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Monheim (Kreis
Donau-Ries)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Monheim bestand eine jüdische Gemeinde von 1697 bis 1741. 1697
erlaubte Herzog Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1658-1716) sechs jüdischen, aus
Eichstätt ausgewiesenen Familien die Ansiedlung in Monheim. An jährlichen
Schulgeldern hatten diese Familien 30 Reichstaler beziehungsweise 45 Gulden zu
bezahlen. Die Familien konnten mit Pferden, Vieh, Waren und Kleidern handeln
sowie Häuser und Grundstücke erwerben. Die Judenschaft konnte sich einen
eigenen Rabbiner halten und Gemeindeeinrichtungen schaffen (Synagoge s.u.,
Rabbinerwohnung).
Die Zahl der jüdischen Einwohner stieg seit der Aufnahme 1697
kontinuierlich an: 1712 waren es zehn Haushaltungen, 1728 16 jüdische Familien
in zehn eigenen Häusern, 1730 16 Familien mit 116 Personen, 1737 19 Familien
mit mehr als 150 Personen. Da diese Entwicklung der christlichen Bevölkerung
wenig behagte und diese sich hartnäckig beim Herzog über die Judenschaft
beklagte, wurde die Zahl der jüdischen Familien nach 1730 begrenzt. Der weitere
Erwerb von Häusern und Gütern musste von der Herrschaft genehmigt werden. 1736
wurde bestimmt, dass für eine Heiratserlaubnis, die ausschließlich den
erstgeborenen Söhnen und Töchtern eingeräumt wurde, 2.000 bis 3.000 Gulden an die
Hofkanzlei gezahlt werden mussten. Damit konnte sich auf Dauer nur noch die
reichsten Familien halten.
Die christliche Einwohnerschaft befürchtete trotz dieser starken Restriktionen
gegenüber den jüdischen Familien auch 1737 noch, dass sie durch das Anwachsen
der Zahl der Juden mit der Zeit "ausgerottet" würde. Zahlreiche
Klagen wurden vorgebracht. Anfang 1741 erließ Herzog Karl Philipp ein
Dekret, in dem festgelegt wurde, dass alle im Herzogtum Pfalz-Neuburg
ansässigen Juden ihr unbewegliches Eigentum den offiziellen Vertretern ihres
Wohnsitzes übergeben mussten. Zum 31. Juli mussten sie das Herzogtum
verlassen.
Die jüdischen Familien wanderten in andere Orte der weiteren Umgebung ab,
darunter nach Treuchtlingen, Heidenheim,
Steinhart, Hainsfahrt,
Altenstadt, Wittelshofen,
Harburg. An die Episode jüdischer Geschichte
in Monheim erinnerte der an mehreren bayerischen Orten bis zur NS-Zeit mehrfach
vorkommende Familienname Monheimer (bis heute gibt es auf der ganzen Welt
jüdische Familien "Monheimer).
Ein andere Erinnerung an die Monheimer jüdische Geschichte stand in der Synagoge von Wittelshofen,
worüber 1842 berichtet wurde:
Artikel
in "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. September
1842: "In der Synagoge zu Wittelshofen befindet sich ein Stand
aus der ehemaligen Synagoge in Monheim, wo jetzt keine Juden mehr zu
finden sind. Der gegenwärtige Besitzer dieses Synagogenstandes ist ein
alter Mann, namens Monheimer, dessen Großvater, unter den aus Monheim
vertriebenen Israeliten, in sein neues Domizil nichts mitbrachte, da man
ihm aller seiner Habe beraubt hatte, als diesen Synagogenstand, den er auf
seinem Rücken von Monheim nach Wittelshofen getragen hat".
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Das Haus des Abraham Elias Model - jetziges Rathaus (Marktplatz 23)
Als besondere Erinnerung an die Geschichte der jüdischen
Familien ist das ehemalige Haus des Hoffaktors Abraham Elias Model erhalten. Er
erwarb um 1712 für 1.025 Gulden ein früheres Brau- und Gasthaus und ließ es zwischen 1714 und 1720 als "sehr kostbares Haus" völlig neu
errichten. Es handelt sich um einen Barockbau mit "quadratischem Grundriss,
auf dem sich drei Stockwerke mit fünfachsiger Vorder- und Seitenfront erheben.
Das gekröpfte Vollwalmdach ist mit übergiebelten Mansardenfenstern versehen.
Die Markseite ist als Portalfront mit Treppenaufgang, Mitteltor, 'Ochsenauge'
und breit ausladendem Torgiebel gestaltet. Die meisten Räume haben Stuckdecken.
Besonders reichhaltig an Ornamenten, Bildmotiven und Schriftzügen ist die
restaurierte, in lichte Farben gefasste Decke des Sitzungssaals. Der hebräische
Schriftzug in Sternform unmittelbar über der Eingangstür enthält einen
Lobpreis der Tora und die Bitte um Erlösung aus der Diaspora. Die Mitte der
Saaldecke zeigt Isaak auf dem Opferaltar und Abraham, den ein Engel am Vollzug
des Menschenopfers hindert. nahe den Fenstern an der Marktseite findet sich in
hebräischer Schrift die Bitte um göttlichen Segen für das Haus. Zur Südseite
hin ist Jakobs Segen mit dem zugehörigen Torawort, zur Nordseite hin Jakob mit
der Himmelsleiter und den Worten der Zusicherung göttlichen Schutzes
dargestellt..." (Beschreibung aus den Exkursionsblättern s.Lit.).
In den beiden 1994 restaurierten Nebenräumen sind weitere Gestalten der biblischen Geschichte zu erkennen: Moses mit den
Gesetzestafeln auf dem Sinai und der harfespielende, in einen Hermelinmantel
gekleidete König David.
Zur Geschichte der Synagoge
Den jüdischen Familien wurde bei ihrer Aufnahme eine
ungehinderte Ausübung der religiösen Zeremonien zugesichert. Zunächst richteten
diese einen einfachen
Betsaal ein. 1715 eine Synagoge. Die Synagoge befand sich im
Hinterhaus der früheren Gastwirtschaft "Zum Ochsen", links neben dem
heutigen Rathaus zwischen Wohnhaus und Stadel. Von der Synagoge ist jedoch
nichts mehr erkennbar.
Adresse/Standort der Synagoge: Marktplatz 21
Fotos
Rathaus in Monheim -
ehemaliges
Haus des Abraham Elias Model
(Quelle: Foto links Website der Stadt Monheim;
Foto rechts: Ruben Frankenstein) |
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Fotos der Stuckdecke
(Aufnahmen vom August 2015 von Ruben Frankenstein) |
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Jakobs Traum mit der
Himmelsleiter (1. Mose 28) |
Darbringung
Isaaks, links Abraham mit dem Schwert und Isaak, rechts der Einhalt
gebietende Engel (1. Mose 22) |
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Mose empfängt die Zehn Gebote
-
das Volk Israel am Sinai |
König David - in einen
Hermelinmantel
gekleidet - mit einer Harfe |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 257. |
| Aron Friedmann: Die Geschichte der Juden in Monheim.
In: Blätter für jüdische Geschichte und Literatur Jg. 3 1902 S.
1-4.33-38.49-52. Separatdruck Mainz 1902.
Online unter:
https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=hvd.hn55aj;view=1up;seq=1 |
| Christian Bernreuther: Die Synagoge der Juden in
Monheim. In: Heimatklänge (Beilage zum Tagblatt für Wemding und Monheim).
Nr. 10 vom 31. Oktober 1932.
|
| Wilhelm Volkert: Die Juden im Fürstentum
Pfalz-Neuburg. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte 26. 1963 S.
560-605. |
| Exkursionsblätter zur Geschichte und Kultur der
Juden in Bayern des Hauses der Bayerischen Geschichte. Blatt: Zur
Geschichte der Juden in Nordschwaben. Landkreis Donau-Ries. |
| Monika
Müller: Judenschutz vor Ort. Jüdische Gemeinden im Fürstentum
Pfalz-Neuburg. Wißner-Verlag 2016. Reihe: Veröffentlichtungen der
Schwäbischen Forschungsgemeinschaft. ISBN/EAN: 978-3957860941. 452 S.
34,80 €
Nicht Gegnerschaft und Ausweisung prägten den frühneuzeitlichen Alltag von Christen und Juden in Schwaben, sondern ein Neben- und Miteinander. Juden traten durchaus selbstbewusst gegenüber ihrem Schutzherrn auf, jüdisch-christliche Doppelgemeinden entwickelten sich mitunter.
Anders in Pfalz-Neuburg: In der sogenannten Jungen Pfalz - geschaffen 1505 nach dem Landshuter Erbfolgekrieg - entfaltete sich jüdisches Leben unter Schwierigkeiten. Immer wieder wurden die Pfalz-Neuburger Juden ausgewiesen, bisweilen entstanden erst Jahrzehnte später neue Gemeinden; landesbezogene jüdische Repräsentationsstrukturen, wie eine Landesjudenschaft, gab es nicht.
Diese Geschichte der vielen Brüche, der Diskontinuitäten, will das vorliegende Buch nachzeichnen. Dabei rücken im Spannungsfeld zwischen den Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg, den späteren Kurfürsten von der Pfalz, als Landesherren einerseits und den jüdischen Schutzverwandten andererseits insbesondere Kommunen wie
Gundelfingen, Hilpoltstein, Höchstädt, Lauingen, Monheim und Neuburg a.d. Donau in den Blick. Im dörflichen und kleinstädtischen Raum spielten sich Prozesse von Integration und Segregation ab, die zeigen, dass Judenschutz in Pfalz-Neuburg eine hohe kommunale Komponente besaß, dass er
'vor Ort' stattfand. |
Sonstiges:
Genealogische Seiten
zu der Familie Model und einigen Nachkommen
(erstellt von Rolf Hofmann, Harburgproject)
Anmerkung: aufgezeigt wird mit den Zusammenstellungen, wie aus der
Hoffaktorensippe Model im 19. Jahrhundert bedeutende jüdische Kunsthändler in
München hervorgegangen sind. Dargestellt werden neben der Familie Model die
Familien Drey und Helbing, Neben Vertretern dieser Familien gab es weitere
bedeutende jüdische Kunsthändler in München wie z.B. Bernheimer, Nathan und
Thannhauser.
- Model
Family Ancestry (pdf-file)
- Family
Sheet Salomon Wolf Model of Neuburg an der Donau (pdf-file)
- Family
Sheet Amson Model of Neuburg an der Donau + Hainsfarth + Augsburg
(pdf-file)
- Family
Sheet David Samson Helbing of Bechhofen + Ellingen + Neuburg + Munich
(pdf-file)
- Family
Sheet Sigmund Helbing of Munich (pdf-file)
- Family
Sheet Hugo Helbing of Munich (pdf-file)
- Family
Sheet Aron Schmay Drey of Heidingsfeld + Munich (pdf-file)
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