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Trarbach (Gemeinde
Traben-Trarbach, Kreis Bernkastel-Wittlich)
Jüdische Geschichte / Betstube
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen
Einwohner
In Trarbach gab es eine kleine jüdische Gemeinde vom
Anfang des 20. Jahrhunderts (um 1905) bis zu ihrer Auflösung 1937.
Bereits im Mittelalter lebten wenige Juden am Ort. 1241 erfolte eine erste
Nennung; 1285 wird ein jüdischer Hausbesitzer genannt. 1349 war auch in Trarbach
während der Pestzeit am Ort eine Judenverfolgung.
1699 wird ein zugezogener, bisher jüdischer Mann in Trarbach genannt, der sich
damals taufen
ließ und eine Bürgerstochter heiratete.
Im 19./20. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1871 ein jüdischer Einwohner, zwischen 1905 und 1918 Zuzug von etwa
20 jüdischen Personen; 1925 28 jüdische Einwohner.
Unter den jüdischen Personen / Familien in Trarbach sind insbesondere
zu nennen:
Hinweis: der Familienname Schömann wird auch Schoemann
geschrieben.
Textilkaufmann Siegmund Schömann aus Kröv, der im November 1905 in dem von ihm
erbauten Jugendstilhaus in der Gymnasialstraße 20 (später Brückenstraße) ein
Geschäft für Herren-, Damen- und Kinderbekleidung eröffnete. Wenig später
ließ sich sein Vetter Sally Schömann als Wein- und Viehhändler in der Stadt
nieder ("Moselweinhaus" in der Grabenstraße 27 und Schottstraße 3). Im Sommer 1918 folgte Siegmunds
Bruder Adolf Schömann, der das väterliche Viehgeschäft von Kröv nach Traben
(Rißbacherstraße 33) verlegte. Von 1925 bis 1933 betrieb Metzger Josef Schömann aus
Lösnich einen Lebensmittelladen in der Moselstraße 8; er
war mit Marianna geb. Adler verheiratet. 1906/07 hatten die Brüder Michel und
Salomon Schömann ein Ladengeschäft in der Moselstraße 19 gemietet, um Schuh-
und Lederwaren zu verkaufen. Aus Rachtig zog 1908 der Bürstenmacher Eduard Marx
zu (1909 Koschere Gastwirtschaft in der Grabenstraße 38, später Haushaltswarengeschäft Moselstraße 23). Aus
Binningen kamen die Gebrüder Schmitz, die ein Geschäft für Konfektion und
Manufakturwaren eröffneten (zunächst Moselstraße 25, 1925 am Markt
1).
An Einrichtungen hatten die jüdischen Familien eine Betstube
(s.u.). Als ehrenamtlicher Vorbeter war einige Jahre Bernhard Schmitz
tätig. Die Toten der jüdischen Familien wurden meist in den Herkunftsorten
beigesetzt, bis 1927 ein kleiner jüdischer Friedhof in Trarbach eröffnet
werden konnte. Allerdings erfolgte hier nur eine Beisetzung des sechsjährigen
Gerhard Schömann (später exhumiert und in Trier beigesetzt).
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Michael Schömann
(geb. 21.2.1879 in Lösnich, gef. 29.10.1917). Seine Name steht auf der 1931
enthüllten Ehrentafel für die Gefallenen in der Trarbacher evangelischen
Kirche.
Um 1924 war
Gemeindevorsteher Salomon Schömann. Die jüdischen Kinder der Gemeinde
erhielten damals ihren Religionsunterricht durch Lehrer Hugo Friedmann aus Bernkastel.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: etwa 30 Personen in sieben bis acht Familien) auf Grund der
Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Über die einzelnen
Lebenswege und Schicksale siehe den online zugänglichen Beitrag
von Günter Böse.
Von den in Traben-Trarbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; Ergänzungen auf Grund der
Recherchen von Myriam Daru): Julius Haas (1897),
Sybilla Haas geb. Schömann (1902), Friederike (Frieda) Schmitz (1890), Alma Schömann (1909), Emma
Schömann geb.
Brück (1875), Josef Schömann (1870), Juliane Schömann geb. Israel (1887), Marianne
Schömann geb. Adler (1870),
Milian Schömann (1907, siehe unten bei Erinnerungsarbeit vor Ort), Sally
Schömann (1884), Siegmund Schömann (1870), Walter Schömann (1909), Betty Tobias
geb. Marx (1905), Eva Voss (1930), Martha Voss geb. Schömann (1905).
Aus der Geschichte der jüdischen
Einwohner
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Allgemeine Gemeindebeschreibung
(1930)
Artikel
im "Israelitischen Familienblatt" vom 15. Mai 1930: "Traben-Trarbach,
zu beiden Seiten der Mosel, 5000 Einwohner, 26 jüdische Seelen. Trarbach
wird schon 1241 als Wohnsitz von Juden genannt, 1285 wird ein Jude als
Besitzer eines Hauses genannt, 1349 Verfolgung (Schwarzer Tod). Seitdem
scheinen dort über fünfeinhalb Jahrhunderte keine Juden gewohnt zu haben.
Ende des 19. Jahrhunderts lassen sich einige Familien aus Enkirch
vorübergehend dort nieder. 1905 beginnt die jetzige Gemeinde sich
anzusiedeln. Synagoge seit 1921 im Haus der Gebrüder Schömann. Friedhof seit
1927, Eigentum der Stadt." |
Spendensammlung für den Jüdischen Nationalfonds (1919)
Artikel
im "Israelitischen Familienblatt" vom 19. August 1919: "Traben-Trarbach.
Bei der Barmizwofeier der Familie Schömann wurden 155 Mark für den Jüdischen
Nationalfonds gesammelt." |
Nationalsozialistische Umtriebe im
Moseltal und im Hochwald, u.a. in Traben-Trarbach,
Enkirch und Hermeskeil (1929)
Artikel
in der "CV-Zeitung" (Zeitung des Central-Vereins) vom 31. Mai 1929: "Nationalsozialistische
Propaganda an der Mosel und im Hochwald. Nun hat das schöne und stille
Moseltal auch seine Judenhetze. Seit einigen Wochen hat im Hochwald und
anschließend im Moselgebiet von Zell
bis Bernkastel mit Einschluss
von Traben-Trarbach eine umfangreiche nationalsozialistische
Propaganda eingesetzt, die eine starke Unruhe in diese Gegend gebracht hat.
Die Moselaner sind liebenswerte, freundliche Menschen, denen der Hassgedanke
an sich fern liegt. Sie sind unglaublich fleißig und lebten in früheren
Jahren in durchweg guten wirtschaftlichen Verhältnissen. Viele Missernten
der letzten Jahre, dazu die allgemeine wirtschaftliche Depression und nicht
zuletzt die starke Konkurrenz durch die französischen Weine haben schwere
Lebenssorgen in das Gebiet gebracht. Dass auf einem solchen Boden die
Predigten der nationalsozialistischem Heilsapostel Erfolg haben würden, war
vorauszusehen. Der einfache Weinbauer kennt seine eigene Not und glaubt in
frommem Selbstbetrug gern, was sich so gut anhört. Dass aber die
nationalsozialistischen Rezepte nur Redensarten bedeuten, die eine Besserung
der Lage noch unmöglicher machen, dass insbesondere ihre Behauptungen über
die Juden meist Verleumdungen sind, soweit wird kaum gedacht. Entgegen der
gegnerischen Unwahrheit die Wahrheit in die Bevölkerung zu tragen, bedeutet
wohl hier die entscheidende Aufgabe. Die Mosel ist in der Hauptsache
katholisch. Es gibt aber noch einige starke evangelische Zentren, deren
Vorhandensein auf geschichtliche Gründe zurückzuführen ist. Ein solcher
Mittelpunkt ist Enkirch, ein Ort,
der zugleich auch als Zentrum nationalsozialistischer Propaganda gelten
kann. Als weitere Hochburg ist Veldenz im Kreis Bernkastel zu nennen.
Damit soll aber nicht gesagt werden, dass sich die Anhängerschaft der
Nationalsozialisten nur in evangelischen Gebieten ausbreitet. Einen
Gegenbeweis liefert der Ort Hermeskeil im Hochwald, der zu neun
Zehntel katholisch ist und bereits heute zum größten Teil
nationalsozialistisch verseucht ist.
Die Juden des Moselgebietes sind gleich der christlichen Einwohnerschaft
fleißige, genügsame Menschen, die sich durchweg keine Reichtümer erworben
haben. Sie sind mit ihrem Heimatboden als Rheinländer und Deutsche aufs
engste verwachsen und haben mit der übrigen Bevölkerung stets auf dem Boden
gegenseitiger Achtung und Freundschaft zusammengelebt. Es darf wohl gehofft
werden, dass dieses Band der Zusammengehörigkeit, das im Verlauf einer
langen Geschichte durch gemeinsames erleben und durch gemeinsam getragene
Schicksale gewebt worden ist, sich stärker erweisen wird als der zersetzende
Einfluss nationalsozialistischer Haßgesänge.
Die Bewohner des Moselgebietes leben zum großen Teil direkt und indirekt vom
Fremdenverkehr, und nicht wenige Juden sind es, die jährlich als Touristen
das liebliche Tal durchwandern oder an den freundlichen Plätzen darin ihre
Erholung suchen. Ich glaube, man würde in Zukunft zum größten Teil auf diese
Gäste verzichten müssen, wenn die antisemitischen Wühlereien sich weiter
ausbreiten sollten. Schließlich schmeckt auch der Rheinwein gut. Es
ist nur zu hoffen, dass der gesunde Sinn der Moselaner im wohlverstandenen
Interesse der eigenen wirtschaftlichen Lage den rechten Weg finden wird, um
Ruhe und Frieden zu wahren, die im Augenblick durch eine verantwortungslose
Arbeit der Nationalsozialisten gefährdet sind. E.J." |
Gegenveranstaltung zu den
nationalsozialistischen Umtrieben in Traben-Trarbach (1930)
Artikel
in der "CV-Zeitung" (Zeitung des "Central-Vereins") vom 11. Juli 1930: "Ein
Brief von der Mosel. Hakenkreuz stört Befreiungsfeier.
Traben-Trarbach, Anfang Juli 1930.
Wer in diesen Tagen von Köln nach Koblenz rheinaufwärts fährt, findet die
rheinische Bevölkerung noch immer in fröhlicher Festesstimmung. Um das
schöne Koblenz herum, das treue wacht an Rhein und Mosel hält, bis zum
goldenen Mainz findet man allüberall die reinste, lauteste
Herzensfröhlichkeit. Das Land ist frei, und Rhein und Mosel sind so
schön. Und wenn der Weg an den lieblichen Moselufern entlang gen
Traben-Trarbach, dem berühmten Idyll führt, ist man eingesponnen von
eigener Herzensfröhlichkeit und ausgelassener Freude Frieden suchender
Menschenkinder.
Wo trifft man nicht einen guten "Central-Verein"-Freund, einen Kampfgenossen
aus alten Tagen? Warum soll man ihm nicht auch an der Mosel begegnen; warum
nur immer in Kampf und Not?
Unser Freund erzählt, von einer Eisenbahnstation zur andern, wie pünktlich
er seinen Beitrag an den Central-Verein seit Jahrzehnten bezahle und wie
sehr er mir gerade eine Erholungsreise in das schönste Fleckchen deutscher
Erde gönne.
Nach Traben-Trarbach wollen Sie? Das ist gescheit. Das ist
gewissermaßen der Mittelpunkt der Weinkarte, die die Ortschaften an der
Mosel entlang mit den schönsten Namen ausfüllen. Wo können wir uns heute
Abend treffen? In der Festhalle!
Mein Nachbar lacht. Bei 40° im Schatten fällt es ihm schwer; aber er
muss herzlich lachen. Festhalle heute? Da finden ja sonst nur
Massenveranstaltungen statt?
Und nun erzähle ich dem Freunde aus Elberfeld, dass ich am Abend in einer
großen öffentlichen Kundgebung des Reichsbanners über 'Das wahre Gesicht der
Nationalsozialisten' sprechen werde.
Ein alt eingesessener Traben-Trarbacher, Führer der Demokraten,
leitet die Versammlung in der überfüllten Festhalle. Das Zentrum unter
Führung eines Postinspektors und eines Rektors ist reichlich zahlreich
vertreten. Vor der Veranstaltung hat das Reichsbanner einen Umzug durch die
Stadt veranstaltet und die erst spät von den Weinbergen gekommenen Winzer,
Arbeiter und Mittelständler, die durch die Schwere der Zeit besonders
mitgenommen sind, eingeholt. Hier hat Münchmeyer vor einigen Wochen
gesprochen und seinen dreistündigen Phrasenschwall mit einer Beschimpfung
Hindenburgs geschlossen. Hier haben auch andere Führer der
Nationalsozialisten die Wirtschaftsnot der Winzer vor ihren Agitationskarren
gespannt und ihnen eingeredet, dass im Dritten Reich ein strenges
Wein-Einfuhrverbot ergehen würde; dass also die Nationalsozialisten die
Winzer wieder guten Zeiten entgegenführen würden. Hier war es leicht, mit
dieser Demagogie gewissenloser Naziführer abzurechnen. Man braucht nicht der
optimistischen Auffassung zu sein, die nach der in allen Teilen geglückten
Veranstaltung von den Führern der republikanischen Parteien geäußert wurde:
für das anständige Traben-Trarbach ist der Nationalsozialismus jetzt
erledigt, eins ist gewiss, wenn die Nationalsozialisten wiederkommen, werden
sie es schwer, sehr schwer haben, ihre Hetzkampagne, die so hoffnungsvoll
begann, fortsetzen zu können.
Man muss zugeben, dass die Nationalsozialisten dazu beigetragen haben, dem
Gegenstoß der republikanisch gesinnten Bevölkerung wirksame Kraft zu geben.
Während der Befreiungsfeier am Moselstrand - Landrat von Stein hielt gerade
die Festrede - flammte ein riesiges Hakenkreuz auf der Grevenburg auf.
Das 'Heil!' über dem weit hin sichtbaren Hitler-Symbol grüßte die Massen am
Moselufer plötzlich so aufdringlich, dass Staunen und Empörung
Festesstimmung ablösten. Eine Viertelstunde lang konnte diese Lausbuberei
die beabsichtigte Wirkung tun; bis ein beherzter Junge den Berg hinauf
geklettert war und die Lichtleitung durchschnitten hatte. Am letzten Freitag
hat der von allen Seiten angegriffene Bürgermeister der Stadt in
öffentlicher Stadtratssitzung die Erklärung abgegeben, dass er von dem
nationalsozialistischen Stadtverordneten des Kollegs durch lügnerische
Angaben übertölpelt worden sei. Die Lichtleitung sei bewilligt worden, weil
nach Angaben dieses ehrenhaften Stadtvaters man einen Punkt auf dem Berg
beleuchten wollte, an dem sich die Nationalsozialisten sammeln sollten, um
die Befreiungsfeierlichkeiten nicht zu stören. Diese Kriegslist und die
Beschimpfung Hindenburgs durch Münchmeyer sind nicht nach dem Geschmack des
Moseltalbewohners. Er ist gradaus und ehrlich und will, dass seine Mosel
überall in Deutschland geliebt und verehrt wird. 'Solche Methoden sind bei
uns nicht angebracht!' Damit hat man Herrn Münchmeyer heimgeschickt und den
nationalsozialistischem Stadtvater allgemeiner Verachtung preisgegeben.
Koblenz das rheinische Coburg, soll nach dem Willen der Nationalsozialisten
zum Mittelpunkt neuländischen Besitzes Hitlers an der Mosel werden. Die
gutmütige Bevölkerung dieser Gegend hat sich seit Jahrhunderten um ihre
Weinberge und nicht um Politik gekümmert. In diesen 'Primitiven', wie sie
der Nationalsozialist nennt, kann man auf die Dauer Gehässigkeit nicht
heimisch machen. Herr Hitler wird das bald erkennen:
Wer an der Mosel maßlos mit Hass regiert, verliert. Artur Schweriner. " |
Auflösung der jüdischen Gemeinde
(1937)
Artikel
im "Israelitischen Familienblatt" vom 2. Dezember 1937: "Traben-Trarbach.
Die jüdische Gemeinde, die seit etwa 35 Jahren bestand, wurde aufgelöst. Die
vorhandenen Kultgegenstände sind anderen Gemeinden überwiesen worden." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Gastwirtschaft von
Eduard Marx (1909)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 3. Juni 1909:
"Wildbad Trarbach an der Mosel
koscher
koscher
Für Kurgäste während der Badezeit vorzügliche Küche
bei Eduard Marx, Trarbach, Grabenstraße 38." |
Anzeige des Kaufhauses S. Schoemann
(1911)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 2. März 1911: "Tüchtige
Verkäuferinnen
die in Manufaktur-, Mode- oder Kurzwarengeschäft tätig waren und bestens
empfohlen sind, per 1. April gesucht. Samstags nicht geschlossen. Offerten
nebst Gehaltsansprüchen bei freier Station.
Kaufhaus S. Schömann, Traben-Trarbach. " |
Anzeige von Salomon Schömann
für seine Tochter (1920)
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 13. Mai 1920:
"Suche für meine Tochter, 17 Jahre alt, Handelsschule besucht,
perfekt in Stenografie und Schreibmaschine,
eine Stelle,
wo sie den Haushalt erlernen und sich nebenbei auch im Büro betätigen kann.
Familienanschluss erwünscht.
Salomon Schömann, Traben-Trarbach, Moselstraße 19. " |
Anzeige des Schuh- und
Ledergeschäftes Gebr. Schoemann (1920)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 16. September 1920:
"Für unser Schuh- und Ledergeschäft wird per 1. Oktober ein
tüchtiger, branchekundiger,
junger Mann
gesucht. Derselbe muss in der Schuhbranche sowie auch in schriftlichen
Arbeiten bewandert sein.
Gebrüder Schömann, Traben-Trarbach (Mosel)." |
Anzeige von Salomon Schömann für
seine Tochter (1921)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 21. April 1921: "Für meine Tochter,
16 Jahre kräftig und gewandt, suche in einem Manufaktur-, Putz- oder
Damen-Konfektionsgeschäft eine
Lehrstelle.
Diesselbe ist im Nähen schon etwas erfahren. Familienanschluss erwünscht.
Salomon Schönmann Traben-Trarbach Moselstraße 19. " |
Anzeige des Schuh- und
Ledergeschäftes Gebr. Schömann (1921)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 8. September 1921: "Tüchtiger,
junger Mann oder Lehrling
aus achtbarer Familie, für unser Schuh- und Ledergeschäft sofort bei freier
Station gesucht.
Gebrüder Schömann
Traben-Trarbach an der Mosel." |
Anzeige des Schuhwarengeschäftes
engros und details Gebr. Schömann (1924)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 28. Februar 1924:
"Wir suchen für sofortigen Eintritt einen tüchtigen branchekundigen
jungen Mann für Lager und Reise.
Gebrüder Schömann Schuhwaren engros und detail
Bad Traben-Trarbach (Mosel)." |
Anzeige des Moselweinhauses Sally Schoemann (1924)
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitung des Central-Vereins) vom 4. Dezember 1924: "
Mosel Weinhaus
Weinbau S. Schömann Weinhandel Traben-Trarbach an der Mosel
Grabenstraße 27
10 Flaschen Trarbacher
10 Flaschen 1922er Enkircher Steffensberg
10 Flaschen 1922er Trabener Wirgarten
10 Flaschen 1922er Trarbach Herbsttag
7 Flaschen 1921er Trarbacher
1 Flasche Tresterbranntwein
1 Flasche Südwein
1 Flasche Weinbrand
50 Flaschen für Goldmark 105.-
einschließlich Glas, Kiste und Weinsteuer, franco deutscher Bahnstation,
zahlbar nach drei Monaten ab Rechnungsdatum. Mit ausführlicher Preisliste
stehe ich jederzeit gern zu Diensten." |
Hochzeitsanzeige von Josef
Schoemann und Anita geb. Heimberg (1935)
Anzeige
in der "Jüdischen Rundschau" vom 13. September 1935:
"Josef Schoemann Anita Schoemann geb. Heimberg
Vermählte
Traben-Trarbach Recklinghausen - S2 15.
September 1935." |
Zur Geschichte der Betstube
In den 1920er Jahren wurde im Hinterhaus des Anwesens von
Salomon Schömann in der Moselstraße 25 eine Betstube eingerichtet.
Spätestens seit 1935,
als der Minjan (nötige Zehnzahl jüdischer Männer zum Gottesdienst) nicht mehr
zustande gekommen ist, besuchten die noch in Trarbach lebenden jüdischen
Personen wechselweise die Synagogen in Rachtig und
Enkirch. 1937 wurden nach Auflösung der
jüdischen Gemeinde die Kultgegenstände an andere jüdische Gemeinden gegeben.
Adresse/Standort der Betstube: Moselstraße
25
Fotos
(Foto links: Otmar Frühauf, Breitenthal, Aufnahmedatum
16.5.2010; Foto rechts von Hilde Weirich [2007] aus dem Buch "Jüdische
Familien von der Mittelmosel" von Marie-Luise Conen und Hilde Weirich)
Die
Moselstraße in Trarbach |
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Im Hintergebäude
des Hauses Moselstraße 25 (grünes Haus in der Mitte;
Hintergebäude auf Foto rechts)
wurde in den
1920er-Jahren eine Betstube eingerichtet. |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
April 2017:
Vortrag über den Schriftsteller und Philosophen
Milian Schömann |
Pressemitteilung vom 29. März 2017: "Milian Schömann - ein Schriftsteller und Philosoph aus Traben-Trarbach
Milian Schöman wurde 1907 in Traben-Trarbach geboren, sein Vater starb 1917 nach einer schweren Kriegsverletzung im 1. Weltkrieg in einem
Lazarett in Mainz. Aus Bischofsheim, damals ein Vorort von Mainz stammte auch seine Mutter Sophie Kahn. Nachdem er 1926 am Trarbacher Gymnasium
das Abitur bestand, studierte er in Heidelberg, Bonn und Berlin. 1929 promovierte er in Bonn und zog dann nach Berlin-Neukölln. Dort arbeitete
er für Zeitschriften wie das 'Freie Wort'. Als seinem Förderer, der Gründer der Kant-Gesellschaft, Arthur Liebert 1933 sein Lehrstuhl an der
Berliner Universität aberkannt wurde, folgte Milian Schömann ihm 1934/35
nach Belgrad, wo er zwar unter schwierigsten finanziellen Verhältnissen lebte, aber nicht mehr der Judenverfolgung ausgesetzt war. Ihm folgte
später seine Mutter sowie seine Schwester Alma. Milian Schömanns Bemühungen (u.a. Hilfe suchend bei Stefan Zweig) nach England
auszureisen, zeigten keinen Erfolg. Er und seine Mutter sowie Schwester wurden 1941/1942 bei den Massenerschießungen der in Serbien lebenden
Juden ermordet.
Vortrag am 11. April 2017 um 19 Uhr im Bürgersaal im Rathaus
Traben (oder im Mittelmoselmuseum, siehe Mitteilung in der
Lokalpresse)
Marie-Luise Conen, Co-Autorin von "Jüdische Familien von der Mittelmosel" (Paulinus Verlag, 2010) stellt in
dem Vortrag die Ergebnisse ihrer langjährigen Recherchen zu dem Lebensverlauf von Milian
Schömann und seiner Familie dar." |
Literatur: Milian Schömann:
Napoleon in der deutschen Literatur. In: Stoff- und Motivgeschichte der
deutschen Literatur. Berlin 1930. S. 1-43. |
Hinweis: Milian Schömann ist
am 1. September 1908 in Trarbach geboren als Sohn von Michel Schömann
(1879-1917) und seiner Frau Sophie geb. Kahn. Sein Vater Michel
Schömann ist am 22. Dezember 1879 in Lösnich
geboren und am 29. Oktober 1917 an den Folgen seiner Kriegsverletzung in
Mainz gestorben. |
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November
2024: Vorstellung
eines Buches über Milian Schömann
Anmerkung Termin der Buchvorstellung: 7. November 2024 im Bürgersaal
des Alten Rathauses in Traben, Bahnstr. 22 mit Stadtbürgermeister Patrice
Langer und Marie Luise Conen. |
Text der Buchvorstellung (erhalten von Marie Luise Conen): "Milian
Schömann: Literaturwissenschaftler. – Schriftsteller – Sozialdemokrat. Von
Dr. Marie-Luise Conen (Berlin/Traben-Trarbach, Prof. Dr. Zdravko Kučinar
(Belgrad).
Milian Schömann ist ein begabter jüdischer, etwas stiller junger Mann … ihm
steht 1926 die Welt offen. Er entschließt sich, nicht den üblichen Weg zu
gehen, will nicht Kaufmann oder Jurist werden. Er interessiert sich für
Literatur, Philosophie und Geschichte. Und wählt Studienorte wie Heidelberg
und Bonn, in denen damals die progressivsten Hochschullehrer lehrten. Nach
seiner Promotion verlässt er 1929/1930 das Rheinland und geht nach Berlin.
Denn als 1928/1929 sich an der Mittelmosel mehr und mehr Ortsgruppen der
NSDAP bilden, wird die Situation für die jüdischen Mitbürger zunehmend
gefährlich. Diese Bedrohung eskaliert schließlich in einen Mordversuch von
lokalen SA-Männern an seinem Onkel Salomon Schömann, der von den
Nationalsozialisten schon früh als Mitglied der SPD und des 'Reichsbanner
Schwarz-Rot-Gold' angegriffen wurde. Im fernen Berlin engagiert sich auch
Milian Schömann ebenfalls in der SPD und hält politische, in der SPD-Zeitung
'Vorwärts' angekündigte Vorträge. In einem Zeitschriftenbeitrag zum 'Kampf
der Genossen auf dem flachen Lande' gibt er einen tiefen Einblick in die
damalige Stimmung einer Kleinstadt wie Traben-Trarbach. Mit seiner Kritik an
den Nationalsozialisten wird er – wie sein Onkel – Zielscheibe der
Verfolgung durch die Nazis und flüchtet sofort nach Hitlers Machtergreifung.
Am Ende dieser, sich über mehrere Jahre hinziehenden Flucht, gelangt er nach
Belgrad. Dort wird er ein wichtiger Mitarbeiter des Herausgebers der
Zeitschrift 'Philosophia', Arthur Liebert. Aber auch hier ist er vor der
Verfolgung der Nazis nicht sicher. 1942 wird er im KZ Banjica (Belgrad)
hingerichtet.
Ein junges, vielversprechendes Leben endet – aber die Erinnerung an ihn soll
mit diesem Buch erhalten bleiben. Aufgrund intensiver Recherchen gelingt es
den beiden Autoren, Marie-Luise Conen (Berlin) und Zdravko Kučinar (Belgrad)
ein Portrait von Milian Schömann zu zeichnen und damit den großen Verlust
darzulegen, den die Nationalsozialisten in unserem Land und damit auch
seiner Heimatstadt Traben-Trarbach verursacht haben."
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Günter Böse: Die jüdische Gemeinde. In: Dietmar
Flach, Günther Böse: Traben-Trarbach. Geschichte einer Doppelstadt.
Traben-Trarbach 1984 S. 306-313. Die Angaben von Günter Böse sind
zusammengefasst in einer privaten Website mit einer Seite
über die religiösen Gemeinschaften in Traben-Trarbach. |
| Im vorgenannten Beitrag wird auf eine Facharbeit in Geschichte
am Staatlichen Gymnasium Traben-Trarbach von 1983 hingewiesen: C. Weißkopf:
Geschichte und Schicksal der Kröver Juden. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 364 (mit weiteren Literaturangaben).
|
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