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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Malsch (Rhein-Neckar-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zum Gebiet des
Hochstiftes Speyer gehörenden Malsch bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938.
Ihre Entstehung geht in die Zeit Anfang des 18. Jahrhundert zurück. 1740 lebten
drei jüdische Familien am Ort, 1785 waren es sechs Familien.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt:
1825 54 jüdische Einwohner (4,6 % von insgesamt 1.173 Einwohnern), 1836 60,
1839 66, 1864 100, 1871 95, 1875 103 (7,5 % von 1.380), 1880 116, Höchstzahl
1885 mit 123 Personen, 1890 118, 1895 114, 1900 102 (6,7 % von 1.525), 1905
88, 1910 76 (5,3 % von 1.440). Die jüdischen Familien
lebten im 19. Jahrhundert überwiegend vom Handel mit Vieh, Fellen und Hopfen.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Schule
und ein rituelles Bad (zu den Einrichtungen s.u. beim Abschnitt zur Synagoge).
Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in
Obergrombach, nach
1878 auch in Mingolsheim und Eichtersheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser
Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und
Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten).
1827 wurde die
Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Bruchsal zugewiesen.
Seit dem Ende des 19.
Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner insbesondere durch die
Abwanderung in größere Städte zurück.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde beziehungsweise
blieben vermisst: Julius Hilb (geb. 15.9.1895 in Malsch, gef. 14.2.1917),
Sergeant Emil Heß (geb. 4.6.1880 in Malsch, gef. 1.11.1918), Gustav Heß, Isak Heß. Ihre
Namen stehen auf dem Gefallenendenkmal am Eingang zum Malscher Friedhof
(eingeweiht 1. Juli 1928; Fotos siehe unten).
Um 1924, als zur Gemeinde noch 56 Personen gehörten (3,8 % von insgesamt
1.460 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Simon Hess VI, Jakob Lewin,
Isak Hilb und Simon Hess VII. Als Religionslehrer und Schochet war Jakob Lewin
tätig. Er unterrichtete damals 10 Kinder, dazu einige Kinder in umliegenden
Orten (z.B. in Mingolsheim). 1932 waren die
Gemeindevorsteher Simon Hess VI (1. Vors.), Simon Hess VII (2. Vors.) und
Salomon Hess.
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben
im Besitz jüdischer Personen / Familien sind bekannt: Schuhhandlung Adolf Heß
(Hauptstraße 81), Bohnenhandlung Ludwig Heß (Letzenbergstraße 9), Tabakhandlung Max Heß
(Hauptstraße 17), Viehhandlung Salomon Heß (Brunnengasse 1), Viehhandlung Samuel Heß
(Hauptstraße 93), Viehhandlung Simon Heß (Friedhofstraße 2), Häute- und Fellhandlung Simon Heß (Mühlgasse 13), Viehhandlung Wilhelm Heß
(Hauptstraße 86), Textilienhandel Isaak Hilb (Hauptstraße 88).
1933 lebten noch 40 jüdische Personen in Malsch. Auf Grund der Folgen
des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung
sind mehrere der jüdischen Einwohner alsbald von Malsch verzogen; 21 konnten
bis Mitte 1940 auswandern. Die Händler der Gemeinde mussten bereits 1935/36
ihre Tätigkeit einstellen. Zwei Ladengeschäfte konnten sich bis 1938 halten,
doch wurden beide - die Schuhhandlung von Adolf Heß und das Textiliengeschäft
von Isaak Hilb - beim Novemberpogrom 1938 durch Wieslocher SA-Leute
geplündert und demoliert (zur Zerstörung der Synagoge s.u.). Die letzten 14
jüdischen Einwohner des Ortes wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs
deportiert.
Von den in Malsch geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Else Apfel geb. Hess
(1885), Karoline Billigheimer geb. Hess (1869), Else Gerson geb. Strauss (1897),
Ernestine Gutmann geb. Hess
(1858), Johanna Günzburger geb. Hess (1883),
Johanna Händler geb. Bodenheimer (1888), Flora Hamburger geb. Hilb (1898),
Heinrich Hamburger (1897), Adelheid Hess (1891), Adolf Hess (1883), Betty Hess
geb. Loeb (1885), Erna Hess geb. Lemberger (1903), Hermann Hess (1868), Manfred
Hess (1913), Richard Hess (1930), Rosa Hess (1911), Samuel Hess (1871), Simon
Hess (1878), Therese Hess geb. Kaufmann (1848), Wilhelm Hess (1877), Isaak Hilb
(1865), Justine Hilb geb. Buttenwieser (1863), Rosa Levi geb. Hess (1881),
Sophie Maier geb. Hilb (1862), Recha Sicher geb. Hess (1888), Isaak Strauß (1894),
Hedwig Traub (1898), Lilli Ullmann geb.
Hess (1893).
Nach 1945 kehrten nur Ludwig Hess ("Häsche Lui") und seine
Frau Klara geb. Simon nach Malsch zurück (Mai 1949). Sie starben 1954 (Ludwig
Hess) beziehungsweise 1960 und wurden im jüdischen Teil des Bergfriedhofes
in Heidelberg beigesetzt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1850 /
1851 / 1855 / 1875 /
1882 / 1884 / 1887 / 1907 / 1908
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 20. Februar 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die mit einem festen Gehalte von
54 fl. nebst freier Kost, Wohnung und Akzidenzien, dem Vorsängerdienst
samt den davon abhängigen Gefällen, verbundene Religionsschulstelle bei
der israelitischen Gemeinde Malsch, Amts Wiesloch, Synagogenbezirks
Bruchsal, ist bis Ostern zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des
betreffenden Bezirksrabbinats sich bei der Bezirkssynagoge Bruchsal zu melden.
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können
auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung
bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 15. Februar 1851 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die
israelitische Religionsschullehrerstelle, verbunden mit dem
Schächterdienst und den davon abhängigen Gefällen, in Malsch
(Amts Wiesloch) mit einer jährlichen Besoldung von 60 fl., nebst freier
Kost und Wohnung, ist bis 1. Mai dieses Jahres zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des
betreffenden Bezirksrabbinats sich bei der Bezirkssynagoge Bruchsal zu melden.
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können
auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung
bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 7. März 1855 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Vakante Schulstellen. Die mit einem festen Gehalte von 135
fl. und einem jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die
Religionsschule besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen
Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Malsch,
Synagogenbezirks Bruchsal, ist zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des
betreffenden Bezirksrabbinats sich bei der Bezirkssynagoge Bruchsal zu melden.
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können
auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung
bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1875: "Die
Religionsschulstelle in Malsch, Bezirksrabbinat Bruchsal, ist zu besetzen.
600 Mark fixer Gehalt; Schulgeld, freie Wohnung, und die aus dem Vorsänger-
und Schächterdienst fließenden, nicht unbedeutenden Gefälle werden
zugesichert. Zur Erteilung von Privatunterricht im Elementarfache ist Zeit
und Gelegenheit geboten. Qualifizierte Bewerber wollen und Beischluss
ihrer Befähigungs- und Sittenzeugnisse sich direkt wenden an den
Synagogenrat in Malsch bei Wiesloch.
Das Großherzogliche Bezirksrabbinat in Bruchsal." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1882: "Die mit
einem Gehalte von 600 Mark und Akzidenzien im Betrage von 4-500 Marke,
verbundene Stelle eines Religionslehrers, Kantors und Schächters in Roth-Malsch, soll baldigst wieder besetzt werden. Qualifizierte Bewerber
wollen ihre Meldungen und Zeugnisse innerhalb 14 Tagen an den
Unterzeichneten senden.
Bruchsal, den 26. Mai 1882. Dr. J. Eschelbacher,
Bezirksrabbiner." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Mai 1884: "Die mit
einem festen Gehalt von 700 Mark (inklusive Wohnungsentschädigung) und
den üblichen Nebeneinnahmen verbundene Stelle eines Religionslehrers,
Vorsängers und Schächters in der Gemeinde Malsch bei Wiesloch soll
baldigst wieder besetzt werden.
Mit den nötigen Zeugnissen Zeugnisse versehene Meldungen sind bei
unterzeichneter Stelle einzureichen.
Bruchsal, 25. Mai 1884. Die Bezirkssynagoge." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1887: "Die
mit einem festen Gehalt von 900 Mark und nicht unbedeutenden Nebengefällen
verbundene Stelle eines Religionslehrers, Kantors und Schächters in der
israelitischen Gemeinde in Malsch bei Wiesloch soll möglichst bis zum 15.
September dieses Jahres wieder besetzt werden. Meldungen mit Zeugnissen in
beglaubigter Abschrift sind baldigst an die unterzeichnete Stelle zu
senden. Reisekosten für die persönliche Vorstellung werden nur dem
schließlich gewählten Bewerber vergütet.
Bruchsal, 9. August 1887. Die Bezirkssynagoge." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1887:
"Die mit freier Wohnung, festem Gehalt von 600 Mark und Akzidenzien
im Betrage von ca. 400 Mark verbundene Stelle eines Religionslehrers,
Kantors und Schächters in Mingolsheim
soll baldigst mit einem unverheirateten Lehrer, möglichst einem badischen
Schulkandidaten, besetzt werden. Meldungen mit Zeugnissen in beglaubigter
Abschrift sind an die unterzeichnete Stelle zu senden. Die Bewerber um die
jetzt bereits zur Besetzung gelangte Religionsschulstelle in Malsch,
welche ihre Stellung auch für diejenige in Mingolsheim aufrecht zu
erhalten wünschen, wollen ihre diesbezügliche Absicht baldigst hierher
mitteilen.
Bruchsal, 29. August 1887. Die
Bezirkssynagoge." |
Anmerkung: bei der Lehrerbezirkskonferenz
1893 in Bruchsal wird als Referent Lehrer Traub aus Malsch
genannt. |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Januar 1907:
"Die
Stelle eines
Religionsschullehrers, Kantors und Schächters i
n Malsch
bei Wiesloch soll besetzt werden. Das feste Einkommen beträgt 785
Mark, die (nicht garantierten) Nebeneinnahmen 4-500 Mark, bei großer
Dienstwohnung mit Garten. – Reisekosten werden dem Gewählten vergütet.
Seminaristisch gebildete Bewerber mit deutscher Reichsangehörigkeit
wollen unter Beifügung von Zeugnisabschriften bei dem Unterzeichneten
sich melden.
Bruchsal, 4. Dezember 1906.
Dr. Eschelbacher,
Bezirksrabbiner." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1908: "Die
Stelle des Religionslehrers, Kantors und Schächters in Malsch a.W.
soll baldmöglichst besetzt werden. Fixum 800 Mark. Nebeneinkünfte 500
Mark. Dazu freie Wohnung oder Wohnungsentschädigung im Betrag von 120
Mark. Unter günstigen Umständen steigt das Einkommen auf etwa 1.800
Mark. Meldungen wolle man unter Beifügung von Zeugnisabschriften an uns
richten. B
ruchsal, 20. Dezember 1908. Das Bezirksrabbinat. Dr. Eschelbacher."
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Hinweis zu Lehrer Josef
Traub (ca. 1892 bis 1899 Lehrer in Malsch)
Ende des 19. Jahrhunderts (von ca.
1892-1899) war als Lehrer in
Malsch Josef Traub tätig. Er ist am 17. Dezember 1861 in Burgpreppach
geboren. Er war verheiratet mit Betti (Betty) geb. Rothschild (geb.
16. Juni 1869 in Krautheim). Die
beiden hatten mindestens drei Kinder (Flora geb./gest. 1892; Adolf
geb. 12. Mai 1893 in Malsch siehe unten; Hedwig
siehe unten). Josef Traub war nach seiner Zeit in Malsch als
Kultusbeamter, Lehrer und Schochet in der jüdischen Gemeinde Mannheim
tätig, wo er 1924 sein 25-jähriges Ortsjubiläum feiern konnte (siehe Bericht).
1940 wurde Josef Traub nach Gurs deportiert, wo er am 15. Dezember 1940
umgekommen ist. Seine Frau Betty (gleichfalls deportiert?) erlebte das
Kriegsende und ist am 13. Juni 1946 auf der Ausreise in die USA in Macon,
Frankreich gestorben (siehe Todesanzeige unten).
Die Tochter Hedwig Traub ist am 3. Juni 1898 in
Malsch geboren. Sie war später gleichfalls als Lehrerin tätig, zuletzt
in den Sonderklassen für jüdische Kinder in der Luisenschule in Mannheim
(1934 bis 1938) und in der dortigen Jüdischen Schule (K2,6, 1938 bis 1940) ebd..
1940 wurde Hedwig Traub mit ihrem Lehrerkollegen Max Ludwig Marx nach Gurs
deportiert und später in Auschwitz ermordet.
Vgl. Presseartikel im
"Mannheimer Morgen" / morgenweb.de vom 18.4.2012: "Neue
Gedenktafel an altem Platz" (zur Erinnerungstafel an der
Hachenburg-Schule, ehem. Luisenschule). |
Der Sohn Adolf Traub wird genannt in einer
Einzelfallakte des Landesamtes für Wiedergutmachung: GLA Karlsruhe 480
Nr.14982 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1823715. Er
konnte in die USA emigrieren (genannt in der nachstehenden Todesanzeige).
Er starb im August 1964 in New York siehe http://www.mocavo.com/Adolf-Traub-1893-1964-Social-Security-Death-Index/04420158135011057167
|
Links: Todesanzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 21. Juni
1946:
"Tieferschüttert erhielten wir heute die traurige Nachricht, dass
meine innigst geliebte und herzensgute Mutter, Schwiegermutter,
Grossmutter und Tante,
Frau Betty Traub geb. Rothschild (fr. Mannheim)
plötzlich in Macon, Frankreich kurz vor ihrer Ausreise nach hier
verschieden ist. In tiefer Trauer:
Adolf Traub Hedwig Traub geb.
Schwarzschild Hannah Traub 435 Ft. Washington Ave., New
York 33". |
Lehrer Felix Wertheimer verlässt die Gemeinde (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1909: "Malsch
bei Heidelberg, 12. Januar (1909). Vergangene Woche hat Herr Lehrer Felix
Wertheimer unsere Gemeinde verlassen, um einem Rufe als Lehrer nach
Bukarest (Rumänien) zu folgen. Das Scheiden des Herrn Wertheimer ruft
allgemeines Bedauern hervor, da Herr Wertheimer sowohl in der jüdischen
Gemeinde als auch unter der christlichen Einwohnerschaft sehr beliebt war.
Wir verlieren in Herrn Wertheimer einen tüchtigen und umsichtigen Lehrer,
der trotz seiner Jugend durch seinen mannhaften Charakter Leiter der
Gemeinde nach jeder Richtung hin war. Möge es ihm vergönnt sein, seine Fähigkeiten
in seinem neuen Wirkungskreise mit gleichem Erfolge zur Geltung zu
bringen." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod von Samuel Schuster (1926)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1926: "Malsch
bei Wiesloch, 3. Mai (1926). Einen herben Verlust hat unsere Gemeinde
erlitten mit dem am 23. April erfolgten Tod von Samuel Schuster. Er war
ein rechtschaffener Mann und ein äußerst guter Jehudi. Wo es galt, Gebote
zu üben, stand er in vorderster Reihe und suchte alle religiösen
Angelegenheiten des gesetzestreuen Judentums kräftig zu fördern. Seit
seiner frühesten Jugend wirkte er stets aushilfsweise als Vorbeter wie
als Baal Kore (Vorleser der Tora) in der Synagoge. Von dem
Verblichenen, der im Alter von 77 Jahren kinderlos von dannen geht,
bewahrheitet sich das Prophetenwort 'Ich
werde ihnen in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal stiften und
einen Namen, besser denn Söhne und Töchter' (Jesaja 56,5).
Bei der Sonntag, den 25. April stattgefundenen Beerdigung
folgte ein so großer Zug der Bahre, wie man ihn schon lange in hiesiger
Gegend nicht gesehen hat. Auch von nichtjüdischer Seite war die
Beteiligung sehr stark. Der Kriegerverein war anwesend und der Vorstand
desselben widmete ihm warme Worte des Dankes. An der Bahre würdigte unser
Lehrer in beredter Weise die Verdienste des Entschlafenen. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Levi Herz (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1925 (der Abschnitt
wird leicht abgekürzt zitiert): "Malsch bei Heidelberg, 10. Juli
(1925). Allgemeine tiefe Trauer rief die schmerzliche Nachricht hervor,
dass Herr Levi Herz infolge eines Auto-Unglücksfalles nach fünfwöchentlichem
Leiden seine reine Seele ausgehaucht hat. Seine Gottergebenheit in
gesunden wie jetzt durch Unglück getrübten Tagen war eine solche, wie
man sie nur selten antrifft… Nicht aber bloß in Worten, sondern auch in
der Tat, denn allenthalben wo es galt, suchte er im
Verborgenen nach Möglichkeit sein Scherflein beizutragen, wozu die
jetzt um ihn trauernde Gattin und die Angehörigen hilfreich mitwirkten.
In seiner ganzen Krankheit hörte man nie ein Wort der Unzufriedenheit.
Wie er sanft und zufrieden in seinem Leben war, … so hauchte er ruhig
seine edle Seele aus… Der Entschlafene erfreute sich bei allen, die ihn
kannten, ohne Unterschied der Konfession, einer großen Beliebtheit und
Hochachtung, von welcher das überaus zahlreiche Totengeleite Zeugnis
ablegte. Bei der Beerdigung ergriff zuerst Lehrer Lewin das Wort, um der
allgemeinen Trauer und dem Verlust der Gemeinde Ausdruck zu verleihen.
Alsdann schilderte der katholische Ortsgeistliche, Herr Isemann, in
eingehender Rede und zu Herzen gehenden, warm empfundenen Worten das Wesen
dieses seltenen Mannes. Möge Gott
der schwer geprüften Familie seinen wahren Trost zuteil werden lassen. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Vgl. den Beitrag von Hans-Georg Schmitz: Die
Synagoge in Malsch (April 2016, eingestellt als pdf-Datei) bzw. The
Synagogue in Malsch (translation by Peter Silver)
Das jüdische Wohngebiet
konzentrierte sich ursprünglich auf die Brunnengasse (auch "Judengasse"
und "Synagogengasse"
genannt). Zunächst war vermutlich ein Betsaal in einem der jüdischen Häuser
vorhanden. Seit 1831 bemühte sich die Gemeinde um den Bau einer Synagoge.
1832 wurde der Bau ausgeschrieben. Die "planmäßige Erbauung" der
Synagoge wurde von dem Mingolsheimer Bauunternehmer und Maurermeister Friedrich
Wallburg "ersteigert". Die Bürgschaft, das heißt die Haftung für
die "richtige Vollendung dieses Baues" übernahm in einem Schreiben an
das Bürgermeisteramt in Mingolsheim Kronenwirt Konrad Stadtmüller. 1833/34
konnte die Synagoge erbaut werden (Standort: Brunnengasse 6, Flurstück 64). Auf
dem Grundstück stand seit 1834 auch ein rituelles
Bad und der damit zusammenhängende "Judenbrunnen",
der von einer starken Quelle gespeist wurde. Diese war von besonderer
Ergiebigkeit und in besonders trockenen Jahren oft der einzige noch
funktionierende Wasserspender in Malsch.
Aus der Geschichte der Synagoge wird aus dem Jahr 1891 von der feierlichen
Einweihung einer Torarolle berichtet.
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1891: "Malsch (Baden),
12. Mai (1891). Am Freitag, den 8. und am Schabbat
Paraschat Keduschim, den 9. Mai, fand hier eine hochwichtige religiöse
Feier statt. Von dem religiösen Geiste, welcher noch die ganze hiesige
israelitische Gemeinde beherrscht, legt das Fest Zeugnis ab, das an oben
genannten Tagen hier gefeiert wurde. Herr A. Marschall, einer der
angesehendsten Bürger der israelitischen Gemeinde und ein echter Jehudi im
wahren Sinne des Wortes, stiftete eine neue Tora-Rolle für die hiesige
Synagoge. Von nah und fern waren Gäste herbeigeströmt, um an dieser
erhebenden Einweihungsfeier teilzunehmen. Unter den Klängen der Musik
wurde die Torarolle aus dem Hause des Spenders abgeholt und begleitet von
seiner sehr zahlreichen Menge Festgästen bewegte sich der Zug durch die
mit Girlanden und Fahnen geschmückten Straßen in die festlich geschmückte
Synagoge. Den Mittelpunkt des hier stattfindenden Gottesdienstes bildete
die Rede unseres hoch verehrten Rabbiners Herrn Dr. Eschelbacher aus
Bruchsal. Die mit Begeisterung für unsere heilige Religion gesprochenen
Worte fanden begeisterten Widerhall im Herzen aller Festteilnehmer.
Besonders erwähnenswert ist, dass seitens der christlichen Bevölkerung
die Teilnahme an dieser Feier eine sehr große war, und legt diese
Beteiligung Zeugnis von dem hier herrschenden Geiste der Einigkeit und des
Friedens ab. Den Schluss des Festes bildete Samstagnacht ein Festbankett,
das die Festteilnehmer zum fröhlichen Beisammensein vereinigte."
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1894 wurde
neben dem Synagogengrundstück ein angrenzendes Wohnhaus zur jüdischen Schule
mit Lehrerwohnung umgebaut (Flurstück 63, Brunnengasse 4). Das Gebäude wurde
1960 abgebrochen.
Beim Novemberpogrom 1938
wurde die Inneneinrichtung der Synagoge von einem SA-Rollkommando aus Wiesloch
zusammengeschlagen und angezündet. 1939 wurde die Synagoge abgebrochen. Das Grundstück wurde im
gleichen Jahr von der politischen Gemeinde erworben. Am Synagogenplatz wurde im
November 1993 ein Gedenkstein mit Hinweistafel aufgestellt. Im Herbst
2020 wurde durch eine entsprechende Pflasterung der genaue Standort der
Synagoge markiert.
Der "Judenbrunnen" wurde 1952
abgebaut, die Quelle für die Wasserversorgung der Gemeinde gefasst.
Adresse der Synagoge: unterer Dorfplatz
Fotos
Historische Fotos / Plan:
Historische Fotos sind nicht bekannt,
eventuelle
Hinweise bitte an
den Webmaster,
E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite |
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Malsch: Ausschnitt aus einem Lageplan von 1900, farbig markiert (erhalten
von der Gemeindeverwaltung Malsch):
Flurstück 64: Synagogengrundstück mit beistehendem Frauenbad, früher
Brunnengasse 6 sowie Flurstück 63: Wohnhaus mit 1/2 gewölbtem Keller und
Schulsaal (Judenschule), früher Brunnengasse 4; gelb markiert jüdische
Wohnhäuser |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Mai 2014:
Michael Marx aus den USA auf den
Spuren seiner Vorfahren |
Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 17.
Mai 2014: "Auf den Spuren des jüdischen Lebens in Malsch
Michael Marx aus den USA besuchte den Heimatort seiner Vorfahren - Empfang im Rathaus - Gemeinde arbeitet die Geschichte auf
Malsch. (zg) Angefangen hat die Aufarbeitung der Geschichte der Juden in Malsch im April 2013, als Dr. Johannes Rott beim Verkehrs- und Heimatverein seine ersten Recherchen präsentierte. Schnell waren sich Bürgermeister Werner Knopf und das Vorstandsteam des Vereins einig, die Geschichte der Malscher Juden - ähnlich wie in Baiertal, wo Dr. Johannes Rott ebenfalls tatkräftig beteiligt war - gründlich zu erforschen und aufzuarbeiten. Nach knapp einem Jahr durfte Dr. Rott bei der Jahreshauptversammlung des Verkehrs- und Heimatvereins Ende April erste Ergebnisse des von ihm gebildeten Arbeitskreises präsentieren. Und derer waren erstaunlich viele..."
Link
zum Artikel |
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Juni 2014:
Besuch der Familie von Bernhard Lazarus in Malsch |
Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 16.
Juni 2014: "Besuch aus Israel auf den Spuren der Ahnen.
Der 88-jährige Bernhard Lazarus und seine Familie wurden in Malsch mit
offenen Armen empfangen - Arbeitskreis 'Jüdisches Leben'..."
Link zum Artikel
(pdf-Datei) |
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August 2014:
Besuch von Amada Dryer in Malsch (=
Enkelin von Theresa [Terry] Heß verh. Pniewski, 1925 Malsch - 2008
USA) |
Artikel in der Malscher Gemeinderundschau
vom 27. August 2014: Seite
aus der Gemeinderundschau ist als pdf-Datei eingestellt. |
|
April
2015: Verlegung von
"Stolpersteinen" für zwei Frauen aus Malsch in
Bruchsal |
Artikel in der Malscher
Gemeinde-Rundschau vom 15. April 2015: "Stolpersteine für zwei
Frauen aus Malsch" (Artikel
aus der Malscher Gemeinde-Rundschau als pdf-Datei)
Anmerkung: In der Bismarckstr. 19 in Bruchsal wurden Stolpersteine für
Adelheid Ge0 und Recha Sicher geb. Heß verlegt, beide Töchter von
Emanuel und Elise Heß aus Malsch. |
Presseartikel von Rolf
Schmitt, Bruchsal zur
Verlegung der "Stolpersteine" in Bruchsal |
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In "Der
Kurier" vom 12. März 2015
über die Familie Sicher |
In "Der
Kurier" vom 26. März 2015
2. Artikel über die Familie Sicher |
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Oktober
2015: Gedenkveranstaltungen zur
Erinnerung an die Deportation der Malscher Juden nach Gurs |
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Veranstaltung am 7. Oktober
2015
über die Deportation der Malscher Juden
am 22.10.1940
"Wohin? Warum? Was dann?"
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Veranstaltung am 22. Oktober
2015 über die
Deportation der Malscher Juden
am 22.10.1940:
Ökumenischer Gottesdienst und
Begegnung mit jüdischen Gästen |
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Zu oben angekündigten
Veranstaltungen:
Artikel von Sabine Hebbelmann in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 13. Oktober
2015:
"Erinnern ist schmerzhaft, aber unverzichtbar. Dr. Norbert
Giovannini sprach in Malsch über die Verschleppung der Juden vor 75
Jahren..."
Link zum
Artikel |
Sowie Artikel von Anton Ottmann
in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 26. Oktober 2015:
- Erinnern ist schmerzhaft, aber unverzichtbar. Gedenkfeier in der
Malscher Zehntscheuer um 75. Jahrestag der Deportation badischer Juden
nach Gurs"
- Jugendliche schufen ein Mahnmal. Konfirmanden der Paulusgemeinde
erinnern damit an die Juden-Deportation vor 75 Jahren".
(Link zu
beiden Presseartikeln - eingestellt als pdf-Datei) |
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2015/16:
Vortrag zu "300 Jahre jüdisches Leben in
Malsch" |
Artikel in der
Rhein-Neckar-Zeitung vom 4. Januar 2016: "Erbe und Geschichte der
Juden bewahren. Dr. Johannes Rott und Peter Silver referierten bei der
Kolpingsfamilie zum Thema '300 Jahre jüdisches Leben in
Malsch'.
Link zum
Artikel (eingestellt als pdf-Datei) |
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Februar
2017: Gründung einer
Stolpersteininitiative in Malsch
Anmerkung: in Malsch wurde 2016 eine Stolpersteininitiative
gegründet. Am 8. Februar 2017 fand eine Informationsveranstaltung
darüber statt. Darüber berichtet der Artikel in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" |
Artikel
in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 15. Februar 2017: "Sie
lebten als Nachbarn mitten unter uns. In Malsch möchte eine neu
gegründete 'Stolperstein-Initiative' an die früheren jüdischen
Mitbürger und ihr Schicksal erinnern..."
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April 2017:
Rundgang auf den Spuren des
jüdischen Lebens in Malsch
Anmerkung: eine Exkursion des Vereins
Jüdisches Leben Kraichgau e.V. führte am 21. April 2017 nach Malsch.
In Malsch begleitete die Interessenten Dr. Johannes Rott. |
Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" (Regionalausgabe) vom 3.
Mai 2017: "Auf den Spuren des jüdischen Lebens in Malsch..."
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April
2017: In Malsch sollen
"Stolpersteine" verlegt werden |
Artikel in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 7. April 2017: "Gemeinderat Malsch.
Große Mehrheit für die Verlegung von "Stolpersteinen".
Gedenken an jüdische Mitbürger: Der Antrag wurde bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen stattgegeben
Malsch. (oé) Alle im Gemeinderat der Letzenberggemeinde waren sich einig: Der jüdischen Opfer von Deportation und Holocaust in Malsch soll gedacht werden. Nur wie dies auf eine möglichst würdevolle Weise geschehen sollte, darüber gingen die Meinungen dann doch auseinander. Anlass der Debatte war der Antrag der Malscher Stolperstein-Initiative, die Gemeinde solle die Verlegung von
Stolpersteinen im öffentlichen Raum genehmigen und ein Spendenkonto zur Finanzierung der Aktion einrichten. Dem Antrag wurde am Ende bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen stattgegeben, vorab aber war das Für und Wider im Gremium noch einmal intensiv abgewogen worden.
Anstoß der Stolperstein-Initiative war die Gedenkstunde zum 75. Jahrestag der Deportation der Malscher Juden im Oktober 2015. Damals gedachte die Gemeinde in einer bewegenden Veranstaltung der 15 Menschen aus Malsch, die am 22. Oktober 1940 ins südfranzösische Gurs verschleppt und dann zum größten Teil in der Vernichtungsmaschinerie der Nazis ermordet worden waren. Der Arbeitskreis
Jüdisches Leben in Malsch hatte sich unter dem Eindruck dieser Gedenkstunde, an der als Gast auch ein Überlebender mit seiner Familie teilnahm, zum Ziel gesetzt,
ein bleibendes Zeichen des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus zu setzen.
Man wollte der Opfer namentlich gedenken, und dies an dem Ort tun, an dem sie zuletzt gelebt hatten. Dies ist mit den
'Stolpersteinen' möglich, die der Kölner Künstler Gunter Demnig seit 1997 mit amtlicher Genehmigung verlegt. Die kleinen Gedenksteine werden vor den einstigen Wohnhäusern der Opfer in das Straßenpflaster eingelassen und tragen eine Messingplatte, auf der Name, Lebensdaten und Schicksal des Opfers eingraviert sind.
...
Zunächst sollen nun acht Stolpersteine an zwei Standorten verlegt werden: einmal fünf Stolpersteine für die Familie Hamburger/Hilb vor dem Dorfplatz (hier ist die Gemeinde selbst Eigentümer); dann drei für die Familie Rolf Hess auf dem Gehweg Mühlgasse 8 (hier liege das Einverständnis der Bewohner bereits vor). Das Gedenken gilt den Familien der beiden letzten Überlebenden Ruth Hamburger und Rolf Hess, die damals als Kinder deportiert worden waren. Die Initiative rechnet nun mit einer Wartezeit von rund neun Monaten, bis die ersten
'Stolpersteine' verlegt werden können. Das Projekt soll komplett über Spenden finanziert werden."
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Januar
2018: Ein neuer Dorfplatz soll
entstehen im Bereich der früheren Synagoge und der Mikwe |
Aus einem Artikel in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 26. Januar 2018: "Malsch.
Erste Ideen für neuen Dorfplatz. Malsch plant neue Ortsmitte - Kosten liegen bei rund 490.000 Euro
Malsch. (oé) Noch ist überhaupt nichts entschieden. Das erste Gestaltungskonzept für den zweiten Teil des Dorfplatzes, das Planer Wolfgang Müller-Hertlein jetzt im Gemeinderat vorstellte, ist seinen eigenen Worten zufolge lediglich ein Vor- oder Test-Entwurf, der vor allem einem Zweck dient: Er soll Grundlage für einen Antrag auf Fördermittel aus dem Ausgleichsstock sein. Die Antragsfrist dafür läuft Bürgermeisterin Sibylle Würfel zufolge bereits am 1. Februar ab. Deshalb hatte man diesen
'Zwischenschritt' eingeschoben, so die Rathauschefin. Bevor der Gemeinderat seinen endgültigen Grundsatzbeschluss fasst, wird es auch noch einmal eine Klausurtagung sowie eine Einwohnerversammlung geben, auf der die Bürger erneut ihre Meinung zur Neugestaltung des Platzes hinter der Dorfscheune artikulieren können (schon in den jetzigen Entwurf sind viele Anregungen aus der Bürgerschaft eingeflossen). Die Kosten liegen nach einer ersten Kalkulation bei rund 490.000 Euro. Nach Abzug der Zuschüsse aus Ausgleichsstock und Sanierungsprogramm läge der Eigenanteil der Kommune bei rund 270.000 Euro.
Auch wenn also noch nichts 'in Stein gemeißelt' oder 'festgezurrt' ist, so geben die
'schwierige Topografie' und das Anforderungsprofil an den Platz doch gewisse Gestaltungsmerkmale vor, daran ließen weder die Bürgermeisterin noch der Planer einen Zweifel. Müller-Hertlein sprach von den
'vielen Projektionen', die der Platz erfüllen solle: als 'einladend, ruhig und würdig' gestalteter Mittelpunkt der Gemeinde, der über eine entsprechende Aufenthaltsqualität verfügt; als Festplatz, der auch für den
'Mälscher Markt' (Fahrgeschäft) nutzbar sein soll; und nicht zuletzt als Erinnerungsort, der das jüdische Erbe Malschs erkennbar macht.
Aus diesem Grund soll als 'prägendes Element' der Grundriss der ehemaligen Synagoge, die an diesem Platz stand, im Pflaster markiert werden. Auch eine Gedenktafel soll an die Geschichte
erinnern.
All diese Nutzungsmöglichkeiten erfordern dem Planer zufolge eine 'relativ neutrale Fläche'. Gegliedert werden soll sie durch ein quadratisches Raster aus Pflasterbändern und -flächen. Das derzeit noch vorhandene Gefälle soll ausgeglichen werden, damit eine weitgehend ebene Fläche entsteht. Dazu wäre eine kleine Stützmauer entlang der Brunnengasse nötig. Auch das Thema
'Wasser' spielt eine Rolle, da hier einst ein Bach verlief und ein rituelles jüdisches Bad stand
('Mikwe'). Müller-Hertlein stellt sich einen kleinen Brunnentrog vor, der aber nicht immer Wasser führt, sondern per Schalter betätigt werden kann. Das Wasser würde über eine Rinne abfließen, die sonst das Regenwasser ableitet. Grünbeete an der Westseite sollen als Ersatz für eine Stützmauer dienen..."
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Februar
2018: In Malsch wurden die ersten acht
"Stolpersteine" verlegt
Anmerkung: Stolpersteine wurden verlegt vor dem Gebäude
Mühlgasse 8 für Simon Hess VII (1878), Rolf Hess (1934) und Rosa Hess
(1911) sowie vor dem Gebäude Hauptstraße 88 für Isaak Hilb (1865),
Justine Hilb geb. Buttenwieser (1863), Heinrich Hamburger (1897), Flora
Hamburger geb. Hilb (1898) und Ruth Hamburger
(1930). |
Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 21. Februar 2018:
"Malsch. Jeder Stolperstein ist ein Lernort für Demokratie
In Malsch wurden die ersten acht Stolpersteine verlegt - Gedenkstunde am Abend zuvor - Nachkommen der Opfer zu Gast.
Malsch. (oé) Vor mehr als 75 Jahren sind ihre Stimmen 'grausam zum Schweigen gebracht
worden'. Doch jetzt konnten die Besucher im voll besetzten Saal der Zehntscheuer diesen bewegenden Stimmen noch einmal lauschen. Eric Luftman las in der Gedenkstunde am Vorabend der ersten Stolperstein-Verlegung in Malsch aus den Briefen vor, die seine Großeltern Flora und Heinrich Hamburger während 17 Monaten der Jahre 1941/42 an ihre Tochter Ruth schrieben - seine spätere Mutter. Zwischen elf und zwölf Jahre war die einzige Tochter der Hamburgers damals alt. Die Eltern hatten sie schweren Herzens in ein Kinderheim gegeben, damit sie nicht länger im Internierungslager Gurs am Fuß der französischen Pyrenäen bleiben musste, wohin die Hamburgers zusammen mit Ruths Großeltern Isaak und Justine Hilb und anderen Malscher Juden im Oktober 1940 deportiert worden waren..."
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zum Artikel (bzw. Textabbildung links
anklicken)
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Weiterer Artikel in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 21. Februar 2018: "Stolpersteine
sind ein Zeichen der Zugehörigkeit..."
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zum Artikel |
Zur Stolperstein-Verlegung
erschien die Publikation: "Stolpersteine
Malsch. Erste Verlegung am 19. Februar 2018" Hrsg.
Stolperstein-Initiative Malsch. 2018. 40 S. zahlreiche Abb.
(eingestellt als pdf-Datei) |
Fotos von der 1.
Stolpersteinverlegung
in Malsch
(Quelle: Stolperstein-Initiative Malsch) |
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Familie Luftman - von links
nach rechts:
Jack, Lee, Henry, Pat, Sarit, Eric
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Familie Luftman
gemeinsam
mit Gunter Demnig
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Jack, Henry, Eric Luftman
zusammen
mit Bürgermeisterin Sibylle Würfel beim
Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde |
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November 2020:
Der Synagogenstandort wird markiert |
Artikel von Sabine
Hebbelman in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 12. November 2020: "Damit der
NS-Terror nicht vergessen wird
In Malsch kennzeichnen Steinplatten das Fundament der ehemaligen Synagoge -
Verlegung der Steine am 82. Jahrestag der Pogromnacht
Malsch. Vom 9. auf den 10. November 1938 zerstörten die
Nationalsozialisten mehr als 1400 Synagogen, Betstuben und sonstige
Versammlungsräume sowie tausende jüdische Geschäfte, Wohnungen und Friedhöfe
im ganzen Land. Sie wüteten auch in Malsch, wo jetzt auf dem neu gestalteten
Unteren Dorfplatz eine Spur von quadratischen Steinplatten den Grundriss der
zerstörten Synagoge markiert und an ein dunkles Kapitel der Ortsgeschichte
erinnert.
'Wir möchten in Erinnerung rufen, dass hier mehr als 300 Jahre eine
lebendige jüdische Gemeinde gewohnt hat und dass jüdische und christliche
Bewohner hier gut und nachbarschaftlich zusammengelebt haben', erklärte
Johannes Rott vom Arbeitskreis Jüdisches Leben in Malsch bei der Verlegung
der Steine am 82. Jahrestag der Pogromnacht. 'Ich wünsche mir, dass der
Platz ein Ort der Begegnung wird und freue mich, wenn endlich wieder
Veranstaltungen stattfinden und Feste gefeiert werden können', sieht Rott
der Fertigstellung des Platzes entgegen. Mit den Mitgliedern Peter und Gabi
Silver war er vor Ort, um den Mitarbeitern der beauftragten Baufirma die
genaue Lage der Synagoge anzuzeigen. Die Synagogenfundamente befinden sich
am Rand des Platzes, teilweise unter der Straße, die nach der Zerstörung der
Synagoge ein Stück verlagert wurde. Das Mikwe genannte rituelle Bad, das zur
Synagoge gehörte, hatte seinen Standort auf dem heutigen Dorfplatz. Johannes
Rott freute sich, dass der Platz – wenn auch rein zufällig – just am
Gedenktag gepflastert worden war. Die Arbeiter markierten den Verlauf der
Bad-Grundmauern und frästen entlang der Markierungen das frisch verlegte
Pflaster wieder auf. In den Zwischenraum wurden quadratische Steinplatten
eingelassen und auf diese Weise der Grundriss der Mikwe gekennzeichnet. Bei
der Gelegenheit konnten sich die Mitglieder des Arbeitskreises auch davon
überzeugen, dass die drei Stolpersteine, die vorsorglich in Sicherheit
gebracht worden waren, wieder ihren angestammten Platz in der Mühlgasse
fanden. Auch der Gedenkstein soll wieder am Rand des Platzes aufgestellt
werden und eine Tafel an Geschichte und Schicksal der Juden in der Gemeinde
erinnern. Für die Stolperstein-Initiative Malsch hatte Johannes Rott mit dem
pensionierten evangelischen Pfarrer Hans-Georg Schmitz die Geschichte der
jüdische Gemeinde in Malsch intensiv erforscht. Demnach hatte Malsch eine
große jüdische Gemeinde, deren Entstehung in die Zeit Anfang des 18.
Jahrhunderts zurückgeht. Bei der 'Machtergreifung' Hitlers 1933 lebten 42
Menschen jüdischen Glaubens in der Letzenberggemeinde. Nach dem, was Rott
und Schmitz aus Zeitzeugen-Gesprächen erfahren hatten, waren die jüdischen
Mitbürgerinnen und Mitbürger gut integriert und bei ihren christlichen
Nachbarinnen und Nachbarn geachtet. Dies schien sich bis zur Pogromnacht am
9. November 1938 geändert zu haben. Zwar sollen es die Nationalsozialisten
in Malsch zunächst einmal schwer gehabt haben. Denn bis 1932 gab es dort
keine NSDAP-Ortsgruppen und das katholische Zentrum erzielte Wahlergebnisse
von 90 Prozent. Das änderte sich aber nach einem Vorfall, bei dem ein
Regime-Kritiker von einem SA-Mann im Streit getötet worden war. Von einem
Zeitzeugen, der damals der Hitlerjugend (HJ) in Rettigheim angehörte,
erfuhren die Heimatforscher, was sich in der schicksalhaften Nacht vor 82
Jahren abgespielt hatte. Schon am Tag zuvor habe ihnen einer der HJ-Führer
gesagt, 'Kinder, morgen müsst ihr nach Malsch kommen, da könnt ihr sehen,
wie an den Juden ein Exempel statuiert wird'. In der Broschüre über die
Stolpersteinverlegung lässt sich nachlesen, was in dieser Nacht weiter
geschah: Die Nationalsozialisten schickten ein Wieslocher SA-Kommando nach
Malsch. Mit Hilfe von einheimischen Parteileuten brachen sie die Synagoge
auf, warfen das Inventar auf die Straße, schütteten im Gebäude reichlich
Benzin aus und zündeten es an. Auch die verbliebenen Geschäfts- und
Wohnräume wurden demoliert und geplündert. Alle Männer, die älter als 16
waren, wurden in 'Schutzhaft' genommen. Bereits wenige Tage später ließ
Bürgermeister Fleckenstein den Standort der Synagoge einebnen und
finanzierte dies aus dem Vermögen der Israelitischen Religionsgesellschaft.
Die letzten fünfzehn jüdischen Einwohner, denen eine Flucht nicht gelungen
war, wurden am 22. Oktober 1940 aus Malsch ins Lager Gurs am Fuß der
Pyrenäen deportiert."
Link zum Artikel |
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Februar 2021:
Die neue Informationstafel ist
installiert |
links: Informationen in der "Malscher Gemeinderundschau" vom 10. Februar
2021 - zum Lesen bitte die Abbildung anklicken).
Text in der Website der Gemeinde Malsch: "DIE INFOTAFEL AM
'SYNAGOGENPLATZ' - The information board on 'Synagogue Square'
Auf dem 2020 neu gestalteten Dorfplatz in Malsch, dem Standort der
ehemaligen Synagoge und Mikwe, informiert diese Infotafel über das Schicksal
der Menschen der ehemaligen jüdischen Gemeinde und deren Nachfahren.
Die Infotafel wurde vom Arbeitskreis Jüdisches Leben in Malsch beim
Verkehrs- und Heimatverein und der Gemeinde Malsch erstellt.
This information board on the 2020 remodelled Malsch town square, once the
site of the Synagogue and Mikveh, provides details about the fates of
members of the former Jewish community and about their descendants. The
panel was produced by the research group ‘Jewish Life in Malsch’ under the
auspices of the local historical society and the municipality of Malsch."
Quelle: Website der Gemeinde Malsch:
https://www.malsch-weinort.de/info/juedisches-leben/infotafel/
Ansicht der
Informationstafel (eingestellt als pdf-Datei) |
Hinweis: Kontakt zum Arbeitskreis
"Jüdisches Leben in Malsch"
c/o Dr. Johannes Rott E-Mail
- dr.johannes.rott[et]t-online.de
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 184-185. |
| Heimatbuch "1200 Jahre Malsch. Menschen – Schicksale – Ereignisse, die Geschichte einer
Gemeinde". 1983. S. 261. |
| Willy Messmer: Juden unserer Heimat. Die Geschichte
der Juden aus den Orten Mingolsheim, Langenbrücken und Malsch. Bad
Schönborn 1986.
Das Buch ist als book-on-demand weiterhin erhältlich: http://www.epubli.de/shop/autor/Willy-Messmer/3501 |
| Hans-Georg Schmitz: Die
Synagoge in Malsch bzw. englisch The
Synagogue in Malsch (translation by Peter Silver). 2016 (eingestellt als
pdf-Dateien). |
| Stolperstein-Initiative Malsch: Stolpersteine
Malsch. Erste Verlegung am 19. Februar 2018. 2018. 40 S. zahlr.
Abb. (eingestellt als pdf-Datei) |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Malsch bei Wiesloch
Baden. The first Jews settled in the late 17th century. A synagogue was erected
in the 1830s and the Jewish population grew up to 103 in 1875 (total 1,380) with
Jews opening textile and cigarette factories and enjoying economic stability. In
1933, 39 Jews remained. Under the Nazis, severe persecution commenced
immediately and most Jewish businesses had to be liquidated by 1935-36. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), the synagogue was vandalized along with Jewish homes and
stores. Twenty-one Jews emigrated in 1937-39; five moved to other German cities.
The last 15 were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940
while another four were sent to the camps from other places. Five of the
deportees survived the Holocaust.
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