Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Melsungen (Schwalm-Eder-Kreis) 
Jüdischer Friedhof      
   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                  
    
Siehe Seite zur Synagoge in Melsungen (interner Link)    
    
    
Zur Geschichte des Friedhofes            
   
Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst in Binsförth beigesetzt. 1860 wurde ein eigener Friedhof in Melsungen angelegt, auf dem seitdem auch die Toten der jüdischen Gemeinde Röhrenfurt beigesetzt wurden. Die letzte Beisetzung wurde 1941 vorgenommen. 
   
Über Störungen durch Nationalsozialisten wird bereits früh berichtet: 1930 begleiteten grölende Jugendliche einen Leichenzug von Röhrenfurth zum jüdischen Friedhof. 
       

Hinweis auf die Gräber von Justizrat Nelson und Professor Nelson 
Melsungen Nelson Graeber.JPG (691382 Byte)Auf dem jüdischen Friedhof in Melsungen wurden 1936 und 1938 Justizrat Heinrich Nelson (1854-1929, teilweise jüdischer Abstammung; unter den Vorfahren mütterlicherseits ist der Philosoph Moses Mendelssohn) sowie sein Sohn Professor Leonard Nelson (1882-1927) beigesetzt. Die beiden waren jeweils nach ihrem Tod zunächst auf einem privaten Friedhof auf der Walkemühle bei Melsungen beigesetzt worden. Das Landerziehungsheim Walkemühle in Adelshausen war seit 1921 von dem Lehrer und Reformpädagogen Ludwig Wunder aufgebaut worden. Der Betrieb des Landerziehungsheims wurde 1924 unter Leitung von Minna Specht aufgenommen, deren pädagogische Konzeption von der Philosophie Leonard Nelsons geprägt war. Leonhard Nelson hatte 1925 den Internationalen Sozialistischen Kampfbund gegründet, der seit 1933 im Widerstand gegen den Nationalsozialismus wirkte. Bereits 1933 wurde von den Nationalsozialisten das Landerziehungsheim Walkemühle geschlossen. In ihr wurde eine Amtswalter- und SA-Führerschule im NSDAP-Gau Kurhessen eingerichtet. Die Gräber des auf der Walkemühle beigesetzten Leonard Nelson und seines Vaters Heinrich Nelson (sowie des Erich Graupe) wurden 1936 aufgelöst. Die sterblichen Überreste von Leonard und Heinrich Nelson kamen - vermutlich nach schwerer Leichenschändung - nach offizieller Version auf den jüdischen Friedhof in Melsungen. Ob sie tatsächlich hier sind, ist nicht bekannt, jedenfalls sind die Grabsteine der beiden auf dem Friedhof Melsungen. Nach 1948 wurde auch das Grab mit dem Grabstein von Erich Graupe hinzugefügt. Seine Asche war zwischenzeitlich auf dem Friedhof in Adelshausen. 
Foto oben von Ralf Schaper von 2017.     
Vgl. Website https://www.landerziehungsheim-walkemuehle.de  mit ausführlicher Darstellung der Geschichte sowie Fotos und Dokumenten von Ralf Schaper, Kassel; dazu auch weitere Informationen zum jüdischen Friedhof in Melsungen. 
Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Landerziehungsheim_Walkemühle   https://de.wikipedia.org/wiki/Leonard_Nelson         
 
November 2019: Für die Nelson-Gräber ist eine Gedenktafel geplant
Artikel von Damai Dewert in hna.de vom 27. November 2019: "Die ewige Ruhestätte: Gedenktafel für Nelson-Gräber in Melsungen geplant
Schmucklos ist er – der jüdische Friedhof in Melsungen. Ein grüner Zaun trennt ihn von der Fritzlarer Straße. Der Zaun ist neu. Neu geplant ist auch eine Gedenktafel für zwei besondere Gräber – die Nelson-Gräber. Der Friedhof liegt zwischen einem Discounter und dem Melsunger Forstamt. Und das wird er noch lange. Denn einmal beigesetzt, liegen die Toten bis in alle Ewigkeit beziehungsweise bis zum Tag des jüngsten Gerichts. Die Beisetzungen auf einem jüdischen Friedhof folgen eigenen Regeln. So muss der Leichnam unversehrt bleiben und darf nicht verbrannt werden. Beigesetzt werden die Toten meist in einfachen Holzsärgen und ohne Beigaben. Auch das Schmucklose des Friedhofs ist gewollt. Grabverzierungen gibt es nicht, auf sie wird verzichtet. Jochen Petzold vom Regierungspräsidium Kassel kennt weitere Besonderheiten. So sind alle Grabstätten nach Jerusalem ausgerichtet. 145 gibt es auf dem 1200 Quadratmeter großen Stück Land. Es gehört dem Verband der jüdischen Gemeinden Deutschland. Den Pflegeaufwand teilen sich Bund, Land und die jeweilige Kommune.
Immerhin 100 jüdische Friedhöfe gibt es im Regierungsbezirk Kassel und 25 jüdische Friedhöfe liegen im Schwalm-Eder-Kreis. Mit dem Friedhof in Binsförth gibt es sogar den ältesten jüdischen Friedhof Nordhessens im Schwalm-Eder-Kreis. Die älteste lesbare Inschrift dort stammt aus dem Jahr 1694. Auf dem Melsunger Friedhof wurde erstmals 1861 ein Mensch bestattet. Nicht ganz klar ist das Datum der letzten Beisetzung. Laut Inschrift soll dies 1941 gewesen sein. Dr. Ralf Schaper weiß zumindest von einer Urnenumbettung auf den Friedhof nach 1948. Der Mathematik-Professor Schaper bewahrt unter anderem das Andenken an das Landerziehungsheim Walkemühle in Adelshausen. Dort lehrte unter anderem Professor Dr. Leonard Nelson (1882–1927). Er und sein Vater, Justizrat Dr. Heinrich Nelson (1854–1929) sowie Erich Graupe (1903–1931) liegen in einer besonderen Ecke des Friedhofs. Laut der Internetseite Alemannia Judaica hatte Leonhard Nelson 1925 den Internationalen Sozialistischen Kampfbund gegründet, der seit 1933 im Widerstand gegen den Nationalsozialismus wirkte.
In Melsungen hat es seit den 1940er-Jahren keine Beisetzungen mehr gegeben.
Zum Gedenken an das Wirken Leonard Nelsons soll auf dem Melsunger jüdischen Friedhof demnächst eine Gedenktafel angebracht werden. Das beschlossen Schaper und Petzold jüngst bei einer Begehung. Der Melsunger Friedhof lag – wie viele andere auch – historisch außerhalb der Stadtmauern. Wer den Friedhof besuchen möchte, muss sich bei der Stadt anmelden. Dort gibt es den Schlüssel für das Tor. An einigen Tagen darf der Friedhof nicht betreten werden – zum Beispiel an Samstagen (Shabbat) und an jüdischen Feiertagen wie Jom Kippur. Männer sollen den Friedhof nur mit Kippa – also einer Kopfbedeckung betreten. Kontakt: Stadt Melsungen, Karola Schwarz, unter Tel. 05661/708106."  
Link zum Artikel  

    
    
Lage des Friedhofes 
   
Der jüdische Friedhof liegt westlich der Altstadt zwischen Forstamt (ehemaliges Katasteramt; Fritzlarer Straße 63) und Lidl-Parkplatz, d.h. zwischen Fritzlarer Straße und dem Hilgershäuser Weg.  
   
   
Fotos    

Der Friedhof im November 2006  
(Fotos: Michael Kühlthau, Melsungen)  
 
Melsungen Friedhof 124.jpg (92928 Byte) Melsungen Friedhof 123.jpg (66483 Byte) Melsungen Friedhof 129.jpg (114676 Byte)
Hinweistafeln am Eingang   Blick über den Friedhof  
   
Melsungen Friedhof 126.jpg (117637 Byte) Melsungen Friedhof 122.jpg (109541 Byte) Melsungen Friedhof 125.jpg (100658 Byte)
Teilansichten  
 
Melsungen Friedhof 121.jpg (108808 Byte) Melsungen Friedhof 128.jpg (100148 Byte) Melsungen Friedhof 127.jpg (95004 Byte)
Teilansichten  
 
    Melsungen Friedhof 120.jpg (86710 Byte)    
    Einzelner Grabstein: "Hier ruht 
unser lieber Gustav..."  
  
     
Der Friedhof im Juni 2008 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.6.2008) 
Melsungen Friedhof 206.jpg (77021 Byte) Melsungen Friedhof 207.jpg (88682 Byte) Melsungen Friedhof 208.jpg (106743 Byte)
Hinweistafeln am Eingang   Blick vom Eingang auf den Friedhof  
   
Melsungen Friedhof 200.jpg (108967 Byte) Melsungen Friedhof 201.jpg (113649 Byte) Melsungen Friedhof 203.jpg (114142 Byte)
Teilansichten des Friedhofes    
 
Melsungen Friedhof 204.jpg (115380 Byte) Melsungen Friedhof 209.jpg (103603 Byte) Melsungen Friedhof 205.jpg (95082 Byte)
   Die Grabeinfassungen sind zum Teil erhalten     
     
   Melsungen Friedhof 210.jpg (112945 Byte)   
     
     

Der Friedhof im Oktober 2019
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 13.10.2019) 

   
     
 Blick vom Eingang
über den Friedhof
 Plakette und Hinweise zum
Besuch des Friedhofes 
 Teilansicht des Friedhofes
  
     
     
 Teilansicht des Friedhofes  Blick von Osten (aus Richtung Forstamt) über den Friedhof 
     
   
 Teilansicht des Friedhofes
 
 Blick von Richtung Westen (Mauer Lidl-Parkplatz)
über den Friedhof
Teilansicht; in der Mitte Grabstein
mit "segnenden Händen" der Kohanim   
     
 Grabstein für Moses Levy (1850-1928) und
Henriette Levy geb. Wertheim (1850-1929)
 Grabstein für Susmann Moses (1851-1926) und
 Jeanette Moses geb. Löwenstern (1857-1930)
 Grabstein für Leopold Speier
(1884-1931)  
     
 
 Grabstein für Jettchen Goldschmidt
(1877-1922)
Grabstein für Isaak Speier
(1858-1925) 
 

   
    

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Melsungen 
bulletZur Seite über die Synagoge in Melsungen (interner Link)  
bulletSeite des Geschichtsvereines Melsungen über die "alte Synagoge"  
bulletSeite des Geschichtsvereines Melsungen über "Synagogen in Melsungen"  
bulletSeite des Geschichtsvereines Melsungen über "Fritz Haber" (Nobelpreisträger für Chemie 1918)  

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Melsungen 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Melsungen sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,597   Geburtsregister und Familienverzeichnis der jüdischen Gemeinde in Melsungen  1742 - 1852: enthält das Geburtsregister der Juden von Melsungen 1824 - 1852 und ein Verzeichnis der jüdischen Familien in der Kultusgemeinde mit Angabe der Geburtsdaten aller Familienmitglieder  1742 - 1826; enthält auch Angaben zu Personen aus Röhrenfurth   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1245114        
HHStAW 365,594   Sterberegister der Juden von Melsungen  1824 - 1852; enthält auch Angaben zu Personen aus Röhrenfurth   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3732264       
HHStAW 365,592   Trauregister der Juden von Melsungen  1827 - 1852; enthält auch Angaben zu Personen aus Röhrenfurth     https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4971261                     
HHStAW 365,591   Geburtsregister der Juden von Melsungen  1853 - 1876   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4607222      
HHStAW 365,595   Sterberegister der Juden von Melsungen  1853 - 1876; enthält auch Angaben zu Personen aus Röhrenfurth  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1900006    
HHStAW 365,593   Trauregister der Juden von Melsungen  1854 - 1874; enthält auch Angaben zu Personen aus Röhrenfurth https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1030589    
HHStAW 365,596   Gräberverzeichnis des jüdischen Friedhofs in Melsungen, aufgenommen im August 1938 durch Curt Wolf aus Eschwege und D. Goldschmidt aus Frankershausen  1861 - 1933; enthält hebräische und deutsche Grabinschriften mit Angabe der Grabnummern auf dem jüdischen Friedhof in Melsungen; enthält auch Angaben zu Personen aus Röhrenfurth    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1245113      

Literatur:     

bulletPaul Arnsberg: Jüdische Gemeinden in Hessen Bd. I S. 61.  

   
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020