einem bis heute erhaltenen Gebäude
an der Ecke Banzel/Langgasse, wo sich der Synagogenraum im "äußersten
Zimmer des Obergeschosses, nach der Langgasse hin" befand.
Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts war es auf Grund der zurückgegangenen Zahl
der jüdischen Gemeindeglieder schwierig, die notwenige Zehnzahl jüdischer
Männer zum Gottesdienst zu bekommen. In den 1920er-Jahren konnten Gottesdienste
nur noch stattfinden, wenn Besucher von auswärts in der Gemeinde waren.
Adresse/Standort der Synagoge: Banzel
1 / Ecke Langgasse
Fotos
Außer zum
Friedhof sind noch keine Fotos / Darstellungen zur jüdischen Geschichte
in Simmertal vorhanden; über Zusendungen oder Hinweise freut sich der
Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Dokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad
Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe
des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 411-426 (mit
weiteren Quellen- und Literaturangaben). |
 | Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 345 (mit weiteren Literaturangaben). |
 | Thea Levinsohn: Lebensstationen einer deutschen
Jüdin - verwurzelt in Rheinland-Pfalz - Alexandrien. Tiberias - Essen -
Jerusalem. In: SACHOR. Beiträge zur jüdischen Geschichte in
Rheinland-Pfalz. 3. Jahrgang. Ausgabe 1/1993, Heft Nr. 4. S. 5-20. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt - Achtung längere
Ladezeit bei 23,7 MB; betr. u.a. Familie Stern aus Simmern unter Dhaun).
|
 | Roland Flade: Chronik der jüdischen Familie Loeb
aus Simmern unter Dhaun. In: SACHOR. Beiträge zur jüdischen Geschichte
in Rheinland-Pfalz. 3. Jahrgang. Ausgabe 1/1993, Heft Nr. 4. S. 42-45. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt, 6,1 MB).
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n.e.

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