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Synagogen in Bayerisch Schwaben
Hainsfarth (Landkreis Donau-Ries)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Hainsfarth bestand eine jüdische Gemeinde bis 1941. Ihre Entstehung
geht in die Zeit des 15. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird 1434
ein verstorbener Hainsfarther Jude anlässlich seiner Beerdigung auf dem Nördlinger
Friedhof genannt. 1480 gab es vier Judenhäuser in Hainsfarth. 1585
werden drei Juden genannt, deren Zahl in den nächsten Jahren zugenommen hat. In
der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts waren es durchschnittlich 7 bis 10 jüdische
Familien am Ort. Neuer Zuzug erfolgte u.a. durch die aus dem Herzogtum
Pfalz-Neuburg vertriebenen jüdischen Familien (1741, vgl. Monheim).
Die jüdischen Familien wohnten vor allem entlang der Jurastraße (früher
"Judengasse"). Die Gemeinde unterstand 1743 dem Landesrabbinat
Oettingen-Spielberg. Im 19. Jahrhundert war zumeist der Oettinger Rabbiner für
Hainsfarth zuständig. 1888 bis 1902 betreute Rabbiner Löb Wissmann vom
Schwabacher Rabbinat auch Hainsfarth; auch in der Folgezeit (bis zur Auflösung
des Rabbinatsbezirkes) blieb Hainsfarth dem Rabbinatsbezirk Schwabach
zugeteilt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1809/10 452 jüdische Einwohner (39,6 % von insgesamt 1.142 Einwohnern),
1837 440 (37,6 % von insgesamt 1.170), 1867 232 (21,9 % von insgesamt 1.058),
1871 232 (21,9 % von 1.058), 1880 211 (18,8 % von 1.124), 1890 159 (14,6 % von
1.086), 1900 135 (13,0 % von 1.037), 1910 91 (9,1 % von 999).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde insbesondere eine Synagoge
(s.u.), eine Konfessions- beziehungsweise Religionsschule, ein rituelles Bad und
einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle
unten).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Emil Goldschmidt
(geb. 30.7.1882 in Kleinheubach, gef. 28.11.1916), Alfred Lehmeier (geb.
25.9.1892 in Hainsfahrt, gef. 22.7.1918) und Benno Schönemann (geb. 7.1.1898 in
Hainsfahrt, gef. 22.3.1918). Ihre Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal für die
Gefallenen der beiden Weltkrieg im Zentrum von Hainsfahrt an der Kreuzung
Hauptstraße/Jurastraße.
Um 1925, als noch 42 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (4,5 % von
insgesamt 941 Einwohnern), bildeten den Gemeindevorstand die Herren Isidor
Stein, Heinrich Steiner, B. Steinhacker, Moritz Steiner und Salomon Gutmann. Als
Bezirksschochet (Schächter) kam der Lehrer und Schochet Seligmann Fuchs aus Cronheim
regelmäßig nach Hainsfarth. Drei jüdische Kinder erhielten jüdischen
Religionsunterricht in der Volksschule in Oettingen.
An jüdischen Vereinen bestanden eine Chewra Kadischa
(Beerdigungs- und Wohlfahrtsverein), ein Israelitischer Frauenverein und
ein Ortverein des "Verbandes der Sabbatfreunde" (siehe unten
Bericht zur Gründung 1908).
1933 lebten noch 34 jüdische Personen in Hainsfarth (3,9 % von insgesamt
883 Einwohnern). Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der
zunehmenden Entrechtung und der Repressalien sowie der Folgen des
wirtschaftlichen Boykotts ist ein Teil der jüdischen Einwohner in den folgenden
Jahren aus Hainsfahrt in andere Orte Deutschlands verzogen oder konnte noch
auswandern. Am 17. Mai 1939 wurden noch 24 jüdische Einwohner gezählt, am
1. Januar 1941 mindestens noch elf. Sie lebten zusammen in zwei behördlich
angeordneten "Judenhäusern" am Ort. Am 10. August 1942 wurden zehn jüdische
Personen im Alter zwischen 8 und 79 Jahren im Auftrag der Gestapo abgeholt. Ein
Teil wurde in das Ghetto Theresienstadt verbracht, ein Teil in das
Vernichtungslager Piaski. Drei jüdische Personen sollen noch einige Zeit im
Kreidewerk Fritz Schulz in Neuburg zur Zwangsarbeit verpflichtet gewesen sein.
Sie wurden Anfang 1943 deportiert.
Von den in Hainsfarth geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Anna Adler geb. Schäfer
(1879), Wilhelm (Willi) Aufhäuser (1887), Marta Aufhäuser geb. Westheimer
(1895), Hugo Engländer (1885), Jakob Engländer (1878), Jette Engländer geb.
Gutmann (1868), Therese Engländer geb. Schlossmann (1875), Irma Frankenburger
geb. Gutmann (1885), Siegbert Friedmann (1880), Julie Gernsheimer geb. Engländer
(1899), Martin Gernsheimer (1934), Hermann Gunzenhäuser (1880), Julie Gunzenhäuser
(1881), Bettina Gutmann geb. Aufhäuser (1873), Clara Gutmann (1879), Hedwig
Gutmann geb. Steiner (1874), Helene Gutmann (1877), Simon Gutmann (1889), Simon
Hermann (1886), Josef Herrmann (1884), Betty Kalter geb. Neumann (1884), Emilie
Kraus geb. Schäfer (1874), Babette Kugler (1859), Salomon Kugler (1865), Julie
Lassmann (1905), Gutta Lehmann geb. Reiter (1882), Klara Levi geb. Ries (1882),
Recha Löwenfels geb. Gutmann (1912), Bertha Marx geb. Aufhäuser (1869), Tana Münter
geb. Engländer (1881), Emma Neuburger geb. Schäfer (1865), Ida Neuburger
(1890), Heinrich Neumann (1881), Anna Oberndorfer (1864), Emilie Oppenheimer
geb. Steiner (1877), Hanna (Hannchen) Oppenheimer geb. Steinhardter (1872),
Frieda Reiter geb. Krebs (1893), Hermann Reiter (1881), Leopold Reiter (1888),
Adolf Schäfer (1875), Albert Schäfer (1877, "Stolperstein" in Tübingen
https://de.wikipedia.org/wiki/Stolpersteine_in_Tübingen_Innenstadt), Ella Schäfer geb. Herrmann
(1880), Hugo Schäfer (1875), Sigmund (Samuel) Schäfer (1871), Ella Schönbacher
geb. Gutmann (1872), Ernestine Schwarz geb. Reiter (1879), Sofie Siegbert geb.
Aufhäuser (1877), Betty Spiegel geb. Gutmann (1886), Frieda Stahl geb. Steiner
(1871), Heinrich Steiner (1861), Julius Steiner (1900), Moritz Steiner (1868),
Jakob Steinmeier (1863), Selma Weil geb. Oberndorfer (1893), Jeanette
Wiesenfelder geb. Laubheimer (1877).
Anmerkung: für Adolf Schäfer (1875) wurde am 23. Mai 2015 in Stuttgart-West
ein "Stolperstein" verlegt: siehe Informationen
/ Verlegungsblatt.
Zu den bedeutenden jüdischen Persönlichkeiten aus Hainsfarth
gehören:
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Michael Ries (geb. 1815 in Hainsfarth, gest. 1878 in Wallerstein). Er
wanderte als Achtzehnjähriger nach Amerika (aus schrieb sich dort
"Reese") und wurde nach etlichen
geschäftlichen Rückschlägen ein reicher Mann. Bevor er 1878 zu seiner
Europareise aufbrach, schrieb er ein Testament, in dem die Bibliothekl der
Staatsuniversität von Kalifornien mit 50.000 Dollar bedacht war. Eine Summe von
200.000 Dollar sollte wohltätigen Zwecken zugeführt werden. Noch heute heißt
ein Krankenhaus in Chicago nach ihm "Michael
Reese Hospital". Zu seinem Grabmal siehe den Friedhof in Wallerstein. |
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Salomon Gift, der 1846 nach München ging und dort als Textilkaufmann
tätig war. Eine seiner Töchter, die 1898 zur Welt kam, wurde unter dem Namen
"Therese Giehse" eine bedeutende Schauspielerin (vgl. den
Beitrag von R. Hofmann zu den Vorfahren
von Therese Giehse). |
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Bekannt ist auch die aus Hainsfarth stammenden Familie Aufhäuser, von
denen Siegfried
Aufhäuser (1884-1969) ein bedeutender Gewerkschaftsführer und
Sozialpolitiker wurde. Heinrich Aufhäuser begründete 1870 das Münchner
Bankhauses Aufhäuser, das in der Hauck
& Aufhäuser Privatbank (vgl. auch den Beitrag von R. Hofmann: "An
Oberndoeffer Family History") aufgegangen ist. |
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1863 / 1909
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Dezember 1863:
"Stelle-Erledigung. Durch die von Seiten unseres bisherigen
Lehrers Herrn Obermeier nachgesuchte und von der königlichen Regierung
unter besonderer Anerkennung seiner langjährigen ersprießlichen Dienste
verfügten Pensionierung desselben, ist die kombinierte israelitische
deutsche und Religionsschule dahier mit 350 Gulden fixen Gehalt und 50
Gulden für Beheizung des Schulzimmers, erledigt.
Durch Erteilung von Privatunterricht ist Gelegenheit geboten, sich ein
beträchtliches Nebeneinkommen zu verschaffen. Kann der künftige Lehrer
das Vorbeteramt übernehmen, so wird ein weiteres Einkommen von 200 Gulden
zugesichert, und zwar 100 Gulden Gehalt und 100 Gulden Emolumente.
Bewerber werden aufgefordert, ihre Gesuche mit den erforderlichen legalen
Zeugnissen über Befähigung zum Lehramte und über sittlich religiösen
Wandel sofort und längstens binnen 4 Wochen an die unterfertigte
Kultusverwaltung franko einzusehen. Hainsfarth bei Oettingen in Bayern, am
14. Dezember 1863. Die Israelitische Kultusverwaltung." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Oktober 1909: "Vakanz. Die
erledigte israelitische Elementar- und Religionslehrerstelle in Hainsfarth
ist sofort zu besetzen. Seminaristisch gebildete religiöse Lehrer wollen
ihre mit Zeugnissen versehenen Bewerbungen an die unterfertigte Stelle
einreichen.
Israelitische Kultusverwaltung Hainsfarth. H. Gutmann, Vorstand." |
Lehrer Marcus Friedmann wurde zum Hauptlehrer ernannt
(1907)
Anmerkung: Marcus Friedmann war von 1863 bis 1909 Lehrer, Vorbeter und
Schochet in der jüdischen Gemeinde in Hainsfarth. Er ist am 3. November 1835 in
Poppenlauer geboren als Sohn von Abraham Friedmann und seiner Frau Jochevet geb.
Blumgart und starb am 5. April 1910 in Oettingen, wo er auch beigesetzt wurde.
Er war seit dem 25. August 1865 in Hainsfahrt verheiratet mit Babette geb.
Hollerbaum (1844 Diespeck - 1883 Hainsfarth), seit dem 31. Oktober 1883 in
Kleinerdlingen mit Therese geb. Heumann.
Ein Sohn von Lehrer Friedmann war Rabbiner Dr. Isidor Friedmann
(geb. 1873 in Hainsfarth, gest. 1936): nach Besuch der Elementarschule seines
Vater Besuch des Progymnasiums in Oettingen, Abitur in Mainz; studierte in
Heidelberg, Würzburg und Berlin; 1897 Promotion in Erlangen; weitere Studien am
Rabbinerseminar in Berlin; war zunächst Religionslehrer an einer höheren
Schule in Frankfurt; 1901 bis 1909 Rabbiner in Grätz (Grodzisk Wielkopolski),
dann bis nach 1918 in Wongrowitz, Posen; als Posen polnisch wurde, Rückkehr
nach Frankfurt, wo er akademischer Religionslehrer in der Israelitischen
Gemeinde war.
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 11. Januar 1907: "Hainsfarth (Bayern). Herr Lehrer M.
Friedmann ist von der Königlichen Regierung zum Hauptlehrer
ernannt worden." |
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vgl. Rolf Hofmann: Friedmann
+ Kissinger Ahnenreihe, bezogen auf die Lehrer der israelitischen
Elementarschule in Hainsfarth und den US-Außenminister Henry Kissinger (pdf-Datei)
|
Rolf Hofmann: Family
Sheet Marcus Friedmann of Poppenlauer + Hainsfarth (pdf-file) |
50-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Marcus Friedmann (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1909: "Hainsfarth, 4.
Mai (1909). Aus Anlass seines 50jährigen Dienstjubiläums wurde am 3. Mai
Herr Hauptlehrer Friedmann für seine in 50 Jahren mit Treue und Eifer
geleistete Tätigkeit vom Prinzregenten die Ehrenmünze des königlichen
Ludwigordens verliehen. Die Überreichung erfolgte durch den königlichen
Bezirksamtmann des Kreises Nördlingen in Gegenwart des Distrikts- und
Lokalschulinspektors, des Distriktrabbiners, der politischen und
israelitischen Verwaltung der Gemeinde Hainsfarth, der Lehrer des
Distrikts Oettingen, der Schuljugend und vieler anderer Teilnehmer; auch
die Kinder des Jubilars waren zum Teil aus weiter Ferne zu dieser Feier
herbeigekommen. Anerkennende und ehrende Worte von Seiten der Vertreter
der Behörden wurden dem segensreichen Wirken des Jubilars gerecht, während
die Kollegen in Rede und Gesang seine mannigfachen Verdienste priesen. In
tiefer Ergriffenheit dankte der Jubilar für die ihm erwiesene Ehre sowie
für alle Kundgebungen und schloss mit einem Hoch auf den Prinzregenten. Möge
sich der allerseits beliebte Jubilar noch viele Jahre dieser ihm zuteil
gewordenen Auszeichnung in körperlicher und geistiger Frische erfreuen." |
Aus dem
jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Gründung einer Ortsgruppe des "Verbandes der
Sabbatfreunde" (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1908: "Hainsfarth
(Schwaben), 26. Juli (1908). Einer Anregung unseres Rabbiners, des Herrn
Dr. Mannes von Schwabach, der am letzten Sabbat unsere Gemeinde mit seiner
Anwesenheit beehrte, folgend, wurde auch hier, wie in zahlreichen anderen
Ortschaften Bayerns, die Gründung einer Ortsgruppe des ‚Verbandes der
Sabbatfreude’ beschlossen. Es ist zu hoffen, dass es dem Chewravorstande
und Verwaltungsmitgliede, Herr Max Oberndörfer, der in dankenswerter
Weise sich darum bemüht, gelingt, eine ansehnliche Zahl von Mitgliedern
zu gewinnen." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Wegzug von Hirsch Gutmann nach München (1910)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. September 1910: "Hainsfarth.
Einen fühlbaren Verlust erlitt unsere kleine Gemeinde durch den Wegzug
des Herrn Hirsch Gutmann nach München. Sie verliert in ihm nicht
nur eines der ersten Gemeindeglieder, sondern zugleich eine tüchtige
Kraft, die ihr Können in den Dienst der Kultusgemeinde stellte. Lange
Jahre hindurch verwaltete er das Amt des Vorstandes und wusste in seiner
vornehmen Art die religiösen Institutionen zu erhalten und die
finanziellen Verhältnisse mit weitschauendem Blicke zu ordnen. Mit Rücksicht
auf Herrn Gutmanns bescheidenen Sinn, der das Gute zu tun, aber nicht darüber
zu sprechen liebte, musste eine offizielle Abschiedsfeier unterbleiben,
doch konnte die Gemeinde es sich nicht ersagen, ihrem verdienten langjährigen
Führer öffentlich zu danken." |
Zum Tod von Abraham Josef Gutmann (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1902: "Hainsfarth
(Schwaben). Einen frommen und wackeren Mann, einen echten Jehudi, der eine
Zierde unserer Gemeinde gewesen, haben wir verloren. Herr Abraham Josef
Gutmann seligen Andenkens ist nicht mehr. Gottesfurcht und Menschenliebe,
Strenge gegen sich und Milde gegen Andere, ein bescheidener, selbstloser
Sinn und ein stets hilfsbereites, opferfreudiges Herz vereinigten sich in
ihm zu schönster Harmonie. Was er als treu besorgter Gatte und
hingebender Vater seiner Familie gewesen, wie er stets von inniger,
aufrichtiger Frömmigkeit, von größter Bescheidenheit und von
herzlichster Menschenfreundlichkeit erfüllt gewesen, wie er für Alles,
was jüdische Lehre und jüdisches Leben betraf, das regeste Verständnis
und die größte Teilnahme bewies, und wie er endlich in geräuschlosester,
aber ebenso ausgedehnter Weise Wohltätigkeit übte, vernahmen wir durch
unseren allverehrten Lehrer, Herr M. Friedmann, an seinem Grabe in warmer
und wirksamer Rede. Möge das Beispiel des teuren Verklärten stets zur
Nachahmung aneifern." |
Zum Tod von Jette Reiter geb. Dottenheimer (1938)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März 1938: "Hainsfarth
in Bayern, 24. März (1938). Im hohen Alter von 86 Jahren verstarb hier
Frau Jette Reiter geb. Dottenheimer. Allen Äußerlichkeiten abhold, war
ihr ganzes Leben ein fortgesetztes Schaffen und Wirken für Familie und
Mitwelt im Sinne altjüdischer Frömmigkeit. Auf dem Gebiete der Wohltätigkeit
hat sich die Verblichene ganz besondere Verdienste erworben, die ihr ein
dauerndes Andenken sichern. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Moris Steiner (1904)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1904:
"Für eine alleinstehende ältere Frau suche ein
ordentliches Mädchen,
welches sich jeder Hausarbeit unterzieht, gute Behandlung und hoher Lohn
wird zugesichert. Ältere Person wird bevorzugt, die schon ähnliche
Stellung kleidete. Eintritt wäre sofort erwünscht. Offerten bitte an den
Unterzeichneten zu richten,
Moris Steiner,
Hainsfarth bei Oettingen (Bayern)." |
Weitere Dokumente
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries; Anmerkungen
gleichfalls von Peter K. Müller)
Zur Geschichte der Synagoge
Im 15./17. Jahrhundert wird jeweils ein Betsaal
in einem der jüdischen Häuser vorhanden gewesen sein. Noch vor dem Dreißigjährigen
Krieg wird ein sogenannten "Freihaus" erwähnt, worin sich die
Hainsfarther Juden zu Gebet und Gottesdienst trafen. 1710 wurde eine Synagoge
auf einem Grundstück erbaut, das schon lange in jüdischem Besitz war. Ein hier
stehendes Haus hatte 1616 Xander von Wassertrüdingen für 500 Gulden gekauft.
Diese 1710 erbaute Synagoge wurde 1810 erneuert. Neben ihr wurde 1811 für 1.600
Gulden ein Haus für den Vorsänger erbaut. Da die alte Synagoge
"ganz ruiniert" war, wurde 1857 mit einem Neubau begonnen. Mit
den Bauarbeiten wurde der Maurermeister Johann Michael Meyer aus dem nahen
Ostheim beauftragt. Die Synagoge wurde in neu-islamischem (maurischem) Baustil
erstellt. Zahlreiche Parallelen zu der wenige Jahre zuvor in Heidenheim am
Hahnenkamm erbauten Synagoge lassen sich erkennen. Die Ausmalung hatte ihr
Vorbild in der Ludwigskirche in München (Ludwigstrasse). Die Einweihungsfeier der
Synagoge war am 24. August 1860. In der Hainsfarther Synagoge wurden für 108
Männer und 102 Frauen Plätze eingerichtet.
Vgl. zur Baugeschichte den Beitrag von Rolf Hofmann: Die
"maurische" Synagoge in Hainsfarth. Notwendige Ergänzungen zur bisher
bekannten Baugeschichte (eingestellt als pdf-Datei sowie das Kurzreferat
unten).
Die Synagoge war nur 78 Jahre Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens am
Ort.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude durch mehrere jugendliche,
namentlich nicht bekannte Parteianhänger gestürmt, besudelt, der Toraschrein
aufgebrochen und geschändet.
Nach 1945 wurde das Synagogengebäude und die
benachbarte ehemalige jüdische Schule durch amerikanisches Militär
beschlagnahmt und der jüdischen Vermögensverwaltung (JRSO) übertragen. Diese
trennte sich zunächst 1952 von der Schule und verkaufte sie an Privatleute.
Damals wohnten bereits mehrere Familien im Gebäude. Das Synagogengebäude wurde
in den 1950er-Jahren zeitweise als Sporthalle verwendet, wovon auch die Chronik
des TSV Hainsfarth berichtet. 1959 wurde sie von der politischen Gemeinde
gekauft. 1963 übernahm die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Oettingen
das Gebäude. Es war geplant, hierin eine Kirche einzurichten. Der Plan wurde
nicht ausgeführt; die ehemalige Synagoge diente weiterhin als Lagerraum. 1978
kaufte die politische Gemeinde Hainsfarth das Gebäude. Damals wurden erste
Überlegungen für eine Restaurierung angestellt, die jedoch in den folgenden
Jahren bis zur Klärung der Finanzierbarkeit zunächst zurückgestellt wurden.
Schließlich setzte sich auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege für
den Erhalt des Gebäude ein. Nun konnte von verschiedenen Seiten die
Vorbereitungen zu einer Restaurierung der ehemaligen Synagoge und eine
künftigen Nutzung angegangen werden. In einem ersten Bauabschnitt 1989/90 wurde
die Substanzsicherung des Gebäudes vorgenommen. Von 1991 bis 1996 konnte die
Restaurierung unter dem Architekten Wolfgang Obel durchgeführt werden. Seitdem
wird das Gebäude für kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen, unter
anderem im Rahmen der alle zwei Jahre durchgeführten "Rieser Kulturtage" genützt.
Schule. 1821
richtete die jüdische Gemeinde aus eigenen Mitteln eine jüdische Volksschule
ein, die in den ersten Jahrzehnten über 70 Schüler besuchten und die bis 1923
bestand. Erster Lehrer war Wolf Obermeier.
Mikwe: 2015 wurde bei Abbrucharbeiten einer Hütte in der Nähe der
Synagoge die ehemalige Mikwe (rituelles Bad) wiederentdeckt:
vgl. Artikel von Martina Bachmann in der "Augsburger Allgemeinen" vom
7. November 2015: "Hainsfarth. Ein besonderer geschichtlicher Fund.
In Hainsfarth bricht ein Baggerfahrer eine alte Hütte ab. Dabei legt er etwas
frei, was für die jüdische Bevölkerung einst große Bedeutung
hatte..."
Link
zum Artikel
Überlegungen zur
Baugeschichte der Hainsfarther Synagoge von Rolf Hofmann
Version in english: "Synagogue of Hainsfarth in Bavaria" -
scarcely known details compiled by Rolf Hofmann in 2014 (pdf-file)
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"SYNAGOGEN IN BAYERISCH SCHWABEN"
- Ausstellung im Rahmen der Rieser Kulturtage 2014 - Kurzreferat zur Synagoge Hainsfarth am 6. Mai 2014
Auch wenn die Hainsfarther Synagoge immer noch als "neomaurisch" bezeichnet wird, so
lohnt sich eine kritische Hinterfragung, nachdem sich erwiesen hat, dass bei genauerer
Betrachtung noch ganz andere, unerwartete Details zu Tage treten. Die Baugeschichte der
1860 fertiggestellten Hainsfarther Synagoge ist allein schon wegen der für das Baukonzept
und die Ausführung zuständigen Planer und Künstler von großer Bedeutung, zeigt sie doch im
Nachklang die Verflechtung mit dem Kunstschaffen des erst wenige Jahre zuvor wegen seiner
skandalösen Beziehung zu Lola Montez zurückgetretenen Königs Ludwig I.
von Bayern und
seinem ebenfalls wenige Jahre zuvor verstorbenen Architekten Friedrich von Gärtner. Die
Hainsfarther Synagoge hat einen hervorragenden Stellenwert im Baugeschehen der jüdischen
Landgemeinden des 19. Jahrhunderts in Bayerisch-Schwaben, dies jedoch aus ganz anderen
Gründen als dies bisher behauptet wurde.
Der Entwurf der Hainsfarther Synagoge wird Baumeister Eduard Bürklein zugeschrieben, der
bereits die baugleiche Synagoge im mittelfränkischen Heidenheim konzipiert hatte, deren
Pläne 1854 in der "Allgemeinen Bauzeitung" veröffentlicht wurden. Eduard Bürkleins Bruder
war der wesentlich bekanntere Baumeister Friedrich Bürklein, der auch die Bahnhöfe in
München und Augsburg schuf. Letzterer ist heute noch im Wesentlichen erhalten. Beide
Brüder Bürklein waren Schüler des königlichen Baumeisters Friedrich von Gärtner.
Wesentliche Formenimpulse der Hainsfarther Synagoge lassen sich auf Friedrich von Gärtner
zurückführen. Spektakulär sind zunächst die hufeisenförmigen Fensterleibungen, ein durchaus
"maurisches" Stilelement. Bei näherer Betrachtung lässt sich jedoch feststellen, dass diese
Leibungen nur vorgeblendet sind und sich dahinter reine Rundbogenfenster verbergen, ein
typisch Gärtner'sches Gestaltungselement und auch besonders schön am Augsburger Bahnhof
erkennbar. Ein weiteres beeindruckendes Stilelement ist im Innern der Synagoge die üppige
Schablonenmalerei an den Wänden und der Decke. Es gibt auch hier ein Vorbild aus einem
Gärtner'schen Entwurf. Sein erstes für König Ludwig I. in München geschaffenes Bauwerk
war die Ludwigskirche, deren recht opulente Schablonenmalerei des Kirchenraums vom
Dekorationsmaler Joseph Schwarzmann geschaffen wurde, dem der König auch weiterhin die
Ausgestaltung seiner Baumaßnahmen übertrug.
Man kann also davon ausgehen, dass Eduard Bürklein für die Heidenheimer Synagoge aus der
Formensprache seines Lehrmeisters Friedrich von Gärtner geschöpft hat, vermutlich
ausgehend vom 1848 erbauten protestantischen Betsaal in Bad Kissingen, dessen Bauformen
eine auffallende Verwandtschaft mit den Synagogen in Heidenheim und Hainsfarth zeigen.
Die Planung für den Betsaal in Bad Kissingen entstand in Friedrich von Gärtners Atelier.
Nachdem Eduard Bürklein zu diesem Zeitpunkt am königlichen Bauamt in Ansbach tätig war,
kann angenommen werden, dass er die Bauausführung des Betsaals kannte und daraus seine
Planungsidee für die Heidenheimer Synagoge ableitete, die dann auch prinzipiell für den Bau
der Synagoge in Hainsfarth zur Verfügung stand. An beiden Synagogen wurden mit
hufeisenförmigen Fensterleibungen 'maurische' Stilelemente vorgeblendet und über dem
Portal eine hebräische Inschrift angebracht, um zu zeigen, dass es sich nicht um christliche
Kirchen handelte, sondern um Gebäude jüdischer Gemeinden, die im Rückblick auf ihre
historischen Wurzeln im Orient diese Stilelemente antiker Architektur akzeptieren konnten.
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Abbildungen zum
Beitrag von Rolf Hofmann: |
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Die zwischen 1829
und 1844 von
Friedrich von Gärtner erbaute Kirche
St. Ludwig in München |
1848 von
Friedrich von
Gärtner erstellt:
der protestantische Betsaal in Bad Kissingen
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Eduard
Bürklein wurde 1849 von
König Ludwig I. mit dem Entwurf des
Hochaltars im Dom zu Speyer beauftragt |
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Oben rechts:
Presseartikel aus der
Augsburger Postzeitung vom 6. Juli 1853 |
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Eduard
Bürklein (1816-1871) |
Die
von Eduard Bürklein 1851 bis 1853 konzipierte Synagoge in Heidenheim |
Die 1938
zerstörte Synagoge in Heidenheim |
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Die Synagoge in
Hainsfarth
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Auffallend
bei der Hainsfarther Synagoge: die "hufeisenförmigen" Fenster
sind Rundbogenfenster,
deren Leibungen nur vorgeblendet sind
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Nach den Plänen
von Friedrich Bürklein ab 1869
umgebaut: der Augsburger Hauptbahnhof
Historische Karte und aktuelles Foto |
Ergänzender Beitrag zu Eduard Bürklein:
Rolf Hofmann: Familienblatt
Eduard Bürklein - Dinkelsbühl + München + Mittelfranken
(pdf-Datei)
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Karte erhalten von
Bruno Langner,
Rieser Bauernmuseum Maihingen |
Fotos
Historische Darstellungen:
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries)
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Historische
Ansichtskarte von Hainsfarth mit Ausschnittsvergrößerung der Synagoge. |
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Historische
Ansichtskarte von Hainsfarth mit Gesamtansicht (Synagoge in der Mitte hebt
sich deutlich vor den anderen Gebäuden hervor)
und Ansicht der Synagoge;
die Karte wurde am 6. August 1910 von Hainsfarth versandt. |
Neuere Fotos seit den 1980er-Jahren:
Fotos vor der Restaurierung der
Synagoge
(Quelle: hagalil.com) |
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Die ehemalige
Synagoge: noch Bauhof und Lagerraum |
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Fotos 2004:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 12.3.2004) |
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Nordseite der
ehemaligen Synagoge |
Synagoge von Osten mit dem
Vorbau des Toraschreines |
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Synagoge von Süden |
Der
Eingangsbereich in die Synagoge. Rechts Eingang für die Frauen, links
für die Männer.
Darüber die hebräische Portalinschrift aus Psalm
100,4: "Gehet ein in seine Tore mit Danklied,
in seine Höfe mit
Lobgesang, danket ihm, preiset seinen Namen. Jahr 5620 seit Erschaffung
der
Welt". Nach Renovierung wurde die unterste Zeile ergänzt
"Wiederhergestellt und renoviert 1996". |
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Innenaufnahmen
der ehemaligen Synagoge. Links Blick zur Empore. Mitte und rechts Blick
zum Ort des ehemaligen Toraschreines. |
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Im Bereich des Toraschreines:
Namenstafel zur Erinnerung an die
in der NS-Zeit Ermordeten. |
Im Bereich des Fenster
wurde
die ursprüngliche Ausmalung
nicht restauriert. |
Decke über der Frauenempore.
Auch hier
blieben Flächen unrestauriert, d.h. im Zustand
wie vor der
Renovierung. |
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Kleine Ausstellung mit Fotos
und
Presseartikeln zur Geschichte der
Restaurierung. |
Tafel von Mitgliedern der
jüdischen Familie
Steinharter zum Dank an Bürgermeister a.D.
Max
Engelhardt und den Gemeinderat. |
Links der Synagoge steht das
ehemalige
jüdische Lehrer- und Schulhaus. Es wurde
nach 1945 für
Wohnzwecke genutzt. Derzeit
(2004, unverändert 2010) ist es leerstehend. |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
September
2005: "Europäischer Tag der
jüdischen Kultur" am 4. September 2005 in Hainsfahrt |
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Bericht in den "Rieser
Nachrichten" vom 6. September 2005 S. 26.
Texte werden nicht ausgeschrieben - bei
Interesse bitte Textabbildungen anklicken. |
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August
2008: Familienfeier von Nachkommen der
Familie Aufhäuser in Hainsfahrt |
Artikel in der "Augsburger
Allgemeinen" vom 19. August 2008: "Auf den Spuren jüdischer
Vergangenheit.
Hainsfarth (pm) - Ein Abkömmling der Aufhäuser-Familie, der in Israel lebende Werner Loval, traf sich mit seiner Familie, aus New York und Israel kommend, in Hainsfarth. Der Urgroßvater Abraham Aufhäuser und drei seiner Brüder verließen Ende des 19. Jahrhunderts Hainsfarth und gründeten die Familienzweige der Aufhäuser in Augsburg, Nürnberg, München und Ichenhausen. Ein Bruder verblieb in Hainsfarth und somit wohnten Abkömmlinge bis zur Hitlerzeit dort.
Grund des Besuches war, den Enkelkindern die Wurzeln ihrer aus Hainsfarth stammenden Aufhäuser-Vorfahren nahe zu bringen. Einer schönen Tradition folgend schenkt der Großvater allen seinen Enkelkindern zu ihrer Bath-/Bar Mitzwah eine Reise nach Hainsfarth, um ihnen so die Familienchronik zu zeigen.
Seit 1992 wurde der Kontakt zu Hainsfarth seitens der Familie Loval wieder aufgenommen und dies hat sich als schöne Tradition erwiesen. Inzwischen kehren Familienabkömmlinge ehemaliger Hainsfarther Bürger immer wieder zu ihren Wurzeln zurück. Einige Hainsfarther Bürger erlangten Weltruhm.
In der Synagoge wurden die Gäste von Bürgermeister Franz Bodenmüller und der Vorsitzenden des Freundeskreises der Synagoge begrüßt. Sigi Atzmon hieß die Gäste in drei Sprachen, Hebräisch, Englisch und Deutsch, willkommen.
Danach gingen die Besucher in Begleitung von Bürgermeister Bodenmüller und anderen Gästen auf den gut erhaltenen Friedhof, um die Gräber der Aufhäuser-Vorfahren zu besuchen. Nach einem kleinen Imbiss nahmen alle einen bewegenden Abschied. |
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Oktober
2009: "Schabbatfeier" in der
ehemaligen Synagoge |
Artikel in der "Augsburger
Allgemeinen" vom 26. Oktober 2009: "Ein würdiger Ort, Schabbat zu feiern.
Hainsfarth (heja) - 'Wenn nicht hier, wo würde man dann einen so würdigen Ort finden für eine
Schabbatfeier'. Mit diesen Worten begrüßte die Vorsitzende des Freundeskreises der Synagoge Hainsfarth, Sigi Atzmon, die recht zahlreichen Festgäste in der ehemaligen Synagoge Hainsfarth am Freitagabend. Gäste, die gekommen waren, um gemeinsam eine Schabbatfeier zu erleben. Anlass für diese Veranstaltung, so Atzmon, seien die vielen Fragen gewesen, die die Besucher der Synagoge Hainsfarth zum Schabbat gestellt hätten.
Als 'Experten' hatte hierauf der Freundeskreis den Juristen und Verleger aus Prag, Roman Kovar eingeladen, der die Feier abhielt.
'Jeder männliche Jude ist berechtigt, die Schabbatfeier zu gestalten' erklärte dazu Sigi
Atzmon.
Warum die Kippah tragen? Warum die Männer angehalten seien in einer Synagoge die Kippah (die kleine runde Kopfbedeckung) zu tragen, das war die Frage, die Roman Kovar gleich zu Beginn der Feier beantwortete:
'Wie Moses vor dem brennenden Dornbusch von Gott aufgefordert wurde, die Augen mit den Händen zu bedecken, so tragen die Männer die
Kippah'. Damit würden sie symbolisch zum Ausdruck bringen, dass sie sich die Augen zuhielten, angesichts der unermesslichen Größe Gottes.
Lichterzünden. Den Beginn jeder Schabbatfeier markiere das Lichterzünden - was in der Regel durch die Hausfrau geschehe -, und zwar vor Sonnenuntergang, erklärte Kovar weiter. Mit dem Schabbat - dem höchsten jüdischen Feiertag überhaupt - würden die Juden den sechsten Schöpfungstag, die Erschaffung des Menschen,
'die Krone der Schöpfung' feiern. Zum Schabbat sei der häusliche Esstisch festlich mit koscherem Essen gedeckt.
'Koscher ist das Fleisch von Wiederkäuern mit gespaltenen Hufen oder Fischen mit Schuppen und
Flossen'. Schweinefleisch, Fleisch von Raubvögeln oder Aalen seien nicht koscher.
Der Wein ist wichtig. Untrennbar mit der Schabbatfeier verbunden ist der Wein: der koschere Wein versteht sich. Dieser Wein ähnele einem Biowein, erklärte dazu Kovar. Biowein, mit dem besonderen Merkmal, dass er von einem Rabbiner gekeltert sein müsse. Dahinter stehe die Vorstellung, dass der Wein den
'Geist' dessen annehme, der ihn mache. Im Fortgang der Schabbatfeier sprach Kovar den Segen - Kiddusch - über den Wein auf Hebräisch, zuvor wurde er auf Deutsch verlesen. Wein wurde dann an alle Besucher verteilt.
Zopfbrote aus Hainsfarth. Bevor Kovar die Challah (das Sabbatbrot) segnete, erklärte Sigi Atzmon, dass diese kunstvoll geschlungenen Zopfbrote aus der Hainsfarther Bäckerei Stolz stammten.
'Ich finde es ganz einzigartig, dass diese Tradition bewahrt wurde', sagte sie. Über Generationen hinweg sei das Rezept weitergegeben worden.
Nachdem das Brot gemeinsam gegessen und der Wein getrunken war, endete die Feier mit dem
'Schabbat Schalom' und dem gemeinsam auf Hebräisch gesungenen Lied 'Adon
Olam'. Damit klang eine sehr stimmungsvolle Veranstaltung aus, die jüdische Kultur und Glaubensrituale erlebbar und spürbar machte. Ein großes Kompliment machte der jüdische Gast den Hainsfarthern. Für ihn sei es sehr bewegend gewesen, in dieser sehr imposanten und so schön restaurierten Synagoge den Schabbat zu feiern." |
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März
2010: Neue Überlegungen zur Nutzung
des früheren jüdischen Schulhauses |
Artikel (heja) in der "Augsburger Allgemeinen" vom 12. März
2010 (Artikel):
"Neue Ideen für die Hainsfarther Judenschule.
Hainsfarth Die Gemeinde Hainsfarth will den Zugang zur Synagoge sichern und Konzepte für die künftige Nutzung der leer stehenden Judenschule - in unmittelbarer Nachbarschaft zur Synagoge - entwickeln. Das erklärte jetzt auf RN-Nachfrage Hainsfarths Bürgermeister Franz Bodenmüller.
'Wir überlegen, wie wir das leer stehende Gebäude der Judenschule, ebenso wie die anderen angrenzenden Grundstücke für die Gemeinde nutzen können', so Bodenmüller. Die ehemalige Judenschule befindet sich in Privatbesitz und steht zum Verkauf. Hilfe für die Realisierung des Vorhabens könnte die hoch verschuldete Gemeinde von der Städtebauförderung erhalten.
'Wir beraten mit der Regierung von Schwaben, unter welchen Voraussetzungen die öffentliche Nutzung des Areals förderfähig wäre', sagt Bodenmüller. Von der Regierung gebe es dabei wohl im Grundsatz Grünes Licht, aber die Zusage der Obersten Baubehörde stehe noch aus.
Bereits vor rund 15 Jahren seien für die Nutzung der ehemaligen Judenschule Ideen in Hainsfarth entwickelt worden:
'Es gibt die Idee, dort ein mobiles Klassenzimmer einzurichten zum Thema Judenverfolgung im Nationalsozialismus beispielsweise. Aber auch für die Künstler, die in der Synagoge auftreten, könnte man dort eine Art Umkleideraum
einrichten.' Daneben wäre beispielsweise eine Nutzung durch die Vereine denkbar - vor allem
'wenn einmal die Gastwirtschaft schließen sollte'.
All dies seien aber nur Ideen, betonte Bodenmüller. Ein entsprechendes Konzept müsse noch erarbeitet werden. Ein wichtiger Aspekt sei dabei, den Umgriff der Synagoge als Parkplatz nutzbar zu machen, verbunden mit einer
'vernünftigen Dorfplatzgestaltung'. Ohne Unterstützung der Städtebauförderung sei das teure Projekt nicht zu schultern.
'Die Förderzusage ist die Voraussetzung dafür, dass wir das ernsthaft angehen können.'
(heja)" |
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Juli
2010: Fotos von der Veranstaltung zur
Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Herrn Prof. Dr. Herbert Immenkötter |
Am 20. Juli 2010 wurde für
seine große Verdienste um die Dokumentation der Israelitischen
Kultusgemeinde Hainsfahrt die
Ehrenmitgliedschaft im "Freundeskreis Synagoge Hainsfahrt e.V."
an Prof. Dr. Herbert Immenkötter verliehen. |
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Während der
Laudatio:
Prof. Dr. Rolf Kießling,
Universität Augsburg
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Sigi Atzmon vom
"Freundeskreis
Synagoge Hainsfahrt", Prof. Dr. Jochen
Blumbach und Prof. Dr. Herbert Immenkötter
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Urkunde
"Der Freundeskreis Synagoge Hainsfahrt e.V.
ernennt Herrn Prof. Dr.
Herbert Immenkötter in Anerkennung
seiner Verdienste um die
wissenschaftliche Dokumentation
der israelitischen Kultusgemeinde
Hainsfahrt zum Ehrenmitglied..." |
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Von links: Prof.
Blumbach, Sigi Atzmon
und Prof. Dr. Immenkötter |
Während der
Dankesrede von
Prof. Dr. Immenkötter |
Nach dem
offiziellen Teil:
Gespräche in der ehemaligen Synagoge |
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Gespräche vor
der ehemaligen Synagoge |
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Dazu Bericht von Heike Jahnz in
den "Rieser Nachrichten" vom 22. Juli 2010 (Artikel):
"Für eine tolerante Zukunft.
Hainsfarth Die Geschichte Hainsfarths ist untrennbar mit der Geschichte der Juden in Deutschland verbunden. Professor Herbert Immenkötter, Kirchengeschichtler und mittlerweile emeritierter Professor der Uni Augsburg hat diese Geschichte - in Zusammenarbeit mit seinen Studenten - erforscht und zu Papier gebracht.
'Die israelitische Kultusgemeinde in Hainsfarth im 19. und 20. Jahrhundert' heißt sein bisher zu diesem Thema veröffentlichtes Werk, das im Jahr 2002 erschienen ist.
Im Rahmen eines Festakts hat der Freundeskreis der ehemaligen Synagoge Hainsfarth jetzt Professor Herbert Immenkötter die Ehrenmitgliedschaft verliehen; die erste Ehrenmitgliedschaft überhaupt, seit Bestehen des Vereins.
'In Hainsfarth lebten viele Juden und heute geht es um den, der diese Geschichte dokumentiert
hat', begrüßte Prof. Dr. Jochen Blumbach die Festgäste in der ehemaligen Synagoge. Sehr stilvoll wurde die Veranstaltung von Stefan Schneider (Trompete) und Margarete Hädrich (Klavier) musikalisch umrahmt. Ausdrücklich dankte Blumbach der Gemeinde Hainsfarth für
'die vielfältige Hilfe, die wir durch Sie immer wieder erfahren. Das finden wir ganz
wunderbar.' Hainsfarths Bürgermeister Franz Bodenmüller würdigte im Gegenzug die Leistung, des Freundeskreises, der die ehemalige Synagoge mit Leben erfülle.
'Das Ziel, das uns vereint, ist die Erinnerungsarbeit', formulierte die Freundeskreis-Vorsitzende Sigi Atzmon das Hauptanliegen des Vereins. Auch die kommenden Generationen sollten durch die Hainsfarther Synagoge an die große jüdische Gemeinschaft erinnert werden, die hier einmal gelebt habe.
An Hainsfarths Bürgermeister Max Engelhardt erinnerte dann Dr. Wulf-Dietrich Kavasch: Engelhardt habe es mit Bauernschläue, Hartnäckigkeit und aus einer zutiefst christlichen Überzeugung heraus bewerkstelligt, dass die Renovierungsarbeiten an der Synagoge finanziert und abgeschlossen werden konnten.
'Er hat mir erzählt, dass er sich damit Beschimpfungen und sogar Morddrohungen ausgesetzt
hatte.'
Wie Immenkötter auf Hainsfarth gekommen sei, erklärte in seiner Laudatio Professor Dr. Rolf Kießling von der Universität Augsburg: Immenkötter sei eingeladen worden zur Wiedereröffnung der ehemaligen Synagoge, wodurch er auf die jüdische Geschichte des Ortes aufmerksam geworden sei. Schon bald habe Immenkötters Beschluss festgestanden, sich in Hainsfarth auf Spurensuche zu begeben - vor allem auf dem jüdischen Friedhof, über den er eine Dokumentation erstellte, die allerdings bisher nur im Internet veröffentlicht sei.
'Herbert Immenkötter betreibt jüdische Geschichte mit einem Impetus der Aufklärung. Erinnern ist für ihn Teil des Weges in eine tolerantere
Zukunft', würdigte der Laudator das Ergebnis der Forschungen Immenkötters.
'Es ist mir eine Freude, diese Ehrung heute anzunehmen', sagte Immenkötter schließlich selbst.
'Bei Licht betrachtet ist das viel zu viel der Ehre.' Immenkötter erzählte dann von seinen Erkundungen vor Ort, von den Kollegen, die ihm bei seiner Arbeit zur Seite standen und insbesondere von seinen Begegnungen mit der
'Friedhofs-Wally'. Walburga Wagner, sagte er, habe sich die Pflege 'ihres' jüdischen Friedhofs zur Lebensaufgabe gemacht und lebte dafür
'wie selbstverständlich' in der Leichenhalle." |
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November
2010: Gedenkstunde zum Novemberpogrom
1938 in der Synagoge |
Artikel von Heike Jahnz in den
"Rieser Nachrichten" vom 12. November 2010 (Artikel,
auch als
pdf-Datei eingestellt):
"Mutige Erinnerungsarbeit
Hainsfarth Erinnerungsarbeit und gemeinsames Feiern: Die Gedenkstunde zur Reichspogromnacht in der ehemaligen Synagoge Hainsfarth, zu der der Freundeskreis der ehemaligen Synagoge Hainsfarth eingeladen hatte, war eine Gedenkfeier in ganz wörtlichem Sinn. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert erinnerte in einem Vortrag an die Ereignisse der Reichspogromnacht am 9. November 1938 und bekräftigte die Verpflichtung
'niemals zu vergessen'. Zu einer Feier aber wurde die Gedenkstunde durch den stimmgewaltigen Kantor der israelitischen Kultusgemeinde Augsburg, Nikola David. In Begleitung von Stephanie Knauer (Klavier) trug er ausdrucksvoll Psalmen und Gebete vor.
'Wir sollten mit Freude und im Zusammenhalt in die Zukunft blicken' sagte er nach dem Kaddisch zum Totengedenken und ließ mit jiddischen und sefardischen Liedern, die Gedenkstunde tatsächlich auch mit
'Freude ausklingen'.
Den Weg zurückgefunden. Ausgesprochen gut besucht war diese Veranstaltung, die an ein Ereignis erinnerte,
'bei dem Deutsche schwere Schuld auf sich geladen haben', so formulierte es zu Beginn der Gedenkstunde Professor Jochen Blumbach vom Freundeskreis. Er berichtete davon, dass mittlerweile ein Fundstück aus den Plünderungen in Hainsfarth seinen Weg zurück zum jüdischen Friedhof Hainsfarth gefunden habe: eine gusseiserne Schale, die dem Ritus gemäß, zum Händewaschen nach dem Friedhofsbesuch gedient habe.
'Erinnerungen sind an den Ort gebunden, an dem die Tat geschah. Deswegen ist es ganz wichtig heute hier zu
sein', sagte Landrat Stefan Rößle. 'Ich habe mir bewusst Zeit genommen hierher zu
kommen', fügte er hinzu. Um innezuhalten und darüber nachzudenken, was vor 72
Jahren geschah, dazu brauche man Gedenkfeiern wie diese, erklärte auch Hainsfarths Bürgermeister Franz Bodenmüller:
'Unsere Aufgabe ist es, nicht zu vergessen.'
An die Plünderung von Synagogen und Friedhöfen, die Zerstörung von Geschäften und Wohnungen jüdischer Bürger, an die Ermordung von Juden während der Novemberpogrome, bei denen etwa 30.000 vor allem einflussreiche und wohlhabende jüdische Bürger festgenommen und in den Konzentrationslagern gefoltert worden seien, erinnerte dann Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert. Auch in Hainsfarth seien Bücher und Kultgegenstände aus der Synagoge geholt worden, das Gebäude nach der Plünderung als Getreidelager und später als Bauhof genutzt.
Die vier Gebote. Vier 'Gebote' machte der Bezirkstagspräsident als Lehren der Vergangenheit für die Gegenwart aus: 1. Der ermordeten jüdischen Bürger und des vernichteten Kulturgutes zu gedenken. 2. Die Mechanismen, die zu diesem beispiellosen Zivilisationsbruch führten, zu erforschen. 3. Sorgfältig in der Gegenwart auf alle Anzeichen von Ausgrenzung und Diskriminierung zu achten und ihren Anfängen zu wehren und viertens eine Kultur der Zivilcourage aufzubauen.
'Gedenkorte wie die Hainsfarther Synagoge helfen uns bei dieser Arbeit.'
Spende überreicht. 'Wir gedenken heute der sechs Millionen ermordeten
Juden', so Sigried Atzmon, Freundeskreisvorsitzende. Erinnerungsarbeit, fuhr sie fort, das sei die Aufgabe des Freundeskreises - die Erinnerung an die Gräueltaten der Nazidiktatur mahnend wach zu halten.
'Wenn wir aus der Geschichte lernen wollen, dann ist es nicht mehr erlaubt wegzusehen, nicht erlaubt, nichts wissen zu
wollen.' Für diese 'mutige Erinnerungsarbeit' überreichte in der Synagoge Bezirksrat Alois Stadler dem Freundeskreis spontan eine Spende von 500 Euro." |
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Aus der Gedenkstunde: Fotos
von Rolf Hofmann: |
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Sigi Atzmon,
Vorsitzende
des Freundeskreises der Synagoge |
Bürgermeister
Franz Bodenmüller
(Hainsfarth) |
Sehr gut besuchte
Gedenkstunde in
der ehemaligen Synagoge |
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Landrat
Stefan
Rößle |
Bezirkstagspräsident
Jürgen Reichert |
Übergabe
der Spende durch Bezirksrat
Alois Stadler an den Freundeskreis |
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Mai
2011: Besuch aus Israel in der Heimat
der Vorfahren in Hainsfarth |
Artikel von "gb" in der "Augsburger Allgemeinen"
vom 1. Juni 2011 (Artikel): "Heimat der Vorfahren - Besuch der Familie Steinharter aus Israel
Hainsfarth. Einige Wochen organisierte Rabbiner David Schmiedel aus der Nähe von Tel Aviv eine Reise nach Deutschland und knüpfte hierzu auch verschiedene Kontakte ins Ries. Dabei besuchten Angehörige der Familie Steinharter aus Israel auch die Heimat der Vorfahren in Hainsfarth.
Schmiedel war mit seiner Frau Fanny, einer geborenen Steinharter, Sohn, Schwager Aron Steinharter und einem Begleiter angereist. Der Vater von Fanny und Aron war Elieser Steinharter, 1910 in Hainsfarth geboren. Die Familie war seit Generationen in dem Nordriesdorf ansässig und trieb hier Handel.
Bereits vor dem Krieg hatte einer der Söhne einen Pkw und einen Auslands-Reisepass und in den 1930er Jahren übernahm Familienvater Bernhard Steinharter auch zeitweise die Leitung der inzwischen stark geschrumpften Israelitischen Gemeinde in Hainsfarth.
Nach der sogenannten Reichskristallnacht im Herbst 1938 wurde auch das Vermögen der Hainsfarther Juden beschlagnahmt mitsamt ihrem damals noch seltenen Auto. Die Lage der Juden in Deutschland wurde immer gefährlicher und so beschloss auch die Familie Steinharter die Auswanderung.
Die guten Handelskontakte ermöglichten die Flucht des Vaters mit seinen vier Söhnen und später auch die Ausreise der Mutter mit den beiden Töchtern. Die Familie fand in Palästina und den USA eine neue Heimat, besuchte mit ihren zahlreichen Nachkommen aber immer wieder die alte Heimat.
Besonders die Restaurierung der Hainsfarther Synagoge – zustande gekommen auf Initiative des früheren Bayerischen Wirtschaftsministers Anton Jaumann und den Rieser Nachrichten – begleiteten die Steinharters mit großer Begeisterung. Der Fund der alten Hainsfarther Thora-Rolle – vom damaligen Bürgermeister Wiedemann vor Übergriffen der Nazis gerettet – und ihre Übergabe an die Familie Steinharter in Israel durch Bürgermeister Engelhardt war ein weiterer Höhepunkt. Mit Meier Steinharter, vor Kurzem mit 100 Jahren verstorben, ist der letzte Angehörige der Hainsfarther Familie Steinharter und damit auch der letzte in Hainsfarth geborene Jude verschwunden. Es blieben aber die vielen Nachfahren. Umso bewegender war für diese die Reise in die Heimat der Vorfahren. Auf dem israelitischen Friedhof wurden als Erstes die Gräber der Familie aufgesucht. Der Hainsfarther Judenfriedhof ist sehr gepflegt und nahezu komplett erhalten. Jedoch geht auch an den Grabsteinen die Zeit nicht spurlos vorüber. So ist derzeit eine Sicherung und Sanierung der Gräber in Vorbereitung.
Nachmittagsgebet. Die nächste Station der Gruppe war die renovierte ehemalige Synagoge. Dort verrichtete die kleine Reisegruppe strenggläubiger Juden auch ihr Nachmittagsgebet. Danach stießen auch Hainsfarths Bürgermeister Franz Bodenmüller, Sigried Atzmon vom Freundeskreis der Synagoge und Gerhard Beck, Verfasser der Hainsfarther Chronik, zu der Gruppe. Dabei wurden Geschenke und Informationen ausgetauscht.
Ehemaliges Wohnhaus. Als letzte Station in Hainsfarth machte man sich zum ehemaligen Wohnhaus der Familie Steinharter in der Hauptstraße auf. Das Haus hatte nach der Flucht einen mehrfachen Besitzwechsel erlebt und ist mit einem Nachbarhaus zusammengebaut. In diesem wohnt noch heute Lydia Stangenberg, die ebenfalls angetroffen wurde. Sie kann sich noch gut an die jüdische Nachbarfamilie erinnern und erzählte einige Geschichten. Sie ist eine geborene Griesbauer und in diesem Haus 1931 geboren. Als kleines Kind war sie öfter bei den
Steinharters.
Am Tag vor der Flucht 1938 kam Frau Steinharter noch zur Nachbarin und trug ihr auf, im Falle einer Nachfrage zu sagen, dass die Familie
'verreist' sei. Der Frühstückstisch wurde extra so belassen, damit der Eindruck entstand, dass die Familie nur kurz weggegangen sei.
Der Besuch der Israeliten machte deutlich, dass die Zahl der Zeugen aus dieser schlimmen Zeit immer geringer wird und es an den Nachkommen in Deutschland und Israel liegt, das Andenken an diesen Teil unserer Geschichte zu bewahren." |
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August
2011: Nachkommen der Familie
Aufhäuser zu Besuch in Hainsfarth |
Artikel in der "Augsburger Allgemeinen" vom 5. August 2011 (Artikel):
"Spuren der Vergangenheit.
Nachkommen der Familie Aufhäuser zu Besuch im Ries
Hainsfarth Eine Gruppe von 25 Personen, allesamt Nachkommen der aus Hainsfarth stammenden jüdischen Familie Aufhäuser, besuchte in diesen Tagen Hainsfarth. Die Nordries-Gemeinde ist der Geburtsort von Heinrich Aufhäuser, Gründer der bis heute bestehenden vornehmen Aufhäuser Bank. Die Nachkommen wohnen heute in Israel und den USA.
Der Initiator dieser Reise ist Werner Loval, seine Mutter eine gebürtige Aufhäuser. Er ist ehemaliger Diplomat und Mitgestalter des modernen Jerusalems. Er möchte seinen sechs Enkelkindern die Spuren der Vergangenheit und die Herkunft der Familie zeigen. Zur Religionsmündigkeit Bar/Bat Mitzwa schenkt er jedem seiner Enkelkinder eine Reise nach Hainsfarth.
Bürgermeister Bodenmüller begrüßte die Gäste im Namen der Gemeinde Hainsfarth und brachte zum Ausdruck, dass diese Besuche von besonderer Wichtigkeit seien. Ein Grußwort sprach Bezirksrat Alois Stadler, der Grüße des Bezirks und des Landrats überbrachte.
Sigi Atzmon, die 1. Vorsitzende des Freundeskreises der Synagoge, begrüßte zuerst die beiden Bat Mitzwa Kinder in hebräischer Sprache. Sie übersetzte dann in Englisch und Deutsch, sodass keiner der Anwesenden Verständigungsschwierigkeiten hatte. Wörtlich sagte sie:
'Das Wichtigste sind unsere Kinder, unser aller Hoffnung und das Wunderbare ist, dass diese beiden Kinder, die den Namen Yael und Shani tragen, die Möglichkeit haben, auf den Spuren ihrer Vorfahren zu gehen, um zu wissen, woher sie kommen, wer sie sind und wer ihre Vorfahren waren und was sie erlebt
haben.'
Die Eltern, Großeltern sowie andere Familienmitglieder der Reisegruppe hatten alle das Schicksal der Vergangenheit im Gepäck. Ob es der Enkelsohn des SPD-Reichstagsabgeordneten Sigfried Aufhäuser, dem Gründer der Angestelltengewerkschaft in der Weimarer Republik (die Stadt Augsburg benannte nun eine Straße nach ihm) war, oder Keith Aufhäuser, Enkel von David Aufhäuser, der einst ein bahnbrechender Brennstoff-Wissenschaftler war, um nur einige aus dieser Reisegruppe zu nennen, sie mussten alle im Dritten Reich wegen ihrer Religionszugehörigkeit Deutschland verlassen und emigrieren.
Bewegende Momente. Es waren bewegende Momente und viele Emotionen kamen hoch. Bei einem kleinen Dorfrundgang, der auch den jüdischen Friedhof mit einschloss, wurde deutlich, dass die in Hainsfarth lebenden Juden nicht in einem Getto lebten, sondern Tür an Tür mit ihren Nachbarn. Heute leben in Hainsfarth keine Juden mehr.
Zu Ehren der Gäste gab es einen kleinen Empfang durch die Gemeinde, der in einer sehr entspannten Atmosphäre stattfand. Werner Loval übergab sein Buch
'We are Europeans' an Klaus Engelhardt, der es stellvertretend für seinen Vater, dem Initiator des Wiederaufbaus der Synagoge, entgegen nahm. Dieses Buch gibt die Geschichte einer berühmten jüdischen Familie wider. Mit einer Einladung nach Israel verabschiedeten sich die Gäste sehr herzlich und bedankten sich für den warmen und herzlichen Empfang in Hainsfarth. Man ist sich sicher, dass es wieder einen Besuch geben wird – es gibt noch Enkelkinder …
(pm)." |
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September
2011: Eröffnungsveranstaltung in der
ehemaligen Synagoge zum Tag des offenen Denkmals |
Artikel von Heike
Jahnz in der "Augsburger Allgemeinen" (Lokale Ausgabe
Donauwörth) vom 14. September 2011: "Denkmalschutz heißt Kurs
halten. Eröffnungsveranstaltung in der ehemaligen Synagoge Hainsfahrt zum
Tag des offenen Denkmals".
Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei. |
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November
2011: Gedenkstunde zur Erinnerung an
den Novemberpogrom 1938 |
Artikel von Ernst
Mayer in der "Augsburger Allgemeinen" (Lokale Ausgabe
Donauwörth) vom 12. November 2011:
"Synagoge Hainsfahrt - Bekenntnis zur geschichtlichen
Verantwortung. Gedenkfeier zur Reichspogromnacht..."
Link
zum Artikel - auch eingestellt
als pdf-Datei. |
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April
2012: Ausstellung zum Schicksal
jüdischer Ärzte |
Artikel in den
"Rieser Nachrichten" (Augsburger Allgemeine Lokal) vom 28. April
2012: "Kulturtage. Ein dunkles Kapitel deutscher Medizingeschichte.
Ausstellungseröffnung in der ehemaligen Synagoge
Hainsfarth..."
Link
zum Artikel |
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April
2012: Vortrag von Rolf Hofmann |
Artikel von Ronald
Hummel in den "Rieser Nachrichten" (Augsburger Allgemeine Lokal)
vom 3. Mai 2012: "Vortrag Kulturelle Spurensicherung. Was im Ries
an jüdische Familien erinnert.
Hainsfarth. Der Stuttgarter Rolf Hofmann bot, begrüßt von Sigrid
Atzmon vom Freundeskreis der Synagoge Hainsfarth, in der Synagoge einen
Überblick jüdischer Grab- und Baudenkmäler im
Ries..."
Link
zum Artikel
Abbildung links (erhalten von Rolf Hofmann): Frontansicht der Synagoge Nördlingen,
erstellt von Baumeister Christian Prechter in den 1950er-Jahren. |
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November 2014:
Veranstaltung zur Erinnerung an
den Novemberpogrom 1938 |
Artikel in
hagalil.com vom 3. Dezember 2014: "Gedenken zur Reichspogromnacht in der
einstigen Synagoge Hainsfarth.
Eine Gedenkveranstaltung in der ehemaligen Synagoge Hainsfarth unter dem
Motto 'Dem Antisemitismus können wir nur begegnen, wenn wir mehr über das
Judentum wissen und aufklären'… Organisiert hatte die Feier zum 76.
Jahrestags der Reichspogromnacht der Freundeskreis der Synagoge Hainsfarth
mit ihrer Vorsitzenden Sigried Atzmon. Sie durfte eingangs von Hermann Waltz,
dem Vorsitzenden des Ornbauer Kulturvereins, eine Solidaritätserklärung
entgegennehmen, die von 70 Ornbauern unterzeichnet ist u.a. unterzeichnete
M.d.B. Josef Göppel und Frau Rosalinde diese Urkunde in der sie postulieren:
'Nie wieder Judenhass!
In der Solidaritätserklärung steht: Wir wenden uns gegen jegliche
Form von Hass und Ausgrenzung gegenüber anderen Menschen. Sei es aus
religiösen, ethnischen oder politischen Gründen.
Wir verurteilen antisemitische Ausbrüche besonders in unserem Land mit
unserer Geschichte und befürworten humanitäre Lösungen bei Konflikten
überall auf der Welt.
Wir wollen freundschaftlich, interessiert und mit großer Offenheit Menschen
jüdischen Glaubens begegnen.'
Diese Solidaritätserklärung unterzeichnete u.a. M.d.B. Josef Göppel und Frau
Rosalinde
In diesem Sinne grüßen wir Frau Sigi Atzmon Vorsitzende des Freundeskreises
der Synagoge Hainsfarth e.V. zum Anlass des Aktionstages ' Nie wieder
Judenhass' und allen Mitglieder Jüdischer Gemeinden."
Link zum Artikel
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Januar
2015: Die Restaurierung der ehemaligen
jüdischen Schule kommt nicht voran |
Artikel von Heike
Jahnz in der "Augsburger Allgemeinen" vom 24. Januar 2015: "'Wir hängen total in der
Luft'. Die Sanierung der jüdischen Schule in Hainsfarth droht weiterhin an der Kostenfrage zu scheitern.
Hainsfarth hat einen einzigartigen Schatz. Der kleine, 1500 Einwohner zählende Ort besitzt ein in der Substanz erhaltenes eindrucksvolles historisches Ensemble von ehemaliger Synagoge und jüdischer Schule. Während die Synagoge mit großem Engagement und finanziellen Aufwand vor fast 20 Jahren renoviert wurde, fristet das benachbarte Gebäude der Schule der jüdischen Gemeinde, in der auch der Kantor wohnte, bis heute ein trostloses Dasein. Die Mauern sind feucht, unbewohnbar und dringend sanierungsbedürftig wartet es auf eine sinnvolle Nutzung. Dabei könnte alles so schön sein.
Denn seit Dezember 2012 hat die Gemeinde von der Regierung von Schwaben grünes Licht für ein begeisterndes Projekt:
'Wir als Gemeinde haben das Haus und den Vorplatz der Synagoge gekauft und wollten dort für Schulklassen die Möglichkeit schaffen, sich an einem historischen Ort über die jüdische Kultur im Ries zu informieren. Dazu kämen dann noch die Besuche der beiden jüdischen Friedhöfe in Hainsfarth und Steinhart. Also ein ganzer Tag rund um die jüdische
Geschichte', beschreibt Hainsfarths Bürgermeister Franz Bodenmüller den ursprünglichen Plan.
Aber bis heute ist nicht sicher, ob dieser Plan jemals Wirklichkeit werden kann. Denn: Die erste Ausschreibung der Sanierungsarbeiten hatte eine unvorhergesehene Kostensteigerung um fast 50 Prozent ergeben (wir berichteten). Infolgedessen hätte sich Hainsfarth statt mit 100000 mit 300000 Euro an der Sanierung der Schule beteiligen müssen.
'Bereits die 100000 Euro hätten uns sehr geschmerzt', sagte Bodenmüller. In einer zweiten Ausschreibung, die im Dezember 2014 stattfand, hat sich das beauftragte Architekturbüro (Obel und Partner Donauwörth) um eine deutliche Kostensenkung bemüht. Tatsächlich sei es nun im zweiten Anlauf wohl auch gelungen, deutlich
'abzuspecken'. 'Wir sind jetzt bei 95000 Euro Mehrkosten, was für uns immer noch bedeutet, dass wir mit 195000 Euro dabei wären.' Denn die Zuschüsse wurden entsprechend der ursprünglich geschätzten Kosten von 400000 festgelegt und werden nicht angepasst. Selbst die Summe von 195000 Euro wäre für die hoch verschuldete Gemeinde zu viel:
'Wir haben derzeit alle Hände voll mit unseren Kanälen zu tun und die Gemeinde Steinhart muss nach Hainsfarth an die Kläranlage Oettingen angeschlossen
werden.' Auch die Grundschule müsse dringend saniert werden. Der finanzielle Spielraum sei also sehr begrenzt.
Bodenmüller hat Hilferufe abgesetzt. Der beauftragte Architekt, Wolfgang Obel, habe zwar zugesagt, die Kosten noch weiter zu reduzieren, aber Bodenmüller zeigt sich davon wenig überzeugt:
'Ich habe jetzt einige Hilferufe abgesetzt und CSU-Bundestagsabgeordneten Ulrich Lange, Landtagsabgeordneten Wolfgang Fackler und Bezirksrat Peter Schiele
eingeschaltet.' Diese hätten auch bereits 'etliche Stellen' angesprochen. Bis jetzt jedoch gebe es noch keine konkreten Ergebnisse. Auch die Frage, ob eine Nachförderung vonseiten der Regierung von Schwaben möglich wäre, sei bis jetzt nicht beantwortet. Bisher hatte sich die Regierung bekanntlich sehr stark für das Projekt eingesetzt.
Bis zur nächsten Gemeinderatssitzung am 9. Februar hofft der Bürgermeister nun, konkrete Ergebnisse präsentieren zu können.
'Im Augenblick hängen wir total in der Luft'.
Als 'Plan B' könne er sich zumindest vorstellen, zunächst nur den Vorplatz der Synagoge gestalten zu lassen."
Link
zum Artikel |
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Oktober
2015: Auszeichnung für Sigried Atzmon |
Artikel in den "Rieser Nachrichten" vom 14. Oktober 2015: "Finissage.
Dankurkunde für Sigried-Gunda Atzmon, Vorsitzende des Freundeskreises der
Synagoge Hainsfarth, für ihr Engagement bei der Fotoausstellung
'Waldfriedhof'..."
Zum Lesen bitte Textabbildung
anklicken |
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Mai
2016: Ausgrabung einer alten Mikwe |
Artikel
in der "Sonntagszeitung" (Nördlingen" vom 15. Mai 2016:
"Geheimnisvolle Mikwe in Hainsfarth. Rituelles Tauchbad bei
Synagoge entdeckt - derzeit läuft die archäologische Erfassung..."
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken |
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Oktober 2016:
Rieser Kulturpreis 2016 geht an
den Freundeskreis der Synagoge Hainsfarth |
Der Rieser
Kulturpreis des Jahres 2016 ist an Sigried Atzmon und den Verein
Freundeskreis Synagoge Hainsfarth verliehen worden. |
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Januar
2018: Beim Abriss der Garage über der
früheren Mikwe kam es zu Pannen und Missverständnissen |
Artikel von Verena
Mörzl in der "Augsburger Allgemeinen" (Lokalausgabe
Nördlingen) vom 24. Januar 2018: "HAINSFARTH. Mikwe: Baggerfirma weist Kritik zurück
Ein Unternehmen sollte vor der Synagoge eine Garage abreißen. Seither gibt es Seitenhiebe.
Theoretisch hätte man davon ausgehen können, dass im Bereich der ehemaligen Hainsfarther Synagoge noch mehr Relikte der früheren jüdischen Gemeinde zum Vorschein kommen könnten. Aus Expertenkreisen heißt es auch, dass man lange nach dem jüdischen Ritualbad, der sogenannten Mikwe, gesucht habe, das fester Bestandteil der Glaubenskultur ist. Hätte also verhindert werden können, dass ein Baggerfahrer das Bodendenkmal nicht wahrnimmt, wenn man das Thema sensibler behandelt hätte? Schließlich war dieser nur mit dem Abriss beauftragt. Wäre die Angelegenheit vielleicht anders gelaufen, wenn die Gemeinde beispielsweise einen Archäologen zusätzlich zum Ausbaggern beauftragt oder zumindest die Baggerfirma darauf hingewiesen hätte, dass im Boden Entdeckungen gemacht werden könnten?
Der Schwarze Peter wird in Hainsfarth hin- und hergereicht. Die zuständige Baggerfirma Gutmann aus Hainsfarth weist die Kritik deutlich zurück, dass sie daran Schuld sind, dass einige Steine der Mikwe nicht mehr auffindbar sind. Firmenchef Andreas Gutmann sagt, dass sein Baggerfahrer so gearbeitet habe, wie der von der Gemeinde erteilte Auftrag auch gelautet hat: Die Garage vor der Synagoge sollte abgerissen werden, sodass der Vorplatz schön gestaltet werden kann, wie es der Gemeinderat vor einiger Zeit beschlossen hat. Beim Meißeln gehe eben das kaputt, was man behandele. Das sei schließlich Sinn und Zweck seiner Arbeit. Gutmann sagt, dass es normal sei, dass dann die Bodenplatte und auch Steine, die darunter liegen, kaputt gehen würden. Das könne man nicht verhindern.
Der Baggerfahrer hat nach weiteren Informationen der Firma schließlich den vermeintlichen Bauschutt aufgeladen und zu einer Recyclinganlage gebracht. Dort wurden die Steine dann zu anderem Aushub dazugelegt. Vor der Synagoge in Hainsfarth stellte man derweil fest, dass hier wohl etwas Besonderes gefunden worden sei. Noch später wusste man es besser: Es ist das jüdische Ritualbad, die Mikwe.
Fehlte eine Fachperson? 'Was wir hatten, haben wir dann in unserem Ermessen wieder zurück auf die Baustelle
transportiert', sagt Gutmann weiter. Das Areal vor der ehemaligen und inzwischen sanierten Synagoge in Hainsfarth sei ein
'roter Bereich'. Man hätte annehmen müssen, dass hier noch mehr zum Vorschein kommt. Er glaubt auch, dass man einen Archäologen hätte beauftragen müssen, der die Baustelle überwacht. Oder zumindest eine Fachperson. Gutmann will Bürgermeister Franz Bodenmüller keine Vorwürfe machen, ganz rund gelaufen sei die Angelegenheit aber nicht.
Fast alle Steine der Mikwe sind heute an der Stelle, wo sie gefunden worden sind. Auf Empfehlung des Landesamts für Denkmalpflege wurde die Mikwe
'reversibel verfüllt'. So könne das Bodendenkmal in der Erde erhalten werden. Für den Freundeskreis der Synagoge ist das ein Skandal. Die Vertreter wollen sich, wie bereits berichtet, dafür einsetzen, dass die Mikwe
'erlebbare Geschichte' bleibt und wieder zu sehen ist, nachdem sie zugeschüttet wurde. Weil Gemeinderat und Bürgermeister bei diesem Entschluss nicht auf den Freundeskreis zugegangen sind, fühlen sich Vertreter hintergangen.
Hinweistafel über die Mikwe in Hainsfarth. Heute zeigen Pflastersteine die Umrisse der Mikwe. Geht es nach der Gemeinde, soll eine Hinweistafel später aufzeigen, was an dieser Stelle gefunden worden ist. Die Kosten rund um den Erhalt der Mikwe liegen laut Bürgermeister Franz Bodenmüller bei rund 10.000 Euro.
Hinter hervorgehaltener Hand heißt es, dass in den Gemeinderatssitzungen immer wieder hitzig über das Ritualbad diskutiert worden ist, allerdings nichtöffentlich. Deswegen steht auch der Vorwurf im Raum, dass mit dem Thema nicht transparent umgegangen worden ist und der aktuelle Konflikt hätte vermieden werden können."
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Aus einem weiteren
Artikel von Verena Mörzl in der "Augsburger Allgemeinen"
(Lokalausgabe Nördlingen) vom 26. Januar 2018: "BÜRGERVERSAMMLUNG.
Hainsfarther haben die Nase voll
Zum einen macht der Gestank der Kanalisation in der Mühlstraße Bürger wütend. Weil der Bürgermeister den Gemeinderat belogen haben soll, gibt es ebenfalls Stunk.
...
Zum Eklat kam es aber erst nach der hitzigen Diskussion um den Gestank in der Mühlstraße. Ein Bürger hakte nach und wollte wissen, wer
'befohlen hat, dass die Mikwe zugeschüttet' wurde. Bürgermeister Bodenmüller erklärte, dass das Landesamt für Denkmalpflege diesen Weg empfohlen habe. Es habe zwar den Vorschlag des Kreisheimatpflegers gegeben, dass das jüdische Ritualbad mit einer Plexiglasscheibe abgedeckt werden könnte, um zu sehen, was sich im Inneren befinde. Allerdings, sagte Bodenmüller, wäre die Scheibe womöglich nach bereits einem Jahr von innen mit Moos zugewachsen. Es sei zudem der Wunsch des Gemeinderats gewesen, die Mikwe wieder zu verfüllen. Bodenmüller sprach noch zwei, drei Sätze mehr, bis plötzlich Gemeinderat Gerhard Engelhardt aufstand und im Namen des Gremiums sagte, dass der Gemeinderat damals seinen Segen nur dann geben wollte, wenn der Freundeskreis der Synagoge mit der Verfüllung einverstanden sei.
'Du hast ’Ja’ gesagt, es sei okay, dass sie verfüllt wird, aber das war nicht der Fall. Da hast du uns
angelogen', sagte Engelhardt an Bodenmüller gewandt. Es kehrte Ruhe in der Mehrzweckhalle ein, bis der Gemeinderat weiter sprach:
'Aber nach dieser Absprache ist abgestimmt geworden.' Auch Hainsfarths Zweiter Bürgermeister schaltete sich ein. Klaus Engelhardt sagte, dass der Gemeinderat immer bestrebt gewesen sei, ein gutes Verhältnis zu den örtlichen Vereinen zu pflegen, auch zum Freundeskreis der Synagoge.
'Wir haben dem Freundeskreis zugesichert, sie mit ins Boot zu holen, die hätten auch Vorschläge
miterarbeitet', sagte der Zweite Bürgermeister. 'Wir haben wirklich andere Probleme und man hätte nur reden müssen, aber das ist nicht
passiert.' Bürgermeister Bodenmüller entgegnete, dass dies harte Worte seien. Und dass er nach wie vor mit dem Freundeskreis sprechen wolle..."
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Juni 2019:
Vortrag von Gerhard Beck zur
jüdischen Geschichte in Hainsfarth |
Artikel von Ernst
Mayer in der "Augsburger Allgemeinen" (Regional) vom 4. Juni 2019: "
Heimatgeschichte. Die Spuren der jüdischen Geschichte in Hainsfarth
Gerhard Beck, Archivar der fürstlichen Archive von Oettingen-Wallerstein und
Oettingen-Spielberg, hält einen Vortrag über die jüdische Geschichte der
Gemeinde
Gerhard Beck, Archivar der fürstlichen Archive von Oettingen-Wallerstein und
Oettingen- Spielberg, hielt jüngst in der ehemaligen Synagoge in Hainsfarth
einen Vortrag über die jüdische Geschichte der Gemeinde.
Die Grafen von Oettingen erhielten im Jahr 1331 das Recht, in ihrem
Herrschaftsbereich Juden anzusiedeln und Gebühren und Steuern für deren
Schutz einzutreiben. Ab 1583 sind die Namen und Anwesen von Hainsfarther
Juden bekannt. Es gab kein jüdisches Viertel, sondern die Juden lebten Tür
an Tür mit den Christen. Die verstärkte Ansiedlung in Hainsfarth begann im
Jahr 1616, als auch eine Mikwe errichtet wurde, deren Spuren vor einigen
Jahren entdeckt wurden. Die untersten Stufen der Treppe sind noch erhalten,
während die oberen Steinteile bei den Baggerarbeiten herausgerissen und
abtransportiert wurden. Durch die Entvölkerung im Dreißigjährigen Krieg war
die Mikwe ungenutzt und verfiel. Von den ehemals 120 Anwesen waren mehr als
die Hälfte verlassen. In der Folge siedelten sich dort wieder vermehrt
jüdische Familien an und es wurde 1722 eine Synagoge mit Vorsingerhaus
errichtet. Im Jahr 1667 ist ein Judenschulmeister bezeugt. Der Unterricht
fand in der Synagoge oder im Haus des Vorsingers statt, das im Jahr 1810
durch einen Schulhaus-Neubau ersetzt wurde, der seit drei Jahren grundlegend
saniert wurde. lm Jahr 1923 musste der Schulbetrieb eingestellt werden. Der
letzte Lehrer Ferdinand Kissinger wurde 1941 in Kaunas, Litauen als Häftling
ermordet.
Um das Jahr 1700 hatte die jüdische Bevölkerung in Hainsfarth einen Anteil
von etwa einem Viertel, hundert Jahre später von etwa 40 Prozent, die
restlichen 60 zu zwei Dritteln aus Katholiken und einem Drittel
Protestanten. Juden lebten immer noch mit Christen Haus an Haus. Durch
starken Wegzug ab 1850 wurden sie aber ab etwa 1900 zu einer deutlichen
Minderheit.
Über Jahrhunderte hinweg mussten die Hainsfarther Juden ihre Verstorbenen im
zwölf Kilometer entfernten Wallerstein beerdigen. Die Einweihung eines
eigenen Friedhofes erfolgte am 27. Oktober 1850. Im Jahr 1856 wurde die
Synagoge aus dem Jahr 1722 wegen gravierender Schäden geschlossen und
abgebrochen. 1859 konnte mit einem Neubau begonnen werden, der am 24. August
1860 eingeweiht wurde. Am 31. März 1939 wurde die Synagoge an die politische
Gemeinde verkauft. Es wurde eine Gemeinschaftsgefrieranlage eingebaut. Im
Jahr 1978 verwarf die Evangelische Kirchengemeinde Oettingen den Plan zur
Umwandlung in eine Kirche und verkaufte sie an die Gemeinde zurück, die sie
als Bauhof nutzte. 1993 wurde mit einer Renovierung begonnen. Dem damaligen
Hainsfarther Bürgermeister Max Engelhardt gelang es trotz vieler
Widerstände, sie nach dreijähriger Umbauzeit, am 28. April 1996, als
Gedenkstätte zu eröffnen.
In Hainsfarth pflegten Christen und Juden zu allen Zeiten ein gut
nachbarschaftliches Verhältnis. Die Juden waren sehr stark in das
Gemeindeleben integriert. Von den 44 in der NS-Zeit noch in Hainsfarth
wohnhaften Juden gelang 13 nachweislich die Flucht. 26 noch ansässige und
mindestens zwölf dort geborene Juden wurden im August 1942 deportiert und in
Konzentrationslagern ermordet. Damit war das Ende der jüdischen Gemeinde in
Hainsfarth besiegelt."
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Juli 2019:
Einweihung des neu gestalteten
"Bürgerhauses Alte Jüdische Schule Hainsfarth" und des Synagogenvorplatzes
mit der Mikwe |
Artikel von Peter
Urban in der "Allgemeinen Zeitung" vom 29. Juli 2019: " Würdigung.
Stätten des Respekts. Festakt zur Neugestaltung des Bürgerhauses Alte
Jüdische Schule Hainsfarth.
Zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren
gekommen, um die Neugestaltung des Bürgerhauses 'Alte Jüdische Schule' und
des Synagogenvorplatzes mit Mikwe zu feiern. Die Zeremonie begann mit einer
berührenden Einspielung eines Aaronitischen Segens, gesungen vom jüdischen
Oberkantor Estrongo Nachama. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister der
Gemeine Hainsfarth, Klaus Engelhardt, ließen es sich ebenso zahlreiche
Redner nicht nehmen, Grußworte zu sprechen: Landtagsabgeordneter Wolfgang
Fackler, Landrat Stefan Rößle, der stellvertretende Bezirkstagspräsident von
Schwaben, Edgar Rölz, die leitende Baurätin der Regierung von Schwaben,
Christine Schweiger, Regierungsbaumeister Eberhard von Angerer, die
ausführende Architektin Dorothea Baur und Dr. Sabine Mayer vom Bayerischen
Landesamt für Denkmalpflege.
Unisono lobten sie das neu geschaffene – und jetzt vereinte – Ensemble
Synagoge in Hainsfarth, Bürgerhaus, Mikwe und Friedhof, das in
Bayerisch-Schwaben in dieser Form einzigartig sei. Ebenso lobten alle die
konzertierten Aktionen, um die Finanzierung des Gesamtvolumens von rund 772
000 Euro zu ermöglichen: Die Sanierung des Bürgerhauses kostete rund 6380 00
Euro, 321 000 davon wurden durch das Bayerische Städtebauförderungsprogramm
bezuschusst, der Freundeskreis der Synagoge Hainsfarth und das Landesamt für
Denkmalpflege förderten die Restaurierung der Mikwe. Auch zahlreiche Firmen,
Banken und private Spender hatten ihr Scherflein dazu beigetragen.
Hervorgehoben wurde ebenfalls, dass das Ensemble nicht nur als Denkmal
genutzt werden wird, sondern vor allem auch als Begegnungsstätte dienen
soll. Lobende Worte fand Architektin Dorothea Baur, dass es gemeinsam mit
allen Beteiligten gelungen war, das Projekt 'aus dem Baustopp auszulösen'.
Sie schilderte auch, wie es gelungen war, die Renovierungskosten so niedrig
wie möglich zu halten, dass man eben 'das, was da war, ertüchtigt hat'. Zum
Beispiel hat man bei einem Hainsfarther Bürger alte Türen gefunden, die –
schön restauriert – jetzt dort eingebaut seien und die schöne Haustür der
Begegnungsstätte hat der Nachbar der Synagoge aus seinem Fundus
beigesteuert. Eher zurückhaltend äußerten sich die Vorredner zur jüdischen
Geschichte der Gemeinde, erst Sigried Atzmon, Vorsitzende des
Freundeskreises der Synagoge, ging in ihrer sehr emotionalen Festrede auf
die dunkle Vergangenheit ein. Sie prägte den Satz von 'Stätten des Respekts
und der Versöhnung'. Ihr, deren Hartnäckigkeit und deren 'Brennen für die
Sache' die Realisation des Ensembles hauptsächlich zu verdanken ist, zollten
alle Redner großes Lob, das sie bescheiden zurückgab. Zwischen den
Redebeiträgen sorgte ein Ensemble der Knaben- und Stadtkapelle Nördlingen
auf erstaunlichem Niveau für die musikalische Auflockerung. Das Schlusswort
lieferte der Antisemitismusbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Dr.
Ludwig Spaenle, der beim Thema Diskriminierung und Antisemitismus allerdings
kein Blatt vor den Mund nahm. Er nannte die Judenpogrome der Nazizeit einen
'weltgeschichtlich einmaligen gesellschaftlichen Absturz', sprach von einem
'Nirvana des Wahnsinns' und forderte alle Menschen auf, sich diesen
Auswüchsen, die heute wieder zu verzeichnen sind, entschieden
entgegenzusetzen. 'Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch
singen', zitierte er den Theologen Dietrich Bonhoeffer, der 1945 im KZ
Flossenbürg ermordet worden war. Umso mehr lobte er die Wichtigkeit des
Ensembles, das in Hainsfarth (wieder) entstanden sei und hob dessen – aus
seiner Sicht – sogar staatspolitische Bedeutung hervor. Danach hätte man
gerne die Segnung der Anlage in Ruhe vorgenommen, doch der strömende Regen
verhinderte eine längere Zeremonie auf dem Platz im Freien. So 'retteten'
sich viele Besucher vor dem Nass von oben ins neue Bürgerhaus, von dessen
gelungener Gestaltung man sich anschließend umso intensiver überzeugen
konnte."
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Links und Literatur
Links:
Literatur
(insbesondere in der Monographie von H. Immenkötter weitere
Literaturangaben):
| Germania Judaica III,1 S. 493. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 468-469. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 241-242. 1992² 257-258. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 615-616.
|
| Bernd Vollmar: Die baugeschichtliche Bedeutung der Synagoge in
Hainsfarth. In: Rieser Kulturtage (Hg. Verein Rieser Kulturtage e.V. - Nördlingen)
Bd. 8 (1990) S. 348 - 355. |
| Herbert Immenkötter: Die israelitische Kultusgemeinde in
Hainsfarth (Landkreis Donau-Ries) im 19. und 20. Jahrhundert. Mit Beiträgen
von Rolf Hofmann und Gernot Römer. Augsburg 2002 (= Veröffentlichungen der
schwäbischen Forschungsgemeinschaft. Reihe 1: Studien zur Geschichte der
Bayerischen Schwaben Bd. 30 Hg. von Rolf Kießling); zur Buchvorstellung
beim Verlag: hier
anklicken |
| Die ehemalige Synagoge Hainsfarth - ein Denkmal jüdischer Kultur
im Ries 1860 - 1938 - 1996. Gedenkschrift zum Abschluss der
Renovierungsarbeiten. Verlag des Vereins Rieser Kulturtage e.V. Nördlingen
1996. |
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I:
Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu. (mit umfassenden Quellen- und
Literaturangaben)
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Hainsfarth S. 453-460. |
| Michael Schneeberger: "Ziehet ein mit Lobpreis
und Dank". Zur Geschichte der Juden von Hainsfahrt. Reihe: Jüdische
Landgemeinden in Bayern. Teil 33. In "Jüdisches Leben in
Bayern". Nr. 120 2012 S. 21-25. |
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Spuren jüdischen Lebens rund um den Hesselberg. Kleine Schriftenreihe Region Hesselberg Band
6.
Hrsg. von Gunther Reese, Unterschwaningen 2011. ISBN
978-3-9808482-2-0
Zur Spurensuche nach dem ehemaligen jüdischen Leben in der Region Hesselberg lädt der neue Band 6 der
'Kleinen Schriftenreihe Region Hesselberg' ein. In einer Gemeinschaftsarbeit von 14 Autoren aus der Region, die sich seit 4 Jahren zum
'Arbeitskreis Jüdisches Leben in der Region Hesselberg' zusammengefunden haben, informieren Ortsartikel über Bechhofen, Colmberg,
Dennenlohe, Dinkelsbühl, Dürrwangen, Feuchtwangen, Hainsfarth, Heidenheim am Hahnenkamm, Jochsberg, Leutershausen, Mönchsroth, Muhr
am See (Ortsteil Altenmuhr), Oettingen, Schopfloch, Steinhart,
Wallerstein, Wassertrüdingen und Wittelshofen über die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinden. Am Ende der Beiträge finden sich Hinweise auf sichtbare Spuren in Form von Friedhöfen, Gebäuden und religiösen Gebrauchsgegenständen mit Adressangaben und Ansprechpartnern vor Ort. Ein einleitender Beitrag von Barbara Eberhardt bietet eine Einführung in die Grundlagen des jüdischen Glaubens. Eine Erklärung von Fachbegriffen, ein Literaturverzeichnis und Hinweise auf Museen in der Region runden den Band mit seinen zahlreichen Bildern ab. Das Buch ist zweisprachig erschienen, sodass damit auch das zunehmende Interesse an dem Thema aus dem englischsprachigen Bereich
abgedeckt werden kann, wie Gunther Reese als Herausgeber und Sprecher des Arbeitskreises betont. Der Band mit einem Umfang von 120 Seiten ist zum Preis von
12,80 €- im Buchhandel oder im Evangelisch-Lutherischen Pfarramt Mönchsroth, Limesstraße 4, 91614 Mönchsroth, Tel.: 09853/1688 erhältlich
E-Mail: pfarramt.moenchsroth[et]elkb.de. |
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| "Ma
Tovu...". "Wie schön sind deine Zelte, Jakob..." Synagogen
in Schwaben. Mit Beiträgen von Henry G. Brandt, Rolf Kießling,
Ulrich Knufinke und Otto Lohr. Hrsg. von Benigna Schönhagen.
JKM Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben. 2014.
Der Katalog erschien zur Wanderausstellung "Ma Tovui...".
"Wie schön sind deine Zelte, Jakob..." Synagogen in Schwaben des
Jüdischen Kultusmuseums Augsburg-Schwaben und des Netzwerks Historische
Synagogenorte in Bayerisch-Schwaben. |
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Yehuda Shenef: The Jews of Hainsfarth. Notes on a former Jewish
Community in a Rural Bavarian-Swabian Village. 60 S. ISBN-13: 9783732240944.
Books on Demand 2019.
https://www.bod.de/buchshop/the-jews-of-hainsfarth-yehuda-shenef-9783732240944
und
https://jhva.wordpress.com/tag/yehuda-shenef/ |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hainsfarth Swabia. Jews are
mentioned in the 13th century and six families with permament residence rights
were present in the 16th century. A synagogue was erected in 1723 and a Jewish
public school operated from the first half of the 19th century. The Jewish
population declined steadily from 452 (total 1,143) in 1809 to 211 in 1880 and
34 in 1933. Nineteen Jews left in 1938-41. Six were deported to Piaski (Poland)
on 3 April 1942 and the last two to the Theresienstadt ghetto on 10 August.
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