Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Die Einweihung des jüdischen Gemeindezentrums in Ulm am 5. Mai 2002
Ein besonderer Tag in der Geschichte des württembergischen Judentums nach 1945

Über die Eröffnung des neuen jüdischen Gemeindezentrums in Ulm, das am 5. Mai 2002 eröffnet wurde, ein Artikel aus der Südwestpresse Ulm vom 6. Mai 2002 (Text ist leicht gekürzt): 

Ein Freudentag für die Ulmer Juden: Zur Einweihung des Gemeindezentrums ... sang der Stuttgarter Zemer-Chor gestern jiddische Lieder. FOTO: OLIVER SCHULZ 

Israelitische Glaubensgemeinschaft weiht Gemeindezentrum ein
Ein Neubeginn jüdischen Lebens
Fast alle Mitglieder in den vergangenen Jahren aus Osteuropa emigriert

Für die Juden in Ulm war gestern ein denkwürdiger Tag. Erstmals seit der Zerstörung der Synagoge auf dem Weinhof durch die Nazis im Jahr 1938 haben sie wieder einen Gebetsraum. Das Gemeindezentrum ... soll ein Raum zum Reden, Beten und Feiern sein.  von CHRISTOPH MAYER

Wenn Juden religiöse Feste feiern, dann hat das mit der bei solchen Anlässen oft ehrfürchtigen Steifheit christlicher Glaubensgemeinschaften wenig gemein: Jiddische Lieder schmachtend und klatschend eröffneten die rund 160 Ulmer Bürger jüdischen Glaubens gestern ihr Gemeindezentrum... In der Tat ein freudiger Anlass - und ein historisches Ereignis: Zum ersten Mal seit der Zerstörung der Synagoge auf dem Weinhof im November 1938 durch die Nazis haben Ulmer Juden wieder einen Gebetsraum und ein religiöses Zentrum. "Ein Freudentag und ein Neubeginn für das jüdische Leben in Ulm", sagte Barbara Traub, Sprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs.
 
Die hiesige jüdische Gemeinde - bisher noch nicht eigenständig, sondern nur Stuttgarter Außenstelle - ist nicht historisch gewachsen. Fast alle Mitglieder sind in den vergangenen Jahren aus der ehemaligen Sowjetunion nach Ulm gekommen. "Die Menschen brauchen einen Raum, in dem sie ihren religiösen, kulturellen und sozialen Bedürfnissen nachgehen können", sagte Traub. Gottesdienste, Hebräisch- und Tora-Unterricht wird es fortan im Gemeindezentrum geben, das allerdings auch als geselliger Treffpunkt dienen soll und vom seit zwei Jahren in Ulm lebenden Rabbiner Shneur Trebnik geleitet wird.
 
Wichtigstes Anliegen der orthodox ausgerichteten Israelitischen Religionsgemeinschaft sei es, den Ulmer Juden "religiöse Praxis" nahe zu bringen, sagt Traub. In der atheistischen Sowjetunion aufgewachsen, fehle vielen die religiöse Bindung, "obwohl sich die Menschen durchaus bewusst waren, Juden zu sein". Wie beispielsweise die 19-jährige, in Kiew geborene Gymnasiastin Diana B, die zukünftig regelmäßig ins Gemeindezentrum gehen will: "Ich bin zwar keine so gläubige Jüdin", sagt sie. "Aber ich will meine Geschichte kennenlernen und die Tradition weitergeben." Eine Synagoge im strengen Sinn ist das Gemeindezentrum nicht. Es fehlt eine so genannte Frauenempore, ebenso die Mikwe, ein Tauchbad für religiöse Waschungen. Männer und Frauen, die bei Gottesdiensten separat sitzen, werden stattdessen durch einen Vorhang voneinander getrennt. Finanziert wurde das Zentrum durch Zuschüsse des Landes und durch die Stadt Ulm, die die Räume zur Verfügung stellt.
 
Die Geschichte der Ulmer Juden reicht weit zurück. Von 1238 datiert der älteste schriftliche Beleg, im 15. Jahrhundert erreichte das jüdische Leben seinen Höhepunkt. Am Judenhof gab es ein Wohnviertel samt Tanzhaus und Spital, der Zugang zu Handel und Zünften blieb den Bewohnern der freien Reichsstadt allerdings Jahrhunderte lang verwehrt. Erst 1861 wurde der erste Jude in den Bürgerausschuss gewählt. Nach der Zerstörung der Synagoge erlosch das jüdische Leben in Ulm. 112 Menschen wurden in Vernichtungslagern ermordet, nur vier überlebten den Holocaust. Beim gestrigen Festakt, an dem auch die Dekane Hans-Hermann Keinath und Josef Kaupp teilnahmen, erinnerte OB Ivo Gönner an diese dunkle Vergangenheit: "Wir dürfen nie vergessen und verschweigen, was Bürger in Ulm anderen Bürgern angetan haben." Die Wiedergründung der jüdischen Gemeinde sei für ihn eine "Herzensangelegenheit" gewesen, sagte er. "Seien Sie unsere geschätzten und geschützten neuen Mitbürger."    
   
KOMMENTAR: Eine Bereicherung   von
CHRISTOPH MAYER
    
Nicht nur für die Ulmer Juden, sondern für alle Ulmer war gestern ein freudiger Tag. Dass es mehr als 63 Jahre nach der Pogromnacht und der darauf folgenden Vernichtung jüdischen Lebens wieder ein israelitisches Gemeindezentrum gibt, ist eine kulturelle Bereicherung für die Stadt und ihre Menschen. Und hoffentlich ein weiterer Baustein auf dem Weg zum friedlichen und gleichberechtigten Miteinander der Religionen und Kulturen. Das gilt auch im Hinblick auf die geplante Moschee in der Einsteinstraße, die ja leider Gottes nicht unumstritten ist. Das Bekenntnis zu anderen Religionen ist also stark im Kommen in Ulm, und das darf man freilich auch kritisch sehen. Stichwort Desintegration und Fundamentalismus: Insbesondere bei einigen der hier lebenden Türken sind seit Jahren vermehrt Abkapselungstendenzen zu beobachten, wo Öffnung angezeigt wäre.
 
  

Fotos von der Einweihung des Gemeindezentrums Ulm0003.jpg (59045 Byte) Ulm0005.jpg (67851 Byte)
von links: Frau und Herr Meinhard M. Tenné (früherer 
Vorstandssprecher der IRG); Rabbiner Trebnik, Ulm  

In der Mitte: Arno Fern von der IRG 
(Israelitische Religionsgemeinschaft) in Stuttgart  

     
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Der neue Bet- und Versammlungssaal 
war zur Eröffnung  überfüllt  
Gäste vom Eingang aus  
"zur Rechten"  
Gäste vom Eingang aus 
"zur Linken"  
     
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Oberbürgermeister 
Ivo Gönner, Ulm  
In der Mitte sitzend: OB Ivo Gönner, rechts 
davon Barbara Traub, Vorstandssprecherin der IRG Stuttgart  
Der Ulmer evangelische Dekan Hans-Hermann Keinath 
und der katholische Dekan Josef Kaupp  
   
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Der Zemer-Chor der IRG Stuttgart...  ...bei der Darbietung hebräischer...   ...und jiddischer Lieder  
     
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Stehend zum Singen der "HaTikwa"; links der
 Pfarrer am Ulmer Münster Ulrich Hermann;
 ganz rechts: MdL Dieter Kleinmann
Rabbiner Trebnik erläutert die Bedeutung der Mesusa
 
Rabbiner Trebnik am  Eingang zum Versammlungs-
 und Betsaal vor dem Anbringen der Mesusa 
  
 
     
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Die Mesusa ist (fast) angebracht   Gespräche nach Abschluss der Feier   Der Vorhang wird geöffnet und gibt den Blick zum Toraschrank frei  
     
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Der Toravorhang wird bestaunt   links: Pfarrer Martin Tränkle aus Ulm   Blick auf den Toraschrank  
     
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Die Mesusa   In der Küche des neuen Gemeindezentrums:
   Frau und Kind von Rabbiner Trebnik
Erinnerung an die alte Ulmer Synagoge
 (1938 zerstört) am Weinhof  
 

     
     
Link:
Interne Links:

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Zur Seite über die neue Synagoge in Ulm  
Zur Seite über den alten jüdischen Friedhof in Ulm
Zur Seite über den neuen jüdischen Friedhof in Ulm 
Zur Seite über die Israelitische Religionsgemeinschaft in Württemberg  

Externe Links:  

Besuch von Rabbiner Trebnik im Kepler-Gymnasium in Ulm  

      
        

        

        

 

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Stand: 20. Februar 2016