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Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Bad Buchau (Kreis
Biberach)
Jüdischer Friedhof
Zur jüdischen Geschichte in
Bad Buchau siehe vor allem auch
die Seiten bei
www.JudeninBuchau.de
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Bad
Buchau (interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Der Friedhof der seit dem
Mittelalter bestehenden jüdischen Gemeinde Buchaus befand sich ursprünglich
vermutlich auf einem heute noch klar eingrenzbaren Grundstück an der alten
Saulgauer Straße. 1659 wurde zusammen mit
den Juden aus Aulendorf und Mittelbiberach ein neuer Friedhof auf der Buchauer
"Insel" angelegt (Flurstück 464, Fläche 66,98 a).
Im 18. Jahrhundert wurde
der räumlich beschränkte Platz zweimal aufgefüllt, so dass im heutigen südöstlichen
Teil die Gräber dreifach übereinander liegen (deutlich überhöhtes Gelände).
Der Friedhof wurde nach 1945 noch mehrfach belegt (zuletzt September 2003). Auch die verstorbenen
jüdischen Personen aus Ravensburg, Leutkirch, Riedlingen, Wangen und anderen Orten wurden hier
beigesetzt. Auf dem Friedhof befindet sich ein 1990 aufgestelltes Mahnmal
mit den Namen der ermordeten Juden aus Buchau (einschließlich derjenigen, die aus
anderen Orten von hier deportiert wurden).
Lage des Friedhofes
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Lage des jüdischen Friedhofes Bad Buchau (durch
Pfeil markiert)
(Karte kann durch Anklicken
vergrößert werden) |
Link zu den Google-Maps
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos
Historisches Foto
(Quelle: Jüdische Gotteshäuser und
Friedhöfe in Württemberg. 1932)
Neuere Fotos
(Fotos 2005: Charlotte
Mayenberger, Bad Buchau; weitere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 9.9.2003 und mit *) 25.4.2004)
Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum Juni 1993)
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Eingangstor zum Friedhof |
Das Tahara-Haus |
Der noch vorhandene
Leichenwagen |
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Die Gedenksteine
für die jüdische Gemeinde und für die nach den Deportationen aus Buchau
Ermordeten |
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Teilansicht
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Neuerer Teil
des Friedhofes |
Grabstein für Salomon Moos
aus Kappel (gest. 1861) |
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(Fotos: Hahn, Aufnahmen mit Schnee entstanden Winter 1984/85;
andere Fotos gleichfalls Mitte der 1980er-Jahre):
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Eingangstor zum Friedhof im Winter |
Inschriftentafel am Eingang |
dass. in Hebräisch |
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Eine der charakteristischen
Grabinschriften |
Blick über den
verschneiten Friedhof |
Teilansicht
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Teilansichten
des Friedhofes |
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Grabstein für Lazarus
Wallersteiner
(1808-1871) mit Symbolen: Buch,
Messer, Schofar |
Grabstein für Frieda Strauss
geb. Weil aus Riedlingen
(1877-1928) |
Grabstein für Helene Einstein
geb. Löwenthal (1831-1895)
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Grabstein für
David A.
Einstein |
Grabinschrift für Rabbiner
Jonas Laupheim und seine Frau |
Teilansicht
(neuere Gräber) |
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Text
Der "gute Ort" von Bad Buchau - Besuch auf dem
jüdischen Friedhof
(Quelle: Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, April 1964)
Der herbeigeholte Friedhofswärter öffnet das schmiedeeiserne Gittertor. Ein
Hauch von Verlassenheit schlägt uns entgegen. Es riecht nach Moder und
verwelktem Laub. Die stummen Gräber sind von Moos und immergrünem Gerank
überwachsen. An den Stämmen der frühjahrskahlen Bäume klettert Efeu empor.
Der Pumpenschwengel des alten Brunnens hängt verrostet im Gestänge. Das
Schweigen des Todes ist vollkommen.
Die hier ruhen, Grab an Grab und Reihe an Reihe, eingebettet in den Schoß
der Ewigkeit, haben kaum noch Angehörige, die sie besuchen könnten. Sie wurden
ausgelöscht im Dritten Reich. Nicht das klägliche Häufchen ihrer Asche ist
zurückgeblieben. Andere wieder wurden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und
in die Emigration zu gehen. Es gibt keine jüdische Gemeinde mehr in dem
Federseestädtchen. Die Geschichte wurde zerschnitten. Dieser Friedhof allein
mit seinen Hunderten von Grabdenkmälern für die Toten der jüdischen
Geschlechter Buchaus gibt heute noch Zeugnis von einer stolzen Vergangenheit.
Über den kiesbestreuten Mittelweg gelangen wir in östlicher Richtung zu dem
"ganz alten Teil" des Friedhofs, wo aller Wahrscheinlichkeit nach die
Buchauer Juden schon vor dem Dreißigjährigen Krieg ihre Toten beerdigten. Hier
liegen an manchen Stellen drei Gräberschichten übereinander, weil der Platz
beschränkt war und es andererseits den Juden aus religiösen Gründen verboten
ist, ein bestehendes Grab neu auszuheben. Moritz Vierfelder, 1938 emigriert und
inzwischen in Amerika verstorben, hat dies durch genehmigte Grabungen
nachgewiesen. Er barg dabei eine Anzahl von Grabsteinen, die er an einen
gesonderten Ort unter Haselgesträuch neu setzen ließ. Die Inschriften, in hebräischer
Sprache eingemeißelt, sind nicht mehr lesbar. Kenner schätzen das Alter der
Steine auf über 300 Jahre. Selbst die nationalsozialistischen Friedhofschänder
unterließen es, diese kulturgeschichtlich wertvollen Grabmäler zu zerstören. Mein Begleiter, Herr Einstein, dessen Familie seit 1665 in Buchau ansässig
ist (zu ihr gehört Albert Einstein), erklärt mir an Hand eines alten
Büchleins von Rabbiner Weimann (herausgegeben 1879) Anlage und Geschichte de
Friedhofes. Zur Amtszeit des Rabbiners war noch ein Grabstein von Israel Abraham
Günzburg aus Aulendorf, gestorben 1675, entzifferbar. Vielleicht steht dieser Stein
heute noch an seinem Platz, kann aber nicht gefunden werden, weil die Inschrift
inzwischen völlig abgewittert ist. Die heute noch lesbare älteste Grabschrift
lautet auf Rabbiner Jakob aus Fellheim, verstorben 1785.
In dem jüngeren Teil des Friedhofes (ab 1840) fällt der zuweilen
eigenartige Stiel der Grabsteine auf. Mit ihrer reichhaltigen Ornamentik
erinnern sie an die Kunstformen des Orients. Doch niemand kennt den Steinmetz,
der diese Denkmäler schuf. Unverkennbar sind auch die Spuren der Friedhofschändung durch
Nationalsozialisten, denen selbst die Ruhe der Toten nicht heilig war. Nach
Beendigung des Krieges musste Herr Einstein, als der Sachverwalter der
untergegangenen jüdischen Gemeinde Buchaus, um 250 zerstörte Grabsteine neu
errichten lassen. Die zerbrochenen Stein wurden notdürftig zusammengekittet,
zerschlagene Marmortafeln durch Blech-Imitationen ersetzt. Die Mittel für die
laufende Instandsetzung sind gering. Herr Einstein und sein Friedhofswärter
geben sich jedoch alle Mühe, um den Friedhof, den die Nationalsozialisten nach
1942 zur Einebnung vorgesehen hatten, vor dem Zerfall zu bewahren. Sogar der Leichenwagen
ist heute noch vorhanden und wird im "Leichenhaus" an der
Friedhofsmauer unter Schloss und Riegel gehalten.
Langsam gehen wir dem Ausgang zu, vorbei an Namen wie: Rabbiner Laupheimer;
Simon Bernheim, Königlicher Posthalten; Vierfelder; Jakob Moos; Abraham
Neuberger und Max Marx, Oberlehrer. Rabbiner Weimann und Herr Einstein haben all
diese Namen gesammelt, und nicht nur die Namen, sondern auch die Grabsprüche.
Die Spuren des Judentums in Buchau sollen nicht völlig verwischt werden; die
Toten wenigstens sollen Zeugnis ablegen.
Links und Literatur
Links:
Quellen:

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