Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Es bestehen zur jüdischen Geschichte in Bad Homburg weitere Textseiten:   

bulletTexte/Berichte zum jüdischen Gemeindeleben in Bad Homburg 1850-1938  (diese Seite)   
bulletTexte/Berichte zur Geschichte des Rabbinates / der Rabbiner sowie der Kultusbeamten der jüdischen Gemeinde in Bad Homburg 1848-1938   
bulletTexte/Berichte/Anzeigen zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde, zu jüdischen Kurgästen und Kureinrichtungen 1850-1938  
 
bulletAußerdem besteht eine Seite zum jüdischen Friedhof in Bad Homburg  

          

Bad Homburg vor der Höhe (Kreisstadt, Hochtaunuskreis)
Texte/Berichte zum jüdischen Gemeindeleben in Bad Homburg 1850-1938  

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Bad Homburg wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt 
    
Die Texte wurden dankenswerterweise von Susanne Reber abgeschrieben. 
   
   
Übersicht:   

bulletTexte/Berichte zum jüdischen Gemeindeleben in Bad Homburg - in chronologischer Reihenfolge 
Gleichstellung der jüdischen und christlichen Untertanen (1848)   
D
ie Ehe zwischen Christen und Juden ist in der Landgrafschaft erlaubt (1848)   
Unter den zahlreichen Kurgästen sind viele Israeliten (1853) 
Gedächtnis- und Totenfeier in der Synagoge für Landgräfin Louise von Hessen-Homburg - verbunden mit einer Klage über den Zustand der jüdischen Einrichtungen (1859)   
-  Die Geburtstage des Landgrafen werden auch in der jüdischen Gemeinde feierlich begangen (1859 / 1860)   
-  Kritisches über das "Treiben der Neo-Orthodoxen" und weitere Mitteilungen aus dem Gemeindeleben (1862)   
-  Louis Lehmann übt Kritik an einigen reicheren Gemeindegliedern (1862)  
-  Neues Gesetz, die Eidesleistungen der Israeliten im Amt Homburg betreffend (1865)   
-  Kritisches zu einigen Gemeindeverhältnissen (1867)  
-  Jüdisches Leben in Bad Homburg (1870)  
Beitrag der israelitischen Kultusgemeinde zum Bau der protestantischen Kirche (1874)  
-  Louis Lehmann übt wieder Kritik an einigen Gemeindeverhältnissen (1876)  
-  Ein neues Leichenhaus wird auf dem Friedhof gebaut - und weitere Mitteilungen aus dem Gemeindeleben (1884)  
-  Das neue Leichenhaus ist fertig (1884)   
-  Gründung eines "Israelitischen Mädchen-Ausstattungs-Vereins" (1887)   
-  Gemeindebeschreibung von 1887  
-  70-jähriges Bestehen des Israelitischen Armen-Holz-Vereins und zweijähriges Bestehen des Mädchen-Ausstattungsvereines (1888)   
-  Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holz-Vereins und des Mädchen-Ausstattungs-Vereins von 1888 (1889) 
Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holz-Vereins und des Mädchen-Ausstattungs-Vereins von 1889 (1890)   
-  Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holz-Vereins (1891)   
-  Kollekte der Mädchen der Gemeinde zu Gunsten der russischen Juden (1891)   
-  Frage nach der Unterbringung der vertriebenen russischen Juden (1891)   
-  Erinnerung an die Pogromstimmung Anfang der 1850er-Jahre und die Unterstützung der jüdischen Gemeinde durch den Landgrafen (1892) 
Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holz-Vereins und des Mädchen-Ausstattungs-Vereins von 1891 (1892)    
-  Vortrag von Rabbiner Dr. Munck (1893)  
Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holz-Vereins und des Vereins zur Ausstattung israelitischer Mädchen von 1893 (1894)  
-  Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holz-Vereins und des Mädchen-Ausstattungs-Vereins (1898)   
-  Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holz-Vereins und des Mädchen-Ausstattungs-Vereins (1903)  
-  Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holz-Vereins und des Mädchen-Ausstattungs-Vereins (1908)   
-  90-jähriges Bestehen des Israelitischen Armen-Holz-Vereins (1908)   
-  Rechenschaftsbericht des Israelitischen Armen-Holz-Vereins und des Mädchen-Ausstattungs-Vereins (1910) 
2
5-jähriges Jubiläum des "Vereins zur Ausstattung israelitischer Mädchen" (1911)  
R
echenschaftsbericht des israelitischen Holzvereins und des Vereins zur Ausstattung israelitischer Mädchen (1914)   
-  Chanukka-Feier der Esragruppe (1920)  
-  Feier des Tu biSchewat (15. Schewat - Neujahresfest der Bäume, 1921)  
V
ortrag von Redakteur S. Herz im Talmud-Tora-Verein (1934)  
V
ortrag von Redakteur S. Herz bei einem Vortragsabend verschiedener Vereine (1934)       
Chanukka-Feier der Sportgruppe des "Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten" (1934)    
-  600 Jahre Homburger Jüdische Gemeinde (1935)   
-  Gemeindebeschreibung (April / Juni 1937)   

      
      
Texte/Berichte zum jüdischen Gemeindeleben in Bad Homburg - in chronologischer Reihenfolge   
Gleichstellung der jüdischen und christlichen Untertanen (1848)    

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 21. März 1848: "Homburg v.d. H., den 8. März (1848). Verordnung, die bürgerlichen und politischen Verhältnisse der Juden betreffend: 'Wir Gustav, von Gottes Gnaden souveräner Landgraf zu Hessen etc. haben zur Erfüllung unserer desfallsigen gnädigen Zusage vom Gestrigen verordnet und verordnen wie folgt: Auch in orts- und staatsbürgerlicher Beziehung soll fortan kein Unterschied mehr zwischen unseren christlichen und jüdischen Untertanen stattfinden. - Urkundlich Unserer eigenhändigen Unterschrift und des beigedruckten landgräflichen Insiegels.
Homburg, den 7. März 1848 . (L.S.) Gustav vdf. Heinrich."  
Anmerkung: - Gustav: https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_(Hessen-Homburg)     

   
Die Ehe zwischen Christen und Juden ist in der Landgrafschaft erlaubt (1848)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. August 1848: "Homburg v. d. H., 23. Juli. Durch ein unterm 21. erschienenes Gesetz ist das Verbot der Ehe zwischen Christen und Juden in unserer Landgrafschaft aufgehoben".           

     
Unter den zahlreichen Kurgästen sind viele Israeliten (1853)  

Bad Homburg AZJ 15081853b.jpg (37666 Byte)Artikel in der "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 15. August 1853 aus Bad Homburg: "Die hiesige Badesaison reicht auch dieses Jahr wieder glänzende Früchte, und ist die Zahl der Kurgäste in der Kurliste schon über 4500 gestiegen. die große Zahl der hier zu Kur anwesenden Israeliten verdient allgemein bewundert zu werden, denn schon seit langen Jahren und fast noch nie hat man so viel Israeliten, und das sämtlich sehr reiche Familien, hier bemerkt, der größte Teil kommt aus der Pfalz, dem Elsass und Holland. man kann behaupten, dass immer unter den Anwesenden der dritte Teil Juden sind". 

    
Gedächtnis- und Totenfeier in der Synagoge für Landgräfin Louise von Hessen-Homburg - verbunden mit einer Klage über den Zustand der jüdischen Einrichtungen (1859)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. April 1859: "Bei der vorjährigen Gedächtnis- und Totenfeier für die einige Wochen vorher verstorbene verwitwete Landgräfin Louise von Hessen-Homburg (geb. Prinzessin von Anhalt-Dessau), einer sehr wohltätigen Fürstin, wurde auch unser Herr Rabbiner gleich dem christlichen Geistlichen von der Regierung aufgefordert, eine Trauerrede über Psalm 90 zu halten, die dieser auch in höchst würdiger und taktvoller Weise abhielt. Ergötzlich war es nur, dass man damals die hier noch üblich Mizwos-Versteigerung am Freitagabend abhielt, da man für Samstagmorgen die Spitzen der Behörde erwartete, die sich auch wirklich einfanden, und denen man das Schauspiel einer Versteigerung im Gotteshaus doch nicht geben wollte. Man sieht hier demnach wohl die großen Mängel im Kultuswesen ein, aber zwischen Erkenntnis und Tat st noch eine weite, weite Kluft. Man will hier die ca. 400 Gulden jährliche Einnahme von versteigerten Mizwos nicht schwinden lassen, damit die direkten Steuern nicht größer würden. Aber das ist ja der Fehler. Würden unsere großen, reichen und frommen Herren, die wie gewöhnlich auch hier das große Wort zu führen haben, die ersten Steuerklassen verhältnismäßig ebenso stark wie die Mittelklassen beanspruchen, so hätten wir statt eine baufällige, ungeräumige Synagoge - ein herrliches Gotteshaus, innerlich und äußerlich würdig einer so großen frommen Gottesgemeinde in einem Badestädtchen, statt eines von Kloaken umringten Schullokals, wo Lehrer und Schüler es namentlich im Sommer nicht aushalten können, - ein geräumiges, freundliches Schulgebäude, um des Kindes Geist zu heben, statt ihn niederzudrücken, statt eines stundenweit entfernten, im Walde gelegenen, von einer Hecke umzäunten Friedhofes - einen in der Nähe gelegenen, von einer Mauer umgebenen Ruheort für die müden Erdenpilger. Doch ich will nciht weiter fortfahren, ich könnte bitter werden gegen mir sonst befreundete und achtungswerte Personen, und überdies sagt ein französisches Sprichwort: Il ne faut pas laver son linge sâle en public.  Louis Lehmann."    
Anmerkungen: - Landgräfin Louise von Hessen-Homburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Luise_von_Anhalt-Dessau_(1798%E2%80%931858)
- Mizwo: https://de.wikipedia.org/wiki/Mitzwa 
- Il ne faut pas….: Besagt, dass man seine schmutzige Wäsche nicht in der Öffentlichkeit wäscht
.        

  
Die Geburtstage des Landgrafen werden auch in der jüdischen Gemeinde feierlich begangen (1859 / 1860) 
   
Anmerkung: es geht wohl um die Feier des Geburtstages von Ferdinand Heinrich Friedrich, dem letzten Landgrafen von Hessen-Homburg (1783-1866); nach seinem Tod fiel Hessen-Homburg an Hessen Darmstadt, wenig später an Preußen.   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Juli 1859: "Homburg, im Juni. (Privatmitteilung). Ich darf voraussetzen, dass es Ihnen bekannt ist, dass im Landgraftum Hessen die Israeliten schon längere Zeit völlig emanzipiert sind, und dass diese Emanzipation nicht nur auf dem Papier steht, sondern durch unsern edlen und hochherzigen Fürsten auch zur Wahrheit geworden ist, daher auch die große Anhänglichkeit und Liebe der Israeliten des Landgrafentums zu ihrem durchlauchtigsten Landvater, der letzteres in vollem Sinne des Wortes ist.
Dankbarkeit gegen den Landesfürsten veranlasste nun den Amtsrabbiner Herrn Fromm am 26.ten April des Jahres, dem Geburtstage unseres edlen Fürsten, eine diesem Tage angemessene Feier in der Synagoge anzuordnen, welchem auch mehrere Nichtisraeliten beiwohnten. Von der vom Rabbiner hierbei gehaltenen Predigt, welche alle Zuhörer tief ergriff und rührte, wurde dem Fürsten, der einige Tage später von einer Reise zurückkam, erzählt, und er freute sich so sehr darüber, dass er dem Rabbiner durch den Hofmarschall eine wertvolle Brillantnadel überreichen ließ, und ihm später, als er seinen Dank mündlich abstattete, weitere Versicherungen seiner Gnade und Zufriedenheit erteilte. Es hat dieser Akt der Gnade bei der hiesigen israelitischen Bevölkerung um so freudigeren Eindruck gemacht, als unserem würdigen Rabbiner, der, nebenbei gesagt, nebst seinem Gehalte aus der Gemeindekasse auch einen solchen aus Staatsmitteln bezieht, eine Anerkennung für sein segensreiches, tätiges Wirken als Seelsorger und Religionslehrer in unserer Gemeinde geworden und es uns weiter ein Beweis ist, dass unser Landesherr das Verdienst belohnt, wo er es findet.
Emden, Landgräfl.-Hessischer Amtssekretär."       
 
Bad Homburg Jeschurun 091859.jpg (117822 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Jeschurun" vom September 1859: "Homburg, v. d. H., 22 Mai 1859. Im Landgraftum Hessen sind die Israeliten schon längere Zeit völlig emanzipiert und diese Emanzipation steht nicht nur auf dem Papier sondern ist bei unserem edlen und hochherzigen Fürsten und höchst seiner erleuchteten Regierung, auch zur Wahrheit geworden; daher auch die große Anhänglichkeit und Liebe der Israeliten des Landgraftums zu ihrem Landesvater, der Letzteres auch im vollen Sinn des Wortes ist. Dankbarkeit gegen den Landesfürsten veranlasste nun den Amtsrabbiner, Herrn Fromm, am 26. April diesen Jahres, dem Geburtstage unseres Fürsten, eine diesem Tage angemessene Feier in der Synagoge anzuordnen, welcher auch mehrere Nichtisraeliten Von der vom Rabbiner hierbei gehaltenen Predigt, welche alle Zuhörer tief ergriff und rührte, wurde dem Fürsten, der einige Tage später von einer Reise zurückkam, erzählt, und er freute sich so sehr darüber, dass er dem Rabbiner durch den Hofmarschall eine wertvolle Brillantnadel überreichen ließ, und ihm später, als er seinen Dank mündlich abstattete, weitere Versicherungen seiner Gnade und Zufriedenheit erteilte. Es hat dieser Akt der Gnade bei der hiesigen israelitischen Bevölkerung um so freudigeren Eindruck gemacht, als unserem würdigen Rabbiner, der, nebenbei gesagt, nebst seinem Gehalte aus der Gemeindekasse auch einen solchen aus Staatsmitteln bezieht, eine Anerkennung für sein segensreiches, tätiges Wirken als Seelsorger und Religionslehrer in unserer Gemeinde geworden und es uns weiter ein Beweis ist, dass unser Landesherr das Verdienst belohnt, wo er es findet."    
   
Bad Homburg Israelit 25071860.jpg (221137 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juli 1860: "Bad Homburg, im Juli. Es wird den verehrlichen Lesern dieses sehr gediegenen Blattes gewiss erwünscht sein, wenn sie aus unserer, auch in fernsten Ländern rühmlichst bekannten Kurstadt die edle Gesinnungsweise unseres hochverehrten Landesfürsten aus folgendem ersehen werden, was einen erfreulichen Beweis liefert, in welcher Achtung unser Herr Rabbiner und unsere Gemeinde bei dem Landesfürsten stehen.
Der hohe Geburtstag unsres edlen Landesfürsten wurde, wie üblich, auch in unserer Synagoge durch besondere Gebete, Psalmen und durch eine Predigt würdevoll gefeiert, bei welcher Gelegenheit auch die höchsten Spitzen unserer Behörden in der Synagoge erschienen waren. Die geist- und inhaltsreiche Rede unseres Herrn Rabbiner Fromm, in den herrlichsten und blühendsten oratorischen Schmuck gekleidet, mit Herzenswärme und überzeugender Beredsamkeit vorgetragen, machte einen erhebenden Eindruck auf alle Zuhörer. Die Kunde drang auch zu den Ohren unseres gnädigsten Landesfürsten und bewog Höchstdenselben, die Abschrift der bezeichneten Rede von dem Herrn Rabbiner Fromm zu verlangen. Als diese nun dem Fürsten überreicht wurde, nahm er dieselbe huldvoll entgegen und äußerte sich äußerst wohlwollend gegen unseren geschätzten und geliebten Herrn Rabbiner, sowie über die hiesige israelitische Gemeinde überhaupt, einige Tage darauf erhielt der Herr Rabbiner Fromm folgendes hohes Schreiben von Seiten des Herrn Hofmarschall, das wir wörtlich andurch wiedergeben:
Hochgeehrtester Herr Rabbiner!
Von des Herrn Landgrafen Hochfürstlicher Durchlaucht beauftragt, Ew. Ehrwürden den verbindlichsten Dank auszudrücken für den von Ew. Ehrwürden und der hiesigen israelitischen Gemeinde aus Anlass des diesjährigen hohen Geburtstagsfestes Sr. Hochfürstlichen Durchlaucht in hiesiger Synagoge veranstalteten, feierlichen Gottesdienst selbst von Ew. Ehrwürden gehaltene, ausgezeichneten Festrede, gereicht es mir zugleich zu einem wahrhaften Vergnügen, dieses höchsten Auftrages mich andurch zu entledigen und die Versicherung der aufrichtigsten Hochachtung beizufügen, womit ich stets beharre
Ew. Ehrwürden ergebenster (unterz:) von Ditzenhofer
Landgräflich-Hessischer Hofmarschall und Kammerherr
Es brachte dieses sowohl für unsere Gemeinde als für unsern Herrn Rabbiner höchst ehrenvolle Schreiben eine allgemeine Freude bei uns hervor, insbesondere freute man sich auch darüber, dass das segensreiche, tätige und uneigennützige Streben und Wirken unseres Herrn Rabbiners auch von Seiten des Fürsten die gebührende Anerkennung findet wie solches von Seiten der ganzen Gemeinde und aller behördlichen Kreise längst rühmlich bekannt ist.
Binge, Regierungsadvokat." 
Anmerkungen: - Amtsrabbiner Fromm: https://freilandmuseum.de/entdecken/neuigkeiten-und-blogs/einzeleintrag/seligmann-pinchas-fromm  https://www.lagis-hessen.de/pnd/1140052071  
- Landvater: https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_(Hessen-Homburg)
      

 
Kritisches über das "Treiben der Neo-Orthodoxen" und weitere Mitteilungen aus dem Gemeindeleben (1862)  

Bad Homburg AZJ 08041862.jpg (151183 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. April 1862: "Bad Homburg, im März. (Privatmitteilung) In unserer Gemeinde, in der eine kleine, aber mächtige Partei (- und darunter viele, die schon manch strenges biblisches Verbot verletzt haben -) seit einem Dezennium den krassesten Formglauben unterstützt, die widerwärtigsten Einrichtungen und Zustände aufrecht erhält und jeder anderen Meinung ihr Ohr verschließt, regt sich seit Jahren doch immer mehr und kräftiger, ein besserer Geist. Wir wollen darüber schweigen, dass in jüngster Zeit ein namhafter Teil unserer Gemeindebürger sich geeinigt und gegen hier herrschende Zustände und neue hierarchisch-finstere Bestrebungen bei unserer wohlwollenden, aber über jüdische Kultuseinrichtungen nicht gehörig unterrichteten Landesregierung protestierten, wir wollen, obschon das viel Mühe und Arbeit kostete und sehr wichtig für unser Gemeindeleben war, da der Zweck, wenn auch vorerst nur teilweise, erreicht wurde) darüber hinweggehen. - Statt Ihnen das Treiben unserer Neu-Orthodoxen zu schildern, die nicht danach fragen, ob die ganze jüngere Generation für Israels heilige Institutionen gleichgültig wird, wenn man Letzteren nicht vom Staube des Mittelalters, der dem gebildeten Juden wie Christen widerwärtig ist, reinigt, die sich nicht darum kümmern, dass Tausende von hierher kommenden Fremden, die hiesigen Kultuseinrichtungen tadeln und bespötteln, statt solcher Schilderungen will ich Ihnen lieber von erfreulicheren Fakten berichten. Der hiesige Gesangverein Harmonia, aus lauter Israeliten bestehend, veranstaltete am 23. Februar diese Jahres eine Abendunterhaltung (Konzert und Theater) zum Besten der Kleinkinder-Bewahranstalt, die so stark besucht war, dass bei fl. 200 eingingen und beinahe fl. 140 abgeliefert werden konnten. Der moralische Erfolg war ein bedeutender, ein wahrer kiddusch haschem (Segen Gottes, Anm. S.R.). Man sah, dass die hiesigen Juden mehr als das bloße Geldverwechseln und den Warenverkauf verstehen, dass sie auf dem Gebiete der Kunst und des Verständnisses unserer großen deutschen Meister nicht zurückgeblieben und das Ausharren der höchsten Be-        
Bad Homburg AZJ 08041862a.jpg (125417 Byte)amten und Honoratioren unserer Stadt bis nach Mitternacht bewies deutlich, dass deren Worte der Anerkennung und des Lobes ernsthaft und warm aus dem Herzen kamen. Das Verdienst, dieses bewirkt und unsere Jugend nach innen gehoben und ihr nach außen Achtung verschafft zu haben, gehört, dem wegen hoher Bildung und Gediegenheit des Charakters allgemein geachteten Herrn W. Ackermann, der die Seele des Ganzen ist.- Zwei Jahre älter als dieser Gesangverein ist der vom Unterzeichneten im Jahre 1855 gegründete 'israelitische' Lesezirkel, mit dem Motto es werde Licht, durch welchen bei einem Jahresbeitrag von wenigstens 2 Gulden, durch Zirkulation jüdischer Zeitungen und Bücher, seinen 18 Mitgliedern Unterhaltung und Belehrung geboten wird. Allerdings sollten der Verein bei seinem schönen Zwecken*) stärker an Teilnehmern sein, aber 'man muss die Stimmen nicht zählen, sondern wägen', sagte unser berühmter Moses Mendelssohn, und wir wollen lieber wenige und gebildete Mitglieder besitzen, als dass wir durch Anschaffung ungeeigneter Blätter und in Gesinnung und Taten fernstehenden Personen nähern und sie zu uns ziehen wollen. Es ist einmal rein unmöglich, dass Licht und Finsternis sich gegenseitig vertragen können, und das ist auch gerade gut, weil dadurch ein Kampf stattfindet in der Welt, wo das Licht immer größere und schönere Siege erringt. - Mögen die Bestrebungen der beiden genannten Vereine, sich einander ergänzend, in Verbreitung von Bildung und Erkenntnis immer weiter hervortreten, und das schöne Wort Goethes in Erfüllung geht:
Gar fruchtbar ist der kleinste Kreis
Wenn man ihn recht zu pflegen weiß.
Louis Lehmann.
Anmerkungen: - Louis Lehmann: vgl. Artikel zu seinem Tod 1900   
- ...'man muss die Stimmen nicht zählen..': Friedrich Schiller, Demetrius, 1805, erster Aufzug
- Moses Mendelssohn: https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Mendelssohn   https://www.bpb.de/themen/zeit-kulturgeschichte/juedischesleben/333299/moses-mendelssohn-wegbereiter-des-emanzipierten-judentums/  https://www.jmberlin.de/thema-moses-mendelssohn
- Goethe: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wolfgang_von_Goethe  
  

    
Louis Lehmann übt Kritik an einigen reicheren Gemeindegliedern (1862)   

Bad Homburg AZJ 14101862.jpg (161262 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Oktober 1862: "Bad Homburg, Ende September. Noch einige Tage und der heilige Versöhnungstag ist vorüber und mit ihm das Frühaufstehn, die Herzensergießungen, das wider die Brust klopfen und die langen Mischeberachs, die mit Beginn der hiesigen Badesaison ihren Anfang nehmen und mit Schluss der heiligen Zeit ihr Ende erreichen. Welcher Segen da auf die Häupter der von der Regierung – nicht von der Gemeinde – ernannten Vorsteher in der engen und baufälligen Synagoge weinen und flehen, manche Vormittagsstunde fastend auf dem weit im Walde entfernten, im schmachvollsten Zustand sich befindlichen Friedhofe geweilt haben, da auf dem Almemor hinaufgehen, den kleinsten und entferntesten Verwandten in den meilenlangen Mischberachs nicht vergessen, aber kein Herz haben, einmal 1.000 oder 2.000 Gulden für Verbesserung der Gemeindezustände zu weihen und zur Nacheiferung herzugeben, und doch sind diese Leute auch sonst reich, haben großartige Geschäfte und vor allem, sind mit der Gemeindeverwaltung verwandt, eins und zufrieden, was doch nicht allgemein der Fall ist und ihnen umso mehr jene Pflicht der Unterstützung auferlegt. - ich meine auch, dass man solche saubere Dividenden der Spielbankaktien (schönes Papier! Sic!) doppelt verzehnten sollte, und das dies war und nicht aller Tage Abend ist, konnten ihre frommen Inhaber an dem niedrigeren Kurs und den sehr beschnittenen Dividenden jetzt merken. Ja, ja, wer nicht gibt an Jacob, der muss geben an Esau! Das ist und bleibt ein wahres Sprichwort!   Louis Lehmann." 
Anmerkungen: - Versöhnungstag:https://de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur
- Mischebrach: https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/mi-scheberach/
- Heilige Zeit: von Rosch HaSchana https://de.wikipedia.org/wiki/Rosch_ha-Schana  bis Jom Kippur :https://de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur
- Almemor: https://de.wikipedia.org/wiki/Bima
- Verzehnten: https://www.dwds.de/wb/dwb/verzehnten
- Jakob: https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob
- Esau: https://de.wikipedia.org/wiki/Esau
- Louis Lehmann: vgl. Artikel zu seinem Tod 1900         

   
Neues Gesetz, die Eidesleistungen der Israeliten im Amte Homburg betreffend (1865)  

Bad Homburg Israelit 15031865.jpg (141023 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1865: "Homburg vor der Höhe, im Monat März. Nachdem in dieser verehrlichen, die Interesse des Judentums nach allen Richtungen hin mit Geist und Begeisterung vertretenden Zeitschrift schon mehrmals die hohe Munifizenz unseres edlen innigst geliebten Fürsten – den Gott uns noch länger in seiner vollen Geistes und Körperkraft erhalten möge – sowie die Intelligenz und Gerechtigkeitsliebe unserer höchsten und hohen Behörden besprochen, gereicht es mir zur innigsten Freude, den verehrten Lesern dieses Blattes einen ferneren erfreulichen Fortschritt auf dem lichtvollen Gebiete der Humanität durch folgende Mitteilung machen zu können. - Trotzdem die vollständige Emanzipation unserer Glaubensgenossen schon seit dem Jahre 1848 ausgesprochen, ja mehr als dieses in vollständigster Praxis verwirklicht war, so erhielt sich dennoch in unserem Amte Homburg der Eid more judaico, und war dieser der entehrende gelbe Fleck, der auf unserem bürgerlichen Ehrenkleide haftete.
Nachdem Herr Rabbiner Fromm dahier schon früher um Aufhebung dieser Eidesform bei hl. Landesregierung petitioniert hatte, wurde in jüngster Zeit dieser Gegenstand im Bezirksrate von Seiten des Herrn Stadt-Bezirksrat K. L. Rothschild angeregt, und gelang es sowohl den Bemühungen des genannten Herrn, als auch den des Herrn Rabbiners, der durch eine umfassende Denkschrift darlegte, dass die Form des Eides more judaico in keiner Weise in unserem heiligen Gesetze begründet sei und dass dieselbe die Heiligkeit des Eides in keiner Weise fördere, hohe Landesregierung davon zu überzeugen, worauf dann am 26. Februar a.c. (im laufenden Jahr) folgende höchste Verordnung erschien, welche wir den geschätzten Lesern dieses Blattes mitzuteilen uns beehren.
Gesetz,
die Eidesleistungen der Israeliten im Amte Homburg betreffend.
Wir Ferdinand,
von Gottes Gnaden souverainer Landgraf zu Hessen etc etc

haben in der Absicht, die bisher üblich gewesenen besonderen Formalitäten bei Eidesleistung der Israeliten im Unteren Amte Homburg, als in keinerlei Hinsicht begründet oder zur Giltigkeit der Eide er-        
Bad Homburg Israelit 15031865a.jpg (116827 Byte)forderlich, für die Zukunft aufzuheben, nach Anhörung des Bezirksrats Unseres genannten Amtes für dieses zu verordnen beschlossen und verordnen hiermit:
Art. 1: Die Eidesform für die Israeliten soll künftig lauten:
'Ich schwöre bei dem Ewigen, dem Gott Israels, dass etc. So wahr mir Gott helfe!'
Der Schwörende hat dabei die Hand auf die linke Brust zu legen.
Art. 2: In den Fällen, in welchen bei Christen die Belehrung der Wichtigkeit des Eides durch den Seelsorger gefordert werden kann, tritt bei Israeliten an dessen Stelle der Rabbiner oder ein jüdischer Gelehrter.
Art. 3: In Anlehnung der Vereidigung der jüdischen Geschwornen und Zeugen bei schwurgerichtlichen Verhandlungen bleiben die Vorschriften des Gesetzes vom 15. Oktober 1850 maßgebend.
Dagegen sind die für die Eidesleistungen der Israeliten eingeführt gewesenen sonstigen Förmlichkeiten aufgehoben.
Urkundlich Unserer eigenhändigen Unterschrift und des beigefügten Landgräflichen Insiegels.
Gegeben Homburg, den 21. Februar 1865
(L.S.) Ferdinand      vdt. F e n n er
Ist auch das Territorium unseres Landes kein großes zu nennen, so reicht dennoch diese Anerkennung des Rechtes und der Humanität weit über die Grenzen unseres Landes hinaus; es leuchtet und ruft dieser Strahl der Gerechtigkeit unseres geliebten Fürsten und Seiner weisen Räte ermunternd und erweckend zur edlen Nachahmung auf, bis endlich die goldnen Garben des Lichtes und des Rechtes in allen Gauen der Menschheit gesammelt und geteilt werden können."
Anmerkungen: - Zeitschrift: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Israelit
Fürst: https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_(Hessen-Homburg) 
More judaico: https://de.wikipedia.org/wiki/Judeneid
Gelber Fleck: https://de.wikipedia.org/wiki/Gelber_Ring
Rabbiner Fromm: https://www.lagis-hessen.de/pnd/1140052071
Ferdinand: https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_(Hessen-Homburg)           

  
Kritisches zu einigen Gemeindeverhältnissen (1867)   

Bad Homburg AZJ 16071867.jpg (153126 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Juli 1867: "
Kritisches zu einigen Gemeindeverhältnissen (1867)
Homburg v. d. H., im Juli (Privatmitteilung) Mit Recht widmen Sie die Spalten Ihres Blattes nicht bloß den Vorgängen in den großen Gemeinden, sondern gewähren Ihren Lesern auch Einblicke in das Leben der kleineren, sobald diese ein Kulturmoment aufweisen, das gefördert oder bekämpft sein will. Wo sich in unserer Glaubensgenossenschaft Ausschreitungen kundtun, von welcher Seite sie auch ausgehen, müssen sie besprochen werden. Wir haben im Judentume eben nur die öffentliche Meinung, welche eine Kritik ausübt, und von der wir eine Besserung der Zustände zu erwarten haben. In unserer Gemeinde hat sich eine Partei geltend gemacht, welche nicht bloß alle Entwickelung verrückt, sondern sich auch eine Gewalt anmaßt, welche in das Mittelalter zurückgreift. Sang- und klanglos, aber mit vielen Schulden hat man eine neue Synagoge (Elisabethenstraße 8, Anm. S.R.) gebaut und geweiht; in dieselbe ist aber aller alter Unfug mit eingezogen, und eine große Anzahl hiesiger jüdischer Familien sieht sich geistig und geistlich völliger Unbefriedigtheit preisgeben. Noch heute hat die Gemeinde an der Wahl des Vorstandes keinen Anteil, und bleibt so ohne Einfluss auf die Richtung und Führung der Gemeindeangelegenheiten. Statt aller Worte wird ein Faktum die Lage genügend charakterisieren.
In der Synagoge erlaubte sich am 15. Juni ein Mitglied des israelitischen Kultusvorstandes, ein gewisser Jacob Rosenbaum, einem Gemeindegliede während des Gottesdienstes eine persönliche Zurechtweisung in einer Weise zu erteilen, dass ein unbeteiligtes Gemeindeglied, namens Herz Kahn, dem Rosenbaum im Interesse der Heiligkeit des Ortes hierwegen glaubte, vernünftige Vorstellungen machen zu müssen. Er tat dies nach beendetem Gottesdienste. Rosenbaum nahm         
Bad Homburg AZJ 16071867b.jpg (139998 Byte)dies aber so auf, dass er laut schreiend dem Herz Kahn, eine sogenannte 'synagogale' Strafe von 35 Kreuzern diktierte.
Einige Tage nachher kam dem Herz Khan folgendes merkwürdige Aktenstück zu, das wir buchstabengetreu abdrucken lassen.
'Dem Herz Kahn dahier wird hiermit auf sein am Samstag den 15. dieses Monats in der Synagoge gegen den Vorsteher Jacob Rosenbaum betätigtes, respektwidriges und unpassendes Benehmen hiermit bekannt gemacht, dass man von einem Antrag bei K. Justizamt auf Bestrafung für dieses Mal absehen will, ihn jedoch in eine synagogale Strafe dahin verfälligt, dass er zwei Monate lang – sofern noch an anderer Cohen sich in der Synagoge befindet – nicht zur Tora aufgerufen und ihm ebenso lange keine Ehrenbezeugungen bei der Tora zugelassen werden sollen.
Für die Zukunft wird man bei wiederholtem Betragen der angegebenen Art keine Rücksichten mehr nehmen und ihn ohne weiteres bei dem Gericht zur Bestrafung anzeigen.
Homburg, den 20. Juni 1867
Der israelitische Kultusvorstand
Rabbiner Fromm, B. J. Goldschmidt, Perez Lissa
P. E Rosenberg, J. Rosenbaum, J. Wohlfahrth
Man sieht,, es wird hier der Versuch gemacht, die berüchtigten 'Kirchenstrafen' wieder einzuführen man fängt mit einem ganz kleinen 'Bann' an, und hofft, mit der Zeit wieder bis zum 'großen' zu gelangen. Muss man sich über eine 'fromme Partei' nicht wundern, dass sie eine Ausschließung von religiöser Pflichterfüllung, als eine geringere Strafe ansieht, wie eine etwaige Polizeistrafe? Oder griff man dazu, weil man vorher wusste, dass bei dem Gerichte eine völlige Freisprechung des Kahn erfolgen würde? Und wo ist das Gesetz zu finden, auf welches hin sie diese Ausschließung von Toraaufrufen beschließen durften? Doch ich vergesse, dass ich es hier nicht mit einer 'frommen', sondern mit einer 'krummen' Partei zu tun habe. Mag diese aber nicht vergessen, dass wir jetzt in Preußen leben, wo kein persönlicher Einfluss, sondern das Gesetz gilt.
Anmerkungen: - Cohen: https://de.wikipedia.org/wiki/Cohen  (mit Anspielung auf den Nachnamen 'Kahn')
- Aufruf zur Tora: https://www.talmud.de/tlmd/der-aufruf-zur-torah-halachot-anleitungen-und-umschriften-der-brachot/  
- Rabbiner Fromm: : https://www.lagis-hessen.de/pnd/1140052071  
     

  
Jüdisches Leben in Bad Homburg (1870)  

Bad Homburg Israelit 28121870.jpg (228519 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1870: "In Homburg. Wenn man in Homburg den im altfranzösischen Stile angelegten Schlossgarten zu Ende gegangen ist, so kommt man auf eine Landstraße, die durch einen großen Wald geraden Weges über den Taunus führt; verlässt man aber nach wenigen Schritten die Landstraße, links abbiegend, und die überall angebrachten Wegweiser sorgen dafür, dass man den Weg nicht verfehlt. So kommt man nach der Meierei, einem beliebten Vergnügungsorte der Homburger Kurgäste.
Unter einer schattigen Eiche sitzt an einem großen Tische eine Gesellschaft; es sind unverkennbar Juden. fromme Juden; ... 
die zur Kur hier ist, die andern erfreuen sich festester Gesundheit. Neben ihrem kranken Mann sitzt Auguste, liebevoll um diesen besorgt, und voller Aufmerksamkeit für ihn. Vor zehn Jahren noch war Wolfseck ein jugendlich aussehender Mann, während Auguste schon zu altern begann; jetzt ist Wolfseck ein hinfälliger Greis; aber seine Gattin scheint in zweiter Jugend erblüht zu sein; und doch hat sie schon eine zahlreiche Enkelschar. Dort spiele sie im Garten umher; fünf davon gehören Wilhelmine und Napthali an und drei sind aus Moritz und Adelheids Ehe hervorgegangen. Auch diese sitzen am Tische und das vierte würdige Ehepaar mit etwas englischem Anstriche, das sind Mr. und Mrs. Löwenhaupt; sie sind die Helden des Tages; sie feiern heute das Jubelfest einer fünfundzwanzigjährigen glücklichen Ehe und 'my good lady 'has' always right', heute wie vor fünfundzwanzig Jahren. Man wollte dieses Familienfest nicht ohne Herrn und Frau Wolfseck feiern, und so waren Herr und Frau von Löwenhaupt, Naphthali und Wilhelmine, Moritz und Adelheid, nebst den Kindern, von B. hierher gekommen, während die alten Ruhdorfs nebst Rosenstock und Martha zur Führung der beiden Geschäfte in B. zurückgeblieben waren.
Während man in heiterer Stimmung den schönen Sommernachmittag genoss; kam Naphthalis ältester sechsjähriger Sohn und bat den Onkel Moritz, ihn in einen andern Teil des Gartens zu führen, wo eine Harfenistin 'schöne Lieder' singe. Der Kleine liebte Musik und Gesang über alles und war nach Kinderart nicht wählerisch in diesen Genüssen. Moritz tat ihm den Gefallen.
Die Harfenistin war eine noch junge Person; aber auf ihrem Gesichte, das einst schön gewesen, hatten Elend und alle Arten von Leidenschaften ihre tiefen Spuren eingegraben. Moritz fiel dieses Gesicht auf. Wo hatte er es doch gesehen?
Die Harfenistin ging bei dem zahlreich anwesenden Publikum die Gaben einsammelnd umher. Moritz warf ein großes Geldstück auf den Teller. Die Harfenistin sah ihn dankbar an und
seufzte.
'Ach, schöner Herr', sagte sie, 'mir ist es nicht an der Wiege gesungen, dass ich auf diese Weise mein Brot erwerben muss.'        
Bad Homburg Israelit 28121870b.jpg (293363 Byte)Während sie sprach, betrachtete Moritz sie genauer. Immer deutlicher wurde ihm die Erinnerung. Er hatte dieses Weib schon gesehen, aber hoch zu Ross.
'Mir deucht,' sagte er, 'ich habe Sie schon früher gesehen.'
'Möglich, ich bin viel in der Welt umher gekommen.'
'Mir deucht, ich hätte Sie einmal zu Pferde gesehen.'
'Möglich, möglich, ich war eine famose Reiterin, zum Leidwesen des armen Wolfseck.'
Moritz stand wie vom Donner gerührt. Ja, sie war es, die Gräfin Aurora von Hohenlinden, die einstige Gattin seines Vaters. Endlich fasste er sich.
'Wo wohnen Sie?', fragte er.
Sie nannte ihm ein ordinäres Wirtshaus.
'Erwarten Sie mich heute Abend um neun Uhr.'
Voller Aufregung kehrte Moritz zu seiner Gesellschaft zurück, wohin der kleine Arthur gelaufen war, erzählend, dass sich Onkel Moritz mit der Harfenistin unterhalte.
Alle wollten den Gegenstand der Unterhaltung wissen. Adelheid stellte sich eifersüchtig und neckte den ernst dareinschauenden Moritz unaufhörlich; aber ihre Scherzreden fanden diesmal keinen Anklang.
Auf dem Heimwege nahm Moritz seinen Schwager Naphthali unter den Arm und erzählte ihm sein Erlebnis. Naphthali versprach, ihn zu begleiten. Er kannte natürlich die ehemalige Frau von Wolfseck besser als Moritz, der sie nur einmal flüchtig gesehen hatte, als sie umgeben vom Schwarme ihrer Verehrer durch die Straßen von B. ritt.
Zur bestimmten Stunde fanden sich die beiden Männer in dem bezeichneten Wirtshause ein.
'Sie ist es!' rief Naphthali, als er die Harfenistin erblickte.
Man ließ sich ein besonderes Zimmer geben.
'Frau von Wolfseck', sagte Naphthali, 'mein Freund und ich, wir haben ein Interesse an dem Namen, den Sie führen. Es wird Ihr Schaden nicht sein, wenn Sie uns Ihre Erlebnisse seit Ihrer Flucht von B. erzählen.'
Die Harfenistin ließ sich nicht lange bitten. Sie war mit ihrer Mutter und dem Marquis d’Argenteuil in der Welt herumgereist und hatte als angebliche Frau Marquise lustig und in Freuden gelebt. Aber der Marquis war ein Spieler. So ungeheuer die Summen auch waren, die Aurora von B. mitgenommen hatte – wie verschwanden allmählich durch die Verschwendungssucht der beiden Frauen und durch die Spielwut ihres Begleiters. Als das Vermögen nach wenigen Jahren durchgebracht war, schoss sich der Marquis eine Kugel durch den Kopf, und die Gräfin Hohenlinde starb im Hospitale. Aurora ging aufs Theater; aber sie hatte kein Talent zur Schauspielerin, nicht Gedächtnis genug, um die Rollen zu lernen. Sie sank von Stufe zu Stufe und fristete nunmehr als Harfenistin ihr Leben.
'Sie haben,' sagte Naphthali, 'einst einen uns werten Namen getragen. Wir wollen für sie sorgen und Ihnen eine bescheidene Existenz sichern.'
Mit Freuden willigte die Harfenistin ein. Die beiden Schwager mieteten ihr in dem benachbarten Oberursel https://www.alemannia-judaica.de/oberursel_synagoge.htm ein Zimmer und setzten ihr ein Jahresgehalt aus. Anfangs fühlte sie sich überaus glücklich, bald aber war ihr das einfache Leben zu stille.Sie zog wieder mit ihrer Harfe in die Welt hinaus und erlag nach kurzer Zeit einer grauenhaften Krankheit, wie solche die Folge eines ausschweifenden Lebens zu sein pflegt.
Als unsre Freunde nach B. zurückkehrten, erfuhren sie, dass während ihrer Abwesenheit der Kaufmann Bernstein plötzlich und ohne Testament gemacht zu haben, verstorben sei. Sein großes Vermögen fiel der ihm so verhassten Schwägerin und ihren Kindern zu.
Diejenigen Personen, die wir Simon und Leah Ruhdorf, Wilhelm, Auguste, Moritz und Adelheid von Wolfseck, Naphthali und Wilhelmine Ruhdorf, Rabbi Aufer und Martha Rosenstock, Herr und Frau Löwenhaupt genannt haben, leben noch heute. -
Wilhelm von Wolfseck zwar kränklich und schwach, die andern alle gesund und froh mit ihren Kindern und Enkeln. Im Interesse unserer Leser tut es uns leid, dass wir die wirklichen Namen dieser liebenswerten Leute nicht nennen dürfen; sie verdienten es, dass man sich bemühe, ihre Bekanntschaft zu machen."
Anmerkungen: - Schlosspark: https://www.bad-homburg.de/de/erleben/entdecken/landgraefliche-gartenlandschaft/schlosspark
- Meierei: http://www.kleiner-tannenwald.de/meierei/ 
 

   
Beitrag der israelitischen Kultusgemeinde zum Bau der protestantischen Kirche (1874)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. September 1874: "Homburg, 19. August. Der 'Trierer Volkszeitung' wird von hier ein Akt wirklicher Toleranz mitgeteilt. Die hiesige israelitische Kultusgemeinde hat nämlich dem protestantischen Presbyterium in Homburg als Beitrag zum Bau der protestantischen Kirche 60 Gulden zukommen lassen."
Anmerkung:  Kirche: https://de.wikipedia.org/wiki/Evangelische_Kirche_(Gonzenheim)      
   

 
Louis Lehman übt wieder Kritik an einigen Gemeindeverhältnissen (1876)  

Bad Homburg AZJ 29021876.jpg (111595 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Februar 1876: "Homburg v. d. H., 7. Feb. (Privatmitteilung) Eine hier bestandene Verordnung verbot jede israelitische Privatandacht und ließ nur solche in den 7 Trauertagen bei Sterbefällen zu, sowie diejenigen der sogenannten Maariw Chebroh. - Diese Verordnung in bester Absicht von der früheren landgräflichen Regierung erlassen – um Separierungen in der Gemeinde zu verhüten – hat nichtsdestoweniger schon zu verschiedenen Streitigkeiten Veranlassung gegeben. So wurde z. B. vor 2 Jahren ein Matador der 'Frommen' in Frankfurt, der als Kurgast hier anwesend, in seiner Behausung Minjan machte, vor Gericht belangt, dort aber nach einer selbst geführten, sehr schönen Verteidigungsrede freigesprochen. Diese Verordnung verträgt sich nun einmal nicht, weder mit dem Buchstaben, noch mit dem Geiste der preußischen Verfassung und es gibt glücklicherweise andere und bessere Mittel, um Fremde und Einheimische das geräumige neue Gotteshaus aufsuchen zu lassen. Man sorge, dass es dort anständiger zugehe, geben den öffentlichen Mitzwosverlauf, verbiete den Wohltätigkeitsvereinen ihre Torarollen (über die Trauerzeit eines Leidtragenden hinaus) zu verleihen, teile den Sabbat-Morgengottesdienst in zwei Teile, damit die fremden Kurgäste nicht zu spät kommen etc etc.
Als Chronik unserer jüdischen Gegenwart, die ihr Blatt sein soll, teile ich Ihnen nun die Annullierung der früheren Verordnung mit, spätere Mitteilungen vorbehaltend. - L. Lehmann." 
Anmerkungen: - Sieben Trauertagen: https://de.wikipedia.org/wiki/Schiv'a
Maariw: https://de.wikipedia.org/wiki/Maariw_(Judentum)  
Chebroh =  Chevra (Hl. Bruderschaft):  https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa   
Minjan: https://de.wikipedia.org/wiki/Minjan  
Sabbat-Morgengottesdienst: Gottesdienst am Samstagmorgen    
Louis Lehmann: vgl. Artikel zum Tod von Louis Lehmann (1900) 

   
Ein neues Leichenhaus wird auf dem Friedhof gebaut - und weitere Mitteilungen aus dem Gemeindeleben (1884)   

Homburg vdH 06041884.JPG (170449 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. April 1884: "Homburg v.d. Höhe, 24. April 1884: "In allernächster Zeit wird hier zum Bau eines Leichenhauses geschritten, da sich das Bedürfnis nach einem solchen fortwährend gesteigert hat, Schon oft musste der Rabbiner seine Rede abkürzen oder gar unterbrechen, weil Zugluft, Nässe und Kälte zu fühlbar wurden oder der Regen in Strömen herabgoss. Es ist aber auch schon vielfach vorgekommen, dass Fremde, die hier Heilung von gefährlichen Leiden suchten, plötzlich starben, interimistisch untergebracht werden mussten oder dass deren Verwandte hierdurch veranlasst, die Leiche nach weit entfernter Heimat verbringen ließen. - Es wird deshalb der der Leichenhalle ein heizbares Wärter- und ein größeres Leichenzimmer nebst sonstigen Räumen verbunden sein, die Baukosten sich aber nicht über 5-6000 Mark belaufen. Ein kürzlich von hier weggezogenes früheres Vorstandsmitglied, Herr Michael Kaufmann in Frankfurt am Main, spendete hierfür 2000 Mark, wozu noch freiwillige Gaben von Privaten und Vereinen kommen oder in Aussicht stehen. - So hat in relativ kurzer Zeit - 20 Jahre - unsere Gemeinde Synagoge, Friedhof und Leichenhaus und last not least ein neues Gemeindehaus, verbunden mit herrlichen Schulräumen etc. neu erstehen sehen, obschon durch den Wegzug begüterter Familien und bei sehr veränderten Geschäftsverhältnissen sich die Steuerkraft vermindert hatte. Eine gleich größere Tätigkeit und ein Streben mehr zu leisten, zeigt sich erfreulicherweise auch bei unseren Wohltätigkeitsvereinen. - Wenn die Welt draußen uns Juden jetzt feindlich ist, so wollen wir uns in unsere Gemächer zurückziehen ad ki jaabor hasaam (= bis die Gefahr vorbei ist), um, wenn der Sturm vorüber, wieder mit Allen im allgemeinen Garten der Menschheit zu wandeln. Bis dahin dauert es aber eine geraume Zeit, denn es ist zu viel Verleumdung, Hass und Bosheit in die Menschenherzen gebracht worden. Pflegen wir daher einstweilen mit aller Energie das, was unser Eigen ist. 'Wenn die Rose selbst sich schmückt, schmückt sie auch den Garten.'
Von einer Neuerung bei unserem Sabbat-Gottesdienst respektive von der Wiedereinführung eines uralten schönen Gebrauchs, der Erklärung des gelesenen Wochenabschnittes und der Haphtorah (= Prophetenabschnitt aus der Bibel) seitens unseres Herrn Rabbiners Herr Dr. M. Appel, muss ich Ihnen noch berichten und haben sich diese Vorträge eines allseitigen Beifalls zu erfreuen. Zu den großen Verdiensten, die Herr Dr. Appel sich seit Jahren um Unterricht und Erziehung unserer israelitischen Schuljugend erworben - Verdienste, die allseitig gewürdigt werden - fügt er neue hinzu, indem er nun das religiöse Wissen und den Sinn für das Gute und Edle auf sinnige Weise auch bei der älteren Generation zu wecken oder zu vermehren versteht. Ehre solchem Streben! Louis Lehmann." 

   
Das neue Leichenhaus ist fertig (1884)    

Bad Homburg Israelit 30121884.jpg (101396 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1884: "Homburg vor der Höhe, im Dezember (1884). Das von der hiesigen israelitischen Gemeinde neu erbaute Leichenhaus, welcher vor zwei Monaten zur Vollendung gelangt ist, verdient seiner praktischen inneren Einrichtung sowohl, als wegen seines so sehr gelungenen Baustils der allgemeinen Beachtung, und dieses umso mehr, als es zu einem derartigen Gebäude keine Gelegenheit zu einem Vorbilde gibt, indem kleinere Gemeinden mit Leichenhäusern nicht versehen sind, während die in großen Gemeinden vorhandenen, wegen ihrer umfangreichen und kostspieligen Einrichtungen nicht als Muster dienen konnten. 
Das Leichenhaus der hiesigen israelitischen Gemeinde wurde um den geringen Betrag von Mark 6.000 hergestellt.
Dem Herren Baumeister Louis Jacobi hier, welcher den Plan zu diesem Leichenhause entworfen hat, und unter dessen Leitung dieser wohlgelungene Bau ausgeführt worden ist, wurde deßfalls von dem israelitischen Kultusvorstande wohlverdienterweise ein besonderes Dank- und Anerkennungsschreiben zugestellt."  
Anmerkungen: - Louis Jacobi: https://de.wikipedia.org/wiki/Louis_Jacobi und https://www.lagis-hessen.de/pnd/11703861X         

  
Gründung eines "Israelitischen Mädchen-Ausstattungs-Vereins" (1887)  

Bad Homburg AZJ 07041887.jpg (106232 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. April 1887: "In Homburg vor der Höhe war, wie der Bericht ergibt, auch die verflossenen Jahre der 'Israelitische Armen-Holz-Vereins' tätig. Es wurde aber auch im verflossenen Jahre ein 'Israelitischer Mädchen-Ausstattungs-Verein' gegründet, indem dem desfalsigen Aufruf, 'alsbald von allen Seiten ermunternde und beglückwünschende Beitrittserklärungen, verbunden mit sofortigen Einsendungen von Jahresbeiträgen und Spenden' folgten. Bedenkt man, wie klein der Kreis derer ist, von welchen die bestehenden anderen Spenden erwarten kann, so ist es gewiss erfreulich, dass die Einnahmen Mark 652 betragen, welche den Grundstock des Fonds bilden sollen. Es scheint also auch diesem Vereine eine segensreiche Wirksamkeit bevorzustehen." 
Anmerkungen: - Desfalsig: https://www.dwds.de/wb/dwb2/desfällig  
- Mädchen-Ausstattungsverein: Verein, der die Aussteuer bezahlt
.        

  
Gemeindebeschreibung von 1887 

Bad Homburg Israelit 14071887.jpg (199570 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1887: "Bad Homburg, 13. Juli. Unsere liebliche Badestadt mit den sie umgebenden schönen Bergen und Tälern, den bei dieser tropischen Hitze Kühlung schenkenden Wäldern und prachtvollen Kuranlagen, ihren heilkräftigen Quellen, wird jetzt wieder von Tausenden besucht, welche hier Genesung oder Linderung von ihren Leiden oder Erquickung und Erholung suchen und finden. Jedem Besucher unseres Badeortes muss es auffallen, dass das einzige monumentale, gottesdienstliche Gebäude in unserer Badestadt die Synagoge ist. Wenn man vom Schlossgarten oder vom kleinen Tannenwalde aus die Stadt überschauet, so haftet das Auge sofort an der Synagoge, die mit ihren vier Kuppeln alle übrigen Häuser der Stadt um ein Bedeutendes überragt. Hamburg besitzt außer der kleinen, unscheinbaren englischen Kirche kein eigentliches kirchliches Gebäude. Die lutherische Gemeinde, die bei weitem größte der Stadt, hält ihre Gottesdienste der Schlosskirche ab. Die kleine katholische Gemeinde sammelt seit Jahren einen Baufonds, der aber vor einigen Monaten beim Zusammenbruch der hiesigen Gewerbebank verloren wurde, sodass man aufs Neue zu sammeln beginnen muss. -
Die Synagoge wurde im Jahre 1868 erbaut und ist ein schönes, lichtvolles und geräumiges Gebäude. Die Gemeinde zählt 110 Familien, welche mit wenigen Ausnahmen der orthodoxen Richtung angehören. Sämtliche Läden, bis auf zwei oder drei, sind am Sabbat streng geschlossen. Als Rabbiner fungiert Herr Dr. Kotteck, ein ehemaliger Schüler des unter Dr. Hildesheimers Leitung stehenden orthodoxen Rabbinerseminars zu Berlin: Derselbe erteilt auch den Religionsunterricht. Mehrere Vereine singen für die religiöse Fortbildung der Männer und Jünglinge. Als Kantor fungiert seit länger als 30 Jahren Herr Abraham Braunschweig, dessen vorzügliche Restauration sich weit und breit eines wohlverdienten Rufes erfreut.
Erster Vorsitzender ist Herr Rechtsanwalt Dr. Bing, der ebenfalls auf streng-orthodoxem Standpunkte steht und jeden Tag, morgens und abends, die Synagoge besucht. Unsre Gemeinde ist eine sehr alte; vielleicht berichte ich Ihnen ein anders Mal, was Bemerkenswertes, teils Geschichte, teils Sage, sich hier ereignet hat oder ereignet haben soll."
Anmerkungen: - Synagoge: https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_(Bad_Homburg_vor_der_Höhe)
- Englische Kirche: https://de.wikipedia.org/wiki/Englische_Kirche_(Bad_Homburg) 
- Lutherische Gemeinde: https://www.bad-homburg.de/de/erleben/entdecken/schloss/schlosskirche
- Rabbiner Dr. Kotteck: vgl. Artikel zum Tod von Rabbiner Dr. Heymann Kotteck von 1865   
- Dr. Hildesheimer: https://de.wikipedia.org/wiki/Esriel_Hildesheimer
- Kantor Braunschweig: vgl. Artikel zum 70. Geburtstag des Kantors Adolf Braunschweig (1895) 
- Restauration: vgl. Artikel zur Eröffnung der Restauration von Kantor Braunschweig (1865) 

  
70-jähriges Bestehen des Israelitischen Armen-Holz-Vereins und zweijähriges Bestehen des Mädchen-Ausstattungsvereines (1888)  

Bad Homburg AZJ 15031888.jpg (91732 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. März 1888: "Neben großen Vereinen in großen Städten darf man das Aufblühen ähnlicher Veranstaltungen in kleineren Gemeinden nicht übersehen, da es hier die weise Benutzung der in geringerem Maße vorhandenen Mittel gilt. So besteht in Homburg v. d. H. ein 'Israelitischer Armen-Holz-Verein', welcher dieses Jahr seinen siebzigsten Gründungstag feierte und seit zwei Jahren einen Zweigverein 'Zur Ausstattung israelitischer Mädchen' gründete. Jene Feier wird in dem Berichte in einem schönen Gedichte und einer recht lesenswerten Einleitung begangen. Durch zahlreiche Geschenke nahmen die Einnahmen die Höhe von 5.553 M. ein, wovon 3.976 M. neu angelegt wurden, wodurch das Vermögen des Vereins aus 6.214 M. besteht. Die Bilanz des Mädchen-Ausstattungsvereins zeigt 1.168 M., von denen jedoch noch keine Unterstützung gewährt werden. Das sind gewiss schöne Resultate, die der Tätigkeit des Vorstandes alle Ehre machen!"      

  
Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holz-Vereins und des Mädchen-Ausstattungs-Vereins von 1888 (1889)   

Bad Homburg Israelit 07031889.JPG (234852 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1889: "Homburg v. d. H. Dem Bericht des israelitischen Armen-Holz-Vereins und Vereins zur Ausstattung israelitischer Mädchen zu Homburg v. d. Höhe entnehmen wir:
Ein neues, glänzendes Zeugnis von dem, selbst von den schärfsten Gegnern, anerkannten Wohltätigkeitssinn unserer Glaubensgenossen, hat uns das abgelaufene Vereinsjahr gebracht. Mit erhebendem Gefühle blicken wir auf dasselbe zurück. Immer mehr wächst am hiesigen Platze die Erkenntnis, dass es heilige Pflicht ist, an ernsten Erinnerungstagen und bei freudigen Familienereignissen, nicht allein in herkömmlicher Weise der Notleidenden direkt zu gedenken, sondern auch der für dieselben sorgenden Institute. Diese Erkenntnis in Taten umgesetzt, verbirgt den immer mehr erblühenden Bestand unserer Wohltätigkeitsvereine… Wohl kann eine politische oder eine Kultusgemeinde für ihre Bedürfnisse Steuern ausschreiben und diese müssen gezahlt werden, auch von denen, die das ganze Jahr über mit zugeknöpften Taschen umhergehen, Werke der Barmherzigkeit aber werden nur gefördert von freiwilligen Gaben solcher Personen, denen
das herrliche Wort 'Zdokoh' – die mit Liebe gepaarte ausgleichende Gerechtigkeit gegen seine Mitmenschen – kein leerer Schall ist. - So nur ist es möglich geworden, dass in unserer verhältnismäßig kleinen Gemeinde 7 Wohltätigkeitsverein vorhanden sind und dass außerdem für lokale und auswärtige Hilferufe, kommen sie von Juden oder Nichtjuden, die Hände bereit sind, zu geben. Wahrlich das große Herz Israels zeigt sich im Kleinen wie im Großen, im Besonderen wie im All-gemeinen!
Der Holzverein hat im abgelaufenen Jahre 3 Doppelwaggons Kohlen d. i. 600 Zentner Steinkohlen und 6 Raummeter Buchenholz zur Verteilung gebracht. Diese Unterstützung beanspruchten 10 Familien und 7 alleinstehende Personen. Die Zahl der Empfänger, die vor wenigen Jahren noch 20 betrug, hat sich demnach erfreulicherweise um 3 vermindert. Das Vereinsvermögen erreichte in diesem Jahre die Summe von Mk. 6.616,52 (gegen Mk. 6.214,29 im vorhergehende Jahre).
Der jüngere Bruder dieses Vereins, dessen Tätigkeit vorerst nur in der Ansammlung eines Fonds besteht, ist der Verein zur Ausstattung israelitischer Mädchen. Trotz erheblicher, fast unglaublich erscheinender Schwierigkeiten und Hindernisse, die öfters den Weg versperren – gewinnt der Verein fortwährend an Ausdehnung und Sympathie. In der kurzen Zeit seine Bestandes – seit Mai 1886 – hat derselbe eine recht stattliche Mitgliederzahl aufzuweisen, dabei erwarten wir noch mit Zuversicht die baldige Beitrittserklärung hiesiger und auswärts wohnender Heimatgenossen. Deß-gleichen beträgt der Grundstock unseres Vereins die Summe von Mk. 3.196,19 (gegen 1,766,58 im Vorjahre).
Anmerkungen: - Zdokoh: https://de.wikipedia.org/wiki/Zedaka     https://de.chabad.org/parshah/article_cdo/aid/702416/jewish/Was-ist-Zedaka.htm 
- Israel: Jüdische Gemeinschaft
- Raummeter: https://de.wikipedia.org/wiki/Raummeter "     

     
Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holz-Vereins und des Mädchen-Ausstattungs-Vereins von 1889 (1890)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. April 1890: "Homburg, 8. April. Sie haben in Nr. 8 der 'Allgemeinen Zeitung des Judentums' ein sehr günstiges Urteil über einen von mir verfassten 'Rechenschaftsbericht' mehrerer hier bestehender Wohltätigkeitsvereine gebracht. Ich freute mich sehr damit, nicht, weil ich mich gerne gelobt sehe - in           
Bad Homburg AZJ 18041890a.jpg (519723 Byte)meinen Jahren ist man darüber hinaus – sondern, weil sich die Leser jüdischer Zeitschriften, wenn sie im Sommer geistige und körperliche Erfrischung in unserem Badestädtchen suchen und finden, vielleicht beim Lesen eines ihnen hier zugesandten 'Berichts', dessen erinnern und uns um so eher eine Spende zukommen lassen. - Nächst dem nahen Frankfurt a. M. nimmt Berlin den bedeutendsten Rang in unseren Spendenlisten ein; an beiden Orten sind noch viele Herzen zu finden, die einen edlen Gebrauch von ihren Glücksgütern zu machen verstehen. - Durch solche Spenden ist es uns möglich geworden, die Leistungen des Israelitischen Armen-Holz-Vereins auf das Doppelte (von 300 auf 600 Mk. für Holz und Steinkohlen) und den Kapitalstock von 2.500 auf 7.000 Mark zu erhöhen. Außerdem sind wir durch diese Erfolge ermutigt worden, einen hier einst bestehenden, in den 40er Jahren durch die Ungunst der Verhältnisse aufgelösten 'Verein zur Ausstattung israelitischer Mädchen' wieder ins Leben zu rufen. 'Was unsere Väter mit Trauer im Herzen untergehen sahen, wir, ihre Kinder und Enkel, lassen es neu erstehen im Lichte einer bessern Zeit!'. Dieser im Frühjahr 1886 neu begründete Verein bezweckt, unbemittelten Mädchen ein Stab und Stütze zu werden, bei Ausbildung für einen Lebensberuf, bei Begründung eines Geschäfts oder einer Häuslichkeit. Hohe weitausgesteckte Ziele. - Wer das Los eines armen, alternden Mädchens betrachtet, den muss großes Mitleid ergreifen. Jene Mädchen stehen meist ganz vereinsamt da oder sind vielen Demütigungen seitens ihrer Umgebung ausgesetzt, fallen auch nicht selten der öffentlichen Wohltätigkeit anheim. Ihr Gemüt fühlt sich beständig tief verbittert, und was solchen Unglücklichen am meisten wehe tut, sie betrachten sich mit der Zeit als überflüssige Mitglieder der menschlichen Gesellschaft, die von ihrem traurigen Schicksal nichts weiß, nichts wissen will. Mich jammerte das traurige Geschick jener verlassenen Personen und nach Rücksprache mit heimischen Freunden und nach Erkundigungen bei auswärtigen namhaften und weitblickenden Männern ward das Wort unternommen, und zwar mit aller nur möglichen Kraftanstrengung. Ja, es bedarf großer Ausdauer und voller Hingebung, um an einem kleinen Platze einen solchen Verein in die Höhe zu bringen, denn sein Wirken kann nur geräuschlos vor sich gehen. Seine Taten sind wenig in die Augen fallend, seine Zwecke mehr idealer Natur, von der großen Menge zum Teil unverstanden, aber die Hilfe Gottes hat uns noch nicht verlassen. Günstiger steht es mit dem seit über 70 Jahren hier wirkenden 'Israelitischen Armen-Holz-Verein', dessen Hilfeleistungen durch dringendsten Bedürfnissen des Alltagslebens entsprechen. Alljährlich, wenn die Nebel des Herbstes sich zusammenballen, wenn der scharfe Wind über die leeren Fluren streicht, steht man hier schwer beladene Wagen mit Holz und Kohlen über die Straße fahren, um bei unbemittelten Mitgliedern der hiesigen Gemeinde abgeladen zu werden. Jeder, der diese Hilfe in Anspruch nimmt, selbst derjenige, der noch Haus und Hof besitzt, erhält mit größter Diskretion den ihm zugedachten Anteil. Noch nie ist ein Missbrauch vorgekommen. Dagegen waren wir im Laufe einer langjährigen Tätigkeit oft so glücklich, von vielen Familien benachrichtigt zu werden, dass die Zeit der Not und der Trübsal vorüber und dass die jetzt erwachsenen Kinder selbst im Stande seien, die Pflichten zu übernehmen, für die bisher andere eingetreten waren. Aber die entstandenen Lücken bleiben nicht: Bald nahen neue Hilfesuchende, denn, wie unsere Weisen sprachen: 'Gilgol jesch beolom!' 'Das Rad des Geschickes kreist beständig auf Erden', und während es den einen hinaufhebt, lässt es den anderen hinunter sinken. So ist es gekommen, dass, während die Zahl der in hiesiger Gemeinde seither Unterstützten von 19 auf 14 heruntergegangen, sich die Notlage auf umliegende Ortschaften vergrößert hat und wir den Beschluss gefasst haben, hier helfend einzutreten, ehe es zu spät ist. Denn die Armut afu dem Lande ist, wenn sie einmal ausgebrochen, viel trauriger und schwerer zu heilen als in den Städten, wo mehr Mittel und Einrichtungen zu deren Bekämpfung vorhanden sind. Die Vorschläge die wir neuerdings zur Hebung und Sicherung dieses Vereins gemacht haben und die jüngst in diesen geschätzten Blättern als nutzbringend und daher als selbstverständlich angenommen betrachtet wurden, haben bis jetzt noch nicht die Billigung unserer Mitglieder gefunden. Wir greifen hier nur zwei Bestimmungen heraus, nämlich, dass der Verein unter Aufsicht des jeweiligen Kulturvorstandes gestellt wurde. Diesem – der bei reger Beteiligung der hiesigen Gemeindemitglieder in freier direkter Wahl unter Aufsicht eines Regierungsbeamten gewählt wird – soll die Befugnis zustehen, bei zu spärlich besuchten Generalversammlungen die Prüfung der Abrechnung selbst zu besorgen, den eisernen Fond in Verwahrung zu nehmen und einen Vorstand wählen zu können, damit nicht alles dem Zufall anheim gegeben sei. Nach Rücksprache mit bedeutenden und erfahrenen Männern aus kleinen Gemeinden, halte ich diese Bestimmung in den Statuten unserer Vereine für sehr notwendig, sie verhütet manches, was durch zu große Selbständigkeit, bei vielfach vorhandenen Indifferentismus, sich als große Gefahr für die Zukunft erweisen könnte.- Ein zweiter Vorschlag war derjenige, dass unser Verein solchen ehrenhaften Mitgliedern unserer Gemeinden, welche den untersten Steuerklassen angehören, die Gelegenheit zur Selbsthil-fe reichen sollte, indem die Betreffenden durch kleine wöchentliche Ratenzahlungen (etwa von Mai bis September) das Anrecht auf je 1 Wagen Steinkohlen – das ist 40 – 50 Zentner – zu den billigsten Engros-Preisen erwerben könnten. Hierdurch würde unser Holz-Verein zugleich einer der einfachsten und billigsten Konsumvereine werden, in einer Zeit, in welcher das Heizmaterial so teuer geworden. Werden diese Auseinandersetzungen die Zwecke, die ich damit verfolge, errei-chen, nämlich, dass sie den hiesigen Leser nochmals zum Nachdenken und zur Erfüllung meiner Wünsche bringen, und werden sie vielleicht in kleinen Gemeinden anregend auf die Bildung und Hebung von Wohltätigkeitsvereinen wirken, dann werde ich froh sein, als einer der ältesten Mitar-beiter dazu beigetragen zu haben, dass wir im eigenen Lager Hand anlegen zur Besserung unserer Institutionen.  Louis Lehmann."  
Anmerkungen: - Konsumverein: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Konsumvereinen
- Louis Lehmann: vgl. Artikel zum Tod von Louis Lehmann (1900)      

   
Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holz-Vereins (1891)  

Bad Homburg Israelit 19021891.jpg (60492 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1891: "Homburg. Der hiesige israelitische Armen-Holz-Verein, der nunmehr eine 25jährige segensreiche Tätigkeit hinter sich hat, brachte im vergangenen Jahre 522 ½ Zentner und 6 Raummeter verkleinertes Holz an 10 Familien und 5 alleinstehende Personen zur Verteilung. Die Ausgabe hierfür, wie für 88 Zentner Steinkohlen für Hilferufende vom Lande betrugen 737 Mark. Der 1886 von diesem Verein ins Leben gerufene Ausstattungsverein für israelitische Mädchen weist 64 Mitglieder mit einem Jahresbeitrag von 433 Mark auf und besitzt ein Vermögen von 6.512 Mark. Kleinere Unterstützungen war der Verein schon in der Lage zu gewähren und wird für die nächsten fünf Jahre 2.000 Mark auf einmal zu geben in der Lage sein."         
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Februar 1891: "Homburg v. d. H., 15. Februar. Der Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holz Vereins und des Vereins zur Ausstattung israelitischer Mädchen ist soeben zur Ausgabe gelangt und legt ein schönes Zeugnis von dem gedeihlichen Wirken der beiden Vereine ab. Der Vorsitzende beider Vereine, unser verdienstvoller langjähriger Mitarbeiter, Herr Louis Lehmann, verbindet mit diesem Bericht zugleich die Übersicht über ein fünfundzwanzigjähriges Wirken im Interesse des Holzvereins. Für wahr, ein erhebendes Bewusstsein, ein solches Jubiläum der humanitären Tätigkeit feiern zu dürfen. Möge es dem verehrten Manne noch lange Jahre hindurch vergönnt sein, so segensreiche Tätigkeit zu entfalten!"  
Anmerkungen: - Raummeter: https://de.wikipedia.org/wiki/Raummeter
Louis Lehmann: vgl. Bericht zum Tod von Louis Lehmann (1900)        

  
Kollekte der Mädchen der Gemeinde zu Gunsten der russischen Juden (1891)  

Bad Homburg Israelit 02071891.jpg (86769 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1891: "Homburg v. d. H. Unter den hiesigen jungen Mädchen herrscht augenblicklich eine fieberhafte Tätigkeit. Dieselben wetteifern miteinander, angeregt durch die hierher gelangten Briefe der bekannten 'Schneeball-Kollekte', zu Gunsten der russischen Juden, eine möglichst große Summe in ihrem Bekanntenkreis zusammenzubringen. Nach den Bestimmungen dieses Briefes soll der Empfänger diesen zweimal abschreiben und an zwei Freundinnen schicken, letztere sollen dasselbe tun usw. Entgegen diesen Bestimmungen, würde der Brief an die meisten jungen Mädchen hier verteilt, die nun persönlich ihre Bekannten um milde Gaben für genannten Zweck angehen und auch recht gute Resultate erzielen. Die zusammengebrachte Summe wird auf einmal dem Komitee in Berlin übersandt, wodurch Spesen erspart werden. Wegen seiner Einfachheit verdient dieses Verfahren auch in anderen Gemeinden Nachahmung."  
Anmerkung: - Schneeball-Kollekte: https://de.wikipedia.org/wiki/Kettenbrief   
        

  
Frage nach der Unterbringung der vertriebenen russischen Juden (1891)   

Bad Homburg Israelit 31081891.jpg (146490 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1891: "Homburg v. d. H., 28. Aug. Wie uns Herr Baron von Hirsch, der einige Tage zum Besuche des Prinzen von Wales hier anwesend war, mitgeteilt hat, sei ein Ausweg zum Unterbringen der vertriebenen russischen Juden bis heute noch nicht gefunden. Eine ganze Reihe hervorragender Männer seien fortwährend mit der Prüfung der Frage beschäftigt und man hoffe zuversichtlich doch endlich eine Lösung herbeizuführen zu können. So schnell freilich, wie dies für die Notlage der Juden erforderlich ist, ginge dies nicht und dürfte das Transportieren der Armen von einem Orte zum anderen noch eine Zeit lang andauern.
Auf unsere Frage, wie der Herr Baron glaube, dass die Vertriebenen, die doch meistens dem Handwerkerstande angehören, wo sie doch nur auf den Ackerbau angewiesen seien, meinte der Sekretär des Herrn Baron, Herr Barrelet, dass man auch die Frage der Errichtung großer Fabriken, die die Produkte des Landes wie carne pura etc. herstellen, in Erwägung gezogen habe und in welchen diejenigen der Vertriebenen Beschäftigung finden soll, die sich vermöge ihrer Körperkonstitution zum Landbau nicht eignen. Von der Ansiedelung der Juden in Palästina ist Baron Hirsch ein großer Gegner, da das Land seiner Ansicht nach sich durchaus nicht dazu eigne und auch die türkische Regierung eine Kolonisation zu verhindern suchte. Bedauerlich sei, dass eine sehr große Anzahl russischer Juden, die weder aus Russland ausgewiesen, noch Schwierigkeiten in Bezug auf Beschaffung ihrer Existenzmittel in Russland gehabt hätten, freiwillig ihre Heimat verlassen und sich hierdurch in das große Unglück stürzen. Nach dieser Seite müsste in Russland noch aufklärend gewirkt werden und sei hierzu in erster Linie die russisch-jüdische Presse berufen.
Herr Baron Hirsch ist heute Mittag nach Mähren abgereist.
Anmerkungen: - Russische Juden: Juden lebten im Ansiedlungsrayon des Russischen Reichs https://de.wikipedia.org/wiki/Ansiedlungsrayon 
- Baron von Hirsch: https://de.wikipedia.org/wiki/Maurice_de_Hirsch
- Prinz von Wales: httphttp://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Carne+puras://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_VII.
- Carne pura: http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Carne+pura
- Türkische Regierung: https://de.wikipedia.org/wiki/Osmanisches_Reich   https://de.wikipedia.org/wiki/Abdülhamid_II.  
        

  
Erinnerung an die Pogromstimmung Anfang der 1850er-Jahre und die Unterstützung der jüdischen Gemeinde durch den Landgrafen (1892) 

Bad Homburg Israelit 14011892.jpg (211599 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1892:  "Homburg v. d. H. Ihr wertes Blatt bringt in Nr. 100 eine Korrespondenz aus Homburg v. d. H., die in großen Zügen die Geschichte der Homburger jüdischen Gemeinde skizziert und gibt dies Veranlassung, diesen Bericht durch Mitteilungen zu ergänzen.
Es war anfangs der 1850er-Jahre als die Bewohner des Dorfes Seulberg, welches zur Landgrafschaft Homburg gehörte, sich gegen ihre jüdischen Mitbürger zusammenrotteten, weil diese ihren Anteil an den Gemeindewaldungen forderten, und in edler Kampfestaktik den Mut und durch Fenstereinschlagen, Häuserdemolierungen und ähnliche Heldentaten zum Ausdruck brachten, sodass die jüdischen Einwohner in der Nacht nach dem nahen Homburg flüchten mussten. Sobald der Landgraf davon erfuhr, ging er aufs Schärfste gegen die Rädelsführer vor. Seulberg erlebte damals die Proklamierung des Standrechtes gegen die Judenhetzer, die dann auch zum befriedigenden Schadenersatz für alle Eigentumsverletzungen, die sie sich zu Schulden hatten kommen lassen, angehalten wurden.
Landgraf Ferdinand war ein Grandseigneur im alten, echt vornehmen Sinne, er machte keinen Unterschied zwischen den Angehörigen der verschiedenen Konfessionen in seinem Lande. So wurde Rabbiner Fromm, der von 1851 – 1875 als Rabbiner fungierte, gar oft ins Schloss befohlen, wo der Fürst gern mit dem gelehrten jüdischen geistlichen Gespräche pflog. Auch ließ sich der Landgraf gar oft von dem bei ihm in hoher Gunst stehenden Rabbiner Fromm über die Angelegenheiten der jüdischen Gemeinde Vortrag halten, und auf die persönliche Fürbitte Rabbiner Fromm hin hatte dann auch der Landgraf zum Neubau der jüdischen Synagoge einen namhaften Beitrag gezeichnet, ebenso wie er auch die Bemühungen des Rabbiners bei den Behörden seines Landes um Förderung des geplanten Baues aufs Freundlichste unterstützte. Der hohe Herr bewahrte dieses Wohlwollen dem Homburger Rabbiner und seiner Gemeinde stets, und noch kurz vor dem Ableben des Fürsten wurde genannter Herr Rabbiner als Zeichen der Anerkennung mit einer Brillantnadel, die der Landgraf mit einem überaus anerkennenden Handschreiben durch seinen Hofmarschall überbringen ließ, beehrt.
Wenn daher in diesen Tagen der 25jährige Gedenktag des Baues der Synagoge gefeiert worden ist, so ist es gewiss in vielen Herzen dabei auch des Wohlwollens des edlen Fürsten gegen die jüdische Gemeinde Homburgs gedacht worden, ebenso aber auch des langjährigen Wirkens des geistigen Führers, des Herrn Rabbiner Fromm, dessen einflussreichen Bemühungen bei den Behörden, dessen erfolgreiche Kollekten bei den die Badestadt besuchenden Kurgästen wesentlich zur Erbauung des schönen Gotteshauses beigetragen haben."  
Anmerkungen: - Landgraf Ferdinand: https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_(Hessen-Homburg) 
- Rabbiner Fromm: https://www.lagis-hessen.de/pnd/1140052071 sowie Berichte auf der Seite zum Rabbinat in Homburg       

  
Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holz-Vereins und des Mädchen-Ausstattungs-Vereins von 1891 (1892)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. März 1892: "Homburg v. d. H.,12. März. Die beiden unter dem Vorsitz des Herrn Louis Lehmann stehenden Vereine, der israelitische Armen-Holz-Verein, gegründet 1818 und Verein zur Ausstattung israelitischer Mädchen bezw. Ausbildung für einen Lebensberuf, Begründung eines Geschäftes oder einer Häuslichkeit (gegründet 1886), veröffentlichen gemeinsam ihren Rechenschaftsbericht für das Jahr 1891. Derselbe zeugt von erfreulichen Fortschritten hinsichtlich der Einnahmen und der Wirksamkeit. Dem Bericht ist als poetische Beigabe ein Gedicht des Vorsitzenden, das derselbe bei Gelegenheit seines 25jährigen Jubiläums als Vorsteher des erstgenannten Vereins verfasst hat, angefügt."
Anmerkung: - Louis Lehmann: vgl. Bericht zum Tod von Louis Lehmann (1900) 

 
Vortrag von Rabbiner Dr. Munck (1893)   

Bad Homburg Israelit 30111893.jpg (191753 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1893: "Homburg v. d. H.  Sozialismus und Judentum, so lautete das Thema über welches Herr Provinzialrabbiner Dr. Munck gestern Abend im vollbesetzten Saale des Schützenhofes im hiesigen Klub 'Freundschaft' einen Vortrag hier und in diesem etwa Folgendes ausführte: Die soziale Frage ist kein Kind der Neuzeit, sie bestand in allen Staatengebilden, wo Herrschende und Besitzende einerseits und Beherrschte und Besitzlose andererseits sich gegenüberstanden. In fast allen Ländern ward diese Frage zeitweise akut und führte dann zu Revolutionen, Bürger- und Bauernaufständen. Ein Staat des Altertums machte hiervon eine Ausnahme und dies war der palästinensische Staat. Die Gründe hierfür erblickte Redner in der vollständig nicht nur auf dem Papier durchgeführten Rechtsgleichheit aller Bewohner des Landes, vom Könige herab bis zum Knechte; nach dem Grundsatze, dass alle Menschen Kinder eines Vaters, Brüder seien. Neben der Rechtsgleichheit bestand durch die biblische Gesetzgebung ein Ausgleich der sozialen Klassen. Der Arme hatte einen gesetzlichen Anspruch an Unterstützung. Dadurch, dass die Juden keinen Handel trieben, sondern lediglich ein ackerbauendes und Handwerkervolk waren, hatte bei dem Zinsverbot eine Ansammlung von Kapitalien keinen Wert. Nur produktiv angelegte Kapitalien waren von Nutzen. Durch die biblischen Agrargesetze war der völligen Verarmung der Familien vorgebeugt. Der Handwerker stand in höchsten Ehren. Altersversicherung und Invaliditätsversicherung waren vor 3.000 Jahren im jüdischen Staate schon gesetzlich eingeführt. Selbst der unfreie Knecht glich in nichts dem Sklaven der anderen Völker. Er war nie ein Ding in den Händen seiner Besitzer, er war nur ein Arbeiter auf ewig, dessen Behandlungsart jedem freien Dienstboten gleichstellt sein musste. Wem heute nach 3.000 Jahren die moderne Staaten mit der sozialen Gesetzgebung allerdings nur langsam vorgehen, so geschieht dies nach biblischem Vorbilde und je rascher das Ideal der biblischen sozialen Gesetzgebung in einem modernen Staate erreicht wird, desto eher ist er von den Gefahren, welche die schroffen sozialen Gegensätze in sich bergen, gefeit. - Dieses in sehr gedrängter Form die Ideen des Redners, welche in fast 1 ½ stündigem Vortrage die Zuhörer fesselte. Der Redner verfügt über ein sehr anziehendes wohlklingendes Organ und trug in formvollendeter Weise vor. Reicher, wohlverdienter Beifall wurde dem Vortragenden zuteil."  

     
Jahresbericht des israelitischen Armen-Holz-Vereins und des Vereins zur Ausstattung israelitischer Mädchen von 1893 (1894)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. April 1894: "Homburg v. d. H., im April. Der israelitische Armen-Holz-Verein (gegründet 1818) und der Verein zur Ausstattung israelitischer Mädchen beziehungsweise Ausbildung für einen Lebensberuf, Begründung eines Geschäfts oder einer Häuslichkeit (gegründet 1886). Aus den Bilanzen beider Vereine ist zu erkennen, dass sie fortwährend bestrebt sind, den hohen Zielen, die sie sich gesteckt, näher zu kommen. Der Holzverein war nicht allein im Stande, allen Anforderungen, welche 4 größere und 4 kleinere Familien, sowie 5 alleinstehende Personen an ihn stellten, mit 582 ¾ Zentner Steinkohlen und einem Klafter geschnittenen Buchenholzes zu entsprechen, sondern er gewährte auch noch mehreren Hilfesuchenden vom Lande, die zum Teil außerdem von Frankfurt  Unterstützung erhalten. 43 ¼ Zentner Steinkohlen und Mk.7,82 übrig, welche in Verbindung mit den ihm zuteil gewordenen Geschenken im Betrage von Mk.305,79 den Kapitalstock gegen das Vorjahr um Mk.313,61 vermehrten. Derselbe hat jetzt die Höhe von Mk.8,242,85 erreicht, eine Summe, die bei der Beliebtheit des Vereins, der eine der notwendigsten Lebensbedürfnisse der Armen zu befriedigen sucht, uns die schönsten Aussichten für die Zukunft des Holzvereins eröffnet. Der Mädchen-Ausstattungsverein dagegen hat in seinem fast 8jährigen Bestande noch wenig geleistet, weil er vorerst noch mit der Schaffung eines Kapitalstocks beschäftigt ist. Außer seinem Spendenanteil von Mk.1.417,94 vereinnahmte der Verein circa Mk. 1.000 an Beiträgen und Zinsen, eine Summe, die uns schon jetzt befähigen würde, alle 4 Jahre Mk. 4.000 für unseren Vereinszweck herzugeben, also mit viel größeren Gemeinden wetteifern zu können. Der Vorstand ist Louis Lehmann, unser verehrter alter Mitarbeiter, der auch diesem Bericht einige warm empfundene poetische Worte und Verse mit auf den Weg gegeben hat.
Anmerkungen: - Klafter: https://de.wikipedia.org/wiki/Klafter   
- Louis Lehmann: vgl. Bericht zum Tod von Louis Lehmann (1900)  
        


Jahresbericht des Israelitischen Armen- Holz-Vereins und des Mädchen-Ausstattungs-Vereins (1898) 

Bad Homburg Israelit 25041898.jpg (148454 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1898: "Worms. Vor mir liegen die Jahresberichte des israelitischen Holzvereins und des Vereins zur Ausstattung israelitischer Mädchen zu Homburg v. d. Höhe für die Jahre 1896 und 1897. Wir müssen gestehen, diese Berichte heben sich gewaltig von denen anderer Vereine ab. Ein eigentümlicher poetischer Reiz ist über diese Berichte ausgegossen. Die vielsprechenden Zahlen sind von einem herrlichen Rahmen umgeben, wodurch sich uns ein prächtiges Bild frisch pulsierendes Vereinsleben präsentiert. Dafür steht auch Herr Louis Lehmann, der bescheidene, für alles Edle und Gute begeisterte Mann an der Spitze. Der Holzverein, welcher im Jahre 1818 gegründet wurde, hat im Jahre 1896 in Homburg an 10 Familien und drei alleinstehende Personen 40 Zentner Rußkohlen und 670 Zentner melierte Kohlen zur Verteilung gebracht, sodann 87 Zentner Rußkohlen, 16 Zentner Buchenholz und drei Zentner Kiefernholz.
Der Verein zur Ausstattung israelitischer Mädchen, gegründet 1886, hatte im Jahr 1896 die Freude, einem Mädchen behufs Ermöglichung seiner Verheiratung eine Mitgift von 3.500 M. auszuzahlen. Außerdem zählte dieser Verein für ein begabtes junges Mädchen, das sich zur Lehrerin ausbildet, monatlich M.30. Dabei war er im Stande gewesen, dem eisernen Kapitalstock M. 917,82 zuzuführen.
Im Jahre 1897 hat der Verein an zwei Mädchen Beihilfe gewährt und ist auch in diesem Jahr wieder in der glücklichen Lage, eine Mitgift von M. 3.000 zu gewähren. Das Vermögen des Holzvereins beträgt Ende 1897 M. 6,477,78 das des Vereins zur Ausstattung israelitischer Mädchen M. 17.485,11. Möchten beide Vereine sich auch künftig so günstig gehalten zum Wohle dem Hilfesuchenden und zur Freude der Leiter der Vereine.
Anmerkung: - Louis Lehmann: vgl. Bericht zum Tod von Louis Lehmann (1900)        

    
Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holz-Vereins und des Mädchen-Ausstattungs-Vereins (1903)   

Bad Homburg Israelit 03041903.jpg (185897 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1903:    

   
Jahresbericht des Israelitischen Armen-Holzvereins und des Mädchen-Ausstattungs-Vereines (1908)  

Bad Homburg Israelit 19031908.jpg (170415 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1908: "Homburg v. d. H., 10. März. Der Rechenschaftsbericht des 'Israelitischen Holzvereins' und des 'Vereins zur Ausstattung israelitischer Mädchen zu Homburg v. d. Höhe' bringt einen Festesgruß, da er mit dem 2. März 1908 sein neunzigjähriges Bestehen vollendet. Damals als noch in der alten trauten Stube das Holz als Heizmaterial allein herrschend war, konstituierte sich dieser Verein und stiftete Segen, während 9 Jahrzehnte hindurch. Das Holz wurde längst von der Kohle verdrängt, doch der Verein änderte seinen liebgewonnenen Namen nicht und vergrößerte den Kreis seiner Wirksamkeit in dem Maße, wie sich auch die Zahl seiner Gönner und Förderer vermehrte. Neben dem Zwecke, bedürftige Mitglieder mit Brennmaterial zu versorgen, ließ sich der Verein auch angelegen sein, nach seinen Mitteln arme Bräute auszuhalten. Auch darin hat der Verein den Wandlungen der Zeiten tapfer standgehalten, so wurden auch im Jahre 1907 an drei Bräute insgesamt 3.500 Mk. Mitgift ausgezahlt. Was der Verein in den 90 Jahren seiner Tätigkeit geleistet hat, lässt sich ziffernmäßig kaum angeben, aber ein Rückblick auf die letzten 10-20 Jahre beweist schon, dass er unaufhörlich seiner Aufgabe treu geblieben. Es ist unmöglich, diesen Rückblick zu schließen, ohne des Mannes zu gedenken, der den Verein in neue Bahnen geleitet und zu erhöhter Wirksamkeit geführt hat, Louis Lehmann s. A. Durch seine schlichte, innige Frömmigkeit, die mit der strengsten Einhaltung des Gottesgesetzes die größte persönliche Milde gegen Andersdenkende verband, gewann er die Sympathie aller, die in seine Nähe traten. Und diese Sympathie, er benutzte sie, um seinem geliebten Verein immer neue Gönner und Freunde zuzuführen, sodass die heutige Blüte des Vereins zum großen Teil als sein Werk betrachtet werden muss. So wird denn auch, so lange der Verein besteht und gedeiht, sein Name unvergessen sein."
Anmerkung: - Louis Lehmann: vgl. Bericht zum Tod von Louis Lehmann (1900) 
- s.A.: https://de.wiktionary.org/wiki/sel._A.       

  
90-jähriges Bestehen des Israelitischen Armen-Holzvereins (1908)  

Bad Homburg FrfIsrFambl 27031908.jpg (44860 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. März 1908: "Homburg v. d. H. 'Der Israelitische Holzverein und Verein zur Ausstattung israelitischer Mädchen' besteht jetzt 90 Jahre. Während dieses Zeitraumes hat der Verein durch Versorgung bedürftiger Juden mit Heizmaterial sowie armer Bräute mit Beiträgen für eine Mitgift eine segensreiche Wirksamkeit entfaltet. Sein Hauptförderer und Organisator war Herr Louis Lehmann."
Anmerkung: - Louis Lehmann: vgl. Bericht zum Tod von Louis Lehmann (1900)       

   
Rechenschaftsbericht des israelitischen Holzvereins und des Vereins zur Ausstattung israelitischer Mädchen (1910)  

Bad Homburg AZJ 31031910.jpg (192052 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. März 1910: "Homburg v. d. H., 25. März. Der Israelitische Holzverein (gegründet 1818) und der Verein zur Ausstattung israelitischer Mädchen (gegründet 1886 von Louis Lehmann s. A.) erstatten folgenden Rechenschaftsbericht für das Jahr 1909: Der Holzverein und Mädchen-Ausstattungsverein schauen auf ein Jahr segensvoller Tätigkeit. Es galt zunächst 25 hiesige und benachbarte Familien, bzw. allein stehende Personen mit Winterbrand zu versorgen. Nahezu 1.000 Mark sind einschließlich der Verwaltungskosten hierfür verausgabt worden. Nicht minder war auch der Mädchen-Ausstattungsverein bemüht stets das Seinige zu tun. In den letzten zehn Jahren sind insgesamt 18.000 Mark für Mitgiften ausgezahlt worden und wenn wir im nächsten Frühjahr, so Gott will, das 25jährige Bestehen dieses Vereins feiern werden, dann dürfen wir mit inniger Befriedigung auf seine bisherigen Leistungen zurückblicken. Fünf treue Mitglieder haben wir im Jahre 1909 durch den Tod verloren; hierselbst die Herren Leopold Schiff, Moses Wiesenthal und Frau Sarah Eichenberg – auswärts (in Frankfurt) Herrn Samuel Mela und Frau Lina Iggersheimer. Wir werden den Entschlafenen ein ehrendes Andenken bewahren. Für mehrere von ihnen sind bereits Hinterbliebene als neue Mitglieder eingetreten, ebenso wurde für die Herren Leopold Schiff und Moses Wiesenthal die Eintragung als ewige Mitglieder nachgesucht und ausgeführt. - Die Liebe und Anhänglichkeit für unsere Vereine wird durch solche Alte der Pietät in ein so klares herzerhebendes Licht gestellt, dass wir auch an dieser Stelle gern unseren tiefgefühlten Dank dafür Ausdruck geben. Recht schmerzlich wurden wir sodann noch durch das Hinscheiden einer edlen Gönnerin unserer Vereine - der in weiten Kreisen als hochherzige Wohltäterin geschätzten Frau Georg Speyer (Frankfurt) bewegt. - Ihr Andenken wird in unserer Mitte fortleben. - An Stelle der heimgegangenen Vorstandsmitglieder des Mädchen-Ausstattungsvereins: Herren Leopold Schiff und Moses Wiesenthal sind gewählt worden: Herr Benno Schiff und Herr Dr. A. Rosenthal. Wir dürfen von beiden Neuerwählten erwarten, dass sie ihren bewährten Vorgängern an Pflichterfüllung nicht nachstehen werden.- Mit dem Dank an alle Freunde unserer Vereine verbinden wir die Bitte, uns weiterhin zu unterstützen zum Wohle der Bedürftigen und zur Ehre des Judentums."
Anmerkungen: - Louis Lehmann: vgl. Bericht zum Tod von Louis Lehmann (1900) 
- s.A.: https://de.wiktionary.org/wiki/sel._A. 
- Winterbrand: Heizmaterial für den Winter
- Frau Georg Speyer: Franziska Speyer, Ehefrau von Georg Speyer https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Speyer und https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1279     
  

   
25-jähriges Jubiläum des "Vereins zur Ausstattung israelitischer Mädchen" (1911)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. April 1911: "Homburg v. d. H., 30. März. Am 14. März diesen Monats sind 25 Jahre verstrichen, seit der hiesige 'Verein zur Ausstattung israelitischer Mädchen', der sich auch die Ausbildung israelitischer Mädchen für einen Lebensberuf oder Begründung eines Geschäfts für solche zur Aufgabe gestellt hat, begründet worden ist. Der soeben zur Ausgabe gelangte Rechenschaftsbericht für das Jahr 1910 gedenkt dieses Ereignisses der Vierteljahrhundertfeier und gibt in seinem ersten Teil eine kurze Skizze der Geschichte dieses, von dem edlen Menschenfreund Louis Lehmann am 14. März gegründeten Vereins. 'Langsam, aber stetig wuchs die Zahl der Mitglieder wie der Spender; die Jahresbilanzen zeigen erfreuliche Resultate – nur eins fehlte noch: Mädchen, die Veranlassung hatten, die Wohltaten des Vereins in Anspruch zu nehmen.' Erst im Jahre 1898, also zwölf Jahre nach Begründung des Vereins erfolgte das erste Gesuch. Dann folgten allerdings offenbar beträchtlich mehr, denn der Bericht erzählt: 'Wir haben geholfen, soweit der jeweilige Kassenbestand es erlaubte.' Das aber scheint doch in ansehnlichem Maße der Fall gewesen zu sein, denn im Laufe von reichlich einem Dezennium wurden zehn Bräute mit einem Kostenaufwand von 20.500 Mark ausgesteuert und außerdem wurden mehrere junge Mädchen für einen Lebensberuf ausgebildet. Auch die pro 1910 veröffentlichte Bilanz weist die Position Aussteuer mit 2.500 Mark aus. Aktiva und Passiva Aussteuer des Vereins bilanzierten 1910 mit 6.857,64 Mark. Das Vermögen des Vereins belief sich am 1. Januar 1911 auf 31.846,34 Mark. Zugleich mit dem Geschäftsbericht des Aussteuervereins wird derjenige des 'Israelitischen Holzvereins', dessen Gründungsjahr bis 1818 zurückgeht, veröffentlicht. Seine Aufgabe ist aus seinem Namen ersichtlich. Wie aus der Bilanz dieses Vereins hervorgeht, hat er bei einer Gesamteinnahme von 3.137,95 Mark für Brennmaterialien im Berichtsjahr 1910 nur 944,79 Mark verausgabt, dagegen 2.076,10 Mark zu Neuanlagen verwandt. Das Vermögen des Holzvereins wird mit 15.219,51 Mark am 1. Januar 1911 ausgewiesen."
Anmerkungen: - Louis Lehmann: vgl. Bericht zum Tod von Louis Lehmann (1900) 
- Dezennium: https://www.dwds.de/wb/Dezennium

  
Rechenschaftsbericht des Israelitischen Holzvereins und des Vereins zur Ausstattung israelitischer Mädchen (1914)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. April 1914: "Homburg v. d. Höhe, 10. April. Der israelitische Holzverein (gegründet 1818) und Verein zur Ausstattung israelitischer Mädchen bzw. Ausbildung für einen Lebensberuf (gegründet 1886 von Louis Lehmann s. A.) versendet soeben den Rechenschaftsbericht für das Jahr 1913. Der Bericht konstatiert mit Befriedigung, dass dem Verein auch in diesem Jahre wieder bei den verschiedensten Anlässen Gaben überreicht worden sind, die es zuzüglich der regulären Einnahmen ermöglichten, der Wohltätigkeit in gewohnter Maße zu genügen. Mehr als zwanzig hiesige und nächstbenachbarte Familien konnten mit Winterbrand versorgt werden, in einzelnen besonders dringenden Fällen hat der Verein auch in den Sommermonaten kleinere Zuschüsse bewilligt. Die Gesamtausgabe für Brennmaterial betrug im Jahre 1913: 899,20 Mark. - Der Mädchenausstattungsverein musste sich in diesem Jahre mit der Unterstützung eines jungen Mädchens, bei Erlangung eigener Erwerbsfähigkeit, begnügen. Nicht unbeträchtlich ist der Verlust – beziehungsweise die Verringerung an den Reservefonds beider Vereine, infolge niedrigen Kursstandes der Effekten. Der Bericht gedenkt zum Schluss mit warmen Worten der im Laufe des Jahres verstorbenen Freunde und Gönner des Vereins.
Anmerkung: - Louis Lehmann: vgl. Bericht zum Tod von Louis Lehmann (1900) 
- s.A.: https://de.wiktionary.org/wiki/sel._A. 
- Winterbrand: Brennmaterial für den Winter    
   


Chanukkafeier der Esragruppe (1920)   

Bad Homburg Israelit 23121920.jpg (83099 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1920: "Bad Homburg v. d. H., 27. Kislev. Zu einer kleinen Feier echt jüdischen Charakters gestaltete die am Dienstagnachmittag stattgefundene Chanukkafeier der hiesigen Esragruppe. Nicht weniger als 55 Esraknaben und -mädchen hatten sich in den Räumen des Hotels Braunschweig, die der Besitzer, Herr Leo Schönbach, in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellt hatte, eingefunden. Nach den einleitenden Worten der Führerschaftsleiterin Fräulein Recha Kottek, die die zahlreich erschienene Gäste begrüßte und auf die Bedeutung der Esrazeit hinwies, dankte Frau Richard Rothschild im Namen der Mütter der Führerin für ihre selbstlose Arbeit. Gesang, Vorträge und lustige Spiele hielten Alt und Jung mehrere Stunden gemütlich beisammen."
Anmerkungen: - Kislev: https://de.wikipedia.org/wiki/Kislew
- Chanukka: https://de.wikipedia.org/wiki/Chanukka
- Recha Kottek: https://www.geni.com/people/Rebbeca-Adler/6000000005572481508
- Esra: https://de.wikipedia.org/wiki/Esra_(Person)          

   
Feier des Tu biSchewat (15. Schewat - Neujahrsfest der Bäume, 1921)   

Bad Homburg Israelit 03021921.jpg (68443 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Februar 1921: "Homburg, 24. Januar. Im Jüdischen Jugendbund zu Bad Homburg fand am Sonntagabend unter Leitung des Herrn Rabbiner Dr. Winter, eine wohlgelungene Chamischo oser beschwat-Feier statt. Eingeleitet wurde dieselbe durch einen stimmungsvollen Vortrag von Frau Edwin Feist, die über ihre Erlebnisse in Erez Israel in fesselnder und ergreifender Weise berichtete. An den Vortrag schlossen sich neben den üblichen Truchsessen gesangliche, musikalische und deklamatorische Vorträge an. Mit einer Sammlung für die Waisenkinder in Palästina wurde der Abend beschlossen.
Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Winter:https://de.wikipedia.org/wiki/David_Alexander_Winter
- Erez Israel: https://de.wikipedia.org/wiki/Eretz_Israel
- Truchsess: https://de.wikipedia.org/wiki/Truchsess_(Hofamt)
       

  
Vortrag von Redakteur S. Herz im Talmud-Tora-Verein (1934)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1934: "Bad Homburg, 20. Februar (1934). Im Talmud-Tora-Verein sprach dieser Tage Redakteur S. Herz vor einem großen Hörerkreis über das Thema 'Das Judentum in der satirischen Illustration', in dem mit wissenschaftlicher Gründlichkeit die Geschichte des europäischen Judentums, von der Perspektive des Karikaturisten aus betrachtet, aufgerollt wurde. Referent verstand es, seiner Gemeinde durch kulturhistorische Betrachtungen zu fesseln und das Interesse für das Thema durch zahlreiche Bildvorführungen noch zu steigern, sodass er abschließend stärksten Beifall ernten konnte."  .
Anmerkung: . Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsbund_jüdischer_Frontsoldaten       

   
Vortrag von Redakteur S. Herz bei einem Vortragsabend verschiedener Vereine (1934)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1934: "Bad Homburg, 4. November (1934). Am 3. November sprach in einem von Talmud-Tora-Verein, dem Jüdischen Frauenverein und der Sportgruppe des Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten einberufenen Vortragsabend Redakteur S. Herz über das Thema 'Wir im Rom der cäsarischen und frühpäpstlichen Ära'. In einständiger Rede zeichnete der Referent ein vielfarbiges Bild über die ersten zehn Jahrhunderte jüdisches Rom, wobei er mit besonderer Prägnanz das Kulturelle dieser Epoche beleuchtete und seine Ausführungen - unter Hinweis auf das besonders an Schicksalen reiche jüdische Leben im antiken Rom - in einen flammenden Appell zur jüdischen Solidarität ausklingen ließ."      

     
Chanukkafeier der Sportgruppe des "Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten" (1934)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1934: "Bad Homburg, 12. Dezember (1934). Die hiesige RjF-Sportgruppe veranstaltete in ihrer bis auf den letzten Platz besetzten Turnhalle (Sanatorium Rosenthal) eine Chanukkafeier, bei der nach einer geschichtlichen Würdigung des Festes durch Rabbiner Dr. Wreschner Oberkantor M. Herz in humorvollen Darlegungen das Traditionelle des jüdischen Sports zitiert, während Lehrer Goldschmidt in seiner Ansprache der Sportgruppe auch fernerhin gute Erfolge wünschte. Bei gemütlichem Beisammensein beschlossen Jargon- und hebräische Lieder sowie würzige Rezitationen von Herrn Julius Haas den äußerst harmonisch verlaufenen Abend". 
Anmerkungen: - Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsbund_jüdischer_Frontsoldaten
- Sanatorium Dr. Rosenthal: vgl. Bericht zum 70. Geburtstag von Sanitätsrat Dr. Erich Rosenthal (1936) und Anzeigen des Kurheims Dr. Rosenthal (1931 / 1937)
- Chanukka: https://de.wikipedia.org/wiki/Chanukka  
- Rabbiner Dr. Wreschner: vgl. Bericht zum Tod von Rabbiner Dr. Wreschner (1935) 
- Kantor: https://de.wikipedia.org/wiki/Chasan_(Kantor)      

 
600 Jahre Homburger Jüdische Gemeinde (1935)  

Bad Homburg Israelit 08081935.jpg (212295 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1935: "600 Jahre Homburger Jüdische Gemeinde
Am 5. August des Jahres jährte sich zum 600. Male den Tag, an dem durch den Erlass des Kaisers 'Lodewig dem Eteln Manne Gottfriden von Eppinstein' die Ansiedlung von 10 Juden in Homburg gestattet wurde. Seit diesem ersten Homburger Minjan kann man vom Bestehen einer Homburger Kehilla sprechen.
Als der 'schwarze Tod' durch Deutschland raste und allerorten auf die Beschuldigung hin die Juden hätten die Brunnen vergiftet, die grausame Judenverfolgungen einsetzten, ersehen wir aus den vorhandenen Quellen, dass dieser Kelch scheinbar an der Homburger Gemeinde vorbeigegangen (1348).
Wechselvoll, wie die Geschichte unseres Volkes im Golus überhaupt, ist auch die Geschichte der Homburger Gemeinde. Oftmals schmolz sie bis auf einen winzigen Rest zusammen. So meldet z.B. die sogenannte 'Amtsrechnung von der Anzahl der Judenschaft im Jahre 1683' von nur vier Homburger Juden: 1. Eleasar, der Hofjud, 2. Baruch, 3. Löw, 4. David, sowie von vieren in Seulberg, zwei in Köppern, einem in Steden und zwei in Gunzelheim (heute Gonzenheim). Aber trotz aller Begrenztheit des jüdischen Lebensraumes hat sich die Gemeinde im Laufe der Zeit stetig vergrößert, sodass im Jahre 1750 56 jüdische Familien in Homburg ihren Wohnsitz hatten.
Allerdings wurden nur diejenigen Juden aufgenommen, die mindestens 300 fl. (Gulden) Vermögen mitbrachten. Ihnen gab man den 'Schutzbrief', der aber auch bei weitem keine Gleichstellung mit den anderen Untertanen brachte. 'Doch wird dieser ihm zugesagte Fürstliche Schutz, auf seine Person, Weib und Kinder, solange letztere ohnverheirathet bleiben, und weiter nicht verstanden…..', heißt es in dem Judenschutzbrief, den Landgraf Friedrich dem Isaac Mendle im Jahr 1784 gegen eine 'Taxa von 4 fl.8 Xer (Kreuzer)'  verliehen hat.
Aber auch in Homburg äußerte sich der mildere Geist einer toleranteren Zeit. So wird uns berichtet, dass der Landgraf im Jahr 1750 zum Synagogenbau 50 Taler beisteuerte. Typisch für die soziale Stellung der Juden war es, dass um 1840 die Gebrüder Metzler beim Landgrafen um die Erlaubnis, Lumpen sammeln zu dürfen, nachkommen mussten.
1848 erfolgte die vollständige bürgerliche Gleichstellung.1866 wurde die heutige Synagoge eingeweiht.
Die Synagoge war jahrhundertelang der Ort, von dem aus die ungeheuren religiösen Kraftströme geflossen sind, die unsere Väter Scheiterhaufen besteigen ließ, mit dem Schma Israel auf den Lippen. Eine Zeit der Aufklärung und des Emanzipationswahns hat vielen den Glauben gegeben, dass die Synagoge nicht mehr das Zentrum des jüdischen Geisteslebens sein dürfe, sondern dass die Tatkraft des angeblich befreiten Juden nach außen gelenkt werden müsse.
Heute wissen wir, dass dieser Weg ein Irrweg war. Die Homburger Israelitische Kultusgemeinde begeht darum diesen Tag nicht mit einer lauten Feier, sondern wird innerhalb des G’ttesdienstes von Schabbat nachamu würdiger Weise ihrer 60-jährigen Geschichte gedenken. R."
Anmerkungen: - Minjan: https://de.wikipedia.org/wiki/Minjan
- Kehilla: https://de.wikipedia.org/wiki/Kehillah
- Schwarzer Tod: https://de.wikipedia.org/wiki/Judenverfolgungen_zur_Zeit_des_Schwarzen_Todes
- Golus: Exil, Diaspora
- Hofjud: https://de.wikipedia.org/wiki/Hoffaktor 
- Taxa: (hier) Schutzgeld
- Landgraf (1750): https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_VIII._(Hessen-Darmstadt) 
- Landgraf (1840): https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_(Hessen-Homburg)  
- Schma Israel: https://de.wikipedia.org/wiki/Schma_Jisrael
- Emanzipation: https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdische_Emanzipation         

   
Gemeindebeschreibung (April / Juni 1937)  

Bad Homburg GblIsrGF April1937 28.jpg (187469 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom April 1937 S. 28-29: "Bad Homburg v. d. H.
das heißt eigentlich Homburg vor dem Taunus, der bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts 'die Höhe' hieß. 18.000 Einwohner, 150 Juden. - Uralte Siedlungen, wahrscheinlich noch aus vorrömischer Zeit. Der Kern: Das alte Dorf Dietigheim; die 'Hoemburg' dagegen erst in den letzten Jahren Barbarossas von den Eppsteiner Herren errichtet. Nach dem üblichen Wechsel der Besitzer wurde Homburg 1596 Residenz der Landgrafen von Hessen-Homburg. Friedrich II., als 'Prinz von Homburg' der Held des gleichnamigen Dramas, der bedeutendste Fürst des Ländchens, rief die Hugenotten, die Waldenser und – die Juden ins Land und begründete mit ihnen die Neustadt von Homburg. 1866 kam Homburg an Hessen-Darmstadt und im selben Jahr durch Tausch an Preußen. Der moderne Kurort erstand erst vor etwa 100 Jahren, nachdem schon 1824 der Bankier Louis Lippmann aus Dessau seine Einrichtung durch Fassung einiger Mineralquellen, Bau eines Gesellschaftshauses und Anlage eines Kurparks erfolglos versucht hatte. Neben den Quellen war die lange berühmte Spielbank der Hauptanziehungspunkt für die aus aller Herrn Länder herbei strömenden gekrönten und ungekrönten Gäste. Dostojewskis 'Spieler' 'spielt' hier in Roulettenburg. Kaiser Friedrich III. kam häufig, Wilhelm II. regelmäßig zur Kur. Eine englische, russische, eine französische Kirche wie der 'Siamesische Tempel' (Geschenk des Königs Chulalongkorn) sind Zeugen einer glänzenden Vergangenheit.- Heute ist die Umstellung auf das reine Heilbad, zum Teil auch mittels geldlicher Unterstützung durch Frankfurt, im Gang. - 1798-1800 vollendet hier Friedrich Hölderlin bei seinem Freunde Isaac Sinclair den unsterblichen 'Hyperion' und kämpft 1804 -1806 als Bibliothekar des Landgrafen den letzten erfolglosen Kampf gegen die Umnachtung seines großen reinen Geistes.
Die Judengemeinde hatte ihren Anteil an den Geschicken ihres Wohnortes. 1335 darf Gottfried von Eppstein 10 Judenfamilien in Homburg ansiedeln. Schon in den vierziger Jahren finden wir hier die Juden Moses und Gumprecht als Geschäftsleute und Geldverleiher. Von Judenverfolgungen hört man in Homburg so wenig wie in anderen eppsteinischen Landen. 1561 geschieht die außerordentliche Seltenheit, dass eine, allerdings getaufte, Jüdin namens Otilia, nach Aufsehen erregendem Prozess wegen Kindesmordes hingerichtet wird. 1622 wohnen in Stadt und Amt Homburg 20 jüdische Familien, deren Friedhof wahrscheinlich bei dem im 30jährigen Krieg zerstörten Niederstedten westlich von Homburg lag. Im 30jährigen Krieg geht die Zahl der Juden zurück bis auf 3 Familien im Jahre 1671. Bald hebt sie 
Bad Homburg GblIsrGF April1937 29.jpg (395372 Byte)sich wieder, da Friedrich II. 'mit dem silbernen Wein' nach den Hugenotten und Waldensern auch die Juden ins Land ruft. Er siedelt sie in einer neuen, an das alte Ghetto angrenzenden Judengasse an, aus der sich allmählich die heutige Wallstraße entwickelt. Die bisher in der Altstadt angesessenen Judenfamilien ziehen allmählich auch in die Neustadt: Lehmann, Kahn, Rotschild, Engel, Levy, Bär, die zum Teil noch heute hier wohnen. Die erneute Gemeinde erwirbt 1703 einen Friedhof westlich von Seulberg, obwohl der alte noch für lange Zeit ausreicht. Auch ihre alte Synagoge in einem der Häuschen des alten Ghettos wird weiter benutzt, bis 1731 der Bau einer neuen erlaubt wird. Diese stand hinter dem heutigen Hause Wallstraße 29. Anstelle dieses Vorderhauses lag der Vorplatz der Synagoge. Inzwischen hatte das Gemeindeleben wohl auch durch die Gründung einer jüdischen Druckerei Auftrieb erhalten, die 1710 - 1757 bestand. Unter den Gemeindemitgliedern befindet sich jetzt ein Moses Setzer. Einzelne Vereinigungen hatten die Zeit des Mitgliederschwundes überstanden; als älteste die heute noch bestehende Chewra Kadischa. Die 'Kippestub' in dem heute noch stehenden Haus Wallstraße 24 (noch in jüdischem Besitz) vereinigte die 'Maariw-Kippe' zum Lernen und zum alljährlichen Stiftungsfest am Erew Rausch Chaudesch Schwat (Vorabend zum 1. Schwat) an dem 'Fietzen', ein nicht mehr übliches Gebäck, gegessen wurden. Die Kippe lebt heute noch als 'Talmud-Thora-Verein. Quer vor die Judengasse war ein starkes Seil gespannt. Das wurde allerdings an Fest-Vorabenden angezündet, damit die Feiertage vom Gottesdienst Kommende an den glimmenden Enden ihre Zigarren oder Pfeifen anzünden konnten, ohne zu sündigen! - 1803 wird wie in ganz Hessen der Leibzoll abgeschafft, 1808 die Aufnahme jüdischer Kinder in die allgemeinen Schulen verfügt, 1848 die Gleichberechtigung der Juden ausgesprochen, 1853 die noch heute geltende Gemeindeverfassung verfügt. 1866 entsteht in der Elisabethenstraße, gegenüber der Wallstraße, die heutige Synagoge, deren Bau bezeichnenderweise auch von der Spielbank, der Staatskasse, der Stadt, den Kurfremden und dem Landgrafen finanziert wird, und die lebendiges Zeugnis ablegt von der Bedeutung und den Hoffnungen der damaligen Gemeinde. 1861 wird auch der Friedhof bei Seulberg geschlossen und von nun an der Friedhof am Glucksteinweg (in dessen Winkel mit der südlichen Hälfte des Götzmühlenwegs) benutzt. Um 1900 – 1914 hat die Gemeinde etwa 450 Seelen. Es ist ihre Blütezeit. Ihr gehörten damals Männer an, deren Bedeutung erst eine spätere Zeit erkannte: Chaim Nachman Bialik, Samuel Joseph Czaczkes ('Agnon'), Saul Tschernichowski wohnten zeitweise hier. Georg Speyer, der Frankfurter Mäzen, ist auch Homburg ein Freund gewesen. Nach ihm ist eine Straße heute benannt. Noch während des Krieges stiftet der Frankfurter Sanitätsrat Dr. Kaufmann das Samariter-Denkmal, dessen Schöpfer sein Neffe, der Bildhauer Hugo Kaufmann ist. - 1924 hat die Gemeinde noch 400 Seelen, heute weniger als 60 Familien und nur 8 schulpflichtige Kinder. Das selbständige Rabbinat Homburg, das weniger als 100 Jahre bestand, hat 1934 mit dem Tode von Rabbiner Dr. Wreschner wohl endgültig aufgehört. Lehrer und Kantor der Gemeinde ist seit 1898 Moses Herz, nun schon 2 Generationen Erzieher und Berater. Vorsteher ist der Bankier i. R. Louis Rothschild.
Sehenswert: Die Synagoge, ein stattlicher viertürmiger Bau, auch innen sehr hoch, sehr hell und von harmonischen Maßen. Gedenktafel für 8 Kriegsgefallene. Memorbuch, dessen erstes Datum 1790 ist, das aber, wohl in Folge falschen Einbindens, erst nachher Daten zeigt, die weit ins 17. Jahrhundert zurückgehen; die ohne Zweifel ältesten Texte tragen überhaupt kein Datum. Torarollen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Entstehungszeit noch älterer ist leider nicht festzustellen. Zum Teil sehr alter Silberschmuck. Im Betsaal des Gemeindehauses hinter der Synagoge wochentags Gottesdienst an Tagen mit Toravorlesungen. An der Erhaltung dieser Gottesdienste hat die Ortsgruppe des 'Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten 'entscheidenden Anteil. Ein 'Misrach', ähnlich einem Toraschreinvorhang, zeigt eine goldbestickte Menora, deren Fuß die Worte trägt: Schemen sajis soch (lauteres Olivenöl), (II. Mos. K 27,20). Es ist eine Erinnerung an 1866: Homburg war von den Österreichern besetzt. Freitagabend sitzt eine jüdische Familie im Erdgeschoss eines Hauses in der Wallstraße vor der Sabbatlampe. Ein österreichischer Offizier blickt durchs Fenster. Man erschrickt. Da sagt er laut: 'Schemen sajis soch' und geht weiter – man atmet auf. Ein Greis, der dieses Erlebnis als kleines Kind hatte, hat es in dem von ihm gestifteten Misrach verewigt. - Neu und wohl einzigartig ist ein schön gearbeitetes Toraschild mit den Symbolen der vier ausgezeichneten Sabbaten vor Pessach.- Der Friedhof an der Glucksteinstraße ist wohlgepflegt. - Der alte Friedhof kaum 10 Minuten südwärts von Bahnhof Seulberg, auf sehr schönem Weg in 45 Minuten zu erreichen. An ihm hatten alle umliegenden Gemeinden, selbst Oberursel, Anteil. - Im Kurpark an der Kisselerstraße das Samariter-Denkmal (s.o.), zur Erinnerung an die im Weltkrieg gefallenen Sanitätssoldaten. - Jüdische Unterkünfte, streng rituell: Hotel Braunschweig, Inhaber Schwarz, Luisenstraße 72, Pension und Sanatorium Dr. Rosenthal, Kaiser-Friedrich-Promenade 49-51; Taunus-Sanatorium, im Stadtteil Gonzenheim, Terrassenstraße.
   
Bad Homburg GblIsrGF Juni1937 20.jpg (68700 Byte)Schluss des Artikels im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom Juni 1937 S. 20: "(Fortsetzung). Zahlreiche Sehenswürdigkeiten von allgemeiner Bedeutung. Der Kurpark, von Lenné geschaffen, dem Schöpfer des Berliner Tiergartens und dem Schloss von Sanssouci. Das Kurhaus mit seinem berühmten Theaterraum und den berüchtigten Spielsälen, in denen seit 1872 nicht mehr gespielt werden darf. Das Schloss, seit seinem letzten Umbau 1825 wohl 300 Zimmer enthaltend, mit dem 50 m hohen Bergfried der einstigen Hoheburg. Das Waisenhaus, in dem vorübergehend auch die kürzlich erwähnte jüdische Druckerei betrieben wurde, die Stadtbibliothek, die Engel-Apotheke, dahinter das evangelische Pfarrhaus aus dem Jahre 1600, das Gasthaus Stadt Kassel, Reste der alten Stadtbefestigung, der Hexenturm und zahlreiche Privathäuser und Kirchen sind gleichfalls sehenswert. Berühmt sind die Fresken der Erlöserkirche. Unter den zahlreichen Brunnen ist der Elisabethenbrunnen der wichtigste."
Anmerkungen: - Barbarossa: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(HRR)  
- Eppsteiner Herren: https://de.wikipedia.org/wiki/Eppstein_(Adelsgeschlecht) 
- Dietigheim: https://www.bad-homburg.de/de/leben/ueber-unsere-stadt/stadtgeschichte   
- Friedrich II: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._(Hessen-Homburg) 
- 'Prinz von Homburg': https://de.wikipedia.org/wiki/Prinz_Friedrich_von_Homburg_oder_die_Schlacht_bei_Fehrbellin
- Hugenotten: https://de.wikipedia.org/wiki/Hugenotten
- Waldenser: https://de.wikipedia.org/wiki/Waldenser
- Chulalongkorn: https://de.wikipedia.org/wiki/Chulalongkorn
- Spielbank: https://de.wikipedia.org/wiki/Spielbank_Bad_Homburg
- Dostojewski: https://de.wikipedia.org/wiki/Fjodor_Dostojewski
- 'Der Spieler': https://de.wikipedia.org/wiki/Fjodor_Dostojewski
- Friedrich III.: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_III._(Deutsches_Reich) 
- Wilhelm II.: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_II._(Deutsches_Reich)  
- Friedrich Hölderlin: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Hölderlin 
- 'Hyperion': https://de.wikipedia.org/wiki/Hyperion_(Hölderlin   )
- Landgraf (1806): https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_(Hessen-Homburg) 
- Chewra Kadischa: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
- Kippe: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
- Schwat: https://de.wikipedia.org/wiki/Schevat
- Chaim Nachman Bialik: https://de.wikipedia.org/wiki/Chaim_Nachman_Bialik
- Samuel Joseph Czaczkes: https://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Agnon
- Saul Tschernichowski: https://de.wikipedia.org/wiki/Saul_Tschernichowski
- Georg Speyer: https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Speyer und https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1279
- Hugo Kaufmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Kaufmann
- Rabbiner Dr. Wreschner: vgl. Bericht zum Tod von Rabbiner Dr. Wreschner (1935)  
- Moses Herz: vgl. Bericht zum 40-jährigen Amtsjubiläum von Kantor und Lehrer Moses Herz (1938) 
- Louis Rothschild: https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de955684 
- Memorbuch: https://de.wikipedia.org/wiki/Memorbuch
- Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsbund_j%C3%BCdischer_Frontsoldaten
- Misrach: https://de.wikipedia.org/wiki/Misrach
- Menora: https://de.wikipedia.org/wiki/Menora
- 'Lauteres Olivenöl': Spielt auf Mose an, der für die Leuchter des Heiligtums in der Wüste reines Olivenöl beschaffen musste
- Sabbatlampe: https://de.wikipedia.org/wiki/Sabbatampel
- Toraschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Toraschild
- Pessach: https://de.wikipedia.org/wiki/Pessach
- Streng rituell: https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdische_Speisegesetze
- Hotel Braunschweig: vgl. Bericht zur Eröffnung der Restauration von Kantor Braunschweig (1865) und zur Wiedereröffnung des Hotels Braunschweiz (1930)
- Sanatorium Dr. Rosenthal: vgl. Bericht zum 70. Geburtstag von Sanitätsrat Dr. Erich Rosenthal (1936) und Anzeigen des Kurheims Dr. Rosenthal (1931 / 1937)
- Kurpark: https://de.wikipedia.org/wiki/Kurpark_Bad_Homburg 
- Lenné: https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Joseph_Lenn%C3%A9
- Tiergarten: https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Tiergarten
- Sanssouci: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Sanssouci
- Kurhaus: https://www.kurhaus-bad-homburg.de/
- Hoheburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Burgruine_Hohenburg_(Homburg) 
- Waisenhaus: https://www.bad-homburg.de/de/erleben/entdecken/denkmaeler/waisenhausplatz~a0QYKd9eAPM
- Stadtbibliothek: https://www.architektur-bildarchiv.de/image/Stadtbibliothek-Bad-Homburg-39685.html
- Engel-Apotheke: https://www.bad-homburg.de/de/erleben/entdecken/altstadt/engel-apotheke
- Stadtbefestigung: https://www.bad-homburg.de/de/erleben/entdecken/altstadt/stumpfer-turm
- Hexenturm: https://www.architektur-bildarchiv.de/image/Hexenturm-und-Br%C3%BCckenw%C3%A4rterhaus-Bad-Homburg-39598.html
- Erlöserkirche: https://de.wikipedia.org/wiki/Erl%C3%B6serkirche_(Bad_Homburg)  
- Elisabethenbrunnen: https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabethenbrunnen 
   

      

      

      

      

 

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Stand: 30. Juni 2020