Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Ailringen (Gemeinde Mulfingen, Hohenlohe-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen  
Links und Literatur   

  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde              
    
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts dem Deutschen Orden gehörenden Ort Ailringen bestand eine jüdische Gemeinde bis um 1840. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1659 Juden am Ort genannt. 1694 wurden Schutzbrief für die Juden Amschel, Hönle und Nathan zu Ailringen ausgestellt. 
   
1750 waren fünf Familien am Ort. 
    
Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1843/54 mit 36 Personen erreicht. 
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge. Die Toten der Gemeinde wurden zunächst auf dem jüdischen Friedhof in Unterbalbach, seit 1730 teilweise auf dem Friedhof in Niederstetten und nach 1852 auf dem jüdischen Friedhof in Hohebach beigesetzt. Die Gemeinde wurde 1832 dem Bezirksrabbinat Weikersheim zugeteilt. 
   
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner schnell zurück. 1886 war mit dem Witwer Anselm Strauß nur noch ein jüdischer Einwohner in Ailringen. 
   
Vo
n den in Ailringen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): In den beiden Listen werden keine Personen aus Ailringen genannt.        
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in Ailringen gefunden.     

     
     
     
 
Zur Geschichte des Betsaales/ der Synagoge                       
    
Die Gemeinde hatte vermutlich schon im 17. Jahrhundert einen Betsaal in einem Privathaus eingerichtet. Nachdem auch in Hohebach Juden aufgenommen wurden, schlossen diese sich der jüdischen Gemeinde in Ailringen an. Nach einem Bericht des Kreisamtmannes von Öhringen 1807 trafen sich die damals fünf jüdischen Familien in Ailringen zu den Gottesdiensten in der Wohnung des Judenschullehrers. 1811 war der Betsaal im Haus des Juden Wolf, womit derselbe Raum wie 1807 gemeint sein wird. 
       
Mit der Neueinteilung der jüdischen Gemeinden 1832 wollten die staatlichen Behörden Ailringen zur Mittelpunktsgemeinde für die in Hohebach, Hollenbach, Mulfingen und Ailringen lebenden Juden machen. Es war geplant, eine zentrale Synagoge in Ailringen zu bauen. Die jüdischen Gemeinden Hollenbach und Mulfingen konnten sich dies vorstellen, sofern auch die Hohebacher Juden mitmachen würden. Diese freilich protestierten energisch gegen diese Pläne. Schließlich hatten sie 1818 eine neue Synagoge für 3.000 Gulden erbaut, die mit vergleichbar geringem Aufwand renoviert und vergrößert werden könnte. Eine Synagoge in Ailringen würde das Ende der Hohebacher Synagoge bedeuten. Die Hohebacher wiesen auch darauf hin, dass es in Ailringen bislang keine Synagoge, nicht einmal ein Grundstück zu diesem Zwecke gebe und daher mit einem finanziellen Aufwand von 6.000 Gulden gerechnet werden müsse, den ohnehin hauptsächlich die Hohebacher Juden zu tragen hätten. Damals lebten je sechs jüdische Familien in Ailringen und Mulfingen, sieben Familien in Hollenbach, aber 25 Familien in Hohebach. So sprach sich die Hohebacher Gemeinde dafür aus, "bis auf bessere Zeiten" die Synagogen in Hollenbach und Hohebach zu belassen und auf einen Neubau in Ailringen zu verzichten. Die Behörden haben sich offensichtlich von dieser Argumentation überzeugen lassen. In den folgenden Jahren besuchten die Ailringer Juden die Gottesdienste in Hohebach. 
        
Dennoch blieb auch in Ailringen der Betsaal erhalten. Er befand sich nach dem Brandschaden-Versicherungs-Kataster von 1834 im Gebäude Nr. 47 hinter dem heutigen Hotel "Altes Amtshaus" in der Ortsmitte von Ailringen. Der kurze Zufahrtsweg zu den Gebäuden 46 und 47 wurde früher auch "Judengässle" genannt. Das Haus des Betsaals ist erhalten, wurde jedoch in den 1990er-Jahren völlig umgebaut. Bei diesem Umbau wurde der komplette Innenraum vom Keller bis zum Dach entfernt, so dass keinerlei Altbestände mehr vorhanden sind. Das zweistöckige Haus enthielt vor dem Umbau unten Kellerräume und den Treppenaufgang zum ersten Stock. Rechts (Nordseite) war im wesentlichen das Treppenhaus und der Flur (Gang), links befand sich vorne (Traufseite Richtung Osten/Talseite) ein Wohnzimmer mit einem Durchgang zum Hauptschlafzimmer (Richtung Westen/Bergseite). Diese beiden Räume zusammen waren vermutlich der frühere Betsaal. Das Wohnzimmer war etwa 4 m mal 4 m groß, das Schlafzimmer etwa 3 m mal 4 m. Möglicherweise war die Einteilung in diese beiden Zimmer auch durch die vorherige Gliederung in Männer- und Frauenabteil vorgegeben (Quelle zum letzten Abschnitt: Informationen von Otmar Buhmann, Ailringen).   
    
    
    

Fotos   

Foto aus den 1960er-Jahren
(Foto erhalten von 
Otmar Buhmann, Ailringen)
Ailringen Synagoge 001.jpg (55162 Byte)      
Der Betsaal befand sich in dem kleineren Haus in der Mitte  
 
Neue Fotos 
(Fotos: Hahn, 
Aufnahmedatum 1.8.2004)  
Ailringen Synagoge 120.jpg (57400 Byte) Ailringen Synagoge 121.jpg (51483 Byte)
   Dieselbe Perspektive wie oben: das 
Haus ist inzwischen mit Holz verkleidet
Eingang
        
Ailringen Synagoge 122.jpg (52374 Byte) Ailringen Synagoge 123.jpg (46613 Byte) Ailringen Synagoge 124.jpg (39239 Byte)
Blick in das 
ehemalige "Judengässle"
Die Hausbesitzer haben über dem 
Eingang einen Davidstern angebracht
Hinweis an der 
Eingangstür
     

   
    

Links und Literatur

Links:  

Website der Gemeinde Mulfingen   

Quellen:   

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Ailringen 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Ailringen ist ein Familienbuch vorhanden:    
J 386 Bü. 7 Ailringen, Mulfingen  Familienbuch 1794-1857   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-439138        

Literatur:  

Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. 1966. S. 27.107f.
Elmar Weiss: "Arm an Geld und noch ärmer an Hoffnungen". Der Lebenslauf des jüdischen Volksschullehrers Nathan Eduard Sommer aus Ailringen, in: Zeitschrift für württembergisch Franken 84 2000 S. 235-258.
Naftali Bar-Giora Bamberger: Die jüdischen Friedhöfe im Hohenlohekreis. 2002.   
synagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.   

   
    

                   
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Stand: 07. Dezember 2015