Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Großkarlbach (VG Grünstadt-Land, Kreis Bad Dürkheim) 
Jüdische Geschichte  

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde       
    
In Großkarlbach bestand eine kleine jüdische Gemeinde (ohne Anerkennung als selbständige Synagogengemeinde) während des 19. Jahrhunderts. Die in Großkarlbach lebenden jüdischen Familien bildeten zeitweise mit den in Bissersheim lebenden Juden eine gemeinsame Kultusgemeinde, bis diese aufgelöst und 1879 der Gemeinde in Kirchheim an der Eck (heute Kirchheim an der Weinstraße) zugeordnet wurde.  

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 8 jüdische Einwohner (0,9 % der Gesamteinwohnerschaft), 1825 16 (1,6 %), 1867 50. Nach einer Liste von 1809/10 waren damals die beiden jüdischen Familien von Marcus Wolf und David Wolf am Ort. 
 
Um 1865/85 waren am Ort insbesondere die Familien Feiss, Stein und Strauss; seit 1912 kam durch Heirat von Josef Hecht nach Großkarlbach auch die Familie Hecht in den Ort. Um 1900 lebten 13 jüdische (von insgesamt 785) Einwohner am Ort.    
  
An Einrichtungen war eine Betstube vorhanden (s.u.). Die Toten der Gemeinde wurde auf dem jüdischen Friedhof in Heuchelheim beigesetzt. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Frankenthal.        

Die um 1925 10 jüdischen Einwohner gehörten der jüdischen Gemeinde in Kirchheim am Eck (heute Kirchheim an der Weinstraße) an. 1932 wurden noch acht jüdische Einwohner in zwei Familien am Ort gezählt. Damals war Adolf Stein aus Großkarlbach Mitglied des Gemeindevorstandes der jüdischen Gemeinde in KirchheimAdolf Stein (geb. 1883 in Großkarlbach, seit 1911 mit Auguste geb. Kohlmann aus Kirchheim verheiratet, Sohn Kurt Jonas geb. 1912) handelte mit Vieh, Futtermittel und Getreide (Haus und Geschäft in der Hauptstraße). Von der anderen jüdischen Familie am Ort handelte der Familienvorsteher Josef Hecht mit Manufakturwaren (Josef Hecht geb. 1878 in Quirnbach, seit 1912 mit Mathilde geb. Simon aus Großkarlbach verheiratet, die 1924 starb; gemeinsame Kinder: Tochter Alice geb. 1913, Hilde geb. 1915 [lernte 1930 bis 1933 Damenschneiderin in Frankfurt], Else geb. 1920; 1926 Heirat mit Frieda geb. Schwalm aus Treysa; das Geschäft von Josef Hecht war in der Hauptstraße 42).    
 
Nach 1933 trafen die jüdischen Einwohner in Großkarlbach wie anderswo die nationalsozialistisch angeordneten Restriktionen. Das Geschäft von Josef Hecht lief seit 1933 immer schlechter. Im Oktober 1934 verkaufte er sein Haus in Großkarlbach und verzog nach Mannheim. Seine Tochter Hilde arbeitete dort als Hausangestellte, u.a. im israelitischen Krankenhaus der Stadt; sie ist 1939 nach London emigriert. Tochter Else fand Anstellungen in privaten jüdischen Haushalten. Tochter Alice starb 1936, ihr Vater Josef Hecht bereits 1938. Familie Stein war in Großkarlbach geblieben, sie wurde am Ort zunehmend isoliert, das Geschäft boykottiert und im Sommer 1938 zwangsweise geschlossen. Der Sohn Kurt Jonas Stein emigrierte 1937 in die USA. Die Eltern wollten auch emigrieren und standen auf der Liste für Visumsantragsteller. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Haus der Familie Stein überfallen und demoliert, Josef Stein wurde schwer misshandelt und in das KZ Dachau verschleppt. Seine Frau Auguste flüchtete mit ihrem Sohn nach Ludwigshafen, dann Mannheim. 1940 wurden Auguste und Adolf Stein sowie Frieda Hecht und ihre Stieftochter Else in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert.      
   
    
Von den in Großkarlbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Marcus Feiss (1863), Else Therese Hecht (1920), Frieda Hecht geb. Schwalm (1884), Johanette Koch geb. Stein (1885), Karoline Kohlmann geb. Beitmann (1864), Paula Johannette Kohlmann geb. Stein (1889), Lina Pfeiffer geb. Stein (1881), Adolf Stein (1883), Auguste Caroline Stein geb. Kohlmann (1891), Eduard Stein (1884), Moritz Strauss (1866).    
   
   
  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in Großkarlbach gefunden.

    
   
    
Zur Geschichte der Betstube   
   
1815 wird vom Vorhandensein einer jüdischen Betstube am Ort berichtet. Vielleicht war diese noch dieselbe Betstube, die 1880 Isaak Schmidt unentgeltlich als Wohnzimmer benutzen konnte. Damals war vom Bezirksamt Frankenthal und von Rabbiner Dr. Salvendi der Verkauf dieser Betstube durch die jüdische Gemeinde von Kirchheim angeregt worden. Da sich allerdings großer Widerstand ergeben hatte, unterblieb der Verkauf. Weitere Informationen liegen nicht vor.   
     
    
Adresse/Standort der Betstubeunbekannt   
    
    
     
Fotos  

Es liegen - außer den Fotos zum Denkmal 1870/71 - noch keine Fotos / Abbildungen zur
 jüdischen Geschichte in Großkarlbach vor; über Hinweise oder Zusendungen freut sich
der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite
 
     
Denkmal für die 
Kriegsteilnehmer 1870/71
 
(Fotos: Michael Ohmsen, März 2012)
Grosskarlbach Denkmal 024.jpg (228544 Byte) Grosskarlbach Denkmal 024a.jpg (184214 Byte)
  Auf der Tafel findet sich der Name von "Abraham Straus", der vermutlich 
der jüdischen Familie Straus angehörte  
     

   
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

November 2008: Woche der Begegnung zur Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 mit einer Verlegung von "Stolpersteinen"        
Artikel in der "Rheinpfalz" vom 28. Oktober 2008: "Mehr als eine kurze Gedenkfeier.
Großkarlbach
: Mit der Pogromnacht erreichte die Judenverfolgung vor 70 Jahren einen ersten Höhepunkt. Auch zwei Familien aus dem Dorf sind in Auschwitz gestorben. Mit einer Woche der Begegnung wird an ihr Schicksal erinnert..."  
Zum Lesen des Artikel bitte Textabbildung anklicken      
 
Artikel in der "Rheinpfalz" vom 4. November 2008: "'Jud Stein wie ein Stück Vieh weggebracht.
Hintergrund: In den Gaskammern von Auschwitz sind sie ums Leben gekommen: die jüdischen Bürger Auguste und Adolf Stein, Frieda und Else Hecht. An sie und ihre Familien, die bis zur Zeit des Nationalsozialismus im Dorf gelebt hatten, wird mit den 'Stolpersteinen' erinnert. Die Denkmäler werden heute vor den ehemaligen Wohnhäusern in der Hauptstraße verlegt..." 
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken 
 
November 2018: Ökumenischer Gottesdienst zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms 1938  
Artikel von vom 23. November 2018: "Nicht vergessen, was damals geschah. Erinnerung um der Zukunft willen – Ökumenischer Gottesdienst in Großkarlbach
Am 9. November 2018 hat sich zum 80. Mal der Tag gejährt, an dem in Deutschland Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte und Wohnungen verwüstet wurden und Menschen verhöhnt, schikaniert, geschlagen und umgebracht wurden. Wir gedenken, um die Opfer zu ehren. Wir gedenken, weil dies hilft, Wunden zu heilen. Und wir gedenken, weil wir nie wieder zulassen wollen, dass in unserem Land Menschen anderen Glaubens oder anderer Herkunft verfolgt und misshandelt werden. Gemeinsam mit jungen Menschen, die sich bei den Großkarlbacher Pfadfindern treffen, Pfarrer M. Tiator und Pfr.in Evi Heck war die Stunde der Erinnerung in der katholischen Jakobus-Kirche in Großkarlbach. Im Gottesdienst wurde an die Lebensdaten und -schicksale der Großkarlbacher jüdischen Glaubens erinnert, die bis 1938 im Dorf gelebt haben. Die 'Stolpersteine', die in Großkarlbach verlegt wurden, sollen Anstoß geben, nicht zu vergessen, was damals geschah und Ansporn sein mitzuwirken, dass so etwas nicht wieder geschieht."
Link zum Artikel  

    
     


    
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Großkarlbach  

Literatur:  

bulletAlfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. 1992. 
bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 78.
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 117 (mit weiteren Literaturangaben).
bulletJürgen Klüpfel mit Unterstützung von Hans Schlüter, Paul Theobald und Rudolf Walther: Großkarlbacher Juden unter dem Nationalsozialismus. In: Vielfalt tut gut. Großkarlbacher Woche der Begegnung 2008. Hrsg. vom Sieben Mühlen Kunst- und Kulturverein Großkarlbach e.V. S. 48-69. Online eingestellt (pdf-Datei).

 
   n.e.    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013