Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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kippenheim Synagoge 202.jpg (14403 Byte) 

 

Kippenheim (Ortenaukreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge  
  

   Bitte besuchen Sie auch die Website des Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V.:  
www.ehemalige-synagoge-kippenheim.de   

          
Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Sonstiges     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

      

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
  
In Kippenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1654 ließ sich mit Jud Löw mit seiner Familie am Ort nieder. 1684 lebten vier jüdische Familien im Ort (Löw, Hirsch, Joseph und Koppel), 1723 waren es sieben (darunter seit etwa 1690 die aus Stühlingen stammenden Familien der Brüder Elieser und Marum Weyl, Begründer der Kippenheimer Familien Weil und Weill), 1739 fünf, 1761 zehn Familien. 1793 werden folgende jüdische Familienvorstände in Kippenheim genannt: Salomon Auerbacher, Löw Levi, Menef Levi, Salomon Weil, Hirschel Weil, Gimbel Weil, Hirschel Weil der jung, Emanuel Marx Weil, Sandel Weil, Hirschel Wertheimer, Lippmann Bär. Die jüdischen Familienvorstände lebten von ihren Einnahmen als Viehhändler, Seifensieder und Bürstenmacher sowie vom Kramwarenhandel. Einige eröffneten alsbald Ladengeschäfte am Ort.     
    
Im Laufe des 19. Jahrhunderts bildete sich in Kippenheim eine relativ große jüdische Gemeinde. Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich wie folgt: 1801 70 jüdische Einwohner, 1825 159 (8,4 % von insgesamt 1.902 Einwohnern), 1842 145, höchste Zahl 1871 mit 323 Personen (etwa 16 % der Gesamtbevölkerung), 1875 305 (15,6 % von 1.954). Danach ging die Zahl durch Ab- und Auswanderung zurück, sodass um 1900 noch 272 (14,8 % von 1.843), 1910 noch 187 jüdische Einwohner (10,5 % von 1.786) gezählt wurden. 
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde insbesondere eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad (zunächst in einem Kellergewölbe unterhalb der Vorhalle zur Synagoge - Spuren sind erhalten; seit 1900 in einem Anbau hinter der Synagoge - besteht nicht mehr). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Schmieheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt (Elementarlehrer an der jüdischen Schule bis 1876, danach Elementarlehrer an der allgemeinen Schule). Um 1848 war Lehrer Salomon Heidingsfeld in Kippenheim (siehe Anzeige unten). Besonders lange war Lehrer (zuletzt Oberlehrer) Heinrich Zimmern in Kippenheim: er konnte 1922 sein 45-jähriges Ortsjubiläum feiern. Eine jüdische Konfessionsschule wurde 1835 gegründet und in einem Haus in der Unteren Hauptstraße (Lgb.-Nr. 31) eingerichtet. Sie brannte um 1876 nieder und wurde nicht mehr aufgebaut. Nach Auflösung der Konfessionsschulen in Baden 1876 bestand noch eine Religionsschule. Die jüdischen Kinder erhielten ihren Religionsunterricht im Haus des jüdischen Lehrers/Kantors Obere Hauptstraße 15 (Lgb.-Nr. 361; Gebäude erhalten). Neben dem jüdischen Schullehrer gab es einen Kantor und Schochet (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten von 1877 und 1919).      
 
Seit 1790 gehörte Kippenheim zum Rabbinat Schmieheim, dessen Sitz 1893 nach Offenburg verlegt wurde.    
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Gefreiter Max J. Auerbacher (geb. 20.9.1885 in Kippenheim, gef. 17.11.1916), Emanuel Böttigheimer (geb. 3.9.1872 in Miltenberg, gest. an den Folgen der Kriegsverletzung am 5.6.1919), Jonas Levi (geb. 24.11.1891 in Düppigheim, gef. 4.6.1915), Simon Maier (geb. 13.5.1898 in Kippenheim, gef. 22.2.1917), Albert Weil (geb. 20.9.1897 in Kippenheim, gef. 28.5.1918), Benno Wertheimer (geb. 17.2.1895 in Kippenheim, gest. an den Folgen der Kriegsverletzung am 3.12.1919), Leopold Z. Wertheimer (), Zahlm. St. Siegfried S. Wertheimer (geb. 14.4.1890 in Kippenheim, gef. 19.9.1918). Ihre Namen stehen auf dem Gefallenendenkmal auf dem Kirchplatz vor der evangelischen Kirche sowie auf dem Gefallenendenkmal des jüdischen Friedhofes in Schmieheim. Außerdem sind gefallen: Fritz Blum (geb. 10.3.1894 in Kippenheim, vor 1914 in Kehl wohnhaft, gest. an den Folgen der Kriegsverletzung am 27.11.1920) und Herbert Wertheimer (geb. 21.12.1897 in Kippenheim, vor 1914 in Lahr wohnhaft, gef. 25.3.1918).   
    
Um 1925, als zur Gemeinde noch 153 Personen gehörten (8,4 % von insgesamt 1.821 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Max Wachenheimer, Salomon Weil, Salomon Auerbacher, Jakob Durlacher und Hermann Wertheimer. Als Lehrer und Kantor war G. Schwab tätig. Der inzwischen im Ruhestand lebende Lehrer Hermann Zimmern (Hauptlehrer a.D.) erteilte noch Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen gab es: einen Talmud Thora-Verein (1924/32 unter Leitung von Heinrich Wertheimer), eine Chewra Neurim (1924/32 unter Leitung von Hermann Wertheimer), eine Chewra Tehillim (1924/32 unter Leitung von Abraham Wertheimer), der Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa (1924/32 unter Leitung von Fritz Weill), der Israelitische Frauenverein (1924/32 unter Leitung von Max Wachenheimer und Therese Auerbacher), der Synagogenchorverein (1924/32 unter Leitung von J. Durlacher), eine Ortsgruppe des Bundes jüdischer Frontsoldaten (1924 unter Leitung von E. Wertheimer). 1932 waren die Gemeindevorsteher Hermann Wertheimer (1. Vors.), Richard Wertheimer (2. Vors.) und Jakob Auerbacher (3. Vors.). Im Schuljahr 1931/32 besuchten den Religionsunterricht 10 Kinder der Gemeinde.         
   
Anfang der 1930er-Jahre hatten jüdische Gewerbetreibende noch einen beträchtlichen Anteil am Wirtschaftsleben des Ortes. Es gab damals die folgenden  Gewerbebetriebe im Besitz jüdischer Personen / Familien: Gasthaus "Badischer Hof" mit koscherer Metzgerei (Treffpunkt des jüdischen Gemeinde- und Vereinslebens; Poststraße 7); Schuhhandlung Alfred Auerbacher (Bahnhofstraße 12), Textilhandlung Berthold Auerbacher (Poststraße 20), Viehhandlung Hermann Auerbacher (Bahnhofstraße 6), Viehhandlung Jakob Auerbacher (Obere Hauptstraße 4; nicht wie in einigen Listen angegeben: Poststraße 4), Viehhandlung Josef Auerbacher (Bachgasse 12), Viehhandlung Max Auerbacher (Obere Hauptstraße 4), Gemischtwarenhandlung Salomon Auerbacher (Bergstraße 4), Gemischtwarenhandlung Siegfried Auerbacher (Querstraße 11), Bäckerei Salomon Bauer (Poststraße 7), Wein- und Spirituosenhandlung Flora und Nathan Durlacher (Obere Hauptstraße 13), Tabakwarengroßhandlung Max Valfer (Poststraße 2), Textilhandlung Oskar und Hugo Wachenheimer (Untere Hauptstraße 13), Lederhandlung Fritz Weil (Obere Hauptstraße 20), Metzgerei Abraham Wertheimer (Friedhofstraße 6), Viehhandlung David Wertheimer (Untere Hauptstraße 2), Getreide-, Mehl- und Futtermittelhandlung Eugen Wertheimer (Bahnhofstraße 2), Eisenhandlung Hermann Wertheimer (Untere Hauptstraße 7), Metzgerei Hermann Wertheimer (Poststraße 12), Metzgerei Julius Wertheimer (Obere Hauptstraße 3), Viehhandlung Leopold Wertheimer (Bahnhofstraße 25), Textil- und Stoffhandlung Poldi Wertheimer (Obere Hauptstraße 27).    
  
1933 lebten noch 144 jüdische Personen in Kippenheim (7,8 % von 1.856 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Die letzten 31 jüdischen Einwohner wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. 
   
Hinweis zu den emigrierenden Personen: Auf dem Schiff St. Louis mit knapp 1000 jüdischen Flüchtlingen, das keine Landeerlaubnis in Kuba und in den USA erhielt und nach Europa zurück musste, befand sich 1939 auch Freya Maier geb. Valfer aus der Poststr. 2 in Kippenheim und ihre jetzt in den USA lebende Tochter Sonja Geismar geb. Maier. Ausführlicher Bericht dazu siehe in "Die Ortenau" - Zeitschrift des historischen Vereines für Mittelbaden, Bd. 96, 2016, Seite 239 - 248 "Bootsflüchlinge 1939".
   
Von den in Kippenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Henny Abenheimer geb. Durlacher (1882), Arthur Auerbacher (1898, "Stolperstein" in Weinheim), August Auerbacher geb. Rosenfeld (1893), Bella Auerbacher (1903), Berthold Auerbacher (1927), Gerda Auerbacher geb. Auerbacher (1895), Hermann Auerbacher (1867), Josef Auerbacher (1863), Karoline Auerbacher geb. Auerbacher (1896), Marx (Max) Auerbacher (1872), Mathilde Auerbacher geb. Auerbacher (1857), Salomon Auerbacher (1886), Salomon Auerbacher (1888), Mina Böttigheimer geb. Weill (1875), Elise (Elisabeth) Brader geb. Wertheimer (1874), Klara Breslau geb. Auerbacher (1892), Flora Durlacher geb. Epstein (1897), Gretel Durlacher (1921), Hans Durlacher (1925), Jakob Durlacher (1874), Leonie Durlacher geb. Weil (1878), Sally Eichenbaum (1880), Emma Freund geb. Auerbacher (1893), Klothilde Guggenheim geb. Zimmern (1884), Mathilde Guggenheim (1914), Walter Guggenheim (1913), Henriette Hahn geb. Weil (1865), Sara Kahn geb. Wertheimer (1882), Sophie Kaufmann (1874), Mina Krause geb. Wertheimer (1892), Charlotte Lang geb. Weill (1869), Jenny Lederer geb. Wertheimer (1895), Semmy Mannheimer (1876), Hilde Marx geb. Zimmern (1887), Auguste Rauner geb. Posner (1885), Meta Strauß geb. Wachenheimer (1901), Fanny Valfer geb. Wertheimer (1886), Max Valfer (1880), Bella (Ella) Wachenheimer geb. Eichel (1894), Hugo Wachenheimer (1889), Julius Wachenheimer (1865), Käthe Wachenheimer geb. Ehrlich (1900), Max Wachenheimer (1862), Oskar Wachenheimer (1893), Gerda Wechsler geb. Wertheimer (1883), Berta Weil (1905), Gerda Weil (1895), Helene Weil geb. Lion (1865), Julius Weil (1902), Klara Weil geb. Auerbacher (1894), Emilie Weill geb. Weill (1867), Hugo Weill (1885), Emilie Wertheimer (1879), Flora Wertheimer (1901), Fritz Wertheimer (1897), Isaac Wertheimer (1866), Maier Wertheimer (1868), Samuel Wertheimer (1874), Selma Wertheimer (1902), Siegfried Wertheimer (1895), Simon Sigmund Wertheimer (1872), Sophie Wertheimer geb. Günzburger (1877), Wilhelm Wertheimer (1866).               
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Elementarlehrers sowie des Vorbeters / Schochet 1877 / 1891  
Anmerkung zur Stellenausschreibung 1877: die Ausschreibung erfolgte sowohl in der konservativ-orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" wie auch in der liberalen "Allgemeinen Zeitung des Judentums", was auf eine damals insgesamt liberale Einstellung der jüdischen Gemeinde beziehungsweise ihres Vorstandes schließen lässt. 

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1877: "Die hiesige Kantor- und Schochet-Stelle soll mit dem 1. Januar 1878 neu besetzt werden. Das Gehalt mit Einschluss der Nebeneinkünfte beträgt etwa 1.500 bis 1.800 Mark. Junge, musikalisch gebildete Bewerber werden bevorzugt. 
Reflektanten wollen sich unter Einsendung ihrer Zeugnisse an den Unterzeichneten wenden. 
Kippenheim (Baden), 10. Oktober 1877. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde Moritz Durlacher."   
   
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Oktober 1877: "
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1919: "In der Gemeinde Kippenheim (Baden) ist die Stelle eines Kantors und Schächters sofort oder längstens 14 Tage vor Pessach zu besetzen. Gehalt Markt 1.350.- mit ca. Mark 800-1000 Nebeneinkommen und freue Wohnung mit Garten. Außerdem gewährt die Gemeinde eine Teuerungszulage vorerst für das Jahr 1919 für einen Ledigen Mark 400.-, für einen Verheirateten Mark 600.-. Auf musikalische Ausbildung wird großen Wert gelegt. - Bewerbungen wolle man unter Beifügung von Zeugnisabschriften bis zum 30. Januar 1919 an den Synagogenrat Kippenheim einsenden. 
Offenburg
, 30. Dezember 1918. Die Bezirkssynagoge."   

    
Dem Lehrer Salomon Heidingsfeld wird des Nachts sein Bettzeug gestohlen (1848)
     
Anmerkung: Salomon Heidingsfeld (Sohn des Benedikt Heidingsfeld und der Debora geb. Salomon) war seit ca. 1835 Lehrer in Kippenheim. Er war seit dem 9. September 1834 (in Unterschüpf) verheiratet mit Henriette geb. Wertheimer (Tochter des Leopold Wertheimer in Ansbach und der Sara geb. Wertheimer). Das Ehepaar hatte sieben Kinder: Bernhard (geb. 1835), Theodora (geb. 1836), Juliana (geb./gest. 1838), Wilhelm Benjamin (geb./gest. 1839), Rosalia (geb. 1840), Leopold (geb. 1943) und Julius (geb. 1846). 
Auch der Sohn Bernhard Heidingsfeld wurde Lehrer und Kantor (in den 1860er-Jahren in Langenschwalbach
  

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 16. Februar 1848 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):  "Ettenheim [Diebstahl]. In der Nacht vom 7. auf den 8. dieses Monats wurden dem israelitischen Lehrer Heidingsfeld zu Kippenheim mittelst Einsteigen in die Kammer nachstehendes Bettzeug aus einem Schranke entwendet. 
1) Ein vierblätteriger Deckbettüberzug von rot und weiß kariertem Baumwollenzeug mit kleinen Streifchen dazwischen, unten mit Schürzen besetzt zum Einschnüren statt der gewöhnlichen Bändel.  
2) Zwei dreiblättrige dito von hausgemachtem flächsenem rot und weiß groß kariertem Kölsch, unten mit einem Blatt weißer Leinwand besetzt und mit Bändeln von gleicher Farbe versehen. 
3) Zwei dito dito, ganz neu, von rot und weiß klein kariertem Kölsch.  4) Vier dito dito von weiß und blau klein kariertem Kölsch, ebenfalls ganz neu.  
5) Vier dito dito von flächsenem Kölsch, weiß, rot und blau klein kariert.  
Wir ersuchen die respektiven großherzoglichen Bezirks- und Polizeiämter auf diese gestohlenen Sachen und auf den noch unbekannten Täter fahnden zu lassen und im Falle eines Erfolgs uns davon in Kenntnis setzen zu wollen. 
Ettenheim, den 9. Februar 1848. Großherzogliches Bezirksamt."    

 
45-jähriges Amtsjubiläum von Hauptlehrer Hermann Zimmern (1922)   
Anmerkung: Hermann Zimmern (zu seinen Lebensstationen siehe nächsten Bericht von 1936) war mit Bertha geb. Kleefeld verheiratet (geb. in Breisach um 1862, gest. in Kippenheim 23.10.1926); das Ehepaar hatte fünf in Kippenheim geborene Kinder: Selina (geb. 8.7.1883, gest. 20.9.1883), Klothilde (geb. 24.9.1884, verh. mit Julius Guggenheim aus Gailingen; zwei Kinder Walter David geb. 12.5.1913 und Mathilde geb. 3.7.1914, Hilde und die beiden Kinder wurden 1940 nach Gurs, September 1942 nach Auschwitz deportiert; für tot erklärt), Regine (geb. 6.8.1886; verh. seit 1913 mit dem Kaufmann Emil Rosenberg aus Samotschin/Polen), Hilda (geb. 20.10.1887, verh. mit Jakob Marx aus Seckenheim, ein Kind Berta Margot; alle drei wurden Oktober 1940 nach Gurs, September 1942 nach Auschwitz deportiert; für tot erklärt), Hugo (geb. 10.1.1891)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1922: "Kippenheim (Baden), 15. Mai (1922). Anlässlich der Jubiläumsfeier für Hauptlehrer Zimmern und seiner Pensionierung nach 40, respektive 45-jähriger Amtstätigkeit in Kippenheim, wurde dem Jubilar, auf Initiative seiner einstigen Schüler, Emil Weil in Breslau und Max Wertheimer in Bern, eine namhafte Summe als Schülergabe in dankbarer Anerkennung und treuer Anhänglichkeit feierlichst überreicht. Die größte Genugtuung für den ehrwürdigen Lehrer dürfte vielleicht darin bestehen, dass nicht nur die Vertreter der Stadt- und Gemeindebehörden, sondern auch seine Schüler im In- und Auslande an dieser Feier so regen Anteil nahmen."       

   
80. Geburtstag von Oberlehrer i.R. Hermann Zimmern (1936) 
  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1936: "Mannheim 4. Juni (1936). Am 30. dieses Monats begeht Hermann Zimmern, Oberlehrer i.R. in Mannheim, B 7,12 in körperlicher und geistiger Frische seien 80. Geburtstag. Der Jubilar, geboren 1856 in Walldürn, war 45 Jahre im badischen Volksschuldienst, davon 40 Jahre in Kippenheim bei Lahr, zuletzt als Schulleiter. 1922 wurde er in den wohlverdienten Ruhestand versetzt und wohnt seit 1926 bei seiner Tochter in Mannheim. Wir wünschen dem Jubilar, der sich ob seines heiteren, gütigen Wesens allgemeiner Beliebtheit und Wertschätzung erfreut, einen schönen gesegneten Lebensabend! (Alles Gute) bis 120 Jahre."       

   
Kantor S. Eichenbaum publiziert ein Sammelwerk von synagogalen Gesängen (1894)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1894: "Herr Kantor S. Eichenbaum in Kippenheim kündigt die Herausgabe eines für die Kantoren hoch bedeutsamen Sammelwerkes an. Es wird synagogale Gesänge für Sabbate und alle Festtage enthalten. Alle Piecen sollen 3-12-fach vertreten sein. Der Sologesang für geübte Kantoren sowohl, als auch für Anfänger findet in seinem Werke vollste Berücksichtigung. Daneben bietet der Verfasser, der seine Arbeit 'Kol Bau' genannt hat, zahlreiche 2-, 3-, 4-, und 5-stimmige Gemischte- und Männerchore. Eine reiche Auswahl Kasualien wird im Extrabande gratis dem Werke beigegeben. der Verfasser, ein Schüler des Altmeisters M. Deutsch - Breslau, ist auch über die Grenzen seiner engen Heimat hinaus, als ein Kantor von gediegenem musikalischen Wissen und Können auf der Gebiet der synagogalen und profanen Musikliteratur rühmlichst bekannt. Als Chordirigent einer angesehenen Gemeinde Badens hat er neben theoretischen und auch die notwendigen praktischen Erfahrungen reich sammeln können. Zwanzig Jahre lang hat er mit großer Mühe und seltener Sachkenntnis der Sammlung, altehrwürdige Melodien obgelegen. Manchen Kollegen wird er durch eigene Kompositionen einen Genuss bereiten. Seltene Manuskripte hervorragender Kantoren Frankreichs, des Elsass und Deutschlands finden wir zum ersten Male in dieser Sammlung der Öffentlichkeit dargeboten.   
So birgt das angegebene Werk bedeutsame Schätze. Verfasser und Verleger haben nicht Kosten und Mühe gespart, um die Sammlung würdig auszustatten. Vielen wird es ein willkommenes Hilfsmittel bieten, das im Sinken befindliche Kantorat zweckentsprechend zu heben. Viele Kantoren werden in ihm - das ein wahrer Kol Bau ist - einen Ersatz finden für den häufig mangelhaften Unterricht und die lückenhafte Vorbildung, die sie genießen mussten. Schon heute mehren sich Anfragen und Bestellungen. Wir können nur jedem Chasan die Beschaffung des gediegenen Werkes dringen anraten, es wird ihm vorzügliche Dienste leisten. Möchte das vortreffliche Sammelwerk eine recht weite Verbreitung finden - das wünschen wir von Herzen - damit Kantor Eichenbaum seine fleißige Arbeit reichlich - belohnt sieht und zur weiteren Herausgabe synagogaler Gesänge angespornt wird. 
Während nach Schluss der Subskription der Ladenpreis des obengenannten Werkes auf 30 M. sich stellen wird, ist es bei Bestellung bis zum 1. Januar 1895 für 18 Mark zu beziehen.  
Kollegen mit geringen Einnahmen wird es vom Verfasser zu 8 Mark zur Verfügung gestellt."   

   
25-jähriges Dienstjubiläum des Kantors S. Eichenbaum (1903)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1903: "Kippenheim, 29. Dezember (1903). Eine schöne, würdige Feier hat die alt-ehrwürdige, streng-fromme Gemeinde Kippenheim am Schabbes Chanukka begangen. Galt es doch, das 25jährige Dienstjubiläum ihres Kantors, Herrn S. Eichenbaum, festlich zu begehen. In Oberschlesien geboren, hatte der Jubilar von der frühesten Jugend an, dem Studium der Tora obgelegen. Mit prachtvoller Tenor-Bariton-Stimme begabt, gemühte er sich, seine Stimmmittel bei großen und frommen Kantoren auszubilden, wo er noch Gelegenheit fand, das Torastudium weiter zu pflegen., Hierauf trat er das Amt eines Kantors in hiesiger Gemeinde an, und so wirkte er seit 1877, zur größte Zufriedenheit seiner Gemeinde, und vorgesetzten Behörde.  
Seit Monaten ward in der Gemeinde der allgemeine Wunsch laut, den Jubiläumstag ihres Kantors und Chordirigenten (eines sehr leistungsfähigen Männerchores) festlich und wirklich zu feiern. Vor dem mit Ephen und Girlanden geschmückten Pult sandte Herr Eichenbaum in seiner, wie vor 25 Jahren, unverändert gebliebenen, angenehmen und herrlich klingenden Stimme, seine aus tiefem Herzen kommenden, altjüdische Melodien zum Allmächtigen empor, welche von den andächtigen Zuhörern mit gewohnter Aufmerksamkeit bewundert wurden.  
Nach Beendigung des Gottesdienstes begab sich der Vorstand der israelitischen Gemeinde, Herr Josef Wertheimer, begleitet von dem gesamten Synagogenrat, in die Wohnung des Jubilars, und überreichte demselben mit warmen, zu Herzen gehenden Worten einen mit einer schönen Widmung versehenen, silbervergoldeten, sehr kostbaren Pokal. Die Worte des Redners zeugten von echter Gottesfurcht. 
Der Jubilar erwiderte mit dementsprechenden Worten des Dankes.  
Hierauf erschienen der Vorstand und Vorstandsmitglieder des Synagogenchors, ebenfalls ein wunderschönes, silbernes Geschen überreichend. Auch sonst noch wurde der Jubilar von verschiedenen Seiten durch Geschenke beehrt, welche Zeugnis von der großen Beliebtheit desselben ablegten."          

   
     
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
Der Bürgermeister von Kippenheim engagiert sich gegen die Juden-Emanzipation (1862)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1862: "Aus dem badischen Amte Ettenheim, 29. Januar (1862). Der Bürgermeister von Kippenheim hat sämtliche übrigen Bürgermeister unseres Bezirkes auf heute in das hiesige Rathaus zu einer Besprechung berufen. Der Erfolg derselben soll der sein, dass eine Petition gegen Freizügigkeit und Gleichstellung der Juden abgefasst, eingereicht und auch andere Kollegen zum gleichen Sturmlauf eingeladen werden. Von der Gemeinde Säckingen kam eine Petition gegen die Juden-Emanzipation ein."     


Geburtsfest des Großherzogs (1902)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1902: "Kippenheim, 14. September (1902). Wie alljährlich, wurde auch dieses Jahr das Geburtsfest des Großherzogs durch ein Festessen gefeiert, welche im Gasthaus zum 'Anker' stattfand. Dabei sprach Herr Pfarrer Lorenz in schönen Worten den Toast auf unseren Landesfürsten, besonders dessen treue Pflichterfüllung und Leutseligkeit hervorhebend, während Herr Assistenzarzt d.R. Dr. Manes den Kaisertoast ausbrachte. Das Festessen erfreute sich einer regen Teilnahme aus allen Schichten der Ortseinwohner, welche bis in frühester Morgenstunde in animiertesten Stimmung beisammen blieben. Auffallend war, dass der hiesige Oberförster Herr Fischer, die Einladung zurückwies mit den Worten: 'Ich gehe nicht in ein Lokal, wo Juden sind.' Umso merkwürdiger muss dies Benehmen erscheinen, da dieser erst vor drei Jahren hierher versetzte Herr durch das Spenden einer größeren Summe es durchzusetzen wusste, dass sein Name mit goldenen Lettern auf dem dieses Jahr den Söhnen 'Kippenheims' errichteten Kriegerdenkmal prangt, so er sich doch für ewige Zeiten in jüdischer Gesellschaft befindet. Der Herr Oberförster mag sonst denken und sprechen und sich wohl fühlen wo und wie ihm beliebt, daran stößt sich niemand, dass er aber einen solch' patriotischen Anlass dazu benützt, seine Denkungsart zu dokumentieren, muss doch zu Konsequenzen führen, die dem Herrn unangenehm werden dürften. Man ist hier gewohnt, in Frieden nebeneinander zu wohnen und findet es unbegreiflich, wie sich dieser Herr zu einer solch' beleidigenden Äußerung, wozu er durchaus keinen Anlass hat, hinreißen lassen konnte."         

  
Predigt des Bezirksrabbiners in Kippenheim (1911)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1911: "Kippenheim, 27. April (1911). Die Predigt, die unser Bezirksrabbiner aus Offenburg am Schabbat Hagadol (sc. "der Große Schabbat" = Schabbat vor Pessach, das war am 8. April 1911) in Kippenheim hielt, verdienst auch weiteren Kreisen bekannt gegeben zu werden. Sie hatte kurz etwa folgenden Inhalt: 
'Die Natur ist ewig die gleiche, die Jahreszeiten folgen sich in stets gleicher Reihenfolge. So auch die Religion. Auch sie, das heißt ihr Inhalt, ist ewig und unveränderlich für uns, aber auch sie hat gleichsam ihre Jahreszeiten, ihre Formen sind dem Zeitgeist unterworfen. Unsere Tora redet zu dem Menschen in sanften, milden Worten, darum verlangt sie von ihm nur das, was er leicht erfüllen kann. (Also kein Opfer persönlichen Mutes oder Verzicht auf irdische Vergnügen? Anmerkung des Einsenders.) Nun ist vorige Woche ein Vorkommnis innerhalb der badischen Judenheit zu verzeichnen, das ihr nicht zum Ruhme gereicht. Ein badisches Synodalmitglied hat in fanatischer Weise gegen alle jene Richtungen die heftigsten Angriffe gerichtet, die nicht auf dem Standpunkt der strengsten Orthodoxie stehen. Das ist aufs tiefste zu beklagen und eine Gotteslästerung im traurigsten Sinne des Wortes. Welche Intoleranz! Die Orthodoxie ist zu starr für die heutige Zeit. Vergleich mit den toten Gebeinen, die Jecheskiel auf einem Felde vorfand, von denen Gott ihm sagte, dass sie nur durch seinen Geist wieder belebt werden könnten. Ebenso der Geist der Neuzeit bezüglich der toten Formen der Orthodoxie!! Quintessenz der Rede 'Gedenke der Tora Moses, meines Knechts' - aber nur in diesem Geiste der Neuzeit!!'   
Die obige Rede hat bei den Zuhörern allseitig den schärfsten, allerdings stummen Protest hervorgerufen und dies aus ganz verschiedenen Gründen: 
1. ist die Gemeinde Kippenheim durchaus nicht der Platz, wo eine derart hyperneologe Predigt angebracht ist, und nur der Anstand hielt manchen Zuhörer davon ab, die Synagoge zu verlassen; 
2. wurde es allgemein verurteilt, dass ein Geistlicher persönliche Angriffe von der Kanzel herab unternahm und von dieser aus eine politisch-religiöse Rede hielt, die natürlich unerwidert bleiben muss. Man mag über die Rede des Abgeordneten Dr. Simon denken wie man will - eine Kritik derselben von der Kanzel ist entschieden zu verurteilen, umso mehr, als dieser Kritiker selbst Synodalmitglied ist und Gelegenheit hatte, seine Ansicht an zuständiger Stelle vorzubringen.   
Von großem Interesse dürfte es sein, die eben kurz erwähnten Ausführungen zu vergleichen mit früheren Predigten des nämlichen Rabbiners! Wie hat hat er gerade am Schabbat Hagadol von derselben Stelle aus streng orthodoxe Mahnung an seine Zuhörer gerichtet! Wie oft hat er sie ermahnt, das Chomez (sc. das Gesäuerte) nicht nur aus ihren Häusern, sondern auch aus ihrem Herzen zu entfernen! Wie oft ist er sehr warm für streng orthodoxe Erziehung der Jugend eingetreten! Und nun dieser Wandel?  
Hierfür gibt es nur eine Erklärung und diese dürfte darin zu suchen sein, dass ein Bezirksrabbiner in liberaler Stadt- und orthodoxen Landgemeinden eine Zwitterstellung einnimmt. Der Herr Rabbiner hat es bisher stets verstanden, seine Worte dem Geschmack und der religiösen Richtung seiner jeweiligen Zuhörer anzupassen. Diesmal scheint ihm ein unliebsames Versehen unterlaufen zu sein; er scheint sich in der Adresse geirrt zu haben. Diese Predigt dürfte für seine eigene Gemeinde Offenburg für Pessach bestimmt gewesen sein, was schon daraus zu schließen, dass das Gleichnis erst in der Haftoroh von Pessach enthalten ist.  
Das Interessanteste ist wohl, dass der Herr Bezirksrabbiner es fertig gebracht hat, seine Predigt auf dem Text Gedenke der Tora Moses, meines Knechtes aufzubauen, Worte, die nur eine Deutung zulassen!! Die uns von Moses überlieferte Lehre ist etwas ganz anderes als die vom Herrn Rabbiner verlangte Verinnerlichung und Veredlung der jüdischen Religion und wenn seine Hörer bereit sind, den Text der Predigt zu beherzigen, so sind sie trotzdem weit davon entfernt, sich auch mit ihrem Inhalt einverstanden zu erklären."     



Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   

"Schutzbrief für den Juden Moses Löw von Buchsweiler zu Kippenheim (ausgestellt 1802)      

      
Der Schutzbrief wurde abgedruckt in den "Mitteilungen der Gesellschaft für Jüdische Volkskunde" 1899 S. 68-71. 

  
Fahndung nach David Levi von Kippenheim (1837)    

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1837 S. 770 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Fahndung
Am letzten Samstag hat sich David Levi von Kippenheim, dessen Signalement und Kleidung, soweit letztere angegeben werden kann, hier unten folgt, von Hause entfernt, nachdem er seinem Vater Baruch 30 Kronenthaler und 2 fl. in Münze, sowie drei goldene Fingerringe im Werte von 10 fl., eine silberne Taschenuhr mit silberner Kette, Schlüssel und Petschaft, nebst einem ganz neuen Regenschirm von rotem ... mit weißem Stiel und schwarzharnemen Griff, entwendet hatte. 
Nach eingezogener Erkundigung begab sich derselbe in das Oberland, und wird ohne Zweifel keinen andern Ausweis, als ein ..pensammlungspatent, welches ihm im Monat Mai zugestellt wurde, bei sich führen. 
Dieses wird hiermit zur Fahndung auf den Dieb und die entwendeten Gegenstände bekannt gemacht. 
Ettenheim, den 23. August 1837. 
Großherzoglich badisches Bezirksamt.  
Signalement. Alter 26 Jahre, Größe 5 Schuh 4 Zoll, Statur hager, Gesichtsform oval, Farbe ..., Haare schwarz, Stirne gewölbt, Augenbrauen schwarz, Augen braun, Nase breit, Mund groß, Bart schwarz, Kinn rund, Zähne gut, persönliche Verhältnisse: ledig.  Kleidung. Ein blautuchener Frack und eine Sommerkappe. Die übrige Kleidung sowie die Kappe, kann nicht näher bezeichnet werden."    

 
Zum Tod von Samuel Durlacher (1875)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April 1875: "Kippenheim (Baden), 12. April. Am jüngsten Schabbatausgang erlitt unsere Gemeinde einen gar herben Verlust - Herr Samuel Durlacher, Chef der Weinhandlung, entschlummerte zu einem besseren Dasein nach einem langen und schmerzlichen leiden. Wer den Heimgegangenen gekannt, wird uns beipflichten, wenn wir gramerfüllt ausrufen: 'gefallen ist die Krone von unserem Haupte!' Durlacher zeichnete sich als Jehudi durch seine strenge, ungeheuchelte Frömmigkeit aus, eine Tugend, die ja heute leider so selten! Er war aber auch bestrebt, in diesem Geiste seine zahlreiche Familie zu erziehen, wobei ihm seine edle Gattin helfend zur Seite stand und Gott sei Dank, es ist ihm gelungen, darin von Erfolg gekrönt zu werden. Noch um sein Schmerzenslager wenige Stunden vor seinem Heimgange versammelte er seine 12 Kinder und nahm ihnen das Versprechen ab: nie Entweiher des Schabbat zu sein und nie Nichtkoscheres zu genießen. Wahrlich, ein herrlich Zeugnis für den Edlen. War er als Jude seinem Gotte und seiner Familie gegenüber äußerst pflichtgetreu und unsäglich selbstverleugnend und hingebend, so zeichnete er sich nicht minder durch sein allgemein anerkanntes humanitäres Wirken aus, sodass er von weit und breit gesucht wurde. Immer war er bereit zu helfen. Sein weiches, mildes, wohlwollendes Herz war voll der edelsten Regungen, was er durch die Tat bewiesen. Geben und Spenden war ihm eine besondere Freude und da ihn der liebe Gott mit Gütern gesegnet, so konnte er auch mit vollen Händen geben. Von seinem guten Namen, seinen zahlreichen innigen Freunden und Verehrern legte das imposante Leichenbegängnis Zeugnis ab, zu welchem Herr Rabbiner Dr. Marx aus Darmstadt telegraphisch berufen war. Derselbe erklärte jedoch im Monat Nisan keine Trauerrede halten zu können, hielt jedoch auf Ersuchen nach dem Begräbnis vor Mincha im Trauerhause vor einer sehr zahlreichen Zuhörerschaft einen religiösen Vortrag Musar über einen Vers der Sidre, der mit größtem Beifalle aufgenommen wurde. 'Sich in den Geist der Gotteslehre vertiefen - das biete den besten Trost', sagte er und wir pflichten ihm bei . ja er hat uns getröstet und die Familie gab dieses auch durch ihre würdige Haltung zu erkennen. - Samuel Durlacher ist uns nun körperlich entrückt - aber im Geiste lebt er bei uns fort, lebt fort in seinen edlen Handlungen und wird stets seiner Familie und allen, die ihn gekannt, unvergesslich bleiben."     


Moritz Durlacher übersiedelt nach Hamburg (1891)
  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. April 1891: "Aus Schmieheim (Baden) wird uns geschrieben: anlässlich der Übersiedelung nach Hamburg des Bezirksältesten und Gemeindevorstehers, Herrn Moritz Durlacher in Kippenheim wurde demselben von den Bezirksgemeinden Altdorf, Diersburg, Ettenheim, Friesenheim, Kippenheim, Nonnenweier, Rust und Schmieheim (Offenburg und Lahr waren nicht vertreten) durch Delegierte dieser Gemeinden eine Adresse überreicht.
Nachdem Herr Bezirksrabbiner Dr. Rawicz an der Spitze der Vertreter in warmer und ergreifender Rede die feierliche Handlung eingeleitet hatte, verlas er mit sichtlich erregter Stimme die in Inhalt und Ausführung wohlgelungene Adresse. Es sollte dies ein bescheidener Tribut der Anerkennung für die Verdiente sein, die sich Herr Durlacher in beispielloser Uneigennützigkeit als Bezirksältester erworben. Herr Durlacher war und ist ein Vater der Armen, ein Ernährer der Hilflosen. Mit Treue, Eifer und unerschütterlicher Festigkeit waltete er während zahlreicher Jahre seines Amtes.   
Die Erwiderung des Herrn Durlacher gipfelte in dem Jedermann zu Gemüte redenden Bekenntnisse, dass ihm alles das, was er geleistet, lediglich sein Pflichtgefühl eingegeben habe, und was an guten Werken ihm nachgerühmt werde, nichts weiter als der Ausdruck der Pflicht sei, wie sie das einmal übernommene Amt und das Verhältnis des Menschen zum Menschen für ihn involviere.
An dieser Stelle sei noch der Ansprache gedacht, die Herr Bürgermeister Kalt von Kippenheim zur Seite des Herrn Ratschreibers und eines Mitglieds des Gemeinderats an den Gefeierten richtete und die lautes Zeugnis von dem friedlichen Einvernehmen und dem gemeinschaftlichen Zusammenwirken der Vorsteher der politischen und israelitischen Gemeinde ablegte."         

  
Abschiedsveranstaltung für den nach Baden-Baden verziehenden Arzt Dr. Stern (1901)  
 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1901: "Lahr in Baden, im Mai (1901). Anfang Mai fand zu Ehren des von Kippenheim nach Baden-Baden übersiedelnden Arztes Herrn Dr. Stern ein Abschiedsbankett im 'Badischen Hof' in Kippenheim statt, zu dem von Nah und Fern Freunde und Bekannte des Scheidenden in großer Anzahl sich eingefunden hatten. Herr Medizinalrat Dr. Schmidt - Lahr hatte auf Ersuchen des Herrn Altbürgermeisters Jenne das Präsidium übernommen. Es wurden verschiedene zu diesem Zwecke zusammengestellte Tischlieder gesungen und zahlreiche Reden gehalten, unter denen wir diejenigen des Herrn Bezirksrates Oehler aus Wittenweier, Rektor Dr. Schmidt - Lahr, Bezirksrabbiner Dr. Rawicz - Offenburg, Bürgermeister Schell - Kippenheim, Hauptlehrer Hummel - Schmieheim, und Vorsteher Dreyfuß - Nonnenweier hervorheben wollen. Ein Vorstandsmitglied der Bezirkskrankenkasse Lehr, die ebenfalls Vertreter entsendet hatte, erfreute die Anwesenden durch wohlgelungene Gesangsvorträge.   
Der ganze Verlauf des Abends, sowie die stattliche Anzahl der Erschienenen, unter denen wir u.a. den vollzähligen Kippenheimer politischen Gemeinderat, wie auch Vertretungen der politischen Gemeinden Mietersheim, Nonnenweier, Schmieheim und Kippenheim weiter bemerkten, legten für die allseitige Anerkennung der langjährigen, erfolgreichen Tätigkeit des allgemein beliebten Arztes beredtes Zeugnis ab.   
Einige Tage darauf veranstaltete der Militärverein Kippenheim zu Ehren des Scheidenden, der Stabsarzt d.L. ist, ein Abschiedsbankett.   
Zunächst gab der Vorstand des Vereins dem Bedauern Ausdruck, dass Herr Dr. Stern nach 15-jähriger beispiellos erfolgreicher Tätigkeit seinen Wirkungskreis verlasse. Dr. Stern hätte hauptsächlich dazu beigetragen, dass der Verein zu solch hoher Blüte gelangt wäre.  
Der Sohn des Bürgermeisters sprach im Namen der jungen Mitglieder: Herr Dr. Stern war nur stets ein Beispiel, wie im Verein gearbeitet werde. Er war der Eckpfeiler des Militärvereins, um den sich die anderen geschart haben.   Der Bürgermeister stattete im Namen der alten Krieger und Invaliden den Dank für sein Arbeiten und Wirken im Verein ab.   
Herr Dr. Stern selbst dankte in längerer Rede und brachte zum Schluss ein Hoch auf den Großherzog Friedrich aus, der keine Opfer, keine Mühe scheute und das Einzelne hinter das Ganze stellte.   
Am folgenden Abend brachte der jüdische Gesangverein Frohsinn in Kippenheim dem Scheidenden einen Fackelzug mit Serenade dar. Auf die Hunderte von Zuschauern machte die Ovation vor dem Hause des Herrn Dr. Stern einen gewaltigen Eindruck. Manch ergrauter Mann vermochte wohl im Hinblick auf das Scheiden des treuen Hausarztes, der jedem zugleich ein mitfühlender Freund war, eine Träne nicht zurückzuhalten. Ein daran sich schließendes Bankett schloss auch diese Feier.   
Ziehen wir das Fazit aus diesen Veranstaltungen, so müssen wir sagen, dass Herr Dr. Stern es verstanden hat, sich bei Juden und Christen in diejenige Achtung zu setzen, die man einem Manne schuldet, der mit einem untadelhaften Betragen, mit einer sich stets gleichbleibenden Liebenswürdigkeit gegen jedermann, miteiner steten Hilfsbereitschaft für Arme zugleich eine außerordentliche Fach- und Sachkenntnis in seinem Berufe verbindet und dem deshalb auch die verdiente Anerkennung zuteil wurde.  
Möge es dem Scheidenden vergönnt sein, in seinem neuen Wirkungskreise in Baden-Baden noch lange Jahre zum Wohle seiner Mitmenschen zu wirken!  K."              
Der Landarzt Dr. Julius Stern 
war von 1886 bis 1901 als Arzt
 in Kippenheim tätig
(Fotos aus
 der Publikation des Historischen
 Vereins Ettenheim s.Lit. S. 339) 
Kippenheim JulStern 010.jpg (63340 Byte) Kippenheim JulStern 011.jpg (63950 Byte)  
   Dr. Julius Stern (1861 Malsch - 1908 Baden-Baden) war seit 1887 mit Emilie geb. Durlacher (1865 Kippenheim - 1931 Frankfurt) verheiratet. Das Foto links zeigt ihn mit seiner Kutsche bei einem Krankenbesuch. Auf dem Foto rechts trägt er die Uniform eines Stabsarztes (vgl. Bericht oben). Ehepaar Stern hatte vier Kinder: Anna (geb. 1888), Selma (geb. 1890, die spätere Selma Täubler-Stern s.u.), Friedrich (1894-1895) und Margarete (1899, die spätere Margarete Horovicz-Stern). 
       

     
Zum Tod von Heinrich Weill (1901)  

Kippenheim Israelit 19081901.jpg (59563 Byte)Nachruf in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1901: "Nachruf
Ein in weiten Kreisen beliebter und hochgeachteter Bürger, Herr Heinrich Weill zu Kippenheim, wurde am 9. August dieses Jahres im 71. Lebensjahre vom Tode abgerufen. 
Bis in sein hohes Alter bewahrte der Verstorbene einen hochedlen, aufrichtigen Charakter, er war ein Vater der Kultusbeamten und manchen herben Schmerz hat er durch stille Wohltätigkeit gelindert. 
Durch sein frommes, liebenswürdiges und offenes Wesen war er bei Jedermann beliebt und geachtet und wird sein großer Name in stetem Angedenken bleiben. 
Kippenheim, 15. August. S. Eichenbaum, Kantor."    

  
Samuel L. Wertheimer wird in den Gemeinderat gewählt (1910)
   

Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. November 1910: "In Kippenheim wurde Samuel L. Wertheimer in den Gemeinderat gewählt."    

  
Goldene Hochzeit von Heinrich Wachenheimer und seiner Frau (1910)   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. November 1910: "In Kippenheim wurde das Heinrich Wachenheimer'sche Ehepaar anlässlich seiner goldenen Hochzeit vom Großherzogspaare ausgezeichnet. Herr Wachenheimer erhielt vom Großherzog eine silberne Medaille und Frau Wachenheimer als Vorstandsdame des Frauenvereins von der Großherzogin ein Bild."         

 
Auszeichnung des Großherzoglichen Oberrates für die Witwe von Maier Auerbacher (1913)          

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Januar 1913: "Karlsruhe. Vom Großherzoglichen Oberrat wurden folgenden Damen aus der Michel Weil-Stiftung Tugendpreise von je 400 Mark verliehen: der Witwe von Maier Auerbacher in Kippenheim, der Witwe von Religionslehrer Hermann Berg in Diersburg und der Witwe von Siegmund Bloch in Gailingen. Ferner wurden für zwei Witwen die Kosten der mehrwöchigen Unterbringung je eines Kindes im Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim übernommen.   
Bezirksältester Gabriel Karlsruher in Ittlingen erhielt den Verdienstorden des Zähringer Löwen und Synagogenrat Salomon Rosenstiel in Schmieheim das Verdienstkreuz vom Zähringer Löwen in Gold."            

 
Zum Tod des aus Kippenheim stammenden Leopold Weill (gest. in Zürich 1927, Gründer der Israelitischen Religionsgesellschaft in Zürich)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1927: "Zürich, 4. Oktober (1927). Letzten Donnerstag haben wir auf dem Friedhof der Israelitischen Religionsgesellschaft Leopold Weill zu Grabe getragen. Ein Baal-Habajis (Hausvater), vorbildlich in Begeisterung für die Ausübung jüdischen Pflichtenlebens ist mit ihm dahingegangen. Vor 40 Jahren nach Zürich übergesiedelt, vertrat er hier mit seinem ganzen Sein den Glauben und die Tradition, die sein Elternhaus in Kippenheim (Baden) ihn gelehrt. Als Mann von Tat und Zielbewusstsein öffnete er sein Haus jungen Leuten und lieh sein Ohr neuen Wünschen und Anregungen. Jahrelang unterhielt er ein eigenes Minjan, förderte einen allwöchentlichen Schiur (Lehrvortrag) und ermöglichte so vielen, nach altehrwürdigem Brauch zu beten und zu leben. Er erstellte als erster eine Sukkoh (Laubhütte) in Zürich und selbst die Erde, die nach fast 80-jährigem Erdenwallen seine Gebeine nun umschließt, ist erworben auf seinen Namen und dank seiner angestrengten Bemühung. Kein Hindernis vermochte ihn zu hemmen im Erstreben seines Zieles, und so wurde er der eigentliche Gründer und geistige Vater der Israelitischen Religionsgesellschaft. Eine sinnige Ehrung bedeutete es deshalb, wenn man Leopold Weill vor vier Jahren den ersten Hammerschlag zur Grundsteinlegung des Synagogenbaus führen ließ. An der Bahre sprach zuerst Herr Rabbiner Kornfein, sodann dankte Herr Ettlinger im Namen der Gemeinde, erzählte von Zeiten, wo er und mancher Gesinnungsfreund im Hause Weills für alle jüdische Interessen auf weitgehendes Verständnis stießen. Mit Leopold Weill schwang ein lebensechtes Beispiel wahrer Emunoh aus unserer Mitte. Sein Andenken wird in der Geschichte der Gemeinde ein gesegnetes bleiben. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."         

  
93. Geburtstag von Rosa Wertheimer geb. Weil (1933)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1933: "Kippenheim in Baden, 10. Januar (1933). Am 11. Januar beging Frau Rosa Wertheimer Witwe ihren 93. Geburtstag in seltener Rüstigkeit. Sie entstammt einer alten echt jüdischen Familie. Ihr ganzes Leben bewegt sich auf dem Wege der Thauro (Tora), und selbst heute, in ihrem Greisenalter, ihr ihr keine Mizwoausübung (Gebotserfüllung) zu viel. Sie hat das große Glück, das Familienoberhaupt von 6 Kindern, 24 Enkeln und 21 Urenkelkindern zu sein. (Alles Gute) bis 120 Jahre".     

  
Zum Tod von Emil Weill (1934 in Breslau)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1934: "Kippenheim, 18. November (1934). In Breslau starb im Alter von 57 Jahren Emil Weill. Der Verstorbene entstammt unserer Gemeinde. Sein Hinscheiden erweckte hier allgemeine Trauer, denn der Verstorbene erfreute sich in seiner Heimatgemeinde großer Beliebtheit. Versah hier in früheren Jahren die Stelle eines Baal Tefilloh, beherrschte alle unsere alten, hiesigen traditionellen Nigunim (Melodien), und war langjähriges Mitglied der von seinem seligen Vater gegründeten Chewra Kadischa. Mit den Hinterbliebenen des Herrn Emil Weill trauern zugleich alle, die ihn kannten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."        

 
Über die Familie Weill in Kippenheim (Artikel von 1935)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1935: "Zur jüdischen Familienforschung
Zum 70. Geburtstag von Leopold Weill in Mannheim hat Alfred Sonder eine ebenso reich wie geschmackvoll ausgestattete Ahnentafel der Kinder des Nathan Weill in Kippenheim veröffentlicht, die von der Offizin Schirmer und Mahlau in Frankfurt am Main in mustergültiger drucktechnischer Form hergestellt worden ist. Abgesehen von altangesessenen Adels- und Patriziergeschlechtern gibt es wenige Familien, die in der Lage sind, ihre Vergangenheit, wie es hier bei der Familie Weill der Fall ist, mehr als ein halbes Jahrtausend zurückverfolgen zu können. Die Kippenheimer Weill-Familie steht in verwandtschaftlichen Beziehungen zu dem bekannten badischen Oberlandesrabbiner Nathaniel Weill in Karlsruhe (Korban Netanel), dessen Geschichte bekanntlich von dem vormaligen Mosbacher Bezirksrabbiner Dr. Loewenstein in einer besonderen Monographie eine fesselnde Darstellung gefunden hat. Die Ahnentafel bringt zunächst eine historische Einleitung von Berthold Rosenthal in Mannheim und alsdann erläuternde Bemerkungen zu den einzelnen Generationen und ihren hauptsächlichen Trägern, wobei zahlreiche noch zuverlässigen Originalen aufgenommene Bilder die Darstellung illustrieren. Das Stammhaus der Familie Weill in Kippenheim und das Bildnis des Korban Nethanel geben wir in der vorliegenden Nummer wieder."          
      
Fotos zum Artikel: links Oberlandesrabbiner Nathaniel Weill in Karlsruhe, Verfasser des Korban Nethanel; rechts das Stammhaus der Familie Weill in Kippenheim.  
Link: vgl. Wikipedia-Artikel zu Nathanael Weil.     

    
Zum 70. Geburtstag des aus Kippenheim stammenden David Weill (in Frankfurt 1936)    

Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom April 1936 S. 264: "David Weill zum 70. Geburtstag. 
Am 29. März beging Herr David Weill seinen 70. Geburtstag. Seit fast 3 Jahrzehnten in Frankfurt ansässig, hat sich David Weill nur seine nie ermüdende Tätigkeit in gemeindlichen und privaten Wohlfahrtsinstitutionen einen wahrhaft guten Namen geschaffen.  
Der Jubilar stammt aus der bekannten Familie Weill in Kippenheim in Baden. Nach einer überaus erfolgreichen kaufmännischen Tätigkeit in Pirmasens, die ihm Kenntnis des In- und Auslands verschaffte und ihn zum klugen Beurteiler der Dinge und Menschen reifen ließ, hat er seine Erfahrung und seine Energie der jüdischen Allgemeinheit unserer Stadt zur Verfügung gestellt. Der 'Almosenkasten der Israelitischen Gemeinde', die Institution, der früher ein Hauptteil der fürsorgerischen Tätigkeit zufiel, wählte ihn kurz nach seiner Niederlassung in Frankfurt zum Mitglied ihres Vorstands. Durch seine Berufung zum Vorsitzenden des Vorstands im Jahr 1928 wurde seinen Verdiensten um diese wichtige Einrichtung gebührende Anerkennung.     
Die Jüdische Wohlfahrtspflege berief David Weill bei ihrer Gründung zum Mitglied ihres Vorstands. In dieser Tätigkeit, der er auch heute noch in fast täglicher Arbeit nachkommt, hat er viel beigetragen, um Not und Sorge zu lindern. Das Vertrauen in seiner Hilfsbereitschaft und seine Arbeitsfreude veranlasste auch seine Wahl in den Vorstand der Königswarter'schen und Cohen-Kuhn'schen Stiftung für wohltätige Zwecke und in den Vorstand des Budge-Heims. Dem Vorstand der Westendsynagoge gehörte David Weill während mancher Jahre an und als Mitglied der liberalen Kultuskommission hat er auch in diesen Arbeitsgremien zum Wohle unserer Gemeinde gewirkt.   
Wer den zielsicheren Mann an der Arbeit für seine Organisationen, denen er mit Hingabe und Freude dient, kennen gelernt hat oder wer ihn als gütige, wohltätige, allem Guten und Jüdischen Aufgeschlossene Persönlichkeit begegnet ist, wird den aufrichtigen Wunsch seiner zahlreichen Freunde und seiner Mitarbeiter aufnehmen: Mögen David Weill noch viele Jahre in Gesundheit beschieden sein und möge sich unsere Gemeinde noch lange seiner Mitarbeit erfreuen dürfen!"

  
Zum Tod von Rosa Wertheimer geb. Weil (1937)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1937:  "Kippenheim (Baden), 1. November (1937). Im selten hohen Alter von nahe 98 Jahren starb im Krankenhaus in Straßburg Frau Rosa Wertheimer geb. Weil aus Ihringen. In Gemeinschaft mit ihrem Gatten Simon Wertheimer gründete die Verstorbene hier ein streng frommes Haus und in gleichem religiösen Sinne erzog sie auch ihre Kinder. Nie fehlte die Verstorbene im Gotteshause und war ein treues Mitglied der Chewrah Kadischa und des Frauenvereins. Sie erfreute sich hier allgemeiner Wertschätzung und wird bei allen, die sie kannten, in steter Erinnerung bleiben. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 

  
Zum Tod von N.L. Weill aus Kippenheim (gest. 1938 in Freiburg) 
Anmerkung: bei dem Verstorbenen handelte es sich um Nathan Leopold Weill, geb. 20.8.1870 in Kippenheim als Sohn von Leopold Weil(l) (1842-1910) und seiner Frau Mathilde geb. Liebmann (1848-1871). 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Januar 1938: "Freiburg im Breisgau, 17. Januar (1938). Wieder ist eine klaffende Lücke im Kreise der Freiburger (Gottes-)fürchtigen entstanden. Nur wenige Monate nach dem Heimgang seines Freundes und Nachbarn Jacob Picard - er ruhe in Frieden - ist N.L. Weill leider plötzlich abberufen worden. N.L. Weill stammte von Kippenheim, war lange Jahre in Metz Mittelpunkt der gesetzestreuen Einheimischen und Fremden und verzog nach dem Weltkriege nach Freiburg. Hier hat er seine guten Eigenschaften besonders zur Geltung gebracht. Wie freute er sich immer den Gottesgeboten nacheilen und insbesondere an allen Schiurim (Lernstunden) teilnehmen zu können. Er war ein wahrer Freund der Tora und der Mittelpunkt des frommen Kreises und des konservativen Bethauses. Mit seinem heiterfrohen Gemüte schuf er eine Atmosphäre des Gottvertrauens um sich.   
Bei der am Montag unter außergewöhnlicher Beteiligung von nah und fern stattgefundenen Beisetzung bezeichnete Herr Bezirksrabbiner Dr. Scheuermann in kurzen Worten den Verblichenen das Mann der Wahrheit in jeder Weise, in Anlehnung an die Worte der Sidra (sc. Wochenabschnitt der Tora)  'und seine Hände blieben aufrecht bis zum Sonnenuntergang' (2. Mose 17,12), bei dessen Eingang die reine Seele N.L. Weills in die Höhen stieg. Herr Prof. L.D. Maier dankte als Gemeindevorsteher dem verewigten Mitgliede des Synagogenrats herzlich, besonders wegen seiner eifrigen Mitarbeit und seiner Friedensliebe. Im Namen der Chewra Kadischa Kippenheim, deren eifriges Mitglied N.L. Weill bis zu seinem Ableben blieb, sprach Herr Lehrer Schwab warme Dankesworte. Möge sein Verdienst der gleichgesinnten Gattin und den in der Ferne weilenden Söhnen beistehen und ihnen reiches Trost zuteil werden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

      
Erinnerung an den in Auschwitz ermordeten Hans Durlacher - im September 2010 auf dem Flohmarkt in Müllheim entdeckt   

Kippenheim Dok 185d.jpg (127723 Byte) Kippenheim Dok 185.jpg (73418 Byte) Kippenheim Dok 185a.jpg (66455 Byte) Kippenheim Dok 185b.jpg (81555 Byte)
Hans Durlacher ist am 23. Juni 1925 in Kippenheim geboren als Sohn des Kaufmanns Salomon Durlacher und der Flora geb. Epstein. Er hatte eine Schwester Gretel, die am 25. Oktober 1921 in Kippenheim geboren ist. Der Vater Salomon Durlacher ist bereits am 4. Januar 1929 gestorben. Seine Witwe und die Kinder verließen kurze Zeit nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 Kippenheim und flüchteten nach Frankreich. In St. Junien im Departement Haut-Vienne wurden jedoch in der Kriegszeit verhaftet und mit dem Transport Nr. 26 am 31. August 1942 zusammen mit den in Gurs inhaftierten badischen Juden nach Auschwitz verschleppt. Alle drei wurden ermordet. Im September 2010 fand Richard Ernst (Mitglied der Chawurah Gescher Freiburg) auf dem Flohmarkt in Müllheim eine Buch mit einer hebräisch-deutschen Ausgabe der "fünf Bücher Moses" mit weiteren biblischen Texten (gedruckt Frankfurt-Rödelheim 1936). Im Buchdeckel ist der Name von Hans Durlacher erwähnt, sein Geburtsdatum sowie das Datum "2. VII. 1938", ein Schabbat nach seinem 13. Geburtstag. Eindeutig hat Hans Durlacher dieses Buch zu seiner Bar Mizwa in der Kippenheimer Synagoge erhalten. Über die Geschichte des Buches zwischen 1938 und dem Fund auf dem Müllheimer Flohmarkt im September 2010, wo es für 10 € angeboten wurde, liegen keine Informationen vor.                

  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige des Kommissionärs Carl Weill (1852)       

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 15. Dezember 1852 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Geld auszuleihen.  
 Kippenheim. Kapitalien beliebiger Größe, jedoch nicht unter 1000 fl. - sind dem Unterzeichneten zum Ausleihen in Auftrag gegeben. 
Demselben möge man sofort die Liegenschafts-Taxationen portofrei einsenden, und werden die Herren Bürgermeister besonders ersucht, dies gelegenheitlich bei einer Gemeinde-Versammlung wohlgefälligst verkünden zu wollen. 
Hierzu empfiehlt sich Carl Weill, Kommissionär."     

 
Anzeige der Dampfbrennerei Heinrich Wertheimer Söhne (1892) 
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März 1892: "Koscher - Pessach. 
Schwarzwälder Kirschwasser 

unter Aufsicht der hiesigen Kultusbeamten empfiehlt die Dampfbrennerei 
Heinrich Wertheimer Söhne, Kippenheim (Baden)."       

  
Lehrlingssuche der Herrenkleiderfabrik Josef Wertheimer & Sohn (1903)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1903: "Lehrling
Für unsere kaufmännische Abteilung suchen per sofort einen Lehrling, mit guten Schulkenntnissen, aus achtbarer Familie, Kost und Logis im Hause. Geschäft ist Samstags und Feiertage geschlossen. 
Josef Wertheimer & Sohn,
 
Herrenkleiderfabrik, Kippenheim (Baden)."   

  
Verlobungsanzeige von Regina Lauchheimer und Berthold Auerbacher (1931)
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1931: 
"Regina Lauchheimer - Berthold Auerbacher. 
Verlobte. Jebenhausen bei Göppingen - Kippenheim Baden."     
Anmerkung: Regina Lauchheimer und Berthold Auerbacher sind die Eltern der unten genannten Inge Auerbacher (einziges Kind des Ehepaares)  

   
    
Sonstiges 

Geschäftskarte - Besuchsanzeige 
von Nathan Durlacher und Sohn (1926)
   
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) 
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Die Geschäftskarte - Besuchs-Anzeige von Nathan Durlacher und Sohn, wurde versandt von Kippenheim nach Waldshut am 8. Dezember 1926. Der Handel mit Wein war ein Geschäft mit Tradition. Ein Teil der Durlacher-Familie war dem Weinhandel bereits über Generationen verbunden. Gegründet wurde der Weinhandel von Samuel und Salomon Durlacher, Söhne von Moses und Besla Durlacher. Anfang der 19 30er- Jahre ist die Adresse der Wein - und Spirituosenhandlung von Nathan Durlacher und seiner Schwiegertochter Flora Durlacher die Obere Hauptstraße 13. 
Nathan Durlacher, Weinhändler (geb. am 24. November 1858 in Kippenheim als Sohn des Weinhändlers Salomon Durlacher, starb am 11. März 1921, wurde beigesetzt im jüdischen Friedhof in Schmieheim) war verheiratet mit Paulina geb. Dreifuss (geb. 15. August 1871 in Breisach, starb in Gailingen und wurde dort beigesetzt). Die beiden hatten zwei Kinder: Zerline Durlacher, verh. Wertheimer (geb. 29. Januar 1892, beigesetzt in den USA) und Salomon Durlacher (geb. 30. September 1889, gest. 4. Januar 1929 in Kippenheim, beigesetzt im jüdischen Friedhof in Kippenheim; war verheiratet mit Flora geb. Epstein (geb. 13. Januar 1897 in Eichstetten, ermordet in Auschwitz im September 1942; die beiden hatten zwei Kinder: Hans Nathan Durlacher [geb. 23. Juni 1925, ermordet 1943 in Auschwitz; an ihn erinnert ein Stolperstein in Kippenheim:  http://www.swr.de/swr2/stolpersteine/menschen/hans-durlacher-kippenheim/-/id=12117596/did=13177254/nid=12117596/11uq96/] und Gretel Rina Durlacher [geb. 25. Oktober 1921, ermordet am 31. August 1942 in Auschwitz]).
Flora Durlacher zog 1938 nach der Pogromnacht mit den Kindern und Eltern nach Straßburg. Nach dem frühen Tod ihres Mannes hatte sie das Weingeschäft noch von 1929 bis 1938 weitergeführt. Mit ihrer Flucht endete die 100-jährige Tradition des Weinhandels der Familie Durlacher in Kippenheim. Von Straßburg zog die Familie nach St. Junien. Am 26. August 1942 wurden Flora und ihre Tochter Gretel Rina Durlacher verhaftet. Kurz danach folgte der Weitertransport von Drancy nach Auschwitz in den Tod. Hans Nathan Durlacher wurde nach seiner Verhaftung in Frankreich ins Zwangsarbeiterlager Fürstengrube deportiert, ein für "Kriegsrüstung" eingerichtetes Lager der "Organisation Schmelt". Ab September erfolgte die Umwandlung des Zwangsarbeiterlagers in ein Außenlager des KZ Auschwitz. Mit ziemlicher Sicherheit ist Hans Nathan Durlacher dort zu Tode gekommen.
Quellen:   http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2005/0381?sid=9959984406c34fcd88a0a3f26001cbdf 
https://www.geni.com/people/Hans-Durlacher/6000000000598736436 
http://www.swr.de/swr2/stolpersteine/menschen/hans-durlacher-kippenheim/-/id=12117596/did=13177254/nid=12117596/11uq96/ 
https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=7514&klassi=003.018&anzeigeKlassi=003.018.001 
Literatur: Uwe Schellinger: Wein, Wohltätigkeit und sozialer Aufstieg: Die Geschichte der jüdischen Familie Durlacher aus Kippenheim. In: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden. Jg. 85 2005 S. 379-400.     


     
Persönlichkeiten:    

Kippenheim Gilbert 010.jpg (42923 Byte)Pia Gilbert geb. Wertheimer (geb. 1921 Kippenheim), aufgewachsen in Kippenheim (Untere Hauptstraße 2), emigrierte 1937 mit ihrer Familie in die USA; Studium am New York College of Music; seit 1956 Assistent Professor, 1966 ordentliche Professorin "Professor of Dance" an der University of California in Los Angeles; bekannte Komponistin für Ballet- und Opernmusik; seit 1986 unterrichtete sie Musikästhetik und -philosophie an der Juillard School in New York. Sie starb am 14. Mai 2018 in den USA.  
Wikipedia-Artikel zu Pia Gilbert
   Artikel im "Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit" zu Pia Gilbert  
Foto: Quelle.   
    
Stef Wertheimer 2008.jpg (118598 Byte)links: Biographie und Foto von Stef Wertheimer im Themenheft 2008 der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit "Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist": 
Stef Wertheimer (geb. 1926 Kippenheim), emigrierte mit der Familie 1937 nach Palästina/Israel; Schulbesuch in Tel Aviv mit 14 abgebrochen; Anschluss an Palmach, Unabhängigkeitskrieg; 1952 Start als Unternehmer mit 1 Schleifmaschine und 2 Lötkolben; Gründung von ISCAR (Israel Carbide), Produktion von Metallbearbeitungsgeräten für den heimischen Markt; 1958 ISCAR exportiert, wächst und wächst (2008 1.000.000.000 $); 97 % Export; Filialen und Töchter in 50 Staaten; 1981 Aufbau des Industrieparks von Tefen; Tefen als 'Exportmodell'; der Industriepark als 'kapitalistischer Kibbuz'. Jungen Firmen wird für die ersten fünf Jahre ihrer Existenz die Infrastruktur zur Verfügung gestellt; 2008 162 Firmen in 4 Parks mit 600 Mio. $ Umsatz; 4.000 jüdische, 2.000 arabische Israelis als Mitarbeiter; Export des Modells nach Jordanien, Ägypten und in die Türkei; 1984 Gründung von Kfar Vradim (Rosendorf): ein wirtschaftliches und gesellschaftliches Modell als Vorbild für ein 'neues Israel'. 1977-1981 Mitglied der Knesset für Dash und Shinui; 1990er-Jahre: Vision des Exports von Industrieparks als 'Friedensparks'; nach 2000: Vision eines 'Marshall-Plans' für den Nahen Osten: 'Die Menschen werden gefährlich, wenn sie nichts mehr zu verlieren haben'.
'Sofern es um Frieden und Stabilität geht ... liegt das Problem darin, Arbeit zu schaffen und Löhne zu sichern.'
'Wer darauf achten muss, seinen Aufträgen nachzukommen, hat keine Zeit, Steine zu werfen.'
Ziel: Wer 6.000 $ im Jahr verdient, ist für Intifada und Terrorismus verloren.     
Wikipedia-Artikel (englisch) zu Stef Wertheimer 
Seite der Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zur Preisverleihung  
Juli 2021: "Stef Wertheimer 95 Jahre alt.
Am 16. Juli 2021 feiert der in Kippenheim geborene, jetzt zurückgezogen in Tel Aviv lebende, Stefan Wertheimer seinen 95. Geburtstag. Stef besuchte noch 1935 als Sextaner ein halbes Jahr lang das Ettenheimer Gymnasium, an dem er als 'Judebue' von Lehrkräften ausgegrenzt wurde. Noch vor Weihnachten 1935 emigrierte seine Familie aus der Bahnhofstraße 2 in Kippenheim mit ihrer Mehlhandlung über die Schweiz, Italien und Triest mit dem Schiff 'Marco Polo' über Alexandria nach Palästina. Ohne Kenntnis der Sprachen Englisch, Arabisch oder Hebräisch war das Einleben für den Zehnjährigen in Tel Aviv nicht einfach. Das Meer, der Fluss Yarkon, das Nussbaum-Café und die Stadt boten starke Verlockungen zum Nichtstun.
Nach seinem Militärdienst in der jüdischen Brigade der Englischen Armee und im Palmach in den Unabhängigkeitskriegen bis 1948 begann Stef Wertheimer in einer kleinen Wellblechbaracke in Nahariya mit dem Reparieren und Fertigen von Werkzeugen. Hieraus entstand das Weltunternehmen ISCAR - Hartmetall, Ltd, das Wertheimer 2006 an den amerikanischen Geschäftsmann Warren Buffet verkaufte.
Beim Hauptwerk in Tefen in Nordgaliläa hatte Stef die Siedlung Kfar Vradim, einen Industriepark sowie das 'Jecke Museum' über die Geschichte der deutschen Einwanderer nach Palästina errichtet und eine Ausbildungsstätte für berufliche Qualifikation in dualem Weg nach dem Vorbild des Landes Baden-Württemberg geschaffen. Helmut Rau war als Kultusminister deswegen häufig in Kontakt mit Stef Wertheimer, der offiziell aber nie seinen Geburtsort besucht hat.
Wertheimer war zeitweise Mitglied der Knesset (Israelisches Parlament) und ist Träger vieler Auszeichnungen wie dem Europäischen Kulturpreis (2008), der Buber - Rosenzweig Medaille (2008), dem Bundesverdienstkreuz (2008) oder der Verdienstmedaille das Landes Baden - Württemberg (2009).  Robert Krais."  
  
Kippenheim Selma Stern 010.jpg (26298 Byte)Selma Stern-Täubler (geb. 1890 Kippenheim, gest. 1981 Basel), aufgewachsen in Kippenheim (Obere Hauptstraße 27), dann in Baden-Baden; Historikerin, emigrierte 1941 nach Cincinnati/USA, 1947 bis 1957 Archivarin der amerikanischen Jüdischen Archive, seit 1960 in Basel; bedeutende Werke auf dem Gebiet der jüdischen Geschichte ("Jud Süß", erschien 1929, "The Court Jew / Der Hofjude im Zeitalter des Absolutismus", erschien 1950/2001, "Der preußische Staat und die Juden" erschien 1925-1975); gilt als die "große alte Dame der deutsch-jüdischen Geschichtewissenschaft".  
Wikipedia-Artikel zu Selma Stern  
Links: Titelbild des Buches Marina Sassenberg: Selma Stern. Erste Frau in der Wissenschaft des Judentums. Teetz 2005. (Reihe: Jüdische Miniaturen 30).  
   
Kippenheim IAuerbacher 010.jpg (61713 Byte) Inge Auerbacher (geb. 1934 Kippenheim), erste Lebensjahre in Kippenheim (Poststraße 20) sowie Jebenhausen und Göppingen; 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert; nach der Befreiung durch die Rote Armee zunächst im DP-Flüchtlingslager in Stuttgart, kurze Zeit in Göppingen; im Mai 1946 in die USA ausgewandert (New York"), von Beruf Chemikerin.   
Autorin verschiedener Bücher, u.a. autobiographisches Kinderbuch: "Ich bin ein Stern"; lebt in New York. 
Wikipedia-Artkel zu Inge Auerbacher.  
 
Kippenheim Weill 010.jpg (15147 Byte)links: Albert Weill (geb. 1867 in Kippenheim, Elternhaus Obere Hauptstraße 3) und seine Frau Emma geb. Ackermann (Foto von 1897 in Eichstetten) waren die Eltern des Komponisten Kurt Weill (geb. 1900 Dessau, gest. 1950 New York; "Dreigroschenoper"). Albert Weill selbst war als Pädagoge und Kantor tätig. Nach seiner Ausbildung zum Lehrer und Kantor war er 1887 als Schulaspirant auf seiner ersten Stelle in Ettlingen, seit 1889 in Kirchen, seit 1893 in Eichstetten. Als Lehrer und Kantor in Eichstetten veröffentlichte er eigene Kompositionen ("Synagogen-Gesänge für Cantor und Männerchor"). 1898 zog er mit Frau und Sohn Nathan nach Dessau, um dort als Kantor zu wirken. Seit 1920 war die Familie in Leipzig, wo Albert Weill die Stelle des Direktors eines Kinderheims (Waisenhaus) der jüdischen Loge B'nai B'rith übernahm. 1931 trat er in den Ruhestand. 1937 emigrierte er nach Palästina. Er starb am 30. Dezember 1950 in Nahariya.
Ausführlicher Artikel (und das übernommene Foto) in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit des Musikwissenschaftlichen Institutes der Universität Hamburg: Artikel zu Albert Weill.      
 Gedenktafel für Kurt Weill am "Kantorhaus" in Dessau (derzeitige Synagoge der Gemeinde, Foto: Hahn, Aufnahme vom 1.6.2020).  
 
Julie Sassoon (geb. in Manchester; Jazzpianistin, Komponistin, Geigerin; lebt seit 2009 in Berlin, verheiratet mit dem Saxofonisten Lothar Ohlmeier): zwei ihrer Großeltern stammen aus Kippenheim: Heinrich Wertheimer aus der Bahnhofstraße 15 und Else Valfer aus der Poststraße 2. Sie könnten 1939 nach England emigrieren.
Fotos links aus Website und facebook-Seite der Künstlerin: https://www.juliesassoon.com/.
vgl. u.a.  https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-entdeckung-meiner-deutschen-seite.1079.de.html?dram:article_id=176209   
https://www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/neue-toene-neues-leben/
http://www.jazzaffine.com/2019/02/steckbrief-julie-sassoon/  
Der ältere Bruder von Julie ist der in Manchester lebende Pianist und Sänger Jeremy Sassoon, vgl. u.a. https://jazzthetik.de/kolumne-05-06-2021/  
 

    
    
    
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagogen        
        
Im Ortskern trägt eine Verbindungsgasse zwischen Friedhofstraße und Bergstraße heute im Volksmund die Bezeichnung "Judengäßle" (heute Teil der Bergstraße, unweit der evangelischen Kirche). An der höchsten Erhebung des "Judengäßle" stand vermutlich das Haus mit dem ältesten Betsaal, der um 1750 eingerichtet wurde. Die Erhebung des "Judengäßle" wurde von der jüdischen Bevölkerung scherzhaft auch als "Zionsberg" bezeichnet. 
       
Auf einem Nachbargrundstück zum Haus des ersten Betsaals im Judengäßle wurde 1794 eine erste Synagoge eingerichtet. Dabei handelte es sich um ein bescheidenes zweigeschossiges Bauwerk. Beim Betsaal handelte es sich "bloß um den zweiten Stock eines alten Stalles" (Bericht der israelitischen Gemeinde 1849), der damals für acht israelitische Familien eingerichtet wurde. Bis 1851 diente dieser Betsaal als Gotteshaus der Gemeinde. Seit 1852 wurde das Gebäude als Lagerraum und Schuppen benutzt, 1983 abgebrochen. 
      
Da die bisherige Synagoge in der Mitte des 19. Jahrhunderts für die inzwischen 35 jüdischen Familien am Ort zu klein war, begannen um 1840 erste Überlegungen für den Neubau einer Synagoge. 1842 wurde zum Zweck eines Neubaus eine Synagogenbaukasse eingerichtet. Das Geld wurde von den Gemeindegliedern eingelegt. Bis 1849 waren dadurch 4.000 Gulden zusammengekommen. Am 25. April 1849 beantragte der Kippenheimer Synagogenrat und die Synagogenbaukommission beim Bezirksamt Ettenheim die Genehmigung zum Bau einer neuen Synagoge und einer Anleihe von 3.000 Gulden. Schon seit April 1849 lag der Plan des Freiburger Architekten Georg Jakob Schneider vor. Der Oberrat der Israeliten in Karlsruhe holte ein Gutachten über die Pläne und den Kostenvoranschlag beim Großherzoglichen Hofbaumeister Künzle ein, der der Meinung war: "Die Pläne sind ganz gut und es ist zu wünschen, dass die Ausführung auch gut geleitet werde". Die Gemeinde erhielt von den Behörden Anfang 1850 die Baugenehmigung.  
      
Am 18. März 1852 wurde der Bau in verschiedenen Zeitungen ausgeschrieben. Maurermeister Landelin Tränkle in Grafenhausen erhielt um die Steigerungssumme von 7.370 Gulden den Auftrag zum Synagogenbau und konnte im Mai mit den Arbeiten beginnen. Bis Oktober 1850 war der Rohbau fertig. Am 23. und 24. Januar 1852 konnte die Synagoge mit einem großen Fest der Gemeinde eingeweiht werden. Am Freitag, 23. Januar war abends der erste Gottesdienst. In den Gasthöfen "Zum Rindfuß" und "Zum Anker" in Kippenheim wurde ein Ball zur Ehre der Einweihung abgehalten.     
       
Nach der Baubeschreibung von Franz-Josef Ziwes (s. Lit. S. 48) sind die Maße des Gebäude "18,41 Meter in der Länge, 10,63 Meter in der Breite und 12,32 Meter in der Höhe. Prägend für den Gesamteindruck ist die im Rundbogenstil gehaltene Doppelturmfassade mit Dreiecksgiebel und zinnenbekrönten Turmstümpfen. Schneider griff damit auf das Vorbild der 1839 vollendeten Kasseler Synagoge von Albert Rosengarten zurück. Ein in der Mitte leicht erhöhter Dreifachbogen mit hebräischer Inschrift (‚Dies ist nichts anderes als ein Haus Gottes’) bildet das Eingangsportal, hinter dem sich eine kleine Vorhalle befindet. Zwischen dem Eingangs- und Emporengeschoss verläuft ein doppeltes, im Brüstungsbereich ornamentiertes Gurtgesims. Die Proportionen des Portals werden in den drei darüber liegenden Rundbogenfenstern wiederholt. Eine Maßwerkrose betont den oberen Fassadenteil, dessen Giebeldreieck mit den hebräisch beschrifteten Gebotstafeln über einem steigenden Bogenfries abgeschlossen wird. Die Türme neben die Wendeltreppen zu den Frauenemporen auf und wiesen in jedem Geschoss ein schmales Rundbogenfenster sowie oben einen Sechspass auf. Ihr von einem kräftig ausgeprägten Rundbogenfries getragener Zinnenkranz erscheint als eine Verbindung von Rundbogen- und Kerbzinnen und erinnert so an die Gebotstafeln. Die Fassade ist aus weißem, die Schmuckelemente sind aus rotem Sandstein gearbeitet".   
      
Über einen besonderen Höhepunkt in der Synagogengeschichte berichtete 1899 die Allgemeine Zeitung des Judentums. Es war das Gesangsfest des Oberbadischen Synagogen-Chöre-Verbandes, das am 4. Juni 1899 in Kippenheim stattfand. Dem 1897 gegründeten Verband gehörten die Synagogenchöre Freiburg, Bühl, Offenburg, Emmendingen, Eichstetten Kippenheim, Lörrach, Konstanz und Gailingen an. Sie alle waren nach Kippenheim gekommen. Dabei wurden gemeinsame Chorwerke vorgetragen, die Kantor Eichenbaum dirigierte wie auch Stücke, die die einzelnen Chöre darboten. Den Abschluss bildete die von etwa 120 Sängern vorgetragene Komposition des jüdischen Kantors Samuel Welsch "Der Herr ist König".     
       
1911 wurde die Synagoge in den Innenräumen gründlich renoviert; eine aufgemalte Gedenktafel im Vorraum der Synagoge erinnert an die durchgeführte Renovierung.  
       
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude von Angehörigen der Lahrer HJ-Gebietsführerschule geschändet. Dabei wurden die Fenster eingeschlagen, die Kronleuchter zerstört sowie das Inventar einschließlich des Toraschreines zerstört; vieles wurde gestohlen. Kultgegenstände wurden teilweise auf die Straße geworfen. Ein bereits gelegter Brandsatz wurde gelöscht, weil Nachbarn um ihren Schuppen fürchteten. Auf Veranlassung von Kreisleiter Burk wurden wenige Tage später die Gebotstafeln von Giebel der Synagoge entfernt.  
        
Während des Zweiten Weltkrieges wurde in dem zur Synagoge gehörigen Wohnhaus des Lehrers/Vorsängers ein Lager für französische Kriegsgefangene eingerichtet. Die Gefangenen entfernten aus der Synagoge teilweise Böden, Gebälk und Emporen, um damit ihre Wohnung zu beheizen.   
        
Nach 1945 wurde das Gebäude beschlagnahmt und der jüdischen Vermögensverwaltung JRSO übergeben. Im Dezember 1950 kam das Gebäude zunächst für 10.000 Mark an Privatleute und diente als Werkstatt. Im Juni 1956 kaufte die örtliche Raiffeisen-Genossenschaft für 6.000 Mark das Gebäude für Lagerzwecke. 1957 wurden die beiden Ecktürme abgebrochen und eine Verladerampe angebaut. Bereits 1962 erging von Seiten des Landratsamtes der Vorschlag an die Gemeinde Kippenheim, das Synagogengebäude wieder zu kaufen und zum Beispiel als Bibliothek zu verwenden. 1966 bildete der Kippenheimer Gemeinderat eine Kommission zum "Synagogenproblem". 1977 legte das Landesdenkmalamt Einspruch gegen einen geplanten Umbau durch die Raiffeisen-Genossenschaft ein. In einer Fragebogenaktion zum Dorfentwicklungsplan gab es in Kippenheim eine mehrheitliche Zustimmung für den Erhalt der Synagoge. Im Juni 1977 forderte der Gemeinderat die Raiffeisen-Genossenschaft auf, der Gemeinde ein Verkaufsangebot zu machen. Erst drei Jahre später gab diese ihren Verkaufspreis in Höhe von 200.000 Mark bekannt. Seit 1979 gab es rege Bemühungen zur Änderung der Nutzung des Synagogengebäudes von Seiten der Gemeinde, des Landkreises, des Landes und des Bundes, aber auch von Parteien, Verbänden und Kirchen. 1981 wurde die Synagoge in den Rang eines "Kulturdenkmales von nationaler Bedeutung" erhoben. Sie wurde in Baden-Württemberg neben dem Freiburger Münster und Ulmer Münster das dritte nationale Kulturdenkmal. 1984 war die Raiffeisengenossenschaft bereit, das Lager aufzugeben. 
      
Nach Übernahme des Gebäudes durch die Gemeinde Kippenheim wurde 1986/87 eine Restaurierung (äußerlich nach Originalzustand, innen zunächst nur Konservierung der erhaltenen Substanz) durchgeführt; danach wurde das Gebäude als Atelier und Werkstatt genutzt. 1998 wurde eine Gedenktafel für die ermordeten Kippenheimer Juden angebracht. 2002/03 wurde eine Innenrenovierung des Gebäudes durchgeführt. Im September 2003 wurde die Synagoge als Gedenk-, Lern- und Begegnungsstätte für die mittelbadische Region eröffnet.

Standort der Synagoge:  Poststraße 17 (Lagerbuch-Nr. 488). 
    
    
    
Fotos / Abbildungen: 

Historische Fotos/Plan:  

Kippenheim Synagoge 010.jpg (105138 Byte)
Entwurf für einen Synagogenbau einer "wohlhabenderen Gemeinde" des Architekten Georg Jakob Schneider aus dem Jahr 1859. 
Dieser Bau zeigt starke Ähnlichkeiten mit der Kippenheimer Synagoge. Allerdings werden auf diesem Plan Fenster und Torbogen 
in maurischem Stil verwendet; in Kippenheim hat Schneider Rundbogenfenster verwirklicht (Quelle: Ziwes s. Lit. S. 82)
  
Kippenheim Synagoge 001.jpg (71656 Byte) Kippenheim Synagoge 005.jpg (67702 Byte) Kippenheim Synagoge 006.jpg (70177 Byte)
Außenansicht der Synagoge 
(Quelle: Ziwes S. 49)
Weitere Außenansicht 
(um 1930)
Innenansicht 
der Synagoge
     
  Kippenheim Synagoge 010.jpg (80042 Byte)  
 Der Innenraum der Synagoge nach dem Pogrom 1938
(Quelle: Schellinger, Gedächtnis aus Stein s. Lit. S. 86) 
     
     
Historische Fotos der 
Deportation jüdischer Kippenheimer 
am 22. Oktober 1940 nach Gurs
 
(Quelle: privat) 
Kippenheim Deportation 1940a.jpg (67466 Byte) Kippenheim Deportation 1940b.jpg (67466 Byte)
     

  

Fotos nach 1945/Gegenwart:  

Fotos um 1985
(Fotos: Hahn) 

Kippenheim Synagoge 109.jpg (44581 Byte) Kippenheim Synagoge 101.jpg (61478 Byte)
   Beim Umbau 1957 waren die beiden
 Ecktürme der Straßenfassade
 abgebrochen und die Fenster der 
Fassade zugebaut worden.
Die Inschrift über dem Eingang 
blieb erhalten (übersetzt): 
"Hier ist nichts anderes 
als das Haus Gottes"
     
   Kippenheim Synagoge 100.jpg (59796 Byte) Kippenheim Synagoge 108.jpg (76137 Byte)
     Seitenansicht  Blick auf die ehemalige Synagoge 
          

Beginn der Restaurierungsarbeiten 1986
(Fotos: Baldszuhn) 

Kippenheim Synagoge 123.jpg (62139 Byte) Kippenheim Synagoge 122.jpg (74452 Byte)
     Ein Gerüst ist aufgebaut - die Ecktürme 
sind noch nicht wiederhergestellt 
 Die Ostfassade 
 
       
  Kippenheim Synagoge 121.jpg (73417 Byte) Kippenheim Synagoge 120.jpg (67685 Byte)
   Die Innenräume zu Beginn der Restaurierung 
     

Fotos nach der Außen-Restaurierung (um 1990)
(Quelle: Prospekt des Fördervereins 
"Die ehemalige Synagoge Kippenheim...")

Kippenheim Synagoge 201.jpg (58200 Byte) Kippenheim Synagoge 200.jpg (52117 Byte)
  Die restaurierte Fassade  Gedenkkonsole 
     

Fotos 2003 bei den letzten 
Arbeiten der Innenrestaurierung:
(Fotos: Hahn, 
Aufnahmedatum 1.9.2003)

Kippenheim Synagoge 160.jpg (55960 Byte) Kippenheim Synagoge 165.jpg (52856 Byte)
Blick auf die Außenfassade  Seitenansicht 
     
Kippenheim Synagoge 161.jpg (50601 Byte) Kippenheim Synagoge 163.jpg (46371 Byte) Kippenheim Synagoge 164.jpg (40774 Byte)
Im ehemaligen Betsaal, 
Blick nach Osten 
Blick von der 
ehemaligen Frauenempore 
Seitenfenster mit Resten 
der Ausmalung 
     
Kippenheim Synagoge 168.jpg (33061 Byte) Kippenheim Synagoge 166.jpg (33509 Byte) Kippenheim Synagoge 167.jpg (42269 Byte)
Blick zur Eingangstüre 
im Westen 
Decke im Eingangsbereich mit
 Sternenhimmelbemalung 
Gedenktafel im 
Eingangsbereich 
     
Kippenheim Synagoge 162.jpg (60414 Byte) Fotos 2004
(Fotos: J. Krüger, Karlsruhe) 
Kippenheim Synagoge 291.jpg (35353 Byte)
Hinweistafel    Die Inschrift über dem Eingang (übersetzt): 
"Hier ist nichts anderes als das Haus Gottes" 
  
     
Kippenheim Synagoge 293.jpg (47796 Byte) Kippenheim Synagoge 292.jpg (43941 Byte) Kippenheim Synagoge 290.jpg (36927 Byte)
Außenansichten  Innenansicht: im Bereich des ehemaligen
 Toraschreines ist ein historisches Foto
 angebracht 
   
       

Fotos vom Frühjahr 2021
(Fotos: Hahn; Aufnahmedatum 1.6.2021)

   
   
 Informationstafel vor der Synagoge  Foto oben in hoher Auflösung eingestellt Hinweistafel
     
      
Das Gursdenkmal, von dem es eine Dublette in Neckarzimmern gibt (vgl. dort die Informationen zur Idee dieses Mahnmals zur Erinnerung an die Deportation nach Guts 1940) 
     
     
Der Vorraum zur Synagoge mit Gedenktafeln für die Deportierten 
     
   
Seitenansicht des Synagogengebäudes Foto oben in hoher Auflösung eingestellt Rosette an der Ostseite - früher über dem Toraschrein 
     

Weitere Fotos zur jüdischen Geschichte 

   
 
 Blick in das "Judengässle", das ehemalige jüdische Wohngebiet (17./18. Jahrhundert);
hier lag auch die erste Synagoge
Stolpersteine für Salomon und Gerda Auerbacher
am Haus vor dem Eingang zum "Judengässle" Bergstr. 10
     
 
Kriegerdenkmal 1870/71 bei der Kirche  Nennung von Leopold Auerbacher (Kavallerie)  
     

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

September 2010: Veranstaltung in der ehemaligen Synagoge zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur  
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 7. September 2010 (Artikel): 
"Ein textsicheres Publikum auch bei hebräischen Liedern - Die israelische Sängerin Odelia Silbermann gastierte zum Europatag der jüdischen Kultur mit ihrer Band in der ehemaligen Synagoge in Kippenheim..." 
   
Oktober 2010: Veranstaltungen mit Inge Auerbacher - Gedenktafel an ihrem früheren Wohnhaus    
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 16. Oktober 2010 (Artikel): "Eine Gedenktafel für Inge Auerbacher
Die gebürtige Kippenheimer Jüdin kommt in der nächsten Woche in die Ortenau / Besondere Ehrung am Montag in ihrem Heimatort..." 
 
Januar 2011: Das "Ortenauer Gedenkbuch" in der ehemaligen Synagoge wird durch neue Blätter ergänzt     
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 24. Januar 2011 (Artikel): "Neue Gedenkbuchblätter werden eingebracht. 
KIPPENHEIM (BZ). Am Donnerstag, 27. Januar, 19 Uhr – dem Tag der Opfer des Nationalsozialismus – werden in der ehemaligen Synagoge Kippenheim wieder neue Gedenkblätter in das Ortenauer Gedenkbuch eingebracht. Das Gedenkbuchprojekt will verhindern, dass die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft hinter den riesigen und zugleich anonymen Opferzahlen verschwinden... "  
     
Mai 2011: Kurt Maier berichtet über seine Erinnerungen in der ehemaligen Synagoge (vgl. Literaturangabe)  
Kippenheim KMaier 040.jpg (77298 Byte)Foto links (privat): Kindheit in Kippenheim: Christliche und jüdische Kinder spielen zusammen (etwa 1936), Kurt Maier ist vorne links zu sehen. 
Artikel von "eri" in der "Badischen Zeitung" vom 23. Mai 2011 (Artikel): "Wie ein Junge dem Holocaust entkam
Der Jude Kurt Maier stellt an seinem Geburtsort Kippenheim sein neues Buch vor..." 
    
Eingestellt bei Youtube: Zeitzeugengespräch mit Kurt Maier (ekiba-tv):  
  
  
April 2012: Gedenkfeier zum Gedenken an die Deportation Ortenauer Juden nach Izbica  
Artikel von Eri Sieberts in der "Badischen Zeitung" vom 27. April 2012: "Lieder singen von Hoffnung angesichts der Vernichtung. Gedenkfeier in der ehemaligen Synagoge Kippenheim aus Anlass der Deportation Ortenauer Juden nach Izbica vor 70 Jahren..."  
Link zum Artikel     
 
Januar 2014: Der Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim wird mit der Hermann-Maas-Medaille ausgezeichnet    
Link zum Artikel von Gertrude Siefke: Hermann Maas ist ein großes Vorbild (veröffentlicht am Di, 28. Januar 2014 auf badische-zeitung.de) 
  
Oktober 2014: Jüdischer Gottesdienst der egalitären Jüdischen Gemeinde Freiburg in der Kippenheimer Synagoge  
Artikel von Andrea Bär in der "Lahrer Zeitung" vom 6. Oktober 2014: "Kippenheim In die Synagoge kehrt Leben ein
Kippenheim
. 1938 wurde die Kippenheimer Synagoge während der Novemberpogrome verwüstet. Am vergangenen Wochenende fanden nun erstmals wieder jüdische Gottesdienste in den historischen Mauern statt. Eingeladen hatten die Egalitäre Jüdische Gemeinde Gescher aus Freiburg und der Förderverein Ehemalige Synagoge. Gefeiert wurde der höchste jüdische Feiertag: Jom Kippur – der Tag der Versöhnung. Dass dieser erstmals in der Kippenheimer Synagoge stattfand, geht auf eine Begegnung in Sulzburg zurück, wo die jüdische Gemeinde das Fest bisher gefeiert hat. Jürgen Stude vom Förderverein freute sich besonders, dass wieder Leben in Form von Gottesdiensten in die Synagoge eingezogen ist. Eine Wiederholung an besonderen Feiertagen hält er für möglich. Für Heide Fischer, die Kulturbeauftragte der Jüdischen Gemeinde, war es ein sehr emotionaler und intensiver Moment, die Atmosphäre im Raum bezeichnete sie in einem Pressegespräch als eine besondere. Der Name 'Gescher' bedeute Brücke. Er stehe nicht nur dafür, Brücken für ein lebendiges Judentum zu bauen, sondern auch für den Kontakt und den Austausch mit allen Konfessionen. Die sechs Jom-Kippur-Gottesdienste waren eingebettet in ein verlängertes Wochenende, das am Donnerstagabend begann und am Sonntag mit einer Führung über den jüdischen Friedhof endete. Esther Krüger, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, hatte einen Meditationsweg entlang des Mühlbachs eingerichtet. Denn der Jom-Kippur-Tag fordere innere Einkehr. An diesem Tag gedenke man der eigenen Fehlbarkeiten sich selbst und den anderen gegenüber. Dazu wird 25 Stunden gebetet, gesungen und gefastet. Höhepunkt war am Freitagabend mit dem Kol Nidre und dem Ma'ariv-Gottesdienst. Zelebriert wurde er von der Bibelwissenschaftlerin und Dozentin für Liturgie Annette Böckler. Der Gottesdienst wird auf Hebräisch und Deutsch gehalten, die Gebetshefte beinhalten russische und deutsche Übersetzungen sowie eine Lautschrift, sodass jeder mitbeten und teilnehmen kann. Man trägt eine Kippa und legt sich einen weißen Gebetsschal um. Materielle Gegenstände wie Schmuck oder Lederschuhe sind nicht erwünscht. Im Mittelpunkt des Gottesdiensts steht der Thoraschrein. Der Holzschrank ist mit vielen bunten Perlen und dem Davidstern geschmückt. Er ist eine Leihgabe des Künstlers David Ernst. Mehrmals wird dieser Schrein im Gottesdienst geöffnet, die Thorarolle mit den fünf Büchern Moses herausgeholt, gesungen und gebetet. Dem Hauptgottesdienst folgten am Samstag fünf weitere Gottesdienste. Bis die Tage der inneren Einkehr mit dem Fest des 'Anbeißens', sprich dem Fastenbrechen endeten." 
Link zum Artikel   
 
März 2014: Bericht über einen Vortrag zur Architektur der Kippenheimer Synagoge  
Link zum Artikel von Eri Sieberts: Rustikaler Stil sollte archaisch wirken (veröffentlicht am Mo, 31. März 2014 auf badische-zeitung.de) 
  
April 2016: Bericht über die Arbeit des "Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim"  
Artikel von Andrea Bär in der "Badischen Zeitung" vom 11. April 2016: " Herausforderung: Gedenkarbeit ohne Zeitzeugen
Kippenheim. Förderverein Ehemalige Synagoge arbeitet an neuen Formen der Erinnerung an ehemalige jüdische Gemeinden in der Region.
KIPPENHEIM (ab).' Der Förderverein Ehemalige Synagoge hat sich bestens entwickelt', erklärte dessen Vorsitzender Jürgen Stude in der Hauptversammlung. Lange sei er 'ein Stachel im Fleisch gewesen', mittlerweile sei es dem Verein aber gelungen, die ehemalige Synagoge als Gedenkstätte zur Erinnerung an das jüdische Leben im Ort und in der Ortenau zu etablieren. Ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen von Zeitzeugen, Ausstellungen und Filmvorführungen würde jährlich viele Besucher anziehen. Höhepunkte im vergangenen Jahr waren ein Konzert mit einem Schulchor aus Haifa/Israel sowie ein Benefizkonzert zu Gunsten der Lahrer Flüchtlingshilfe und ein Konzert mit der Vetterliswirtschaft. Insgesamt gab es 17 Veranstaltungen. Hinzu kamen im vergangenen Jahr um die 2000 Besucher, darunter etwa 500 Schüler, die sich für die jüdische Geschichte interessierten und sich informierten. Damit habe sich die Zahl der Besucher gegenüber den Vorjahren nahezu verdoppelt.
17 Veranstaltungen in der ehemaligen Synagoge. Großes Interesse fanden auch 56 Führungen über den jüdischen Friedhof in Schmieheim, so Stude weiter. Die Arbeit des Fördervereins sei ehrenamtlich, an die 20 Mitglieder leisteten im vergangenen Jahr etwa 1000 Stunden. Mit Lehrerfortbildungen zum Thema und einer Schulpartnerschaft mit dem Frankengymnasium in Rheinbischofsheim werde die Gedenkarbeit außerhalb von Führungen und Veranstaltungen im pädagogischen Bereich gefördert, so Stude in seinem Rückblick. Besuche anderer ehemaliger jüdischer Gemeinden rundeten das Jahresprogramm ab. Auf Anregung Studes müsse der Verein neue Formen der Erinnerung kreieren, zumal die Zeitzeugen immer weniger würden. Eine Herausforderung sei es, sich mehr als bisher jüngeren Menschen zu öffnen und sie für das Thema in der Zeit nach den Zeitzeugen zu sensibilisieren. Antworten auf die Frage, wo die Gedenkarbeit heute stehe, könne womöglich eine geplante Podiumsdiskussion aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Fördervereins geben. Rechner Georg Heer sprach von einem gesunden Niveau in der Kasse. Ein großes Plus sei ein Zuschuss in Höhe von 3000 Euro von der Landeszentrale für politische Bildung, den der Förderverein für die Basisarbeit seit zwei Jahren bekommt. Von Kippenheims Bürgermeisterstellvertreter Dieter Kirschbaum gab es größtes Lob für das Engagement des 'guten Vorstandsteams'.
Wahlen: Vorsitzender Jürgen Stude; Stellvertreterin Lisa Klevit-Ziegler; Schriftführer Bernd Rottenecker (neu für Luzian Taeger); Rechner Georg Heer; Beisitzer Gerd Krauss (neu)"  
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2016: 20 Jahre "Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim" - "Alemannia Judaica" gratuliert zur erfolgreichen Arbeit des Vereins - Feier am 11. September 2016     
Über 20 Jahre ist es her, dass am 9. November 1995 eine "Initiative zur Gründung eines 'Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim'" in das Synagogegebäude einlud. Am 17. Januar 1996, nur zwei Monate später, wurde der Förderverein gegründet. Heute dürfen wir dankbar feststellen: Es ist gelungen, die Ehemalige Synagoge als Gedenkstätte zur Erinnerung an das jüdische Leben im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. 
Am 11. September 2016 wird das 20jährige Jubiläum des Fördervereins gefeiert. Um 14.00 Uhr und um 16.00 Uhr werden Führungen durch die ehemalige Synagoge angeboten. Dazwischen gibt es Kaffee und Kuchen. Gegen 17.00 Uhr wird die Geschichte des Vereins vorgestellt und Kultusminister a. D. Helmut Rau würdigt die 20 Jahre Förderverein mit einer Ansprache, bis gegen 18.00 Uhr Rebekka Ziegler und Band aufspielen. Die Feier klingt aus mit Häppchen und Wein. 
Der Vorstand im Jubiläumsjahr lädt zur Feier ein: Georg Heer, Gerd Krauß, Lisa Klevit-Ziegler, Bernd Rottenecker, Jürgen Stude.  
  
Link zum Artikel: "Das Gebäude ist mit Leben gefüllt" (veröffentlicht am Fr, 09. September 2016 auf badische-zeitung.de) 
Link zum Artikel von Ralf Burgmaier in der "Badischen Zeitung" vom 10. September 2016: "Stachel im Fleisch der Vergesslichen. Der Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim nutzt den Tag des offenen Denkmals, um sein 20-jähriges Bestehen zu feiern..." 
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September 2016: Zur Vorstellung des Buches Interview mich Michael Nathanson 
Artikel von Monika Korak in der "Badischen Zeitung" vom 15. September 2016: " 'Meine Mutter hinterlässt eine Spur'. 
Kippenheim. BZ-INTERVIEW mit Michael Nathanson aus Schmieheim über das Buch seiner Mutter zum Exil der Familie in Shanghai (1939 bis 1947).
KIPPENHEIM.
'Zwischenstation. Überleben in Shanghai ' heißt das Buch, das am Sonntag im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums des Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim vorgestellt wurde. Es sind die Erinnerungen der 2008 in Kippenheim-Schmieheim im Alter von 100 Jahren verstorbenen Ruth Nathanson. Sie beschreibt darin die Jahre von 1939 bis 1947, die sie mit ihrem Ehemann Ernst Nathanson und den Söhnen im Shanghaier Exil verbrachte. Mit dem 78 Jahre alten Sohn Michael Nathanson, Biolandwirt im Ruhestand und Gründungsmitglied des Fördervereins, sprach Monika Korak am Rande der Feier.
BZ: Was hat Ihre Mutter Ruth Nathanson veranlasst, alles aufzuschreiben?
Nathanson: Die Erinnerung an Shanghai, das war ihr Thema, davon hat sie immer wieder erzählt. Als Kind war mir das fast lästig, nach zehn Stationen Straßenbahn kannten ihre Sitznachbarn ihr Leben.
BZ: Shanghai war 1939 eine der letzten Fluchtmöglichkeiten für die europäischen Juden. Warum wusste man lange kaum etwas darüber?
Nathanson: Jetzt gibt es reichlich Literatur, aber lange war das nicht bekannt. Es waren mit den Familien über 26 000, die dort lebten. Ich habe 41 Vorträge darüber gehalten, die meisten vor Schulklassen.
BZ: Ihre Mutter galt als sogenannte 'Vollarierin' und hätte gar nicht emigrieren müssen. Dennoch hat sie es mit der Familie getan, genauso wie sie 1947 die Möglichkeit gehabt hätte, in die USA zu gehen, statt zurück nach Berlin.
Nathanson: Ja, sie hätte sich von meinem Vater scheiden lassen können. Aber auch mein Vater hatte wegen der Verwandtschaft in New York die Berechtigung für ein Visa in die USA und sagte, er fährt nicht ohne die Familie. Bei der Rückreise wiederum hatten wir schon ein Ticket nach New Jersey, doch mein Vater bekam wegen seiner Tbc-Erkrankung keine Einreisegenehmigung.
BZ: Shanghai war für die Familie ein Schock. Ihre Mutter beschreibt die beengten Wohnverhältnisse, den täglichen Kampf ums Überleben, Hunger und Seuchen.
Nathanson: Sie müssen sich vorstellen, sie kam aus einem guten Haushalt mit allem Komfort in eine primitive Welt. Wir hatten keine Toilette, sondern einen Kübel. Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal.
BZ: Bei der Abreise 1939 waren sie ein neun Monate altes Baby. Haben Sie eigene Erinnerungen?
Nathanson: Ja, sehr viele. An furchtbar heiße Tage. Oft lag ich im Krankenhaus. Wovon ich lange geträumt habe, waren die vielen Kinderleichen, die man auf die Straßen legte.
'Die ganze Auswanderung hat sie gemanagt.'
BZ: Ihre Mutter schreibt lebendig und nah am Mündlichen. Sie scheint sehr findig bei der Jobsuche gewesen zu sein, dazu recht schlagfertig. Was war sie für eine Frau?
Nathanson: Seit 1941 musste sie die Familie allein durchbringen. Die ganze Auswanderung hat sie gemanagt. Meine Mutter war sehr impulsiv und immer wieder couragiert.
BZ: Was hat sie veranlasst, jetzt Ihre Erinnerungen zu veröffentlichen?
Nathanson: Ich habe erkannt, dass man Spuren hinterlassen muss. Ich habe meiner Großmutter, die nach Riga deportiert wurde, einen Stolperstein gestiftet und jetzt mitgewirkt, dass das Buch rauskommt. Meine Mutter hinterlässt eine Spur.
ZUR PERSON: Michael Nathanson: Neun Monate war Michael Nathanson alt, als er gemeinsam mit den Eltern und dem vier Jahre älteren Bruder im Jahre 1939 mit der 'Gneisenau' von Bremerhaven nach Schanghai floh. Seine Eltern lebten in einer von den Nazis so genannten 'Mischehe': Die Mutter katholisch, der Vater, der 1950 verstarb, war jüdischen Glaubens. Schanghai, damals von den Kolonialstaaten England und Frankreich beherrscht, war 1939 der einzige Ort auf der Welt, der Juden noch ohne Visum und weitere Einreisebeschränkungen Unterschlupf bot. Im August 1947 konnten die Nathansons dann mit einem amerikanischen Truppentransporter zurück nach Europa reisen. Die Familie Nathanson hatte für sich und die Söhne eine Aufenthaltserlaubnis für die USA erhalten. Dem Vater Ernst Nathanson verweigerten die Behörden aber die Einreise auf Grund seiner Erkrankung. Ruth Nathanson zog daraufhin mit ihrer Familie nach Berlin, wo Ernst Nathanson 1950 verstarb. Der Elektroingenieur Michael Nathanson betrieb von 1981 bis 2002 einen Biolandbauernhof in Schmieheim. Er ist Mitinitiator des Fördervereins Ehemalige Synagoge. "
Link zum Artikel      Link zu einer Verlagsseite  (seitenweise-Verlag Bühl) 

    

Januar 2017: Veranstaltungen   
Im Januar 2017 finden zwei Veranstaltungen des DIA - Deutsch-Israelischer Arbeitskreis Südl. Oberrhein e.V. in Kippenheim und Friesenheim statt:
Am Donnerstag, 19. Januar 2017 um 14:30 Uhr Film "Kippenheim und seine Phantome", Winefeld-Saal im Bürgerstift neben dem Rathaus in Ettenheim

Am Mittwoch, 25. Januar 2017 um 17:00 Uhr Zeitzeugenvortrag von Eva Cohn - Mendelsson aus England: "Offenburg - Gurs - Ascona - London", Realschule Friesenheim, Friedhofstr. 5, Musiksaal.
Mehr Informationen zu diesem Vortrag in einer Anlage (pdf-Datei).     

    

Oktober 2017: Neue Publikation zur jüdischen Geschichte    
Kippenheim Lit 201702.jpg (51683 Byte)Karl Kopp: Das Kippenheimer Lied. Eine badische Volksschule und ihre israelitischen Kinder. seitenweise-Verlag Bühl 2017. 156 S. mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 978-3-943874-23-5. 14,80 €. 
Im Kontext der badischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts steht die Volksschule Kippenheim exemplarisch für die Schulgeschichte vieler Gemeinden mit jüdischen Bürgern.
218 israelitische Schulkinder der Jahre 1880 bis 1938 konnte der Autor, Karl Kopp, aus den 2200 Namen der Schülerlisten ermitteln, in einer eigenen Liste zusammenfassen und ihr Schicksal in Stichworten darstellen. Einschließlich des bis in das Jahr 2017 reichenden Anhangs führt das Buch durch 240 Jahre Kippenheimer Geschichte.
Der Förderverein "Ehemalige Synagoge Kippenheim", der dieses Buch herausgibt, wurde im Jahr 1996 gegründet. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die ehemalige Synagoge zu einem Ort des Gedenkens, des Lernens und der Begegnung zu machen.
Informationsseite des Verlags zu dieser Publikation   -  Beitext des Verfassers (pdf-Datei).     
Vgl. Artikel von Christina Großheim im "Stadtanzeiger" vom 24. Oktober 2017: "'Das Kippenheimer Lied' wurde von Karl Kopp herausgegeben. Ein Buch über das dunkelste Kapitel einer Volksschule
Link zum Artikel 
Artikel von Irene Bär in der "Lahrer Zeitung" vom 23. Oktober 2017:  "Kippenheim. 156 Seiten starker Lückenschluss..."  
Link zum Artikel    
 
April 2019: Halbjahresprogramm des Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim 
Artikel in der "Lahrer Zeitung" vom 4. April 2019: "Kippenheim Motto: "Erinnern, lernen, begegnen"
Kippenheim (red/jg). Das neue Frühjahr-Sommer-Programm des Fördervereins "Ehemalige Synagoge Kippenheim" liegt vor. Es orientiert sich an den Leitmotiven "Erinnern – Lernen – Begegnen", die sich der Verein gegeben hat. Bei allen Veranstaltungen ist der Eintritt frei.

Das neue Programm eröffnet mit einem Beitrag von Rivka Holaender, Lehrbeauftragte für Judaistik, am Sonntag, 7. April, um 17 Uhr. Unter dem Motto "Mit einer Jüdin die Bibel lesen" wird sie das sogenannten Alte Testament aus jüdischer Sicht auslegen. Die Besucher werden gebeten, eine Bibel mitzubringen. Am Mittwoch 17. April, um 19 Uhr, dem 75. Jahrestag der Ermordung von Max Joseph Metzger durch die Nationalsozialisten, wird Christian Heß aus Freiburg über Leben und Bedeutung des katholischen Märtyrerpfarrers mit Wurzeln in Kippenheim berichten.
Durch das jüdische Straßburg führt am Sonntag, 5. Mai, der Kehler Literaturwissenschaftler Stefan Woltersdorff. Anmeldung für die Exkursion ist bei Jürgen Stude, unter Telefon 07807/95 76 12 oder per E-Mail an juergen.stude@t-online.de.
Die aus Nonnenweier stammende Jazz-Sängerin Rebekka Ziegler gastiert mit ihrer Gruppe "Of Cabbages and Kings" am Sonntag, 19. Mai in der ehemaligen Synagoge.
Führung über jüdischen Friedhof. Zudem bietet der Förderverein wieder eine Führung über den jüdischen Friedhof in Schmieheim mit Bärbel Heer an, diesmal am Donnerstag, 6. Juni, um 18 Uhr. Der Treffpunkt ist am Parkplatz an der Friedhofsmauer. Männer müssen eine Kopfbedeckung tragen, gutes Schuhwerk wird empfohlen, heißt es in der Ankündigung. Weiter sind im Juni noch ein Konzert sowie eine Radtour zu jüdischen Stätten der Ortenau geplant.
Das Programm schließt am Sonntag, 7. Juli, mit der Vernissage: "Das Antlitz des Anderen – eine fotografische Litanei für Respekt und Zuversicht" mit Fotos von Manfred Sickmann aus Lahr."  
Link zum Artikel   

        
         

Links und Literatur 

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Kippenheim  
bulletWebsite des Fördervereins: www.ehemalige-synagoge-kippenheim.de  
bulletWebsite der Gedenkstätten Südlicher Oberrhein 
bulletKurze Informationsseite zur jüdischen Geschichte Kippenheim bei jgm-net.de  
bulletZur Informationsseite über den Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V.  (interner Link)  
bulletWebsite von Inge Auerbacher  und Interview mit ihr (englisch)  
bulletRückblick (interner Link): Presseartikel (Badische Zeitung vom 31.8.2005) mit Hinweisen auf Veranstaltungen zum "Tag der Europäischen Jüdischen Kultur" am 4.9.2005   
bulletPresseartikel aus www.baden-online.de am 22.1.2008 von Edgar Bassler : "Kehler besuchen 'vernarbtes Gebäude'. Mitglieder des Historischen Vereins (Kehl) entdecken die Synagoge in Kippenheim. 
bullet"Hörstolpersteine" zu Kippenheim in der Website von SWR 2   

Quellen:   

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Kippenheim 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Staatsarchiv Freiburg) sind Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: 
Zu Kippenheim ist vorhanden:    
L 10 Nr. 1394 Kippenheim: Israelitische Gemeinde: Standesbuch 1811 - 1842  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-480830  
L 10 Nr. 1395 Kippenheim: Israelitische Gemeinde: Standesbuch 1843 - 1870  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-480831      

Literatur zur Geschichte der jüdischen Gemeinde und zu einzelnen Persönlichkeiten:

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 153-156.
bulletA. Köberle/K. Siefert/H. Scheer: Ortssippenbuch Kippenheim. 1979.
bulletJoachim Hahn: Synagogen in Baden-Württemberg. 1987. S. 77ff.
bulletInge Auerbacher: Ich bin ein Stern. Autobiographie einer jüdischen Frau aus Kippenheim. 1990. 
bullet dies.: Jenseits des gelben Sterns. Nach Theresienstadt ein neues Leben in Amerika für Versöhnung. Aus dem Amerikanischen von Irmi Cummings. Im Auftrag des Deutsch-Israelischen Arbeitskreises südlicher Oberrhein (DIA) herausgegeben von Erhard Roy Wiehn. Hartung-Gorre Verlag Konstanz. 2005. 
Hinweis (2019): Im Hartung-Gorre-Verlag Konstanz - http://www.hartung-gorre.de/ - wurde das vom Deutsch – Israelischen Arbeitskreis (DIA) herausgegebene und zwischenzeitlich vergriffene Buch neu aufgelegt und ist im Buchhandel unter ISBN: 978-3-89649-969-1 erhältlich. 
bulletHistorischer Verein Ettenheim: Schicksal und Geschichte der jüdischen Gemeinden Ettenheim, Altdorf, Kippenheim, Schmieheim, Rust, Orschweier. Ein Gedenkbuch. 1988. 1998².
bulletFranz-Josef Ziwes (Hg.): Badische Synagogen. 1997 S. 48-49.
bulletHedy Epstein: Erinnern ist nicht genug. Autobiographie. 1999.
bulletUwe Schellinger: Jüdisches Kippenheim. Einladung zu einem Rundgang. 1999.
bulletKippenheim02.jpg (5786 Byte)ders. (Hg.): Gedächtnis aus Stein - Die Synagoge in Kippenheim 1852-2002. Ubstadt-Weiher. 2002 (mehr zu diesem Buch beim Verlag: hier anklicken; mehr zum Herausgeber: hier anklicken).
bulletders.: Albert Weill (1867-1950) und sein Lebensweg von Südbaden nach Israel. Teil 1 in: Dessauer Kalender 46. 2002 S. 56-69, Teil 2 in Dessauer Kalender 47. 2003.
bulletP. Petersen (Hg.): Lebenswege von Musikerinnen im "Dritten Reich" und im Exil (darin Beitrag von N. Ermlich zu Pia Gilbert).
bulletK. Kreppel: Der Galiläer aus Kippenheimer (über Steff Wertheimer), in: Ortenau 81 2001 S. 487-510.
bulletMitglieder-Rundbrief des Fördervereines Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V.
bulletRobert Krais/Martin Gross: "Wer die Erinnerung verliert, hat keine Orientierung". Ausführlicher Bericht zu den Fotos vom Abtransport der Juden aus Kippenheim. in: Kippenheimer Ortschronik 1997,  S. 82-89.
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 476-478.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.    
bulletUwe Schellinger: Familienbande. Ein Brief von Müllheim nach Kippenheim als Indikator für die Genealogie und Verwandtschaft von Kurt Weill und Selma Stern. In: Das Markgräflerland. Bd. 2/2004 S. 93-113. 
bulletders.: Wein, Wohltätigkeit und sozialer Aufstieg: Die Geschichte der jüdischen Familie Durlacher aus Kippenheim. In: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden. Jg. 85 2005 S. 379-400.
bulletders.: Der Kippenheimer 'Höfer-Fund': Quellen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Ortenauer Landjudentums im 19. Jahrhundert. In: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden 87 2007 S. 463-480. 
bulletders.: Religionsgeschichte als Familiengeschichte: Die Chewra Kadischa in Kippenheim. In: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden. Jg. 88 2008 S. 133-146. 
bulletders.: Das "Judewegle" in Dörlinbach. Authentischer oder inszenierter Ort jüdischer Regionalgeschichte?, in: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden. Jg. 96 2016 S. 249-258.   
bulletLina-Mareike Dedert: Badisches Landjudentum am Beispiel der Familie Weill zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Magisterarbeit Historisches Seminar der Universität Freiburg. Freiburg 2008.
bulletKurt Maier: Unerwünscht. Kindheits- und Jugenderinnerungen eines jüdischen Kippenheimers. Herausgegeben von der Evangelischen Landeskirche in Baden. 2011. 112 Seiten mit 69 Abbildungen. 
bulletKippenheim Lit 201201.jpg (88196 Byte)"Dies ist nichts als das Haus Gottes" - Führer durch die ehemalige Synagoge Kippenheim. 
Hrsg. vom Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. - Autor: Jürgen Stude
Erschienen 2012 im verlag regionalkultur Ubstadt-Weiher - Heidelberg - Basel  - www.verlag-regionalkultur.de  
Weitere Informationen auf Verlagsseite  
ISBN 978-3-89735-701-3    5,90 €     32 S., zahlr. Abb. 
bulletMohr Lit 020.jpg (18107 Byte)Günther Mohr: "Neben, mit Undt bey Catholischen*. Jüdische Lebenswelten in der Markgrafschaft Baden-Baden 1648-1771. Böhlau-Verlag Köln u.a. 2011. 248 Seiten. ISBN 13: 978-3412207397.  Website des Verlags  mit Informationsseite zur Publikation   
Die Studie widmet sich den Lebensmöglichkeiten von Juden und Jüdinnen in der katholisch geprägten Markgrafschaft Baden-Baden und damit Fragen der ländlichen Gesellschaft und Kultur in Südwestdeutschland. Es entsteht ein neues Bild des Landjudentums in seinen vielfältigen Kontakten zur christlichen Nachbarschaft und mit einem überraschenden Selbstbewusstsein. Das Buch analysiert u.a. die Aufnahme der Juden in den Schutz, die wirtschaftlichen Aktivitäten von Juden und Christen, ihr spannungsreiches Verhältnis ­zueinander, innerjüdische Verhältnisse sowie Fragen der jüdischen Religion. Dabei stehen immer die ­wechselvollen Schicksale einzelner Protagonisten im Vordergrund. 
bulletSynagogen Lit 201305.jpg (108213 Byte)Christiane Twiehaus: Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien. Rehe: Schriften der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Universitätsverlag Winter Heidelberg 2012. 
Zur Synagoge in Kippenheim: S. 61-67.     
bullet Ruth Nathanson: Zwischenstation. Überleben in Shanghai 1939-1947. Herausgeber: Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim, Seitenweise Verlag, 99 Seiten, ISBN 978-3-943874-17-4, 10 Euro. Die Aufzeichnungen Ruth Nathansons sind ergänzt durch Fotos und ein Geleitwort von Jürgen Stude. Vorwort von Michael Nathanson. Lebenslauf, Fluchtpunkt Shanghai und chronologischer Überblick von Bernd Rottenecker. Erschienen 2016.   
bulletKippenheim Lit 201702.jpg (51683 Byte)Karl Kopp: Das Kippenheimer Lied. Eine badische Volksschule und ihre israelitischen Kinder. seitenweise-Verlag Bühl 2017. 156 S. mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 978-3-943874-23-5. 14,80 €. 
Im Kontext der badischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts steht die Volksschule Kippenheim exemplarisch für die Schulgeschichte vieler Gemeinden mit jüdischen Bürgern.
218 israelitische Schulkinder der Jahre 1880 bis 1938 konnte der Autor, Karl Kopp, aus den 2200 Namen der Schülerlisten ermitteln, in einer eigenen Liste zusammenfassen und ihr Schicksal in Stichworten darstellen. Einschließlich des bis in das Jahr 2017 reichenden Anhangs führt das Buch durch 240 Jahre Kippenheimer Geschichte.
Der Förderverein "Ehemalige Synagoge Kippenheim", der dieses Buch herausgibt, wurde im Jahr 1996 gegründet. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die ehemalige Synagoge zu einem Ort des Gedenkens, des Lernens und der Begegnung zu machen.
Informationsseite des Verlags zu dieser Publikation   -  Beitext des Verfassers.          

  

bulletHinweis auf einen Film: "Kippenheim und seine Fantome". In diesem Dokumentarfilm (52 Min.) sind viele Szenen der Einladung der Gemeinde Kippenheim im Jahr 2003 an ihre ehemaligen jüdischen Bürger mit ausführlichen Einzelberichten von Inge Auerbacher (New York/USA), Leopold ('Poldi') Auerbacher (Kibbuz Degania/Israel), Manfred Auerbacher (USA), Hedy Epstein – Wachenheimer (St. Louis/USA), Günther Karger (USA) und Kurt Maier (Washington/USA) festgehalten. Informationen über diesen Film auf einem Informationsblatt des Deutsch-Israelitischen Arbeitskreises Süd. Oberrhein e.V. Ettenheim

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Kippenheim  Baden. Jews are first mentioned in 1654, abandoning the village in 1689 on the approach of the French in the Nine Years War. New families, expelled from neighboring Ettenheim, were present in 1716. The Weil family played a leading role in the community up to the 20th century. In the 18th century Imanuel Weil held the iron and hide monopolies for the whole principality. A modest synagogue was erected in 1793 and a Jewish elementary school was opened in the 1830s. The Jewish population reached a peak of 323 in 1871, but then commenced to drop steadily through emigration and the declining birthrate. In 1933, 144 remained, subjected to increasing anti-Jewish agitation. By 1938, all Jewish businesses hat been liquidated and 93 Jews had emigrated (58 to U.S.). On Kristallnacht (9-10 Nov. 1938), the synagogue was vandalized and Jewish men were detained in the Dachau concentration camp. On 22 Oct. 1940, 31 Jewis were deported to the Gurs concentration camp, another 12 were deported from their places of refuge after leaving Kippenheim. In all, 29 Jews perished in the camps, 17 of them in Auschwitz in 1942-44. 
   
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020