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Ottrau (Schwalm-Eder-Kreis)
mit Berfa (Stadt Alsfeld, Vogelsbergkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Ottrau bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18.
Jahrhunderts zurück. 1662 werden erstmals Juden am Ort genannt. 1693
starb am Ort Wolf Goldschmidt, ein "Stammvater" der Ottrauer Juden; er
war aus dem Fuldischen nach Ottrau gekommen. 1696 waren es fünf
jüdische Familien (Goldschmidt, Levi, Plaut, Wallach und Michel), 1744 und 1776
jeweils acht Familien.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1835 52 jüdische Einwohner, 1861 32 (6,1 % von insgesamt 527
Einwohnern), 1871 36 (7,1 % von 505), 1885 33 (6,4 % von 518), 1895 32 (6,4 %
von 500), 1905 38 (7,1 % von 534), 1910 29 (5,3 % von 550). 1808 werden
als jüdische Familienvorsteher genannt: Salomon Plaut, Feist Wallach, Heinemann
Levi, Jacob Plaut, Ruben Plaut, Abraham Plaut, David Plaut und Jeist Wallach.
Die Genannten verdienten den Lebensunterhalt ihrer Familien vor allem durch den
Handel mit Vieh und Ellenwaren, einzelne auch durch Handel mit Tabak und anderen
Waren. Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten mehrere von ihnen
Geschäfte und Handlungen am Ort. Joseph Michel betrieb eine Handlung mit
Schreibwaren.
Im benachbarten Ort Berfa (Stadtteil von
Alsfeld) gab es im 19. Jahrhundert wenige jüdische Einwohner (eine Familie;
1835: fünf jüdische Einwohner, 1861 sechs). Sie gehörten zur Gemeinde in
Ottrau.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(seit mindestens 1840 für einige Zeit eine Elementarschule, dann
Religionsschule) und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem
jüdischen Friedhof in Oberaula beigesetzt.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 18./19. Jahrhundert
zeitweise ein eigener jüdischer Lehrer (zugleich Vorbeter und Schochet)
angestellt. 1773 wird als jüdischer Schulmeister Simon David genannt; sein Sohn
Levi ließ sich im Juli 1773 taufen und hieß danach Christian Constantin. 1840
wird als Lehrer der aus Weißenborn stammende Jonas Lewi genannt.
Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Oberhessen mit Sitz in Marburg.
Um 1924, als zur Gemeinde noch 19 Personen gehörten (3,3 % von insgesamt
577 Einwohnern, in fünf Familien), war Gemeindevorsteher Tilo Plaut. 1932
war Gemeindevorsteher Heskias Levy.
1933 lebten noch 18 jüdische Personen in Ottrau (2,9 % von insgesamt
627 Einwohnern). In
den darauf folgenden Jahren der NS-Zeit ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (Familie Lehrberger nach
New York). Letzter Gemeindevorsteher war Salomon Plaut. Er musste die Synagoge
noch 1938 an die politische Gemeinde verkaufen. 1939 wurden noch fünf jüdische
Einwohner am Ort gezählt. Als letzter verließ Gemeindevorsteher Salomon Plaut
im Oktober 1941 Ottrau und verzog nach Frankfurt.
Von den in Ottrau geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Betty Kempe geb. Plaut
(1894), Jenny Kleeberg geb. Plaut (1898), Adolf Levi (1876), Helene Hilda
(Hilde) Levi geb. Plaut (1884), Hermann Levi (1905), Jettchen Levi geb. Wallach
(1869), Jettchen Levi geb. Plaut (1869), Meier Levi (1877), Mendel Levi (1873),
Moritz Levi (1905), Berta Levy (1921), Frieda Plaut (1877), Salomon Plaut
(1869), Gusti Rosenbaum geb. Levi (1902), Rosa Stern geb. Plaut (1908), Regina
Strauß geb. Heinemann (1866), Minna Fanny Wallach geb. Levi (1862), Rosi Wolff
geb. Plaut (1900).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Ottrau gefunden. |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge unbekannten
Alters (nach Arnsberg "eine kleine, aber schöne Synagoge") war
vorhanden. Über Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 ist nichts bekannt. Das Gebäude
wurde wohl auf Grund der engen Bebauung nicht angezündet. Nach 1945 wurde das
Gebäude abgebrochen und auf ihren Grundmauern ein neues Einfamilienhaus
erstellt.
Adresse/Standort der Synagoge: Im
Pilz 10
Fotos
(Quelle: Altaras s.Lit. 1988 S. 56-57)
Grundstück der ehemaligen
Synagoge
im Juli 1985 |
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Das an Stelle der Synagoge
erbaute
Einfamilienhaus steht auf den
Grundmauern der Synagoge |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 192-193. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 56-57. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 57 (keine weiteren
Informationen) |
| dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007² S.
166. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 181. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 360-361. |
| Barbara Greve: Jüdisches Leben in den Dörfern
Breitenbach, Hausen und Ottrau in landgräflicher und kurfürstlicher Zeit.
In: Heimatvertriebene Nachbarn. Beiträge zur Geschichte der Juden im Kreis
Ziegenhain. Hrsg. von Hartwig Bambey, Adolf Biskamp und Bernd Lindenthal.
Bd. II S. 683-706. |
|
Beitrag
über die Familie Plaut: Elisabeth S. Plaut: The Plaut Family. Tracing
the Legacy. Edited by Jonathan V. Plaut
When Elizabeth S. Plaut began tracing her husband’s family roots forty
years ago, she had no idea how this undertaking would change her life and
turn her into a serious genealogist. A trained researcher, she corresponded
with hundreds of people around the world to glean information about the
various branches of the family; scoured cemetery files, archives, and other
available sources; and maintained copious files brimming over with her notes
and charts. Beginning with her quest to find the roots of her husband’s
branch of the family from Willingshausen, Germany -many years before
genealogy became popular - Elizabeth Plaut discovered families in dozens of
small villages in Germany. She tracked the relationships between more than
11,000 people and separated the branches according to the many cities where
the families originated. Impressive in its scope and in Elizabeth Plaut’s
meticulous commitment to detail, The Plaut Family: Tracing the Legacy will
be of immense value to all those interested in knowing more about their
roots. 7" x 10" 420 pp. softcover $45.00. Vgl.
http://www.avotaynu.com/books/Plaut.htm.
Family Trees Organized by German Town of Ancestry: Bodenteich, Bovenden,
Falkenberg, Frankershausen, Frielendorf, Geisa, Gudensberg, Guxhagen,
Melsungen, Obervorschuetz, Ottrau, Rauschenberg, Reichensachsen,
Rotenburg, Schmalkalden, Wehrda, Willingshausen.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Ottrau
Hesse-Nassau. Established in the 18th century, the community numbered 52 in
1835, dwindling to 18 in 1933. The undamaged synagogue was sold after
Kristallnacht (9-10 November 1938), and all the Jews left, seven emigrating.
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