Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Unterschüpf (Stadt Boxberg, Main-Tauber-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge  

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Über den Judenpogrom an Pessach 1848  
Allgemeiner Artikel zur jüdischen Geschichte in Unterschüpf (1931)   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde          
    
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zum Erzbistum Mainz gehörenden Unterschüpf bestand eine jüdische Gemeinde bis um 1870. Ihre Entstehung geht in das 17./18. Jahrhundert zurück. Erstmals werden 1643 Juden am Ort genannt. 
  
1797 waren elf jüdische Familien am Ort, die sich als Händler und Krämer betätigten. 
 
Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1838 mit 64 Personen erreicht. 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, einen Raum für den Unterricht der Kinder, vermutlich auch eine Mikwe. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden vermutlich im jüdischen Friedhof Unterbalbach beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein jüdischer Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter tätig war. 
  
Unter den Lehrer war Benedikt Löb (um 1803 als "Judenschulmeister" genannt) sowie vermutlich um 1834 Lehrer Salomon Heidingsfeld (Sohn des Benedikt Heidingsfeld und der Debora geb. Salomon), der seit dem 9. September 1834 (in Unterschüpf) verheiratet war mit Henriette geb. Wertheimer (Tochter des Leopold Wertheimer in Ansbach und der Sara geb. Wertheimer). Ab 1835 war Heidingsfeld Lehrer in Kippenheim, wo die sieben Kinder des Paares geboren wurden: Bernhard (geb. 1835), Theodora (geb. 1836), Juliana (geb./gest. 1838), Wilhelm Benjamin (geb./gest. 1839), Rosalia (geb. 1840), Leopold (geb. 1943) und Julius (geb. 1846).  

Die schweren Ausschreitungen gegen Juden und Plünderungen der jüdischen Häuser im Zusammenhang mit den Revolutionsjahren 1848/49 führten, auch wenn Unterschüpfer Bürger selbst nicht daran beteiligt waren, zu einer beschleunigten Abwanderung der Juden in die Städte beziehungsweise einer Auswanderung nach Amerika, sodass 1875 nur noch zwei jüdische Einwohner am Ort waren. 
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde     
Über den Judenpogrom an Pessach 1848 (Kurzer Bericht von 1848)
          

Baisingen AZJ 03071848.jpg (100117 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juli 1848: "Aus Württemberg, im Mai (1848). In mehreren früheren Artikeln der Allgemeinen Zeitung des Judentums war die Rede auch von Judenverfolgungen in Schwaben und es könnte dadurch den Anschein gewinnen, als ob in württembergischen Orten solche Verfolgungen in größerer Zahl vorgekommen wären. Dem muss aber aufs Bestimmteste widersprochen werden. Bloß in einem einzigen Ort, Baisingen,  im Schwarzwald, kamen derartige, freilich betrübende Exzesse der Rohheit und Barbarei vor, wo aber ebenfalls manche besondere Umstände mit unterliefen. Die Nachricht hinsichtlich Mergentheims muss dahin berichtigt werden, dass gegen die dortigen Israeliten durchaus Nichts unternommen werden sollte, sondern die Wut einer rohen Odenwälder Bande wollte die von dem nahen badischen Ort Unterschüpf, wo freilich gegen die dortigen wenigen Juden arg gehaust worden ist, nach Mergentheim geflüchteten Juden ausgeliefert haben, welchem Ansinnen jedoch natürlich von Seiten der Behörde nicht nachgegeben worden…".   

   
Allgemeiner Artikel zur jüdischen Geschichte in Unterschüpf (1931)       

Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 9. Juli 1931 (Teil des Beitrages von S. Lilienthal - Wiesbaden: "Mit jüdischen Augen durch deutsche Lande - Neckar-Tauber-Main-Wanderung): "Unterschüpf, einst der Hauptort des sogenannten Schüpfergrundes, hatte schon nach dem Dreißigjährigen Krieg Juden. Als der Bezirk 1803 von Mainz an das Fürstentum Leiningen übergeht, wohnen im Schüpf 13 jüdische Familien, darunter der Judenschulmeister Benedikt Löw. Sie geben in einer Eingabe an den Fürsten an, dass Juden schon seit 400 bis 500 Jahren im Schüpfergrund wohnen, ferner dass sie seit jeher den Friedhof zu (Unter-)Balbach benutzen und, obschon sie keinem Rabbinat unterstehen, doch bei Todesfällen den für den Balbacher Friedhof zuständigen Mergentheimer Rabbiner hinzuziehen. So wollen sie es auch fernerhin halten und sich vor allem keiner neuen Friedhofsgemeinschaft anschließen. Die Gemeinde ist reich. David Löw besitzt 20.000 fl.. Pfeifer Moses 1.006 fl.. Jsak Moises 12.000 fl.. Löbs Witwe 6.000 fl. Gar kein Vermögen besitzt nur der Schulmeister und Joseph Schmai, der sich mit 'Handel auf Credit und Schmusen' 'nährt'. Von dieser schönen Gemeinde ist ebenfalls keine Spur mehr am Ort."  

   
    
    
Zur Geschichte des Betsaals /der Synagoge    
    
Die Gemeinde hatte eine Synagoge, deren Baujahr nicht bekannt ist. 1803 wird ein Judenschulmeister namens Benedikt Löb genannt. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde wurde die Synagoge verkauft und 1882 in eine Scheune umgebaut. Als solche ist das Gebäude erhalten (auf Anwesen Unterschüpfer Straße 62). Bis zum Wegzug der letzten jüdischen Einwohner lagen immer noch Pläne zu einem Synagogenneubau vor. Zu dessen Finanzierung standen auch schon Gelder aus Stiftungen bereit. Die rapide Abnahme der Mitgliederzahl verhinderte aber die Durchführung dieses Projekts. 
    
Auflassung der Synagoge Unterschüpf (1882)      

Unterschuepf PA 17021882.jpg (21730 Byte) Anzeige in der "Karlsruher Zeitung" vom 17. Februar 1882 - Beilage: "Aufgebote
L. 178.1 Nr. 1178. Boxberg. Das Großherzogliche Amtsgericht Boxberg hat unterm Heutigen folgendes Aufgebot erlassen: 
Der Großherzogliche Fiskus, vertreten durch Großherzogliche Domänenverwaltung Tauberbischofsheim, besitzt auf Gemarkung Unterschüpf das ihm als herrenloses Gut zugefallene vormalige Synagogengebäude, einerseits Friedrich Hettinger, anderseits Friedrich Quenzer.  
Beim Mangel des Eintrags dieser Liegenschaft im Grundbuch wird vom genannten Fiskus das Aufgebotsverfahren beantragt."   

   
   
   

Fotos / Pläne   
Historische Fotos / Pläne:   

Historische Fotos sind nicht bekannt, eventuelle Hinweise bitte an
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Fotos nach 1945/Gegenwart:  

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Links und Literatur          

Links:   

bulletWebsite der Stadt Boxberg         

Literatur:     

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 280.       
bulletRolf Rüdiger/Alois Burger: Unterschüpfer Chronik. 1982. S. 215-232.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.   

    
     

                   
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Stand: 06. Oktober 2024