Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bensheim (Kreis Bergstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben     
Berichte zu einzelnen Personen in der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
Sonstiges    
bulletZur Geschichte der Synagoge  
bulletFotos  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur  

  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
   
In Bensheim bestand eine jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter. 1323 wird berichtet, dass Juden der Stadt ihre Steuern an den Erzbischof von Mainz bezahlten. Bei der Judenverfolgung während der Pestzeit 1348/49 wurde neben anderen jüdischen Märtyrern Rabbi Eisek (Isaak) in Bensheim verbrannt (Angaben im "Nürnberger Memorbuch"). 1355 erlaubte Erzbischof Gerlach von Mainz, dass sich wieder zwei Juden in der Stadt niederließen. In den folgenden Jahrzehnten zogen weitere jüdische Familien zu. Nach ihren Herkunftsnamen kamen sie u.a. aus Neustadt/Weinstraße, Oppenheim, Reutlingen und Worms. Die jüdischen Einwohner lebten von Geld- und Pfandleihgeschäften. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wird Elias von Weinheim genannt, der sehr vermögend war und sich 1387 gleichzeitig in Bensheim und Heppenheim niederließ. 1429 wurden unter Erzbischof Konrad III. alle erzstiftischen Juden inhaftiert und ihre Güter eingezogen. Der Übergang der Stadt Bensheim in kurpfälzischen Pfandbesitz 1461 führte zum Ende der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde. 
  
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert zurück, als (erstmals 1634 genannt) wieder einzelne jüdische Familien in der Stadt wohnten. Mitte des 18. Jahrhunderts werden die Schutzjuden(familien) Wolf Salomon, Salomon Wolff (Vater und Sohn), ferner die Juden Liebmann und Wolf als Viehhändler und Geldleiher in Urkunden erwähnt. 1782 lebten 17 jüdische Personen in der Stadt. 
  
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich Im 19. Jahrhundert wie folgt: 1803 19, 1828/30 74 jüdische Einwohner (1,9 % von insgesamt 3.977 Einwohnern), 1861 98 (2,0 % von 4.786), 1867 116, 1880 167 (2,8 % von 5.966), 1890 150 (2,4 % von 6.277), bis 1905 die Höchstzahl von 180 jüdischen Einwohnern erreicht wurde, 1910 160 (1,8 % von 8.904). Ab 1811 waren feste Familiennamen auszunehmen. Dabei entschieden sich mehrere jüdische Familien für Tiernamen: Wolf, Hirsch, Baer, Vogel, Adler, Strauß, Haas. Erst 1850 wurde ein jüdischer Einwohner als Ortsbürger aufgenommen. 
   
Zur Bensheimer Gemeinde gehörten auch die in Schönberg, Zell, Wilhelmshausen, Einhausen (im Ortsteil Klein-Hausen 1830 9 jüdische Einwohner) und Schwanheim (1830 14 jüdische Einwohner) lebenden jüdischen Personen. Aus Schwanheim wird u.a. die 1837 geborene Babette Geisenheimer genannt, die später in Büttelborn verheiratet war (Familienname Seelig) und 1887 mit ihren Angehörigen nach New York auswanderte.    
   
Die jüdischen Familien verdienten ihren Lebensunterhalt bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem als Händler mit Vieh, Landesprodukten und Waren aller Art. Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten viele von ihnen Gewerbebetriebe, einige waren als Handwerker tätig (Metzger, Schneider, Dreher). Es gab ein Bankhaus und weitere für das wirtschaftliche Leben der Stadt bedeutende Geschäfte. 
  
An Einrichtungen gab es eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Alsbach beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet (Schächter) tätig war. An jüdischen Lehrern werden im 19./20. Jahrhundert genannt: Samuel Fischer aus Böhmen (um 1823); J. Schwanthaler (um 1878); um 1900/1910, zusammen 28 Jahre Lehrer Oppenheimer, von 1908 (zunächst als Krankheitsvertretung für Lehrer Oppenheimer) bis nach 1933 Heinrich Müller. Bei anstehenden Neubesetzungen war die Stelle immer wieder auszuschreiben (siehe einige Ausschreibungstexte unten). Die jüdische Gemeinde war dem orthodoxen Bezirksrabbinat Darmstadt zugeteilt. 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Albert Blumenfeld (geb. 24.5.1890 in Bonn, gef. 25.9.1915), Gefreiter Ernst Grünstein (geb. 19.7.1894 in Wertheim, gef. 25.12.1914), Gefreiter Salomon (Sally) Mayer (geb. 26.2.1880 in Fußgönheim, gef. 18.3.1915), Vizefeldwebel Albert Reiling (geb. 18.7.1885 in Bensheim, gef. 22.6.1917) und Walter Vogel (geb. 29.4.1898 in Bensheim, gef. 12.11.1918).   
  
Um 1925
, als 150 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (1,5 % von insgesamt etwa 10.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Adolf Bendheim (er war bis vor 1930 insgesamt 33 Jahre Gemeindevorsteher), Moses Wolf, Isi Knoller, Sigmund Guthorn, Salomon Marx. Als Lehrer und Kantor war Heinrich Müller angestellt (auch 1932, Kantor zusätzlich S. Biegeleisen), als Synagogendiener Martin Rilfling. Religionsunterricht erhielten im Schuljahr 1924/25 14 schulpflichtige jüdische Kinder, im Schuljahr 1932/33 16 Kinder (insgesamt waren 1932 an der Israelitischen Religionsschule 22 Kinder). An jüdischen Vereinen bestanden ein Israelitischer Frauenverein (Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger), ein Israelitischer Mildtätigkeitsverein / Chewra Kadischa (Ziele: Wohltätigkeit, Bestattungswesen, 1924 36 Mitglieder), der Verein "Eintracht" und ein Minjanverein (Ziel: Gottesdienst, 1924 36 Mitglieder). Die Gemeinde gehörte zum orthodoxen Rabbinat Darmstadt II (damaliger Rabbiner Dr. Merzbach). 1932 war 1. Gemeindevorsteher Siegmund Guthorn, 2. Vorsteher Salomon Marx, 3. Vorsteher Jakob Wolf. An weiteren Einrichtungen war inzwischen auch ein Gemeindehaus mit Gemeindebibliothek usw. vorhanden (siehe Bericht zur Einweihung Ende 1929 unten).
         
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 160 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Etwa 50 Personen konnten in die USA auswandern, darunter auch der letzte Gemeindevorsitzende Jakob Wolf (Getreidehändler) mit seiner Frau. Nach Palästina / Israel emigrierten 5 Personen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde am frühen Morgen des 10. November durch Bensheimer SS-Leute die Synagoge niedergebrannt. Abends fanden Aktionen gegen jüdische Wohnungen und Gewerbebetriebe ein. Dabei wurden die Wohnungseinrichtungen (auch z.B. bei der 78jährigen Hannchen Wolf, Hauptstr. 58) aus dem Fenster geworfen und auf dem Marienplatz vor der Mittelbrücke verbrannt. Zwei jüdische Frauen nahmen sich nach dem Pogrom das Leben.   
   
Von den in Bensheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Hedwig Adler (geb. ?), Heinrich Adler (1882), Mathilda Adler geb. Sundheimer (1879), Siegmund Adler (geb. ?), Sophie Altmann geb. Bendheim (1860), Bela Bach geb. Marx (1880), Max (Markus) Bach (1883), Julius Bacharach (1901), Hedwig Bauer geb. Schloss (1885), Julius Bauer (1870), Antonie Baum geb. Haas (1873), Karoline Bechstein geb. Schwarz (1894), Abraham Bendheim (1877), Zacharias Bendheim (1879), Rosa Bertram geb. Kuhn (1898), Regina Bodenheimer geb. Bendheim (1859), Irma End (1906), Rika End geb. Garbarsky (1879), Wilhelm End (1880), Lina Freitag geb. Guthorn (1867), Mathilde Garbarsky (1887), Wilhelm (Vilmos) Glück (1887), Hermann Grünstein (1868), Martha Grünstein (geb. ?), Julie Guthorn geb. Kleeblatt (1874), Ludwig Guthorn (1869), Heinz Haas (1928), Ida Haas geb. Hahn (1887), Ilse Haas (1934), Karl Ernst Haas (geb. ?),  Auguste Hahn (1888), Elka Hahn (1886), Emmi Hahn geb. Mayer (1905), Erna Hahn (1925), Hermann Hahn (1888), Hugo Hahn (1884), Ida Hahn (1891), Walter Hahn (1933), Eva Hiller (1934), Ferdinand Hiller (geb. ?), Ida Hiller geb. Adler (1904), Ruth Hiller (1928), Siegbert Hiller (1929), Siegfried Hiller (1900), Ursula Hiller (1936), Arthur Israel (1903), Bella Israel geb. Hahn (1902), Jenny Jacobi (1873), Jakob Jaffa (Jaffe) (1878), Oskar Juda (1879), Therese Kahn (1870), Joseph Krämer (1869), Johanna Leopold geb. Levitta (1898), Siegfried Leopold (1906), Henriette Lion geb. Adler (1872),  Ferdinand Löb (1876), Rosa Löb geb. Morgenstern (1890), Alfred Lorch (1899), Margarethe Lorch (1931), Fanny Müller geb. Goldbach (1884), Ilse Nussbaum geb. Haas (1922), Frieda Oppenheimer geb. Rosenberg (1900), Hermann Oppenheimer (1889), Moritz Oppenheimer (1898), Johanna Perls geb. Cohn (1905), Sofie Reinheimer geb. Wachenheimer (1883), Clara Reins geb. Liepmann (1898), Martha Rosenberg geb. Oppenheimer (1891), Martha Rosenfeld geb. Grünstein (1899), Jakob Rosenfelder (1873), Johanna Rosenfelder geb. Bauer (1876), Sara Rosenfelder (1876), Ernst Rosenstein (1922), Hans Rosenstein (1925), Paul Rosenstein (geb. ?), Eugen Rothschild (1891),  Alfred Salomon (geb. ?), Recha Sandler geb. Wolf (1901), Alice Selberg geb. Bendheim (1908), Klara Spanier geb. Thalheimer (1872), Helene Sternheim geb. Thalheimer (1870), Rudolf Sternheim (1875), Martha Strauss geb. Strauss (1890), Moritz Strauss (1888), Sara Strauss (1890), Kurt Weil (1931), Bertha Weinzweig geb. Kuhn (1896), Hedwig Weyl geb. Adler (1907), Hannchen Wolf geb. Rosenthal (1860), Gerda Worms geb. Strauss (1895).    
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Ausschreibungen der Stellen der Kultusbeamten (Lehrer / Vorbeter / Schochet / Gemeindediener) 1866 / 1867 / 1877 / 1879 / 1901 / 1904 / 1908 / 1929 sowie Hilfsvorbeter usw. 1887

Bensheim Israelit 17101866.jpg (61917 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1866: "Konkurrenzeröffnung. Die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters in der israelitischen Religionsgemeinde Bensheim, womit ein fixer Gehalt von circa 265 Gulden und ein akzidentelles Diensteinkommen von etwa 135 Gulden verbunden, ist erledigt. Konkurrenzfähige Bewerber um die Stelle wollen sich binnen 6 Wochen, unter Vorlegung ihrer Legitimationspapiere und Zeugnisse beim Vorstand bezeichneter Gemeinde melden.
Bensheim, den 10. Oktober 1866. Großherzogliches Kreisamt Bensheim          
von Rüding.
"
 
Bensheim Israelit 10071867.jpg (59590 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juli 1867: "Konkurrenzeröffnung. Die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters in der israelitischen Religionsgemeinde Bensheim, womit ein Gehalt von 350 bis 400 Gulden fix und ein akzidentelles Diensteinkommen von etwa 150 Gulden verbunden, ist erledigt. Konkurrenzfähige Bewerber um die Stelle wollen sich binnen 3 Wochen, unter Vorlegung ihrer Legitimationspapiere und Zeugnisse beim Vorstand bezeichneter Gemeinde anmelden.
Bensheim, am 2. Juli 1867. Großherzogliches Kreisamt Bensheim          
von Rüding.
"
 
Bensheim Israelit 17011877.jpg (90663 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1877: "Lehrer-Vakanz. In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines seminaristisch geprüften Lehrers, Religionslehrers und Kantor, sogleich oder per 15. März diesen Jahres zu besetzen. Fixer Gehalt Mark 1.200 exkl. Nebeneinkünfte. Reflektanten belieben ihre Offerten unter Beifügung der Zeugnisse franco einzusenden an den Vorstand der Israelitischen Gemeinde in Bensheim. 

Vakanz. Ein tüchtiger Schochet, der auch die Funktionen eines Gemeindedieners übernimmt, wird zu engagieren gesucht. Fixer Gehalt bei freier Wohnung Mark 325, Schechita und Nebeneinkünfte ca. Mark 50. Franco-Offerten zu richten an den Vorstand der israelitischen Gemeinde in Bensheim. 
  
Bensheim Israelit 16071879.jpg (76037 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1879. "Lehrerstelle vakant. In der Israelitischen Gemeinde zu Bensheim an der Bergstraße ist die Stelle eines Religionslehrers und Kantors zu besetzen und soll womöglich bis zum 15. September diesen Jahres angetreten werden. Fixer Gehalt 700 Mark, welche bei Befähigung zur Erteilung des Religionsunterrichts an der hiesigen Taubstimmenanstalt um ca. 200 Mark sich erhöhen, und durch Privatstunden noch erheblich vergrößert werden können. Reflektiert wird auf einen jungen, ledigen Mann von gediegenem Charakter und mit guter Stimme begabt. Bewerber wollen sich unter Franco-Einsendung ihrer Zeugnisse alsbald melden beim Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde Bensheim."
 
Bensheim Israelit 23061887.jpg (54944 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1887: "Die Stelle eines Hilfsvorbeters, -Schochet und -Gemeindediener in der hiesigen Gemeinde soll per 1. September dieses Jahres anderweitig besetzt werden. Angenommen wird nur ein verheirateter Mann, welche die Kabbala (sc, Zeugnis über die Qualifikation des Schächters) orthodoxer Rabbinen und Zeugnisse über sittliche gute Führung, sowie pflichtgetreuer Amtsführung von Seiten seiner jetzigen Vorgesetzen vorlegt. Fixer Gehalt bei freier Wohnung Mark 400 und Erträgnis der Schechita ca. Mark 400. Auch stehen der Frau durch die Bedienung der Mikwe noch einige Nebenverdienste in Aussicht. Bewerber wollen ihre Zeugnisse franco einsenden an den Vorstand der israelitischen Gemeinde in Bensheim an der Bergstraße." 
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1901: "Vakanz. Wir suchen per 1. Juli dieses Jahres, eventuell auch früher, einen verheirateten, tüchtigen Schochet, der die Kabbala (Legitimation) von orthodoxen Rabbinern besitzt und nebenbei die Stelle eines Hilfsvorbeters zu versehen hat. Reflektanten, Deutsche bevorzugt, wollen ihre Zeugnisse senden an den 
Vorstand der israelitischen Gemeinde Bensheim."    
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1904: Wir suchen per 1. Juli laufenden Jahres einen tüchtigen, orthodoxen 
Schochet und Vorbeter 
mit guter Stimme. Die Stelle bringt bei freier Wohnung Mark 600 Gehalt, ca. Mark 600 Schächtgebühren, sowie Nebeneinnahmen, Bewerber wollen nur Zeugnisse in beglaubigter Abschrift einsenden, da solche nicht zurückgesandt werden. Bensheim, 10. März (1904). Der Vorstand."   
 
Bensheim Israelit 25061908.jpg (58515 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1908: "Durch die Krankheit unseres Herrn Lehrers sind wir veranlasst, einen tüchtigen, seminaristisch gebildeten Religionslehrer und Kantor per sofort zu suchen. Reflektanten belieben ihre Zeugnisse in Abschrift an mich einzusenden. Das Einkommen dürfte sich im ersten Jahre auf ca. Mark 1.800 belaufen. Bewerber mit guter Stimme sind bevorzugt. 
Bensheim, 24. Juni 1908. 
Der Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinde. Adolph Bendheim."  
Dieselbe Anzeige erschien auch im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Juni 1906 (rechts)     
   
Bensheim Israelit 01081929.jpg (38462 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1929: "Die israelitische Religionsgemeinde Bensheim sucht zum alsbaldigen Eintritt einen zuverlässigen, tüchtigen, jüngeren, verheirateten Schochet und Vorbeter. Schöne Wohnung in bester Lage steht zur Verfügung. Angebote mit Lebenslauf, Lichtbild und Gehaltsansprüchen an den Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde, Bensheim."

  
Der jüdische Lehrer engagiert sich für taubstumme Kinder (1878)

Bensheim Israelit 03041878.jpg (52217 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1878: "Da ich seit einigen Monaten auch an der hiesigen Großherzoglichen Taubstummenanstalt unterrichte, so bin ich Willens, einige taubstumme Kinder zur Pflege anzunehmen. 
Die mir anvertrauten Zöglinge werden liebevoll behandelt, religiös erzogen und ihren geistigen Kräften gemäß in allem Nützlichen herangebildet. Das neue Schuljahr beginnt Mitte Mai. 
Bensheim a.d. Bergstraße, 15. März 1878, J. Schwanthaler, israelitischer Lehrer".  

  
25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer und Kantor Heinrich Müller (1933)
  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. September 1933: "Bensheim, 17. September (1933). Am gestrigen Heiligen Schabbat, den 16. September, waren es 25 Jahre, seitdem unser allverehrter Herr Lehrer Müller seine Stelle als Lehrer und Kantor angetreten hat. Die hiesige Gemeinde ließ es sich nicht nehmen, den Zeitverhältnissen angemessen, eine schlichte, aber sehr erhebende Synagogenfeier zu veranstalten, zu welcher auch der Rabbiner Dr. Merzbach - Darmstadt erschienen war.   
Nach dem Einheben der Torarolle eröffnete Herr Kantor Biegeleisen die Feier mit dem Gesang des 'Der Gerechte gedeiht wie eine Palme..." (Psalm 92,13). Sodann dankte im Namen des Vorstandes Herr Jakob Wolf dem Jubilar für all seine Mühe und Treue im Dienste der Gemeinde unter Überreichung eines Ehrengeschenkes. Nach einem weiteren erhebenden Gesang des Herrn Biegeleisen bestieg Herr Rabbiner Dr. Merzbach das Rednerpult, um den Jubilar zu feiern, erläuternd und betonend, wie ein Lehrer lehrend und führend sein muss für Jung und Alt.   
Möge es dem Jubilar vergönnt sein, bis 120 Jahre zum Segen der Gemeinde zu wirken und möchte die Rede des Herrn Rabbiner in die Herzen Aller eindringen, dass wir ausharren und aufrecht feststehen mögen vor dem Allmächtigen und vor der ganzen Umwelt."       

 
Zusätzliches Dokument zu Lehrer Heinrich Müller 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)  

Karte von Heinrich Müller
1922 nach Stuttgart versandt 
Bensheim Dok 820.jpg (135266 Byte)Bensheim Dok 820a.jpg (60438 Byte) Bensheim Dok 820b.jpg (115446 Byte)
     Die Karte von Heinrich Müller wurde am 17. Mai 1922 an Leo Ermann in Stuttgart 
versandt, der sich wohl (als Handlungsreisender?) vermutlich nur kurzfristig 
in einem dortigen Hotel aufgehalten hat.

   
  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Sammlung für ein durch einen Diebstahl in Not geratenes Gemeindeglied (1894)

Bensheim Israelit 12031894.jpg (29519 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1894: "Bensheim. Einem Manne namens J. wurde sein ganzes erspartes Geld, in Summa 1.000 Mark gestohlen. Der Arme war der Verzweiflung nahe. Herrn Zacharias Bendheim gelang es, den ganzen Betrag durch freiwillig Gaben in Bensheim zu sammeln und dem Manne so aus seiner Not zu helfen."  

    
Aufruf zur Beteiligung an den Reichstagswahlen (1893)

Bensheim Israelit 22061893.jpg (69703 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1893: "Aufforderung! Glaubensgenossen! Brüder! 
im Wahlkreise Bensheim, Erbach, Lindenfels!!! 
Kommenden Samstag findet die Stichwahl zwischen einem Nationalliberalen und einem Antisemiten statt. 
Wenn wir schon von jedem anständigen Menschen erwartet, dass er es für seine Pflicht hält, für den Kandidaten der Nationalliberalen Partei gegen den Antisemiten einzutreten, so wäre für jeden Juden Wahlenthaltung geradezu Selbstmord. Versäume daher Keiner seiner Wahlpflicht zu genügen. Selbsterhaltung ist auch eine sehr große Mitzwoh. Und erhaltet eure Seelen
Im Namen Vieler: B. R. L. H. S.
Nachbemerkung: Man bittet, dieser Annonce im Wahlkreise die größtmögliche Verbreitung zu verschaffen."  

    
Aus der NS-Zeit -
Ein jüdischer Mann wird in "Schutzhaft" genommen (1933)   

Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1933: "Darmstadt. In Bensheim wurde, wie die 'Frankfurter Zeitung' berichtet, ein Jude in Schutzhaft genommen unter der Beschuldigung, den Hitlergruß verächtlich gemacht zu haben."    

    
Reichsstatthalter Gauleiter Sprenger in Bensheim Anfang (1935)   

Bensheim Israelit 31011935.jpg (52760 Byte)Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1935: "Reichsstatthalter Gauleiter Sprenger über die Judenfrage. Auf einer nationalsozialistischen Kundgebung in Bensheim an der Bergstraße sprach Reichsstatthalter Gauleiter Sprenger. Über die Judenfrage sagte er nach einem Bericht des 'Frankfurter Volksblattes': 'Das Volkswort: 'Wer von Juden frisst, stirbt daran!' ist lebenswahr. Leider wird es von vielen unter uns noch nicht erkannt, dass er bei jedem Einkauf bei einem Juden den Kampf gegen das eigene Vaterland und die nationalsozialistische Bewegung unterstützt! Wer zum Juden geht, stellt sich außerhalb der deutschen Volksgemeinschaft, denn er hält es mit denen, die das Vaterland bekämpfen."

         
     
Meldungen zu einzelnen Personen der Gemeinde  

Über den aus Bensheim stammenden Michael C. Hirsch, gestorben in Philadelphia (1906)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Mai 1906: "Philadelphia. Michael C. Hirsch, eines der angesehensten Mitglieder der hiesigen Judenheit, ein Mann, der sich an allen jüdischen und allgemeinen Angelegenheiten aufs lebhafteste beteiligte, ist im Alter von 71 Jahren verschieden. Er war in Bensheim (Deutschland) geboren; konditionierte in Frankfurt und kam vor 50 Jahren nach Amerika."     

  
Zum Tod von Karolina Bendheim (1915) 

Bensheim Israelit 22041915.jpg (64457 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1915: "Bensheim, 18. April (1915). Am 30. Nisan ist eine verehrungswürdige Frau zu Grabe getragen worden. Frau Karoline Bendheim, Ehefrau des unvergesslichen, frühen langjährigen 1. Vorstehers der hiesigen Gemeinde, Herrn H. Bendheim II., mit dem sie viele Jahre hindurch ein gottgefälliges Leben führte und ihre Kinder religiös erzog. Das große Gefolge gab beredtes Zeugnis von der Liebe und Verehrung, deren sich die Verstorbene in weiten Kreisen erfreute. Eine wackere Frau im wahren Sinne des Wortes von echt jüdischer Frömmigkeit und wahrer Herzensbildung scheidet mit ihr aus dem Leben. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

  
Goldene Hochzeit von Salomon Guthorn und Franziska geb. Loeb (1916)  

Bensheim FrfIsrFambl 11101916.jpg (14116 Byte)Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. Oktober 1916: "Bensheim. Salomon Guthorn und Frau Franziska geb. Loeb feiern am 10. Oktober die goldene Hochzeit."  

  
Johanna Bendheim wird mit dem Militär-Sanitäts-Kreuz ausgezeichnet (1916) 

Bensheim FrfIsrFambl 27091916.jpg (28161 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. September 1916: "Bensheim. Frau Johanna Bendheim, geb. Löwenthal, Hilfsschwester des Roten Kreuzes, die seit Kriegsausbruch in einem hiesigen Vereinslazarett tätig ist, erhielt für ihre Verdienste das Militär-Sanitäts-Kreuz".  

    
Zum Unfalltod des Sohnes von Arzt Dr. Felix Lehmann (1925)

Bensheim Israelit 28051925.jpg (123447 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1925: "Bensheim an der Bergstraße, 20. Mai (1925). In tiefe Trauer wurde die hiesige bekannte und allseitig geachtete Familie des Herrn Dr. Felix Lehmann (Sohn des unvergesslichen Hermann Lehmann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - Frankfurt am Main) versetzt. Der 14jährige Sohn des Arztes fuhr auf dem Zweirad und wurde im Momente, da er nahe der elterlichen Wohnung einem Lastauto Platz machen wollte, von diesem erfasst, zu Fall gebracht und so schwer verletzt, dass der Tod alsbald eintrat. Eine hoffnungsreiche, viel verheißende Blüte wurde mit diesem liebenswürdigen, besonders frommen und sehr begabten Knaben vernichtet. Der traurige Fall gewinnt noch an Tragik, da die Mutter, einer Kindespflicht genügend, am Krankenbett ihrer Mutter in weiter Ferne weilte. 
Die Teilnahme in der ganzen Stadt, bei Juden und Nichtjuden, ist eine außerordentliche, und zeigte sich an der ungemein großen Beteiligung bei der Beerdigung. Dem Zuge voran - trotz des Himmelfahrtstages - schritt das ganze Gymnasium, mehrere hundert Schüler mit ihren bunten Mützen, in Begleitung sämtlicher Lehrer. Auch die katholische Geistlichkeit war im Zuge vertreten. An der Bahre sprach nach dem jüdischen Lehrer, der in warmen Worten die Vorzüge des braven, frommen Kindes schilderte, das er seit seiner frühesten Jugend unterrichtete, der Klassenlehrer des Gymnasiums, der des allseitig beliebten, gewissenhaften und fleißigen Schülers gedachte. 
Möge die Zeit den unsäglichen Schmerz der tief gebeugten Eltern lindern, mögen sie Trost an den anderen Kindern finden und möge sie Gott vor weiteren Schicksalsschlägen bewahren. Seine Seele sei eingebunden im Bund des Lebens."     

  
Zum Tod des Vorbeters und Schochet Abraham Goldmann (1931)   

Bensheim Israelit 16041931.jpg (105907 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1931: "Bensheim, 13. April (1931). Vor kurzem verschied in Bensheim der ehemalige Chason (Vorbeter) und Schochet der Gemeinde, Abraham Goldmann. Er war einer jener Menschen, die dadurch, dass sie in bescheidener Treue ihren schweren Dienst tun, wenig von sich reden machen, obwohl sie hoher Achtung und Wertschätzung würdiger wären als manche reich mit Ehren Bedachte. In Pieski (Grodno) geboren, wuchs er zu den Segnungen der Tora heran, um in frühester Jugend die Jeschiwo (Talmudschule) in Slonim zu besuchen. Mit 18 Jahren erhielt er bereits als Schochet die Kaballa (Diplom) von dem Sohne des Rabhi Jizchok Elchonon, dessen Stamm er angehörte. Man muss die Forderungen in Bezug auf Wissen und menschliche Eigenschaften kennen, die im Osten an einen Schochet gestellt werden, um zu verstehen, was es bedeutet, wenn ein so Jugendlicher dort dieses Amtes schon für würdig erachtet wird. Zehn Jahre war er in Frankfurt ein treuer Diener seiner Gemeinde. Zuletzt, als er den großen Anforderungen nicht mehr gewachsen war, übte er in Bensheim als Schochet und Chason sein Gotteshandwerk aus. Eine tückische Krankheit raffte ihn im besten Mannesalter dahin. Seine Eltern, die er vorbildlich verehrte, wie er überhaupt ein seltener Wohltäter war, sahen mit ihm ihre Hoffnung dahinschwinden. Mit ihnen trauern alle, denen es vergönnt war, durch die unscheinbare Schale die edle Seele des Dahingegangenen zu erkennen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

     
Zum Tod der Lehrerwitwe Mina Oppenheimer (1931)

Bensheim israelit 16071931.jpg (82149 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1931: "Bensheim a.d.B., 14. Juli (1931). Vor einigen Wochen verschied nach längerem Leiden Frau Mina Oppenheimer im 71. Lebensjahre. Mit ihr ist eine wackere Frau im wahren Sinne des Wortes dahingegangen, wie sie in der heutigen Zeit leider immer seltener werden. An der Seite ihres allzu früh verstorbenen Gemahls, der als Lehrer und Kantor in vorbildlicher Weise 28 Jahre lang in Schule und Haus auf seine Gemeindemitglieder eingewirkt, dass Kinder in streng religiösem Sinne erzogen wurden, hat auch die Dahingeschiedene rühmlichen Anteil genommen. Sie hat es verstanden, nicht nur ihre Kinder in echt jüdischem Geiste zu erziehen, sondern es auch erlebt, dass dieselben zu den Segnungen der Tora hin herangewachsen sind. Herr Rabbiner Dr. Merzbach, Darmstadt, entwarf im Trauerhause ein getreues Charakterbild der Verstorbenen, indem er besonders ihr frommes, bescheidenes Wesen, das sich im stillen Wirken bekundete, hervorhob." 

  
Zum Tod von Sannchen Bendheim geb. Bodenheimer (1933) 

Bensheim Israelit 05011933.jpg (86214 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1933: "Bensheim, 1. Januar (1933). Am Freitagabend den 16. Dezember 1932 zog Frau Sannchen Bendheim geb. Bodenheimer in die Welt des ewigen Friedens. Ein vorbildliches Frauenleben hat damit seinen Abschluss gefunden, das den ganzen Adel, die hohe Würde des jüdischen Weibes in sich verkörperte. Im Alter von 69 Jahren ist sie nicht nur ihrer Familie, sondern allen, die sie kannten, allzu früh entrissen worden. In Biblis geboren und im frommen Elternhause erzogen, folgte sie 1886 ihrem Gatten nach Bensheim, mit dessen Hilfe es ihr gelang, ein echt jüdisches Haus zu gründen und segensreich zu wirken. Der Ehe entspross eine Tochter, die zu einer echt jüdischen edlen und rechtschaffenen Frau erzogen wurde. Im Jahre 1918 verlor sie ihren treuen, über alles geliebten Gatten, Meier Bendheim, und da war es die Tochter, die ihrer geliebten Mutter in selbstloser, aufopfernder Kindesliebe treu zur Seite gestanden. Außergewöhnlich groß war die Zahl derer, die ihr am Montag, den 19. Dezember das letzte Geleite gaben. An der Bahre sprach Herr Rabbiner Dr. Merzbach, Darmstadt innige Worte des Schmerzes und des Trostes. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
Zum Tod von Adolf Bendheim (1934)           

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1934: "Darmstadt, 12. Dezember (1934). Viele Trauernde hatten sich am Erew Schabbat Chanukka (= Freitag, 7. Dezember 1934) auf dem Friedhofe zu Alsbach an der Bergstraße eingefunden. Galt es doch, dem in Zürich im 78. Lebensjahre heimgegangenen Adolf Bendheim aus Bensheim die letzte Ehre zu erweisen. Er weilt seit Jahresfrist bei seiner in Zürich verheirateten Tochter und seinem Wunsche, bei den Vätern zu ruhen, wurde entsprochen. Am Grabe musste wegen Rosch Chodesch (sc. Freitag, 7. Dezember 1934 war der 1. Tewet) und Chanukka jede Klage unterbleiben, weshalb während der Trauerwoche die Herren Rabbiner Dr. Merzbach und Lehrer Müller aus Bensheim im Trauerhause zu Darmstadt, wo eine Tochter des Entschlafenen verheiratet ist, Trauerreden hielten. Herr Rabbiner Dr. Merzbach rühmte die vielen guten Eigenschaften des Heimgegangenen, die voll und ganz die Kinder übernommen haben. Insbesondere pries er das Verhältnis des Vaters zu seinem Sohn in New York, der, verständigt von des Vaters Erkrankung nach Deutschland eilte, aber nur noch rechtzeitig zur Beisetzung kam. Herr Lehrer Müller sprach über das 30-jährige gewissenhafte und erfolgreiche Wirken des Entschlafenen als Vorstand der Bensheimer Gemeinde. 
Möge Gott den Kindern seinen Trost senden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."      
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1934: "Am 4. Dezember entschlief sanft in Zürich nach einem langen, gesegneten Leben unser lieber Vater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel 
Herr Adolph Bendheim aus Bensheim 
im 78. Lebensjahre.  
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Viktor Rhein und Frau Gustine geb. Bendheim  
Siegfried Bendheim und Frau Nelly geb. Felsenstein   
Sally Kahn und Frau Rosel geb. Bendheim.  
Die Beerdigung findet am Freitag, den 7. Dezember 1934, vormittags 11 Uhr, auf dem israelitischen Friedhof in Alsbach statt."        

   
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
   
Anzeigen des Holz-, Kohlen- und Weingeschäftes von Heinrich Bendheim II. (1890 / 1902)    

Bensheim Israelit 30101890.jpg (20316 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1890: "Ich suche per sofort einen kräftigen jungen Mann mit guter Schulbildung als Lehrling für mein Geschäft. 
Heinrich Bendheim II., Bensheim."   
  
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Januar 1906: "Für mein Weingeschäft suche einen tüchtigen Reisenden, der alsbald eintreten kann und für mein Holz-, Kohlen- und Weingeschäft suche per sofort einen gut geschulten, kräftigen jungen Mann als Lehrling
Heinrich Bendheim II
., Bensheim."         

   
Anzeige der Mehl- und Getreidehandlung Moses Wolf I (1902)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1902: "Suche zum sofortigen Eintritt in meine Mehl- und Getreidehandlung, Samstags und Feiertage geschlossen einen 
angehenden Commis

mit Comptoirarbeiten vertraut. Offerten mit Gehaltsansprüchen bitte zu richten an 
Moses Wolf I.
, Bensheim a.B."      

 
Schuhhaus Gebrüder Marx sucht einen Lehrling (1916)  

Bensheim FrfIsrFambl 28041916.jpg (34679 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. April 1916: "Lehrling gesucht für unser Schuhwarengeschäft per sofort oder später. Schuhhaus Gebrüder Marx, Bensheim, Hessen."     

  
Verlobungsanzeige von Martha Oppenheimer mit Adolf Rosenberg und Frieda Rosenberg mit Hermann Oppenheimer (1929)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1929: "Martha Oppenheimer - Adolf Rosenberg. Verlobte. 
Bensheim an der Bergstraße - Büdingen. Adar Rischon 5689 (Februar / März 1929).  
Frieda Rosenberg - Hermann Oppenheimer.  Verlobte.  
Büdingen / Frankfurt am Main - Bensheim an der Bergstraße. Adar Rischon 5689 (Februar / März 1929)."  

       
Verlobungsanzeige von Else Osterberg und Hans Sternheim (1926)      

Anzeige in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Dezember 1926: 
"Statt Karten. Else Osterberg - Hans Sternheim
Verlobte. November 1926. 
Stuttgart Kasernenstraße 13 - Bensheim an der Bergstraße".      

  
Geburtsanzeige einer Tochter von Hermann Oppenheimer und Frieda geb. Rosenberg (1930)       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juli 1930:  "Die glückliche Geburt einer Tochter zeigen an  
Hermann Oppenheimer und Frau Frieda geb. Rosenberg

Bensheim a.d.B. 13. Juli 1930 / 17. Tammus 5690".      


Anzeige von Fa. J. Königshöfer in Bensheim (1933)    

Bensheim Israelit 16111933.jpg (45721 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1933: "Wir bringen hiermit zur Kenntnis, dass uns die Firma 
Leopold Skrek A.G. Budapest,
Fabrik für koschere Konserven und Salami 
den Alleinverkauf ihres Ia flüssigen, streng koscheren Fleischextraktes für Deutschland übertragen hat. Vertreter überall gesucht. 
Gleichzeitig empfehlen wir bei Bedarf unsere sämtlichen 
koscheren
Käse. 
J. Königshöfer, Bensheim an der Bergstraße."  

      
Verlobungsanzeige von Ellen Haas und Dr. Hans Leo Lehmann (1934)  

Bensheim Israelit 23081934.jpg (22956 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1934: "Ellen Haas - Dr. Hans Leo Lehmann.  
Verlobte.  Karlsruhe in Baden - August 1934 - Bensheim a.d.B. / London."    

       
       
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für
 Solm und Emma Bernhard  (letztere aus Bensheim, 1830-1904)  
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn; es wird kein Geburtsname von Emma Bernhard angegeben) .      

Bensheim NY Cyprus 1773.jpg (478560 Byte)   Grabstein für 
"...Solm Bernhard. Born in Berlin, Germany, 
Jan. 7 1839 - Died Jan. 31, 1904.   
Emma Bernhard. Born in Bensheim, Hessen-Darmstadt. 
Mar. 19, 1830. Died May 21, 1904"   

     
Briefbogen mit Schreiben des Pferdehändlers Nathan Meyer aus Bensheim (1927) 
(aus der Sammlung von Hans-Peter Trautmann, Reichelsheim; Informationen auf Grund der Recherche von Hans-Peter Trautmann)      

 Bensheim Meyer Nathan Dok 20a.jpg (54103 Byte)  Bensheim Meyer Nathan Dok 20.jpg (45332 Byte)   
Es handelt sich um ein Schreiben des Pferdehändlers Nathan Meyer an die Volksbank in Reichelsheim, abgeschickt am 14. August 1927 in Bensheim. Der andere genannte Bürge im Schreiben, Aron Meyer (1867-1936, beigesetzt im jüdischen Friedhof in Reichelsheim), wurde im Landesadressbuch der Provinz Starkenburg von 1905 als Pferdehändler, Heidelberger Str. 5 in Reichelsheim gelistet.      

        
        
        
Zur Geschichte der Synagoge     
   
Bereits im Mittelalter wird eine Synagoge ("Judenschul") genannt. Sie stand vermutlich auf dem Gelände des neuzeitlichen Kapuzinerklosters nördlich des Altstädter Marktes (Hintergasse). Möglicherweise wurde sie nur bis zur Judenverfolgung in der Pestzeit benutzt.  
   
Im 18./19. Jahrhundert gab es drei verschiedene Betsäle, die immer aufgegeben werden mussten, wenn die Zahl der Gemeindeglieder gewachsen war. Eines der Gebäude, in dem von 1866 bis 1874 ein Betraum eingerichtet war, war das Haus Hauptstraße 59. Der heutige Besitzer hat an der Giebelfassade die Vorbesitzer bzw. -nutzer des Gebäudes angegeben:   

Bensheim Synagoge G010.jpg (113311 Byte) Bensheim Synagoge G011.jpg (109433 Byte) Bensheim Gedenken 843.jpg (62658 Byte)
Das Gebäude Hauptstraße 59, in dem sich von 1866 bis 1874 ein Betsaal der jüdischen Gemeinde befand. Daran erinnert in einem Feld der Fassade
 eine Menora mit den genannten Jahreszahlen (Fotos: Michael Ohmsen, April 2011) 

Als in den 1880er-Jahren die Zahl auf weit über 150 gewachsen war, beschloss der Gemeindevorstand den Bau einer neuen Synagoge. Die Planung des Baus geschah gemeinsam mit den städtischen Behören. Die Stadt selbst steuerte zu den Baukosten von insgesamt 32.000 Mark einen Zuschuss von 1.000 Mark zu und besorgte die Abfuhr der abgetragenen Erde, was in einem Artikel der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1891 lobend hervorgehoben wurde. 

Bensheim Israelit 09071891.jpg (53565 Byte)"Bensheim a.d. Bergstraße, 8. Juli (1891). Dass hier der Antisemitismus G.s.D. (Gott sei Dank) noch keinen Boden gefunden hat, uns dass unsere christlichen Mitbürger mit ihrer jüdischen Einwohnerschaft in schönstem Einvernehmen leben, bezeugt gewiss der neulich mit Einstimmigkeit gefasste Beschluss des Stadtrates, der israelitischen Gemeinde hier zur Erbauung einer Synagoge 1.000 Mark beizusteuern, und auch ca. 1.600 Kubikmeter überschüssigen Baugrund auf Kosten der Stadt von der Baustelle abfahren zu lassen, wodurch der israelitischen Gemeinde auch circa 1.000 Mark erspart werden. Es ist das gewiss ein erfreuliches, hochzuschätzendes Entgegenkommen, namentlich in unserer Zeit der Anfeindung von Stöcker, Böckel und Genossen.
 
Bensheim Israelit 24081891.jpg (39069 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August 1891: "Darmstadt, 8. August (1891). Die Schenkung des israelitischen 'Vereins einer Privatgesellschaft zur Ausübung zweckmäßiger Wohltätigkeit' zu Düdelsheim an die israelitische Religionsgemeinde daselbst, im Betrage von 2057 Mark 14 Pfennig; ferner die Schenkung des Gemeinderats der Stadt Bensheim an die israelitische Religionsgemeinde daselbst, im Betrage von 1.000 Mark haben laut Großherzoglichem Regierungsblatt Nr. 22 Genehmigung erhalten".

1892 konnte die Synagoge erbaut und am 15. September 1892 mit einem großen Fest für die gesamte Stadt durch Rabbiner Dr. Marx aus Darmstadt eingeweiht werden. Darüber berichtete die Zeitschrift "Der Israelit" in der Ausgabe vom 29. September 1892:

Bensheim Israelit 29091892.jpg (132650 Byte)"Bensheim, Gestern Nachmittag fand dahier die Einweihung der im maurischen Stile neuerbauten, prächtigen, auf einer Anhöhe im Schönbergerthale gelegenen Synagoge statt. Die Hauptstraßen der Stadt hatten reichen Farbenschmuck angelegt. Die Aufstellung des Festzuges auf der Schönbergerstraße erfolgte um 2 1/2 Uhr. Derselbe setzte sich zusammen aus einem Musikkorps, dem Synagogenchor, den Festjungfrauen und der Schlüsselträgerin, dem Rabbiner und Toraträgern mit dem Baldachin, dem Vorstand der israelitischen Gemeinde, Behörden und dem ganzen Stadtvorstand, Baumeister und Bauleute, sowie einer großen Anzahl sonstiger von allen Seiten herbeigeeilter Festteilnehmer. Unter den Klängen der Musikkapelle "Die Himmel erzählen des Ewigen Ehre" bewegte sich der Festzug nach der neuen Synagoge, woselbst bei der Ankunft vor dem Portal, nach einer Ansprache des 1. Vorstandes die Überreichung des Schlüssels und der Einzug in die festlich geschmückte Synagoge stattfand. Dieselbe war bald von israelitischen wie auch einer großen Anzahl christlicher Zuhörer bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach einem, unter Leitung des Kammermusikers Kugler von Darmstadt, gut eingeschulten Chorgesang der israelitischen Gemeinde Bensheim fand das Anzünden des ewigen Lichtes und nach einem weiteren Chorgesang der Umzug mit den Tora-Rollen bei entsprechendem Chorgesang statt. In andachtvollster Weise wurde der Segen für den Landesvater gesprochen, worauf das Einsetzen der Tora-Rollen in das Allerheiligste stattfand. Herauf hielt Rabbiner Dr. Marx von Darmstadt, zunächst allen denen, die an diesem Bau mitgewirkt haben, Dank abstattend, die Festpredigt, welcher die Worte der Schrift: 'Es ist mein Haus! Es ist ein Bethaus!' 'Es ist ein Haus für Alle"' zu Grunde gelegt waren. Ganz besonders erwähnte Redner: 'Es freue ihn sehr, neben israelitischen auch andere Gemeindeglieder als Festteilnehmer begrüßen zu dürfen, welches ein deutliches Zeugnis von wahrer Brüderlichkeit bekunde. Diese treffliche Rede währte fast 1 1/2 Stunden, worauf die Einweihung der Synagoge durch den vorerwähnten Rabbiner vollzogen wurde. Nach einem Gebet und Chorgesang fand der Schluss der offiziellen Feier statt. Ein Festessen in dem Hotel "zum deutschen Haus", sowie ein Festbankett daselbst am Abend, beschloss diese trefflich gelungene Feier für diesen Tag."

1904 wurde ein Einbruch in die Synagoge vermeldet:

Bensheim FrfIsrFambl 23091904n.jpg (20275 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. September 1904: "Bensheim a.d. Bergstraße, 14. September (1904): Heute wurde in die Synagoge eingebrochen und der Opferstock geleert. Größere Geldbeträge fielen den Dieben in die Hände." 

36 Jahre lang war die Bensheimer Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Lebens in Bensheim. Viele besondere Gottesdienste und Feste wurden in ihr gefeiert. Ein besonderes Ereignis war die Enthüllung einer Ehrentafel für die gefallenen jüdischen Männer aus Bensheim in der Synagoge im November 1926, die von Rabbiner Dr. Merzbach, Lehrer Heinrich Müller und einem Chor der Mannheimer jüdischen Gemeinde gestaltet wurde.

Bensheim Israelit 23121926.jpg (138285 Byte)"Bensheim a.d. Bergstraße, 30. November (1926). Zu einem Erlebnis weihevollster Art gestaltete sich die Enthüllung der Ehrentafel für die gefallenen Söhne unserer Gemeinde. Unter regester Teilnahme der staatlichen, städtischen und kirchlichen Behörden, der Krieger- und sonstigen Vereine nahm die Feier einen erhebenden Verlauf. Herr Salomon Marx, als zweiter Vorsitzender der Gemeinde, begrüßte die Vertreter der amtlichen und privaten Körperschaften. Hierauf sprach Rabbiner Dr. Merzbach, Darmstadt, und entwickelte in zu Herzen gehender, tief ergreifender Rede die Zusammenhänge zwischen jüdischem Pflichtbewusstsein und jüdischer Tat. Seine Rede gipfelte in einem ergreifenden Appell an alle Kreise, auch den jüdischen Opfern des Krieges die Ehre zuteil werden zu lassen, die sie als Streiter für den heimatlichen Boden verdient hätten. "Ich lasse Dich nicht, Du segnetest mich denn…", so habe Jakob den mit ihm kämpfenden Engel bedrängt, und so fordere auch das deutsche Judentum die Anerkennung seiner Tat.
Unter lebhafter Bewegung wurde hierauf die schlichte Gedenktafel mit den Namen der sechs gefallenen Helden unserer Gemeinde enthüllt, die umflorte Fahne des Kriegervereins neigte sich ehrend und in die feierliche Stille erklang ergreifend das von Herrn Lehrer Müller vorgetragene Kaddisch-Gebet.
Anschließend sprachen die Vertreter der staatlichen, städtischen und kirchlichen Behörden, sowie der Vorstand des hiesigen Kriegervereins. Ihrer aller Rede gipfelte in dem Willensbekenntnis zur Einigkeit aller Bürger unseres Vaterlandes, ohne Unterschied der Religion, wie damals als die Trommel zu den Fahnen rief.
Herr Lehrer Heinrich Müller ergriff das Schlusswort und gelobte im Namen aller Kameraden, die mit den gefallenen Helden gelebt und gestritten, ewige Treue.
In dankenswerter Weise hatte sich der Mannheimer Feiertagschor unter der bewährten Leitung des Herrn Lehrer und Kantor Adler zur Verfügung gestellt und rahmte die Feierstunde mit wunderbaren jüdischen Gesängen ein. Besonders die Herren Süß und Eppstein aus Mannheim boten eine prachtvolle gesangliche Einzelleistung und ließen in ergreifendem Wechselgesang mit dem Chor alle Herzen erheben.
So hat auch unsere Gemeinde ihren sechs gefallenen Helden ein äußerliches Zeichen des Gedenkens und eine für alle Zeiten unvergessliche Stunde der Erinnerung geweiht. "  

1929 konnte für die verschiedenen Bereiche des Gemeindelebens ein Gemeindehaus erbaut und Ende dieses Jahres eingeweiht werden. Das Gemeindehaus sollte auch gottesdienstlichen Zwecken dienen und hatte einen Betsaal für die Wochengottesdienste der Gemeinde. Über die Einweihung berichtete die "Jüdisch-liberale Zeitung":  

Bensheim JuedlibZtg 08011930.jpg (47893 Byte)Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 8. Januar 1930: "Bensheim (Einweihung eines Gemeindehauses). Unsere Gemeinde konnte kürzlich ein neu eingerichtetes Gemeindehaus weihen, das dem Gottesdienst und Schulunterricht, außerdem auch Versammlungszwecken dienen soll und endliche Wohnungen für Beamte aufweist. Liturgische Gesänge leiteten die Feier ein. S. Gutborn, der Vorsteher der Gemeinde, begrüßte dann die Gäste, insbesondere das Ehrenvorstandsmitglied A. Bendheim, der 33 Jahre an der Spitze der Gemeinde stand. Lehrer Müller und Rabbiner Dr. Merzbach, Darmstadt, wiesen in ihren Ansprachen auf die Bedeutung der Feier hin. Mit Dankesworten an die Spender von Gaben für die Einrichtungen des Gemeindehauses und abermaligem liturgischem Gesang wurde die schlichte und doch erhebende Feier beschlossen."

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge unter von Angehörigen der Bensheimer SS unter deren Sturmführer am frühen Morgen des 10. November zerstört. Die Türen zur Synagoge wurden mit Äxten eingeschlagen. Danach wurden die Bänke im Inneren zusammengetragen und eine Art Scheiterhaufen errichtet, auf den Teppiche und weiteres Mobiliar geworfen wurden. Dann wurde Feuer gelegt. Nachdem die Bensheimer Synagoge ausgebrannt war, fuhren die Bensheimer SS-Leute mit etwa zehn Autos in den Odenwald, um dort ein jüdische Gemeinde nach der anderen heimzusuchen. Die Brandruine der Bensheimer Synagoge wurde wenig später abgetragen.  
  
Seit 1971 erinnert am ehemaligen Standort der Synagoge eine Gedenkplatte an der Zerstörung 1938. 1990 wurde diese Gedenkplatte geschändet. Unbekannte beschmierten sie mit antijüdischen Parolen und rissen Gedenktafel und Davidstern ab. 1995 wurde eine neue Erinnerungsstätte geschaffen. Nochmals neugestaltet wurde die Gedenkstätte nach dem Bau der "Anne-Frank-Halle" der Liebfrauenschule im Jahr 2000. Am 2. Mai 2000 wurde die Gedenkstätte in Anwesenheit einiger ehemaliger Bensheimer jüdischen Gemeindeglieder feierlich eingeweiht, siehe Bericht
    
    
Adresse/Standort der SynagogeNibelungenstraße 14 (alte Anschrift: Schöneberger Str. 14).      
   
   
Fotos
(Quelle: Materialpool der Geschichtswerkstatt der Geschwister-Scholl-Schule Bensheim, Informationen siehe unter Links)  

Bensheim Synagoge 020.jpg (45911 Byte) Bensheim Synagoge 016.jpg (44580 Byte) Bensheim Synagoge 019.jpg (60101 Byte)
Baupläne für die Synagoge (von links: Erdgeschoss, auf Höhe der Empore, Längsschnitt)
   
Die 1892 eingeweihte 
Synagoge
Bensheim Synagoge 018.jpg (57353 Byte) Bensheim Synagoge 017.jpg (32715 Byte)
  Blick auf den Eingangsbereich Rechts der Straße: die Synagoge
     
Bensheim Synagoge 010.jpg (40393 Byte) Bensheim Synagoge 011.jpg (34031 Byte) Bensheim Synagoge 012.jpg (58381 Byte)
Dieselbe Bensheimer Ansichtskarte. Links um 1933 mit der Synagoge; 
rechts um 1938: die Synagoge ist wegretuschiert.
Blick auf die Bierbrauerei Guntrum -
 links die Synagoge
     
Bensheim Synagoge 022.jpg (27475 Byte) Bensheim Synagoge 024.jpg (50212 Byte) Bensheim Synagoge 023.jpg (41081 Byte)
Die ausgebrannte Synagoge 1938 Beim Abbruch des Gebäudes Das Synagogenrundstück nach 1945
     
  Bensheim Synagoge 015.jpg (43701 Byte)  
  Gedenkinschrift von 1971   
      
 
Gedenkstätte für die zerstörte Synagoge 
seit Mai 2000
(Fotos: Hahn, 
Aufnahmedatum 18.6.2006)
Bensheim Synagoge 221.jpg (69603 Byte) Bensheim Synagoge 220.jpg (97342 Byte) Bensheim Synagoge T015.jpg (135928 Byte)
   Die auf dem Synagogengrundstück 
im Jahre 2000 erbaute
 "Anne-Frank-Halle" der
 Liebfrauenschule mit davor liegendem
 überdimensionalem, quadratischem
 Metallrohr
Inschrift: "Seit Anfang des 14. Jahrhunderts gab es eine jüdische Gemeinde in Bensheim mit Synagogen an verschiedenen Orten. An dieser Stelle stand seit 1892 die bisher letzte Synagoge. Sie wurde vor aller Augen am 10. November 1938 durch deutsche Nationalsozialisten zerstört. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bensheim gedenken der Männer, Frauen und Kinder, die aus Antisemitismus und Rassenwahn in der Zeit des nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ermordet, in den Tod getrieben oder zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen wurden."
(Foto rechts von M. Ohmsen, April 2011)
Bensheim Synagoge 223.jpg (42973 Byte) Bensheim Synagoge 222.jpg (83546 Byte)
Foto der Synagoge auf einer Seite 
des Metallrohres
Zerstörung der Synagoge 
auf der anderen Seite
     
Die Gedenkstätte im April 2011
(Fotos: Michael Ohmsen) 
     
Bensheim Synagoge T016.jpg (83586 Byte) Bensheim Synagoge G020.jpg (95436 Byte) Bensheim Synagoge G022.jpg (171772 Byte)
Hinweistafel, zum 
"Mahnmal ehemalige Synagoge"
Brücke über die Nibelungenstraße, rechts
 "Bendheim-Platz" mit Gedenkstätte
"Bendheim-Platz" zur Erinnerung an den
 Gemeindevorsteher Heinrich Bendheim II
 (1831-1897)
     
        
Bensheim Synagoge G024.jpg (102766 Byte) Bensheim Synagoge G021.jpg (110475 Byte) Bensheim Synagoge G023.jpg (95346 Byte)
Mahnmal für die zerstörte Synagoge Foto der Synagoge vor 1938 Foto der Zerstörung der Synagoge
     
Weitere Erinnerungen in der Stadt
(Fotos: Michael Ohmsen, April 2011)
Ehemaliges Haus von 
"Joseph dem Juden"
Bensheim Gedenken 844a.jpg (89833 Byte) Bensheim Gedenken 844.jpg (22672 Byte)
  Am Haus Hauptstraße 65 erinnert eine Inschrift, dass das 
Haus 1670 durch "Joseph den Juden" erbaut worden ist. 
     
 Mahnmal "Stolperstein"      
 Bensheim Gedenken 841.jpg (100968 Byte) Bensheim Gedenken 842.jpg (133142 Byte) Bensheim Synagoge 025.jpg (56131 Byte)

Am 8. Mai 1995 wurde in Bensheim an der Nordseite der Faktorei das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus eingeweiht. Die Bronzeplastik war von dem Mainnheimer Bildhauer Rainer Negrelli geschaffen worden. Sein Entwurf eines im Boden versinkenden oder aus dem Boden herausbrechenden langgestreckten Keils interpretierte der Künstler als oberste Kante eines Hakenkreuz-Balkens. Auf einer neben der Bronzeplastik verlegten Platte ist folgender Text eingelassen: "Auch in Bensheim wurden in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur Verbrechen gegen die Menschheit begangen. Auch in dieser Stadt wurden Menschen schuldig, gab es Opfer und Täter. Auch in unserer Mitte wurden Menschen wegen ihrer Abstammung und Herkunft, wegen ihrer religiösen, weltanschaulichen oder politischen Überzeugung und Bekenntnisse verfolgt, gefoltert, ermordet. Die Erinnerung daran mahnt und verpflichtet uns, jederzeit für Demokratie, für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit einzutreten."  

       
     
Grab für Heinrich Bendheim II und seine Frau Karoline auf dem 
jüdischen Friedhof in Alsbach
 
Bensheim Friedhof Alsbach 012.jpg (163422 Byte) Bensheim Friedhof Alsbach 010.jpg (131402 Byte) Bensheim Friedhof Alsbach 011.jpg (139346 Byte)
Nach Heinrich Bendheim wurde der "Bendheim-Platz" (Standort der 1938 zerstörten Synagoge) benannt (siehe oben)
     

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

August 2009: Sollen auch in Bensheim "Stolpersteine" verlegt werden?  
Pressemitteilung über www.pressemeldung-hessen.de vom 28. August 2009: 
Bensheim: Arbeitskreis "Erinnern” tagt zum Thema "Stolpersteine” 
Bensheim.
Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir verlegt. Für dieses unter dem Titel "Stolpersteine" bekannte Projekt wurde er 2005 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland am Bande ausgezeichnet. Auch in Bensheim beschäftigt man sich derzeit damit, ob und wie das Projekt hier realisierbar wäre.  
Auf Vorschlag von Bürgermeister Thorsten Herrmann wurde Stadtrat Peter E. Kalb mit der Bildung des Arbeitskreises "Erinnern" betraut, der sich jetzt in seiner ersten Sitzung über den ihm übertragenen Arbeitsauftrag verständigen will. Zusätzlich wird Peter E. Kalb mit einer filmischen Dokumentation den Künstler Gunter Demnig und sein Projekt "Stolpersteine" vorstellen. Die Sitzung des Arbeitskreises "Erinnern" wird am kommenden Montag (31. August) im Sitzungssaal des Rathauses im zweiten Obergeschoss sein. Beginn ist gegen 19.30 Uhr im Anschluss an die Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Neben den Mandatsträgern ist auch die interessierte Öffentlichkeit dazu herzlich eingeladen.
Quelle: Stadt Bensheim – Pressestelle.  
 
April 2010: Das Projekt "Stolpersteine" in Bensheim kommt voran.    
Artikel in "Echo-online" vom 28. April 2010 (Artikel): "Stolpersteine als kleine Mahnmale 
Aktion: Auch in Bensheim sollen Gedenktafeln des Bildhauers Gunter Demnig verlegt werden - Stadtrat koordiniert Projekt.."   
    
Mai 2011: In Bensheim werden am 31. Mai die ersten "Stolpersteine" verlegt   
Artikel im "morgenweb" vom 16. Mai 2011: "Aktionskünstler Demnig verlegt am 31. Mai die ersten Stolpersteine in Bensheim..."  
Artikel eingestellt in der Website der Stadt Bensheim  
   
Bericht über die Verlegung am 31. Mai 2011 mit Fotos aus dem "Bergsträßer Anzeiger" vom 1. Mai 2011: "Kleine Mahnmale im Trottoir..." 
Artikel mit Fotos eingestellt in der Website des Arbeitskreises Zwingenberger Synagoge   
  
Oktober 2014: Bericht über den aus Bensheim stammenden Jerry Rosenstein (geb. 1927)  
Artikel von Frank Keil in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 12. Oktober 2014: "Roadmovie durch die Geschichte. Friedrich Dönhoff macht eine unsentimentale Reise mit dem Schoa-Überlebenden Jerry Rosenstein..."  
Link zum Artikel    
 
Oktober 2016: Verlegung von zwei weiteren Stolpersteinen in Bensheim 
Artikel in "echo-online.de" vom 21. Oktober 2016: "Damit die Opfer nicht vergessen werden.
BENSHEIM -
(tr/ü). Am heutigen Freitag werden um 16 Uhr an der Rodensteinstraße 106 zwei weitere Stolpersteine verlegt. Damit erinnert die Stadt Bensheim an Mini und Karl Oppenheimer, die in diesem Haus mit ihrer Familie gelebt haben. Anwesend ist auch Barbara Hicken, die Tochter von Mini Oppenheimer. Sie reiste am Donnerstag aus den USA nach Bensheim, um bei der Installation durch den Kölner Künstler Gunter Demnig persönlich dabei zu sein.Fünf Messing-Gedenktafeln erinnern bereits an die Familie, die 1937 von Bensheim nach Frankfurt gezogen war. 1941 wurde sie nach Minsk deportiert und dort ermordet: Moritz, Frieda, Hermann und Elieser Oppenheimer. Mira Oppenheimer, Jahrgang 1931, wurde mit einem Kindertransport nach England gebracht und hat so den Holocaust überlebt. Bislang hat Demnig in Bensheim rund 30 seiner Stolpersteine verlegt. Die Geschichte der Bensheimer Familie Oppenheimer spiegelt beispielhaft viele Schicksale während der Zeit des Nationalsozialismus: Die Eltern, ein Kind und ein Bruder des Vaters wurden ermordet. Drei Kinder konnten 1939 nach Frankreich fliehen und 1942 schließlich in die USA reisen. Erstmals nimmt mit Barbara Hicken (Jahrgang 1961) ein direkter Nachfahre von Opfern an einer lokalen Stolperstein-Verlegung teil. Am Donnerstag wurde für sie ein Empfang im Rathaus organisiert. Neben ihrer Begleitung Bonnie Oakman waren zahlreiche Stadtverordnete sowie Mitglieder der Geschichtswerkstatt Jakob Kindinger und des Auerbacher Synagogenvereins anwesend. Stadtrat Adil Oyan begrüßte den Gast im Namen des Bürgermeisters. Es sei mehr als nur ein symbolischer Akt, wenn die Gedenkplatten heute im Boden fixiert werden: 'Die Stolpersteine halten die Erinnerung an die Opfer des Holocausts wach und dienen gleichermaßen als Warnung.' Die Stadt Bensheim wolle an die Menschen erinnern, die hier gelebt haben, und ebenso die Ereignisse der damaligen Zeit im kollektiven Gedächtnis behalten. Die Steine seien auch eine Mahnung, dass sich etwas Vergleichbares niemals wieder und an keinem Ort der Welt wiederholen dürfe, so Oyan im Sitzungssaal. Das Besondere an der jüngsten Verlegung: Es ist ein Schulprojekt. Schüler der zehnten Jahrgangsstufe des Goethe-Gymnasiums haben mit ihrem Lehrer Florian Schreiber über die Familie Oppenheimer recherchiert. Seit knapp zwei Jahren beschäftigen sich die Jugendlichen mit der Regionalgeschichte. Die Entdeckung von Barbara Hicken war ein Zufall: Im Internet stieß Schreiber auf die Todesanzeige von Mini Oppenheimer, die 1939 nach Frankreich geflüchtet war. Die Projektgruppe begann, nach den Nachkommen zu forschen, was angesichts der durch Heirat veränderten Familiennamen nicht ganz einfach war. Dann hat die Schule Kontakt aufgenommen und im Schulterschluss mit der Stadt die Tochter offiziell nach Bensheim eingeladen.
Schüler liest die Geschichte der Familie vor. Finanziert wurden die Steine durch den Verkauf von selbst gebackenem Kuchen, so Hero Tjarks, der gemeinsam mit Laura Poluschkin und Louisa Malki im Rathaus dabei war. Hinzu kam eine Unterstützung durch den Förderverein des Goethe-Gymnasiums, der Sparkasse Bensheim und der Stadt Bensheim. Während der Verlegung wird ein Schüler die Biografie der Familie Oppenheimer verlesen. Stadtrat Peter E. Kalb (Vorsitzender der Geschichtswerkstatt Jakob Kindinger), der auch schon die Verlegung der anderen Stolpersteine begleitet hat, kommentierte den Besuch von Barbara Hicken als Signal von hoher Relevanz für die gelebte Erinnerungskultur der Stadt. 'Die Gedenksteine zeigen, dass Bensheim die Opfer nicht vergessen wird.'"
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Dazu Artikel in "echo-online.de" vom 24. Oktober 2016: "Bewegende Momente..." 
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Februar/April 2022: Weitere Stolpersteine werden in Bensheim verlegt   
Bericht von Anton Leicht in der Website des Goethe-Gymnasiums Bensheim vom 2022: "Erinnerungskultur - Schüler des Goethe-Gymnasiums recherchieren über ehemalige jüdische Schüler / Der Familien Löb, Marx und Simon gedacht  -  Neue Stolpersteine in Bensheim verlegt
Zum 150. Jubiläum des Goethe-Gymnasium wurden am 9. Februar in Bensheim 15 von insgesamt 70 Stolpersteinen verlegt. Dazu kam Gunter Demnig, welcher international seit 1992 Stolpersteine verlegt, an die Bergstraße. Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse hatten zusammen mit ihrem Lehrer Florian Schreiber im Rahmen der 'Geschichts-Werkstatt' über jüdische Schülerinnen und Schüler recherchiert, die zur Zeit des Nationalsozialismus das Goethe Gymnasium besuchten, welches damals noch als reine Mädchenschule einen guten Ruf hatte. Die Ergebnisse ihrer Nachforschungen referierten sie während des Rundgangs. ... Die etwa 40-köpfige Gruppe startete mit der Verlegung der Stolpersteine an der Postgasse 7, wo an die ehemalige Schülerin Ruth Löb, geboren 1916, und ihre Familie gedacht wurde. Ruths Eltern wurden in Deutschland ermordet, doch Ruth selbst gelang noch rechtzeitig die Flucht in die USA, wo sie eine eigene Familie gründete. ... Anschließend ging es weiter in die Darmstädter Straße 34 und 76, wo an Lotte Marx und Erna Simon sowie deren Familien gedacht wurde. Diese haben den Holocaust überlebt und sich mit nur zehn Reichsmark (etwa 50 Euro) ein komplett neues Leben in den USA angefangen. Lotte starb 2017 im Alter von 106 Jahren. Der Rundgang durch die Vergangenheit Bensheims war ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur, weil nur das Wachhalten der Erinnerung solches Leid in Zukunft verhindern kann."
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Artikel in "Echo-online" vom 1. April 2022: "Weitere Stolpersteine werden in Bensheim verlegt.
BENSHEIM. Das Goethe-Gymnasium Bensheim ehrt anlässlich seiner 150-Jahr-Feier weitere ehemalige jüdische Schülerinnen und deren Familien. Am Mittwoch, 6. April, ab 12 Uhr, werden die Gedenksteine für die Familien Adler und Meyer in Bensheim, Bahnhofstraße 29, verlegt, nachdem am Vormittag bereits die Verlegung der Gedenksteine für Johanna Mayer und ihre Familie in Darmstadt stattgefunden hat (Martinstraße 15). Während Johanna Mayer und ihrem Bruder Erwin die Flucht in die USA gelang, blieben die Eltern Wilhelm und Recha Mayer in Deutschland. Wilhelm Mayer war nach der Pogromnacht 1938 im KZ Buchenwald interniert. 1940 wurde er erneut verhaftet und zunächst ins KZ Dachau verschleppt, dann ins KZ Buchenwald überstellt. Dort wurde er 1942 ermordet. Seine Frau Recha wurde 1943 von Darmstadt nach Theresienstadt und von dort 1944 nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde. Auch Irma Adler war Schülerin der damaligen Höheren Töchterschule in Bensheim, dem heutigen Goethe-Gymnasium. Ihr Vater, der Kaufmann Wilhelm Adler, wurde 1938 in den Selbstmord getrieben, seine Frau floh daraufhin in die USA. Irma hatte 1934 Karl Koppel geheiratet und war in dessen Elternhaus nach Jugenheim gezogen. Die beiden flohen 1937 über Antwerpen nach New York. Ihre ältere Schwester Paula war mit Nathan Meyer verheiratet, der in der Bahnhofstraße 29 einen Pferdehandel betrieb. Anschließend werden an der Parkstraße fünf Stolpersteine eingelassen, wo das Ehepaar Moses und Paula Bendheim wohnte, das 1939 in die USA floh. Ihr Sohn Edgar hatte sich 1934 dorthin retten können, die Tochter Irma 1938."
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Links und Literatur  

Links: 

bulletBildungsserver Hessen: aus der Arbeit der Geschichtswerkstatt der Geschwister-Scholl-Schule Bensheim 

Die Leistungskurse Geschichte der Jahrgangsstufe 12/2. Halbjahr im Schuljahr 2000/2001 hatten es sich zunächst zur Aufgabe gesetzt, jenes Geschehen möglichst detailliert nachzuzeichnen, das in der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 auch in Bensheim zur Zerstörung der Synagoge und zu antisemitischen Ausschreitungen führte. Grundlage der Forschungsarbeit waren in erster Linie Justizakten. Wie das Landgericht Darmstadt in seiner Urteilsbegründung vom 16. Juli 1948 einleitend betonte, hätten die im November 1938 in ganz Deutschland geschehenen Ausschreitungen gegen jüdische Bürger, ihr Eigentum und ihre Kultstätten "in Bensheim und Reichelsheim ein besonders beschämendes Ausmaß" angenommen. Wir haben uns bemüht, über das ursprüngliche Thema "Synagogenbrand" hinaus das Alltagsleben der Bensheimer Juden zu berücksichtigen. Leider mussten in der vorliegenden Kurzfassung u.a. die Abschnitte über die Geschichte der jüdischen Gemeinde und der früheren Synagogen entfallen. Dies gilt auch für den allgemeinen historischen Kontext der Reichspogromnacht und die Ausführungen zu den juristischen Grundlagen der Prozesse gegen die Täter. Der einleitende Filmbeitrag (ein Redeauszug von Bürgermeister Georg Stolle) konnte wegen des hohen Umfangs nicht berücksichtigt werden.
Seite in der Website "Bildungsserver Hessen": Synagogenbrand und Judenverfolgung 1938 in Bensheim / Geschichte der Bensheimer Juden im 20. Jahrhundert.   

bulletInformationsseite zum Novemberpogrom 1938 in Bensheim   
bulletWebsite der Stadt Bensheim  
bulletGeschichtswerkstatt Jakob Kindinger e.V. in Bensheim  
bulletArbeitskreis Zwingenberger Synagoge e.V.   
bulletStolpersteine in Bensheim:  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Bensheim  

Literatur:  

bulletGermania Judaica, II,1 S. 65; III,1 S. 97-99. 
bulletLudwig Hellriegel: Geschichte der Bensheimer Juden. Bensheim 1963.  
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 63-65. 
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 21. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 9-12.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 110-113. 
bulletFritz Kilthau / Peter E. Kalb: Nie wieder! Antifaschistischer Wegweiser Bensheim 1933-1945. 4. überarbeitete Auflage März 2007. 

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.  

Bensheim  Hesse. The medieval community - including Jews expelled from France in 1306 - suffered martyrdom during the Black Death persecutions of 1348-49 and banishment in 1461. The community was reestablished in 1634, but socio-economic factors limited its growth until the 19th century. Following the award of civil rights (1850), Jews engaged in a variety of occupations and their number grew to 167 (2,8 % of the total) in 1880. Many christian residents attended the opening of a new a larger Orthodox synagogue in 1892. On Kristallnacht (9-10 November 1938), however, it was burned down and Jewish residents throughout the area were attacked. Of the 168 Jews living there in 1933, nearly all had left (many emigrating to the U.S.) by 1939 and in February 1942 the last 17 were deported. After Worldwar II, Displaced Persons camps in the neighborhood housed up to 4.000 Holocaust survivors, most of whom left for Israel. 
    
       

        
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Stand: 30. Juni 2020