Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Nordeck (Stadt Allendorf (Lumda), Kreis Gießen) 
mit Ebsdorf und Leidenhofen (Gemeinde Ebsdorfergrund, Kreis Marburg-Biedenkopf) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
    
In dem bis 1806 zum Gebiet der Freiherren von Nordeck zu Rabenau gehörenden Nordeck bestand eine jüdische Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1733 wird die Familie des Jud Liebmann genannt, um 1784 lebten in Nordeck fünf jüdische Familien. Zur jüdischen Gemeinde gehörten auch die in Ebsdorf und Leidenhofen lebenden jüdischen Personen.  
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: in Nordeck 1835 32 jüdische Einwohner, 1861 42 (6,9 % von insgesamt 613 Einwohnern), 1871 33 (6,0 % von 546), 1885 32 (6,6 % von 485), 1890 6 Familien mit 33 Personen, 1895 29 (5,8 & von 500), 1905 33 (6,3 % von 523); in Ebsdorf 1835 10 jüdische Einwohner, 1861 4, 1890 eine Familie mit zwei Personen, 1924 8, 1932 7; in Leidenhofen: 1835 6 jüdische Einwohner, 1861 14, 1890 2 Familien mit 12 Personen, 1905 (zusammen mit Ebsdorf) 11, 1924 2.  Die meisten jüdischen Haushaltsvorsteher verdienten den Lebensunterhalt im Viehhandel.  
 
Bis 1898 war Moses Lion längere Zeit Vorsteher beziehungsweise Synagogenältester. Nachdem er nach Gießen verzogen ist, wurde Maier Stern sein Nachfolger. Er blieb dies bis 1923 und versah auch häufig den Vorbeterdienst. 
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (zeitweise staatliche Israelitische Elementarschule für Nordeck, Ebsdorf und Leidenhofen), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Um 1863 war für einige Jahre Lehrer Baruch Plaut in der Gemeinde tätig; er hatte in diesem Jahr eine Auseinandersetzung mit dem antisemitisch eingestellten Pfarrer Soldau im Nachbarort Winnen (siehe Bericht unten). Bis 1893 unterrichtete Lehrer Rothschild aus Londorf die Kinder der jüdischen Gemeinde. Nach seinem Tod blieb die Lehrerstelle in Nordeck vermutlich weiterhin unbesetzt, der Religionsunterricht der Kinder der Gemeinde, die ansonsten die christliche Schule besuchten (um 1900 vier Kinder) wurde durch auswärtige Lehrer erteilt. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Oberhessen mit Sitz in Marburg
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Moritz Wolf (geb. 1.4.1881 in Nordeck, vor 1914 in Marburg wohnhaft, gest. an der Kriegsverletzung am 10.1.1919) und Felix Spier (geb. 23.5.1895 in Leidenhofen, vor 1914 in Allendorf (Lumda) wohnhaft, gest. an der Kriegsverletzung am 9.3.1919).      
 
Um 1924, als in Nordeck noch 18 jüdische Personen lebten (3,2 % von insgesamt 555 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Leopold Strauß (seit 1923 als Nachfolger des genannten Vorstehers Maier Stern) und Liebmann Stern. 1932 waren die Vorsteher Leopold Strauß und Leo Stern (Schatzmeister). Damals gab es in der Gemeinde noch vier schulpflichtige Kinder, die Religionsunterricht - möglicherweise durch den Lehrer aus Allendorf - erhielten. Arnsberg berichtet - allerdings ohne konkrete Zeitangabe, vermutlich aber auf Anfang der 1930er-Jahre zu beziehen: "als Vorbeter kam Ascher Mai aus Allendorf".    

1933 lebten noch 14 jüdische Personen in Nordeck. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Zwei konnten direkt in die USA emigrieren; die anderen verzogen (zunächst) in andere Orte Deutschlands. Zu Beginn der Deportationen lebte keine jüdische Person mehr in Nordeck.
   
In Ebsdorf lebte bis seit 1910 bis nach 1933 die Familie von Moses Walldorf, der in der Bortshäuser Str. 8 ein Manufaktur- und Kolonialwarengeschäft am Ort betrieb (Foto des Geschäftes bei lagis-hessen.de). Moses Walldorf war mit seinen Eltern Aron und Hanna Walldorf nach Ebsdorf gekommen und heiratete wenig später Thekla geb. Theisenbach aus Hatzbach. Die beiden hatten zwei Kinder: Henriette (Henni) und Max. Die Tochter Henriette (geb. 1912) heiratete 1935 Erwin Höchster aus Roth. Die beiden konnten mit der Tochter Marion und dem Bruder Max 1936 nach Südafrika emigrieren (später in die USA, wo Henriette 1989 starb). Moses Walldorf und seine Frau Dina (Thekla) geb. Theisebach wurden 1942 deportiert und im Vernichtungslager Sobibor ermordet. Verwandtschaft von Moses Walldorf war sein Schwager Emanuel Lion, der mit Auguste Walldorf (Schwester von Moses) verheiratet war und in der Turmstraße 8 wohnte (Sohn Leopold, geb. 1915).  Emanuel Lion starb 1937 in Frankfurt, seine Frau und der Sohn Leopold konnten 1941 in die USA emigrieren (Auguste Lion starb 1979).   
Vgl. Artikel vom 9. November 2017 in der "Oberhessischen Presse": "Die Geschichte von Henni Walldorf. Auf den Spuren eines jüdischen Lebens" (Link zum Artikel).  
Im Juli 2014 wurden für die Familien Walldorf und Lion zusammen sieben "Stolpersteine" verlegt, siehe Artikel vom 15. Juli 2014 in der "Oberhessischen Presse": "Ebsdorf. Stolpersteine gegen das Vergessen" (Link zum Artikel). 
  
Von den in Nordeck geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berta Hess geb. Stern (1887), Adolf Lion (1878), Frieda (Fanny) Lion geb. Grünewald (1876), Jettchen Lion (1873), Ludwig Lion (1909), Erwin Rothschild (1904), Leo Stern (1892), Betty Stiebel geb. Stern (1873), Meier Wolf (1873). 
 
Aus Ebsdorf sind umgekommen: Abraham Spier (geb. 1881 in Ebsdorf, wohnte später in Rauischholzhausen), Moses Walldorf (1884), Dina (Thekla) Walldorf geb. Theisebach (1886). 
  
Aus Leidenhofen sind umgekommen: Selma Rosenbaum geb. Spier (1901), Abraham Spier (1886, wohnte später in Marburg).        
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 

Es wurden in den jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts noch keine Ausschreibungen der Lehrerstelle in Nordeck gefunden. 

  
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Bericht über verletzende Äußerungen des antisemitisch eingestellten Pfarrers Soldau aus Winnen (1863)  
"In hiesiger Gegend ist der Judenhass, gepflegt durch pietistische Pastoren, im Wachsen begriffen". 

Nordeck AZJ 22121863.jpg (170257 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Dezember 1863: "Nordeck in Kurhessen, 6. Dezember (1863). Es ist in diesem Blatt bereits von einer tief verletzenden Äußerung des Pfarrers Soldau zu Winnen gegen die Juden von der Kanzel herab berichtet worden. Derselbe hatte gesagt: 'Kein Jude würde sich ein großes Gewissen daraus machen, wenn er alle Christen vergiften könnte, weil sie nicht mit uns auf gleichem Grund und Boden stehen.' Hiergegen wurde der hiesige Lehrer Baruch Plaut, dessen Schulinspektor der genannte Pfarrer ist, klagbar bei dem kurhessischen Konsistorium in Marburg und zwar in einem ebenso angemessenen wie offenmütigen Gesuche (Anmerkung der Redaktion: Die Aktenstücke liegen sämtlich uns vor). Die nächste Folge war, dass Herr Plaut vor den Pfarrer Soldau, die Bürgermeister und Lehrer von Nordeck und Winnen in der Wohnung des Pfarrers vorgeladen wurde und zwar als Angeklagter wegen Beleidigung der christlichen Kirche und deren Diener in einer Beschwerdeschrift an das Konsistorium. Plaut protestierte, sich von dem Pfarrer als Beteiligtem vernehmen zu lassen, noch dazu, da das Presbyterium keine ihm vorgesetzte Behörde sei. Man weigerte sich zuerst, diese Erklärung zu protokollieren, dann das Protokoll dem Plaut vorzulegen, und als dies bruchstücksweise am anderen Tage geschah, hatte man den Plaut darin sagen lassen, er ziehe seine Beschwerde gegen den Pfarrer Soldau zurück. Gegen dieses Gebahren richtete Plaut abermals ein Gesuch an das Konsistorium. Jetzt endlich erhielt Plaut vom Konsistorium eine Bescheidung, worin ihm mitgeteilt worden, der Pfarrer Soldau habe erklärt, er habe nur gesagt: 'Sowie ein Jude Christ wird, halten die Juden sich verpflichtet, diesen zu verfolgen, ja, machen sich kein Gewissen daraus, wenn sie es könnten, alle diese Christen zu vergiften', und zugleich habe der Pfarrer sein Bedauern ausgesprochen, dieses Wort (vergiften) gebraucht zu haben. Der Pfarrer Soldau gab nun noch die eigentümlich Erklärung: 'Unter Vergiften versteht man die Wirkungen oder das Fühlenlassen des Ärgers oder Zornes.' Plaut beruhigte sich bei allem diesem nicht, beschwerte sich noch einmal beim Konsistorium über die Unzulänglichkeit des ganzen Verfahrens sowie über andere Äußerungen des genannten Pfarrers bei der Verhandlung, erhielt aber nur die Antwort, dass er sich bei der gegebenen Bescheidung zu beruhigen habe, umso mehr, als unter-    
Nordeck AZJ 22121863a.jpg (69018 Byte)dessen auch vom kurhessischen Ministerium des Innern auf eine Beschwerde des Landrabbinats in dieser Angelegenheit eine Bescheidung erfolgt sei. - Möchte, so ungenügend auch der Erfolg war, diese Verhandlung die Wirkung haben, dass fanatische Geistliche sich doch ein wenig in ihren zelotischen Auslassungen mäßigen! Dass ihnen nicht mit gleichem Maße gemessen wird, wie wenn ein jüdischer Lehrer sich einer aggressiven Äußerung schuldig machte, versteht sich von selbst. Nichtsdestoweniger dürfen wir niemals unterlassen, uns gegen solche, noch dazu rein aus der Luft gegriffene Anschuldigungen möglichst zu wehren, und verdienen Männer, die sich diesem unterziehen, den besten Dank. Glaube man doch ja nicht, dass solche Predigten auf dem Lande ohne Wirkung seien. Dem Bauer ist der Pfarrer unbedingte Autorität und sein Wort ein göttliches. In hiesiger Gegend ist der Judenhass, gepflegt durch pietistische Pastoren, im Wachsen begriffen."

   
Bildung eines gemeinsamen Verbandes "Jeschurun" (1905)
        

Londorf AZJ 14041905.jpg (36635 Byte)Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. April 1905: "Am 26. vorigen Monats wurde aus den Synagogengemeinden Londorf, Allendorf a.L., Treis a. L. und Nordeck ein Verband gebildet, der bezweckt, die idealen Interessen des Judentums zu fördern, und zwar durch Verbreitung der jüdischen Geschichte und Literatur, durch die Pflege der Geselligkeit in den einzelnen Gemeinden und durch die Ausübung der werktätigen Nächstenliebe. Der Verband führt den Namen 'Jeschurun'."    

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   

Anzeige der Landesprodukten-, Mehl- und Futterartikelhandlung Stern & Lion (1904)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1904: "Lehrling
Wir suchen per 15. April einen geweckten Lehrling
Kost und Logis im Hause. 
Stern & Lion
, Landesprodukte, Mehl und Futterartikel, 
Nordeck Kreis Marburg."     

    
Anzeigen des Manufaktur-, Mehl- und Futterartikel-Geschäftes M. Rothschild (1902 / 1903 / 1904)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1902
"Für mein Manufakturwarengeschäft suche per sofort einen tüchtigen 
Detailreisenden

bei hohem Salair. Kost und Logis im Hause. 
M. Rothschild, Nordeck bei Allendorf an der Lumda."   
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8- Juni 1903
"Für mein Manufakturwaren-Geschäft suche einen tüchtigen 
Detailreisenden
nicht unter 25 Jahren. Eintritt per10. Juli oder 1. August.
M. Rothschild, Nordeck bei Allendorf an der Lumda."    
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1904:  
"Für mein Samstags geschlossenes Manufaktur-, Mehl- und Futterartikel-Geschäft suche per sofort einen 
Lehrling
unter günstigen Bedingungen. Kost und Logis im Hause. 
M. Rotschild,
Nordeck (Hessen)."         

     
     
   
 
Zur Geschichte der Synagoge       
   
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der jüdischen Häuser vorhanden. Vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts konnte die jüdische Gemeinde ein in der Mitte des 18. Jahrhunderts erbautes Fachwerkhaus erwerben und in ihm nach vorausgegangenem Umbau eine Synagoge einbauen. 
 
Das zweigeschossige Haus zeigt ein meisterhaft ausgeführtes, charakteristisch hessisch-fränkisches Fachwerk mit ausgeprägten Strebefiguren der Eck- und Bundpfosten. Leider wurde die Westseite vor einigen Jahrzehnten verkleidet, sodass hier das Fachwerk nicht zu sehen ist.    
 
In der Nordecker Synagoge gab es fünf Torarollen, von denen zwei von Gebr. Wolf, Meier Wolf Söhne gestiftet worden waren. 1881 erfolgte eine gründliche Reparatur des Gebäudes.  

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge nach vorliegenden Berichten auf Grund des Widerstandes des damaligen Bürgermeisters nicht zerstört. Nach 1938 wurde das Gebäude zu einem Wohnhaus umgebaut. Ein Eingangsvorbau und ein Anbau im Süden wurden nach 1945 ergänzt.    
  
  
Adresse/Standort der Synagoge Rabenaustraße 42   
    
    
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 27.3.2008)     

Die ehemalige Synagoge in Nordeck
im März 2008
Nordeck Synagoge 110.jpg (72408 Byte) Nordeck Synagoge 113.jpg (65002 Byte)
  Blick auf das ehemalige Synagogengebäude mit dem verkleideten Westgiebel und einem Anbau an der Südseite

     
     
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Allendorf (Lumda)  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Nordeck (interner Link)   
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Nordeck 

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Nordeck   
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Nordeck sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,650   Verzeichnis der Familien und Geburtsregister der jüdischen Gemeinde in Nordeck  1824 - 1873, 1890 - 1929; enthält vor allem ein Verzeichnis der Familien und Gemeindediener der Synagogengemeinde Nordeck mit den Filialorten Ebsdorf und Leidenhofen, 1890 - 1899 und 1923 - 1929, eine Liste der steuerpflichtigen Gemeindemitglieder um 1900, eine Beschreibung der Verhätlnisse der jüdischen Gemeinde um 1900; ein Geburtsregister der Juden von Nordeck 1824 - 1873; enthält auch Angaben zu Personen aus Ebsdorf und Leidenhofen   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3553836      
HHStAW 365,652   Sterberegister der Juden von Nordeck  1826 - 1872; enthält auch Angaben zu Personen aus Leidenhofen   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3031400     
HHStAW 365,651   Trauregister der Juden von Nordeck  1828 - 1872; enthält auch Angaben zu Personen aus Ebsdorf und Leidenhofen     https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2083529        

 Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 147-148.  
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 86-87.  
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 71.  
bulletdies.: Neuausgabe der genannten Bücher 2007 S. 206-207.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 28-29.    
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 518.  
bulletBarbara Händler-Lachmann / Ulrich Schütt: "unbekannt verzogen" oder "weggemacht". Schicksale der Juden im alten Landkreis Marburg 1933-1945. Marburg 1992 sowie 
bulletBarbara Händler-Lachmann / Harald Händler /Ulrich Schütt: 'Purim, Purim, ihr liebe Leut, wißt ihr was Purim bedeut?' - Jüdisches Leben im Landkreis Marburg im 20. Jahrhundert. Marburg 1995.  
bullet Stefan Gotthelf Hoffmann: Der "Nordecker Judenmord". Hintergründe zum Tode von Salomon und Johanna Wolf am 3. März 1884. Ein Beitrag zur Familiengeschichte des Schriftstellers Friedrich Wolf [1888-1953]. 2 Bände. Edition Schwarzdruck 2022. ISBN 978-3-96611-024-2.  Website der Autos (mit Bestellmöglichkeit):  https://www.friedrich-wolf-1888-1953.de/
Zu diesem Buch: In der Nacht vom 2. auf den 3. März 1884 wurde das jüdische Ehepaar Salomon und Johanna Wolf im oberhessischen Dorf Nordeck brutal ermordet. Der mutmaßliche Täter Konrad Hedderich, ein hoch verschuldeter ehemaliger Schmied und Ackermann aus dem Nachbar Ort Roßberg, stand seit vielen Jahren in Geschäftsbeziehungen mit dem jüdischen Handelsmann Salomon Wolf. Er hatte durch Zwangsversteigerung seinen Hof an diesen verloren und gedroht, 'der Wolf werde seine Strafe schon bekommen'. Warum aber wurde Hedderich trotz eindeutiger Befunde in dem Prozess vor dem Marburger Schwurgericht im Oktober 1884 freigesprochen, und zwar aus 'Mangel an Beweisen'?
Stefan Gotthelf Hoffmann erinnert in seiner Studie 'Der Nordecker Judenmord' an das tragische Ende des jüdischen Ehepaares Wolf. Er klärt über die Hintergründe des Mordfalls auf und ordnet die Tat in den historischen Kontext der aufkeimenden antisemitischen Bauernbewegung eines Otto Böckel in Hessen ein. Auch die Wahrnehmung des Verbrechens durch den berühmten Enkel, Arzt und Schriftsteller Friedrich Wolf, der seine Großeltern nie kennen gelernt hat, wird im zweiten Teil der Studie untersucht. Ausgehend vom heutigen Kenntnisstand über den Prozess transgenerationaler Weitergabe traumatischer Erfahrungen in Familien wird die These vertreten, Friedrich Wolfs Denken und sozialpolitisches Handeln viel stärker aus dem Blickwinkel des erlittenen Nordeecker Familientraumas zu verstehen. Diese neue Sicht auf Friedrich Wolf bietet auch die Chance, die 'vererbten Wunden' aufzuspüren.
Woher kommt es, dass innerhalb der Großfamilie Wolf plötzlich einer da ist, aufsteht, seinen Mund aufmacht und ein Leben lang für eine gerechtere, sozialere, friedlichere, sprich: humanere Welt kämpft, bis zur völligen Erschöpfung, bis zur Selbstaufgabe, bis zum bitterem Tod? Wir können diesen Enkel Friedrich Wolf nur verstehen, wenn wir genau hinschauen, was damals mit seinen Vorfahren geschehen ist und wir nach und nach begreifen, welche unerträgliches Leid diese jüdische Familie Wolf aus dem hessischen Dorf Nordeck erfahren hat. Es gilt den Menschen Friedrich Wolf in all seiner inneren Zerrissenheit, inneren Widersprüchen und Ambivalenzen zu begreifen. Friedrich Wolf: zwischen Trauma und Utopie, Verletzbarkeit und Resilienz, zwischen Tragik und Größe. Aus dieser Dialektik kommen wir bei ihm nie heraus.

    
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Nordeck (now part of Allendorf Lumda) Hesse-Nassau. Jews lived there from 1733, numbering 42 (7 % of the total) in 1861 and 18 in 1925. The village head managed to prevent the synagogue's destruction on Kristallnacht (9-10 November 1938). No Jews remained in 1941. 
    
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020