Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia
Judaica
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und
bestehende) Synagogen
Übersicht:
Jüdische Kulturdenkmale in der Region
Bestehende
jüdische Gemeinden in der Region
Jüdische
Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur
und Presseartikel
Adressliste
Digitale
Postkarten
Links
| |
Zurück zur Übersicht: "Jüdische
Friedhöfe in der Region"
Zurück zur Übersicht: "Jüdische
Friedhöfe in Sachsen-Anhalt"
Übersichtsseite 3:
Orte L - Z
Quedlinburg (Kreisstadt)
Jüdischer Friedhof
Bitte besuchen Sie auch die
Seite der "Initiative Jüdischer Friedhof Quedlinburg"
https://juedischer-friedhof-quedlinburg-1.jimdosite.com/
Zur Geschichte des Friedhofes
In
Quedlinburg
gab es einen jüdischen Friedhof vermutlich bereits im Mittelalter. Im
Stadtplan von 1782 findet sich noch die Bezeichnung "Joddenkewer"
(hebräisch kewer = Grab). Der Friedhof lag anscheinend innerhalb der
Stadtmauern unmittelbar westlich des Weingartens (am westlichen Stadtrand an der
Weingartenstraße).
Der neue jüdische Friedhof wurde auf einem früheren Bleicheplatz - nach
seiner Erwerbung 1813 durch die jüdische Gemeinde - 1814 mit etwa 150
Grabstellen angelegt. Die Friedhofsfläche umfasst etwa 12,00 ar. In der NS-Zeit
wurde der Friedhof geschändet, dennoch waren bei Kriegsende noch etwa 60 bis 70
Gräber mit Grabsteinen vorhanden. 1946/47 wurde der Friedhof aufgeräumt und -
soweit möglich - wieder hergerichtet. In den 1960er-Jahren wurde der Friedhof
wiederum schwer geschändet, viele Grabsteine wurden zerschlagen, besonders
wertvolle Grabplatten gestohlen. Der Friedhof verfiel, wurde 1970/71 noch einmal
herzurichten versucht, jedoch 1972 erneut mutwillig zerstört. 1976 wurden die bis dahin noch erhaltenen
Grabsteine (etwa 40) abgeräumt und dafür ein 1,50 m hoher Gedenkstein aufgestellt. 1988 konnten
noch drei Bruchstücke von Grabsteinen im Gesträuch gefunden werden.
Seit den 1990er-Jahren wird der Friedhof vom Landesverband Jüdischer Gemeinden
Sachsen-Anhalt betreut. Er wird seitdem in Absprache mit dem Landesverband
instandgehalten.
Die Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt an der Westhäuser
Straße/Zwergkuhle neben dem Blasii-Friedhof.
|
Lage des jüdischen Friedhofes
in Quedlinburg auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken
und über das
Verzeichnis der "Behörden und öffentl. Einrichtungen" zu
"Friedhof, jüd.".
|
Fotos
(Fotos: Hans-Peter Laqueur, Bremerhaven, Aufnahmen im Mai 2007)
|
 |
|
|
Das Eingangstor |
|
|
|
|
 |
 |
 |
Gedenkstein mit
der vermutlich gewaltsam zerschlagenen Inschriftentafel (Frühjahr 2007) |
Einzelne Berichte zum
Friedhof
Dezember 2019:
Georadar-Untersuchung des
Friedhofes
|
Artikel
von Uwe Kraus in der "Mitteldeutschen Zeitung" vom 11. Dezember
2019:
"Spurensuche auf Jüdischem Friedhof Mit dem Radar unter die Erde
geschaut
Als die Anlage eingeebnet wurde, schwieg das DDR-Quedlinburg. Moderne
Technik soll nun der Erde steinerne Geheimnisse entlocken.
Quedlinburg. Intensiv schaut Fred Kasulke auf den Bildschirm seines
Bodenradars. 'Hier, die Strukturen sind stark verfestigt', erklärt er das
für den Laien farbliche Durcheinander. Der Mann von der Berliner Firma Eurovia schiebt seinen erdeindringenden Radar wie einen Rasenmäher über den
Jüdischen Friedhof in Quedlinburg. Sorgsam markiert der Georadartechniker
mit Fähnchen seine Untersuchungsfelder, zehn Meter lang, zwei Meter breit.
'Was länger als zehn Zentimeter ist, erkennt man ziemlich gut', erklärt er.
'Bei guten Bedingungen geht es bis zu 12 Meter in die Tiefe, hier sind es
4,5 Meter, 1,8 Meter tief kann ich ziemlich genau sehen.' Sechs Stunden
reichen die Akkus seines teuren Messinstrumentes. Fred Kasulke speichert am
Dienstag und Mittwoch immer wieder seine 2-D-Aufnahmen. 'Danach geht es an
den Rechner, an dem alle Bilder zu einer 3-D-Präsentation zusammengefügt
werden.' Die Initiative Jüdischer Friedhof Quedlinburg nimmt an, dass sich
unter der Grasnarbe noch Steinreste der ehemaligen Grabanlagen befinden und
möchte sie ausheben und instand setzen.
Das Projekt wird von der Regionalkoordination 'Schule ohne Rassismus -
Schule mit Courage' Harzkreis unter der Leitung von Jennifer Fulton
begleitet. So sind es Schüler der Freien Waldorfschule Harzvorland aus
Thale, die zu Spaten und Schippe greifen, als sich auf dem Display in 40
Zentimetern Tiefe Strukturen abzeichnen, die auf Steinreste hindeuten.
Rosa Möhris gehört zu ihnen. Sie erzählt, wie sich die jungen Leute in der
Schule mit jüdischer Geschichte befasst, die Synagoge in Magdeburg und die
Gedenkstätte für das Zwangsarbeiterlager bei VW in Wolfsburg besucht haben.
Beteiligt sind an der Umgestaltung des Jüdischen Friedhofs an der Zwergkuhle
aber auch Schüler aus Bosse-Sekundarschule und vom GuthsMuths-Gymnasium.
Gewonnen werden konnte für das Projekt auch die Steinbildhauerin Esther
Brockhaus aus Ballenstedt. Sie soll 2020 die Errichtung einer 'Stele der
Erinnerung', für die bereits Entwürfe der jungen Leute vorliegen,
künstlerisch begleiten, planen Stefan Helmholz und Maria Hufenreuter von der
Initiative, die rund zehn Mitglieder hat. 'Wir wollen Gedenk- und Infotafeln
anbringen und die Geschichte des Friedhofs und der Juden in Quedlinburg
dokumentieren.'
Damit wolle man an der Zwergkuhle wieder 'einen Ort jüdischer Geschichte
erlebbar machen'. Dafür hat das Bundesförderprogramm 'Demokratie leben!'
6.000 Euro zur Verfügung gestellt, womit auch der Einsatz des Georadars
finanziert wird.
Helmholz und Hufenreuter freuen sich, dass Bundestagsabgeordneter Eberhard
Brecht (SPD), der zwei Broschüren zur jüdischen Geschichte der Stadt
herausbrachte, die Initiative inhaltlich berät. Ihnen ist wichtig, dass
Martin Kummer zu ihrer Initiative zählt. 'Sein Vater, Manfred Kummer, hat
sich sehr große Verdienste um die Bewahrung der jüdischen Geschichte
erworben. Sein in den 1990er Jahren entstandenes Archiv berichtet einige
Dinge zum jüdischen Friedhof an der Zwergkuhle.'
Dabei gibt es noch sehr viele Unklarheiten. 'Ich frage mich, warum 1977 alle
alten Grabsteine verschwunden sind und Steinteile in die Gruften geschüttet
wurden, um dann das Gelände platt zu machen', so Stefan Helmholz.
Zeitzeugen, die damals im Rat der Stadt Verantwortung dafür trugen,
schwiegen, sagt er. Es existieren damalige Beschwerden darüber, dass der
Friedhof vernachlässigt wirkte, zunehmend Jugendliche dort zwischen den
teilweise Jahrhunderte alten Grabsteinen mit deutschem und hebräischen Text
gefeiert und sie beschädigt haben sollen.
So ebnete man unter den Augen der Quedlinburger und ohne bisher
nachweislichen größeren Protest den Friedhof ein. "
Link zum Artikel https://www.mz-web.de/quedlinburg/spurensuche-auf-juedischem-friedhof--mit-dem-radar-unter-die-erde-geschaut-33596830 |
Kurzes Video über den jüdischen Friedhof in Quedlinburg - eingestellt bei YouTube
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Germania Judaica II,2 S. 1157ff. |
 | Zeugnisse jüdischer Kultur
S. 204f. |
 | Brocke/Ruthenberg/Schulenburg S. 567f. |

vorheriger Friedhof zum ersten
Friedhof nächster Friedhof
diese Links sind noch nicht aktiviert
|