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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Zur jüdischen Geschichte / Synagoge in
Pforzheim bis
1938/40
Pforzheim (Stadtkreis)
Jüdische Geschichte nach 1945 / Synagoge 2006 / Pläne für eine neue Synagoge (ab
2021)
Bitte besuchen Sie auch die Website der Jüdischen Gemeinde Pforzheim K.d.ö.R.
https://www.jgpf.de/
und der IRG Baden mit Seite zu Pforzheim https://irg-baden.de/de/juedische-gemeinde-pforzheim
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde nach 1945
Die nach 1945 wieder zugezogenen jüdischen Personen gehörten zunächst zur jüdischen
Gemeinde in Karlsruhe. Es waren anfangs nur wenige Personen, später zogen
weitere aus Israel, Polen und anderen osteuropäischen Ländern in der Stadt zu.
Liste der in Pforzheim 1946 wieder lebenden
jüdischen Personen
Artikel
in der Zeitschrift "Aufbau" vom 23. August 1946: "Juden in Pforzheim. Auf
den Namen folgen Geburtsdatum, Geburtsort und jetzige Adresse. Mitglieder
der jüdischen Gemeinde…." |
Zur
Entstehung der neuen Gemeinde
In den 1980er-Jahren konnte eine neue jüdische Gemeinde (Israelitische
Kultusgemeinde Pforzheim) begründet werden konnte. Sie erfuhr seit den
1990er-Jahren starken Zuwachs von jüdischen Gläubigen aus den ehemaligen
Ländern der Sowjetunion. Die Jüdische Gemeinde versteht es als wichtige
Aufgabe, den zugewanderten Gläubigen in Pforzheim geistliche Wegweisung und
Orientierung zu geben. Darüber hinaus sollen die neuen jüdischen Bürger
unterstützt werden, sich in das Leben der Stadt zu integrieren. Im September 2011
bestand die Jüdische Gemeinde Pforzheim aus 430
Mitgliedern, darunter 80 Jugendliche unter 16 Jahren. 2018 hatte sie 355
Gemeindemitglieder Darüber hinaus gibt es
etwa 70 Personen, die durch ihre jüdischen Ehepartner am Gemeindeleben
teilnehmen. Die Gemeinde gehört dem Landesverband der Israelitischen
Religionsgemeinschaft Baden K.d.ö.R. an.
Gemeindevorsitzender ist (Stand 2024) Rami Suliman. Gemeinderabbiner ist
seit Anfang 2022 Moshe Yudelevitz.
Kontakt: Jüdische Gemeinde Pforzheim K.d.ö.R. Emilienstraße 20-22
75172 Pforzheim E-Mail:
info@jgpf.de
Weitere Informationen siehe Website
https://www.jgpf.de/
Zur Geschichte der Betsäle / der Synagoge 1945 - 2006
Erstes Zentrum der jüdischen Gemeinde war
bis 1961 in Brötzingen in der Privatwohnung von Moritz Reis bis 1961. In
der Folgezeit gab es weitere Beträume in Privatwohnungen.
In den 1990er-Jahren gab es einen Betsaal in einem Haus am Marktplatz, später in der Zerrenner
Straße am Waisenhausplatz. 2003/04 war zunächst der Bau einer neuen Synagoge in den Kallhardtanlagen mit einem jüdischen Gemeindezentrum
geplant. Dieser Plan wurde nicht verwirklicht. Im Frühjahr 2004 konnte die Israelitische
Religionsgemeinschaft Baden das dreistöckige Gebäude der ehemaligen
Landeszentralbank (LZB) an der Emilienstraße 20/22 für die inzwischen (Stand
Anfang 2006) etwa 430
Mitglieder zählende jüdische Gemeinde in Pforzheim (davon 80 Jugendliche unter
16 Jahren) erwerben. Das Gebäude wurde bis Anfang 2006 nach den Plänen von Architekt
Nathan Schächter (Münster) zu einem jüdischen Gemeindezentrum mit
Synagoge, Schule, Gemeindeverwaltung und weiteren Einrichtungen umgestaltet. Am
15. Januar 2006 wurde die neue Synagoge in Anwesenheit des früheren
aschkenasischen Oberrabbiners von Jerusalem Israel Meir Lau und des damaligen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs Günter Oettinger feierlich eingeweiht.
Die Einweihung der neuen Synagoge
am 15. Januar 2006
Das Programm:
| Feierlicher Einzug der Tora |
| Gesang Oberkantor Raphael Polani |
| Begrüßung durch den Vorsitzenden
der Israelitischen Kultusgemeinde Pforzheim Herrn Rami Suliman |
| Ansprachen zur Eröffnung
- Oberrabbiner der Stadt Tel Aviv-Jaffa Rabbiner Israel Meir
Lau
- Ministerpräsident Baden-Württembergs Herr Günter
Oettinger
- Vizepräsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland
Frau Charlotte Knobloch
- Oberbürgermeisterin der Stadt Pforzheim Frau Christel
Augenstein
- Der Vorsitzende des Oberrates / IRG Baden Jakov
Goldenberg |
| Gesang Oberkantor Raphael Polani |
| Eintrag in das Goldene Buch der
Stadt Pforzheim durch Herrn Rabbiner Israel Meir Lau
Im Anschluss: Empfang mit israelischen Spezialitäten |
Fotos von der Einweihung der neuen
Synagoge am 15. Januar 2006
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Letzte Vorbereitungen |
Um 15 Uhr: Der
Betsaal ist voll besetzt |
Im Hintergrund der hintere
Teil der Frauenempore |
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Der feierliche
Einzug und die Einbringung der Tora - dadurch wird das Gebäude zur
Synagoge |
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Oberrabbiner Lau begrüßt
Ministerpräsident Oettinger |
Einige Rabbiner sowie
Vertreter der Kirchen |
Oberkantor Raphael Polani
(Mannheim) |
Begrüßung durch den
Vorsitzenden
der IKP Rami Suliman |
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Ansprache von Oberrabbiner
Israel Meir Lau |
Ansprache von
Ministerpräsident
Günter Oettinger |
Ansprache von Vizepräsidentin
Charlotte Knobloch |
Ansprache von
Oberbürgermeisterin
Christel Augenstein |
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Gratulationen nach der Feier:
rechts hinten Andrew W.
Hilkowitz, Moderator der
Einweihungsfeier |
Begehrter
Gesprächspartner -
Oberrabbiner Israel Meir Lau |
In der Mitte: David
Seldner,
Vorsitzender der Jüdischen
Kultusgemeinde in Karlsruhe
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Oberbürgermeisterin
Augenstein im Gespräch |
Im Gespräch mit
Barbara Traub, Vorstandssprecherin der
Israelitischen Gemeinde
Württembergs: links Rami Suliman,
rechts Charlotte Knobloch |
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Oberrabbiner Lau trägt sich
in
das Goldene Buch der
Stadt Pforzheim ein |
Stehempfang - Blick von
der
Frauenempore |
Nach der Feier auf
der
Frauenempore |
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Der Vorhang (Parochet)
vor dem
Toraschrein |
Die Rundleuchter
über dem vorderen Bereich des
Betsaales zeigen Texte aus der Tora |
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Am Eingang erinnert ein Foto
an die 1938 zerstörte
Synagoge Pforzheims |
Über dem
Eingangsbereich |
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Inzwischen Erinnerung: Fotos vom alten Betsaal
bis 2006 und nicht verwirklichte Pläne 2003/2005
(Quelle: Israelitische
Kultusgemeinde Pforzheim)
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Links und Mitte: Blick über den Schulchan
(Vorlesepult) zum Toraschrein |
Chanukkafeier Dezember 2004 |
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Nicht verwirklicht: die Pläne von 2003 für eine neue Synagoge in Pforzheim
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Wirklichkeit geworden: Die
Pläne des neuen Betsaales von 2005
(Quelle: Israelitische
Kultusgemeinde Pforzheim) |
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Virtueller Blick
zum Toraschrein |
Blick über die Empore
in den
Betsaal |
Am Lesepult |
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Neue Pläne für eine Synagoge
(ab 2021)
Seit Jahren besteht in der jüdischen Gemeinde in Pforzheim der Wunsch, ein neues
jüdisches Gemeindezentrum mit Synagoge zu erbauen. Anfang der 2020er-Jahre
wurden die Pläne konkreter. Im Juni 2024 konnte ein Bauantrag für ein neues
Gemeindezentrum mit Synagoge bei den Baubehörden eingereicht werden. Die Pläne
wurden von Architekt Peter W. Schmidt gezeichnet. Demnach wird das jetzige
Gebäude in der Emilienstraße 20 abgebrochen. An dieser Stelle, neben dem
derzeitigen Gebetshaus, wird die neue Synagoge erbaut werden. Zur Emilienstraße
hin wird die neue Synagoge ein großes Rosettenfenster erhalten, das den großen
Saal belichtet. Die Fassade wird eine Verkleidung aus Muschelkalk erhalten.
Siehe Pläne und Abbildungen in der Website des Architekturbüros Peter W.
Schmidt:
https://pws.eu/projekt/neue-synagoge-pforzheim
Einzelne Berichte
Dezember 2008:
Über Andrew
Hilkowitz und seine Synagogenführungen |
Foto
von Chris Heinemann mit Untertext: "'Das 'Gesicht' der Israelitischen
Kultusgemeinde Pforzheims ist Andrew Hilkowitz für viele Menschen,
geleitete er doch zahlreiche Interessierte bei Führungen durch die
Synagoge. Aus Altersgründen zieht er sich von dieser ehrenamtlichen
Tätigkeit zurück."
Artikel von Chris Heinemann im "Pforzheimer Kurier" vom 29.
Dezember 2008: "Mit Synagogenführungen Schranken abgebaut. Nach
15 Jahren beendet Andrew Hilkowitz seine offizielle ehrenamtliche
Tätigkeit für die Israelitische Kultusgemeinde.
Für viele ist er schlichtweg 'das Gesicht' der Israelitischen
Kultusgemeinde Pforzheims (IKP). Ein Großteil der insgesamt fast 13.000
Besucher in d en vergangenen drei Jahren hat durch ihn wertvolle Einblicke
in die lebendige Gegenwart, leidvolle Geschichte und hoffnungsvolle
Zukunft der Pforzheimer Juden gewonnen. Seit Eröffnung des jüdischen
Gemeindezentrums vor drei Jahren führt Andrew Hilkowitz im Schnitt 25-
bis 30-mal im Jahr eine Besuchergruppe durch die Räume in der
Emilienstraße. Und das soll auf Wunsch des Gemeindevorstands auch
vorläufig so bleiben, obwohl der 67-jährige vor kurzem seine offizielle
Ehrenamtstätigkeit aus Altersgründen beendet hat..."
Zum weiteren Lesen bitte Artikel anklicken - bitte längere Ladezeit auf
Grund der Dateigröße beachten. |
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Juli bis
September 2011: Ausstellung "Jüdisches Leben in
Pforzheim" in der Galerie Pforzheim
(Bleichstraße 81:
Öffnungszeiten siehe auf der Website der Stadt Pforzheim: Seite
zur Galerie Pforzheim) |
Zum Lesen der Presseartikel:
bitte Textabbildungen anklicken |
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Oben: Artikel im
"Pforzheimer Kurier"
vom 1. Juli 2011 von Susanne Roth:
Alle Facetten eingefangen. Ausstellung
zum jüdischen Leben in Pforzheim"
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Artikel in der
"Pforzheimer Zeitung"
vom 1. Juli 2011 von Olaf Lorch-Gerstenmaier:
"Bestandteil der Stadtgeschichte. Vom
Mittelalter bis zur neuen Synagoge: Ausstellung:
Jüdisches Leben in Pforzheim" in der Galerie. |
Oben: Artikel in der
"Pforzheimer Zeitung"
vom 4. Juli 2011 von Olaf Lorch-Gerstenmaier:
"Zu Gast in der Stadt: der Historiker
Uri Kaufmann. 'Im Zentrum spiegelt sich
die Krise wider'". |
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September
2011: Der Verein "Pro
Synagoge" löst sich nach zehnjähriger erfolgreicher Arbeit
auf |
Artikel in der
Pforzheimer Zeitung" vom 12. September 2011: Link
zum Artikel; eingestellt auch
als pdf-Datei. |
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August 2015:
Vertreter der evangelischen Kirche
in der Synagoge |
Artikel in der
"Pforzheimer Zeitung" vom 10. August 2015: " Pforzheim. Vertreter der
evangelischen Kirche im Gespräch mit der Jüdischen Gemeinde
Pforzheim. Fast wie ein jüdisch-christliches Lehrhaus gestaltete sich
der Sonntagabend in der Pforzheimer Synagoge. Anlass war der Israel-Sonntag,
der in der evangelischen Kirche am zehnten Sonntag nach Trinitatis
gottesdienstlich gestaltet wird. Dieses Jahr gab es einen besonderen Akzent:
Eine Delegation der evangelischen Kirche besuchte die Jüdische Gemeinde
Pforzheim. Intensive Gespräche und gegenseitige Informationen bestimmten den
Gedankenaustausch. Rabbiner Michael Bar-Lev gab Hinweise zum Wochenabschnitt
aus der Torah – beginnend mit 5. Mose 7,12, wo das gegenseitige
Treueverhältnis zwischen Gott und seinem Volk beschrieben wird. Zu lebhaften
Diskussionen führten die Zionspsalmen, auch Fragen der richtigen Übersetzung
wurden kontrovers bearbeitet. Pfarrerin Dorothea Patberg (Johannesgemeinde)
informierte, wie sie mit ihrer Gemeinde ihren Gottesdienst gestaltet hatte.
Hans Martin Schäfer, Dekan i. R., erinnerte mit persönlichen Erlebnissen an
die dunkle Zeit der Judenvernichtung. Ihm war wichtig, dass solche
Zeitzeugenerinnerungen bewahrt bleiben. Der Vorsitzende der Jüdischen
Gemeinde, Rami Suliman, gab einen Einblick in die Arbeit der Gemeinde.
Christoph Mährlein, Vorsitzender der evangelischen Stadtsynode, erwähnte
Finanzierungsprobleme und verwies auf die Aufgabe von regionalen
Neustrukturierungen, auf die räumlichen Überkapazitäten und notwendige
Veräußerungen. Flüchtlinge und Asyl als Aufgabe beschrieb Christa Mann,
Andrew Hilkowitz erörterte das Problem des Terrorismus in den Religionen.
Gerhard Heinzmann, Beauftragter der evangelischen Kirche für das
christlich-jüdische Gespräch, verwies auf die Grundordnung der evangelischen
Landeskirche in Baden. In dieser ist als theologische Grundlage die
Verbundenheit mit dem Judentum und die Verurteilung aller Formen der
Judenfeindlichkeit festgeschrieben."
Link zum Artikel |
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August 2015:
Über Rabbiner Michael Yaakow
Bar-Lev |
Artikel von Stefan
Dworschak in der "Pforzheimer Zeitung" vom 14. August 2015: "Pforzheim.
Der Seelsorger: Michael Yaakov Bar-Lev ist Rabbiner der Jüdischen Gemeinde
Pforzheim. Er ist die geistliche Autorität der jüdischen Gemeinde,
Ansprechpartner in Glaubensfragen und Ratgeber bei persönlichen Krisen: Seit
2007 steht Michael Yaakov Bar-Lev als Rabbiner im Zentrum der Religiosität
in der Emilienstraße – ein Jahr, nachdem das jüdische Leben in Pforzheim mit
der Eröffnung der neuen Synagoge wieder einen Platz erhielt. Eine neue
Aufgabe außerhalb Israels habe er gesucht, erinnert sich der heute
77-Jährige. 'Es hätte auch England sein können. Aber irgendwie hat es mich
nach Deutschland gezogen', sagt er über das Land, das vor der Shoa die
Heimat seiner Familie war. Mutter und Vater stammten aus Franken, sie aus
Schwabach, er aus Nürnberg. Sie
erkennen die Gefahr rechtzeitig – die Familie entgeht der Mordmaschinerie.
1932 beginnt die Reise der Eltern nach Palästina, nachdem der Vater
beobachtet hat, wie ein Nazi-Mob ein jüdisches Geschäft blockiert. Als Teil
der eigens gegründeten Fußballmannschaft 'Hakoach (die Kraft) Nürnberg'
spielt er sich bis nach Zypern, um dann Mannschaften im Mandatsgebiet
herauszufordern – ein Vorwand, um trotz der Beschränkungen ins Heilige Land
zu kommen. 'Dort haben sie noch ein, zwei Spiele gemacht und sind dann
untergetaucht', sagt Bar-Lev. 1938, im Jahr, in dem er in Petach Tikva bei
Tel Aviv geboren wird, geht auch der Großvater, der frühere Landesrabbiner
David Goldberg, dessen Grab in Nürnberg zu finden ist. 'Ich stamme aus einer
Rabbinerfamilie', sagt der Enkel nicht ohne Stolz. Dass er seinen deutschen
Nachnamen in Israel ins Hebräische überträgt, hat jedoch weltliche Gründe.
Es ist die Voraussetzung dafür, in der Armee Offizier werden zu können. So
wird aus Herzberg Bar-Lev."
Link zum Artikel |
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Januar
2016: 10 Jahre "neue
Synagoge" in Pforzheim |
Artikel in der
"Jüdischen Allgemeinen" vom 20. Januar 2016: "Pforzheim -
Ein Zeichen des Vertrauens. Gemeinde feierte das zehnjährige Bestehen
ihres Zentrums..."
Link
zum Artikel |
Artikel von Tina
Krampf in der "Jüdischen Allgemeinen" vom Januar 2016: "Jubiläum in
Pforzheim. Ein offenes Haus. Vor zehn Jahren wurde das Gemeindezentrum
eröffnet.
Fröhlich lachen Groß und Klein auf den Bildern der Purimfeiern. Auch die
Aufnahmen vom Festessen an langen Tafeln und von Konzerten zeigen strahlende
Menschen. Konzentrierte Mienen dokumentieren die Fotos vom Gebet oder
Schachturnier. Die kleine Ausstellung im Pforzheimer Gemeindezentrum lässt
keinen Zweifel daran: Die 400 Mitglieder starke Jüdische Gemeinde hat ein
Zuhause gefunden in der Synagoge, die vor zehn Jahren eröffnet wurde. Ein
Jubiläum, das sie nun beging – drei Tage lang, mit Gottesdienst, mit
Gebeten, einem festlichen Essen und einer stimmungsvollen Feier, die zum
rauschenden Fest wurde. Gemeindevorsitzender Rami Suliman, der auch
Vorsitzender des Oberrats der Israeliten Badens (IRG) ist, sprach von einem
sehr freudigen Anlass, zu dem sich an diesem Sonntag rund 250 Gäste
versammelten. Die Synagoge sei der Mittelpunkt des jüdischen Lebens in
Pforzheim. 'Sie ist zu unserem Heim geworden. Und es ist ein offenes Haus
für alle, von dem aus wir Brücken zu anderen Menschen bauen', sagte Suliman.
Offenheit und der Dialog auch mit den christlichen Kirchen und Muslimen sind
ihm Herzensangelegenheit. Pforzheims Oberbürgermeister Gert Hager (SPD)
bezeichnet dieses Miteinander als vorbildlich. Die Synagoge sieht der
Rathauschef als Beleg dafür, dass das Böse in Deutschland nicht obsiege. Und
jüdisches Leben sei in Deutschland und in Pforzheim etwas ganz
Selbstverständliches.
Gemeindehistorie Die jüdische Geschichte in der Stadt reicht sehr
weit zurück. Sie ist nur in Bruchstücken bekannt, doch es gilt als
gesichert, dass sie über 700 Jahre umfasst. Im Jahr 1892 weihte die Gemeinde
ein von Ludwig Levy im maurisch-gotischen Stil konzipiertes Bethaus ein. Das
jüdische Leben blühte. 1927 hatte die Gemeinde 1000 Mitglieder. Dann folgte
das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. In der Pogromnacht zündeten
SA-Männer in dem Gotteshaus Handgranaten. Am 22. Oktober 1940 wurden die 195
in der Stadt verbliebenen Mitglieder der Gemeinde ins südfranzösische Lager
Gurs deportiert. Nur 55 von ihnen überlebten die folgenden Schrecken,
darunter Ephraim Jessner, der – heute 92 Jahre alt – zum Zehnjährigen der
Synagoge eigens aus New York angereist war. Nach der Schoa dauerte es, bis
die Gemeinde – die bis in die 90er-Jahre offiziell Teil der Gemeinde
Karlsruhe war – wieder wuchs. Doch es wanderten Israelis zu, auch Polen,
später zahlreiche Menschen aus der Sowjetunion. 1961 bezog die Gemeinde ein
erstes Zentrum in einer Privatwohnung. In den 90er-Jahren wurde ein Betsaal
in einem Haus am Pforzheimer Marktplatz eingerichtet. Es folgte ein weiterer
Umzug innerhalb der Stadt. Und dann war er da, der Wunsch, ein richtiges
Heim zu beziehen. Im September 2001 gründete sich der Verein ProSynagoge
Pforzheim, der große Unterstützung durch die damalige Rathausspitze erfuhr.
2004 fand sich die passende Immobilie, ein dreistöckiges Gebäude, es
handelte sich um die ehemalige Landeszentralbank (LZB). Bis 2006 dauerte der
Umbau nach Plänen des Architekten Nathan Schächter, es entstanden ein
Gemeindezentrum, eine Synagoge, eine Schule und Verwaltungsräume. 'Die
Gemeinden der IRG haben auf Mittel verzichtet und so bei der Finanzierung
geholfen', erzählt Suliman, der dafür seinen Dank aussprach. Zur Eröffnung
im Januar 2006 reisten der damalige Ministerpräsident Günther Oettinger und
der ehemalige aschkenasische Oberrabbiner Israels, Israel Meir Lau, an.
Freude und Sorge Pforzheims OB Hager versicherte rückblickend, die
Bilder der Einweihung hätten sich in sein Herz eingebrannt. Der
Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, sagte in seinem
Grußwort: 'Es ist eine ganz besondere Freude, dass in den zurückliegenden
Jahrzehnten überall in Deutschland wieder Synagogen eröffnet wurden.' Sie
seien das sichtbarste Zeichen für das wiedererstarkte jüdische Leben in
Deutschland. Eine neue Synagoge sei ein Zeichen des Vertrauens. Eine
jüdische Gemeinde, die den Mut fasst, eine neue Synagoge zu bauen, sage
damit: 'Wir vertrauen dem Land, in dem wir leben. Wir vertrauen darauf, dass
wir hier eine Zukunft haben. Wir möchten in diesem Land leben.' Eine neue
Synagoge sei wie eine Hand, die zur Versöhnung ausgestreckt werde, so
Lehrer, der jedoch auch nachdenkliche und besorgte Worte fand. Wer die
Hoffnung hatte, Synagogen und andere jüdische Einrichtungen in Deutschland
kämen einmal ohne Polizeischutz aus, sei eines Besseren belehrt worden.
'Ebenso haben uns 2014 die anti-israelischen Demonstrationen in Berlin,
Frankfurt oder im Ruhrgebiet verunsichert.' Lehrer fragte: 'Ist es
angesichts dieser sehr frischen Erinnerungen so verwunderlich, dass wir
skeptisch sind, wenn sehr viele Menschen nach Deutschland kommen, die aus
Ländern stammen wie Syrien oder dem Irak, Ländern, die seit Jahrzehnten mit
Israel tief verfeindet sind? Wir sind die Letzten, die Grenzen schließen
oder Verfolgten keine Zuflucht geben wollen. Wir sehen aber auch: Die
Integration der Flüchtlinge in unser Wertesystem und in unsere
demokratischen Grundregeln wird eine große Herausforderung!'
Gesellschaft Auch Pforzheims Oberbürgermeister zeigte sich besorgt,
in welche Richtung Deutschland politisch steuert. Zudem sprachen die
Bundestagsabgeordneten Katja Mast (SPD) und Gunther Krichbaum (CDU) sowie
der frühere Württembergische Landesrabbiner Joel Berger.
Gemeindevorsitzender Rami Suliman versicherte: 'Wir stehen fest in der
Pforzheimer Gesellschaft und fühlen uns wohl.' Dabei habe die Gemeinde noch
einige Pläne, den Bau einer Mikwe und einer Trauerhalle zum Beispiel. Und
Plätze für betreutes Wohnen wolle man unter dem Dach des Gemeindezentrums
einrichten. Am vergangenen Sonntag aber wurde erst einmal so richtig
gefeiert. Es gab Sekt und Häppchen. Und gute Musik: Eigens aus Israel
eingeflogen wurden 'Soul Key', fünf Kantoren, die mit ihren Stimmen die
Besucher der Gottesdienste verzauberten und beim Festakt die Gäste
mitrissen. Auch dann, als sie zusammen mit dem Chor der Gemeinde auf der
Bühne standen. Und lange nachdem alle Reden gehalten waren, wurde noch
gefeiert. Es wurde viel getanzt und gelacht. Und die Gemeinde Pforzheim
bewies einmal mehr, dass ihr Heim ein offenes Haus ist."
Link zum Artikel |
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November 2021:
In Pforzheim soll eine neue
Synagoge gebaut werden |
Artikel von Peter
Lauber in swr.de vom 1. November 2021: "Jüdische Gemeinde überrascht -
Pläne für neue Synagoge in Pforzheim.
Symbolträchtiger hätte der Zeitpunkt nicht sein können: Am 9. November, als
auch in Pforzheim an die Reichspogromnacht erinnert wurde, hat die dortige
jüdische Gemeinde die Anwesenden mit einer Ankündigung überrascht: sie will
eine neue Synagoge bauen. Direkt neben dem jetzigen Gebetshaus am Rande der
Innenstadt. 83 Jahre nach der Zerstörung der einstigen Synagoge durch die
Nazis soll in Pforzheim jüdisches Leben auch nach außen hin wieder sichtbar
werden." |
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Juni 2024:
Der Bauantrag
für den Neubau einer Synagoge an der Emilienstraße wurde eingereicht
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Pressemitteilung
vom 18. Juni 2024: "Pforzheim. Wichtiger Schritt zur neuen Pforzheimer
Synagoge: Gemeinde übergibt Bauantrag an Baubürgermeisterin
Pforzheim. Seit mehr als 20 Jahren gibt es in der Jüdischen Gemeinde
einen Wunsch: ein eigenes, sichtbares Gotteshaus in Pforzheim. Und der nimmt
jetzt immer mehr Gestalt an, denn am Dienstag überreichten der Vorsitzende
der Jüdischen Gemeinde, Rami Suliman, sowie Architekt Peter W. Schmidt der
scheidenden Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler den Bauantrag..."
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Links und Literatur
Links:
Literatur: siehe vorherige Seite
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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