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Gleusdorf (Gemeinde
Untermerzbach, Kreis Hassberge)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Gleusdorf bestand eine jüdische Gemeinde bis 1909. Ihre
Entstehung geht in die Zeit des 16./17. Jahrhunderts zurück (nach Angaben bei
I. Schwierz s.Lit. bestand "wahrscheinlich ab ca. 1520" eine jüdische
Gemeinde). Die ältesten urkundlichen Belege liegen jedoch erst aus der Zeit um
1660 vor, als in Gleusdorf sechs jüdische Familien ansässig waren.
Im 18. Jahrhundert war etwa ein Fünftel der Einwohnerschaft Gleusdorfs
jüdischer Konfessionszugehörigkeit. Die jüdischen Familien wohnten in einer
eigenen Gasse am südöstlichen Ortsrand.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: um 1817/20: neun Familien, 1830 44 jüdische Einwohner (15,9 % der
Einwohnerschaft von insgesamt 276 Personen), Ende 1830er-Jahre 45 jüdische
Einwohner (von insgesamt 330 Einwohnern; nach M. Siebert Das Königreich
Bayern... 1840 S. 409). Die jüdischen Familien lebten in ärmlichen
Verhältnissen. Neben Viehhandel werden "Landkramhandel",
Lumpensammeln, Weberei und Seifensiederei als Erwerbstätigkeiten genannt.
Die Matrikelliste von 1817 für Gleusdorf ist nicht erhalten. Auf einer
aus dieser Zeit erhaltenen Unterschriftsliste für die Eidesleistungen werden
die folgenden jüdischen Familienvorsteher genannt (mit neuem Familiennamen):
Salomon Hermann, Isaac Kunzenhauser (später: Gunzenhäuser), Männlein Herrmann, Jonas Herrmann, Hajum
Herrmann, Witwe Schindel Rau, Moses Weil und Witwe Klärla Bank. Nicht in die
Matrikel wurde Schir Fleischmann aufgenommen. Mitte des 19. Jahrhunderts
waren die jüdischen Familiennamen Baum, Fleischmann, Gunzenhäuser, Herrmann,
Kaufmann, Morgenthau, Rau.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule und - in den mehreren Häusern der
"Judengasse" - jeweils ein rituelles Bad. Die Toten der jüdischen
Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Ebern
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser
Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer in der Gemeinde tätig war, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Einer dieser Lehrer war Mitte des
19. Jahrhunderts der 1897 in Wiesenbronn verstorbene Lehrer Jacob Rosenbaum
(siehe Bericht unten). Die Gemeinde war orthodox geprägt,
1909 wurde die jüdische Gemeinde Gleusdorf aufgelöst und das Vermögen
der Gemeinde der Israelitischen Kultusgemeinde Memmelsdorf
übertragen. 1909 ist mit Moritz Gunzenhauser der letzte jüdische
Einwohner Gleusdorfs in Ebern beigesetzt worden.
Von den in Gleusdorf geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Josef Baum (geb. 1880 in
Gleusdorf, später in Bamberg wohnhaft, umgekommen nach Deportation 1941 nach
Riga).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer
Zum Tod des Lehrers Jacob Rosenbaum (1897)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Dezember 1897:
"Wiesenbronn, im Kislew. Wiederum hat der Tod eine weite
Lücke gerissen, nicht nur in eine Familie und in unsere Gemeinde, sondern
für das ganze Judentum wird der Verlust unersetzlich sein. Unser Lehrer
und Führer, der hier nahezu 34 Jahre seines Amtes mit großer Treue
waltete, Herr Jacob Rosenbaum weilt nicht mehr unter uns. Nachdem er noch
am Sonntag unterrichtete, machte am Dienstag Nacht eine Herzlähmung
seinem edlen Leben, welches nur der Tora, Aboda (Gottesdienst) und Gemilus
Chasodim (Wohltätigkeit) gewidmet war, ein Ende. Mehr als 60 Jahre stand
er als Lehrer, Chasan und Schochet in den jüdischen Gemeinden Germersheim,
Klein-Ostheim, Gleusdorf, Rödelmaier
und zuletzt hier in einer Weise vor, die ihm überall die Achtung, Liebe
und Anhänglichkeit seiner Kultusmitglieder erwarb. Davon legte seine am
Eref Schabbos (Freitag) stattgehabte Beerdigung den sprechendsten Beweis
ab. Von nah und fern waren Freunde, Schüler und Kollegen herbeigeeilt, um
dem teueren Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Vor dem Trauerhause
gaben die Herren Lehrer Strauß - Kleinlangheim,
Lehmann - Schonungen,
Eisenheimer - Großenbuseck,
Rosenbaum - Berolzheim (Sohn des
Verstorbenen) und der protestantische Lehrer Zemer - Wiesenbronn, den
Gefühlen des Schmerzes in ergreifenden Reden Ausdruck. Die ganze
Bevölkerung Wiesenbronns, ohne Unterschied des Konfession, gab dem von
Allen verehrten Dahingeschiedenen das Geleite. Auf dem Begräbnisplatze,
in dem eine Stunde entfernten Rödelsee, hatten sich zahlreiche Freunde
und Verehrer des Verlebten eingefunden und hier gaben Lehrer Frank -
Rödelsee und Kissinger - Frankenwinheim ein treffliches Lebensbild, des
als Jehudi, als Lehrer und als Mensch gleich groß dastehenden Mannes, der
uns ebenso unersetzlich als unvergesslich sein wird. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum vorhanden. In den
1850er-Jahren wurde eine Synagoge erbaut. Beim Gebäude handelt es sich
um einen massiven Sandsteinquaderbau. Zur Finanzierung der Synagoge wurde
eine Sammlung in den bayerischen jüdischen Gemeinden durchgeführt, die von
höchster Stelle genehmigt worden war:
Anzeige
im "Königlich-bayerischen Kreis-Amtsblatt der Pfalz" vom 12.
Juni 1855: "...den 8. Juni 1855.
(Bitte der Israeliten zu Gleusdorf um Bewilligung einer Collecte zum
Neubau einer Synagoge betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Seine Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht,
dass zur Unterstützung der Israeliten zu Gleusdorf, Königlichen
Landgerichts Baunach, bei dem Neubaue ihrer Synagoge, in allen Synagogen
eine Sammlung frommer Gaben veranstaltet werden dürfe. Die Königlichen
Landcommissariate werden beauftragt, benehmlich mit den Bezirks-Rabbinaten
zum Vollzug das Weitere zu verfügen und die Erträgnisse der Collecte an
die unterfertigte Stelle einzusenden.
Speyer, den 6. Juni 1855.
Königlich Bayerische Regierung der Pfalz,
Kammer des Innern. Hohe. Ernesti". |
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Vermutlich wurde die Synagoge 1856/57 erbaut und
eingeweiht.
Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde 1909 wurde das Synagogengebäude
verkauft. Es kam in Privatbesitz und wurde später als Mehrzweckraum (Werkstatt,
Abstellraum usw.) verwendet. Das Gebäude ist bis zur Gegenwart erhalten. Im
Inneren ist noch der blaue Innenanstrich erkennbar, gleichfalls die Spuren des
Torascheines.
Nach einem Beschluss des Untermerzbacher Gemeinderates vom November 2015 soll
das Synagogengebäude für die Zukunft bewahrt werden. Für eine mögliche
Sanierung wurde ein Förderantrag an den Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung eingereicht. Nach einem ersten Sanierungskonzept ist geplant, das
Nachbargebäude der Synagoge (ehemalige jüdische Schule) abzubrechen, um Platz
für einen Anbau an das Synagogengebäude (für Eingang, Lager und sanitäre
Anlagen) zu gewinnen. 2016 wurde das Synagogengebäude von der Gemeinde
Untermerzbach erworben. Es ist geplant, das Gebäude einer öffentlichen Nutzung
zuzuführen und dabei in das bereits bestehende Konzept der Synagoge Memmelsdorf
einzubinden.
Ein an der Synagoge angebrachter "Hochzeitsstein" (Chuppa-Stein) aus
dem 17. Jahrhundert ist am Ort erhalten und wird wieder am Synagogengebäude
angebracht.
Adresse/Standort der Synagoge: Zwischen Dorfstraße 3
und 5 (Nebengebäude rechts von Dorfstraße 3)
Fotos
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
Dezember 2015:
Rat nimmt sich der ehemaligen
Synagoge an |
Artikel von Helmut Will am 1. Dezember
2015: |
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März 2017: Material zur Gleusdorfer
Synagoge gesucht
Anmerkung: Der Untermerzbacher Bürgermeister Helmut Dietz bittet darum, Bilder, Schriftmaterial und sonstiges Wissen über die jüdische Bevölkerung in Gleusdorf zusammenzustellen und der Gemeindeverwaltung für das geplante Projekt "Jüdische Schule und Synagoge in Gleusdorf" zur Verfügung zu stellen.
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Dazu Hinweis von Helmut Dietz, 1.
Bürgermeister in Untermerzbach (aus der Website
www.untermerzbach.de):
"LEADER-Förderung: Synagoge Gleusdorf - Erstellung eines Entwicklungskonzeptes zur nachhaltigen Nutzung für die Gemeinde Untermerzbach
Die Gemeinde Untermerzbach mit ihren Orts- und Gemeindeteilen ist eine Flächengemeinde im Landkreis Haßberge mit großem Reichtum an Geschichte, Kulturgütern und Natur. Der Landkreis Haßberge ist als LEADER-Förderregion anerkannt, und dies will die Gemeinde nutzen um mit einem Projekt einen weiteren touristischen Anziehungspunkt für sich und den Landkreis Haßberge zu schaffen und so die Region als Gesamtes weiter zu entwickeln.
Die Gemeinde Untermerzbach ist seit 2016 Eigentümerin der ehemaligen Synagoge in Gleusdorf samt der zugehörigen einstigen Judenschule. Beide Gebäude wurden zuletzt landwirtschaftlich genutzt und sollen nach entsprechenden Umbau- bzw. Sanierungsmaßnahmen einer neuen Nutzung zugeführt werden. Der Träger- und Förderverein Synagoge
Memmelsdorf (Ufr.) e.V. wird im Anschluss den Betrieb übernehmen und in das eigene Konzept einbinden.
Im Rahmen des europäischen Förderprogramms LEADER soll für die ehemalige Synagoge samt Judenschule ein Nutzungs- und Entwicklungskonzept für eine nachhaltige Nutzung entwickelt werden, das das Landjudentum zum Inhalt hat und dabei das lokale Judentums mit seinen Bezügen nach außen und seinen weitreichenden Vernetzungen aufzeigen soll.
Mit der Konzepterstellung soll ein Fachbüro beauftragt werden. Sofern an der Erarbeitung eines Nutzungs- und Entwicklungskonzeptes für die nachhaltige Nutzung der Synagoge samt
ehemaliger Judenschule Interesse besteht, werden geeignete Bewerber gebeten, ihr konkretes und detailliertes Angebot (Projektinhalt, Zeitplan, Projektorganisation, Kosten, Projektteam) bis zum 15.03.2017 an die Gemeinde zu richten.
Inhalt und Ziele, Aufgabenstellung / Leistungsbeschreibung sowie Einzelheiten zum abzugebenden Angebot finden Sie hier zum Download.
Bei Fragen stehen zur Verfügung unter Tel. (09533) 9809-0 (1. Bürgermeister Helmut Dietz) bzw.
(09533) 9809-23 (Geschäftsleiter Edgar Maier)." |
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Dezember 2017:
Eine Bestandsanalyse des Synagogengebäudes liegt
vor - das Nutzungskonzept wird diskutiert |
Artikel von Helmut Will in inFranken.de vom
5. Dezember 2017: "Bestandsanalyse. Hohe Bauqualität zeichnet die Synagoge aus
Das Nutzungskonzept für die ehemalige Synagoge und "Judenschul" in Gleusdorf war am Montagabend ein Thema im Gemeinderat Untermerzbach.
Adelheid Waschka trug dem Gemeinderat Untermerzbach ihre bisherigen Erkenntnisse hinsichtlich historischer Aufarbeitung für die Synagoge in Gleusdorf vor. Die Kunsthistorikerin ist Ansprechpartnerin für Städte und Gemeinden. In seiner Sitzung am 7. August hatte der Gemeinderat das Erstellen eines "didaktischen Nutzungskonzeptes" an die Agentur für kulturhistorische Recherchen zum Preis von 11 900 Euro vergeben. "Frau Waschka hat den Auftrag bekommen und nun schon weitreichende Recherchen vorgenommen. Wir sind gespannt, was wir heute von ihr hören", sagte Bürgermeister Helmut Dietz (SPD).
Adelheid Waschka tauchte tief in die Geschichte der Synagoge Gleusdorf ein. Zur Bestandsanalyse führte sie aus, dass eine hohe Qualität an dem Bau vorhanden sei: "Das zeichnet die Synagoge in Gleusdorf aus." Die Werkmeister, die am Bau beteiligt waren, müssten aus der hiesigen Gegend kommen. Dazu seien aber noch Nachforschungen nötig. Die Doppelfenster, die an der Synagoge vorhanden sind, wiesen Gemeinsamkeiten mit denen der Burgenvielfalt der fränkischen Reichsritterschaft auf. Beim Vergleich der Synagoge mit zeitgenössischen Bauwerken gebe es Ähnlichkeiten, so bei Säulen, die auf den Dächern zu sehen sind. Aber auch das "Auge" an den Spitzen der Frontseiten, mit dem die Juden geglaubt hätten, die Sonne einfangen zu können, und die Fugen im Mauerwerk würden sich gleichen.
Waschka zeigte zur Verdeutlichung Bilder von Bauwerken in Bad Staffelstein, die "Bullenhalterei" Mitte des 19. Jahrhunderts oder die Backöfen in Untermerzbach und Gleusdorf. "Die Gleusdorfer Christen haben damals von den Juden viel gelernt. Sie lebten zusammen, gaben sich gegenseitig Wohnraum", sagte Adelheid Waschka. Neun Familien hätten im 19. Jahrhundert eine eigene Regelschule gehabt.
Dass die Baumeister der damaligen Zeit Tolles schufen, machte Waschka an verschiedenen Exponaten mit entsprechenden Fotos deutlich. "In Gleusdorf hat es in der Synagoge einen Hochzeitsstein aus dem 17. Jahrhundert gegeben, den jemand in seine Gartenmauer einbaute. Aber wie ich hörte, können wir diesen Stein wieder für die Synagoge haben", sagte Waschka erfreut.
Bildung und gemeinsame Erziehung hätten 1858 bis 1863 schon eine große Rolle gespielt, wie die Kunsthistorikerin anhand von schriftlichen Aufzeichnungen darlegte. Nach ihren Worten hat die Synagoge einige Alleinstellungsmerkmale, und sie hoffe, dass die IG Synagoge Memmelsdorf/Ufr auch die Trägerschaft für die Synagoge in Gleusdorf übernimmt..."
Link
zum Artikel |
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Mai 2018:
Über die "Gleusdorfer Heimatgespräch"
und ihre Suche nach Zeugnissen der Orts- und jüdischen Geschichte von
Gleusdorf |
Artikel von in inFranken.de vom 4. Mai 2017:
"GLEUSDORF. Heimatgespräche. Wo stand einst das Alte Schloss von Gleusdorf?
Die Gemeinde Untermerzbach hat die frühere Synagoge in Gleusdorf mit der "Judenschul" gekauft. Sie soll zu einem geschichtlichen Informationszentrum werden.
Adelheid Waschka, Agentur für kulturhistorische Recherchen, wurde von der Gemeinde Untermerzbach in die Nachforschungen zur ehemaligen Synagoge in Gleusdorf eingebunden, beziehungsweise damit beauftragt. Sie referierte hierzu bereits im Gemeinderat Untermerzbach.
Für ihre Recherchen hat Adelheid Waschka die 'Gleusdorfer Heimatgespräche' ins Leben gerufen, die vierzehntägig, jeweils donnerstags, in der alten Schule in Gleusdorf stattfinden. Nach dem Worten der Kulturhistorikerin sollen diese Gespräche dazu beitragen, die in der Mürsbacher Chronik von Karl Barthels und in dem Werk
'Aus der Geschichte Gleusdorf' von Lehrer Walter Schmitt enthaltenen Quellen im Ort zu lokalisieren.
Suche nach Fotos und Postkarten. 'Beim ersten Treffen wurde mit Hilfe der Teilnehmer nach historischen Fotos und Postkarten gesucht, aber auch mittels Hörensagen und Erzählungen wird nach Themenschwerpunkten gesucht, die für die Geschichte von Gleusdorf bedeutend sind und Alleinstellungsmerkmale
darstellen', sagte Adelheid Waschka. Die Kunsthistorikerin betonte, dass nicht nur die Geschichte der Juden und ihrer Häuser mit Tauche, Synagoge und
'Judenschul' im Vordergrund stehe, sondern auch die der Gleusdorfer Bevölkerung. Historische Familien-, Schul- und Kommunionbilder seien wichtige Zeugnisse der Kostümgeschichte innerhalb des Itzgrundes.
Wie sich nach den ersten Treffen herauskristallisierte, wurde früher in Gleusdorf häufig Theater gespielt, entweder auf einer Bühne vor dem Schulhaus oder im Wirtshaus. Es gab auch einen Radfahrverein
'Wanderlust', der 1923 seine Standarte weihen ließ. 'Gab es hierzu ein
Protokollbuch?', fragte Waschka. Interessant wären auch historische Ansichten, die zeigen, wie das Ensemble
'Synagoge und Judenschul' vor 1898 oder die Itzbrücke vor der Erneuerung ausgesehen haben. Spannend bleibe auch die Suche nach dem Standort des Alten Schlosses aus der Zeit vor 1505/25.
Wie die Kunsthistorikerin sagte, seien Dokumente oder Fotos oft von Familienmitgliedern an ihre entfernten Wohnorte zur Erinnerung mitgenommen worden. Die Gruppe der Heimatgespräche versuche nun, diese Personen zu ermitteln, weil man sich von ihnen weitere Erkenntnisse erhoffe. Wer hierzu Beiträge leisten kann, möchte sich bei Waschka per E-Mail an
adelheid@waschka.de oder unter der Rufnummer 0171/1849570 melden, oder auch bei der Gemeinde Untermerzbach per E-Mail an
info@untermerzbach.de oder unter der Telefonnummer 09533/98090.
Zur Synagoge in Gleusdorf ist zu erwähnen, dass mit dem Wegzug der letzten jüdischen Bewohner in die Vereinigten Staaten beziehungsweise nach Bamberg und Reckendorf am Ende des 19. Jahrhunderts die 1857 erbaute Synagoge ihre Funktion als Sakralraum und Versammlungsort verloren hat. Sie wurde 1909 verkauft und als Lagerhalle und Werkstatt genutzt. Das benachbarte Gebäude trägt heute noch den Namen
'Judenschul', wobei eine solche Nutzung erst im Zuge der historischen Aufarbeitung der Zeit vor 1854, während des Projektverlaufs, nachgewiesen werden kann. Der Rückbau eines zweistöckigen Wohnhauses zu einer eingeschossigen Scheune erfolgte 1898/99."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 60-61; S. 1992² S. 65. |
 | Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 136-137. |
n.e.

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