Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Heppenheim an der Bergstraße (Kreis Bergstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule     
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Sonstiges     
bulletZur Geschichte der Synagoge    
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)          
    
In Heppenheim an der Bergstraße lebten jüdische Personen bereits im Mittelalter. Ob es zur Bildung einer Gemeinde mit eigenen Einrichtungen kam, ist nicht bekannt. Die Stadt gehörte von 1232 bis 1803 zum Erzbistum Mainz, war eine der neun Städte des Mainzischen Oberstifts, von 1461 bis 1623 an die Pfalzgrafschaft verpfändet. 1333 ließ ein Jude Jacob von Heppenheim ein Darlehensgeschäft in die Frankfurter Gerichtsbücher eintragen. 1336 verpflichteten sich die Juden zu Weinheim, Heppenheim und Bensheim auf drei Jahre, ihre Wohnsitze nicht ohne Erlaubnis des Erzbischofs zu verlassen. Bei der Judenverfolgung während der Pestzeit 1348/49 wurde das jüdische Leben in der Stadt vernichtet. In der 2. Hälfte des 14.Jahrhunderts und im 15. Jahrhundert hört man nur vereinzelt von jüdischen Personen in Heppenheim. 1429 ließ Erzbischof Konrad III. von Mainz alle erzstiftischen Juden inhaftieren und ihre Güter konfiszieren. Dies traf auch die Heppenheimer Juden. Erst Mitte des 16. Jahrhunderts hört man wieder von zwei Juden in Heppenheim.  
  
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert zurück. 1668 werden zwei Juden in der Stadt genannt (Jurisdiktionalbuch des Oberamtes Starkenburg nennt für dieses Jahr die Juden Judell und Mayer in Heppenheim, die 30 Gulden Schutzgeld im Jahr zu bezahlen hatten). Im Jahr 1700 wurden 10 jüdische Einwohner gezählt. 

Im 18. und 19. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner stetig zu: 1806 56 jüdische Einwohner (1,7 % von insgesamt 3.190 Einwohnern), 1828 77 (2,1 % von 3.654), 1861 119 (2,7 % von 4.625), 1890 148 (2,8 % von 5.293), 1900 111 (1,9 % von 5.779, etwa 40 jüdische Familien), 1910 115 (1,6 % von 7,033). Demnach ging seit den 1890er-Jahren die Zahl der jüdischen Einwohner in Heppenheim durch Aus- und Abwanderung wieder deutlich zurück. 
  
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts lebten die jüdischen Familien überwiegend vom Handel mit Vieh und Landesprodukten. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden von ihnen mehrere Handlungen und Gewerbebetriebe in der Stadt eröffnet, die teilweise große Bedeutung für das wirtschaftliche Leben hatten. 1856 gab es ein Zigarrengeschäft der Gebr. Morgenthau aus Mannheim, nach 1900 bestand ein größeres Manufakturwarengeschäft mit Bankgeschäft (Wilhelm Wolf Mainzer), eine jüdische Arztpraxis (Dr. Frank), zwei jüdische Metzger, ein kleines Spezereiwarengeschäft sowie mehrere Viehhandlungen, Mehl- und Getreidehandlungen sowie eine Weingroßhandlung. 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Religionsschule und ein rituelles Bad (Bosengasse 8, Gebäude erhalten siehe Fotos). Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden auf dem Verbandsfriedhof in Alsbach beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). Die Gemeinde gehörte zum orthodoxen Rabbinat Darmstadt II.  

Im Ersten Weltkrieg beklagte die jüdische Gemeinde den Soldatentod zweier ihrer Mitglieder: David Frank (geb. 1.11.1894 in Heppenheim, gef. 24.8.1916) und Unteroffizier Friedrich Frank (geb. 18.12.1891 in Heppenheim, gef. 4.10.1915). Außerdem ist gefallen: Unteroffizier Julius Stern (geb. 4.4.1887 in Heppenheim, vor 1914 in Gelsenkirchen wohnhaft, gef. 23.12.1914). 
  
Um 1925, als in Heppenheim wieder etwa 124 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (1,6 % von insgesamt 7.693 Einwohnern), gehörten dem Vorstand der Gemeinde an: M. Sundheimer, Josef Frank, Alex Goldschmidt. Als Lehrer, Kantor und Schochet war Nathan Friedmann tätig (insgesamt von vor 1908 bis 1938). Er erteilte auch Religionsunterricht für die damals 20 schulpflichtigen jüdischen Kindern (u.a. in der Oberrealschule in Heppenheim). Um 1932 ist als Vorsitzender der Gemeinde Dr. Frank eingetragen. Als jüdischer Verein wird der "Frauenbund" genannt, der im Bereich der Wohlfahrtspflege engagiert war.   
    
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 113 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.); es kam in der Stadt zu einem gewaltsamen Pogrom: etwa 200 bis 300 Personen zogen in der Pogromnacht zum 10. November 1938 durch die Stadt und demolierten und plünderten die Wohnungen und Geschäfte der noch in Heppenheim lebenden jüdischen Familien (Bertold Mainzer, Friedrichstraße; Jakob Mainzer, Karl David, Markus Hirsch und der Familie Meier-Sundheimer). Im Mai 1939 lebten noch 37 jüdische Personen in Heppenheim. Zu Beginn der Deportationen starb Fanny Scotti geb. Belmonte an Suizid. Im September 1942 wurden die letzten jüdischen Einwohner Heppenheims deportiert.    
   
Von den in Heppenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; ergänzt durch einige Namen vom Denkmal am Synagogenplatz):  Mathilde Adler geb. Sundheimer (1879), Leo Bach (1881), Rosa Bach geb. David (1885), Helmut Baruch (1915) Friederike Bloch geb. Mayer (1882), Charlotte Blum geb. Mainzer (1875), Louis Bodenheimer (1876), Stefanie Cahn (1895), Betty Fernheimer geb. Stern (1883), Ernest Fischel (1918), Sophia Fischer geb. Bär (1872), Henriette (Jettchen, Hedwig) Friedheim geb. Kanstein (1875), Bertha Fuld geb. Joseph (1877), Bertha Goldschmidt (1869), Helene Groß geb. Salomon (1856), Selma Herz geb. Salomon (1894), Bertha Hirsch (1862), David Hirsch (1883), Erna Hirsch (1920), Klara Hirsch (1887), Leo Hirsch (1887), Selma Hirsch geb. Frank (1896), Philipp Kuhn (1893), Herbert Lichtenstein (1932), Kurt Lichtenstein (1929), Lina Lichtenstein geb. Lachenbruch (1899), Moritz Lichtenstein (1894), Bertha Mainzer geb. Morgenthau (1882), Berthold Mainzer (1877), Jakob Mainzer (1874), Albert Marx (1893), Lucia Mayer (1903), Mathilde Mayer geb. Simon (1887), Max Mayer (1886), Ernst-Ludwig Meyer (1917), Helene Meyer geb. Cohen (1879), Franziska Morgenthau (1888), Hedwig Morgenthau (1882), Julie Morgenthau geb. Klein (1864), Johanna Mathilde Oberndorf geb. Hirsch (1887), Paula Opper geb. Marx (1890), Rebekka Sander geb. Mayer (1870), Bertha Schwarz geb. Hirsch (1861), Fanny Scott geb. Belmonte (1873), Adolf Stern (1878),  Jakob Strauss (1906), Erna (Emma) Strauß geb. Selig (1895), Margot Strauß (1920), Eva Sundheimer (1923), Ida Sundheimer geb. Rothschild (1885), Ludwig Sundheimer (1919), Maier Sundheimer (1881). 
  
An einige der genannten Personen erinnern auch "Stolpersteine" in Heppenheim (erste Verlegung am 17. November 2014 für sieben Mitglieder der Familie Sundheimer in der Lehrstraße 3, siehe Pressebericht unten; weitere Verlegung November 2015 s.u.).  
    
Achtung: einzelne der oben genannten Personen könnten auch aus Heppenheim a.d. Wiese stammen!   
    
Auf einem Denkmal auf dem Grundstück der 1938 zerstörten Synagoge stehen die Namen der von Heppenheim aus deportierten jüdischen Personen (siehe Foto unten). 
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1869 / 1871 / 1875 / 1881 / 1904   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. April 1869: "Konkurrenzeröffnung. Die Stelle eines israelitischen Religionslehrers und Vorsängers, mit welcher gleichzeitig das Schächteramt verbunden, ist erledigt, und soll mit dem 1. Juli laufenden Jahres anderweitig besetzt werden. Mit dieser Stelle ist ein fixer Gehalt von 350 Gulden nebst freier Wohnung und circa 150 Gulden - Akzidenzien verbunden, und es werden Bewerber um dieselbe aufgefordert, unter Vorlage ihrer Zeugnisse binnen vier Wochen sich zu melden. 
Heppenheim,
am 1. April 1869. Für den israelitischen Vorstand: Moses J. Hirsch. B. Hirsch. S. Bodenheimer."  
 
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1869: "Konkurrenzeröffnung. Die Stelle eines israelitischen Religionslehrers und Vorsängers, mit welcher gleichzeitig das Schächteramt verbunden, ist erledigt, und soll mit dem 1. Januar 1870 anderweitig besetzt werden. Mit dieser Stelle ist ein fixer Gehalt von 300 Gulden nebst freier Wohnung und circa 175 Gulden Akzidenzien verbunden, und es werden Bewerber um dieselbe aufgefordert, unter Vorlage ihrer Zeugnisse binnen 14 Tagen sich zu melden. 
Heppenheim
a.d. Bergstraße, den 9. November 1869. Für den israelitischen Vorstand Moses Löb Hirsch. B. Hirsch." 
 
   
Heppenheim Israelit 22111871.jpg (59205 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1871: "Konkurrenzeröffnung. Die Religionslehrer- und Vorsängerstelle dahier, mit welcher das Schächteramt verbunden, ist erledigt und kann bis 1. März kommenden Jahres wieder besetzt werden. Der Gehalt als Lehre rund Vorsänger beträgt jährlich 325 Gulden – nebst Akzidenzien und circa 50 Gulden Nebenverdienst, sowie freier Wohnung mit Bett und die Gebühren als Schächter werden zu 150 Gulden – angeschlagen.
Konkurrenzfähige Bewerber um diese Stelle wollen sich binnen 4 Wochen unter Vorlage ihrer Zeugnisse an den unterzeichneten Vorstand wenden.
Heppenheim, am 6. November 1871. Für den israelitischen Vorstand. M. L. Hirsch."
 
Heppenheim Israelit 03021875.jpg (48952 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Februar 1875: "Konkurrenzeröffnung. Die israelitische Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle dahier, womit ein jährlicher Gehalt von 400 Gulden fix und 250 bis 300 Gulden Nebenakzidenzien nebst 15 Gulden für Anschaffung des Heizungsmaterials und freie Wohnung verbunden, ist erledigt und soll durch einen tüchtigen Lehrer bis 1. Januar 1875 wieder besetzt werden. Bewerber um diese Stelle wollen sich innerhalb 14 Tagen unter Vorlage ihrer Zeugnisse bei dem unterzeichneten Vorstande melden.
Heppenheim a.d.B., im Dezember 1874. Für den israelitischen Vorstand: B. Hirsch, Salomon Stern, S. Bodenheimer".
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juli 1881: "Die hiesige Stelle eines Vorbeters, Religionslehrers und Schächters ist in Erledigung gekommen und soll wieder bis zum 20. Oktober 1881 besetzt werden. Fixer Gehalt 700 Mark, Nebenverdienste 500 Mark. Inländische Bewerber wollen sich an den Unterzeichneten wenden. Heppenheim, 20. Juli 1881. Der Vorstand Feist Stern."
  
Heppenheim adB Israelit 24111904.jpg (62810 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1904: "Die Stelle eines Religionslehrers, Kantors und Schochets, verbunden mit der Religionslehrerstelle an der Realschule und mit sicherem Einkommen von 1.600 Mark ist alsbald durch einen seminaristisch gebildeten Lehrer zu besetzen. Bewerber belieben sich unter Angabe ihres Lebenslaufes und Beilage ihrer Zeugen an den Unterzeichneten zu wenden.  
F. Sundheimer, Heppenheim an der Bergstraße."

     
Bericht über das gute Verhältnis zwischen Christen und Juden in Heppenheim anlässlich der Eheschließung von Lehrer M. Oppenheimer (1891)

Heppenheim adB Israelit 09071891.jpg (116098 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1891: "Heppenheim. In der gegenwärtigen bewegten Zeit, da antisemitische Heißsporne kein Mittel – und mag es noch so verwerflich sein – verschmähen, den konfessionellen Frieden zu stören, ist es doppelt wohltuend, wahrzunehmen, wie rechtlich denkende und rechtlich handelnde Männer ihren Abscheu gegen der Frevler Streben unverblümt zum Ausdruck bringen. Ungeachtet der Erfolge, die die weltbeglückenden Reichstagsabgeordneten Pickenbach und Zimmermann in unserem lieben Hessenlande errungen, hat der gesunde Sinn der Bewohner unseres Städtchens keinen Schiffbruch erlitten. Vor einigen Wochen lenkte unser Lehrer, Herr Oppenheimer, sein Schifflein in den Hafen der Ehe. Von der Hochzeitsreise kommend, wurde ihm schon am Bahnhofe seitens eines christlichen Kollegen ein herzlicher Willkommengruß entboten. Freitagabend begab sich der hiesige Gesangverein, der die Elite unseres Städtchens zu seinen Mitgliedern zählt, in die Wohnung unseres Herrn Lehrers und brachte dem jungen Ehepaare ein Ständchen. Sichtlich gerührt, dankte derselbe in schönen, beifällig aufgenommenen Worten und schloss mit dem Wunsche, dass das harmonische Verhältnis zwischen den Bekennern verschiedener Konfessionen nicht getrübt werden möge. Diese Auszeichnung, die unserem wackeren Lehrer erwiesen worden, ist ebenso ehrend für denselben, als erfreuend für uns."

   
Lehrer M. Oppenheimer wirbt für sein Knaben-Pensionat (1892)  

Heppenheim adB Israelit 31031893.jpg (54012 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März 1893: "Knaben-Pensionat. Heppenheim a.d.B. Knaben, welche die hiesige Realschule (einjährige Berechtigung) besuchen, finden bei mir unter Zusage familiärer Behandlung und bester Pflege, Aufnahme. Nachhilfe in allen Fächern. Eigenes Haus mit schönem Garten (in) gesunder Lage. Billige Pensionsbedingungen. Beginn des neuen Schuljahres 10. April.   
M. Oppenheimer, Religionslehrer an der Großherzoglichen Realschule. Referenzen seitens der Großherzoglichen Direktion sowie bei Seiner Ehrwürden Herrn Rabbiner Dr. Marx, Darmstadt."

   
Fragen des Lehrergehaltes (1893)  

Heppenheim Israelit 02031893.jpg (56879 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1893: "Darmstadt. Betreffs eines Gesuchs von Israeliten aus Heppenheim und Umgegend um Gehaltsbewilligung an den israelitischen Religionslehrer für Religionsunterricht an der Großherzoglichen Realschule zu Heppenheim an der Bergstraße beantragt der I. Ausschuss: die Kammer wolle die Großherzogliche Regierung ermächtigen, für den in der Finanzperiode 1891/94 erteilten oder noch erteilt werdenden Religionsunterricht eine nach dem Aufwand für den gleichen Religionsunterricht an den kleinen Realschulen bemessene Vergütung zu gewähren. Ohne Zweifel wird die II. Kammer dem Beschlusse ihres I. Ausschusses beitreten."

 
Lehrer Nathan Friedmann wirbt für seine Ferienpension (1907 / 1908)  

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. Juni 1907: 
"Schüler finden angenehmen Ferien-Aufenthalt bei 
Lehrer Friedmann, Heppenheim a.d. Bergstraße
".   
 
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Juni 1908: 
"Schüler finden angenehmen Ferien-Aufenthalt bei 
Lehrer Friedmann, Heppenheim a.d.B.
"  

     
     
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben    
Interkonfessionelle Veranstaltung zum Thema "Ist der Judenhass berechtigt?" (1930)        

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 2. Mai 1930:  "In Heppenheim an der Bergstraße hatte die Ankündigung, die in Form persönlicher Einladungen ergangen war, dass die Vertreter der drei Konfessionen, Dr. theol. und phil. C.M. Kaufmann - Frankfurt am Main, Pfarrer Dr. Adolf Wendel - Oberbreidenbach und Rabbiner Dr. S. Levi - Mainz die Frage 'Ist der Judenhass berechtigt?' untersuchen würden, am 17. März, wie schon oben erwähnt, einen Massenbesuch zur Folge, wie ihn das liebliche Städtchen an der Bergstraße wohl noch niemals bei irgendeinem Anlass zu verzeichnen hatte. Während Rabbiner Dr. Levi namens unserer Glaubensgemeinschaft in würdiger Form gegen die Verhetzung protestierte und unter Widerlegung einzelner Behauptungen über das jüdische Schrifttum und die Rolle der Juden im Wirtschaftsleben auf die Schädigung des deutschen Namens überhaupt hinwies, zeigten Dr. Kaufmann für die katholische und Pfarrer Dr. Wendel für die protestantische Glaubensgemeinschaft, wie aus der Geschichte, aus der Glaubenslehre der beiden Nachbarreligionen und aus den allgemeinen Grundsätzen des Gemeinschaftsgefühls und der Nächstenliebe der Judenhass niemals die Zustimmung wahrer Christen finden, sondern gar nicht scharf genug verurteilt werden könne."              

 
"Eine Messe lesen" für einen verstorbenen jüdischen Mann? (1931)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Januar 1931: "(Ein seltener Fall von Nächstenliebe). Aus Heppenheim a.d.B. wird uns geschrieben: In unserem Städtchen, in dem fast überwiegend Katholiken wohnen, herrschte immer ein gutes Verhältnis zwischen Juden und Christen. Allerdings ist auch unsere Gegend vom Antisemitismus nicht verschont geblieben. Nun ereignete sich in letzter Woche folgender Fall. Vor wenigen Wochen starb im Ausland der Sohn einer hiesigen jüdischen Familie. In den letzten Tagen kam eine evangelische Nachbarsfrau, eine Dame der ersten Kreise, zu dem jüdischen Lehrer und fragte ihn, ob ein Andersgläubiger 'eine Messe' für einen Juden lesen lassen könne. Da der Lehrer verstand, dass es sich um einen Schiur (= Toralernstunde) handelte, bejahte er. Darauf erlegte die Dame einen Betrag und bat, für den jungen Mann, dem sie weiter keine Ehre erweisen könne, 'eine Messe zu lesen.'. Es geschah auch - in der Form eines Schiurs mit Lernkaddisch." 

      
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod des hundertjährigen Abraham Sundheimer (1914)  

Heppenheim adB Frf IsrFambl 13111914.jpg (14839 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. November 1914: "Heppenheim an der Bergstraße. Hier verschied im vollendeten hundertsten Lebensjahre Abraham Sundheimer".

  
Abraham David wird mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1916)  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. September 1916: "Heppenheim. Abraham David, Sohn von Lazarus David, eines Veterans des Krieges 1870/71, ist mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden."   

  
90. Geburtstag von Emanuel Meyerhof (1934)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1934: "Frankfurt am Main, 9. September (1934). Am 26. September feiert Herr Emanuel Meyerhof, Heppenheim a.d. Bergstraße, als ältester Bürger in voller geistiger und körperlicher Frische seinen 90. Geburtstag. (Alles Gute) bis 120 Jahre."    

  
  
Weitere Persönlichkeiten    

bulletBuber 01.jpg (96461 Byte)Martin Buber (1878 Wien - 1965 Jerusalem), aufgewachsen in Lemberg, Studium an verschiedenen Orten; lebte von 1916 bis 1938 mit seiner Familie in Heppenheim (Haus Werlestraße), von wo er die von ihm gegründete Monatsschrift "Der Jude" herausgab. Seit 1925 Lehrauftrag an der Universität Frankfurt als Nachfolger von franz Rosenzweig; seit 1930 Honorarprofessor für Religionswissenschaft an der Frankfurter Universität. 1933 Begründer des jüdischen Lehrhauses in Frankfurt. Im Februar 1938 war er zur Auswanderung gezwungen und emigrierte mit der Familie nach Jerusalem. Beim Novemberpogrom 1938 wurde sein Haus geplündert, die 3.000 Bücher umfassende Bibliothek und das Mobiliar zerstört. Buber erhielt eine Professur für Sozialphilosophie an der Hebräischen Universität in Jerusalem. In Heppenheim sind seine wichtigsten Werke geschrieben worden, u.a. "Ich und Du", 1922 in Leipzig erschienen, seine Bibelübersetzung, die "Reden über das Judentum" u.a.m. 
bulletLeopold, Adolf und Heinrich Hirsch (Söhne des um 1840 in Heppenheim geborenen Baruch Hirsch): Gründer des Bankhauses Hirsch in London. Die Brüder waren zeitlebens eng mit Heppenheim verbunden, kamen regelmäßig zu Besuch in die Stadt und stifteten große Summen für die jüdischen und christlichen Bedürftigen in Heppenheim. Die Synagoge in Heppenheim wurde großenteils von ihnen finanziert (s.u.); an der Synagogeneinweihung nahmen Leopold und Adolf Hirsch persönlich teil.
bulletLudwig Oberndorf (1888 - 1966), um 1900 im Vereinsleben in Heppenheim engagiert (Gründer und zeitweise Vorsitzender des FC Starkenburgia e.V. Heppenheim; in die USA ausgewandert; ab 1914 bei der New York Staatszeitung und The New York Herald, seit 1947 Chefredakteur (managing editor). Ehrenbürger der Stadt Heppenheim seit 1963. 

    
Offener Brief von Martin Buber an Gerhard Kittel (1933)  
Anmerkung: es handelt sich um eine Stellungnahme zur Publikation von Gerhard Kittel zur "Judenfrage". Zu Gerhard Kittel vgl. Wikipedia-Artikel:  https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Kittel   

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Oktober 1933:           
Heppenheim GemZeitung Wue 16101933a.jpg (130267 Byte)    

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige von Feist Stern (1868)
     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1868: "Für meinen Sohn, welcher drei Jahre lang die höhere Bürgerschule in Weinheim besucht hat und die besten Zeugnisse besitzt, suche ich eine Stelle als Lehrling in einem Geschäfte, das an Sabbat- und Festtagen geschlossen ist. 
Feist Stern
in Heppenheim a.d. Bergstraße."    

  
Anzeigen von E. Meyerhof (1903 / 1920)   

Heppenheim adB Israelit 02021903.jpg (26663 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1903: "1-2 Knaben
welche Ostern die hiesige sehr gut renommierte Realschule  
besuchen wollen, erhalten Kost und Logis.
E. Meyerhof, Heppenheim a.d. Bergstraße."  
        
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Januar 1920: 
"Für mein Putzgeschäft, Samstags geschlossen, suche ich eine Volontärin
Eintritt am 1. oder 15. Februar. Kost und Wohnung im Hause. 
E. Meyerhoff. Heppenheim an der Bergstrasse."  

        
       
Sonstiges  

Jahresversammlung des Jüdischen Frauenbundes, Provinzialverband für Hessen und Hessen-Nassau in Heppenheim (1927)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 31. Mai 1929:   
Der Text wird nicht ausgeschrieben; bei Interesse zum Lesen bitte die Textabbildungen anklicken.    
        
Heppenheim JuedWZKassel 31051929a.jpg (108564 Byte)  

    

Postkarte an Frau Dr. Lilienstein bei 
Dr. Fritz Frank in Heppenheim (1922)  
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
 Kirchheim / Ries)  
Heppenheim Dok 1307.jpg (293027 Byte) Heppenheim Dok 1307a.jpg (137895 Byte)

Die Postkarte wurde versandt am 30. Oktober 1922 von Baden-Baden nach Heppenheim in die Lorscherstraße an Frau Dr. Lilienstein bei Dr. Fritz Frank. Dr. Fritz Frank war der Hausarzt des ebenfalls in Heppenheim wohnenden Martin Buber. Er verordnete diesem u.a. eine Kur in Karlsbad. Dr. Fritz Frank emigrierte 1935 nach Palästina und ließ sich dort als Allgemeinarzt nieder. 
Vgl. Gerhard Wehr: Martin Buber: Leben - Werk - Wirkung. (Online als Google-Book)    

         
         
         
Zur Geschichte der Synagoge 
     
    
Eine erste Synagoge war seit 1791 in einem Haus in der Kleine Bach 3 eingerichtet. Synagogenordnungen sind aus dem Jahr 1859 und 1892 bekannt. Das Gebäude ist bis zur Gegenwart erhalten (vgl. Fotos unten). Nach Plänen von 2024 soll es mit Hilfe eines Fördervereins und von Spenden saniert und zu einem "Ort der Begegnung" umgestaltet werden.  
   
Im Laufe des 19. Jahrhunderts erwies sich bei der steigenden Zahl der jüdischen Einwohner die Synagoge für zu klein, sodass in den 1890er-Jahren der Neubau einer Synagoge dringende Notwendigkeit war. 
      
Für den Neubau einiger Synagoge wurde 1896 ein Bauplatz gekauft. Die Finanzierung war unproblematisch, da die aus Heppenheim stammenden Gebrüder Hirsch in London, Inhaber eines privaten Bankhauses, die Übernahme der Baukosten zusagten.  

Heppenheim adB Israelit 21091896.jpg (32405 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1896:  "Heppenheim (Bergstraße). die neue Synagoge wird in die neu angelegte Heinrichsstraße zu stehen kommen. Der hiefür in Aussicht genommene Bauplatz ist bereits angekauft. Der Bau selbst wird erst im Frühjahr begonnen werden. Das Baukapital ist ein Geschenk der von hier stammenden Gebrüder Hirsch in London, die in den letzten Tagen wieder den Armen Heppenheims die Summe von M. 1000 zuwendeten."
 
Heppenheim adB Israelit 15071897.jpg (24996 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juli 1897: "Heppenheim a.d. B. 9. Juli (1897) Die Herren Gebr. Hirsch aus London, welche letzten Sonntag wieder ihrer alten Heimat dahier einen Besuch abstatteten, stifteten bei dieser Gelegenheit dauernd jährlich 500 Mk. zur Verteilung unter die Ortsarmen, außerdem 3.000 Mk. zur sofortigen Verteilung. Den Bau einer Synagoge haben sie auf ihre Kosten übernommen. Diese Herren haben den hiesigen Armen schon viele Tausende gespendet."
  
Heppenheim adB Israelit 26041900.JPG (23508 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1900: "Heppenheim. Die hiesige neuerbaute Synagoge geht ihrer Vollendung entgegen, doch soll dieselbe erst eingeweiht werden, wenn die Herren Hirsch aus London, von hier gebürtig, welche viel zum Bau beigesteuert haben, nach Deutschland kommen werden."
   
Heppenheim adB Israelit 03051900.jpg (30660 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1900: "Berichtigung. Heppenheim a.d.B., 30. April. In ihrem geschätzten Blatte Nr. 34 vom 26. dieses Monats bringen Sie unter Rubrik 'Vermischtes' eine von hier eingesandte Notiz, in der berichtigend zu bemerken ist, dass die Herren Hirsch nicht allein viel zum Bau der Synagoge beigesteuert haben, sondern den ganzen Bau auf ihre alleinige Kosten herstellen ließen."

Die Synagoge wurde durch den Architekten Prof. Heinrich Metzendorf (Artikel in Wikipedia, der "Baumeister der Bergstraße") aus Bensheim geplant und zwischen Frühjahr 1897 und Herbst 1900 erbaut. Es war der erste Sakralbau dieses Architekten. Wie viele seiner zuvor gebauten Villen wies die Synagoge ein Türmchen auf. In der Synagoge erfüllte es auch einen praktischen Zweck als Treppenaufgang zu der getrennten Frauenempore. Auch sonst war die Synagoge errichtet "in Formen, die in vielen Teilen der Villenarchitekt der Zeit beziehungsweise dem Landhausstil des Architekten, für den er sonst bekannt geworden war, entsprachen" (Hammer-Schenk S. 365). "Besonders der Eingangsbereich mit offener Halle, Treppenturm und dem eigenen Giebeldach folgten diesem Stil, dem auch der Wechsel im Baumaterial von Bruchstein, Haustein und Putzflächen zuzurechen ist. Diesem Westteil schloss sich der eigentliche Kultraum mit halbrunder Apsis an" (ebd.). Die Maße der Synagoge waren: 20 Meter lang, zehn Meter breit, 17 Meter hoch. In der Synagoge war Platz für 180 Gläubige, davon 80 für Frauen. Da der Gemeinde damals 111 Mitglieder angehörten, wurde angenommen, dass ein weiteres Wachstum der Gemeinde erfolgen würde.   
  
Die Einweihung der Synagoge war am 10./11. Oktober 1900. Rabbiner Dr. Marx aus Darmstadt nahm die Einweihung vor, worüber die Zeitschrift "Der Israelit" berichtete: 

Heppenheim adB Israelit 25101900.jpg (51220 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1900: "Heppenheim (Bergstraße). Am Chol HaMoed (sc. Halbfeiertag während des Sukkotfestes, nach dem nächsten Bericht am 1. Chol HaMoed, d.h. am Mittwoch, 10. Oktober 1900) fand dahier die feierliche Einweihung der prächtigen, neuerbauten Synagoge durch Rabbiner Dr. Marx - Darmstadt statt. Die meisten Kosten für die Erbauung der Synagoge leisteten die von hier stammenden und jetzt in London wohnenden Gebr. Hirsch, die auch persönlich anwesend waren. Von allen Seiten waren Leute herbeigeströmt, um Zeuge dieser hübschen Feier zu sein. Alles verlief in herrlichster Ordnung; besonders gefiel uns die Abschiedsrede des Herrn Rabbiner Dr. Marx, gehalten in der alten Synagoge, sowie der Toast des Herrn Kreisrats Dr. Göttelmann auf den Großherzog. Wie wir hörten, sollen die Gebr. Hirsch bei ihrem Weggange jüdische und christliche Arme von Heppenheim reichlich bedacht haben."
   
Heppenheim adB 08111900.JPG (201340 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1900: "Heppenheim a.d.B. (Einweihungsfeier). Am ersten Tag Chol jamoed fand dahier die feierliche Einweihung der neu erbauten Hirsch-Synagoge statt. Aus Nah und Fern hatten sich zahlreiche Festteilnehmer eingefunden. Persönlich anwesend waren die Herren Gebr. Hirsch aus London, die von hier stammen und denen die hiesige Gemeinde den schönen Bau zu verdanken hat. In edler Betätigung des Willens ihres Vaters Baruch Hirsch seligen Andenkens haben sie die Kosten zum weitaus größten Teil getragen. Um 1 Uhr versammelte man sich zum letzten Male in der alten Synagoge. Nach dem Minchahgebet hielt Herr Provinzialrabbiner Dr. Marx - Darmstadt die Abschiedspredigt, die allgemeinen Beifall fand. Sodann wurden unter den üblichen Gesängen die Torarollen ausgehoben und in feierlichem Zuge, umgeben von Girlandenträgerinnen nach der neuen Synagoge getragen. So wie der Festzug sich nun durch die reich beflaggten Straßen und hohen Ehrenpforten unter Beteiligung der hiesigen Behörden und Geistlichkeit, verschiedener Herren Rabbiner und einer großen Zahl Fremder in ehrwürdiger Pracht dahinbewegte, bot er einen imposanten Anblick. 
Vor der Hirsch-Synagoge überreicht die Schlüsselträgerin nach Vortrag eines Gedichtes den Schlüssel Herrn Architekt Metzendorf. Dieser übergab den Bau Herrn M. Hirsch - Mannheim, der von den Spendern mit der Ausführung der Stiftung betraut worden war. Von diesem empfing Herr Vorstand Mainzer unter reichen Worten des Dankes den Schlüssel, worauf der Herr Provinzialrabbiner mit den Worten Pis-chu Scheorim (Öffnet die Tore...) die Pforte öffnete. Nun bot der prachtvolle Innenraum sich den Einziehenden dar. Der hierauf begonnene Weihegottesdienst, bei welchem ein vortrefflicher Chor Herrn Kantor Bloch unterstützte, stimmte zu feierlichster Andacht. Herr Provinzialrabbiner Dr. Marx - Darmstadt sprach das Gebet für den Landesfürsten und hielt sodann die Weihepredigt. In längerer Rede stellte er an der Hand der Namen des Bethauses die Ziele desselben dar und erläuterte seine Bedeutung. Mit der Verheißung himmlischen Segens für Alle schloss die meisterhafte Predigt. Am ersten Tage fand ferner in den Sälen des 'Halben Mond' Festessen und abends Bankett, das in sehr animierter Stimmung verlief, statt. 
Am zweiten Weihetage folgten Festgottesdienst, und mittags gemeinsamer Spaziergang. Die Hirsch-Synagoge ist in mittelalterlichem Stile erbaut und liegt malerisch am Fuße des von der Starkenburg gekrönten Schlossberges. Innen ist sie herrlich ausgestattet und genügt mit elektrischem Licht, Luftheizung etc. allen modernen Ansprüchen. ch."   

Die Synagoge in Heppenheim blieb im Besitz der Familie Hirsch, nachdem sie die gesamten Baukosten übernommen hatte. Im Grundbuch wurde als Eigentümer "Adolf Hirsch in London" eingetragen. In der Stiftungserklärung hieß es u.a. "um der Liebe zu ihrer Heimat einen ewigen Ausdruck zu verleihen und zum Andenken an die Eltern...". Die Synagoge sollte nach 50 Jahren - also 1947/50 in den Besitz der jüdischen Gemeinde übergehen. Einzige Bedingung war, dass die jüdische Gemeinde Heppenheim auch künftig dem orthodoxen Rabbinat Darmstadt unterstellt sei.  Nicht ahnen konnte man, dass das Gebäude bereits nach 38 Jahren beim Novemberpogrom 1938 zerstört würde. Dabei wurde die Synagoge durch SA-Leute niedergebrannt. Später waren jüdische Männer gezwungen, die stehen gebliebenen Außenmauern abzutragen.  
    
Um die Reste und das Grundstücke der 1938 zerstörten Synagoge gab es in den vergangenen Jahren immer wieder öffentliche Diskussionen und Konflikte (vgl. unten die Hinweise auf Presseberichte von 2010). Eine Gedenkstätte ist vorhanden, doch gab es - bislang nicht erfolgreiche - Bemühungen, das Synagogengelände insgesamt als Denkmal wiederherzustellen. 2015 übernahm die Stadt Heppenheim das Grundstück von den Vorbesitzern. Im August 2016 übernahm die Bürgerstiftung Heppenheim das Grundstück. 2017 wurden Reste der Heppenheimer Synagoge durch die Bürgerstiftung ausgegraben (siehe Pressebericht unten).      
     
     
Adresse/Standort der Synagoge: Ecke Bensheimer Weg / Starkenburgweg / Herrmannstraße (die Synagoge stand inmitten des Gartens oberhalb der Mauer an der Gedenkstätte).    
       
       
Fotos
(Quelle: obere Zeile: Sammlung Hahn; untere Zeile: linkes Foto bei Arnsberg Bilder s.Lit. S. 89; ein Ausschnitt der Abbildung rechts bei Hammer-Schenk s.Lit. Bd. 2 Abb. 283).    

Historische Ansichtskarte 
von Heppenheim vor 1938
Heppenheim Synagoge 181.jpg (145990 Byte) Heppenheim Synagoge 180.jpg (144006 Byte)
   Auf der Karte ist die Synagoge ungefähr unterhalb der Starkenburg 
zu erkennen; rechts Ausschnittvergrößerung 
      
Ansichten der 
ehemaligen Synagoge
Heppenheim Synagoge 010.jpg (70119 Byte) Heppenheim Synagoge 040.jpg (62926 Byte)
  Die Synagoge in Heppenheim: 1900 bis 1938
      
 Neuere Fotos - April 2011 
(Fotos: Michael Ohmsen; Quelle:
 Fotoseite von M. Ohmsen zu Heppenheim)
   
Die alte Synagoge 
1791-1900 
in der Straße "Kleine Bach" 3
Heppenheim Synagoge 191.jpg (76063 Byte) Heppenheim Synagoge 195.jpg (111495 Byte)
   Das Gebäude der alten Synagoge  Hinweistafel
       
Das Grundstück der 
neuen Synagoge 1900-1938 
     
Heppenheim Synagoge 190.jpg (141474 Byte) Heppenheim Synagoge 193.jpg (101451 Byte) Heppenheim Synagoge 194.jpg (74208 Byte)
Blick auf die Gedenkstätte Gedenktafel mit Abbildung der 1938 zerstörten Synagoge
     
   Heppenheim Synagoge 192.jpg (282236 Byte)  
   Denkmal mit den Namen der in der 
NS-Zeit aus Heppenheim deportierten
 jüdischen Personen
  
     
 Das rituelle Bad (Mikwe) 
in der Bosengasse 8
   
Heppenheim Mikwe 190.jpg (120305 Byte) Heppenheim Mikwe 191.jpg (111204 Byte) Heppenheim Mikwe 192.jpg (94612 Byte)
Das Gebäude des rituellen Bades (Mikwe) Hinweistafel "Am Judenbad"
     
 Erinnerungen an Martin Buber    
Heppenheim MBuber 193.jpg (96447 Byte) Heppenheim MBuber 191.jpg (73560 Byte) Heppenheim MBuber 194.jpg (111748 Byte)
Das "Martin-Buber-Haus" mit der Hinweistafel: "Hier lebte in den Jahren 1916-1938 der große jüdische Religionsphilosoph 
Martin Buber geboren: Wien 8.2.1878 verstorben: Jerusalem 13.6.1965. Vom Ungeist jener Zeit verfolgt, verließ er 
Deutschland im Jahre 1938".  
     
Heppenheim MBuber 195.jpg (162053 Byte) Heppenheim MBuber 192.jpg (160577 Byte) Heppenheim MBuber 190.jpg (118268 Byte)
Hinweistafel Der "Martin-Buber-Platz" mit einer plastischen Darstellung Bubers; von diesem Standort
 am Graben/Kellereigasse blickt Martin Buber auf das frühere Wohnhaus
   
     

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

Februar 2010: Darf das Synagogengrundstück überbaut werden? 
Artikel (fs) in "Echo-online" - Bergstraße vom 20. Februar 2010 (Artikel): "Eigentümer will auf Gedenkstätte bauen 
Starkenburgweg: Bauvoranfrage für das Gelände der niedergebrannten Synagoge - Bürgermeister hofft auf Denkmalschutz
HEPPENHEIM.
Die kleine Gedenkstätte am Starkenburgweg, die auf den früheren Standort der Synagoge aufmerksam macht und an die vertriebene und ermordete jüdische Gemeinde Heppenheims erinnert, ist in Gefahr..."   
Eine kleine Treppe, eine Gedenktafel und ein Bildstock erinnern an das d
 
März 2010: Die Bebauung des Synagogengrundstückes soll verhindert werden     
Artikel in "Echo-online" - Bergstraße vom 20. März 2010 (Artikel): "Initiative will Gedenkstätte retten
Ehemalige Synagoge: Kirchengemeinden, Geschichtsverein und Lokale Agenda wollen Bebauung verhindern. 
HEPPENHEIM.
Bislang ist noch nicht über eine Bauvoranfrage entschieden, in der es um das Grundstück der ehemaligen Synagoge am Starkenburgweg in Heppenheim geht. Bürgermeister Gerhard Herbert (SPD) hatte in der Bürgerversammlung am 4. März erklärt, dass man in Kontakt mit Bau-, Denkmal- und Flurbereinigungsbehörden stehe, um 'dem öffentlichen Interesse - bedingt durch die Historie dieses Areals - bei der Entscheidung angemessen Rechnung tragen zu können'..."  
  
April / Oktober 2013: Ein Verein "Stolpersteine Heppenheim e.V. - Erinnern für die Zukunft" wird gegründet und nimmt seine Arbeit auf  
Aus einem Artikel von "zg" im "Bergsträßer Anzeiger" vom 9. Oktober 2013 (Link zum Artikel): 
"'Stolpersteine': Verein startet Recherche zu jüdischen Mitbürgern. Auch ein Logo gibt es bereits
Heppenheim.
Der im April 2013 neu gegründete Verein "Stolpersteine Heppenheim e.V. - Erinnern für die Zukunft" hat sich mit seinen Mitgliedern und Freunden zur Organisation der anstehenden Recherchearbeiten getroffen. Die Vorsitzende Sabine Fraune nutzte die Gelegenheit, wie es in einer Pressemitteilung heißt, über die bisherigen Ereignisse zu informieren. 
Inzwischen 37 Mitglieder. Der Verein hat sich intern organisiert und zählt inzwischen 37 Mitglieder. Schüler und Schülerinnen des Starkenburg-Gymnasiums haben ein Vereinslogo entworfen. In mehreren Sitzungen hat der Vorstand die Weichen für ein zielgerichtetes Arbeiten gestellt. Dabei hat er sich durch den Bensheimer Stolperstein-Experten Peter Kalb und den Heppenheimer Stadtarchivar Harald Jost informieren lassen. Schwerpunkt waren die erforderlichen Recherchearbeiten. 
Heppenheim hat mit dem Buch "Geschichte und Geschicke der Heppenheimer Juden" des ehemaligen Bürgermeisters Wilhelm Metzendorf im Vergleich mit anderen Städten und Gemeinden gute Startbedingungen. In diesem 1982 erschienenen Buch sind die in Heppenheim ansässigen jüdischen Familien ausführlich dokumentiert. Inzwischen sind jedoch neue Quellen zugänglich und können für die Recherchen genutzt werden.
Vorstandsmitglied Hermann Müller stellte den Anwesenden eine umfangreiche Liste mit Recherchemöglichkeiten und Aufgabenbereichen vor. Dabei kamen in einer Diskussion weitere Punkte hinzu. Ideen zur Bearbeitung der Akten wurden intensiv ausgetauscht. Verschiedene Teilnehmer übernahmen einzelne Aufgaben. Das Vorstandsmitglied Annett Pielsticker wird die neuen Erkenntnisse zusammenführen.
Der Verein macht deutlich, dass er einerseits viel über die jüdischen Mitbürger erfahren möchte, andererseits aber keine perfekte und langjährige Forschungsarbeit leisten kann. Ziel ist es, mehr zu erfahren und die Ergebnisse umfassend zu dokumentieren.
Erste Ergebnisse am 4. Dezember. Die Recherchearbeiten sind nun angestoßen, schreibt der Verein weiter. In einem Treffen am 4. Dezember sollen erste Ergebnisse vorgestellt und ausgetauscht werden. Wie es in der Gründungsversammlung schon angekündigt wurde, strebt der Verein an, 2014 die ersten Stolpersteine verlegen zu lassen. Dabei soll zuerst an die Familie Sundheimer erinnert werden..."  
 
September 2013: Diskussion am Tag des offenen Denkmals über den Umgang mit der jüdischen Geschichte in Heppenheim  
Vgl. Presse-Artikel vom 4. September 2013: 
Heppenheim und sein schwieriges kulturelles Erbe (veröffentlicht am 04.09.2013 11:43 auf echo-online.de) .  
  
November 2014: Die ersten "Stolpersteine" werden in Heppenheim verlegt   
Heppenheim Stolpersteine2014 Texte.jpg (46284 Byte)Vgl. Presseartikel vom 21. Oktober 2014:   
Damit die Erinnerung nicht verloren geht (veröffentlicht am 21.10.2014 00:12 auf echo-online.de)  
Anmerkung: In der Lehrstraße 3 wurden insgesamt sieben "Stolpersteine" zur Erinnerung an die Heppenheimer Familie Sundheimer verlegt: Die Eltern Maier und Ida Sundheimer sowie ihre beiden jüngsten Kinder Ludwig und Eva wurden 1942 deportiert und ermordet. Die drei älteren Töchter Käthchen, Else und Gertrud konnten noch rechtzeitig emigrieren und haben den Holocaust überlebt. Links die Texte auf den "Stolpersteinen" in Heppenheim.     
Weitere Berichte zur Verlegung der "Stolpersteine":  
In der Website der Stadt Heppenheim (mit Fotos): http://www.heppenheim.de/Stolpersteine.3712.0.html    
Bergsträßer Anzeiger: http://www.morgenweb.de/region/bergstrasser-anzeiger/heppenheim/sieben-steine-fur-sieben-menschen-1.1979238 
Echo online: 'Für uns schließt sich hier ein Kreis' (veröffentlicht am 22.11.2014 00:08 auf echo-online.de)    
Ffduseh's Weblog DSE: https://ffduseh.wordpress.com/2014/11/18/impressionen-von-der-stolpersteinverlegung-am-17-11-2014-in-heppenheim /    
Kontakt: Den Verein "Stolpersteine – Erinnern für die Zukunft" gibt es seit 2013 (siehe oben). Die rund 40 Mitglieder freuen sich über weitere Helfer. 
Die Mitgliedschaft kostet zwölf Euro jährlich. Auskunft gibt Vorsitzende Sabine Fraune unter 06252 73759.  
 
November 2015: Verlegung eines Stolpersteines für Sofie Fischer  
Heppenheim Sto Sofia Fischer 01.jpg (165944 Byte)  Pressemitteilung der Kreisstadt Heppenheim vom 18. November 2015 (Foto links von Hansmartin Unger): "Erinnern an Sofie Fischer. Weiterer 'Stolperstein' in Heppenheim. 
Zur Erinnerung an Sofie Fischer (1872-1943) wurde am 13. November 2015 ein 'Stolperstein' vor ihrem früheren Wohnhaus in Heppenheim, Darmstädter Straße 20, verlegt. Frau Fischer lebte von 1903 bis 1939 in der Kreisstadt. Wegen ihres jüdischen Glaubens wurde sie 1942 von Frankfurt aus ins KZ Theresienstadt deportiert und dort 1943 Opfer der nationalsozialistischen Mordaktionen. 
Zur Verlegung des 'Stolpersteins' waren fünf Nachkommen von Sofie Fischer aus der Schweiz angereist. Bürgermeister Rainer Burelbach empfing die Gäste im Rathaus, wo sie sich in das Goldene Buch der Stadt eintrugen. Das Bild im Anhang zeigt (von links): Bettina Bitterli-Degginger (Urenkelin von Sofie Fischer), Pascal Bitterli (Ururenkel), Hansmartin Unger (Enkel), Marianne Degginger (Enkelin) und Andrea Degginger-Wander (Urenkelin). 
Die Verlegung der 'Stolpersteine' geschieht auf Initiative des Vereins Stolpersteine Heppenheim e.V. – Erinnern für die Zukunft. Im November 2014 waren die ersten Steine in Heppenheim verlegt worden; sie erinnern an die Mitglieder der jüdischen Familie Sundheimer."   
 
Mai 2017: Stadtrundgang auf den Spuren der jüdischen Geschichte 
Artikel von Sigrid Jahn in der "Lampertheimer Zeitung" vom Mai 2017: "Auf den Spuren Heppenheimer Juden: Stadtrundgang mit Professor Karl Härter.
HEPPENHEIM
- Dieter Schnabel, der stellvertretende Vorsitzende, hatte bei einem Lichtbildervortrag im 'Marstall' anhand von Postkarten und alten Schwarz-Weiß-Fotos Zeugnisse jüdischen Lebens in der Stadt Heppenheim dokumentiert – ein erster Beitrag des Geschichtsvereins im Begleitprogramm zur Ausstellung 'Legalisierter Raub. Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen 1933 bis 1945' im Lorscher Museumszentrum, der auf großes Interesse gestoßen war. Auch am Sonntag, zur Führung 'Was nach 1945 geblieben ist: Das jüdische Erbe Heppenheims' mit Professor Karl Härter, dem Vorsitzenden des Vereins, kamen mehr als 50 Teilnehmer vor dem Martin-Buber-Haus an der Werléstraße zusammen. Ein Treffpunkt, der gleich ins Thema einführte, denn auch der bekannte Religionsphilosoph, der hier von 1916 bis 1938 mit seiner Familie gelebt hat, wurde 1938 im Pogromjahr der Nazis gezwungen, die Heimat zu verlassen.
700 Jahre jüdische Kultur und Geschichte. Die Familie verlor bei den Plünderungen ihr Hab und Gut und musste die zusätzliche Demütigung ertragen, für die Schäden selbst aufkommen zu sollen; ein Schicksal, das Buber mit all den anderen jüdischen Bürgern teilen musste, die ihre Häuser und Geschäfte durch Zwangsverkäufe, Zwangsversteigerungen und Zwangsbesteuerungen verloren, wobei sich die neuen Nutznießer 'legaler Methoden' – in Riesenanführungszeichen – bedienten, so Härter. Von den 130 Juden, die damals in der Stadt zu Hause waren, verloren 24 Frauen und Männer auch noch ihr Leben. 'Und Heppenheim', sagte Härter, 'verlor damit ein Stück seiner fast 700 Jahre alten jüdischen Kultur und Geschichte.' Einige wenige Spuren sind noch zu finden, wie das jüdische Frauenbad, die 'Mikwe', am ehemaligen Standort des 'Diebsturms' am Stadtbach oder die runden Fenster im Giebel der alten, 1791 erbauten Synagoge im Haus Kleine Bach Nummer 3, die bis zum November 1938 mit Davidsternen geschmückt waren. Erhalten ist zudem, auch nach mehrmaligem Besitzerwechsel, der Synagogenraum im Dachgeschoss, den Hermann Müller vom Geschichtsverein wenige Wochen zuvor fotografiert hatte. Auch das Nachbarhaus Kleine Bach 1 war als Haus Goldschmidt jüdisches Eigentum. Zuvor hatten die Teilnehmer der Führung auf dem Marktplatz das frühere Haus der Familie von Baruch Hirsch aufgesucht, einem Tuch- und Weinhändler, der 1885 auswanderte und dessen Söhne die neue Synagoge am Starkenburgweg – hier endete am Sonntag die Stadtführung – gestiftet hatten. Die Heppenheimer Synagoge war nach Plänen von dem als 'Baumeister der Bergstraße' in die Geschichte eingegangenen Architekten Heinrich Metzendorf errichtet und im Oktober 1900 unter großer Teilnahme der Bevölkerung eingeweiht worden. Mit der Zerstörung der Synagoge in den Morgenstunden des 10. November 1938 wurde jüdisches Leben in Heppenheim endgültig zerschlagen.
Der Standort des jüdischen Geschäfts, 'an prominenter Stelle am Großen Markt und direkt am Prozessionsweg gelegen', zeigt für Härter, dass im 19. Jahrhundert die Juden doch integriert und akzeptiert waren. Auch auf dem Kleinen Markt, direkt am Standort der Mariensäule, dem traditionellen Treffpunkt der Pilger nach Walldürn, hätte ein jüdischer Metzger seinem Gewerbe nachgehen können. Das wertet Härter als Beleg für das frühere entspannte Zusammenleben der Bürger unterschiedlichen Glaubens in Heppenheim.
Legal geraubt wurde auch das ehemalige Kaufhaus Mainzer. Am 3. November 1938 an den Landauer Kantinenwirt Heußer für 88 500 Reichsmark verkauft (die Summe wurde nie ausgezahlt), wurde das Anwesen beim Novemberpogrom verwüstet, Wertgegenstände, Warenbestand und Vermögen zwei Jahre später beschlagnahmt. Die Entschädigung, die nach dem Krieg ausgehandelt wurde, sowie der Erlös des Verkaufs an Peter Metzendorf reichten in den fünfziger Jahren gerade aus, um die Restschulden abzutragen: 'Das Unrecht hat sich fortgesetzt.'" 
Link zum Artikel  
   
August 2017: Die Bürgerstiftung Heppenheim übernimmt die Verantwortung für das Synagogengrundstück    
Artikel von Marion Menrath in "Echo-Online" (Lokalausgabe) vom August 2017: "Kein Gras drüber. Die Bürgerstiftung Heppenheim übernimmt Verantwortung für das Grundstück der in der Reichspogromnacht zerstörten Synagoge
HEPPENHEIM
- Friedlich liegt das Grundstück in der Nachmittagssonne. Die Apfelbäume haben viele Früchte angesetzt, der Hibiskus blüht, Kirschen und Johannisbeeren sind abgeerntet. Trockenmauern unterteilen das steile Gelände in Terrassen. Auf den ersten Blick unterscheidet sich das 3500 Quadratmeter große Gelände der früheren Synagoge an der Ecke Starkenburgweg und Eisenpfad nicht von vielen anderen Gärten am Heppenheimer Schlossberg. Die nach den Plänen von Heinrich Metzendorf errichtete Synagoge stand einst auf halber Strecke zwischen den Kirchen Sankt Peter und Heilig Geist mit schönem Blick auf die Altstadt. Die exponierte Lage sei ein Zeichen, wie stark integriert und akzeptiert die jüdische Gemeinde gewesen sei, erläutert Professor Karl Härter vom Stiftungsrat der Bürgerstiftung beim Ortstermin auf dem Grundstück. Für die Verbundenheit mit der Heimat spreche der burgenähnliche Stil mit gelbem Sandstein vom Schlossberg, so Härter. Zur feierlichen Einweihung am 10. Oktober 1900 war die ganze Stadt eingeladen. Gestiftet hatten die Synagoge die in London zu Reichtum gekommenen Brüder Leopold, Adolph und Heinrich Hirsch, 'um der Liebe zu ihrer Heimat einen dauernden Ausdruck zu verleihen und zum ehrenden Gedenken an ihre Eltern und Großeltern'. Keiner ahnte, dass die Synagoge wenige Jahrzehnte später, am 10. November 1938 während der Reichspogromnacht, in einem Akt der Barbarei zerstört werden würde. Nachdem SA-Mitglieder mit einer Sprengung an den stabilen Mauern gescheitert waren, legten sie Feuer im Innenraum. Schließlich wurden jüdische Männer gezwungen, mit eigenen Händen die Reste ihres Gebetshauses abzureißen. Einer sei so verzweifelt gewesen sein, dass er versuchte, sich unter eine einstürzende Mauer zu werfen, schrieb Stadtarchivar Harald Jost in einem Beitrag für diese Zeitung. Schließlich wurden die Männer mit dem herausgebrochenen Davidstern der Synagoge zum Marktplatz getrieben und eingesperrt. Geschäfte jüdischer Bürger wie das Kaufhaus Mainzer wurden ebenso verwüstet wie Privatwohnungen und die Bibliothek des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber. Dieser war bereits mit seiner Frau Paula nach Palästina ausgereist. Andere schafften es nicht mehr, zu entkommen. 29 Heppenheimer Juden wurden von den Nazis ermordet. An die Schicksale der Familien Bach, Baruch, Mainzer, Sundheimer und an Sophie Fischer erinnern Stolpersteine. Nicht als Bürde, sondern als Verpflichtung sieht die vor einem Jahr gegründete Bürgerstiftung Heppenheim die Geschichte, wie Härter sagt. Am 23. August 2016 hat sie das Grundstück von der Stadt übernommen, die es 2015 von den Vorbesitzern erworben hatte. 'Wir wollen das Grundstück aus dem Dornröschenschlaf erwecken und für die Bürger nutzbar machen', betont Kurt Vettel, stellvertretender Vorsitzender der Bürgerstiftung Heppenheim. Nicht nur ein Gebetshaus, sondern auch ein Ort der Begegnung für die jüdische Gemeinde sei die Synagoge gewesen, sagt Härter. Denkbar seien kleinere Veranstaltungen, 'etwas, was zu dem Ort passt', ergänzt Vorstandsmitglied Dr. Hermann Müller. An historisch-kulturelle Begegnungen auf dem sehr sensiblen Grundstück denkt Härter.
Drei große Arbeitseinsätze mit bis zu 70 Helfern. Wie gewaltig die Aufgabe ist, stellten die Mitglieder der Bürgerstiftung fest, als sie im Januar an die Arbeit gingen. In drei großen Arbeitseinsätzen mit 60 bis 70 Helfern wurde das Grundstück entrümpelt und der Wildwuchs eingedämmt. BUND und Nabu wollen beim Obstbaumschnitt und mit Beweidung helfen. Nur wenige oberirdische Spuren sind von der Synagoge geblieben: Ein historisches Toilettenhäuschen mit einer alten Holztür, das an die Apsis anschloss, ist heute Teil einer Gartenhütte. Für die Tür existiert noch ein Originalschlüssel. Der Treppenaufgang ist im Verlauf erhalten, doch etliche Stufen sind durch moderne Materialien ersetzt worden. Einige der Trockenmauern sollen aus der damaligen Zeit stammen. Außerdem haben die Vorbesitzer einen großen Sandstein aufbewahrt, der der Schlussstein der Synagoge sein soll. Dann gibt es noch einen vom Starkenburgweg zugänglichen, gut erhaltenen historischen Gewölbekeller. Dieser sei sicher als Vorratsraum genutzt worden, sagt Vettel. Wie Härter erläutert, bestand der Keller aber schon vor der Synagoge. Bis 1900 habe die Stadt dort Petroleum für die Laternen aufbewahrt. Auf der Suche nach weiteren Resten soll als erster Schritt voraussichtlich im Herbst eine Gartenhütte abgerissen werden, die direkt im Synagogenumfeld steht, so Müller. Manfred Bräuer vom Amt für Bodenmanagement wolle anhand der Baupläne deren Standort ausmessen. Erst dann könne man daran denken, beispielsweise nach Mauern zu graben, ergänzt Vettel. Um keine Fehler zu machen, werde man zuvor die Experten von der Denkmalpflege und von Synagogenvereinen mit ins Boot holen, versichert Härter. Und noch etwas fehlt: 'Erst mal müssen wir dafür sorgen, dass wir das Geld bekommen, das wir ausgeben können', betont Müller."  
Link zum Artikel     
 
November 2017: Reste der Heppenheimer Synagoge wurden ausgegraben   
Artikel von Marion Menrath in "Echo-Online" (Lokalausgabe) vom 25. November 2017: "Heppenheim. Reste der Heppenheimer Synagoge ausgegraben
HEPPENHEIM - Sie sind grau und teilweise rötlich und etwa doppelt so lang wie breit. Unscheinbar sehen die Fliesen des alten Fußbodens der 1938 von den Nazis zerstörten Heppenheimer Synagoge aus. Doch die Entdeckung auf dem Grundstück am Starkenburgweg ist eine kleine Sensation. 'Den hat seit fast 80 Jahren niemand mehr gesehen', sagt Dr. Hermann Müller, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Heppenheim.
Vier Arbeitseinsätze und bis zu 70 Helfer. Erst 38 Jahre vor der Zerstörung war der Sakralbau des Architekten Heinrich Metzendorf am 10. Oktober 1900 mit einer großen Feier eingeweiht worden. Mittlerweile liegen die Reste schon mehr als doppelt so lange in der Erde, wie die Synagoge bestand. Die im Juli 2016 gegründete Bürgerstiftung ist seit 18. Januar für das Synagogengrundstück verantwortlich. In vier Arbeitseinsätzen haben bis zu 70 Helfer das 3500 Quadratmeter große Grundstück entrümpelt und versucht, die Pflanzen einzudämmen (das ECHO berichtete). Im Oktober wurde die obere Gartenhütte auf dem terrassierten Gelände abgerissen und dabei der Fund gemacht. Bekannt war, dass die Hütte aus der Neuzeit teilweise auf dem Synagogen-Grundriss stand. In der unteren Gartenhütte ist der Rest eines alten Toilettenhäuschens der Synagoge verbaut – bisher neben Teilen des Treppenaufgangs eines der wenigen oberirdischen Relikte. Von Bauplänen sei bekannt gewesen, dass das Sanitärgebäude in der Fortsetzung der Apsis steht, erläutert Müller. Die nach Osten orientierte Apsis ist ein halbrunder Anhang des Gebetsraums. Daher habe man gewusst, wo man graben müsse, so Müller. Die Arbeiten waren aufwendig, weil das Grundstück hoch über dem Starkenburgweg liegt. Mit einem auf einem Laster installierten Kran habe die Firma Antes einen Kleinbagger und einen Schaufellader auf das Grundstück gehoben, berichtet Müller. Der Bagger musste sich dann erst einen Weg über die Terrassen nach oben bahnen. Der Graben, in dem die Fliesen liegen, ist sechs Meter lang und bis zu 1,20 Meter breit. Die Fliesenfläche ist auf wenige Quadratmeter beschränkt. Mittendrin ist ein Schacht zu sehen, der vermutlich zur Heizungsanlage gehörte. Auch Grundmauern und eine Säule sind zu erkennen. Müller deutet auf halbrunde Mauerreste, die die Bürgerstiftung der Apsis zuordnet. Weiter hinten ist das Fundament einer großen Säule zu sehen. Ein Metallkranz dahinter könnte zu einem Versickerungsschacht gehören. Reste einer weiß verputzten Stützwand am Hang stammen dagegen aus der Neuzeit. Bedeckt waren die Relikte von 70 Zentimetern Schutt und Erde. Dazwischen sind verbrannte Holzteile zu erkennen.
Bis auf zwei Zentimeter genau kartiert. Ein Mitarbeiter der Hessenarchäologie, der nicht genannt werden will, hat nun die Lage des Funds mit Hilfe eines sogenannten GPS-Rovers vermessen. Das Gerät logge sich mit einem Handy beim Landesvermessungsamt in Wiesbaden ein. Bis auf zwei Zentimeter genau werden die Relikte kartiert. Doch sobald die Lage sicher dokumentiert sei, müssten die Funde vor dem Winter wieder mit Erde zugedeckt werden: 'Sonst friert alles auf', so der Experte. Mit einem Bauvlies könnten diese zusätzlich geschützt werden. Dann sei es auch einfacher, sie später wiederzufinden.
Wie es weitergeht mit den Schätzen aus der Erde, ist noch unklar. Bei eventuellen weiteren Grabungen will Hessenarchäologie auf alle Fälle dabei sein. 'Das geht nicht mit sieben rüstigen Rentnern', betont der Archäologe. Die Funde müssten dokumentiert werden, zeichnerisch oder fotografisch. Außerdem könnten Fragmente der Inneneinrichtung gefunden werden. Von der 200 Quadratmeter großen Grundfläche der Synagoge wurde schließlich erst ein sehr kleiner Teil freigelegt. Möglich sei aber eine Arbeit unter Aufsicht. Das nächste Problem der noch jungen Bürgerstiftung: Wie umgehen mit dem Erbe aus der Vergangenheit? Wie könnten die Funde gezeigt, aber gleichzeitig konserviert werden? Ein Schutzbau über den Fliesen wie in archäologischen Parks könnte teuer werden. Und auch sonst ist auf dem riesigen, teilweise verwilderten Grundstück ständig etwas zu tun. Ohne Konzept und eine gesicherte Finanzierung gehe gar nichts, betont Müller."  
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März 2018: Vortrag zur Geschichte der Heppenheimer Synagoge    
Artikel von Sigrid Jahn in "Echo-online" (Lokalausgabe) vom 23. März 2018: "Heppenheim. Hermann Müller berichtet über die im November 1938 zerstörte Heppenheimer Synagoge. 
HEPPENHEIM - Recherche steht auch bei der Aufarbeitung der Vergangenheit an erster Stelle. Dr. Hermann Müller, ehrenamtlich aktiv beim Verein 'Stolpersteine – Erinnern für die Zukunft' sowie bei der Bürgerstiftung, hat alles verfügbare Material im Stadt- und Kreisarchiv und beim Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt genutzt, Zeitungsmeldungen und Inserate studiert, Dokumente transkribiert und dabei auch weniger interessant erscheinende Quellen nicht vernachlässigt. Denn daraus ergeben sich unter Umständen wichtige Rückschlüsse auf das zu rekonstruierende Gesamtbild, wie zahlreiche Zuhörer seines Vortrags 'Die Heppenheimer Synagoge – Auf Spurensuche' am Mittwochabend im Marstall erfahren konnten.
Als Baruch Hirsch II., von 1861 bis 1876 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, als treibende Kraft den Bau eines neuen Gotteshauses initiiert hatte, waren die 150 jüdischen Bürger Heppenheims noch wohlgelitten im gesellschaftlichen Leben der Kleinstadt. Errichtet auf einem 'Filetstück' mitten in der Gemarkung, mit Blick auf den Maiberg und die Pfarrkirche Sankt Peter, hatten Baruch Hirschs Söhne Leopold, Adolf und Heinrich, Bankiers in London und wohnhaft an der vornehmen Adresse 10 Kensington Palace nahe am Hyde Park, es übernommen, auf eigene Kosten eine Synagoge zu bauen, 'um der Liebe zu ihrer Heimat einen dauernden Ausdruck zu verleihen und zum ehrenden Andenken an ihre seligen Eltern und Großeltern'. Nach der Einweihung des von Wilhelm Metzendorf entworfenen Gebäudes am 10. Oktober 1900 dankte die israelische Religionsgemeinde der Bevölkerung für die 'herzliche Beteiligung an dem Feste' (mit Festkonzert, Ball und feierlichem Einzug unter geschmückten und beflaggten Häusern); 1908 wurde den 'Herren Hirsch in London' sogar für die 'Opferwilligkeit und Anhänglichkeit an ihre Vaterstadt' auf Beschluss des Stadtvorstandes die Ehrenbürgerschaft verliehen – die Originalurkunde jedoch ist verschollen. Handfeste Belege kommen zum Vorschein. Wie es weiterging mit der Synagoge, ist bekannt – am 10. November 1938 wurde das Gotteshaus in Brand gesteckt und zu sprengen versucht, 'die Trümmer kamen in der ganzen Umgebung herunter', so Hermann Müller. Seitdem die Bürgerstiftung sich im Vorjahr darangemacht hat, das 3000 Quadratmeter umfassende Areal zu entbuschen und zu entrümpeln, erstreckt sich die Spurensuche auch auf handfeste Belege. Durch die Einsicht alter Inventarlisten konnten zwei Fundstücke aus Messing als Haltestangen für Läufer identifiziert werden, nach dem Abriss einer Hütte kamen Fliesen zum Vorschein, die der Synagoge zugeordnet werden konnten. Landesarchäologen, beauftragt von der Denkmalschutzbehörde, legten ein Rohr frei – möglicherweise der Eingang zu einem Sickerschacht für die Dachentwässerung –, eine weitere Öffnung könnte zu einem Heizungsschacht geführt haben. Ein Firststein, Bruchstücke von Dachziegeln und ein metallener Deckel sind ebenso erhalten wie das Toilettenhäuschen, das auf jeden Fall stehen bleibt. Was Müller anhand einer Fotografie zudem herausgefunden hat, betrifft den Keller unterhalb des Areals: Da wurde der Eingang versetzt, sodass das Gewölbe wohl nicht zur Synagoge gehörte, sondern zu dem Grundstück, das ein gewisser Leonhard Bund 1930 der jüdischen Gemeinde abgekauft hatte. Und die Spurensuche ist noch nicht beendet: 'Weitere Informationen werden gesucht und gesammelt. Es gibt noch viele offene Fragen.'"  
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November 2018: Gedenken am Jahrestag des Novemberpogroms 1938 
Artikel von Sigrid Jahn in der "Bürstädter Zeitung" vom November 2018: "Heppenheim erinnert an den Tag der Schande.
Mit einer Gedenkstunde und einer szenischen Lesung ist in Heppenheim an den Tag erinnert worden, an dem die Synagoge zerstört wurde. Beide Veranstaltungen stießen auf große Resonanz.
HEPPENHEIM -
Es sind 52 Namen, die alljährlich am Abend des 9. November an der Stelle zu vernehmen sind, an der bis zum 10. November 1938 die Synagoge stand – zum ehrenden Gedenken an diejenigen Heppenheimer Juden, die in der Shoah von 1933 bis 1945 umgekommen sind. 52 Schicksale, die niemals der Vergessenheit anheimfallen sollen, wofür sich seit 2013 auch der Verein 'Stolpersteine – Erinnern für die Zukunft' stark macht. Und die Aktiven stehen nicht allein: Beim Schweigekreis am Freitagabend auf Einladung der Kirchengemeinden versammelten sich erneut zahlreiche Bürger am Starkenburgweg, während die Glocken aller Gotteshäuser 15 Minuten lang läuteten. Hans Jürgen Basteck, Pfarrer in der evangelischen Heilig-Geist-Gemeinde, der mit seinen Amtskollegen Thomas Meurer von Sankt Peter und Matthias Lich von 'Erscheinung des Herrn' die Namen der Opfer verlesen hatte, rekapitulierte die Geschichte der am 10. Oktober 1900 eingeweihten Synagoge. Nicht einmal ein halbes Jahrhundert sollte sie Bestand haben. In der Pogromnacht wurde sie gesprengt und in Brand gesetzt, als auch in Heppenheim der braune Mob durch die Straßen zog.
Rundum überzeugende Darstellung im Marstall. Nach Fürbitten und einem gemeinsam gebeteten Vaterunser gab es Gelegenheit, einen Blick in den Gewölbekeller unterhalb des 3000 Quadratmeter großen Grundstücks zu werfen. Die Bürgerstiftung Heppenheim hat es von der Stadt übernommen, um es zu einem Ort der Begegnung zu gestalten. Vor dem Schweigekreis hatte der Verein 'Stolpersteine' um Vorsitzende Sabine Fraune unter der Überschrift '80 Jahre Pogromnacht – zwei Schicksale jüdischer Familien aus Heppenheim 1933 bis 1945' in den Marstall eingeladen, und auch hier blieb kein Platz unbesetzt. Louisa Bender, Julia Varycheva, Maxim Brückmann und Manuel Schütz, Schüler des Starkenburg-Gymnasiums und Mitglieder beim neuen Schauspielprojekt 'Cargo', hatten mit Erich Henrich, Leiter des Vorgängerensembles 'LiZi', eine szenische Lesung einstudiert, die den Zuhörern das Leiden der Familie Sundheimer sowie von Sofie Fischer eindringlich nahebrachte. Das biografische Material hatten die Recherchegruppen des Vereins 'Stolpersteine' Henrich und den Gymnasiasten an die Hand gegeben. Die rundum überzeugende Darstellung oblag den Akteuren, die sich ihrer Aufgabe behutsam und mit großem Einfühlungsvermögen stellten. Zur Sprache dabei kam auch der Erlebnisbericht einer Zeitzeugin, Gertrud Frank, die als Nachbarskind neben Sundheimers, die im Haus Lehrstraße 3 wohnten, aufwuchs und Tag für Tag mit den fünf Kindern der Familie spielte. Was Frank, die bereits verstorben ist, in der Pogromnacht erlebt hatten, konnte sie im Gespräch mit den Rechercheuren noch weitergeben: 'Als die Synagoge brannte, sind wir alle in den Garten gegangen. Von dort konnten wir rüber schauen. Nebenan waren die Sundheimers auch im Garten und haben erklärt, was gerade verbrennt. Bei Sundheimers und bei Selma Hirsch sind sie auch in die Wohnung eingedrungen und haben alles zusammengeschlagen und alles auf die Straße geschmissen.'
Sophie Fischers furchtgeplagtes Leben in dieser Zeit hat ihre Enkelin Marianne Degginger, die bei ihren in 'Mischehe' lebenden Eltern in Berlin dem Holocaust entronnen ist, in zwei Erinnerungsbüchern festgehalten: 'Omi schrieb von ganz merkwürdigen Dingen. Läden wurden überfallen, die Einrichtung zerschlagen. Omi war außer sich vor Angst. In Heppenheim wurden unsere Verwandten bespuckt und alle jüdischen Gebäude und Wohnhäuser beschmiert.' Sofie Fischer starb 1943 in Theresienstadt; aus der Familie Sundheimer haben nur die älteren, rechtzeitig emigrierten Töchter Käthe, Else und Gertrud überlebt. An sie und ihre ermordeten Angehörigen erinnern seit dem 7. November 2014 sieben Stolpersteine an der Lehrstraße 3. Einen Stolperstein für Sofie Fischer an der Darmstädter Straße 20 hat ihr Ururenkel Pascal Bitterli am 13. November 2015 ins Pflaster eingefügt."
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Januar 2019: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" ist für März 2019 geplant 
Artikel im "Bergsträßer Anzeiger" vom 2. Januar 2019: "Spenden erbeten. Verein hat Nachkommen der Familien Mainzer eingeladen. Neue Stolpersteine in der Fußgängerzone
Heppenheim. Der Verein Stolpersteine Heppenheim plant, in diesem Jahr weitere Stolpersteine zu verlegen. Diese sollen vor dem Haus Mainzer in der Fußgängerzone verlegt werden. Aktuell wird das Haus saniert und bald seiner neuen Bestimmung übergeben. Das Haus erstand 1906/07 als repräsentatives Geschäfts- und Wohnhaus, erbaut vom jüdischen Kaufmann Wilhelm Mainzer und seinen Söhnen Jakob und Berthold. Jakob und Berthold Mainzer führten die Geschäfte und hielten ein breitgefächertes Angebot bereit. Gemeinsam mit ihren Familien wohnten sie in den oberen Stockwerken des Hauses. Mit dem Erstarken des Nationalsozialismus wurde es für die Mainzers schließlich unmöglich, die Geschäfte weiter zu betreiben. Die Kinder von Jakob und Berthold konnten emigrieren und überlebten den Holocaust. Jakob und Berta wurden in Auschwitz ermordet. Berthold starb im Gefängnis in Darmstadt an den Folgen von Misshandlungen während seiner Haft. Seiner Frau Johanna gelang die Flucht aus Deutschland.
Großes Familientreffen geplant. Zur Geschichte der Familie Mainzer forschen Mitglieder des Vereins Stolpersteine. Es konnten Kontakte zu den Nachkommen hergestellt werden. So werden am 26. März über 30 Angehörige aus USA und Israel nach Heppenheim kommen, um an der Stolpersteinverlegung teilzunehmen. Gleichzeitig wird der Aufenthalt ein großes Familientreffen für die Angehörigen sein. Gunter Demnig wird am 26. März um 9 Uhr elf Stolpersteine verlegen, die an Jakob und Berta Mainzer und die vier Kinder und an Berthold und Johanna Mainzer und deren drei Kinder erinnern. Noch sind nicht alle Stolpersteine finanziert. Der Vereinsvorstand hofft auf die Unterstützung der Bevölkerung. Die Kosten für einen Stolperstein betragen 120 Euro. Um die geplanten Begegnungen durchführen zu können, werden weitere finanzielle Mittel benötigt. Spenden zur Stolpersteinverlegung können auf das Konto des Vereins Stolpersteine Heppenheim e.V. IBAN: DE85 5095 1469 0000 0421 92 überwiesen werden. Info:  www.stolpersteine-heppenheim.de
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Januar 2019: Vortrag über die Heppenheimer Synagoge   
Artikel von Bernd Sterzelmaier in "echo-online.de" vom 17. Januar 2019: "Was von der Heppenheimer Synagoge übrig blieb
Hermann Müller berichtet über den Stand der Spurensuche. Das Gelände könnte zum 'Bürgerpark für Kultur und Begegnung' werden.
HEPPENHEIM
- Eines der Fotos, mit denen Dr. Hermann Müller seinen Vortrag über die Heppenheimer Synagoge illustrierte, muss am Morgen des 10. November 1938 aufgenommen worden sein. Es zeigt eine Rauchsäule über dem Gotteshaus mit dem Schlossberg im Hintergrund. Von der Synagoge, die Anfang Oktober 1900 eingeweiht worden war, blieben nur Schutt und Asche. Müller hat sich wie viele seiner Mitstreiter aus der Bürgerstiftung, dem Geschichtsverein sowie aus der Stadt- und Laternenführergilde auf Spurensuche begeben. In seinem Vortrag präsentierte der Heimat- und Familienforscher die Ergebnisse, die zeigen: Ende des 19. Jahrhunderts lebte die jüdische Gemeinde friedlich mit ihren christlichen Nachbarn. 'Die Juden haben dazugehört, es gab keine Differenzen, und es wurde gemeinsam gefeiert', sagte Müller.
Brüder Hirsch finanzieren Neubau des Gebetshauses. Als die Synagoge eingeweiht wurde, waren die Häuser mit Fahnen geschmückt. In den Festsälen des Hotels Halber Mond und des Gasthauses Goldener Anker spielten Militärkapellen, wie Müller dokumentierte. Die ganze Stadt wusste, wem sie es zu verdanken hatte, dass die Synagoge in der Altstadt verkauft und das neue Gotteshaus gebaut werden konnte: Den Brüdern Adolf, Leopold und Heinrich Hirsch, Mitglieder aus Heppenheims jüdischer Gemeinde. Sie waren nach London ausgewandert und dort zu Vermögen gekommen. Müllers Vortrag ordnete die Rolle der Brüder Hirsch in die neuere Heppenheimer Stadtgeschichte ein. Er erwähnte, dass die Bankiers regelmäßig größere Summen für die Armen überwiesen. Die Spenden wurden – so hatten sie es verfügt – 'ohne Unterschied der Konfession' verteilt. Als die Brüder Hirsch zusagten, den Bau einer neuen Synagoge zu finanzieren, erhielt der Bergsträßer Jugendstilarchitekt Heinrich Metzendorf den Auftrag zur Planung, dessen Bruder Georg war Bauleiter. Laut Müller war auch das ein Beleg für die Heimatverbundenheit der Auswanderer, die fast jährlich zurück an die Bergstraße reisten und selbst in der Fremde Wert darauf legten, 'deutsche Bürger' zu sein. Adolf, Leopold und Heinrich Hirsch wurden 1908 zu Ehrenbürgern ernannt.
Die Synagoge mit der Empore und dem schlicht gestalteten Innenraum prägte mit der Pfarrkirche Sankt Peter, die 1904 eingeweiht wurde, das Stadtbild. Zu dem 3400 Quadratmeter großen Gelände gehörten Weinberg, Wiese, Obstbäume und Garten. 'Dann kam das schreckliche Jahr 1933'. Mit diesen Worten leitete Müller seine Beschreibung dessen ein, was sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Heppenheim wie im ganzen Deutschen Reich abspielte. Die Demütigung und Verfolgung der Juden begann in Heppenheim schon im Frühjahr 1933, wie ein Bild im Museum unter dem Holocaust-Mahnmal in Berlin zeigt. In Heppenheim wurde die Friedrich-Ebert- in Adolf-Hitler-Straße umbenannt. Jüdische Kaufleute mussten ihre Geschäfte schließen, um ihnen die Existenzgrundlage zu entziehen. 'Das zeigt, welche Macht die Nazis schon hatten und wie sie diese radikal ausgenutzt haben', sagte Müller. Die letzten Juden wurden 1942 aus Heppenheim deportiert.
Wie Müller weiter berichtete, hatten die Brandstifter in der Pogromnacht das Gestühl der Synagoge auf einen Haufen geworfen, mit Benzin übergossen und angezündet.
Das Synagogengelände blieb bis Anfang der fünfziger Jahre ein Trümmerhaufen, bis Nachbarn aufräumten und das Gelände pflegten. Die Spuren der Familie Hirsch verlieren sich laut Müller während des Zweiten Weltkriegs. Rechtlich blieben sie bis in die achtziger Jahre die Grundstücksbesitzer, wie Professor Karl Härter ergänzte, der Vorsitzende des Geschichtsvereins. Vor wenigen Jahren kam das Gelände in den Besitz der Stadt mit der Auflage, es der Bürgerstiftung zu übertragen, was 2016 geschah. Müller beschrieb, was bisher gefunden oder freigelegt wurde: Messingstangen, mit denen die Teppichläufer auf dem Boden der Synagoge fixiert waren, der Schlussstein aus einem Giebel, ein Heizungsschacht, Fliesen, verkohltes Holz, Bruchstücke von Dachziegeln, und das Toilettenhäuschen, das rechts von der Apsis stand. Zur Überraschung der bis zu 70 ehrenamtlichen Helfer fanden sie bei den Aufräumarbeiten auch den Zugang zu einem 16 Quadratmeter großen Gewölbekeller. Dieses Gemäuer war Teil der Synagoge und ist laut Müller so gut erhalten, dass es als Veranstaltungs- und Ausstellungsraum genutzt werden könnte. Die Mitglieder der Bürgerstiftung hoffen, das Gelände in einen 'Bürgerpark für Kultur und Begegnung' verwandeln zu können. Dort könnte die Geschichte der Synagoge sowie die Erinnerungen an die jüdischen Bürger und die Architekten Metzendorf gepflegt werden."
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November 2019: Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 
Artikel in der "Lampertheimer Zeitung" vom 6. November 2019: "Jüdische Zeitreise mit Dany Bober. Verein 'Stolpersteine Heppenheim' lädt zu Gedenkveranstaltung am 9. November ein.
HEPPENHEIM -
(red). Seit einigen Jahren lädt der Verein 'Stolpersteine Heppenheim – Erinnern für die Zukunft' mit Partnern zu einer Gedenkveranstaltung am 9. November ein. Während der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in ganz Deutschland Synagogen verwüstet und niedergebrannt. Zudem hatte die jüdische Bevölkerung unter den damit verbundenen Ausschreitungen zu leiden. Es gab Tote und Deportationen in Konzentrationslager. Zur Erinnerung an die jüdische Bevölkerung Heppenheims, ihr Leid während der Nazi-Diktatur und die Zerstörung ihrer Synagoge am Starkenburgweg wird in diesem Jahr der Wiesbadener jüdische Künstler Dany Bober nicht nur sein Programm 'Eine jüdische Zeitreise' im Marstall darbieten, sondern auch beim anschließenden Schweigekreis an den Gedenksteinen im Starkenburgweg das jüdische Totengebet anstimmen.
Am Samstag, 9. November, beginnt sein Programm 'Eine jüdische Zeitreise mit Dany Bober' um 19 Uhr im Marstall. Mit Liedern, Berichten und jüdischen Weisheiten lässt Bober die Vielfalt der jüdischen Kultur lebendig werden. Zwischen den Liedern erzählt er die Geschichte, die den Rahmen zu seinen Liedern bildet. Sein Programm umfasst einen Zeitraum von fast 3000 Jahren. Es reicht von Neuvertonungen der Psalmen aus der Zeit der Könige David und Salomon, dem babylonischen Exil, der hellenistisch-römischen Zeit zum deutschen Judentum und den jiddischen Volksweisen Osteuropas. Prosa und Gedichte aus der Zeit des 'Frankfurter Vormärzes' Anfang des 19. Jahrhunderts runden das Feature liebevoll-ironisch ab. Bobers Eltern konnten in der Nazi-Zeit nach Palästina fliehen, wo er kurz nach der Staatsgründung 1948 in Israel geboren wurde. 1956 kehrten seine Eltern mit ihm in die Geburtsstadt seines Vaters nach Frankfurt zurück. Seit 1976 lebt Dany Bober in Wiesbaden. Die Veranstaltung im Marstall kostet keinen Eintritt. Der Verein 'Stolpersteine Heppenheim' freut sich jedoch über Spenden. Nach dem etwa eineinhalbstündigen Programm ist Gelegenheit zum Gang an die Gedenktafeln unterhalb der zerstörten Hirsch-Synagoge am Starkenburgweg, wo die Kirchengemeinden und Pfarreien Heppenheims um 21 Uhr zum Schweigekreis einladen. Mit dem jüdischen Totengebet, dem Vorlesen der jüdischen Namen auf dem Gedenkstein und dem Lied Shalom Chaverim endet die Veranstaltung."
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Dezember 2019: Beiträge zur jüdischen Geschichte im 52. Jahrgang der Bergsträßer Geschichtsblätter 
Artikel von Oliver Lohmann in "echo-online.de" vom 2. Dezember 2019 (nur teilweise zitiert): "Geschichtsblätter mit Heppenheimer Kaufhaus Mainzer auf der Titelseite
Der 52. Band der Bergsträßer Geschichtsblätter ist erschienen. Heppenheim spielt hierin eine große Rolle: Es wird berichtet über die Familie Mainzer und die Hirsch-Synagoge.
HEPPENHEIM - Passend zur Sanierung und neuen Nutzung des Metzendorf-Hauses ziert eine Zeichnung des Kaufhauses Mainzer die Titelseite der 'Geschichtsblätter für den Kreis Bergstraße'. Dieser 52. Band der Geschichtsblätter-Reihe ist folgerichtig im ehemaligen Kaufhaus in der Friedrichstraße der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Mehrere Dutzend Menschen kamen zur Präsentation des 52. Bandes der Geschichtsblätter. Herausgegeben werden die Bücher von der Arbeitsgemeinschaft der Geschichts- und Heimatvereine. ...
DAS BUCH. Der Band 52 der Geschichtsblätter ist im Buchhandel für 18 Euro erhältlich. ISSN: 0720-1044. Das Buch hat fast 320 Seiten und enthält viele Dokumente und Fotos...
Professor Karl Härter fasste für die Zuhörer die wichtigsten Erkenntnisse aus seinen Recherchen über die Familie Mainzer zusammen. Für die Geschichtsblätter hat er den ausführlichsten Text mit dem Titel 'Die jüdische Familie Mainzer in Heppenheim zwischen wirtschaftlichem Aufstieg und nationalsozialistischer Verfolgung' beigetragen. Die Familie Mainzer stehe exemplarisch für viele andere jüdische Menschen in Hessen und Deutschland. Vier von ihnen seien vom NS-Regime ermordet worden, zwölf konnten flüchten und überlebten.
Thilo Figaj erläuterte den Zuhörern, was es auf dem inzwischen restaurierten Gemälde 'Prospect von dem Meliboco und dessen Gegend' vom Darmstädter Hofmaler Johann Tobias Sonntag von 1747 alles zu entdecken gibt. Unter anderem ein Osttor in der Lorscher Klostermauer. Darüber schreibt Figaj im neuen Band der Geschichtsblätter. Im Buch geht es außerdem um die schottische Familie Duff in Bensheim, regionale Literaturgeschichte, die ehemalige Heppenheimer Synagoge, aber auch Infos über das 'Gaunerunwesen' in der Zent Abtsteinach und vieles mehr."  
 
Dezember 2019: Über den Gewölbekeller unter dem Synagogengrundstück und Planungen für die Zukunft  
Artikel von Hermann Müller in der "Bürstädter Zeitung" vom 10. Dezember 2019: "Echo hilft: Neue Ideen für Heppenheimer Gewölbekeller
Zu dem Bürgerpark in Heppenheim gehört auch ein alter Gewölbekeller: Aus dem einstigen Lagerraum am Starkenburgweg könnte ein Ort für Konzerte oder Lesungen werden.
HEPPENHEIM -
Mit der laufenden "Echo hilft!"-Aktion soll in Heppenheim das Projekt eines Bürgerparks der Bürgerstiftung Heppenheim gefördert und damit 'eine Vision auf historischem Grund' realisiert werden. Der Bürgerpark soll auf einem Anwesen entstehen, auf dem bis zur Zerstörung durch die Nazis 1938 die Hirsch-Synagoge stand. Zu dem Anwesen gehört auch ein alter Gewölbekeller, der seine eigene Geschichte hat und in den Planungen der Bürgerstiftung für vielfältige Verwendungen vorgesehen ist. 1929 kaufte die jüdische Gemeinde von Leonhard Bund das angrenzende, nordwestlich am Starkenburgweg gelegene Grundstück für 1000 Reichsmark hinzu. Unter diesem Grundstück befindet sich noch heute ein gut erhaltener Gewölbekeller. Dieser stammt aus der Zeit vor der Erbauung der Synagoge und hat nichts mit der 1900 fertig gestellten Synagoge zu tun. Vor dem Jahr 1900 erfolgte die Straßenbeleuchtung in Heppenheim mit Petroleumlampen. Das Petroleum dafür wurde in diesem Gewölbekeller am Starkenburgweg gelagert. Mit der Fertigstellung eines Elektrizitätswerks in Heppenheim im Jahr 1899 begann die Einführung der elektrischen Straßenbeleuchtung ab Januar 1900 - und der Keller verlor seine Aufgabe als Petroleumlager. In der Zeit, in der die jüdische Gemeinde den Gewölbekeller besaß, wurde er als Lagerraum genutzt, unter anderem für das kühle Lagern von Lebensmitteln und Getränken, aber auch von Reserveziegeln für die Synagoge. Diese über 100 Jahre alten Dachziegeln stammen nicht nur aus dem Heppenheimer Tonwerk, sondern auch aus Ziegelfabriken in Speyer, Eisenberg und Worms und sind heute noch in größerer Zahl vorhanden. Nach 1947 wurde das Grundstück mit dem Gewölbekeller von der Familie Saul erworben, die dann in den 1980er Jahren Eigentümer des gesamten Synagogengrundstücks wurde. Beim Bau der Gedenkstätte für die Synagoge und die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus wurde am Starkenburgweg 1965 der Zugang zu dem Gewölbekeller etwas nach links verlegt. Der Gewölbekeller hatte früher einen Durchgang zu einem weiteren Kellerraum, der unter dem Nachbargrundstück lag und zugeschüttet wurde. Dieser Durchgang wurde dann auf Fenstergröße verkleinert. Heute erinnert noch eine Fensterumrahmung an die ursprüngliche Situation. Im Mai dieses Jahres war der Gewölbekeller ein Teil des Aufgabenpakets für die 72-Stunden-Aktion der katholischen Jugend. Die Gruppe der Pfarrei Erscheinung des Herrn hat sehr fleißig und in großartiger Weise den Keller entrümpelt, Schutt abgefahren, die Wände gesäubert und einen neuen Bodenbelag eingebracht. Der stellvertretende Vorsitzende der Bürgerstiftung, Kurt Vettel, hat anschließend noch eigenhändig ein Treppengeländer gezimmert und eine Lampe aufgehängt. Damit ist der Gewölbekeller nach über 80 Jahren wieder zugänglich und kann in Regie der Bürgerstiftung für kleine Veranstaltungen wie etwa Ausstellungen, Lesungen oder Konzerte genutzt werden. Dabei gibt es zum Beispiel bei der Beleuchtung noch weitere Arbeiten, die im Rahmen des Gesamtprojektes Bürgerpark abgearbeitet werden müssen. "  
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Dezember 2019: Auf dem Synagogengrundstück soll ein "Bürgerpark" entstehen   
Artikel in der "Lampertheimer Zeitung" vom Dezember 2019: " Kurt Vettel von der Bürgerstiftung spricht über den geplanten Bürgerpark in Heppenheim
Auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge in Heppenheim soll mit den Gelder von 'Echo hilft!' ein Bürgerpark entstehen. Der Zweite Vorsitzende sagt: 'Jeder Euro zählt.'
HEPPENHEIM
- Kurt Vettel und seine Frau Jana gehören zu den Gründungsstiftern der Bürgerstiftung Heppenheim. In der Gründungsveranstaltung wurde er durch das Stiftungsforum – alle Stifter, die zusammen das notwendige Gründungsguthaben von 50 000 Euro zugestiftet haben – zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Herr Vettel, wie sind Sie bei der Bürgerstiftung gelandet? Im Vorfeld zur Stiftungsgründung wurden einige Informationsveranstaltungen veranstaltet. Zusammen mit meinem Freund Werner Krauß haben wir eine davon besucht. Dort sprach Marie-Luise Stoll-Stephan vom Verband der Bürgerstiftungen in Deutschland. Sie charakterisierte in ihrem Vortrag die Stiftungsform Bürgerstiftung als gemeinnützige von den Bürgern einer Stadt getragene Stiftung, deren Merkmale politische Unabhängigkeit und organisatorische Selbständigkeit sind. Das hat mich beeindruckt.
Warum engagieren Sie sich dort? Ich habe in meinem Leben viel Musik (Tanzmusik-Bigband) gemacht und war beruflich in IT-Projekten weltweit unterwegs. Ich bin in keiner politischen Partei oder in einem Verein engagiert, arbeite aber gerne mit Menschen zusammen und habe Spaß daran, Projekte zu entwickeln und voranzubringen. Soziales und Gemeinschaft liegen mir am Herzen. Da ist die Bürgerstiftung Heppenheim genau der richtige Platz, um mich für die Bürger und meine Heimatstadt einzusetzen.
Was macht die Stiftung alles? Projekte, die dem Wohle der Bürger von Heppenheim dienen und nicht im Aufgabengebiet einer Behörde oder Stadtverwaltung liegen. Ein breiter Fächer von Möglichkeiten, an denen jeder Heppenheimer partizipieren kann und individuell wie sein Fingerabdruck seinen Beitrag leisten kann. Die Bürgerstiftung soll keine Konkurrenz zu den Kultur-, Sport- und Hilfsvereinen darstellen. Wir kooperieren und unterstützen gerne gemäß unserer Satzungsinhalte.
Wie hoch ist das Stiftungskapital? 160 000 Euro. Das Stiftungskapital darf aber nicht verbraucht werden, nur Zinsgewinne dürfen im operativen Budget ausgegeben werden.
Was beim aktuellen Niedrigzins schwer sein dürfte. Richtig. Nur die Spenden und Zustiftungen des einzelnen Bürgers bilden das Stiftungskapital. Was natürlich erst nach und nach wächst und nicht von vornherein zur Verfügung steht. Vermögende Bürger können auch größere Beträge in die Stiftung oder eine Testamentsstiftung einbringen und dabei den Verwendungszweck mit bestimmen.
Die Bürgerstiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Gelände der ehemaligen Synagoge neues Leben einzuhauchen. Das Grundstück am Starkenburgweg wurde der Bürgerstiftung zugestiftet. Mit dem Auftrag, im Rahmen der Denkmalpflege das Gelände zu verwalten, zu pflegen und unter Berücksichtigung des historischen Hintergrundes zu entwickeln.
Das könnte mit den Geldern aus 'Echo hilft!' schneller gehen als gedacht, oder? Das war eine sehr schöne Überraschung und bedeutet eine große Hilfe für die Stiftung. Bisher haben wir den Pflegeauftrag fast ausschließlich mit Zeitstiftern, also ehrenamtlichen Helfern, geleistet. Wir hoffen, dass wir mit dem Geld Arbeiten angehen können, die nachhaltig unser Projekt nach vorne bringen – sodass wir bald die ersten Bereiche für die Bürger zur Verfügung stellen können. Ohne finanzielle Mittel einzusetzen, kommt man leider nicht über die Ziellinie. Aber der Weg ist noch weit, die Bürgerstiftung erst 36 Monate alt und hat noch viel Platz für neue Stifter und Spender.
Was wird mit dem gespendeten Geld konkret gemacht? Ich könnte jetzt 50 Themen aufzählen. Es geht darum, den Bürgerpark in den nächsten Jahren zu entwickeln. Was genau geplant ist, ist auf unserer Homepage nachzulesen.
In dem Bürgerpark sollen sich Generationen treffen. Warum ist das aus Ihrer Sicht wichtig? In unserer Stadt fehlt ein zentraler Platz, der von Jung und Alt genutzt werden kann und leicht zu erreichen ist. 'Wir treffen uns heute Mittag auf dem Bürgerplatz' – so könnte eine Verabredung ausgesprochen werden. Ob von einer Jugend- oder der Senioren-Gymnastikgruppe. Auch ist es denkbar, dass der Chef eines Unternehmens seine Mitarbeiter bei schönem Wetter zu einem Offsite-Meeting auf den Bürgerplatz einlädt, um das neue Projekt in einer anderen Umgebung zu besprechen.
Warum ist es so wichtig, dass das geschichtsträchtige Gelände einer neuen Bestimmung zugeführt wird? Wir haben bewusst den Projektnamen 'Bürgerpark' gewählt. Von dem alten Synagogengebäude sind heute keine baulichen Reste und Spuren mehr erhalten. Wir werden selbstverständlich an der Stelle, wo diese stand, daran erinnern und den historischen Bereich entsprechend würdigen und gestalten.
Die Sparkassenstiftung hat angekündigt, jeden Euro im Dezember zu verdoppeln. Wir freuen uns sehr, dass wir zum 20. Jubiläum der Sparkassenstiftung so stark unterstützt werden. Und wir würden uns freuen, wenn der Anreiz der Verdopplung jedes gespendeten Euros noch mal starke Wirkung auf die Spendenbereitschaft hat. Jeder Euro zählt.
Das Interview führte Matthias Rebsch."
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Dezember 2019: Schülerinnen und Schüler der Martin-Buber-Schule beschäftigen sich mit der Geschichte der Synagoge in Heppenheim 
Artikel von Matthias Rebsch in "Echo-online" (lokal: Bergsträßer Echo) vom 23. Dezember 2019: "Echo hilft: Schüler über KZ-Besuch und Synagoge in Heppenheim
Schüler der Martin-Buber Schule haben kürzlich ein KZ besucht. Nun erfuhren sie, dass auch in Heppenheim großes Unrecht geschehen ist.
KREIS BERGSTRASSE -
Sein ganzes Leben hat sich Joshua gefragt, was dort oben auf dem Grundstück wohl sein mag. Der 16-Jährige wohnt in der Nähe des Starkenburgwegs und geht fast täglich am Gelände der ehemaligen Heppenheimer Synagoge vorbei. Nun hatte er die Möglichkeit, mit seiner Schulklasse den historischen Boden zu betreten. Möglich gemacht hat das die Bürgerstiftung und das große Interesse der Schüler an der deutschen Vergangenheit. Die 10bR und 10cR der Martin-Buber-Schule beschäftigen sich seit der neunten Klasse in den Fächern Deutsch und Geschichte intensiv mit der Zeit des Nationalsozialismus, der Judenverfolgung und dem Widerstand. Deshalb stießen die Schüler mit ihrem Wunsch, eine historische Gedenkstätte zu besuchen, bei ihren Lehrern Silke Michel, Timo Kolb und Cäcilia Korte auf offene Ohren. Eigentlich sah der Plan vor, das ehemalige Konzentrationslager in Osthofen zu besuchen. Ein Konzentrationslager der Größenordnung Dachau erschien den Lehrern aber nachdrücklicher - also ging es dorthin.
'Was wir gehört haben, ist wirklich passiert.' Der Ausflug verfehlte seine Wirkung nicht: Alleine das Schild 'Arbeit macht frei' am Eingang der Stätte löste bei den Schülern ein bedrückendes Gefühl aus, wie sie erzählen. Einige vermieden es, durch das Tor zu laufen. 'Wir haben erfahren, wie die Juden dort gefoltert und ermordet wurden', sagte Emre (16). Und die 17 Jahre alte Lea ergänzte: 'Was wir gehört haben, ist wirklich passiert.' Dass sich die Verbrechen nicht nur in weit entfernten Städten, sondern auch vor ihrer Haustür abgespielt hatten, verdeutlichte ein Besuch auf dem Gelände der ehemalige Synagoge im Heppenheimer Starkenburgweg. Dort will die Bürgerstiftung mit der Unterstützung von 'Echo hilft!' einen Bürgerpark errichten. Schulklassen, so der Plan, sollen dort zum Outdoor-Unterricht auf historischem Boden zusammenkommen.
Zeitzeugen gibt es nicht mehr viele. Geschichtslehrer Timo Kolb kann sich durchaus vorstellen, hier Unterricht zu geben. Weil die Zeitzeugen langsam wegbrechen, sei es wichtig, solche Plätze zu erhalten. 'Wer die Bundesrepublik Deutschland verstehen will, muss deren Geschichte verstehen', sagte er.
Einen Vorgeschmack, wie der neue Bürgerpark einmal genutzt werden könnte, bekamen die Schüler in der letzten Woche vor den Ferien. Dort warteten der stellvertretende Vorsitzende der Bürgerstiftung, Kurt Vettel, und Historiker Hermann Müller, um den Klassen ein Teil Heppenheimer Vergangenheit zu zeigen - und Joshua durfte endlich mal das Gelände, das 80 Jahre brach gelegen hatte, betreten. 'Die Synagoge wurde radikal zerstört', erzählte Hermann Müller. Nachdem Feuer und Sprengstoff nicht alles habe beseitigen können, wurde die jüdische Bevölkerung gezwungen, das Gotteshaus zu zerstören. 'Junge Leute wurden schikaniert und als Ungeziefer bezeichnet', schilderte Müller. 'Sie durften nicht mehr zur Schule und ins in Schwimmbad gehen.' Müller zeigte die Gedenktafel am Eingang und erinnerte an die 23 ermordeten Mitbürger. Eines Nachts seien sie abgeholt worden. 'Darunter waren 83-jährige Frauen, die ihr ganzes Leben friedlich in Heppenheim verbracht haben', verdeutlichte er. Ob die Bevölkerung etwas mitbekommen habe, wollte Lehrerin Silke Michel wissen. An diesem Abend seien die Deportationen kurzfristig durchgeführt worden. 'Keiner wusste, wohin sie kommen', so Müller. 'Manche sind bis heute verschwunden.' Mit Vettel und Müller besichtigten die Schüler die Stelle, an der die Synagoge einmal gestanden hatte. Dieser Teil des angedachten Bürgerparks soll historisch belassen werden. Im Gewölbekeller reflektierten die Schüler anschließend das Erlebte. Emre empfand es als wichtig, 'dass wir an diese Zeit erinnert werden'. Mitschülerin Lea forderte dazu auf, 'auch mal den Mund aufzumachen', wenn etwas falsch laufe. In diesem Zusammenhang erinnerte Mehmet an die Uiguren in China, 'die wegen ihres Glaubens unterdrückt werden'. Seine Generation trage an den Verbrechen keine Schuld, sagte Leon (16), 'aber die Verantwortung, dass so etwas nicht mehr passiert'." 
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Über den Verein "Stolpersteine - Erinnern für die Zukunft" in Heppenheim   
Der Verein 'Stolpersteine' um Sabine Fraune erhält seit April 2013 die Erinnerung wach an die jüdischen Opfer des NS-Regimes und pflegt den Kontakt zu Kindern und Kindeskindern, die über die ganze Welt verstreut zu Hause sind. 'Die Angehörigen sollen Heppenheim als einen Ort empfinden, dem die Wertschätzung ihrer Vorfahren am Herzen liegt', sagte die Vorsitzende, der neu (2018) im Vorstand Kassenwartin Christiane Wüstner und Beisitzerin Annette Spencer zur Seite stehen. Recherchegruppen gehen zudem den Schicksalen der Familien nach, um weitere 'Stolpersteine' verlegen zu können. Schon terminiert ist im März 2019 eine Aktion in der Fußgängerzone zum Gedenken an die Familie Mainzer; die Geschicke der Familie Hirsch, Kaufleute und Händler, die seit 1730 fünf Generationen lang in Heppenheim zu Hause waren, verfolgt Hermann Müller: 'Mindestens sechs Stolpersteine sind schon geplant.' 
Infos gibt es auch der Website www.stolpersteine-heppenheim.de . (jn). 
 
Hinweis auf eine Neubegründung im Juli 2020: "Förderverein Kulturdenkmal Alte Synagoge Heppenheim e.V., Heppenheim (Bergstraße)
bzw. "Initiativkreis Kulturdenkmal Synagoge Kleine Bach Heppenheim e.V."

Anmerkung: "Ein kürzlich gegründeter Förderverein will die ursprüngliche Gestalt des Kulturdenkmals wiederherstellen und es als Veranstaltungsort nutzen. Das Gebäude gehört noch der Stadt. "  
 
Juli 2020: Streit um die Alte Synagoge 
Artikel von Christopher Frank und Jürgen Reinhardt im "Bergsträßer Anzeiger" vom 25. Juli 2020: "Heppenheim. Erinnerungskultur - Geschichtsverein kritisiert fehlende Transparenz bei Gesprächen zwischen Stadt und Initiativkreis / Bürgermeister Burelbach widerspricht. Alte Synagoge wird zum Zankapfel.
Heppenheim
. Das geschichtsträchtige jüdische Leben in der Kreisstadt soll nicht in Vergessenheit geraten. Aus diesem Grund fördern gleich mehrere Vereine und Organisationen die hiesige Erinnerungskultur. Zu ihnen gehören der im Martin-Buber-Haus ansässige Internationale Rat der Christen und Juden, der Geschichtsverein und die Bürgerstiftung, die sich um das Gelände und die Überreste der neuen Synagoge am Starkenburgweg kümmert – 'insbesondere auch im Hinblick auf eine Gedenkstätte in dem geplanten Bürgerpark', wie der Vorsitzende des Geschichtsvereins, Professor Karl Härter, mitteilt.
Sanierung geplant. Bereichert wird dieser Kreis seit Kurzem durch den 'Initiativkreis Kulturdenkmal Synagoge Kleine Bach Heppenheim'. Laut Absichtserklärung zwischen der Stadt und besagtem Initiativkreis soll die 1791 erbaute erste Heppenheimer Synagoge, ein Fachwerkhaus am Eingang zur Kleinen Bach, 'als Lern- und Erfahrungsort der Geschichte des Judentums in Südhessen und zur Dokumentation und Förderung von Bildung und Erziehung im Blick auf kulturgeschichtliche Beziehungen im Laufe der Geschichte' hergerichtet werden. Aktuell prüft der Magistrat laut Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), ob das Haus, für das die Stadt 76 900 Euro gezahlt hat, an den Initiativkreis übereignet werden kann – eine Privatinitiative, hinter der Staatssekretär a.D. Joachim-Felix Leonhard (Alsbach-Hähnlein), Thilo Figaj (Lorsch) und Martin Metzendorf, Sohn des früheren Bürgermeisters Wilhelm Metzendorf, stehen. Metzendorf ist zum Vorsitzenden eines Fördervereins gewählt worden, dem ein knappes Dutzend Bürger angehören – darunter auch Altbürgermeister Gerhard Herbert, in Personalunion Vorsitzender der Altstadtfreunde. Die Gemeinnützigkeit wird angestrebt, das ursprüngliche Ziel, eine Stiftung zu gründen, könnte noch umgesetzt werden. Nicht involviert in die Gründung des Fördervereins war der Geschichtsverein, der sich laut Härter vielmehr in der Bürgerstiftung engagiere. Zwar begrüßten er und der Geschichtsverein, 'dass die alte Synagoge ebenfalls erhalten wird, und sich ihr ein Initiativkreis widmet'. Doch habe dieser bislang keinen Kontakt zu den anderen Vereinen, die sich seit vielen Jahren um die jüdische Geschichte Heppenheims kümmern, aufgenommen, kritisiert Härter. Zugleich moniert er die fehlende Transparenz bei der städtischen 'Vorgehensweise in Sachen Alte Synagoge'. Diesem Vorwurf tritt Bürgermeister Burelbach entschieden entgegen: Der Magistrat habe das Anwesen bereits im Februar 2018 erworben – auf Anregung des damals noch lose organisierten Initiativkreises. Dessen Mitglieder hätten Kontakt mit den Erben der Alten Synagoge gehabt und seien nach einer Begehung an die Stadt herangetreten. Dem Magistrat sei bei der Kaufentscheidung wichtig gewesen, dass das geschichtsträchtige Haus nicht 'in fremde Hände kommt', betont der Rathauschef. Die Ideen des Initiativkreises sowie die Expertise und die weitreichenden Kontakte der federführenden Personen hätten das Gremium überzeugt. Anfang Dezember 2019 habe Leonhard schließlich angeregt, 'die Stadt möge als Stifterin das Grundstück und Gebäude in Höhe des Kaufpreises als Kapital in die künftige Stiftung einbringen.' Dies werde derzeit noch geprüft. Grundsätzlich wolle die Stadt das Haus, welches sich 'in einem katastrophalen Zustand befindet', schlicht in guten Händen wissen, wiederholt Burelbach. Und dies sei bei Leonhard, Figaj und Metzendorf der Fall. Einen Affront anderen Institutionen gegenüber sieht er in dieser Handhabe nicht: 'Jeder hat die Möglichkeit, Kontakt mit dem Initiativkreis aufzunehmen. Die Altstadtfreunde sind ja auch dabei, das gleiche Recht dürfte beispielsweise dem Geschichtsverein zustehen.'" 
Link zum Artikel   
 

   
    

Links und Literatur  

Links:   

bulletWebsite der Stadt Heppenheim an der Bergstraße 
bulletWebsite www.stolpersteine-heppenheim.de  
bulletWebsite der "Bürgerstiftung Heppenheim" mit Seite zu den "Stolpersteinen" in Heppenheim     
bulletMartin-Buber-Haus in Heppenheim (Internationaler Rat der Christen und Juden e.V.) 

Literatur:  

bulletGermania Judaica Bd. II,1 S. 354; III,1 S. 544.
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 247-351.
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 89.
bulletThea Altaras: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 108-110 (ausführlich zum rituellen Bad in Heppenheim)  
bulletHarold Hammer-Schenk: Synagogen in Deutschland. Geschichte einer Baugattung im 19. und 20. Jahrhundert. Teil I S. 365-366.471.478. Teil II Abb. 283.
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 18-21.
bulletHeppenheim Lit 020.jpg (52504 Byte)Wilhelm Metzendorf: Geschichte und Geschicke der Heppenheimer Juden. Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft der Geschichts- und Heimatvereine im Kreis Bergstrasse. 423 S.  Lorsch 1982.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 183-187. 
bulletHarald E. Jost: Die jüdische Gemeinde Heppenheim und ihr prominentestes Mitglied Martin Buber. In: Aschkenas - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden. Bd. 12 2002. Heft 1 S. 141-154. 
bulletMartin Buber Kompakt. Themenheft der Martin-Buber-Schule Groß-Gerau. Nr. 1/September 2002. Erschien gleichzeitig als KOMPASS 5. Jahr / Nr. 3 / September 2002. Online zugänglich (pdf-Datei).    

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Heppenheim an der Bergstrasse  Hesse. Annihilated during the Black Death persecutions of 1348-49, the community was reestablished around 1700 and at its height, in 1890, numbering 148 (3 % of the total). Since Jews had contributed their share to the town's development, many Christians joined in the celebrations when a new synagogue was opened in 1900. Members of the wealthy Hirsch family paid all the costs, with one proviso - that the community remain affiliated with the Orthodox rabbinate of Darmstadt - and Liberal Jews subsequently honored this agreement. After Worldwar I, a branch of the Central Union (C.V.) organized Jewish social and cultural activity as well as the fight against antisemitism. Martin Buber, the religious philosopher and Zionist leader, lived there for over 20 years (1916-1938). On Kristallnacht (9-10 November 1938), Nazis burned to synagogue to the ground; Jews were paraded through town carrying loads of debris from their house of worship; and 3.000 volumes from Martin Buber's library were also destroyed. Of the 113 Jews who lived there after 1933, 87 (chiefly young people) emigrated while the remainder (mostly old or sick) perished in the Holocaust. After Worldwar II, Buber's former home became the headquarter of the International Council of Christians and Jews (1979).   
    
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020