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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Untergimpern (Stadt Neckarbischofsheim,
Rhein-Neckar-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhundert kurpfälzischen
Dorf Untergimpern bestand eine jüdische Gemeinde bis zu ihrer Auflösung
1883/84. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück.
Bis
Anfang des 19. Jahrhunderts gehörten die Juden von Unter- und Obergimpern
einer gemeinsamen Gemeinde an. Spätestens nach 1827 die jüdischen Familien für
einige Jahre eine selbständige Gemeinde.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde zeitweise eine eigene
Synagoge (s.u.). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Waibstadt beigesetzt. Die Gemeinde gehörte seit 1827 zum Rabbinatsbezirk
Sinsheim.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1825 40 jüdische Einwohner, 1832 43, 1836 52, 1839 44, 1864
Höchstzahl von 56 Personen, 1871 30, 1875 27, 1880 29, 1885 19, 1890 8, bis Ende
der 1890er-Jahre noch 6 (in einem Haushalt). Durch
Aus- und Abwanderung der jüdischen Familien ist die Zahl seit den 1860er-Jahren
schnell zurückgegangen.
Nach 1900 lebten keine Juden mehr am Ort.
Von den in Untergimpern geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Heinrich Horkheimer (geb.
1865 in Untergimpern, später in Augsburg wohnhaft), Sophie Rosenberger geb.
Schwarzenberger (geb. 1863 in Untergimpern, später in Karlsruhe
wohnhaft).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Spendensammlungen in Untergimpern durch Aron
Kaufmann Bär aus Neckarbischofsheim (1865 / 1866)
Anmerkung: Es wurden Spenden gesammelt zur Linderung der Hungersnot in
Palästina: 1865/66 werden noch Angehörige der Familien Horkheimer,
Schwarzenberger und Wollenberger in Untergimpern genannt.
Spendenverzeichnis
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1865: "Durch Aron
Kauffmann in Neckarbischofsheim
gesammelt: Aron Bär aus Karlsruhe 5 fl., Levi Schwarzenberger u. Söhne in
Untergimpern 5 fl, Simon Schwarzenberger, Veist Horkheimer u. H. W.
Schwarzenberger das. 5 fl., Aschur Wollenberger das. 2 fl., Samuel
Wollenberger das. 1 fl., Israel Wollenberger das. 1 fl, Lehmann Wollenberger
das. 1 fl., J. L. Wollenberger das. 1 fl., Elias Frank 30 Kr., zusammen 21
fl. 30 kr." |
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Spendenverzeichnis in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
15. August 1866 erfährt man von solchen Spenden bei Besuchen und bei
durchgeführten Beschneidungen. Davon werden in diesem Verzeichnis drei
Beschneidungen aus Untergimpern genannt: "Durch Aron Kaufmann
Baer in Neckarbischofsheim:
von Majer Hahn in Frankfurt am Main 1 fl., von H. Flesch 30 kr., Challegeld
von Frau Daniel Baer von Neckarbischofsheim
fl. 1 12 kr. - Zusammen fl. 3.27 kr.
Durch Aron Kaufmann Bär in Neckarbischofsheim:
Bei der Brit Mila (Beschneidung) des Herrn Samuel Wollenberger in Untergimpern
fl. 2, bei der Brit Mila des Herrn Jonathan Majer in Neidenstein
fl. 2 18 kr., bei der Brit Mila Seiner Hochwürden des Herrn
Rabbiner Weil in Mosbach a. N. 3 fl. 44
kr., bei der Brit Mila des Herrn Isaak Jeselsohn in Neckarbischofsheim
5 fl. 37 kr., bei der Brit Mila des Herrn Feist Horkheimer in Untergimpern
1 fl. 30 kr., bei der Brit Mila des Herrn Lehmann Wollenberger in Untergimpern
1 fl. 28 kr. Zusammen 16 fl. 37 kr." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Philipp Weiß von Untergimpern wird ausgezeichnet (1904)
Anmerkung: Unklar ob Philipp Weiß aus einer jüdischen Familie in Untergimpern
stammt.
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juni 1904: "Neckarbischofsheim.
Den Unteroffizieren der Landwehr Samuel Jeselsohn von
Neckarbischofsheim und
Philipp Weiß von Untergimpern ist die zweite Klasse der
Landwehr-Dienstauszeichnung verliehen und gelegentlich der letzten
Kontrollversammlung überreicht worden." |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Bis zum Anfang des 19.
Jahrhunderts hatten die jüdischen Familien in Untergimpern keinen eigenen
Betsaal. Sie besuchten den Betsaal in Obergimpern
und hatten mit den dortigen Familien einen gemeinsamen Vorsänger. Als 1807 der
Betsaal in Obergimpern in baufälligem Zustand war und die jüdische Gemeinde
sich für den Neubau einer Synagoge entschloss, bestanden die Juden aus
Obergimpern darauf, dass ihre Glaubensgenossen aus dem Nachbarort zumindest ein
Sechstel des Betrages, also 100 Gulden übernehmen sollten. Es wurde
argumentiert, dass die Juden Untergimperns auf Grund eines alten Vertrages auch
ein Sechstel an den Kosten für den Vorsänger bezahlten. Da die Untergimperner
jedoch nicht so viel bezahlen wollten, musste Rabbiner Juda Moses Bamberger aus
Neckarbischofsheim vermitteln. Auch er sprach sich für dafür aus, dass aus
Untergimpern ein Anteil von 100 Gulden bezahlt werden sollte. Es wurde bestimmt,
dass die acht jüdischen Haushaltsvorstände und die beiden am Ort lebenden
Witwen je nach ihrem Vermögen einen Teil von 50 Gulden übernehmen sollten; die
anderen 50 Gulden wurden zunächst als Darlehen aufgenommen. Jud Baruch und
seine beiden Schwiegersöhne Moses Jacob und Marx Isac sowie Lemann Samuel
verweigerten jedoch jegliche Beiträge, sodass schließlich eine Exekution
angedroht wurde, die aber vom Justizamt in Mosbach untersagt wurde.
Einige Jahre später richteten die jüdischen Familien in
Untergimpern ihre eigene Synagoge ein, die bis zur zweiten Hälfte des 19.
Jahrhundert genutzt wurde und noch als Scheune erhalten ist (hinter dem
ehemaligen jüdischen Wohnhaus
Landstraße 11 auf Flurstück 46 an der Schulstraße).
Fotos
Historische Fotos:
Historische Fotos sind nicht bekannt,
Hinweise bitte an den
Webmaster von "Alemannia Judaica",
E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Die ehemalige
Synagoge
(Foto: Quelle) |
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Das Gebäude mit dem Fachwerkgiebel ist die ehemalige
Synagoge in Untergimpern |
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neue Fotos werden
bei Gelegenheit erstellt |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 277. |
 | Wolfram Angerbauer/Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in
Kreis und Stadt Heilbronn. S. 182-186 (innerhalb des Abschnittes zu
Obergimpern). |
 | Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
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