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Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Karlsruhe (Stadtkreis)
Orthodoxer jüdischer Friedhof Haid- und Neustraße
Jewish Cemetery - Cimetière juif
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Karlsruhe
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Bereits einige Jahre vor
Anlage eines neuen allgemeinen jüdischen
Friedhofes an der Haid- und Neustraße 41-45 wurde von der orthodoxen
israelitischen Religionsgesellschaft in Karlsruhe 1872 ein eigener Friedhof
angelegt, der einige Besonderheiten aufweist, insbesondere die nur hebräisch
beschrifteten Grabsteine (Fläche 20,10 ar).
Über den neuen Friedhof der Israelitischen
Religionsgesellschaft
und seine Einweihung anlässlich der Beisetzung von Baruch Wormser, dem Gründer
und erstem Vorsteher der Israelitischen Religionsgesellschaft
(1872)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
17. Juli 1872: "Der neue Friedhof der israelitischen
Religionsgesellschaft zu Karlsruhe. Mainz, 11. Juli (1872). Unsere
Leser wissen, dass von allen orthodoxen Separat-Gemeinden in Deutschland
diejenige zu Karlsruhe in Baden die politisch am meisten selbstständige
ist; während die übrigen ähnlichen Religionsgesellschaften zu den
Kultuskosten der Reformgemeinden Beiträge leisten müssen, sind die
Orthodoxen Karlsruhes von dieser Pflicht befreit. Dafür hat sie der
Gemeindevorstand von dem Mitgenuss der Gemeindeinstitutionen, wie
Friedhof, Mikwe usw. ausgeschlossen. In Folge dessen hat die
Religionsgesellschaft mit rühmenswertem Eifer für Herstellung eigener
Institutionen Sorge getragen; ein nicht allein nicht rabbinischer
Vorschrift, sondern auch schön, bequem und elegant eingerichtete Mikwe
wurde mit nicht unbedeutenden Kosten hergestellt; der Erwerbung eines
Friedhofes aber stellten sich Schwierigkeiten entgegen. Die Behörde
verlangte, dass die aus der israelitischen Gemeinde Ausgeschiedenen die
Leichen auf dem allgemeinen städtischen Friedhofe bestatten sollten, und
gestattete erst, nachdem von vielen Rabbinen, auch vom Herausgeber dieser
Blätter, Gutachten waren abgegeben worden, die Akquirierung eines eigenen
Begräbnisplatzes. Kaum war das geschehen, noch war die Mauer um den neuen
Friedhof nicht vollendet, als Herr Baruch Wormser - er ruhe in
Frieden - aus diesem Leben abberufen wurde. Der Genannte war nicht
allein der erste Vorsteher der Religionsgesellschaft, er war eine in
vielen Beziehungen hervorragende Persönlichkeit. Der einzige Sohn des
seligen Rabbi Kaufmann Wormser, der außer ihm vier Töchter hatte,
der Schwager des hochberühmten Rabbi Jacob Ettlinger - seligen
Andenkens -, des Oberrabbinen von Altona, lebte und wirkte er im Sinne
und Geiste seines Vaters und seines Schwagers, erzog er im Vereine mit
seiner edlen Gattin seine elf Kinder in demselben Sinne und Geiste; seine innige,
aufopferungsfähige Frömmigkeit kannte keine Grenzen. - Viele Jahre lang
stand er als Vorsteher der Gesamt-Gemeinde Karlsruhe vor, war er
Mitvorsteher zahlreicher, wohltätiger Vereine, sammelte er die
Unterstützungsgelder für die Armen des heiligen Landes aus ganz
Baden.
Die allgemeine Teilnahme zeigte sich beim Leichenbegängnisse. Nicht
allein fast alle Israeliten und viele Nichtjuden Karlsruhes folgten der
Bahre - die Freunde, Verwandten und Verehrer des Heimgegangenen
waren |
aus
der Nähe und der Ferne zahlreich herbeigeströmt. Im Trauerhause sprach
zuerst Herr Kreisrabbiner Ettlinger aus Mannheim (ein Bruder des
Altonaer Rabbinen - er ruhe in Frieden) und dann ein Schwiegersohn
des Betrauerten, Herr Dünner aus Köln (ein Bruder des Seminar-Direktors
zu Amsterdam); auf dem Friedhofe wurden zunächst einige Psalmen zur
Einweihung desselben rezitiert; dann sprach Herr Stiftsrabbiner Weil,
der stets die rabbinischen Funktionen bei der Religionsgesellschaft
vollzieht. Hierauf sprach der Herausgeber dieser Blätter. Zur
Kennzeichnung der Situation lassen wir hier die Rede folgen, wie wir solche
später aus dem Gedächtnisse niedergeschrieben haben; wir glauben, dass
sie auch für weitere Kreise Interesse hat, zumal da wir schon häufig dem
Vorurteile begegnet sind, dass die Friedhofsfrage berechtigt sei, eine
vollständige Trennung zu hintertreiben. Wir sagten:
Wir haben soeben, meine Freunde, aus beredtem Munde die Frage des
Propheten Jesajas wiederholen hören: 'Was hast Du hier und wen hast Du
hier, dass Du dir hier ein Grab aushauest?' (Jesaja 22,16) und so
frage auch ich Dich, Du teurer Dahingeschiedener: 'Was hast Du hier und
wen hast Du hier, dass Du hier, dass Du Dir hier hast bereitet ein Grab?'
Nicht ruht hier Dein unvergesslicher, von Dir so heißgeliebter, von aller
Welt einst so hochverehrter Vater, neben dessen Grabstätte Du Dir schon
vor Jahren einen Raum gekauft, um dort Deine sterbliche Hülle zu bergen,
nicht ruhet hier die geliebte Mutter, nicht die Freunde und Verwandten,
die Dir vorausgegangen zur ewigen Heimat! Eine einsame Grabstätte hast Du
Dir erkoren, die noch vor kurzer Zeit ein Ackerfeld gewesen, deren
Umzäunung noch nicht einmal vollendet ist? Höhnend hörte ich die Leute
reden: Das ist nicht die Grabstätte der Väter, zu der Deine Leiche
gebracht wird! Und wahrlich, gerade in der jüdischen Gemeinschaft wird
und wurde es so vielfach ersehnt, bestattet zu werden an der Seite der
Eltern und Verwandten. Du aber hast verzichtet auf die Stätte neben
Deinem Vater, die schon lange Dein Eigentum geworden war, um Dir zu
bereiten ein einsames Grab!
Was hast Du hier und wen hast Du hier, dass Du dir hier ein Grab
aushauest?
Meine Freunde! Andere haben in beredten Worten, in warmen
Gefühlsergüssen all die hohen Vorzüge, all die edlen Tugenden
geschildert, die dem teuren Dahingeschiedenen in so reichem Maße eigen
waren; mir aber gestattet Ihr wohl, mich auf die Beantwortung der Frage zu
beschränken, die ich soeben mit den Worten des Propheten an unsern edlen,
teuren, tiefbeklagten, für uns leider verlorenen Freund gerichtet; denn
ein hoher, erhabener, allgemeiner Grundsatz, der wohl der Erörterung wert
ist, muss dabei zur Darlegung gelangen. Der teure Dahingeschiedene hat
während seines Lebens durch sein Tun und Wirken, sein Streben, Ringen und
Kämpfen bewiesen, dass er seinen Gott geliebt hat mit ganzem Herzen, mit
ganzer Seele und mit allem seinem Vermögen; sein großes, edles Herz war
ungeteilt dem Dienste Gottes gewidmet, sein Leben hätte er gern und
freudig hingegeben, wenn dieses Opfer wäre von ihm verlangt worden, sein
Vermögen betrachtete er erst dann als sein Eigentum, wenn er den zehnten
Teil seines Erwerbs und mehr allwöchentlich vor dem Beginne des Sabbats
abgesondert hatte, um diesen Teil im Dienste Gottes und der leidenden
Menschheit zu verwenden - dass er aber auch im Tode auf die längst
erkorene und erworbene Stätte neben des heißgeliebten Vaters Ruheort
verzichtet, um sich hier ein einsames Grab zu erwerben, das ist der
Ausfluss eines von dem Heimgegangenen betätigten, erhabenen Grundsatzes,
der dieser Stunde eine besondere Weihe, eine große Bedeutung
verleihet.
Es gibt zwei, in jüdischen Kreisen oft genannte Worte, von denen das eine
einen sehr guten, das andere einen sehr schlimmen Klang hat. Das
wohlklingende Wort heißt Schalom, Friede, das schlimm klingende Machaloket
Zank, Streit, Hader, und doch ist manchmal das letztere dem ersteren
vorzuziehen. Den Frieden bezeichnen die Weisen als dasjenige Gefäß, das
alles Gute zu fassen geeignet ist; aber der Inhalt ist of kostbarer als
das Gefäß, und so kann es manchmal kommen, dass man das Gefäß
zerbrechen muss, um den Inhalt zu retten. Und auch das böse Wort Machaloket
hat oft sein Gutes. So lesen wir in der 17. Mischnah des 5. Abschnittes
des Traktats Aboth '
Jeder im Namen des Himmels, d.h. in reiner Absicht geführte Streit, wird
endlich bestehen.' Wir sehen also, dass es einen Streit im Namen
des Himmels gibt. Warum selbst einem solchen das Bestehen als etwas
Gutes in Aussicht gestellt wird, warum es nicht besser wäre, wenn selbst
ein solcher Streit seine endliche Lösung finden möchte, ist nicht recht
abzusehen; daher erklärt Rabbi Jizchak Arama in seinem Werke 'Akedath
Jizchak' die Mischnah anders; er lehrt uns, dass der Tannai nicht eine
Folge hier in Aussicht stellen, sondern uns ein Kriterium geben will,
durch welches wir erkennen, ob ein Streit im Namen des Himmels
geführt wird oder nicht. Daher legt er den Worten in reiner Absicht den
Sinn unter: 'dessen Endzweck aufs Erhalten gerichtet'. Es behauptet jeder Streitende,
dass auf seiner Seite das Recht sei, dass er im Namen des Himmels streite;
selbst Korach behauptete dieses, wie wir es am nächsten Sabbat in der
Thora lesen werden. So wisset denn: ist der Endzweck des Streites aufs Erhalten
gerichtet, dann wird der Streit, wie jener Hillel und Schammais, im
Namen des Himmels geführt, - ist er aber, wie der Korachs und seiner
Rotte, aufs Zerstören gerichtet, dann ist er |
ein
Streit, der nicht im Namen des Himmels geführt wird, ein Streit,
aus niederen, eigennützigen Beweggründen entsprungen.
Wahrlich, der Streit den der Dahingeschiedene und seine Gesinnungsgenossen
geführt haben und führen, er ist ein Streit im Namen des Himmels, denn
es handelt sich darum, die Religion der Väter unverkürzt und
unverfälscht uns und unseren Kindern zu erhalten, und ich kann dem
geliebten Toten keinen besseren Nachruf weihen, wie wenn ich die erhabenen
Grundsätze darlege, die er mit solcher Entschiedenheit vertreten und die
ihn im Tode noch in diese einsame Grabstätte geführt haben.
I. Es sind drei große Grundsätze, auf denen die Religion Israels beruht,
und diese Grundsätze wollte Korach, der ja unsern modernen Religionszerstörern
als Vorbild dient, vernichten. Schon ehe Gott sich auf Sinai seinem Volke offenbarte,
schickte er die Verkündigung dieser Grundsätze voraus. Dort heißt
es:
'Siehe, ich komme zu dir in dichtem Gewölk [Gott kömmt zu Jisrael,
er hat besondere Fürsorge für Israel], damit das Volk höre, dass ich
mit dir rede [Gott redet mit den Propheten, es gibt also eine den
Propheten gewordene Offenbarung des Gottes-Geistes], und auch an dich (Moscheh)
werden sie ewiglich glauben [d.h., dass die Prophetie Mosche's eine
besondere und vor allen anderen hervorragende, von allen vorhergehenden
und nachfolgenden Offenbarungen unerreichte und unerreichbare ist]. 2.
Buch Mose Kap. 19, Vers 9. Diese Grundsätze wollte Korach nicht allein
leugnen, sondern aufgeben. Deshalb kleidete er, wie die Weisen im Midrasch
erzählen, seine Anhänger in Gewänder von blauem Purpur und führte sie
vor Moscheh, fragende: 'Müssen diese Gewänder mit Schaufäden versehen
werden?' Und als Moscheh bejahend antwortete, da verspotteten in Korach
und die Seinen und sprachen: 'Ein purpurblauer Faden genügt und diese
ganz purpurblauen Gewänder sollten noch eines solchen Fadens
bedürfen?
Wenn wir auf die eigentliche Bedeutung des Zizit-Gebotes eingehen, so
werden wir auch den Sinn dieser Erzählung verstehen. Gott hat befohlen,
den blauen Zizit-Faden anzuschauen, damit wir aller seiner Gebote
gedenken; denn, lehren die Weisen, das Purpurblau ist ähnlich der Farbe
des Meeres, das Meerblau aber ist ähnlich der Bläue des Himmels und
diese erinnert an den Thron von Gottes Herrlichkeit; so führt uns das
Betrachten des Techeleth in unserem Denken bis an den Thron des
himmlischen Vaters. Von dorther stammen die Offenbarungen der Propheten;
sie sind der Faden, der von Gottes Thron bis zu uns hernieder
geht.
Aber auch unsere Vernunft stammt von Gottes Thron. - 'Da wir im Besitz der
Himmelstochter Vernunft, wozu bedürfen wir da des prophetischen
Leitfadens?* fragt Korach.
Sind das nicht dieselben Einwendungen gegen Gottes Gebote, die wir noch
heute vernehmen? Und als man in dieser Stadt Versammlungen hielt und
Beschlüsse fasste, eine neue Synagoge zu bauen, Orgel und
Reform-Gottesdienst einzuführen, da stellte man sich auf den Standpunkt
Korachs, da war es nicht um den Orgelklang und um die deutschen Gebete zu
tun, sondern es sollten damit die alten Wege des Judentums verlassen, die menschliche
Vernunft sollte höher gestellt werden als die Offenbarungen, die den
Propheten geworden.
'Die Himmel sind mein Thron,' ruft Jesajas in der Haftarah des kommenden
Sabbat Rosch chodesfch, 'die Erde meiner Füße Schemel, welches ist das
Haus, das ihr mir bauen wollt?' Nicht prachtvolle Synagogen verlangt Gott,
in denen der Orgel Töne brausen, sondern auf Denjenigen schaut Er, der
sich scheut, Gottes heiliges Wort zu verletzen.
Trügerisch, getrübt durch irdisches Befangensein ist die menschliche Vernunft,
selbst große Propheten haben geirrt, da sie der eigenen Einsicht folgten;
Samuel irrte, da er den Ältesten der Söhne Jischai's zum Könige salben
wollte, bis Gott ihm den David zeigte; der Prophet Nathan irrte, da er
David gestattete, das Heiligtum zu bauen und musste auf Gottes Geheiß die
eigenen Worte widerrufen! der Prophet Michajah musste den Rat
zurücknehmen, den er nach eigenem Ermessen dem König Achab erteilt
hatte; denn selbst die Propheten sind fehlende, irrende Menschen, wenn sie
die eigene Vernunft walten lassen, und nur die Offenbarungen Gottes sind
untrüglich. Für die Wahrheit der Prophetie ist der
Dahingeschiedene eingetreten mit all der Tatkraft, die er in so reichem
Ma0pe besaß0. Wie Moscheh einst die Lewiten, so hat er die
Treugebliebenen um sich gesammelt, und deshalb hat er sich diese einsame
Grabstätte bereitet; um den Glauben an die Offenbarung Gottes zu
erhalten, hat er es vorgezogen, fern von den geliebten Eltern zu
ruhen.
II. Korach, erzählen die Weisen, füllte ein Haus mit Torarollen
und fragte: 'Muss die Pforte dieses Hauses eine Mesusa tragen?' Und als
Moscheh bejahte, da verhöhnte er ihn und sprach: 'Zwei Paraschot
genügen, und die 275 der ganzen Tora sollten nicht
genügen!' |
Es
ist der Glaube an die besondere Fürsorge, die Gott für Sein Volk Israel
hat, welche Korach bekämpfen wollte; warum zwei Paraschot aus 275? warum
Israel aus der Mitte der Nationen? Und auch darin haben ihn seine modernen
Nachfolger zum Muster genommen. Der Glaube an die besondere Erwählung
Israels ist den modernen Religionsverächtern ein Dorn im Auge. Sie wollen
allmählich die Eigentümlichkeiten Israels hinwegräumen oder doch
verwischen, damit allgemach Israel verschwinde aus der Reihe der Völker
und in ihnen aufgehe. Und doch hat Gott Israel nur deshalb erwählt, um
durch dieses Sein Volk dereinst die ganze Welt zu beglücken, um durch
Israel die Tage des Glückes herbeizuführen, in denen Krieg und Streit,
Laster und Verbrechen von der Erde verschwunden sein werden, in welcher
von Gotteserkenntnis voll sein wird die Erde, in denen umschmieden die Völker
ihre Schwerter zu Sicheln und ihre Lanzen zu Winzermessern. So singt auch
der königliche Sänger:
'Lobet den Ewigen, alle Völker, preiset Ihn, alle Nationen, denn
stark waltet über uns Seine Liebe und (weil das auch zu Eurem Besten, so
offenbart sich dadurch) die Wahrheit (Treue, Gerechtigkeit) des Ewigen
für immer, lobet Gott!' (Psalm 117).
Es ist bekannt, dass die zehn Gebot, die ganze Tora in nuce enthalten;
weniger bekannt ist es, dass nach dem Talmud Jeruschalmi (Berachot, Ende
des 1. Perek) die Paraschot von Kriath Schema die zehn Gebote
enthalten:
Das erste Gebot: Ich bin der Ewige Dein Gott = höre Israel, der Ewige unser
Gott...'
Das zweite Gebot: nicht sollen Dir sein andere Götter = 'der Ewige ist
einzig'
Das dritte: Du sollst den Namen des Ewigen nicht vergeblich aussprechen =
'und Du sollst lieben den Ewigen, Deinen Gott', denn, wenn Du Gott liebst,
so wirst Du Seinen Namen nicht missbrauchen.
Das vierte Gebot: sei eingedenk des Sabbat = damit Ihr gedenket und tut
alle Gebote des Ewigen;' denn der Sabbat wiegt so schwer wie alle Gebote
zusammen.
Das fünfte: ehre Deinen Vater und Deine Mutter, damit Du lange lebest =
'damit sich mehren Eure Tage und die Tage Eurer Kinder. '
Das sechste: Du sollst nicht morden = 'und Ihr werdet zu Grunde gehen
schnell' denn wer tötet. wird getötet.
Das siebente: 'Du sollst nicht ehebrechen = und Ihr sollt nicht
nachwandeln Euren Herzen und Euren Augen;' denn das Auge ist der
Vermittler der Wollust.
Das achte: Du sollst nicht stehlen = 'und Du wirst einsammeln Dein
Getreide', nicht aber das Anderer.
Das neunte: Du sollst nicht aussagen wider Deinen Nächsten als ein
lügenhafter Zeuge = 'der Ewige, Euer Gott, ist die Wahrheit'.
Das zehnte: Du sollst nicht gelüsten nach Deines Nebenmenschen Haus =
'und Du sollst sie schreiben an die Pfosten Deines Hauses' und
nicht an die Pfosten des Hauses Deines Nächsten.
Wie also diese Paraschot die zehn Gebote und somit die ganze Tora in sich
fassen, so fasst Israel gleichsam die ganze Welt in sich, und wenn wir
Gottes Gebote beobachten und in Seinem Geiste leben und weben, so werden
wir zum Glücke der ganzen Welt beitragen. Unsere modernen Brüder
aber wollen Israel verschwinden lassen vom Erdboden, wollen es aufgehen
lassen inmitten der Nationen. Ach sind es doch gerade die Vorsteher der
Gemeinde, die an Intelligenz und Mitteln Hervorragenden, die berühmten Männer
in Israel, die sich auflehnen wider unsern Gott! Und diesen trat der
Dahingeschiedene gegenüber, mutig und ausdauernd im Kampfe, um uns und
unsern Nachkommen den Geist der Väter zu erhalten, der uns der besondern
Fürsorge Gottes würdig macht.
III. Es war die hervorragende Prophetie Moscheh's, die Korach ferner
bestritt, da er dem Gottesmanne bei Besetzung der Hohen-Priester-Würde
eigensüchtige Motive unterschob.
Die hervorragende Prophetie Moscheh's gipfelt sich in den Geboten und
Verboten, die Gott durch ihn uns gegeben: alle 613 Gebote sind in Torat
Moscheh enthalten. Das ist's, dem Korach und sein Anhang widerstrebten;
das schwerdrückende Joch der Mizwot wollten sie nicht tragen 'wenn man
nur sich so ganz im Allgemeinen Gott weihet und Gott im Herzen trägt!'
das ist ja noch heute die Parole.
Was sind am Ende die Reformen im Gottesdienste im Vergleiche mit den
vielen anderen Dingen, die uns von unsern modernen Brüdern trennen!
Sabbat, Ehegesetze, Speisegesetze, die sie in Synoden aufheben wollen, im
praktischen leben längst aufgegeben haben - das sind Scheidewände, die
sie aufrichten zwischen sich und uns. Und dem gegenüber gibt es nur eine
Losung: trennt euch! Und diese Losung hat der Dahingeschiedene gegeben,
für sie hat er gestrebt, gekämpft, gelitten, - ja gelitten! Für sie hat
er sich ausschließen lassen von den Gräbern seiner Väter.
Wahrlich, man hört höhnen und sprechen: Baruch Wormser hat die
Trennung hervorgerufen, er hat's |
dahin
gebracht, dass man ihn ausgeschlossen von den Gräbern der Seinen - jetzt
wird ihm ein einsames Grab bereitet auf einem noch nicht völlig
umzäunten Ackerfelde! Und selbst Solche, die sonst achten auf Gottes
Wort, lassen durch derlei Reden betören. 'O, höret Gottes Wort', ruft
der Prophet in der Haftara des kommenden Sabbat, 'ihr, die ihr achtet auf
sein Wort; sie haben gesprochen, eure Brüder, die euch hassen, die euch
verstoßen; um meines Namens willen wird ehren der Ewige, und Er wird
erscheinen bei eurer Freude, und sie werden beschämt werden.'
Warum hasset ihr, warum höhnet ihr, warum verstoßet ihr? Hat der Edle
hier jemals Jemandem wehe getan, hat sein edles Herz nicht in Liebe
umfasst alle Menschen, hat er nicht Gutes getan allen Armen ohne
Unterschied, war an seinem Charakter ein Makel, war sein Name nicht
hochgeehrt bei Juden und Nichtjuden? Müsset nicht auch ihr sagen, er war
ein überzeugungstreuer Mann? Und dieses einsame Grab - er ist nicht darum
zu beklagen, er ist darob glücklich zu preisen; es ist ihm ein Denkmal
der unbegrenzten Hingebung und Überzeugungstreue, wie ihm keins in Erz
oder Marmor gesetzt werden könnte.
So wollen wir denn scheiden von Dir, Du Edler, um den unsere Tränen so
reichlich fließen; Deine irdischen Überreste wird bald die Erde decken,
während Dein unsterblicher Geist sich aufschwingt zum Throne des
Allherrn. Du bleibst immer der Edelstein, der Du gewesen. Wir aber, die
Deinen, Deine Gemeinde, Dein Vaterland, Israel, die Welt, wir haben Dich
verloren! Und doch lebst auch Du fort in unserer Mitte durch Deine edlen
Taten, durch die Religionsgesellschaft, die Du gegründet, durch die
Söhne und Töchter, die in Deinem Sinne und Geiste leben und wirken,
durch die Schwiegersöhne und Schwiegertöchter, die Du lediglich in
Rücksicht auf Gott und seine Tora gewählt hast. Wehe, welch ein Frommer,
welch ein Demütiger ist von uns gegangen! Welch ein edler Sohn, welch ein
zärtlicher Bruder, welch ein treuliebender Ehegatte, welch ein
fürsorglicher Vater, welch ein edler Jude, welch ein guter Bürger, welch
ein Mensch im höchsten, erhabensten Sinne des Wortes?
Ja, sein Fortgehen lässt eine Lücke, eine schmerzliche Lücke zurück!
Darum, meine Freunde, wollen wir, ein Jeder von uns, uns bemühen, diese
Lücke auszufüllen! Sein edles Wirken und Streben soll uns zum Vorbilde
gereichen, zur Nacheiferung anspornen!
Und was soll ich noch zur Weihe dieser Ruhestätte sagen? 'Die Stätte,
die ein guter Mensch betrat, ist eingeweiht; nach hundert Jahren klingt
sein Wort und seine Tat dem Enkel wieder.' Kann es eine größere Weihe geben
für diesen Ort, als die, dass Baruch Wormser hier wird bestattet
werden?
Du aber, ob Gott, Du mögest verschwinden lassen den Tod für immer und
trocknen die Träne von jeder Wange, mögest schwinden lassen die Sünden
von der Erde - dann werden Frevler nicht mehr da sein, und auf Streit und
Hader mögest Du Deinen Frieden folgen lassen, Amen!" |
Die Lage der jüdischen Friedhöfe an der Haid- und
Neustraße
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Lage der jüdischen Friedhöfe in Karlsruhe
(durch
Pfeile markiert: Pfeil rechts oben markiert die beiden Friedhöfe
an
der Haid- und Neustraße
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren) |
Lage der jüdischen Friedhöfe
Haid- und Neustraße in Karlsruhe auf dem dortigen Stadtplan:
oben anklicken und unter
"Straßen & Plätze" weiterklicken zu
"Haid- und Neustraße
" (der jüdische Friedhof ist innerhalb des
Kreises) oder unter
"Behörden und öffentliche Einrichtungen"
zu "Hauptfriedhof" |
Fotos
Neuere Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.9.2003)
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Eingangstor zum orthodoxen
Friedhof |
Blick über den Friedhof |
Teilansicht |
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An der Mauer
Grabsteine vom aufgelösten Friedhof am Mendelssohnplatz |
Teilansicht |
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Einzelne
Grabsteine |
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Neuere Grabsteine |
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Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)
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Eingangstor für den orthodox-jüdischen Friedhof |
Teilansichten des Friedhofes |
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Auffallend sind auch im neueren Teil
die nur hebräisch
beschrifteten Steine |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Karlsruhe |
In der Website des Landesarchivs
Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart bzw. Staatsarchiv) sind die Personenstandsregister
jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern
einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632
Zu Karlsruhe sind vorhanden:
J 386 Bü. 309 Karlsruhe Geburten 1810 - 1841; Hausliste von Schutzbürgern
1733; Hospitaleinweisungen wegen Geisteskrankheit http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445917
J 386 Bü. 310 Karlsruhe Geburten 1871 - 1875 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445918
J 386 Bü. 311 Karlsruhe Verzeichnis des Neuen Friedhofs 1897
- 1940 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445919
J 386 Bü. 312 Karlsruhe Gräberverzeichnis 1872 - 1940
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445920
J 386 Bü. 313 Karlsruhe Eheschließungen 1811 -
1864 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445921
J 386 Bü. 314 Karlsruhe Kirchenein- und Austritte 1934 -
1938 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445922
J 386 Bü. 315 Karlsruhe Eheschließungen 1816 -
1862 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445923
J 386 Bü. 316 Karlsruhe Familienbuch 1862 - 1899; Tabelle
über gesamte aus-, zu-, angemeldeten Dato 1733 in woher sie gebürtig,
deren Kinder etc. Gesind, Häuser, Schuh, geben Schutzgeld, nähren
sich... http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445924
J 386 Bü. 317 Karlsruhe Kirchenein- und Austritte 1925 -
1937 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445925
J 386 Bü. 318 Karlsruhe Kirchenein- und Austritte 1926 -
1940 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-445926
|
|
Hinweis auf
die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des
Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg |
Im Bestand https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368
auf der linken Seite bei "Karlsruhe" über das
"+" zu den einzelnen Grabsteinen;
es sind im Liberalen Friedhof (Haid- und Neu-Straße) 1034 Grabsteine
dokumentiert (mit Fotos).
es sind im Alten Friedhof (Kriegsstraße) 1150 Grabsteine dokumentiert
(mit Fotos)
es sind im Orthodoxen Friedhof (Haid- und Neu-Straße) 368 Grabsteine
dokumentiert (mit Fotos) |
Im Bestand EL 228 b I Bü. 181 finden sich
zum Liberalen Friedhof Karlsruhe (Haid- und Neu-Straße)
Belegungsplan, Belegungslisten, Übersetzungen der Grabsteininschriften,
33 Negative http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1902258
ebd. Bü. 176 finden sich zum Liberalen Friedhof Karlsruhe Dokumentation
Grabstein 1 bis 230 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1902144
(online kein Inhalt)
ebd. Bü. 177 - 180 finden sich zum Liberalen Friedhof Karlsruhe
Dokumentation Grabstein 231 - 1028 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1902151
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1902152
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1902157
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1902256
(online keine Inhalte) |
Im Bestand EL 228 b I Bü. 141 finden sich
zum Friedhof Kriegsstraße (Alter Friedhof) Karlsruhe
Belegungsplan, Belegungslisten, Dokumentation Grabstein 1 bis 350 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1899111
ebd. Bü. 142 - 144 finden sich zum Friedhof Kriegsstraße (Alter
Friedhof) Karlsruhe Dokumentation 351 bis 1150 sowie Entzifferung und
Übersetzung von 133 Grabsteininschriften http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1899113
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1899114
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1899116
(online keine Inhalte) |
Im Bestand EL 228 b Bü. 192 finden sich zum
Orthodoxen Friedhof Karlsruhe (Haid- und Neu-Straße) Belegungsplan,
Belegungslisten, Dokumentation Grabstein 1 bis 368 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1904480 |
Literatur:
|
Karl
Zahn
Gräber, Grüfte, Trauerstätten. Der Karlsruher
Hauptfriedhof.
herausgegeben vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Otto Bräunche
224 Seiten mit 30 Farb- und 107 s/w-Abbildungen, gebunden, ISBN 3-88190-282-1,
€ 26,-
|
vorheriger Friedhof zum ersten
Friedhof nächster Friedhof
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