Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Lichtenfels (Kreisstadt) 
Jüdischer Friedhof 
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde               
    
Siehe Seite zur Synagoge in Lichtenfels (interner Link)  
    
    
Zur Geschichte des Friedhofes                     
   
Die Toten der jüdischen Gemeinde in Lichtenfels wurden seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (nachweislich spätestens seit 1737) in Burgkunstadt beigesetzt. 1840 konnte ein Friedhof bei Lichtenfels angelegt werden. Der Viehhändler Samuel Brüll hatte dazu von seinem Vetter, dem Metzgermeister Michael Brüll, einen Acker in der Flurlage "Heide" erworben. Der Gemeindevorsteher Samuel Ehrmann beantragte bei den Behörden, auf diesem Areal einen Friedhof anlegen zu dürfen. Die Regierung von Oberfranken genehmigte den Antrag am 27. November 1840. Wenige Tage zuvor war mit der ersten Beisetzung am 20. November 1840 die Einweihung des Friedhofes vorgenommen worden (Kind Josef Gutmann). 

Fast 100 Jahre wurde der Friedhof belegt. Auch die in Seubelsdorf verstorbenen Juden wurden in Lichtenfels beigesetzt.  Die letzten Beisetzungen waren am 12. Januar 1940 (der langjährige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Carl Kraus) und im Januar 1941 (der Korbhändler Willy Marchand). Der Friedhof war mit einer Steinmauer umgeben. Die Friedhofsfläche umfasst 15,00 ar. 

Bereits 1918 und wiederum im März 1930 wurde der Friedhof durch Jugendliche geschändet:  

Lichtenfels JuedlibZtg 26031930.jpg (38053 Byte)Die "Jüdische Liberale Zeitung" berichtete am 26. März 1930: "Lichtenfels. (Friedhofschändung). Aus Lichtenfels wird berichtet, dass Fremde, die am Donnerstag, den 6. März (1930), die Gräber ihrer Angehörigen auf dem jüdischen Friedhof besuchen wollten, dort acht Grabsteine umgelegt vorhanden. Auch dort sind zwar Nachforschungen angestellt, doch die Täter noch nicht ermittelt worden."
   
Lichtenfels Israelit 20031930.jpg (42270 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1930: "Neue Schändungen jüdischer Kultstätten. Berlin, 13. März (1930). Aus Lichtenfeld wird berichtet..."  Text wie oben.  
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1930: "Schwabach, 13. Juni (1930). Die Grabschändungen im israelitischen Friedhof in Lichtenfels fanden vor dem dortigen Schöffengericht ihre Sühne. Angeklagt waren drei junge Burschen, von welchen einer dem Jugendgericht zur Aburteilung überwiesen wurde. Die Anklage lautete auf Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Grabschändung. Wegen des letzteren Vergehens konnte nur der Angeklagte Klarmann überführt werden, der zu 150 Mark Geldstraße eventuell 30 Tagen Gefängnis verurteilt wurde. Der zweite Angeklagte, Zimmermann Weberpals, erhielt lediglich wegen Hausfriedensbruchs 45 Mark Geldstrafe eventuell 9 Tage Gefängnis".      

In der NS-Zeit wurde der Friedhof zerstört. 1941 wurden die meisten Grabsteine zerschlagen, die Sandsteinmauer um den Friedhof wurde niedergerissen. 1940 war bereits der neuere Teil des Friedhofes von der Stadtverwaltung beschlagnahmt worden. Die Gebeine der hier Beigesetzten mussten auf den jüdischen Friedhof in Burgkunstadt überführt werden. Die Steine der Einfriedungsmauer und fast alle Grabsteine wurden gestohlen und zum Straßenbau verwendet (u.a. für die Auffüllung der Oberen Brunnengasse). Heute sind auf dem von einer Buchenhecke und einem Drahtzaun eingefriedeten Grundstück noch fünf Grabsteine sowie ein Grabsockel und ein Felsstein (unklar, ob von einem Grab, da ohne Spuren einer ehem. Beschriftung) vorhanden (Angaben von Jürgen Hanke nach Besuch am 11.7.2022). 
  
Links des Eingang befindet sich seit dem 7. September 1952 ein Gedenkstein mit den Namen von 25 ermordeten Juden aus Lichtenfels. Es wurde in Anwesenheit von Oberrabbiner Prof. Y. S. Avidor eingeweiht.
     
Eine Liste der auf dem Friedhof Beigesetzten ist erhalten, siehe unter Literatur. 
    
    
    
Lage des Friedhofes 
    
Östlich des Stadtzentrums von Lichtenfels bei der Straße "An der Friedenslinde" zwischen mehreren Gartengrundstücken.     

Lage des jüdischen Friedhofes auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken und über das Verzeichnis 
der "Behörden und öffentl. Einrichtungen" zu "Friedhof, israel." 

    
    
Fotos
 

Historische Aufnahmen
(Quelle: Motschmann/Rudolph s.Lit. 
S. 137-138) 

Lichtenfels Friedhof 135.jpg (74386 Byte) Lichtenfels Friedhof 130.jpg (80181 Byte)
   Grab der Korbhändlerfamilie Kohn
 (Vordergrund; Aufnahme von 1939) 
Der Friedhof nach der Schändung vor 
dem Abtransport der Grabsteine 
      

Aufnahmen aus den 1990er-Jahren  (Fotos: Jürgen Hanke, Kronach)   

 
Lichtenfels Friedhof 141.jpg (89115 Byte) Lichtenfels Friedhof 144.jpg (72531 Byte) Lichtenfels Friedhof 143.jpg (80796 Byte)
Eingangstor 
zum Friedhof 
Blick über das abgeräumte
 Friedhofsgelände 
Gedenkstein mit den Namen von 25
 ermordeten Lichtenfelser Juden 
     
  Lichtenfels Friedhof 142.jpg (90805 Byte) Lichtenfels Friedhof 140.jpg (77653 Byte)
  Zwei der erhaltenen 
Grabsteine 
Grabstein für Hugo Goldschmidt und Bella
 Goldschmidt geb. Ehrlich
(beide gest. 1929) 
        

Fotos des Friedhofes 2007 (Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 11.4.2007) 

 
Lichtenfels Friedhof 508.jpg (108037 Byte) Lichtenfels Friedhof 507.jpg (113730 Byte) Lichtenfels Friedhof 500.jpg (99074 Byte)
Eingangstor  Blick über den Friedhof  Der Gedenkstein 
     
Lichtenfels Friedhof 501.jpg (114191 Byte) Lichtenfels Friedhof 502.jpg (116475 Byte) Lichtenfels Friedhof 503.jpg (113516 Byte)
Gedenkstein mit den Namen von 25 ermordeten Lichtenfelser Juden 
 
Lichtenfels Friedhof 504.jpg (102873 Byte) Lichtenfels Friedhof 505.jpg (122990 Byte) Lichtenfels Friedhof 506.jpg (123966 Byte)
Wenige, noch vorhandenen Einzelgrabsteine 
 

Fotos des Friedhofes im Sommer 2022 (Fotos: Jürgen Hanke, Kronach, Aufnahmedatum 11.7.2022)

 
   
 Eingangstor
 
   
 Tafel für die im Friedhof beigesetzten Ida Kohn (1860-1917), Sam Kohn (1851-1922), Otto Kohn (1897-1908) sowie Gedenkinschrift für Alfred Schäler (1890-1943)   "Zur Erinnerung an unsere lieben Eltern Levy Blum
gest. 1923 - Babette Blum geb. Fackelmann gest. 1933.
 Gewidmet von Eueren Kindern."
     
     
 Grabstein für Hugo Goldschmidt und Bella
 Goldschmidt geb. Ehrlich
(beide gest. 1929)
  
Hier ruht unser lieber Gatte u. Vater Herr Benno Gutmann
1843 - 1905  14.8. - 11.10.  und unsere liebe Mutter Frau
Fanny Gutmann geb. Brüll  1848 - 1914 6.9. - 15.10. 
 Hier ruhen Frau Rosette Brüll geb. Arnstein  geb. 13. Juni 1819 gest. 4. Februar 1857 - Herr Simon Brüll  geb. 1. November 1814  gest. 13. Dezember 1884 
     
     
   Blick über den Friedhof  

   
    

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Lichtenfels  
bulletZur Seite über die Synagoge in Lichtenfels (interner Link)

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988 S. 214-215.
bullet Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Lichtenfels. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 11. Jahrgang Nr. 70 vom September 1996 S. 29.
bulletBurgkunstadt Lit 180.jpg (85012 Byte)Josef Motschmann/Siegfried Rudolph: "Guter Ort" über dem Maintal - Der jüdische Friedhof bei Burgkunstadt. Lichtenfels 1999 (Reihe: Colloquium Historicum Wirsbergense).
  
Innerhalb des Abschnittes von Günter Dippold: Die jüdischen Friedhöfe in der Umgebung von Burgkunstadt. Zum jüdischen Friedhof in Lichtenfels S. 136-139.  
Auch online zugänglich: http://www.bezirk-oberfranken.de/fileadmin/6_Kultur/publikationen/mitarbeiter/datei/1999Friedhoefe.pdf  
S. 139-142 findet sich auch eine Übersicht: "Die auf dem jüdischen Friedhof Lichtenfels beigesetzten Personen (1840-1941).   

     
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020