Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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bulletAllgemeine Berichte zum jüdischen Leben in der Kurstadt zwischen 1860 und 1938         
bulletZur Geschichte der Kultusbeamten - aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben - zu einzelnen Personen der Gemeinde und Kurgästen   
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Die Texte zu diesen Seiten sind teilweise noch nicht ausgeschrieben - zum Lesen bitte die Abbildung des Textes anklicken.   
  

Bad Kissingen (Kreisstadt)
Texte/Berichte über jüdische Einrichtungen:
Die israelitische Kinderheilstätte und das Israelitische Kurhospiz

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Bad Kissingen wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.    

  
Übersicht:  

bullet Plan zur Gründung eines Spitals in Bad Kissingen  
Bericht eines Komitees zur Gründung eines Spitals in Bad Kissingen (1868)  
bullet Berichte über die Israelitische Kinderheilstätte  
A
nsichtskarte Israelitische Kinderheilanstalt (1908) 
V
orgedruckte Postkarte an die israelitische Kinderheilstätte in Bad Kissingen (nach 1900)   
Aufruf zum Bau einer Israelitischen Kinderheilstätte (1899)  
Auf dem Weg zur Eröffnung einer Kinderheilstätte (1901) 
N
eue Mitglieder im Komitee zur Begründung einer israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen (1901)      
-  Stand der Planungen für den Bau der Kinderheilstätte (1902)   
Grundsteinlegung für die Israelitische Kinderheilstätte (1904)  
-  Wohltätigkeitsbasar zugunsten der Kinderheilstätte (1904)  
-  Einweihung der Israelitischen Kinderheilstätte (1905)   
Besuch der Kinderheilstätte durch Minister Freiherr von Brettreich (1908)     
Bericht aus der Israelitischen Kinderheilstätte (1909)   
Mitteilung aus der Israelitischen Kinderheilstätte (1910)    
Bericht aus der Israelitischen Kinderheilstätte (1911)  
-  Jahresbericht des Vereins der Israelitischen Kinderheilstätte (1911)    
-  Spende an die Israelitische Kinderheilstätte durch Baronin von Rothschild (1911)    
Die Israelitische Kinderheilstätte wird als Reservespital der Militärbehörde zur Verfügung gestellt (1914)   
Jahresbericht der Israelitischen Kinderheilstätte (1918)     
Mitteilung aus der Israelitischen Kinderheilstätte (1918)   
Hinweise zur Aufnahme in die Kinderheilstätte (1925)     
25-jähriges Bestehen des Vereins der Kinderheilstätte (1926)   
Bericht über die Israelitische Kinderheilstätte (1926)    
Zum Tod des Wohltäters und Förderers der Israelitischen Kinderheilstätte Adolf Schwarz (1927)   
Bekanntmachung zur Aufnahme in die Israelitische Kinderheilstätte (1929)  
Generalversammlung des Vereins Israelitische Kinderheilstätte (1929)    
Bekanntmachungen zur Aufnahme in die Israelitische Kinderheilstätte und das Kurhospiz (1930)    
Generalversammlung des Vereins Israelitische Kinderheilstätte (1931)   
Generalversammlung des Vereins Israelitische Kinderheilstätte (1935)  
bullet Berichte über das Israelitische Kurhospiz  
-  Mitteilung des Vereins "Kurhospiz für arme Israeliten" (1910)  
Jahresbericht 1910 des Vereins "Kurhospiz für arme Israeliten Bad Kissingen" (1911)    
-  Der Verein "Israelitisches Kurhospiz" konnte einen Bauplatz erwerben (1912)
-  Jahresbericht des Vereins "Israelitisches Kurhospiz" (1912) 
Jahresbericht des Vereins "Israelitisches Kurhospiz" (1914)     
-  Bericht von Rabbiner Dr. Bamberger zur Errichtung eines Kurhospizes in Bad Kissingen bei der 3. Tagung des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden in Würzburg (März 1925) 
-  Eröffnung des Israelitischen Kurhospizes" (1926)  
Der Verein Israelitisches Kurhospiz eröffnet ein eigenes Heim (1926/27)    
-  Über das "Israelitische Kurhospiz" (1926)  
-  Geschichte und Eröffnung des "Israelitischen Kurhospizes" (1927)    
-  Einweihungsfeier des Israelitischen Kurhospizes (1927)   
-  Bekanntmachung zur Aufnahme in das Kurhospiz (1929)   
-  Jahresbericht des Vereins "Israelitisches Kurhospiz" (1929)   
-  Jahresbericht des Vereins "Israelitisches Kurhospiz" (1930)   
-  Über das Israelitische Kurhospiz (1932)  
S
itzung des Kuratoriums des Kurhospizes (1934)     

     
     
Plan zur Gründung eines Spitals in Bad Kissingen
  
Bericht eines Komitees zur Gründung eines Spitals in Bad Kissingen (1868)   

Bad Kissingen Israelit 25111868.jpg (98814 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1868: 
"Bericht des provisorischen Comité für Gründung eines jüdischen Spitalfonds zu Kissingen.  
Das unterfertigte Comité beehrt sich hiermit - unter Bezugnahme auf den im Mai dieses Jahres erlassenen Aufruf - den folgenden Bericht zu veröffentlichen:  
Die Sammlungen während der verflossenen Kursaison lieferten ein ziemlich befriedigendes Resultat. Überdies wurden von vielen Seiten bedeutende Beiträge in Aussicht gestellt, sobald die Realisierung unseres Projektes gesichert. Ebenso sind auch von hiesigen Israeliten Beiträge zugesagt und mit Gewissheit zu erwarten. 
Die Einnahmen betragen im Ganzen  583 fl. 26 Kr.  
Ausgaben für Einrichtung und Betrieb  75 fl., 33 Kr.  Bleibt Aktivrest  507 fl., 63 Kr.   
wovon 500 fk. bei der Königlichen Bank zu Schweinfurt als ein zu 3 % verzinsliches Kapital angelegt wurden. 
Hinsichtlich ihrer Größe rangieren sich die einzelnen Beiträge in folgender Weise. Ein Beitrag unter 1 fl., 82 Beiträge von 1 fl. und darüber, 39 Beiträge von 5 fl. und darüber, 14 Beiträge von 10 fl. und darüber,  2 Beiträge von 20 fl. und darüber. 
Mit gebührendem Danke für die bisherige Beteiligung und der angelegentlichsten Bitte, um weitere Förderung des menschenfreundlichen Werkes, zeichnet  Hochachtungsvoll Kissingen, im Oktober 1868.  
Das provisorische Comité

Moses Löb Bamberger, Distrikts-Rabbiner. Samuel Ehrlich. Joseph Goldstein. Moses Morck, als Kassier. Simon Rosenau, als Kontrolleur."      

   
   
Berichte über die Israelitische Kinderheilstätte
     

 Ansichtskarte
Israelitische Kinderheilanstalt (1908)
 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries)  
       
  
   Die Karte wurde versandt von Tamoszow in Polen an Herrn Charles Lechangeur in Fervaques / Calvados
in Frankreich am 14. August 1908  
     
Vorgedruckte Postkarte an die 
israelitische Kinderheilstätte in 
Bad Kissingen (nach 1900) 
 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
 Kirchheim/Ries) 
Bad Kissingen Dok 140701.jpg (122405 Byte) Bad Kissingen Dok 140701a.jpg (96599 Byte)

Es handelt sich um eine vorgedruckte Postkarte, vorgesehen zur Verteilung an eventuelle Spender und Gönner der israelitischen Kinderheilstätte, eventuell auch beigefügt den Einladungen zu den immer wieder stattfindenden Generalversammlungen oder anderen Schreiben. Die Karte wurde 1900 oder wenig später gedruckt (siehe die offene Datumsangabe).   

    
Aufruf zum Bau einer Israelitischen Kinderheilstätte (August/September 1899) 
Anmerkung: Teil I der "Plaudereien aus der Sommerfrische" wurde aus Norderney geschrieben. Der Verfasser des Beitrages zu Bad Kissingen war Dr. Philipp (Pinchas, Pinkus) Münz. Er hatte seinen festen Wohnsitz in Nürnberg, war aber zugleich als Kurarzt in Bad Kissingen tätig (Angaben von der Großnichte Judit Brom geb. Münz und von Meir Brom in Jerusalem am 29.12.2011; vgl. weitere Angaben nach dem Artikel).     

Bad Kissingen Israelit 04091899.jpg (360871 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1899:  "Plaudereien aus der Sommerfrische. Badegedanken und Anregungen. II. Kissingen, 31. August (1899). In einem Bade wie Kissingen, wo Tausende und abermals Tausende von Fremden aus allen Weltteilen zusammenströmen, ist zur Zeit der Hochsaison, wenn der Menschenzufluss am stärksten, dem Beobachter reichlich Gelegenheit geboten, an 'Land und Leuten' die interessanten Betrachtungen anzustellen. Auf der Kurpromenade, dort, wo der Strom der Menschenmassen während der Kurzeit sich mächtig staut und das Bild von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde wechselt, ist das bequemst 'Rekognoszierungsterrain.' Es ist früh Morgens, ein schöner, herrlicher Morgen, Ich sitze auf einer der Promenadenbänke und lasse das bundschäckige, vielbewegte Bild der wogenden Menge, welche bei den Klängen der Musik auf- und abwandelt, an mir vorzuziehen. Unwillkürlich wird der Geist von den sich darbietenden Erscheinungen gefangen gehalten und zu Betrachtungen angeregt. Drei Gestalten, wir wohl bekannt, gewissermaßen die Typen der Kissinger Badebesucher darstellend, erregen mein besonderes Interesse. Dort wankt langsamen Schrittes, ein Glas Rakoczy in wohlberechneten Zügen schlürfend, ein in mittleren Jahren stehender Kurgast daher; er ist sehr reich; doch was nützt es ihm,? - schwere Krankheit ist von seinem Gesichte schon abzulesen. Doch seht! Nicht weit von diesem stolziert mit wohlvergnügtem Schmunzeln, in der Hand einen Blumenstrauß, der seiner Bestimmung eben entgegengeführt wird, ein gesunder, blühend aussehender Mann. Er weilt zu seinem und zum Vergnügen anderer in Kissingen, er ist zur 'Kur' da. Und dort in jenem Winkel steht still bescheiden ein Männchen, dem man an der Kleidung die Armut, an der Haltung die Krankheit ansieht, der zu jenen doppelt Armen gehört, die krank am Herzen und krank am Beutel sind. Dass er in Kissingen weilen kann, verdankt er nur der Milde edler Menschen. So wechseln die Eindrücke und Bilder; man glaubt, durch ein Kaleidoskop zu schauen. Wie grundverschieden sind doch die Gefühle, welche durch diese Eindrücke in der Brust der einzelnen Menschen erweckt werden. Der Eine sieht's und amüsiert sich dabei, der Andere bleibt kalt und gleichgültig, der Dritte wird tief ergriffen, und zu Reflexionen angeregt, zu Betrachtungen über die Erscheinungen, un den Endzweck des menschlichen Lebens. Was wir hier auf der Kurpromenade sehen, ist eine Welt im Kleinen, denn auch draußen, da draußen in der weiten, großen Welt geht es ebenso zu. Hier Fröhlichkeit und dort Trauer, hier Reichtum und dort Armut, hier Gesundheit und dort Siechtum. Immer derselbe krasse Gegensatz in der Verteilung irdischer Glückskinder, die doch schließlich alle aus Gottes Hand stammen. Da fragen wir uns doch: Warum hat Gott den Einen so reich begnadigt und dem Anderen alles versagt? Warum ist das Füllhorn der Gnade auf den Einen mit vollen Händen gestreut? - was er beginnt, ist vom Glücke begleitet, und warum weichen von der Schwelle des Anderen nicht Not und Elend? - was dieser unternimmt, darauf ruht gewissermaßen 'ein böser Stern'. Warum? Da Alles auf Erden, weil von Gott kommend, einen Zweck zu erfüllen hat, welchem Zwecke dient eigentlich all' das Ungemacht, von dem die Menschen, und gar oft nicht die schlechtesten, heimgesucht werden? Diese Reflexionen stürmten auf mich mit geradezu elementarer Gewalt sein, als ich letzthin die in Kissingen bestehende Heilanstalt für skrophulöse Kinder besuchte. 
Auf der Hälfte des Weges zur Saline - dort oben an der Landstraße - steht ein schönes Bau, dessen Äußeres schon eine andere Bestimmung als die eines Privathauses verrät. Es ist dies die Kinderheilstätte, welche, im Jahre 1887 mit einem nicht allzu großen Kostenaufwande erbaut und durch die Milde edler Menschen sich immer mehr und mehr entfaltend, jetzt etwa 150 Kindern während des Sommers Aufnahme gewahrt. Unter diesen rekrutiert sich nur ein verschwindend kleiner Bruchteil aus jüdischen Kreisen. Die Statistik zeigt, dass auf mehr als 100 christliche Kinder, welche in der Anstalt weilen, kaum ein jüdisches entfällt, ein Verhältnis, das bei der großen Anzahl von skrophulösen Kindern gerade unter der ärmeren jüdischen Bevölkerung auffallen muss. Die Gründe hierfür liegen aber in dem ganzen Charakter der Anstalt, die unter evangelischer Leitung steht. In erster Linie scheuen sich die jüdischen Eltern, die noch irgendwie religiös denken, ihre Kinder einer Anstalt anzuvertrauen, in welcher die Verpflegung eine unrituelle ist. Augenblicklich weilen in der Anstalt 45 Kinder, unter ihnen kein jüdisches. Wir treten in das Innere der Anstalt ein und besichtigen, von der Oberin des Hauses geleitet, die einzelnen Räume. Überall entdeckt man             
Bad Kissingen Israelit 04091899b.jpg (321568 Byte)die Spuren wohltätigen Sinnes und große Fürsorge; es ist alles recht praktisch und komfortabel eingerichtet, viel neu hinzugebaut und verbessert. Unser meistes Interesse erregen die beiden großen Schlafsäle, welche je achtzehn Bettchen enthalten, manche von ihnen mit einer Votivtafel versehen, die den Namen des edlen Spenders rühmend erwähnt; freilich entspricht dieses System nicht ganz den Ansprüchen der Hygiene; es erscheint nicht tunlich, eine so große Anzahl kranker Kinder in einem Raum zusammenzulagern. Es macht einen eigenartigen Eindruck, diese vielen kleinen Bettchen, eines neben dem anderen, stehen zu sehen; man glaubt sich in das Reich der Zwerge versetzt. In Wirklichkeit aber sind diese Bettchen für arme, kranke Menschenkinder bestimmt, für Kinder, die den Keim schwerer Erkrankung oft in sich tragend, gleich den Blumen des Feldes in zartem Alter verwelken. Wenn man all' den Jammer und all' das Elend so vieler kranker Kinder zusammen an einem Platze sieht, dann lehrt mit den alten Eindrücken auch die alte Frage wieder; Warum ist diesen armen Kindern, welche den Unterschied des Guten und Bösen nicht kennen, jede Lebensfreude versagt? Da alles auf Erden, wie erwähnt, einen Zweck zu erfüllen hat, da nichts zwecklos ist, welchem Zwecke kann das Leid kranker, unschuldiger Kinder dienen? Vielleicht dass diese Kinder mit ihrem Elend die Bestimmung haben, jene höchste und vorzüglichste Eigenschaft des Menschen, welche Gott in seine Brust gesenkt und die ihn erst zum Menschen, zum Ebenbilde Gottes erhebt, das Mitleidsgefühl und das Erbarmen zu erhalten und neu zu beleben. Wenn den Menschen nichts mehr auf Erden mitleidig stimmt, wenn sein Sinn noch so sehr verstockt und gefühllos ist, das Weh kranker Kinder wird sicherlich sein Herz bewegen und einen sanften Strahl des Mitleids in dasselbe lenken. Wo in aller Welt gibt es einen Juden zumal, der nicht Mitleid empfindet und werktätige Liebe übt, wenn das Stöhnen unschuldiger, kranker Kinder an sein Ohr dringt?  
Wohlan, Ihr reichen, Ihr edlen Wohltäter des Judentums! Es dringt dieses Stöhnen an Euer Ohr! Viele kranke Kinder flehen Euch an mit tränenden Augen, sie flehen: 'Erbauet uns eine jüdische Kinderheilstätte in Kissingen, damit wir daselbst Linderung und Heilung unserer Leiden finden! Sollen wir, weil wir arm sind, dahinsiechen in kindlichem Alter? Helfet eine Heilanstalt erbauen, die uns in unserer Krankheit Aufnahme gewährt!' Dieser Appell wird sich gewiss nicht vergebens an die nie versiegende Mildtätigkeit jüdischer Kreis, welcher Parteirichtung sie auch angehören, richten. Gibt es denn ein größeres Verdienst, als diesen armen, kranken Kindern zu helfen, als sie durch passende Behandlung dem Leben und den bekümmerten Eltern wiederzugeben?   
Die Errichtung einer jüdischen Kinderheilstätte in Kissingen - diese soll Kindern aus allen Landesteilen in gleicher Weise zu Gute kommen - es ist nicht nur wünschenswert, sondern geradezu ein Erfordernis. In ganz Bayern, ja in ganz Süddeutschland existiert keine solche Wohlfahrtseinrichtung. Wie wohltuend und segensreich solche Anstalten wirken, geht am besten aus den erzielten Heilerfolgen hervor, dass überall dort, wo gesonderte israelitische Kinderheilstätten, wie z.B. in Königsdorf bei Gleiwitz bestehen, diese sich eines lebhaften Zuspruches seitens jüdischer Kinder erfreuen und von Jahr zu Jahr sich immer mehr entfalten. Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass unter den ärmeren jüdischen Schichten der Bevölkerung sich zahlreiche kranke Kinder befinden, die an Skrophulose, Rachitis, sowie anderen Stoffwechselkrankheiten leiden. Ein mehrwöchentlicher Aufenthalt in einer passenden Anstalt ist dazu angetan, den Kindern gar oft Lebensfrische und Gesundheit zu schenken. Welcher Platz ist zur Heilung dieser Leid geeigneter als Kissingen mit seiner schönen, gesunden Lage und seinen heilkräftigen Quellen! Edle Wohltäter stiften darum eins der besten und humansten Werke, wenn sie durch Tat und Beistand die Begründung einer jüdischen Kinderheilanstalt in Kissingen fördern. Ein Comité ist in Bildung begriffen. Es kommt jetzt vor allem darauf an, einen größeren Geldfonds zu erlangen, bevor weitere Dispositionen getroffen werden können.  
Mitteilungen bittet man zu richten an die Herren A. Grünbaum, Fabrikstraße, Bankier Martin Hirschmann, beide in Nürnberg, an die löbliche Redaktion des Israelit in Mainz oder an untenstehende Adresse.  
Und nun  zur Tat! Möge ein Jeder nach Maßgabe seines Vermögens und seines Edelmutes zur Vollendung dieses gro0ßen gemeinnützigen Werkes beisteuern, dieses Monumentes, dauerndes als Erz! Gottes reicher Lohn und der Segen aus Kindermund ist sein Teil. Mögen diese Zeilen das Samenkorn sein, das von dem sanften Hauch jüdischer Milde gereift, die edelsten Saaten erzeugt!  Dr. med. Münz - Nürnberg."     
 
Bad Kissingen Dok 1208.jpg (205529 Byte)Links: Umschlag eines Briefes an Dr. P. Münz in Bad Kissingen (aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries; nachstehende Bemerkungen gleichfalls von Peter Karl Müller): Der Brief wurde von Fürth am 18. Mai 1911 nach Bad Kissingen geschickt. Der Empfänger war Dr. P. Münz. 
Sanitätsrat Dr. med. Philipp (Pinchas, Pinkus) Münz hatte seinen festen Wohnsitz in Nürnberg, Hochstraße 22. Auch in der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg spielte er eine Rolle. 1899 hielt er einen Vortrag in der dortigen Gemeindebibliothek (vgl. Leibl Rosenberg: Spuren und Fragmente, Jüdische Bücher, Jüdische Schicksale in Nürnberg. S. 133-135: Die Familie Münz. Dr. Münz war Wegbereiter und Wegbegleiter der Israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen. Bereits 1899 warb er mit großem Engagement für die Schaffung einer jüdischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen. 1905 wurde er bei der Einweihung der Israelitischen Kinderheilstätte vom Festredner Wilhelm Ottensooser, Nürnberg als der eigentliche Vater der Kinderheilstätte bezeichnet. Im Zeitungsartikel zum 25-jährigen Bestehen der Kinderheilanstalt 1926 findet sich der Hinweis auf seine seit dem Bestehen der Anstalt bis zum 25 Jahre späteren Zeitpunkt aktive Mitarbeit als leitender Arzt der Kinderheilanstalt im Nebendienst. Noch 1930 legt er nach dem Artikel im "Israelit" vom 10. April 1931 als 1. Vorsitzender des Vereins "Israelitische Kinderheilstätte" den Jahresbericht des vergangenen Jahres 1930 vor. Das über 30 Jahre fortwährende Engagement für die Israelitische Kinderheilanstalt in Bad Kissingen war für Dr. Münz ein zentraler Bereich seines Schaffens und seines Lebenswerkes.
Dr. Münz wurde am 13. Januar 1943, 4 Tage nach seinem 79. Geburtstag von Berlin nach Theresienstadt deportiert zusammen mit seinem Sohn Dr. Alfred Münz (geb. 1897 in Nürnberg, war gleichfalls Arzt von Beruf). Dr. Philipp Münz ist am 15. August 1944 im Ghetto Theresienstadt umgekommen. Sein Sohn Alfred wurde am 29. September von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und ermordet. Ein Enkel von Dr. Münz, Alfreds Sohn Heinrich Münz konnte in die USA emigrieren, arbeitete dort als Zahnarzt und schrieb u.a. ein Buch über Magenkrankheiten. 

   
Auf dem Weg zur Eröffnung einer Kinderheilstätte in Bad Kissingen (1901)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1901: "Kissingen, im Mai (1901). Zu den segensreichsten Wohlfahrtseinrichtungen, welche die moderne Zeit innerhalb des Judentums geschaffen hat, gehören sicherlich die israelitischen Kinderheilstätten, welche siechen Kindern - den armen unentgeltlich, den bemittelten gegen mäßige Bezahlung - ihre Pforten öffnen.  
Dass die bereist bestehenden derartigen Anstalten einem fühlbaren Bedürfnisse entsprechen, ist durch die Tatsachen bewiesen. Die Zahl der Bittsteller wächst von Jahr zu Jahr und ist oft so groß, dass allen Aufnahmegesuchen gar nicht entsprochen werden kann. Es werden bisher jährlich etwa 500 Kinder in den jüdischen Kinderheilstätten verpflegt und behandelt. Da mit den erschwerten Erwerbsverhältnissen und den verschlechterten Lebensbedingungen die Zahl dieser Kinder stetig zunimmt, ist es mit doppelter Freude zu begrüßen, wenn die bereits bestehenden Anstalten durch die Begründung einer neuen Kinderheilstätte entlastet werden. Eine solche neue Anstalt wird auf seine seinerzeit gegebene Anregung des Herrn Dr. med. Münz in Nürnberg in dem durch seine schöne Lage und seine vorzüglichen Quellen gleich ausgezeichneten Bade Kissingen mit Gottes Hilfe ins Leben gerufen. Die Kinderheilstätte in Kissingen ist bestimmt zur Aufnahme von kranken, schwächlichen oder sonst in der Entwicklung zurückgebliebenen Kindern beiderlei Geschlechts im Alter von 4-16 Jahren.   
Das edle, humanitäre Werk rückt, Dank des einmütigen Zusammenwirkens der Kreise aus allen religiösen Parteirichtungen, seiner Vollendung näher. Es sind bereits größere einmalige Beiträge, worunter allein die hochherzige Spende von 10.000 Mark seitens des als Wohltäter bekannten Herrn S. Bergmann - Fürth und seiner edlen Frau Gemahlin, dem Unternehmen zugewandt worden. Dadurch war man in die Lage versetzt, einen geeigneten Bauplatz für die Kinderheilstätte in Kissingen käuflich zu erwerben. Es fehlen freilich noch bedeutende Summen, um nur den Bau, ein kleines Wahrzeichen jüdischen Wohltätigkeitssinnes, in Angriff zu nehmen. Das Komitee, welches sich aus angesehenen Männern aller Landesteile zusammensetzt und die Begründung der israelitischen Kinderheilstätte in Kissingen anstrebt, wendet sich darum an den oft bewährten jüdischen Wohltätigkeitssinn edler Menschenfreunde mit der Bitte, das hochherzige Werk durch Gewährung eines einmaligen Beitrags zu unterstützen und mitbegründen zu helfen. Eine jede Zuwendung stiftet reichen Segen und darf des wärmsten Dankes sich sein; auf jeder Gab ruht der Segen aus Kindermund, ruht der Segen Gottes.  
Die gute Sache spricht für sich selbst und auch wirr wünschen ihr viele Freunde und Gönner. Beiträge bittet man zu richtigen an die Adresse des Herrn Bankier Wilhelm Ottensooser - Nürnberg, oder an Herrn Bankier A. Löwenthal - Kissingen, sonstige Anfragen und Mitteilungen an Herrn Dr. med. Münz in Nürnberg.   B."    

   
Neue Mitglieder im Komitee zur Begründung einer israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen (1901)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1901: "Nürnberg, 29. Oktober (1901). Dem Komitee zur Begründung einer israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen sind ferner beigetreten die Herren: prakt. Arzt Dr. H. Auerbacher, Köln am Rhein, Geheimer Sanitätsrat Dr. J. Boas, Berlin,  praktischer Arzt Dr. med. Danheißer, Landau, Bezirksrabbiner Dr. Einstein, Landau, Redakteur Dr. H. Hildesheimer, Berlin, Bezirksrabbiner Dr. Landsberg, Kaiserslautern, Bezirksrabbiner Dr. Löwenstein, Mosbach, Baden, Rechtsanwalt Dr. G. Kaufmann, Mannheim, Kirchenrat Dr. Kroner, Stuttgart, Bezirksrabbiner Dr. Mayer, Zweibrücken, Gustav Rosenthal, Mellrichstadt, Samuel Strauß, Karlsruhe, Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. Senator, Berlin, Moses Stern, Erlangen, Nathan Ullmann, Kempen, Hermann Lehmann, Frankfurt a.M."       

   
Stand der Planungen für den Bau der Kinderheilstätte (1902)  

Bad Kissingen Israelit 04081902.jpg (137787 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1902: "Bad Kissingen, 30. Juli (1902). Der 'Israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen', welche armen und siechen Kindern aus Familien aller Landesteile und aller religiösen Parteirichtungen ihre gastlichen Pforten öffnen soll, ist Dank des Wohlwollens des hohen königlichen Ministeriums die durch Herrn Badpächter Hessing gütigst bewilligte Anlage einer eigenen Soleleitung in die neue Anstalt zugestanden worden. Die 'Israelitische Kindheilstätte' hierselbst ist demnach die einzige, derartige israelitische Anstalt in Deutschland, welche die großen Vorteile einer eigenen Solezufuhr besitzt. Ebenso ist nunmehr, nachdem die sich entgegenstellenden Schwierigkeiten beseitigt wurden, die Genehmigung der Baupläne seitens des königlichen Bezirksamtes Kissingen erfolgt. Ein geeigneter Bauplatz an der Salinenstraße, halbwegs zur Saline, ist bereits käuflich erworben worden. Die Errichtung der Anstalt soll aber, wie verlautet, erst dann in Angriff genommen werden, wenn der für den Bau und die innere Ausstattung des Instituts bestimmte Betrag vorhanden ist. Es stehen dem Verein der israelitischen Kinderheilstätte etwa 55.000 Mark bisher zur Verfügung; man hofft aber, den Rest in kurzer Zeit durch den Wohltätigkeitssinn edler Menschenfreunde aufzubringen, um das gute, gemeinnützige Werk sobald als möglich vollenden zu können. Möge darum die Zahl der großmütigen Freunde und Gönner der segensreichen Anstalt sich mehren! Zur Empfangnahme von Beiträgen sind bereit die Herren Bankier A. Löwenthal jun. in Bad Kissingen, Bankier Wilhelm Ottensoser in Nürnberg, sowie alle anderen Mitglieder des Komitees, dem Männer aus ganz Deutschland angehören: alle sonstigen Mitteilungen sind an Herrn Dr. P. Münz, Badearzt in Bad Kissingen, im Winter in Nürnberg, zu richten."        

  
Grundsteinlegung für die israelitische Kinderheilstätte (1904)
 
  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1904: "Bad Kissingen, 7. März (1904). Kaum drei Jahre sind verflossen, seitdem durch Dr. med. Münz - Bad Kissingen (Nürnberg) der Gedanke angeregt wurde, in dem durch seine heilkräftigen Quellen (Rahoczy-Brunnen, kohlensäurehaltigen Solbäder) berühmten Bade Kissingen eine israelitische Kinderheilstätte zu errichten, und jetzt ist Danke der Energie und der Wohltätigkeit einer Reihe edler Menschenfreunde das Werk so weit gediehen, dass heute der Grundstein zum Bau der Anstalt gelegt werden konnte. Die Bauleitung liegt, wie wir hören, in den Händen des bewährten Architekten Krampf. Die Anstalt, in idyllisch schöner Lage errichtet, stellt sich als ein einfacher, solider Bau im Renaissancestil dar, der in seiner inneren Gestaltung allen Bedingungen moderner Hygiene Rechnung trägt. Im Souterrain befinden sich zwei getrennte Küchen, die Wohnung des Inspektors sowie einzelne Badekabinen. Das Parterre enthält die Schwesternzimmer, das Ordinations- und Operationszimmer des Arztes, geräumige Speisezimmer und Veranden für die Kinder; im ersten Stock befinden sich die vier großen und luftigen Schlafsäle für je 5-8 gleichaltrige Pfleglinde desselben Geschlechts, sowie einige Extrazimmer für Kinder. Dementsprechend sind die anderen Räume in geeigneter Weise verteilt. es verdient besonders hervorgehoben zu werden, dass die israelitische Landesheilstätte in Bad Kissingen die einzige derartige Anstalt in Deutschland ist, welche eigene Solzuleitung besitzt, sodass die Kinder in der Anstalt selbst ihre Bäder gebrauchen können. Der Bau wird so gefördert, dass die Anstalt bereits Mitte Mai 1905 eröffnet wird. Es finden kranke, schwächliche, in der Entwicklung zurückgebliebene Kinder aus allen Teilen Deutschlands - die armen unentgeltlich Aufnahme; in erster Linie finden aber Kinder aus solchen Gemeinden Berücksichtigung, welch das Unternehmen entsprechend gefördert haben. Wiewohl auch jetzt, wie es in einem diesbezüglichen Aufrufe heißt, einmalige Spenden willkommen sind, so wird doch das Hauptgewicht auf die Sammlung jährlicher Beiträge für den Unterhalt der Anstalt gelegt. Das gute Werk spricht  für sich selbst; möge es von Neuem viele edle Gönner und Freunde finden. Alle Beiträge sind an Herrn Bankier Wilhelm Ottensooser in Nürnberg, alle anderen Mitteilungen an Herrn prakt. Arzt Dr. med. Münz (Nürnberg), Sommer in Bad Kissingen zu richten. J.R."  

   
Wohltätigkeitsbasar zugunsten der Kinderheilstätte (1904)   

Bad Kissingen Israelit 28071904.jpg (111657 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1904: "Bad Kissingen, 19. Juli (1904). Heute Nachmittag wurde hier im englischen Garten ein Wohltätigkeitsbazar abgehalten von den hier zur Kur weilenden Brüdern und Schwester der 'Bne Bris'-Logen, sowie anderen Kurgästen. Der Reinertrag von ca. 500 wird für jüdische, arme Kurgäste, sowie für das bereits im Bau begriffene israelitische Kinderhospital hier verwendet. Der schöne Erfolg der Veranstaltung, welche infolge der 'Neun Tage' natürlich ohne Musik stattfand, ist in erster Linie der durch ihnen Wohltätigkeitssinn bekannten Frau Gottlieb Rosenfeld aus Frankfurt am Main zu verdanken, welche den Bazar ins Leben gerufen und geleitet hat. Herr Rabbiner Dr. Kopfstein aus Beuthen und Herr Kirchenrat Dr. Kroner aus Stuttgart, gaben zum Schlusse im Namen aller Teilnehmer ihrem besonderen Danke für Frau Rosenfeld Ausdruck, welche sich so sehr verdient gemacht hat."      

   
Einweihung der Israelitischen Kinderheilstätte (1905)   

Bad Kissingen AZJ 30061905.jpg (122151 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. Juni 1905: "Brief aus Kissingen.  
Bad Kissingen,
14. Juni (1905).    Kaum vier Jahre sind verflossen, seitdem durch den Badearzt Herrn Dr. Münz in Bad Kissingen der glückliche Gedanke angeregt wurde, in unserem durch seine heilkräftigen Quellen weltberühmten Bade eine israelitische Kinderheilstätte zu errichten, und heute ist dank seinen eifrigen Bemühungen und der Unterstützung edler Menschenfreunde unter denen Herr S. Bergmann - Fürth und Herr A, Schwarz - Nürnberg besonders hervorragen, der Gedanke zur Tat geworden. Die Anstalt wurde vorgestern in feierlicher Weise in Gegenwart der Behörden und zahlreich erschienener Gäste ihrer Bestimmung übergeben. Unter den Erschienenen erblickte man die Herren Königlicher Regierungsrat Baron von Bechtolsheim, regierender Bürgermeister Hofrat Huchs, M.R. Louis Vay, Major und Bezirkskommandeur Endres, Major und Bezirksoffizier Dietz, Adjutant Leutnant Zentgraf, Assessor Dr. Karl, Medizinalrat Dr. Vanselow, Königlicher Bezirksarzt, Geheimer Rat Dr. Oskar Diruf, Vertreter des ärztlichen Bezirksvereins der Kinderheilanstalt (e.V.), Hofrat Dr. Kaim und verschiedene andere. Der Akt der Eröffnung verlief in sehr würdiger und weihevoller Weise. Nachdem ein durch Herrn Lehrer Steinberger arrangiertes Doppelquartett den Psalm 8: 'Wie lieblich sind Deine Wohnungen' in eindrucksvoller Weise gesungen, sprach in inniger effektvoller Betonung der 8-jährige Alfred Münz folgenden von seinem Vater Herrn Dr. Münz verfassten Prolog:   
Wie klingt so hell das Dankeslied im Sängerchore, Da gastlich sich geöffnet dieses Hauses Tore, 
und durch die Fenster flutet mild und warm hinein   Des Himmels heller Strahl und sanfter Sonnenschein.   
Doch sagt! ist Menschenliebe und Erbarmen nicht   Des Himmels schönster Strahl, der Sonne wärmstes Licht,    
Das Gott in jedes Menschen Brust so tief gesenkt,  Dass er des Elends and'rer liebevoll gedenkt?   
Bad Kissingen AZJ 30061905a.jpg (233015 Byte)Denn Milde und Erbarmen leuchtet in die Welt,  Die dunkle Nacht des Leids mit lichtem Strahl erhellt.  
Wie leuchtet dieses Haus so klar, so hell und traut,  Das Edelsinn und Menschenliebe hat erbaut!   
Der Jugend, die da krank und siech, ist es geweiht.   Zu lindern ihres Daseins Jammer und ihr Leid.  
Die abgehärmt und bleib in dieses Haus hier einzieh'n,  Zu neuer Kraft und frischem Leben bald erblüh'n.   
Drum nehmt im Namen jener Kinder Dank entgegen,   Stets möge ruh'n auf diesem Hause Gottes Segen,   
Dass allzeit Freud' und Fried' in diesen Hallen walte   Und nie der Menschenliebe warmer Strahl erkalte!'
   
Hierauf hielt Herr Wilhelm Ottensooser - Nürnberg eine formvollendete Festrede, in welcher er die hohe hygienische Bedeutung der Kinderheilstätten im allgemeinen, sowie die Geschichte und die Bedeutung der neugegründeten Anstalt in Bad Kissingen in klarer und anschaulicher Weise darstellte. Bei der in heutiger Zeit sich leider vollziehenden Zentralisation des Großkapitals, der sich deshalb immer mehr verbreiternden Kluft zwischen Arm und Reich, sowie der sich immer mehr vervollkommnenden Technik und den damit in Verbindung stehenden erhöhten Anforderungen an Geist und Körper des Einzelnen sei es unbedingt vonnöten, dass dem Minderbemittelten Gelegenheit geboten werde, seine sowie auch hauptsächlich seiner Nachkommen Gesundheit zu fördern. Wohl sei man mit der Invaliditäts- und Altersversicherung auf sozialem Gebiete schon ein gut Stück vorwärts gekommen, aber noch lange nicht zum Ziel; auch könne man dem Staate schließlich nicht alles aufbürden, hier müssen vielmehr die Nächstenliebe und die praktische Religion einspringen. Einem wie großen Bedürfnis die Anstalt entsprengen sei, gehe schon daraus hervor, dass bereits 70 Anmeldungen und 60 Zusagen eingelaufen seien. In den Kinderheilstätten findet eine Reihe chronischer Erkrankungen die wirksamste Behandlung, sie wirken aber auch prophylaktisch gegen den Ausbruch der Volkskrankheit Tuberkulose. Auf die historische Entwicklung des Heilstättenwesens, das in Deutschland in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts aufblühte und bald einen ungeahnt hohen Aufschwung nahm, eingehend, feierte der Redner Herrn Dr. Münz als eigentlichen Vater der Anstalt, der vor einigen Jahren von einer benachbarten evangelischen Heilstätte derart eingenommen war, dass in ihm der Plan reifte, auch in Kissingen eine solche Heilstätte zu gründen. Herr Dr. Münz fand hier bald Gleichgesinnte und nach vielen Mühen und Opfern gelang endlich das Werk, das ein solches weitgehendster Toleranz und edelster Nächstenliebe sein soll. Herr Ottensooser übergab nunmehr die Anstalt, die erste ihrer Art in Bayern, ihrer Bestimmung. Auch die neue Kinderheilstätte ist entsprechend den Heilindikationen Kissingens berufen, sich den anderen in Deutschland bereits bestehenden 60 Anstalten würdig an die Seite zu stellen. Herr Ottensooser hob die Verdienste, die sich die schon genannten und die auf den Votivtafeln verzeichneten Damen und Herren: S. Bergmann - Fürth, Adolf Schwarz - Nürnberg, Max von Goldschmidt - Frankfurt am Main, Frau Jennie H. Nothmann - Würzburg durch die Stiftung je eines Freibetts im Betrage von 3.000 Mark erworben haben, hervor und dankte nicht nur diesen, sondern auch allen denjenigen, welche an dem Gelingen des Werkes mitgearbeitet. Auch den öffentlichen Behörden, die ihr Wohlwollen stets dem gemeinnützigen Werke gezeigt, zollte er Anerkennung und Dank. Ein tiefergreifendes, vom Doppelquartett gesungenes Gebet von Otto schloss die eigentliche Feier. An diese reihte sich unter Führung des Herrn Dr. Münz ein Rundgang durch die Anstalt und eine Besichtigung derselben. Nachher vereinigte ein Festmahl die Mitglieder des Kuratoriums und    
Bad Kissingen AZJ 30061905b.jpg (238039 Byte)des Komitee zu einem gemütlichen Beisammensein. Schöne und innige Reden würzten das Mahl. Herr Bergmann begrüßte die Anwesenden und widmete sein erstes Glas dem Protektor aller edlen Werke, dem Prinzregenten; alle Anwesenden stimmten begeistert in das von ihm auf Bayerns geliebten Fürsten ausgebrachte Hoch ein. Herr Dr. Münz wies auf die Verdienste der Gönner der Anstalt hin und schilderte die Entstehungsgeschichte der Anstalt. In bunter Reihe sprachen sodann die Herren Adolf Schwarz - Nürnberg, Wilhelm Ottensooser, Regierungsbaumeister Wallersteiner, Abraham Löwenthal und Felix Ehrlich - Bad Kissingen, Willibald Löwenthal - Berlin. Die Kissinger Herren sprachen ihren Dank und ihre Anerkennung für das Gelingen des Werkes aus. Es kamen sodann die zahlreichen aus allen Gegenden Deutschlands eingelaufenen Glückwunschtelegramme und Schreiben zur Verlesung. Der Königliche Oberregierungsrat Krug - Würzburg sandte ein Schreiben, in welchem er bedauerte, wegen Verhinderung an der Feier nicht teilnehmen zu können und dem wohltätigen Unternehmen den besten Erfolg wünscht. Auf ein Huldigungstelegramm an Seine Königliche Hoheit den Prinzregenten kam zu Händen des Dr. Münz folgendes Antworttelegramm:   
Seine Königliche Hoheit der Prinzregent lassen dem Vorstande der israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen für die anlässlich der Eröffnung dieser gemeinnützigen Anstalt Allerhöchstdemselben in treu ergebener Gesinnung dargebrachte Huldigung Ihren besten Dank entsenden. Im Allerhöchsten Auftrage: Freiherr von Wiedemann, Generalleutnant, Generaladjutant
Die Anstalt selbst repräsentiert sich als ein äußerst geschmackvoller, gediegener Bau im Renaissancestil, welcher seinem Erbauer, dem Herren Architekten Carl Krampf alle Ehre macht. Das Haus ist von Gartenanlagen und Spielplätzen umgeben. Das Innere der Anstalt ist sehr praktisch und gefällig eingerichtet, mit allem Komfort ausgestattet und entspricht in allen Teilen den modernen hygienischen Ansprüchen. Die Anstalt besitzt eine eigene Solezuleitung. Im Souterrain befinden sich zwei Küchen, die Waschräume, das Kesselhaus, zwei Badekabinen und die Wohnung des Hausmeisters. Das Hochparterre wird durch den schönen, luftigen Speisesaal, die Zimmer des Arztes, die Wohnung der Oberschwester, eine stattliche Veranda, in der die vier Votivtafeln sich befinden, zwei Badekabinen und andere Räume eingenommen. Im ersten Stock befinden sich zwei Separatschlafzimmer für Kinder, außerdem viert große Schlafzimmer und ein Schwesternzimmer, sowie drei Veranden. Garderobezimmer, Mädchenzimmer, Bodenräume befinden sich im zweiten Stockwerk. Die Anstalt kann gleichzeitig 26 Kinder beherbergen; die armen Kinder werden unentgeltlich, die bemittelten gegen Zahlung der Selbstkosten aufgenommen. Schon in dieser Saison werden über 60 Kinder aus allen Teilen Deutschlands, die meisten von ihnen ohne jegliche Bezahlung, Aufnahme finden. Es finden in der Anstalt Behandlung: Skrofulose, Rachitis, Blutarmut, Magen-Darm-Leiden, Rheumatismus, Herzleiden, allgemeine Schwäche, erschwerte Rekonvaleszenz. Die Kurdauer beträgt durchschnittlich vier Wochen; in Ausnahmefällen wird diese verlängert. Behandelnder Arzt ist Herr Dr. Münz, der die Behandlung unentgeltlich leitet; als beratender Arzt funktioniert Herr Medizinalrat Dr. Vanselow. Dem Kuratorium gehören an als: 1. Vorsitzender Herr S. Bergmann - Fürth, 2. Vorsitzender Herr A. Schwarz - Nürnberg, Schriftführer Herr Dr. Münz - Bad Kissingen, 1. Kassierer Herr Wilhelm Ottensooser  Nürnberg, 2. Kassierer Herr A. Löwenthal jun. - Bad Kissingen, Herr Regierungsbaumeister Wallersteiner - Nürnberg, Herr Bankdirektor H. Ullmer - Nürnberg, in Berlin die Herren Geheimer 
Bad Kissingen AZJ 30061905c.jpg (69158 Byte)Medizinalrat Professor Dr. Senator, Justizrat Rechtsanwalt Timendorfer, Adolf Salomon, In Stuttgart Herr Kirchenrat Dr. Kroner, in Augsburg Herr Hugo Landauer, in Frankfurt am Main Herr Rabbiner Dr. Horowitz. Die Anstalt repräsentiert sich als eine Musteranstalt ersten Ranges. Der Bau und die Einrichtungen haben 110.000 Mark gekostet; der jährliche Unterhalt, der sich auf etwa 9.000 Mark beläuft, soll durch Jahresbeiträge der Gönner der Anstalt aufgebracht werden. Folgende Geschäftsleite waren bei dem Bau beteiligt: Baumeister Bernhard Kiesel, Spenglermeister Vah, Schlossermeister Vogler, Schreinermeister Mergenthal, Tünchermeister Galland, Glasermeister Krebs, sämtlich in Bade Kissingen. Auch der größte Teil der inneren Einrichtung, an deren Lieferung an 50 Firmen beteiligt waren, wurde in Bad Kissingen von den verschiedenen Geschäftshäusern geliefert. Alle Menschenfreunde begleiten dieses edle Werk der Liebe und des Erbarmens mit den besten Segnungen und wünschen ihm ein günstiges Gedeihen."  

   
Besuch der Kinderheilstätte durch Minister Freiherr von Brettreich (1908)  

Bad Kissingen Israelit 03091908.jpg (50681 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1908: "Kissingen, 30. August (1908). Der Minister Freiherr von Brettreich mit seiner Gemahlin in Begleitung des Herrn Hofrats Fuchs besichtigten heute unter Führung von Herrn und Frau Dr. Münz die israelitische Kinderheilstätte. Sie wurden durch einen Gesang der Kinder begrüßt, worauf der Frau Minister von einem Mädchen ein Blumenbukett überreicht wurde. Der Minister sprach seine vollste Anerkennung über die ebenso modernen wie praktischen Einrichtungen der Anstalt aus."          

   
Bericht der Israelitischen Kinderheilstätte (1909)  

Bad Kissingen Israelit 09121909.jpg (81723 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1909: "Bad Kissingen, 1. Dezember (1909). Die Israelitische Kinderheilstätte in Bad Kissingen hat mit dem nunmehr zu Ende gehenden 5. Jahre ihres Bestehens ca. 600 Kinder aus allen Teilen Deutschlands aufgenommen. Die erzielten Resultate sind glänzende. Die Anstalt wird hauptsächlich durch jährliche Beiträge erhalten, die aus allen Teilen Deutschlands fließen. Im Jahre 1910 soll der Wirkungskreis der Anstalt wesentlich erweitert und statt bisher ca. 140 sollen nunmehr 160 Kinder aufgenommen werden. Möge die Anstalt Gönner und Spender finden, die ihr die Erreichung dieses Ziel ermöglichen helfen.   
Schatzmeister des Vereins ist Herr Wilhelm Ottensooser, Adlerstraße in Nürnberg. Anmeldungen von Kindern nimmt Herr Dr. P. Münz, Arzt in Kissingen entgegen."        

   
Mitteilung aus der Israelitischen Kinderheilstätte (1910)  

Bad Kissingen FrfIsrFambl 08071910.jpg (31498 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Juli 1910: "Kissingen. Die 1905 begründet Israelitische Kinderheilstätte (e.V.) hat in den 5 Jahren ihres Bestehens 578 Kinder unentgeltlich oder zu ermäßigten Preisen verpflegt. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder betrug am Schluss des letzten Vereinsjahres ca. 1.700."      

  
Bericht aus der Israelitischen Kinderheilstätte (1911)  

Bad Kissingen AZJ 31031911.jpg (47685 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. März 1911: "Die israelitische Kinderheilstätte in Bad Kissingen, die 1905 eröffnet wurde, hat bereits 746 kranken, schwächlichen Kindern aus allen Teilen Deutschlands Aufnahme gewährt. Sie ist in herrlicher Lage am Wege zur Saline gelegen und auf das modernste eingerichtet. Im Jahre 1910 hat sie ihren Wirkungskreis wesentlich erweitert und statt wie bisher 140, 169 Kinder aufgenommen. Der Unterhalt der Anstalt wird lediglich aus jährlichen Beiträgen bestritten."        

   
Jahresbericht des Vereins der Israelitischen Kinderheilstätte (1911)  

Bad Kissingen Israelit 29061911.jpg (149234 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juni 1911: "Bad Kissingen, 25. Juni (1911). Der 'Verein der Israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen' blickt wiederum auf ein Jahr emsigen Schaffens zurück, und wiederum wendet er sich an seine Freunde und Gönner, um ihnen einen Einblick in seine Tätigkeit während der abgelaufenen Saison 1910 zu gewähren.  
Wie der Bericht mit Genugtuung hervorhebt, ist es gelungen, in dem verflossenen Jahre den Wirkungskreis der Anstalt wesentlich zu erweitern. Indem man nämlich einen neuen Schlafsaal mit einem Nebengelass für eine wachhabende Hilfsschwester schuf, wurde es ermöglicht, dass 29 Kindern mehr als bisher Aufnahme gewährt werden konnte. Im Laufe der verflossenen Saison haben bei viermaligem Schichtwechsel und bei einer Aufenthaltsdauer von durchschnittlich 30 Tagen insgesamt 169 Kinder - 77 Knaben und 92 Mädchen - darunter 9 christlicher Konfession, Aufnahme und Verpflegung gefunden. Die Aufnahme erfolgte bei 81 Kindern völlig unentgeltlich, bei den übrigen zu bedeutend ermäßigten Preisen, nur einzelne Kinder zahlten die Selbstkosten. von den aufgenommenen Pfleglingen stammen aus Bayern 102, aus Preußen 41, aus Baden 14, aus Württemberg 2, aus Sachsen 2, den thüringischen Staaten 7, aus Russland 1.  
Am 17. März fand in Nürnberg die ordentliche Generalversammlung statt. In derselben wurde durch Herrn Dr. Münz in Worten treuen Gedenkens auf den schweren Verlust hingewiesen, den die Anstalt in dem abgelaufenen Jahre durch den Heimgang edler, um den Verein verdienten Vorstandsmitglieder zu beklagen hat. Neugewählt wurden durch Akklamation die Herren Fritz Sondheimer - Frankfurt am Main, Bernhard Liebmann - Wiesbaden und Oskar Lesser - Dresden. Die statutengemäß ausscheidenden fünf Mitglieder des Vorstandes wurden wiedergewählt. Als Revisor trat an die Stelle des ausscheidenden Herrn A. Grünbaum Herr Isak Burger - Nürnberg. In Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen für den Verein wurde Herr Adolf Schwarz zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt."        

   
Spende an die Israelitische Kinderheilstätte durch Baronin von Rothschild (1911)  

Bad Kissingen FrfIsrFambl 08091911.jpg (15504 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. September 1911: "Kissingen. Die Israelitische Kinderheilstätte erhielt von Baronin Edmund von Rothschild - Paris eine Spende von 4.000 Frcs."     
Bad Kissingen Israelit 14091911.jpg (26034 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1911: "Kissingen, 29. August (1911). Frau Baronin Edmund von Rothschild - Paris hat der Israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen den Betrag von 3.600 Mark behufs Errichtung eines Freibettes überwiesen."           
   
Bad Kissingen AZJ 15091911.jpg (19086 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. September 1911: "Die Baronin Edmund von Rothschild - Paris überwies der israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen den Betrag von 3.600 Mark."       

  
Die Israelitische Kinderheilstätte wird als Reservespital der Militärbehörde zur Verfügung gestellt (1914)  

Bad Kissingen AZJ 28081914.jpg (23074 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. August 1914: "Die Israelitische Kinderheilstätte in Bad Kissingen hat ihren Betrieb eingestellt und die Anstalt als Reservespital, das mit 40 Betten belegt wird, der Militärbehörde zur Verfügung gestellt."      

   
Jahresbericht der Israelitischen Kinderheilstätte (1918)  

Bad Kissingen AZJ 12071918.jpg (98487 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Juli 1918: "Kissingen, 5. Juli (1918). Die Israelitische Kinderheilstätte in Bad Kissingen teilt in ihrem Jahresbericht für das Jahr 1917 unter anderem mit, dass im Laufe des verflossenen Betriebsjahres 200 Kinder aus allen Teilen Deutschlands (109 Knaben, 91 Mädchen), darunter in erster Linie wiederum eine große Anzahl von Kriegerkindern, auch solche anderer Konfessionen, zumeist unentgeltliche Aufnahme in der Anstalt fanden. Weiter teilt der Bericht mit: 'Wir haben es stets als unsere Aufgabe betrachtet, dem sozialen Elend der heranwachsenden Jugend nach besten Kräften zu steuern. Um nun in ausgiebigerem Maße als bisher in diesem Sinne zu wirken, ist der Gedanke angeregt worden, im Anschluss an die Kinderheilstätte eine Genesungsstätte für dem Kindesalter entwachsene Mädchen, die einer Kur in Bad Kissingen bedürfen, anzugliedern. Insbesondere wird diese Genesungsstätte der großen Schar jener israelitischen Mädchen zugute kommen, die, im Berufe stehend und auf den Erwerb angewiesen, in der Blüte ihres Lebens verkümmern, weil ihnen die Gelegenheit fehlt, ihre durch den Kampf um das Dasein angegriffene Gesundheit zu stärken. Nach Aufbringung der erforderlichen Mittel soll der Anstalt eine Heilstätte für kurbedürftige junge Mädchen, insbesondere solche, die im Berufe stehen, angegliedert werden.'"     

  
Mitteilung aus der Israelitischen Kinderheilstätte (1918)  

Bad Kissingen FrfIsrFambl 25101918.jpg (13014 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Oktober 1918: "Bad Kissingen. Die Israelitische Kinderheilstätte hat in der diesjährigen Saison 210 Kinder, fast alle unentgeltlich, verpflegt."       

    
Hinweise zur Aufnahme in die Kinderheilstätte (1925)    

Wolfratshausen BayrGZ 06061925.jpg (114846 Byte)Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 6. Juni 1925: "Bekanntmachungen des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden.   Bekanntmachung über Unterbringung von Kindern in der Israelitischen Kinderheilstätte Bad Kissingen und dem Israelitischen Landheim Wolfratshausen.   
Der Verband hat Mittel bereitgestellt, um kurbedürftigen, unbemittelten Kindern aus Verbandsgemeinden verbilligten oder, falls nötig, unentgeltlichen Aufenthalt in der Israelitischen Kinderheilstätte in Bad Kissingen zu ermöglichen.  
Aufnahme in die Heilstätte finden Knaben und Mädchen, die schwächlich oder kränklich sind und zu ihrer Gesundung einer Kur in Bad Kissingen bedürfen. Von der Aufnahme ausgeschlossen sind Kinder mit ansteckenden Krankheiten oder solche mit psychischen Leiden.  
Die Unterbringung erfolgt nur in der Zeit vom 21. September dieses Jahres ab für die Dauer von etwa 4 Wochen.  
Wir stellen demgemäss den Gemeinden anheim, die Einreichung von Gesuchen um Aufnahme von Kindern, bei denen die obigen Voraussetzungen zutreffen, beim Wohlfahrtsamt des Verbandes, München, Herzog Maxstraße 7/0 zu veranlassen.  
Dem Gesuch ist eine ärztliche Begutachtung der Kurbedürftigkeit in Bad Kissingen, sowie eine Beglaubigung der Mittellosigkeit der Gesuchsteller durch den Gemeindevorstand beizufügen. 
Für die Kosten des Erholungsaufenthaltes tritt der Verband im Genehmigungsfall ein, insoweit die Gesuchsteller, beziehungsweise deren Eltern oder sonstige unterhaltspflichtige Personen oder die Wohnsitzgemeinde beziehungsweise in ihre bestehende Wohlfahrtseinrichtungen oder Vereine die Mittel nicht aufzubringen vermögen.  
Gleichzeitig weisen wir darauf hin, dass auch noch Gesuche für die Aufnahme in das Israelitische Landheim Wolfratshausen (siehe Bekanntmachung in Nr. 3 der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung) Berücksichtigung finden können.   
München, den 25. Mai 1925.  Das Wohlfahrtsamt des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden."           

  
25-jähriges Bestehen des Vereins der Kinderheilstätte (1926)   

Bad Kissingen Israelit 24061926.jpg (248909 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1926: "Bad Kissingen, 1. Juni (1926). Am 30. Mai fand in der festlich geschmückten Kinderheilstätte die Stiftungsfeier des 25-jährigen Bestehens des Vereins statt. Außer zahlreichen Gästen aus der Nähe und der Ferne hatten sich zu derselben alle Vertreter der Behörden von Bad Kissingen eingefunden, ebenso Vertreter der Großloge U.O.B.B., Vertreter des Landesverbandes bayerischer israelitischer Gemeinden, der israelitischen Kultusgemeinde Bad Kissingen, die Zentral-Wohlfahrtsstelle deutschen Juden in Berlin u.v.m. Die Feier nahm einen überaus würdigen und weihevollen Verlauf. Nach einem Gesang der Kinder der Anstalt, einem Dankgebet, verfasst von Herrn Lehrer Steinberger, hielt Herr Badearzt und Sanitätsrat Dr. P. Münz, seit Bestehen der Anstalt leitender Arzt im Nebenamt, die Festrede, welche im Drucke erschienen ist. In derselben gab er zunächst eine klare übersichtliche Darstellung über die Entstehung und Bedeutung des Kinderheilstättenwesens in Deutschland und die Entstehungsgeschichte der Kinderheilstätte zu Bad Kissingen, die 1901 gegründet, seitdem unermesslichen Segen gestiftet hat. In diesem Jahre wurde unter bewährter Leitung von Herrn Architekt Meyer - Nürnberg und Herrn Baumeister Wedler - Bad Kissingen ein größerer, wohlgelungener Neubau errichtet, durch den es jetzt möglich ist, im Laufe der Saison 400 Kindern Aufnahme zu gewähren. Insgesamt wurden seit Bestehen der Anstalt 4.300 Kinder aus ganz Deutschland aufgenommen. Am Schlusse der Festrede sprach er allen Gönnern und Freunden den herzlichen Dank aus. Darauf berichtete Herr Adolf Schwarz über die jetzige, den Vorjahren gegenüber wesentlich ungünstigere finanzielle Lage des Vereins, die befürchten lasse, dass durch die Erweiterungsbauten und den Betrieb in dieser Saison die disponiblen Barmittel aufgezehrt würden. Reiche Zuwendungen seien nötig, wenn die Anstalt auch in den kommenden Jahren ihren Betrieb aufrecht erhalten wolle. Die Begrüßungen eröffnete der um die humanitären Institutionen der Stadt sehr verdiente Bürgermeister Herr Dr. Pollwein. Ihm folgte im Namen des Badkommissariats Herr Bezirksamtmann Dr. Conrath. Herr Bezirksarzt Obermedizinalrat Dr. Maar übermittelte Glückwünsche als Vertreter der evangelischen Kinderheilanstalt und des ärztlichen Bezirksvereins. Es sprachen ferner Herr Generaldirektor Binder im Auftrage der Großloge U.O.B.B. für Deutschland, Herr Oberregierungsrat Schulhöfer - Würzburg, Herr Rabbiner Dr. Schüftan - Erfurt im Namen der Erfurt-Loge und der dortigen Organisationen, für den Landesverband bayerischer israelitischer Gemeinden Herr Rechtsanwalt Dr. Silberschmidt - Bad Kissingen, Herr Rabbiner Dr. Löwenthal - Berlin im Auftrage des 'Zentral-Wohlfahrtsausschusses deutscher Juden'. Herr Schwabacher übermittelte hierauf die Wünsche der Franken-Loge und der jüdischen Gemeinde in Würzburg, Herr Architekt Albert Meyer die Wünsche der Maimonides- und Jakob Herz-Loge in Nürnberg. Herr Sanitätsrat Dr. Münz sprach im Namen der Vorstandschaft den Rednern den innigsten Dank aus. Außerdem liefen zahlreiche Glückwunschdepeschen aus allen Teilen des Landes ein. Möge nun das gemeinnützige, edle Werk, das vielen Tausenden armer und kranker Kinder eine Quelle des Heils und Segens ist, in aller Zukunft wachsen und blühen!"         

  
Bericht über die Israelitische Kinderheilstätte (1926)  

Bad Kissingen BayrGZ 08091926.jpg (232940 Byte)Artikel in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. September 1926: "Israelitische Kinderheilstätte Bad Kissingen. Die Kinderheilstätte ist die Hoffnung der Kinder. Sie ist ein Kinderparadies. Schattenspendende Spielplätze bei warmem Wetter, sonnige Spielplätze bei kühlem Wetter, eine stets kühle Schlucht mit anstoßendem Freilufttheater, ein Wäldchen mit uralten Bäumen, ein großer, wohlgepflegter Garten ist da und die Kinder fühlen sich dort so unendlich wohl. Aber auch das Innere der Anstalt ist schön. Wer je die Kinderheilstätte besichtigt, wird nie den von ihr gewonnenen Eindruck vergessen. Die Kinderheilstätte ist ein Werk edelster und reinster Menschen- und Kinderliebe, ein Werk echt jüdischer Barmherzigkeit. Die Initiative zur Begründung des Vereins, der vor wenigen Monaten das 25-jährige Stiftungsfest feierte, gab Sanitätsrat Dr. Münz in Bad Kissingen. Der Verein wurde 1901 begründet. Die errichtete Geschäftsstelle steht seit Gründung unter der Leitung des 1. Vorstandes Herrn Adolf Schwarz (Nürnberg), Jakobstraße 12, der sich außerordentliche Verdienste um dieses karitative Werk erworben hat. Es gelang durch eifrige Sammelarbeit von Spendern und Stiftern, von denen in erster Linie Herr Salomon Bergmann sel., Aug. Fauth, Herr Adolf Schwarz in Nürnberg, Herr Jacob Ullmann vormals in Schweinfurt, jetzt in Frankfurt am Main, Herr Isak Burger und seine Kinder in Nürnberg, erwähnt seien, die Mittel zur Errichtung einer Anstalt zu erlangen und deren Betrieb durch jährliche Beiträge zu sichern. Reiche Beihilfen wurden dem Verein durch die jüdischen Institutionen, insbesondere durch den Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden, die Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden, die Großloge und die Logen U.O.B.B. usw., sowie in der Inflationsperiode durch den Joint, die Quäkerspeisung und die Spenden des Bayerischen Sozialministeriums, der Deutschen Auslandshilfe usw. zuteil. Seit 1905 fanden zumeist unentgeltlich annähernd 4.500 Kinder aus allen Teilen Deutschlands Aufnahme, wovon die meisten aus Bayern. In diesem Jahre wurde die Zahl der Kinderbetten durch vorgenommene Erweiterungsbauten von 58 auf 82 erhöht, sodass die Anstalt für 5 Monatsfeien von Main bis Oktober eine Aufnahmefähigkeit von mehr als 400 Kinder hat. Ferner wurde dem Verein eine Abteilung: Mädchengenesungsstätte für Erwachsene angegliedert, die seit ihrem Bestehen Hunderten von Mädchen eine Kur in Bad Kissingen ermöglichte. Die Erweiterungsbauten und der Betrieb des Jahres 1926 haben die vorhandenen Mittel sehr geschwächt. Soll die Anstalt in gleicher Weise wie bisher segenbringend weiterwirken, so müssen ihr von allen Seiten reiche Zuwendungen zuteil werden, die in Form von Kurbettstiftungen (Mindestbetrag 1.000 Mark), von jährlichen Beiträgen (möglichst nicht unter 10 Mark) und von Spenden erfolgen können. Möge Gottes Hilfe und der Menschen Wohlwollen der Kinderheilstätte eine glückliche Zukunft sichern. Die Geschäftsstelle in Nürnberg, Jakobstraße 12, ist gerne zu allen weiteren Auskünften bereit."        

   
Zum Tod des Wohltäters und Förderers der Israelitischen Kinderheilstätte Adolf Schwarz (1927)  

Bad Kissingen BayrGZ 07011927.jpg (139084 Byte)Artikel in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 7. Januar 1927: "Nürnberg. Ein ganz hervorragender Wohltäter und Wohlfahrtsorganisator, Herr Adolf Schwarz, wurde am 29. November 1926 von einer großen Menge von Trauergästen aus allen Konfessionen zur letzten Ruhe geleitet. Der Verlebte hatte nicht nur hier in Nürnberg, sondern in ganz Deutschland sich einen großartigen Namen gemacht durch seine Gebefreudigkeit und durch seine nimmermüde Schaffenskraft. Er war Mitbegründer und langjähriger Vorstand der Kinderheilstätte in Kissingen, deren Aufblühen zum großen Teil seiner Rührigkeit zu verdanken ist. Er hat ferner in Forth bei Nürnberg ein Kindererholungsheim geschaffen und hat in dem Lazarus und Berta Schwarz'schen Altersheim als Kurator eine segensreiche Tätigkeit entfaltet. Adolf Schwarz hat in Verbindung mit der Kinderheilstätte am gleichen Platze für im Erwerb stehende Mädchen und Frauen Gelegenheit zu einer Erholungs- und Badereise geschaffen. Auch im Dienste der Stadt, wie in außerjüdischen Organisationen war Adolf Schwarz lange Jahre tätig und als städtischer Waisenrat, wie als Vorstandsmitglied des kaufmännischen Vereins 'Merkur' viel geleistet und großes Ansehen genossen. Sein Hauptlebenswerk galt der israelitischen Kinderheilstätte Kissingen, für welche Anstalt er tatsächlich bis zu seinem Lebensende von früh bis spät arbeitete, und für welche er stets neue Freunde zu gewinnen verstand. Er konnte auch die hohe Befriedigung ernten, dass in dieser Anstalt mehr als 1000 Kindern Erholung, Gesundheit und neue Kraft gespendet wurde. Bei der Einsegnungsfeier gedachte Herr Rabbiner Dr. Freudenthal in beredter Weise der großen Verdienste, die sich der Verstorbene um die Nürnberger Gemeinde und um die vielen fürsorgebedürftigen Menschen erworben hat, denen er sein gutes Herz und seine allzeit offene Hand widmete. Für die Maimonides-Loge bracht Herr Expräsident Dr. med. Sommer, für die Kinderheilstätte Bad Kissingen Herr Bankier Ottensoosser, für den kaufmännischen Verein 'Merkur' Herr Amtsrichter Lipper die letzten Abschiedsgrüße. Das Andenken eines so edlen Menschen und großzügigen Wohltäters wie es Adolf Schwarz war, wird dauernd in der Nürnberger Gemeinde und darüber hinaus fortleben."      

   
Bekanntmachung zur Aufnahme in die Israelitische Kinderheilstätte (1929)  

Bad Kissingen BayrGZ 01031929.jpg (139356 Byte)Mitteilung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März 1929: "Bekanntmachung über Unterbringung von Kindern in der israelitischen Kinderheilstätte Bad Kissingen und im jüdischen Landheim Wolfratshausen. 
Der Verband wird auch in diesem Jahr Mittel bereitstellen, um unbemittelten Kindern aus Verbandsgemeinden verbilligten oder unentgeltlichen Aufenthalt in Bad Kissingen oder Wolfratshausen zu ermöglichen. 
Aufnahme finden in beiden Anstalten Knaben und Mädchen, die schwächlich oder kränklich sind und zu ihrer Gesundung einer Kur in einer der Anstalten bedürfen. Ausgeschlossen sind Kinder mit ansteckenden Krankheiten oder psychischen Leiden. 
Während der großen Ferien kann unentgeltliche Aufnahme in Bad Kissingen nur in ganz wenigen Ausnahmefällen, in Wolfratshausen gar nicht erfolgen. 
Den Aufnahmegesuchen ist ein ärztliches Attest über die Notwendigkeit eines Kurgebrauchs in einer der Anstalten sowie eine Bescheinigung der Mittellosigkeit der Gesuchsteller durch den Gemeindevorstand beizufügen. F
ür die Kosten des Erholungsaufenthalts tritt der Verband im Genehmigungsfalle ein, soweit weder der Gesuchsteller, ihre Eltern oder sonstige unterhaltspflichtige Verwandten noch die Wohnsitzgemeinde und ihre Wohlfahrtseinrichtungen und Vereine die Mittel hierfür aufbringen können. 
Gesuche um Aufnahme von Kindern bitten wir bis spätestens 15. März 1929 an das Wohlfahrtsamt des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden, München, Herzog-Max-Straße 5/1 zu richten. München, den 24. Februar 1929. 
Wohlfahrtsamt des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Dr. Straus."      

   
Generalversammlung des Vereins Israelitische Kinderheilstätte (1929)  

Bad Kissingen Israelit 10051929.jpg (175561 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1929: "Nürnberg, 29. April (1929). Die Generalversammlung des Vereins 'Israelitische Kinderheilstätte Bad Kissingen', (Sitz Nürnberg), fand am 7. April in Nürnberg (Gemeindehaus) statt. Den Vorsitz führte der 1. Vorstand, Herr Sanitätsrat Dr. Münz in Bad Kissingen. Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Vorsitzende in warmen Worten des unersetzlichen Verlustes, den der Verein durch den Heimgang des langjährigen Schatzmeisters, Herrn Wilhelm Ottensooser seligen Andenkens erlitten hat, der in selbstlosester und hervorragender Weise für den Verein gewirkt hat.  
Nach dem Jahresbericht, verfasst von Herrn Sanitätsrat Dr. Münz, wurden seit Bestehen der Anstalt im ganzen 5.300 Kinder aufgenommen. Im Jahre 1928 fanden 400 arme, kranke Kinder Aufnahme.  
Der weitaus größte Teil der Kinder wurde vollkommen unentgeltlich aufgenommen. Außerdem wurde 24 im Beruf stehenden jüdischen Mädchen eine 3-4-wöchentliche Kur in Bad Kissingen ermöglicht. Die Erfolge waren auch in diesem Jahre glänzende. Den Kassenbericht erstattete der Schatzmeister, Herr Kurt Ottensoser. Die Anforderungen an den Verein werden infolge der allgemeinen wirtschaftlichen Notlage immer größer und die eingegangenen Mitgliedsbeiträge und Verpflegungszuschüsse deckten bei weitem nicht die Ausgaben im Gesamtbetrag von ca. Mark 42.000.-.  
Über die Aussichten für das Jahr 1929 berichtete Herr Julius Baumann für den geschäftsführenden Ausschuss. Es liegen bereits für dieses Jahr wiederum zahlreiche Anmeldungen vor, und die Kinderheilstätte, dieses Werk reinster Menschenliebe, kann ihren Betrieb im gleichen Umfange nur dann aufrecht erhalten, wenn der Verein mehr denn je von allen Gönnern und Freunden unterstützt wird. Es gilt im Interesse der Zukunft des Vereins immer neue Freunde für dieses humanitäre Werk zu begeistern, um so der großen Not dieser Ärmsten der Armen zu steuern.  
Es wurde auch besonders darauf hingewiesen, dass es der Verein als seine schönste und vornehmste Aufgabe betrachtet, kranken Mittelstandskindern, von Eltern, die durch die Inflation ihr Vermögen verloren haben, eine Kur in der Kinderheilstätte zu ermöglichen. Der Verein hofft, dass die Anstalt auch im kommenden Jahre eine Stätte der Freude und der Genesung für arme und kranke Kinder sein wird, und er vertraut auf das nie versagende jüdische Herz, dass ihm auch für dieses Jahr die nötigen Spenden zufließen, um seine großen Aufgaben zu erfüllen und insbesondere auch die Gründung eines eigenen Heimes für die im Beruf stehenden Mädchen zu ermöglichen."          

   
Bekanntmachungen zur Aufnahme in die Israelitische Kinderheilstätte und das Kurhospiz (1930)  

Bad Kissingen BayrGZ 01031930.jpg (174046 Byte) Mitteilung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März 1930:    

   
Generalversammlung des Vereins Israelitische Kinderheilstätte (1931)  

Bad Kissingen Israelit 10041931.jpg (200961 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1931:        

      
Generalversammlung des Vereins Israelitische Kinderheilstätte (1935)       

Bad Kissingen Israelit 03011935.jpg (124232 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1935:      

  
  
  
Berichte über das "Israelitische Kurhospiz"   
Mitteilung des Vereins "Kurhospiz für arme Israeliten" (1910)  

Bad Kissingen FrfIsrFambl 20051910.jpg (35208 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Mai 1910: "Kissingen. Der Verein  'Kurhospiz für arme Israeliten' verausgabte 1909 an 75 Personen in Summa 2.823 Mark. Er vereinnahmte an Mitgliedsbeiträgen und Spenden 7.872 Mark und an Zinsen 1.119 Mark. Das Vermögen beträgt 26.000 Mark. Es ist die Erwerbung eines Bauplatzes, um auf diesem später das Hospiz zu errichten, in Aussicht genommen."       

   
Jahresbericht 1910 des Vereins "Kurhospiz für arme Israeliten Bad Kissingen" (1911)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. April 1911: "Kissingen, 6. April (1911). Zu denjenigen Einrichtungen, die von dem milderen und menschenfreundlicheren Geist unserer Zeit Zeugnis ablegen, gehören vor allem jene Vereine und milden Stiftungen, die es auch dem Ärmeren und weniger Bemittelten ermöglichen wollen, die im harten Erwerbs- und Daseinskampf verloren gegangene geistige Spannkraft und eingebüßte Frische und Gesundheit an unseren Bade- und Kurorten wieder zu erlangen. Der eingetragene Verein 'Kurhospiz für arme Israeliten Bad Kissingen', erstrebt dieses edle und schöne Ziel durch Errichtung eines eigenen Hospizes in dem durch seine heilkräftigen Quellen und Bäder, klimatischen Vorzüge, einzigartige geschützte Lage und seine landschaftlichen Reize gleichmäßig bevorzugten Kissingen. Der Jahresbericht für 1910, den der Verein soeben erstattet, gibt von dem erfreulichen Wachstum, seinem rüstigen Vorwärtsschreiten, einen wirksamen Beleg. Das Vereinsvermögen hat sich in diesem Jahre um 13.771,39 Mark vermehrt. Bei den Ausgaben durfte die statutenmäßig festgelegte Summe von 3.000 Mark infolge der Ersparnisse der letzten Jahre um zirka 800 Mark überschritten werden. So konnten im Verwaltungsjahr 1910 103 Personen vom Verein unterstützt und diesen ein längerer Kurgebrauch ermöglicht werden. Diese erfreuliche Steigerung der Einnahmen verdankt der Verein vor allem dem hochherzigen Sinn edler Gönner, wie Herrn Louis Stern in New York, der ihm durch Vermittlung des Herrn Max Mayer dortselbst 7.894,75 Mark zuwandte, sowie Herr Salli Mainzer - Frankfurt am Main, der die Bestrebungen des Vereins mit 1.000 Mark unterstützte. Die Verwaltung betrauert den Heimgang ihres rührigen Mitglieds Herrn Stadtrat Fred Pringsheim in Breslau. Freiwillig schied Herr Justizrat Ofner - München aus dem Vorstand. In diese Lücken traten die Herren S. Bergmann - Fürth und Dr. med. Schild - Dortmund. Der Verein weist ein Gesamtvermögen von 40.000 Mark auf. Trotz dieses günstigen Standes der finanziellen Verhältnisse kann das erstrebte Ziel, die Errichtung des so nötigen Hospizes für arme Kurbedürftige nur dann in den nächsten Jahren erreicht werden, wenn der Kreis der Freunde und Gönner des für so viele unserer leidenden Glaubensgenossen segensreich wirkenden Vereins sich immer mehr erweitert und Gaben und Spenden immer reichlicher dafür fließen."       

    
Der Verein "Israelitisches Kurhospiz" konnte einen Bauplatz erwerben (1912)  

Bad Kissingen FrfIsrFambl 09021912.jpg (27018 Byte) Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. Februar 1912:   
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Februar 1912:    

    
Jahresbericht des Vereins "Israelitisches Kurhospiz" (1912)  

Bad Kissingen FrfIsrFambl 26041912.jpg (80530 Byte) Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. April 1912: "Kissingen. Dem Jahresberichte des Vereins 'Israelitisches Kurhospiz Bad Kissingen' entnehmen wir, dass die Einnahmen in Zinsen und Mitgliedsbeiträgen Mark 10.328 betrugen, wohingegen 3.476 Mark an Unterstützungen und 2.020 Mark an Drucksachen, Portis usw. verausgabt wurden.  
Was das 'usw.' bedeutet, wissen wir nicht. Sicherlich handelt es sich bei dem 'usw.' um Nebenausgaben à la Drucksachen und Portis. Es muss daher beanstandet werden, dass die Nebenausgaben fast 40 % der Gesamtausgaben beanspruchen. Das ist # kaufmännisch betrachtet - ein viel zu hoher Prozentsatz, auch wenn er auf das Konto Reklame zu setzen ist und die Reklame einen Teil der Einnahmen schafft. 
Dem Jahresberichte entnehmen wir noch, dass der Verein im neuen Geschäftsjahre ein Grundstück erworben hat, und dass, wenn die Spenden entsprechend fließen, die Eröffnung eines neuen Heimes bald seine Verwirklichung finden wird."      

  
Jahresbericht des Vereins "Israelitisches Kurhospiz" (1914)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. März 1914: "Kissingen, 13. März (1914). Das israelitische Kurhospiz für arme Israeliten in Bad Kissingen hat im vorigen Jahre 67 Personen aus Deutschland und 46 aus anderen Ländern unterstützt. Der Verein hoffte durch die ihm durch die Konitz-Stiftung in Aussicht stehende bedeutende Beihilfe im Jahre 1914 das Hospiz eröffnen zu können. Das muss jedoch wieder verschoben werden. Die betreffende Stiftung ist nämlich durch den Mangel einer bis jetzt unauffindbaren Zustimmungserklärung des im Jahre 1900 verstorbenen Herrn Friedrich Konitz aus Hamburg zur letztwilligen Verfügung seiner Ehefrau Marie Konitz zurzeit für wirkungslos erklärt worden. Diese Zustimmung muss erst ersetzt werden."       

 
Bericht von Rabbiner Dr. Bamberger zur Errichtung eines Kurhospizes in Bad Kissingen bei der 3. Tagung des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden in Würzburg (März 1925)    

Bad Kissingen BayrGZ 18081925.jpg (244136 Byte) Artikel in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 18. August 1925:    

  
Eröffnung des Israelitischen Kurhospizes (1926)  

Bad Kissingen Israelit 11031926.jpg (86099 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1926: "Bad Kissingen, 9. März (1926). Der unter Leitung des Distriktsrabbiners Dr. Bamberger stehende Verein 'Israelitisches Kurhospiz' eröffnet am 3. Mai dieses Jahres einstweilen in kleinem Maßstabe in gemieteten Räumen des Hotel Adler hierselbst ein Hospiz für Kurbedürftige. Die Insassen erhalten gegen einen geringen Ersatz der Verpflegungskosten, Logis und volle Verpflegung. Die vom Vereine geleisteten Barunterstützungen kommen von jetzt an in Wegfall. Ein Hauskauf oder Neubau soll erst nach vollständiger Bereitstellung der erforderlichen Mittel erfolgen, die Eröffnung des so notwendigen Hospizes sollte jedoch nicht länger verschoben werden. Die Mittel zum Hauskauf bzw. Neubau sollen durch Ausgabe von zinslosen Darlehensscheinen zu 25 Mark erlangt werden. Gemeinden, Vereine und Privatleute haben bereits durch Abnahme von Scheinen zur Begründung des Baufonds beigetragen, und es ist zu hoffen, dass die übrigen Gemeinden und Wohltäter ebenfalls das edle Werk, das ganz Deutschland interessieren dürfte, fördern."          

   
Über das "Israelitische Kurhospiz" (1926)  

Bad Kissingen Israelit 07091926.jpg (144891 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1926: "Das Israelitische Kurhospiz in Bad Kissingen. 
Wohl jeder jüdische Besucher unseres Weltbades wird sich schon einmal die an der Salinenstraße gelegene israelitische Kinderheilstätte betrachtet haben. Neben dieser, der allgemeinen Wohlfahrt dienenden Anstalt steht ein sehr schönes Gebäude mit großem Garten, die Neinburg. Am Eingang des Anwesens leuchtet uns eine große Tafel mit der Inschrift: 'Eigentum des Israelitischen Kurhospizes, vorerst untergebracht Hartmannstraße 5' entgegen. 
Die von Rabbiner Dr. Bamberger ausgehende Idee, ein Kurhospiz für den Mittelstand zu gründen, hat sich realisiert, nur kann das Gebäude nicht bezogen werden, weil die Mietsleute noch nicht anderweitig unterzubringen sind. 
Es sind deshalb in der Hartmannstraße 5 einige Zimmer gemietet und der Betrieb provisorisch dortselbst eröffnet. Ein Insasse des Hospizes gibt uns eine gediegene Schilderung seines Aufenthaltes dortselbst, und wollen wir nicht verfehlen, solchen der Öffentlichkeit zu übergeben. Er erzählt, dass dorten alles in größer Akkuratesse zu finden sei. Die Anstaltsverwaltung ist bemüht, den Aufenthalt dortselbst so angenehm als möglich zu gestalten, sodass er seine Kur mit aller Bequemlichkeit befolgen kann. Die Speisen sind kurgemäß zugbereitet, werden in peinlichster Sauberkeit serviert und in vollständig genügenden Mengen verabreicht. Dass bezüglich Kaschars alles mit peinlichster Genauigkeit durchgeführt wird, dafür bürgt der Name des Rabbiners. Jede Verwechslung des Geschirres oder sonstiger Gerätschaft ist vollkommen ausgeschlossen. Fleischlige, milchlige und minnige Geräte sind von verschiedener Farben und Grüße, alles genau gekennzeichnet. Es ist sicher, dass zur Durchführung des Wirtschaftsplanes viel Geld nötig ist, wenn auch der Insasse einen kleinen Teil der Verpflegung selbst trägt.    
Der Verein wird voraussichtlich im Laufe dieses Jahres ein geeignetes Haus erwerben, um die Wohltaten des Hospizes einem größeren Kreise zugängig zu machen. Die Anstaltsverwaltung gibt deshalb unverzinsliche Anteilscheine zu 25 Mark aus, die nach bestimmtem Plane jährlich zur Rückzahlung ausgelost werden. Es wäre deshalb Pflicht aller jüdischen Gemeinden von Nord und Süd, solche Anteilscheine sich zu verschaffen, denn alle Gemeinden verlangen nach der Wohltat, so ist es auch heilige Pflicht, für den Unterhalb mitzusorgen. Auf Wunsch ist die Anstaltsverwaltung (Dr. Bamberger) bereit, jede Zahl von Anteilscheinen zu versenden."      

  
Der Verein Israelitisches Kurhospiz eröffnet ein eigenes Heim (1926/27)      

Artikel im "Nachrichtendienst", hrsg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden. November 1926: "Bad Kissingen. Der Verein Israelitisches Kurhospiz hat jetzt ein eigenes Heim in der Villa Bavaria. Am Altenberg Nr. 2 erworben, das im Jahre 1927 eröffnet wird. Im Heim sind 30 Plätze vorhanden. Die Behandlung der Patienten wird von den Badeärzten übernommen. Die Kurperiode dauert 3-4 Wochen."                  

 
Geschichte und Eröffnung des "Israelitischen Kurhospizes" (1927)   

Bad Kissingen Israelit 04081927.jpg (222086 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1927: "Bad Kissingen, 20. Juli (1926). Vor etwa 50 Jahren wurde hier durch Rabbiner Moses Löb Bamberger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - im Vereine mit mehreren Gemeindemitgliedern eine Bäderkasse gegründet, um durch entsprechende Zuschüsse bedürftigen Kurgästen den Kuraufenthalt in Kissingen zu ermöglichen. In immer steigendem Maße hat diese Einrichtung segensreich gewirkt und Ungezählten dazu verholfen, die verlorene Gesundheit wiederzugewinnen. 
Sein Amtsnachfolger, Herr Rabbiner Dr. Seckel Bamberger, hat auch dieses Werk seines Vorgängers fortgeführt und in unermüdlicher Arbeit ausgebaut. Die Bäderkasse verwandelte sich in den E.V. Israelitisches Kurhospiz mit dem Ziele eines eigenen Heimes. 1911 schien das Ziel erreich: ein Anwesen wurde erworben. Aber bevor das Haus für seinen Zweck umgeändert werden könnte, brach der Krieg aus. Durch ihn und seine Folgen, besonders auch die Wohnungszwangswirtschaft, wurde die Einrichtung des Heims vereitelt, wie es schien, auf unabsehbare Zeit. Aber den rastlosen Bemühungen unseres Rabbiners gelang es 1926, die Villa Bavaria zu erwerben und sie zweckentsprechend instand setzen zu lassen. - Mit Beginn der Saison öffnete das 'Israelitische Kurhospiz' seine gastlichen Pforten, um den Kurbedürftigen des schwer ringenden Mittelstandes, besonders auch Lehrern und Gemeindebeamten, zu erschwinglichen Preisen den Gebrauch der weltbekannten Kissinger Heilquellen zugänglich zu machen. Das Hospiz, in schöner Lage und würdig ausgestattet, kann zunächst 30 Personen aufnehmen. Leitung und Personal der in jeder Beziehung musterhaft geführten Anstalt sind mit voller Hingebung und erfolgreich bemüht, den Insassen den Aufenthalt im Heim angenehm zu gestalten, sodass sie sich behaglich fühlen. Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Kur.  
Die feierliche Einweihung fand am 10. Tammus mit einer schlichen, eindrucksvollen Feier vor einem geladenen Kreise statt. Erschienen waren u.a. Vertreter des Ministeriums, der Kreisregierung und der Stadtverwaltung, des Badekommissariats, der Bäderverwaltung, der katholisch Stadtpfarrer, der protestantische, dienstlich verhindert, hatte schriftlich seine herzlichen Glückwünsche zum Ausdruck gebracht, Vertreter des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden, der Kultusgemeinde Kissingen, der Bayerischen und der Schlesischen Logen usw. 
Nach musikalischer Einleitung (Herr Kantor Steinberger) und einem Prolog (Frl. Bamberger) gab Herr Rabbiner Dr. Bamberger einen Überblick über Werden und bisheriges Wirken des aus der jüdischen Nächstenliebe geborenen Werkes und schloss mit einem Gebet für die Spender, für das Heim und für alle seine Heilung suchenden Gäste."     

     
Einweihungsfeier des israelitischen Kurhospizes (1927)  

Bad Kissingen BayrGZ 19091927.jpg (117032 Byte)Artikel in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 19. September 1927: "Bad Kissingen, 30. Juli (1929). Kürzlich fand hier, wie gemeldet, unter Beteiligung von staatlichen, städtischen und kirchlichen Behörden sowie einer stattlichen Anzahl geladener Gäste die Einweihungsfeier des israelitischen Kurhospizes statt. Den Höhepunkt der von musikalischen Darbietungen würdig umrahmten Feier bildete die eindrucksvolle und inhaltsreiche Weiherede des Distriktsrabbiners Dr. Bamberger, der zunächst mit herzlichen Dankesworten all derer gedachte, die zum Gelingen des edlen Werkes beigetragen hatten, dann einen interessanten Rückblick über Werden und Entwicklung des israelitischen Kurhospizes gab und seine gehaltvolle Rede schließlich in ein frommes Weihegebet für das neue Haus ausklingen ließ. Aus den Worten Dr. Bambergers war zu entnehmen, mit welch großen Schwierigkeiten und Anstrengungen die Schöpfung dieser prächtigen Erholungsstätte verbunden war, mit welch unermüdlichem Eifer aber auch - unter Aufwand vieler Mühen und Opfer - alle diese Schwierigkeiten bis zur Erreichung des großen Zieles überwunden wurden. Das neue Heim, das über etwa 30 Betten verfügt und in jeder Hinsicht auf vorzüglichste ausgestattet ist, bildet ein unvergängliches Ruhmesblatt für die israelitische Gemeinde Kissingens und für ihren unermüdlichen geistlichen Führer. Möge es recht vielen Erholungsbedürftigen Wiederherstellung ihrer Gesundheit gewährend und möglichst weiten Kreisen Segen bringen!"      

  
Bekanntmachung zur Aufnahme in das Kurhospiz (1929) 

Bad Kissingen BayrGZ 01031929a.jpg (72834 Byte)Mitteilung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März 1929: 
"Bekanntmachung über Unterbringung von Kurbedürftigen des Mittelstandes im Kurhospiz Bad Kissingen.   
Der Verband wird wiederum Mittel bereitstellen, um Kurbedürftigen des Mittelstandes aus Verbandsgemeinden verbilligten oder unentgeltlichen Kuraufenthalt in Bad Kissingen zu ermöglichen.   
Den Aufnahmegesuchen ist ein ärztliches Gutachten über die Notwendigkeit einer Kur in Bad Kissingen sowie die Bestätigung der Mittellosigkeit der Gesuchsteller durch den Gemeindevorstand beizufügen.   
Gesuche um Aufnahme bitten wir bis spätestens 15. März 1929 an das Wohlfahrtsamt des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden, München, Herzog-Max-Straße 5/1, zu richten. 
München, den 24. Februar 1929. Wohlfahrtsamt des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Dr. Straus."         

   
Jahresbericht des Vereins Israelitisches Kurhospiz (1929)   

Bad Kissingen Israelit 27061929.jpg (129799 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1929: "Bad Kissingen, 15. Juni (1929). Der Jahresbericht des Vereins Israelitisches Kurhospiz Bad Kissingen e.V. für das Jahr 1928 besagt u.a.: Veranlasst durch die große Anzahl von Gesuchen um Aufnahme, die wir im Sommer 1927 nicht berücksichtigen konnten, haben wir in diesem Jahre 10 neue Belegstellen eingerichtet. Dadurch war es uns möglich, während der Saison statt 140 Personen 190 Kranken die Wohltaten unseres Hospizes zuteil werden zu lassen. Von den Insassen stammten 63 Personen aus Bayern, 124 Personen aus dem übrigen deutschen Reich und 3 Personen aus dem Auslande. Die Einzahlung für einen vierwöchentlichen Aufenthalt betrug 140 Mark, doch gewährten wir in ganz besonders dringenden Fällen auch freie Aufnahme oder Ermäßigung des Satzes. Dank dem Entgegenkommen des staatlichen Badkommissariats haben wir für fast alle unsere Patienten die zweitgrößte Ermäßigung der Kurtaxe erwirkt. Durch die wohlwollende Förderung unseres Vereins seitens des Verbands Bayerischer Israelitischer Gemeinden in München, verschiedener Gemeinden, Logen und Privatpersonen, war es uns möglich, den Einzahlungssatz nicht zu erhöhen, obwohl wir zu den Kosten des Betriebs 2.678 Mark zulegen mussten, für Zinsen 6,396 Mark und für Neuanschaffungen 4.861 Mark aufzubringen hatten. Es verblieb noch eine Bankschuld von 7,869 Mark, doch konnten wir andererseits das Vereinsvermögen durch die für den Fonds bestimmten Summen einer Bettstiftung und 3 immerwährenden Mitgliedschaften um 3.600 Mark erhöhen. Wir hoffen auf weitere wohlwollende Unterstützung, damit im Interesse der im Haus Aufnahme Suchenden der Einzahlungssatz auch fernerhin nicht erhöht werden muss."        

  
Jahresbericht des Israelitischen Kurhospizes (1930)  

Bad Kissingen Israelit 08051930.jpg (125589 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1930: "Bad Kissingen, 30. April (1930). Der Jahresbericht des Vereins Israelitisches Kurhospiz e.V. für das Jahr 1929 ist im Drucke erschienen. In der verflossenen Saison, dem 3. Jahre seit Bestehen der Anstalt, konnten 190 Personen im Heim Aufnahme finden. Alle Patienten verließen zufrieden und gekräftigt unsere Anstalt. Von den Insassen stammten aus Bayern 45, aus dem übrigen deutschen Reich 140, aus dem Ausland fünf Personen. 
Die allgemein schwierige Wirtschaftslage machte sich auch bei uns durch geringen Eingang von Spenden bemerkbar. Dank der Zuwendung des Verbandes bayerischer israelitischer Gemeinden, verschiedener Gemeinde-Institutionen, Logen und Privatwohltätern war es möglich, die Einzahlungsquote für die Insassen unseres Heims nicht zu erhöhen, obwohl wir zu den Kosten des Wirtschaftsbetriebs Mark 1.958,75 zulegen und außerdem für Steuern und Hypothekenzinsen die Summe von Mark 7.709,59 aufbringen mussten. Für Unterstützung von Kurbedürftigen, die in unserem Heim keine Aufnahme finden konnten, haben wir Mark 1.023,30 verausgabt. Der Bericht gedenkt in Liebe zweier verdienstvoller Verwaltungsmitglieder, des Geheimrat Dr. Julius Rosenthal, Kissingen, und Liebmann Bärs in Frankfurt am Main. Herr Justizrat Dr. Hommel in Schweinfurt, der schon früher dem Vereine mit Rat und Tat zur Seite stand, ist als Verwaltungsmitglied in den Verein eingetreten.  
Der Bericht schließt mit der innigen Bitte an die bisherigen Gönner, dem Heime ihr Wohlwollen auch ferner zu erhalten."         

   
Über das Israelitische Kurhospiz (1932)
  

Bad Kissingen Israelit 14071932a.jpg (155013 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1932: "Bad Kissingen, 8. Juli (1932). Das von Herrn Bezirksrabbiner Dr. S. Bamberger ins Leben gerufene Kurhospiz für die weniger begüterten jüdischen Kreise verdient weiteste Beachtung. Schon die Lage dieses der leidenden Menschheit gewidmeten Heimes ist eine derart romantische, dass sie schon aus diesem Grunde zum Besuche einlädt. Erbaut am Abhange einer leicht ansteigenden Halde zur rechten Seite des Saaleflusses, schweift der Blick vom Hospiz auf über das ganze Tal und die Stadt. Ein größerer parkähnlicher Garten mit entsprechend verteilten Ruhebänken bietet Gelegenheit zur Erholung im Freien, wenn die Insassen nicht gewillt oder geeignet sind, größere Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung mit ihren herrlichen Wäldern und sonstigen anmutigen Punkten zu machen. Und das Heim selbst bietet sich als ein recht imposanter dreistöckiger Bau dar. Im unteren Stockwerke befinden sich neben einem vornehm gehaltenen Empfangssalon eine kleine, aber andächtige stimmende Haussynagoge und die aufs zweckmäßigste eingerichtete Küche, getrennt in eine milchdinge und fleischdinge Abteilung, während die beiden anderen Stockwerke gut ausgestattete Wohn- und Schlafräume für ca. 40 Gäste darbieten. Wie eine wahrhaft 'leibliche Schwester' waltet die derzeitige Oberin des Heimes über ihren Schutzbefohlenen, um deren individuellsten Wünschen, seien sie ritueller oder diätetischer Art, soweit es sich im Rahmen des Ganzen ermöglicht, nachzukommen. Es bedarf wohl keiner besonderen Hervorhebung, dass das Heim in streng gesetzestreuer Weise geführt wird, wofür schon der Name des Gründers und Leiters bürgt. Zu all diesem gesellt sich noch ein den jetzigen Zeitverhältnissen entsprechend ermäßigter Pensionspreis, der noch manchen Zaudernden ermuntern dürfte, zur Wiederherstellung seiner Gesundheit seine Schritte nach Kissingen zu lenken."         

    
Sitzung des Kuratoriums des Kurhospizes (1934)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1934: "Bad Kissingen, 3. Dezember (1934). In den früheren Amtsräumen des heimgegangenen Vorsitzenden der Anstalt, Rabbiner Dr. S. Bamberger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - fand eine Sitzung des Kuratoriums statt, auf deren Tagesordnung die Neuwahl der Vorstandschaft, Ergänzungswahlen zum Kuratorium und Regelung finanzieller Fragen stand. Der durch Zuruf gewählte Vorsitzende der Versammlung, Kurator Buxbaum, Würzburg gedachte vor Eintritt in die Tagesordnung in verehrungsvoller Dankbarkeit des dahingeschiedenen Vorsitzenden der Stiftung. Rabbiner Dr. Bamberger - das Andenken an den Gerechte ist zum Segen - und gelobte unter Zustimmung der Anwesenden Fortführung der Anstalt im Sinne des heimgegangenen Gründers. Zum ersten Vorsitzenden wurde Rabbiner Dr. Simon Bamberger, Stuttgart, ein Sohn des verewigten Vorstandes, gewählt, nachdem Distriktsrabbiner Dr. Ephraim sich infolge anderweitiger starker Inanspruchnahme außerstande erklärt hatte, dieses arbeitsreiche Amt noch mit zu übernehmen. Herr Dr. Ephraim wurde daraufhin zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt, außerdem als weiterer Kurator Herr Dr. S. Bamberger in Hamburg. Es folgte die Regelung einiger finanzieller Angelegenheiten, zu denen Kurator Neumann, Bad Kissingen wertvolle Anregungen gab. Mit dem Wunsche, dass das Werk der Wohltätigkeit und Menschenliebe durch edle Spenden auch weiterhin erhalten bleiben möge, schloss der Vorsitzende die Versammlung."   

   

   

   

   

   

 

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Stand: 30. Juni 2020