Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Emden (Kreisstadt, Ostfriesland / Niedersachsen)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt im 19./20. Jahrhundert
  
Hier: Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
sowie über Einrichtungen der jüdischen Gemeinde 

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Emden wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Neueste Einstellung vom 21.7.2014.   
    
Die meisten Texte dieser Seite konnten noch nicht abgeschrieben, können aber durch Anklicken der Textabbildungen gelesen werden.    

    
Übersicht:   

Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Eine Stiftung "Asyl für hilfsbedürftige, arbeitsunfähige, alterschwache Israeliten in Emden" wurde gegründet (1885)   
-  In Emden gibt es keine Separatgemeinde - Gründung eines Talmud-Tora-Vereins (1896) 
11. Rechenschaftsbericht des Vereins zur Unterstützung und Erziehung armer, verwaister Kinder Esrath Jessomim (1898/99)   
-  Wegen der Hohen Feiertage nehmen die jüdischen Viehhändler nicht am Viehmarkt teil (1897)   
-  Glückwünsche zum 25-jährigen Jubiläum an Oberbürgermeister Fürbringer von der jüdischen Gemeinde (1900) 
-  Veranstaltungen des Montefiore-Vereins (1908)   
-  250-jähriges Bestehen der Israelitischen Kranken- und Beerdigungsbrüderschaft Chewra Kadischa (1911)  
W
iderstand der unabhängigen Hafenarbeiter Emdens gegen das antisemitische Borkumlied (1920)  
-  Ein vom Club jüdischer Mädchen gestifteter Trauhimmel (Chuppa) wird feierlich übergeben (1921)  
-  Vortrag von Landrabbiner Dr. de Haas (Oldenburg) in Emden (1924) 
-  Bericht über das jüdische Vereinsleben im Winterhalbjahr 1928/29 (1929)    
-  Vortrag von Lehrer Gottschalk (1931)   
-  Heimabend des Jüdischen Jugendbundes Haschachar (1933)   
-  Vortragsabend der Agudas Jisroel-Ortsgruppe (1934)  
-  Veränderungen im Vorstand des Jüdischen Jugendbundes (1934)  
-  Veranstaltungen der Agudas Jisroel (1934)  
-  Über die Aguda-Arbeit in Ostfriesland (1935)  
-  Jugendtagung der Esra Pirche Agudas Jisroel (1936)   
Berichte über Einrichtungen der jüdischen Gemeinde 
-  Ein jüdisches Altersheim soll eingerichtet werden (1881)   
-  Beschluss zum Bau eines Waisenhauses in Emden (1905)  
-  Bau des Waisenhauses mit Grundsteinlegung am 17. Oktober 1907 (1907)   
-  Einweihung des Jüdischen Waisenhauses (1909)   
-  Ausschreibung der Stelle des Lehrerehepaares für die Leitung des Waisenhauses (1909) 
-  Ausschreibung der Stelle des Lehrerehepaares für die Leitung des Waisenhauses (1922) 
-  Einweihungsfeier des kombinierten Alters- und Waisenheimes (1934)  

    
    
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben      
Eine Stiftung "Asyl für hilfsbedürftige, arbeitsunfähige, alterschwache Israeliten in Emden" wurde gegründet (1885)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. April 1885: "Emden, im April (1885). Seine Majestät der Kaiser hat die Statuten einer Stiftung genehmigt, welche zur Erinnerung an die goldene Hochzeit des Kaiserpaares gegründet worden und jetzt ins Leben tritt; es ist dies: ein 'Asyl für hilfsbedürftige, arbeitsunfähige, altersschwache Israeliten in Emden.' Es ist bereits ein Haus nebst Garten erworben und eingerichtet, und 10 Pfleglinge wurden aufgenommen, welche Wohnung, Heizung, Bekleidung und Beköstigung erhalten. Möge das schöne Werk sich dauernden Wachstums zu erfreuen haben!"     

   
In Emden gibt es keine Separatgemeinde - Gründung eines Talmud-Tora-Vereins (1896)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Oktober 1896:  "Emden, 19. Oktober (1896). In einer kleinen Berliner Zeitung befand sich vor einigen Wochen eine Korrespondenz, in der mitgeteilt wurde, dass aus hiesiger Gemeinde mehrere Mitglieder, behufs Bildung einer Separat-Gemeinde, ausgetreten seien. Diese Mitteilung ist eine Erfindung irgendeines Reporters. In unserer Gemeinde herrscht nach wie vor Frieden und Eintracht. Sie bietet aber auch ein deutliches Beispiel, wie von dem Ideale des Judentums begeisterte Männer dem verderblichen Zeitgeiste entgegenarbeiten. Damit das Torastudium eifrig gepflegt werde, wurde in den letzten Wochen von unserem verehrten und unermüdlichen Landrabbiner Herrn Dr. Löb - sein Licht leuchte - und noch anderen für unsere Heilige Tora begeisterten Männern eine Chewrat Talmud Tora (sc. Talmud-Tora-Verein) ins Leben gerufen. In den Vereinsversammlungen am Sabbat-Nachmittag und Sonntag Abend sollen Raschi, Dinim, ethische Schriften und Geschichte vorgetragen, außerdem soll Unterricht in Mischnah und Gemara hierzu befähigten Knaben erteilt und im Todesfall im Trauerhause während der Schiwa (Trauerwoche) gelernt werden. - Von der weitgehenden Wichtigkeit des Torastudiums durchdrungen, hat sich fast die ganze Gemeinde dem neuen Verein angeschlossen und zählt derselbe ca. 120 Mitglieder. So dürfen wir frohen Mutes die Hoffnung hegen, dass in hiesigen Mauern eine neue Pflanz- und Pflegestätte für die Tora erstehen und Emden sich als eine Stadt und Mutter in Israel bewähren wird. B.A."             

 
Wegen der hohen Feiertage nehmen die jüdischen Viehhändler nicht am Viehmarkt teil (1897)         

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1897:  "Emden, 3. Oktober (1897). (Jüdische Feiertage). Die hiesige 'Emdener Zeitung' brachte in voriger Woche folgende fett gedruckt Annonce: 'Des hohen israelitischen Festtages wegen werden sich die Viehhändler israelitischer Konfession an dem am Dienstag, den 28. dieses Monats, hier stattfindenden Viehmarkte nicht beteiligen.' Die Folge war, dass zu dem Viehmarkt, der sonst gut besucht zu werden pflegt, nur 20 Stück Rindvieh angetrieben wurden, der Markt also nicht die geringste Bedeutung hatte. Dazu bemerkt das antisemitische 'Volk': Würden wir Christen auch immer in tatkräftiger Weise die hohe Bedeutung unserer Festtage betonen, so würden dieselben nicht mehr, wie jetzt so oft herabgewürdigt."          

     
11. Rechenschaftsbericht des Vereins zur Unterstützung und Erziehung armer, verwaister Kinder Esrath Jessomim (1898/99)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Januar 1900: "Emden, 15. Januar (1900). Der 11. Rechenschaftsbericht des Vereins zur Unterstützung und Erziehung armer, verwaister Kinder Esrath Jessomim im Landrabbinatsbezirk Emden (begründet durch Landrabbiner Dr. Buchholz seligen Andenkens) erstreckt sich vom 1. September 1898 bis 15. September 1899. Wir entnehmen demselben die Mitteilung, dass der Aufruf zum Baue eines eigenen Waisenhauses einen mächtigen Widerhall fand. Nicht nur aus allen, selbst den kleinsten Gemeinden unseres Landrabbinatsbezirkes flossen ansehnliche Gaben, sondern auch in weiten Kreisen außerhalb unserer Provinz fanden sich edle Gönner  bereit, durch Stiftungen und Spenden unser Unternehmen tatkräftig zu unterstützen. Das Vereinsvermögen hat infolge dessen im Laufe des Jahres eine beträchtliche Höhe erreicht. Die Einnahmen betrugen 31.180,10 Mark, und zwar für den Baufonds 28.183,68 Mark und an Zinsen, Beiträgen und Spenden 2.996,42 Mark. Infolge dieser hohen Einnahmen hat sich das Vereinsvermögen um fast 30.000 Mark vergrößert. Dasselbe betrug am 15. September vorigen Jahres einschließlich des Bauplatzes, im Werte von 10.749 Mark, 46.761.53 Mark gegen 17.385,09 Mark im Vorjahre. Der Verein verfügt demnach über ein Barvermögen von fast 36.000 Mark und einen ganz schuldenfreien, 4.800 qm großen Bauplatz.. - Dieses Vermögen dürfte zwar zur Errichtung des Waisenhauses vollkommen ausreichen; der Vorstand kann aber dennoch mit dem Bau noch nicht beginnen, da er sonst ohne Reservefonds bleiben würde. Hoffentlich gelingt es bald, auch diesen Reservefonds zu begründen und das Waisenhaus zu errichten. Der geschäftsführende Ausschuss besteht aus den Herren: Landrabbiner Dr. Löb, Vorsitzender, Jacob Pels, Beisitzer, Hauptlehrer Selig, Schriftführer, J. A. Stein."           


Glückwünsche zum 25-jährigen Jubiläum an Oberbürgermeister Fürbringer von der jüdischen Gemeinde (1900)   
Anmerkung: Leo Fürbringer (1843 in Gera - 1923 in Emden) war von 1875 bis 1913 Oberbürgermeister der Stadt Emden, vgl. Wikipedia-Artikel Leo Fürbringer.    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1900: "Emden, 2. August (1900). Anlässlich des am 1. vorigen Monats stattgehabten 25-jährigen Jubiläums des Oberbürgermeister Fürbringer brachte der jüdische Gemeindevorstand, an seiner Spitze Herr Jacob Pels, der gleichzeitig auch Bürgervorsteher ist, seine Glückwünsche dar, auf die der Herr Oberbürgermeister erwiderte: 'Ich nehme besonders gern Veranlassung, auf die dauernde Harmonie hinzuweisen, die stets zwischen den Einwohnern christlichen und jüdischen Glaubens in Emden geherrscht hat, und ich möchte lieber sterben, ehe die giftige Pflanze des Antisemitismus in Emden Wurzel fasst'."        


Veranstaltungen des Montefiore-Vereins (1908)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Dezember 1908:       

  
250-jähriges Bestehen der Israelitischen Kranken- und Beerdigungsbrüderschaft Chewra Kadischa (1911)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1911:         

     
Widerstand der unabhängigen Hafenarbeiter Emdens gegen das antisemitische Borkumlied (1920)  
Anmerkung: Zum Borkumlied vgl. den Wikipedia-Artikel "Bäder-Antisemitismus"     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. September 1920:       
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. September 1920:   

 
Ein vom Club jüdischer Mädchen gestifteter Trauhimmel (Chuppa) wird feierlich übergeben (1921)         

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1921:        

   
Vortrag von Landrabbiner Dr. de Haas (Oldenburg) in Emden (1924)     

Emden Israelit 27111924.jpg (129079 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. November 1924:          


Bericht über das jüdische Vereinsleben im Winterhalbjahr 1928/29 (1929)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1929:         

 
Vortrag von Lehrer Gottschalk (1931)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1931:         


Heimabend des jüdischen Jugendbundes Haschachar (1933)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juni 1933:       

   
Vortragsabend der Agudas Jisroel-Ortsgruppe (1934)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar 1934:        

  
Veränderungen im Vorstand des Jüdischen Jugendbundes (1934)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1934:    

   
Veranstaltungen der Agudas Jisroel (1934)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1934:  

 
Über die Aguda-Arbeit in Ostfriesland (1935)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1935:         
Emden Israelit 21021935a.jpg (94587 Byte)   

 
Jugendtagung der Esra Pirche Agudas Jisroel (1936)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1936:       


  
  
Berichte über Einrichtungen der jüdischen Gemeinde
  
Ein jüdisches Altersheim soll eingerichtet werden (1881)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. August 1881: "Emden, den 22. Juli (1881). Was eifriger Wille und Opferfreudigkeit vermögen, davon kann die kleine, aus etwa 700 Seelen bestehende Synagogengemeinde Emden ein erfreuliches Beispiel aufweisen. Um den für die Israeliten bekanntlich so verhängnisvollen Folgen der Armengesetzgebung entgegen zu treten, wurde von einigen Gemeindemitgliedern der Gedanke gefasst, ein eigenes Asyl für hilfsbedürftige glaubenstreue Israeliten der hiesigen Gemeinde zu gründen. Trotzdem der Plan für eine so kleine, wenig begüterte Gemeinde fast unausführbar erscheinen musste, so fand derselbe doch in der Gemeinde sympathische Aufnahme, betätigt durch eifrige Unterstützung. Bereits im Jahre 1879 war es möglich, einen besonderen Verein zur Verwirklichung desselben zu gründen, und es konnte in Anlass der am 11. Juni 1879 stattgefundenen goldenen Hochzeit Ihrer Majestäten, unseres erhabenen Kaiserpaares, mit einem aus einmaligen Gaben gebildeten Fonds von 3.640 Mark zu einer 'Jubiläumsstiftung, Asyl für hilfsbedürftige, glaubenstreue Israeliten der Synagogengemeinde Emden' übergegangen werden. Seitdem sind die Fonds auf 5424 Mark 73 Pfennig angewachsen und ist die Zahl der Vereinsmitglieder, welche feste jährliche Beiträge zahlen, auf 50 gestiegen. Fortwährend wird der Vorstand durch Beweise der nicht müde werdenden Opferwilligkeit erfreut. In diesen Tagen brachte z.B. die Stadtpost von einem Anonymus ein Geldgeschenk von 100 Mark. Auch mehrere auswärts wohnende Glaubensgenossen, die in hiesiger Gemeinde geboren sind, haben sich bereits durch Spenden beteiligt, und es ist höchst wahrscheinlich, dass noch erhebliche Geschenke von auswärts eingehen werden, sobald man in ausgedehnterer Weise als bisher das Interesse in den betreffenden Kreisen zu wecken sucht. So kann es denn keinem Zweifel unterliegen, dass das zum Ankauf eines passenden Hauses erforderliche Kapital bald angesammelt sein wird. Dann ist das Asyl gesichert, da die Betriebsmittel durch Beiträge hiesiger jüdischer Wohltätigkeits-Anstalten, namentlich der Kranken- und Beerdigungs-Brüderschaft Chewrat Gemillus Chassodim, welche dazu ohne Beeinträchtigung ihrer sonstigen Aufgaben im Stande sind, zu einem erheblichen Teile gedeckt werden können. (Wir haben der guten Sachen wegen den Artikel bis auf wenige Worte aufgenommen; was soll es aber bedeuten, dass wiederholt das Wort 'glaubenstreue' betont ist? Soll dies auf Spaltung und Ketzerriecherei ausgehen? Dann wäre der Schaden größer als der Nutzen. Redaktion)." 

  
Beschluss zum Bau eines Waisenhauses in Emden (1905)    
Vgl. oben den Bericht des Waisenvereins 1898/1899.   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Dezember 1905: "Emden. Wie in der Generalversammlung des Waisen-Vereins des Landrabbinats-Bezirkes Emden mitgeteilt wurde, ist das Vermögen desselben auf mehr wie 91.000 Mark angewachsen, in welchen der Bauplatz im Kaufpreise von 10.000 Mark enthalten ist. Hierzu kommen noch über 6.000 Mark zinslose Anteilsscheine. Es wurde beschlossen, den Bau des Waisenhauses in Angriff zu nehmen, wenn außer dem schuldfreien Bauplatz 100.000 Mark Kapitel in bar oder in Anteilscheinen zur Verfügung stehen wird. Man hofft, die noch fehlende Summe bis zum Frühjahr 1907 beschaffen zu können."           


Bau des Waisenhauses mit Grundsteinlegung am 17. Oktober 1907 (1907)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Oktober 1907: "Aus Ostfriesland, 20 Oktober (1907). Der seit einer Reihe von Jahren in Aussicht genommene Bau eines Waisenhauses für den Bezirk des Landrabbinats Emden konnte, nachdem durch reichliche Spenden, durch Stiftungen und hauptsächlich durch die Sammlungen des Herrn Landrabbiners Dr. Löb das Vereinskapital die Höhe von 100.000 Mark erreicht hat, endlich in Angriff genommen werden. Die Feier der Grundsteinlegung fand unter reger Beteiligung am Donnerstag, den 17. Oktober statt. Man hatte diesen Tag, den 9. Cheschwan, dazu bestimmt, um dem Vorsitzenden des Waisenvereins, dem Herrn Landrabbiner Dr. Löb, der an diesem Tage an der Seite seiner Gemahlin, einer Tochter des seligen Oberrabbiners Dr. Löb aus Altona, die 25-jährige Wiederkehr des Vermählungstages feiern konnte, ein sichtbares Zeichen der Anerkennung und des Dankes zu geben. Die Feier der Grundsteinlegung begann um 11 Uhr und wurde durch einen passenden Gesang von Kindern der jüdischen Volksschule eingeleitet, worauf der Synagogenchor Psalm 113 vortrug. Dann hielt Herr Dr. Löb eine ergreifende Ansprache. Es folgte die Verlesung der Stiftungsurkunde. Dieselbe berichtet, dass der selige Landrabbiner Dr. Buchholz im Verein mit den Lehrern seines Bezirks im Jahre 1886 den Verein gestiftet, um die Waisen im Landrabbinat zu versorgen. Dr. Buchholz war es gelungen, für diesen Zweck bis zu seinem 1894 erfolgten Tode 6.000 Mark zu sammeln. Dieses Kapital soll mit dem Namen 'Dr. Buchholz-Stiftung' belegt werden, und so die Erinnerung an den Begründer des Vereins bewahren. Hierauf wurden unter entsprechenden Worten die üblichen Hammerschläge von dem Vorstand und der Baukommission vorgenommen. An diese Feier schloss sich im Hause des Herrn Landrabbiners die Ehrung des Jubelpaares. Geführt von dem Vorsitzenden der Synagogen-Gemeinde Emden, Herrn Jakob Pels, erschienen der Vorstand und die Repräsentanten der jüdischen Gemeinde. Herr Pels bekundete in beredten Worten die freudige Anteilnahme der Gemeinde an dem Familienfeste ihres geistige Führers, dessen segensreiche Wirksamkeit als Stadt- und Landrabbiner er schilderte. Herr Vorsteher Meyer sprach darauf die Wünsche und den Dank des Waisenvereins aus. Im Auftrage der Vereins der jüdischen Lehrer in den Landrabbinatsbezirken Emden-Oldenburg-Bremen beglückwünschte Herr Lehrer Wolf - Aurich das Jubelpaar. Mit einer hebräischen Ansprache überreichte er darauf einen prachtvollen Silberpokal. In der Synagoge waren die Sitzplätze des Jubelpaares mit Blumengewinden geschmückt und mit einer sinnentsprechenden Inschrift von Freundeshänden versehen worden. Im Laufe des Tages gingen den Gefeierten viele Beweise der Liebe und Anerkennung zu, darunter ein in herzlichen Worten gehaltenes Schreiben des Herrn Oberbürgermeisters Fürbringer."         

   
Einweihung des Jüdischen Waisenhauses (1909)     

Emden Israelit 29041909.jpg (232717 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1909: "Emden, 25. April (1909). Die feierliche Einweihung des imposanten Waisenhauses in Emden, über welches wir bereits kurz berichteten, fand unter großer Beteiligung der ganzen Gemeinde, zahlloser auswärtiger Gäste aus den Provinzialgemeinden und in Anwesenheit der Vertreter der städtischen Behörden am 21. April statt.  
Die Weiherede hielt Herr Landrabbiner Dr. Löb. Er gedachte in erster Linie des verstorbenen Begründers des Waisenvereins 'Esras Jesaumim', des Landrabbiners Dr. Buchholz - seligen Andenkens, dessen Andenken durch eine Marmortafel sowie durch sein Porträt im Sitzungssaale dem Waisenhause erhalten bleiben wird. Sodann wies der Redner an der Hand geistvoller Midraschstellen und sinnig gewählter Bilder auf die Bedeutung des Hauses hin, und schloss mit Dank und Segenswünschen für alle Spender in nah und fern. Der Oberbürgermeister Herr Geheimrat Fürbringer, Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, der als zweiter Redner das Wort ergriff, betonte, dass er noch unter dem mächtigen Banne dieser Weiherede stehend, von neuem daran erkannt habe, welcher Opfersinn und welcher Idealismus bei den Juden wohne und dass er in seiner seitherigen Hochachtung vor dem jüdischen Staatsbürger noch mehr bestärkt worden sei. Aber besonders wohltuend habe er den warmen patriotischen Geist, die Erwähnung unseres erhabenen Kaisers in der Rede empfunden; er wisse es als Haupt einer Stadt mit zahlreicher jüdischer Bevölkerung, wie aus seinem langjährigen politischen Leben, dass die deutschen Juden von tiefer patriotischer Wärme erfüllt seien. Aber auch die herrlichen Grundzüge der jüdischen Religion hätten ihn stets mit Bewunderung erfüllt, er habe eine alte landrabbinatliche Instruktion zur Hand, aus welcher er gelernt habe, auch die ethisch-soziale Seite des Judentums zu würdigen. Redner führte einige Punkte der Instruktion, die vom früheren Landrabbiner Samson Raphael Hirsch - seligen Andenkens - herstammt, an, der bei seiner Verfügung damals wohl nicht geahnt hat, dass sie nach 70 Jahren eine Grundlage sein werde zur Verherrlichung des Judentums von hoher Stelle aus. Hierauf entwarf Herr Hauptlehrer Selig aus Emden ein Bild der Entwicklung des Waisenvereins von seinem winzigen Ursprunge an bis heute.  
Herr Vorsteher Jakob Pels - Emden sprach sodann Herrn Dr. Löb mit zündenden Worten den Dank der ostfriesischen Judenheit aus für seine aufopfernde Arbeit, Reisen und Sammlungen für das Waisenhaus; nur dieser Arbeit allein sei es zu verdanken, dass das Ziel erreicht worden sei.       
Es brachten dann noch die Herren Dr. Zorn die Glückwünsche der Emdener Bürgerschaft, deren Präsident genannter Herr ist, Herr Hauptlehrer Wolf Aurich diejenigen der Lehrerschaft, Herr Landrabbiner Dr. Mannheimer die Wünsche des Jüdischen Landesgemeinderates des Herzogtums Oldenburg, und der Inspektor des christlichen Waisenhauses in Emden, die Grüße dieser Schwesteranstalt. Die ganze zweistündige Feier, die von meisterhaft vorgetragenen Gesängen des Synagogenchores sowie von Hymnen des Kinderchores begleitet war, machte auf alle Zuhörer einen überwältigenden Eindruck.  
Am Abend fand ein wohlgelungenes und herrlich verlaufenes Festbankett statt."     


Ausschreibung der Stelle des Lehrerehepaares für die Leitung des Waisenhauses (1909)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. August 1909:        

    
Ausschreibung der Stelle des Lehrerehepaares für die Leitung des Waisenhauses (1922)       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1922:          

   
Einweihungsfeier des kombinierten Alters- und Waisenheimes (1934)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1934: "Emden, 16. Dezember (1934). Schon lange hatte sich das bisherige Altersheim als zu klein erwiesen und es wurde beschlossen, ein Altersheim mit dem schönen und großen Waisenhaus zu vereinigen. Nach langen und schwierigen Vorarbeiten war nun der für das Altersheim bestimmte Umbau beendet und am ersten Tag Chanukka, dem 50-jährigen Gedenktage der Gründung des Altersheims, wurde es mit einer schlichten Einweihungsfeier seiner Bestimmung übergeben. Zur Feier waren eine stattliche Anzahl von Gästen aus nah und fern erschienen. Die von dem Vorsitzenden des Waisenvereins, Herrn Louis ten Brink, Emden und dem Anstaltsleiter, Herrn Direktor Zielinski gehaltenen Ansprachen, sowie die von Seiner Ehrwürden Herrn Landrabbiner Dr. Blum gehaltene Weiherede waren eingerahmt von Darbietungen des Kulturbundchors und Orchesters und Leitung von Frau Dr. Goldschmidt und von Gesängen des Herrn Oberkantors Wolkenfeld. Besondere Worte des Dankes widmete Herr Landrabbiner Dr. Blum Frau Witwe Bundheim, die in 34-jähriger rastloser Tätigkeit als Leiterin des Israelitischen Altersheims wirkte und in unermüdlicher Treue um das Wohl der Alten besorgt war. Jetzt tritt Frau Bundheim in den wohlverdienten Ruhestand. - Anschließende fand für geladene Gäste und Insassen eine Kaffeetafel statt, bei der nach einleitenden Toraworten des Herrn Landrabbiner Dr. Blum der erste Vorsitzende des Israelitischen Altersheims, Herr Simon Pels, die Gäste begrüßte und die Vertreter der einzelnen Organisationen ihre Glückwünsche darbrachten. Für den Gemeindevorstand Emden sprach Herr Max v. d. Walde, für die Gemeinde Norden der Vorsitzende der Gemeinde, Herr Lehrer Klein, Herr Lehrer Hirschberg, Emden für die Lehrerschaft und die Kaiser Friedrich-Loge in Bremen, Herr Landrabbiner Dr. Blum für die Frauenvereine von Emden, Herr Hermann Hartogsohn, Emden für das Repräsentanten-Kollegium, der Ehrenvorsitzende des Israelitischen Altersheim, Herr Simon de Beer, Emden, Herr Gutentag, Wilhelmshaven und Herr Cohen, Meppen. Darauf fand eine Besichtigung der für das Altersheim bestimmten Räume statt. 20 schöne, mit allen Bequemlichkeiten der Neuzeit eingerichtete Zimmer bürgen dafür, dass den Insassen ein geruhsamer Lebensabend beschieden sein wird."   

      

      

      

      

      

      

      

 

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Stand: 22. Juli 2014