Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Mommenheim (VG Rhein-Selz, Kreis Mainz-Bingen) 
und Lörzweiler (VG Bodenheim, Kreis Mainz-Bingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge 

  

Mai 2012: Neuerscheinung  
Walter Schwamb: Die jüdischen Bewohner der Selztalgemeinden: Hahnheim, Selzen, Friesenheim, Undenheim, Dahlheim, Mommenheim und ihrer Nachbardörfer Schornsheim und Udenheim. 2012. 
Zu bestellen bei Walter Schwamb, Oppenheimer Straße 32, 55278 Köngernheim, Tel. 06737-511.    
In diesem Buch wird über die jüdischen Bewohner in den Gemeinden und ihre Schicksale berichtet; ebenso ist eine komplette Namensliste und Ahnentafel enthalten. 


 
Übersicht:  

Zur jüdischen Geschichte in Mommenheim  
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Mommenheim 
Allgemeine Darstellung  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Anzeigen aus der Gemeinde   
Kennkarte aus der NS-Zeit    
Fotos / Darstellungen    
Links und Literatur   

  
Hinweis: es gibt auch im Elsass einen Ort Mommenheim (interner Link).
   
 
 
Zur jüdischen Geschichte in Mommenheim
     
   
In Mommenheim bestand eine kleine jüdische Gemeinde im 19./20. Jahrhundert. Am Ort sind spätestens im 18. Jahrhundert Juden aufgenommen worden.  
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1824 30 jüdische Einwohner, 1830 38, 1905 30. Die Namen der jüdischen Familien am Ort waren insbesondere: Bergmann, Loeb, Winter und Wolff.   
   
An Einrichtungen der jüdischen Familien am Ort waren noch im 19. Jahrhundert eine Synagoge und ein Schulraum für den Religionsunterricht der Kinder vorhanden. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Gottesdienste in einem Privathaus abgehalten, nachdem die Synagoge baufällig und nicht mehr renoviert worden war (das Gebäude stand an der Ecke Rheinstraße / Schulstraße und wurde nach 1912/13 abgebrochen). Zeitweise war ein eigener jüdischer Religionslehrer vorhanden (als Namen werden Heinrich Sonnenberg und Wolf genannt), der auch in Hahnheim und Selzen die jüdischen Kinder unterrichtete.  Bis heute erhalten ist der jüdische Friedhof in Mommenheim, zuvor wurden die in Mommenheim verstorbenen Juden in Lörzweiler, danach in Sörgenloch und Ebersheim beigesetzt (nach dem Bericht von 1912/13 unten).  
   
Die jüdischen Kinder besuchten im 19. Jahrhundert zunächst die evangelische Schule und erhielten separat ihren Religionsunterricht. Seit Bildung der gemeinsamen Schule am Ort für alle Konfessionen 1895  besuchten die jüdischen Kinder diese Schule. Um 1912 erteilte den Religionsunterricht der Kinder Lehrer Meier Reis aus Bodenheim. Die Gemeinde gehört zum Rabbinat Mainz. 
      
Nach der Anzeige von 1901 (siehe unten) bildeten den damaligen "Vorstand der Israelitischen Gemeinde" in Mommenheim Aaron Loeb und Leopold Bergmann (sein Grab findet sich im  jüdischen Friedhof des Ortes). Aaron Loeb war nach den Angaben der Ortschronik von Lehrer Jakob Grimm auch 1912 noch Gemeindevorsteher.    
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Friedrich Wolf (geb. 19.2.1877 in Mommenheim, gest. 2.2.1917 in Gefangenschaft).    
  
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war die Zahl der jüdischen Einwohner inzwischen stark zurückgegangen. Die jüdischen Einwohner Mommenheims gehörten nun zur jüdischen Gemeinde in Hahnheim.  
 
1933 lebten noch vier jüdische Personen in Mommenheim, darunter ein blinder Korbflechter und der Besitzer eines Krämerladens.
Wie viele von ihnen in den folgenden Jahren noch auswandern oder in andere Orte ziehen konnten, ist nicht bekannt.
  
Von den in Mommenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ludwig Bergmann (1884), Gustav Winter (1885).  
   
Die anderen der zu Mommenheim im "Gedenkbuch" genannten 12 Personen genannt sind vermutlich aus Mommenheim (Bas Rhin, Elsass).    
   
Auch in Lörzweiler lebten wenige jüdische Familien. Zu welcher jüdischen Synagogengemeinde sie gehörten (zeitweise vermutlich Mommenheim), ist nicht bekannt. Nach dem Bericht von Reallehrer Jakob Grimm von 1912/13 gab es hier auch einen jüdischen Friedhof. In der NS-Zeit sind zwei Personen umgekommen, die in Lörzweiler geboren sind und später in Mainz lebten:  Josef Herz (1881, umgekommen 1938 im KZ Dachau), Sofie (Sophie) Herz (1886, siehe Kennkarte unten, ermordet im KZ Auschwitz).    
   
   
   
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Mommenheim     
  
Allgemeine Darstellung  
Beitrag aus der "Ortsgeschichte von Mommenheim" von Reallehrer Jakob Grimm (Selbstverlag Nieder-Olm 1912/13)   
Download möglich über eine Seite des Geschichtsvereins Historia Mommenheim e.V. 
Anmerkung: auch wenn einige Angaben nicht dem heutigen Stand der Forschung entsprechen (z.B. jüdische Gemeinde in Mainz und Worms vor Christi Geburt), sind doch einige Angaben betr. der jüdischen Geschichte in Mommenheim von Interesse.  

Mommenheim OChr 010.jpg (124898 Byte)S. 107 in der oben genannten Publikation: "Die jüdische Gemeinde. Schon zur Römerzeit kamen einzelne jüdische Händler in unsere Gegend; manche nahmen auch ihren Wohnsitz am Rhein und an der Mosel. Die Geschichtsforscher halten die Überlieferung für richtig, dass schon vor Christi Geburt in Mainz und Worms jüdische Gemeinden bestanden. Das Los der Juden war ein recht trauriges; sie waren von allen Ämtern und Ehrenstellen ausgeschlossen, das fränkische Recht hatte ihnen das Klagerecht entzogen und die Eidesfähigkeit abgesprochen. Im Mittelalter hatten die Juden, ähnlich wie früher die Christen unter den römischen Kaisern, schwere Verfolgungen auszustellen. So fand im Jahre 1349 auch in Kreuznach, Alzey, Oppenheim und Umgegend eine blutige Judenverfolgung statt. Der Pfalzgraf gewährte ihnen in seinem Lande Schutz; dafür mussten sie ein hohes Schutzgeld entrichten. Die jüdischen Händler hatten auch den sog. Geleitszoll zu bezahlen.   
Unter der Herrschaft der Ganerben wohnten in Mommenheim lange Zeit keine Juden, dann nur einzelne; später aber bestand hier eine kleine jüdische Gemeinde. Die Zahl der Familien, die an einem Orte wohnen durfte, war festgesetzt, eine neue Familie konnte sich erst wieder ansiedeln, wenn eine alte ansässige ausgestorben war. Im Jahre 1722 wohnten im ganzen Oberamtsbezirk Alzey, zu dem auch Mommenheim gehörte, 63 jüdische Familien. Die Ganerben erlaubten den Juden, in Mommenheim ihren Wohnsitz zu nehmen, da diese bei ehrlicher Arbeit als Händler und Metzger stets in der Lage waren, den 
Mommenheim OChr 011.jpg (133817 Byte)S. 108:    Zehnten zu entrichten. Unter der französischen Herrschaft schwanden die Beschränkungen der Familien-Niederlassungen, das Schutzgeld und der Geleitszoll. Dafür wurde das 'Judenpatent' eingeführt, wonach ein Jude, wenn er Geschäfte abschließen wollte, vom Gemeinderat und der Behörde ein Zeugnis haben musste, dass er kein Wucherer sei und noch kein unerlaubtes Geschäft abgeschlossen habe. Die letzten Beschränkungen fielen im Jahre 1848, und jetzt haben die Juden vollständig gleiche Rechte und Pflichten mit ihren christlichen Mitbürgern. 
Lange Zeit hatten die Juden in Mommenheim eine Synagoge, welche, in neuester Zeit baufällig geworden, bis jetzt nicht wieder aufgebaut wurde. Der Gottesdienst findet zur Zeit in einem Privathause statt. Früher wurden die Juden in Lörzweiler beerdigt. Dort stehen an einer Stelle vor dem Dorf an der Mommenheimer Chaussee rechts in der Richtung nach Harxheim noch einige alte jüdische Grabsteine. Später fanden die Beerdigungen in Sörgenloch, dann in Ebersheim statt; seit mehrere Jahren hat die jüdische Gemeinde hier am Nazarienberg einen eigenen Friedhof
Die israelitischen Kinder besuchten früher die evangelische Schule, jetzt gehen sie in die gemeinsame Schule in Mommenheim. Bis vor einigen Jahrzehnten hatten die Juden hier einen eigenen Religionslehrer (Sonnenberg und Wolf), der auch in Selzen - Hahnheim den israelitischen Religionsunterricht erteilte; jetzt erhalten die Kinder ihren Religionsunterricht in hiesiger Gemeinde durch Lehrer Reis in Bodenheim. Der gegenwärtige Vorsteher der israelitischen Gemeinde ist Aaron Loeb. Die Gemeinde gehört zum Rabbinat Mainz. - Das Verhältnis der beiden christlichen Konfessionen zu ihren jüdischen Mitbürgern war in Mommenheim immer ein friedliches, duldsames und gutes."    

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Über Bena Maas geb. Wolff aus Mommenheim   

Zu Bena Maas geb. Wolff (geb. 1863 als Philabena Wolff in Mommenheim): zu ihrer Lebensgeschichte siehe Beiträge von Hans-Dieter Graf und Gabriel Hannah über Literaturverzeichnis unten.   

     
    
Anzeigen aus der Gemeinde       
Ergebnis einer Spendensammlung "zur Linderung der Hungersnot in Palästina" (1866)    
Hinweis: auf Grund der Nennung der Familiennamen Löb, Bergmann und Wolff wurde eine Zuteilung zum rheinhessischen Mommenheim und nicht zum elsässischen Mommenheim vorgenommen. Heinrich Sonnenberg war um 1866 Lehrer der jüdischen Gemeinde (Bestätigung durch Angabe in der Ortschronik oben).    

Veröffentlichung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. August 1866: "Spenden zur Linderung der Hungersnot in Palästina. Durch H. Sonnenberg, Vorsteher in Mommenheim: Elias Wolff 30 kr., Joseph Wolff 6 kr., Gerson Wolff 20 kr., Heinrich Sonnenberg und Frau Sonnenberg 30 kr., M. Wolff 6 kr., Aron Löb 3 kr., Gerson Wolff 3 kr., Elias Löb 12 kr., Michael Löb 12 kr., S. Bergmann 6 kr., Joseph Wolff 24 kr., Karl Wolff 12 kr., Karolina Wolff 6 kr., Babetta Wolff 6 kr., Gottschalk Wolff 5 kr., Michael Wolff 6 kr., Lina Wolff 6 kr., Hanchen Wolff 3 kr., Josephina Löb 6 kr., Esther Bergmann 6 kr., Fanny Wolff 12 kr., Lina Löb 6 kr., Lazarus Wolff 24 kr., Nathan Löb und Frau Löb 24 kr., David 2 kr., Zusammen fl 4 42 kr."      

  
Spendenaufruf für Johanna Winter (1901)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1901: "Aufruf
Am Freitag, den 11. Oktober stürzte plötzlich das Wohnhaus der Frau Johanna Winter von hier zusammen. Betr. Frau Winter besitzt gar kein Vermögen und ernährt sich kümmerlich durch Händearbeit mit ihrem Kinde. Da nun das Haus noch vor dem Winter aufgebaut soll werden und keine Mittel dazu vorhanden sind, so ersuchen wir edeldenkende Menschen, ein Scherflein hierzu gütigst beitragen zu wollen. Unterzeichnete sind gerne bereit, Gaben entgegenzunehmen und welche auch für den Aufbau Sorge tragen werden.  
Mommenheim, 22. Oktober (1901). 
Vorstand der israelitischen Gemeinde: Aaron Loeb, Leopold Bergmann. 
Großherzoglicher Bürgermeisterei Grub
."        
Anmerkung: Der genannte Bürgermeister war Johann Georg Grub (Bürgermeister in Mommenheim von 1898-1912)  

  
Anzeige von L. Bergmann (1904)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1904: "Ältere Dame gesucht. 
Möglichst zum sofortigen Eintritt suche ich eine Person für zwei Herren auf dem Lande zur alleinigen Führung des ganzen Haushalts sowie eines offenen Geschäftes. Schriftleiter Offerten erbitte an 
L. Bergmann
, Mommenheim (Rheinhessen)."       

      
     

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Lörzweiler geboren sind
 
 Loerzweiler KK MZ Herz Sofie.jpg (85780 Byte)  
     Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1939) für Sophie Herz (geb. 31. Dezember 1886 in Lörzweiler), 
wohnhaft in Mainz, am 3. September 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet.   
        

      
      
Fotos   

Es sind - außer zum Friedhof - noch keine Fotos zur jüdischen Geschichte 
in Mommenheim und Lörzweiler vorhanden.   
 
     

    
    
Links und Literatur

Links:   

Website der Gemeinde Mommenheim 
Wikipedia-Artikel zu Mommenheim (Rheinhessen)    

Literatur:  

Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. 1971 Bd. I S. 314 (einige Angaben unter Artikel zu "Hahnheim"). 
Jakob Grimm: Ortsgeschichte von Mommenheim. Mommenheim 1912/13.   Online einsehbar.   
Margot Schäufle: Dorfchronik von Mommenheim - Chronik des Weindorfes Mommenheim / Rheinhessen. Mommenheim 1987.  Online einsehbar
Hans-Dieter Graf / Gabriele Hannah: Mrs. Abe Maas - Die Frau an der Seite des "Prince of Tampa Merchants". In: Heimatjahrbuch Mainz-Bingen 2013 (Hinweis: Prince of Tampa Merchants = Abraham [Abe] Maas aus Dolgesheim und Mrs. Abe Maas = Philabena Wolf geb. in Mommenheim, später nach Guntersblum verzogen). 
Hans-Dieter Graf / Gabriele Hannah: Volksnahe Unternehmer mit Herz. Bena und Abe Maas gründeten in Florida großes Kaufhaus. Vor 150 Jahren in Mommenheim geboren. In: Rhein Main Presse (Rheinhessen) vom 9. März 2013 S. 6.  Artikel online eingestellt (pdf-Datei)   

   
     

                   
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Stand: 16. Juli 2016