Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Luzern (Kanton Luzern / LU, Schweiz)
Jüdische Geschichte / Synagoge
 
Bitte besuchen Sie auch die Website der Jüdischen Gemeinde Luzern http://jgluzern.ch 

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bullet Einzelne Presseberichte zur jüdischen Gemeinde Luzern 
bulletLinks und Literatur  

  
  
Es besteht eine weitere Seite mit Texten zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in den ersten Jahrzehnten (ca. 1850 bis um 1935): hier anklicken  
  
  
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
      
Mittelalter
 
  
In Luzern werden Juden erstmals im 13. Jahrhundert genannt. Im Stadtrecht von 1252, das jedoch nur aus einer späteren Fassung vorliegt und daher nicht auf die Verhältnisse in 1252 ausgelegt werden muss, finden sich Bestimmungen zum Schutz der in Luzern lebenden Juden. 1288 werden jüdische Gläubiger in Zofingen und Luzern genannt. In den folgenden Jahrzehnten werden jüdische Bewohner der Stadt auch als Hausbesitzer genannt. Vermutlich schon in dieser Zeit bestand die "Judengasse", heute Metzgergasse. Die jüdischen Familien lebten überwiegend vom Geldhandel. Bei der Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurde die jüdische Gemeinde zerstört. Erst 1386 werden wieder Juden genannt, die vom Geldhandel lebten und unter dem Schutz des städtischen Rates standen. 1401 wurden die Juden aus der Stadt vertrieben. Danach kam es über Jahrhunderte nur zu vereinzelten Niederlassungen: 1423 wird der Arzt Isaias genannt, 1425 erhielt der Arzt Joseph von Zürich ein Jahr Geleit in Luzern. 1472 werden mailändische Juden in der Stadt genannt, die für einige Zeit hier wohnten. Auch im 16. Jahrhundert lebten in Luzern einige jüdische Ärzte.            

Hinweis auf die mittelalterliche jüdische
 Geschichte am Niedertor bzw. Baslertor: 
in dessen unmittelbarer Nähe stand der
 1771 abgebrochene "Judenturm"
Luzern Stadt 172.jpg (140760 Byte) Luzern Stadt 171.jpg (90232 Byte)

    
    
19./20. Jahrhundert 
    
Die neue Gründung einer jüdischen Gemeinde erfolgte erst wieder 1867. Zunächst nannte sie sich "Israelitischer Kultusverein", seit 1917 "Jüdische Gemeinde Luzern" (JGL). Während 1852 noch keine Juden in Luzern lebten und sie damals auch noch vom jeglichen Zutritt zu den Märkten ausgeschlossen waren, wurden 1856 zwei Aargauer Juden (aus Lengnau beziehungsweise Endingen) die Niederlassung in der Stadt erlaubt. Die Zahl jüdischer Einwohner nahm in den folgenden Jahrzehnten schnell zu: 1909 wurden 172 "inländische" und 147 "ausländische" Israeliten in der Stadt gezählt. 1910 lebten im Kanton Luzern 491 jüdische Personen, davon 453 in Luzern.  
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine jüdische Schule (Religionsschule), ein rituelles Bad und einen Friedhof (seit 1884). Zur Besorgung religiöser Aufgaben war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1867 wurde als erster Vorbeter Simon Götschel angestellt. Seit 1919 hatte die jüdische Gemeinde einen Rabbiner am Ort (s.u.).   
      
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg (Jüdisches Jahrbuch für die Schweiz 1919/20) umfasste die Gemeinde 65 Haushaltungen mit zusammen etwa 300 jüdischen Personen; im Kanton Luzern lebten zusammen etwa 500 jüdische Personen. Die in den Jahren zuvor auch in Luzern auf Grund von Pogromen in ihren Heimatländern zugezogenen osteuropäischen Juden hatten eigene Betstuben. 
   
1919/20 bildeten den Vorstand der Gemeinde: Stadtrat S. Erlanger sen., Präsident; Immanuel Herz, Vizepräsident; Jakob Erlanger, Kassier; Benny Weil, Aktuar; S. Rutowitz, Beisitzer. Als Kantor und Lehrer war M. Horwitz tätig. Zahlreiche Vereine prägten bereits damals das jüdische Gemeindeleben (nach der Übersicht 1919/20). die Chevrah-Kadischah (gegründet 1879, Zweck Hilfeleistung in Krankheits- und Sterbefällen), der Israelitische Frauenverein (gegründet 1887, Zweck: Hilfeleistung in Krankheits- und Sterbefällen, Wohltätigkeit), der Israelitische Armen- Unterstützungsverein (gegründet 1911, Hilfeleistung an ortsansässigen Arme und Passanten), die Israelitische Fürsorgekommission, der Talmud-Tora-Verein, der Synagogenchor, die zionistische Misrachigruppe und mehrere Ortsgruppen von Vereinen überregionaler Wohltätigkeitsvereine und Organisationen.  
  
Zunächst wurde die Luzerner Gemeinde durch die Rabbiner aus Baden (CH; Rabbiner Dr. Herz Ehrmann aus Baden weihte 1887 als damals für Luzern zuständiger Bezirksrabbiner den Luzerner Friedhof ein) und Basel (der Rabbiner aus Basel weihte 1911 die Synagoge ein) betreut. 1919 wurde ein selbständiges Rabbinat in Luzern begründet und mit Samuel Brom besetzt (Absolvent der Breuer'schen Jeschiwa in Frankfurt, 1919-1962). Nachfolger im Amt des Rabbinates waren Benjamin Pels und Israel Mantel (letzterer bis 2008).
   
In der NS-Zeit wurden auch aus Luzern stammende Juden ermordet. In den Listen von Yad Vashem, Jerusalem werden folgende in Luzern geborene Personen genannt, die in Vernichtungslagern umkamen (Quelle: Yad Vashem, Jerusalem): Salomon Bloch (geb. 1892), Alfred (Fred) Joseph (geb. 1911), Heinrich Sax (geb. 1903), Gitta Wochenmark geb. Holtz (geb. 1904). 
Hinweis: der in einigen Listen genannte Hans Manasse (geb. 1918 in Luzern, später in Berlin lebend), wurde über Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Er hat jedoch - wie auch seine Mutter Berta (geb. 1894) die NS-Zeit überlebt und traf im DP-Camp 7 in Deggendorf wieder mit seiner Mutter zusammen. Siehe den Bericht bei hagalil.com: http://www.hagalil.com/archiv/2011/07/06/deggendorf-4/  
   
Nach 1945 ging die Gemeindegliederzahl unter anderem durch Auswanderung nach Israel zurück. Nach Gründung des Staates Israel unterstützte z.B. Rabbiner Brom 52 junge Gemeindemitglieder in ihrer Bestrebung, auszuwandern, wobei der Gemeinde freilich fast eine ganze Generation verloren ging. Von ihrer Prägung blieb die Luzerner Gemeinde auch weiterhin orthodox. Die Gemeinde ist vor allem aus diesem Grund seit 1992 nicht mehr Mitglied im Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG). 2004 gehörten zur jüdischen Gemeinde in Luzern etwa 200 Mitglieder. 2012 gehörten zur jüdischen Gemeinde 80 Haushalte mit etwa 150 Personen, 2016/18 noch 40 Haushalte, wobei nicht alle jüdischen Familien in Luzern der jüdischen Gemeinde angehören.     
   

Größere Aktivitäten entfaltet seit 2003 in Luzern: Chabad Luzern (Chabad Lubavitch of Central Switzerland / Zentralschweiz • Birkenstrasse. 10 • 6003 Luzern • Switzerland • Tel.: 41-41-361-1770). Ausführliche Informationen über die Website von Chabad Luzern. Rabbiner der Chabad ist Chaim Drukman. Die Veranstaltungen verlaufen teilweise parallel zum bisherigen jüdischen Gemeindeleben, teilweise ist die Chabad-Bewegung inzwischen jedoch prägend für das jüdische Gemeindeleben in der Stadt geworden (vgl. Presseartikel von 2016 und 2018 unten). Die Chabad hat (Stand 2018) Räumlichkeiten an der Pilatusstraße. Hier finden regelmäßige Sabbat-Feiern, Hebräisch- oder Talmudkurse oder sogenannte Lunch & Learn-Meetings statt. Zu gewöhnlichen Gottesdiensten kommen zwischen 15 und 30 Personen, zu den hohen Festtagen wie Jom Kippur bis um die 150 Personen.  
    
   
Talmudhochschule / Jeschiwa
   
In Kriens bei Luzern bestand als besondere Einrichtung die Schweizerische Talmudhochschule. Sie wurde 1952 zuerst in Lugano gegründet und 1954 unter Rabbiner Brom nach Luzern verlagert. 1968 wurde dann ein großer Neubau in Kriens-Obernau bezogen (Sackweidstraße). Über mehrere Jahrzehnte lebten in dem Internat - zusammen mit dem Lehrkörper - jeweils 120 Jugendliche im Alter von 14-19 Jahren für jeweils 2-3 Jahre. Unterrichtet wurden Tora, Talmud und Religionsvorschriften. Die Jeschiwa ist die Vorstufe zur Rabbinerausbildung. Die Schüler konnten danach eine der Jeschiwot in Israel, England oder den USA absolvieren. Bis zu ihrer Schließung 2016 war die Jeschiwa in Kriens die einzige in der Schweiz (abgesehen von der in Zürich seit einigen Jahren bestehenden kleineren Jeschiwe Lezeirim). Bis zu den Sommerferien 2015 hatten noch 70 Schüler die Jeschiwa in Kriens besucht. 
Vgl. Presseartikel von Guy Studer in der "Luzerner Zeitung" vom 19. August 2015: "Kriens: Jüdischer Hochschule droht Schließung..."  Link zum Artikel   
Vgl. Presseartikel von Stefan Dähler in der "Luzerner Zeitung" vom 25. Juli 2018: "Jüdische Schule in Kriens soll Wohnungen weichen... Link zum Artikel  
   
Jeschiwa Luzern: Im April 2016, nachdem die Jeschiwa in Kriens geschlossen worden war, wurde in Luzern eine kleine Jeschiwa für junge Männer gegründet, die nun im Beit Midrasch in der Synagoge lernen. Sie tragen auch dazu bei, dass der Minjan für die Gottesdienste der Gemeinde gewährleistet ist. Siehe Informationen über die Website der jüdischen Gemeinde Luzern
    
    
    
     

Zur Geschichte der Synagogen
      
    
Die mittelalterliche Synagoge     
   
Im Mittelalter gab es bereits eine Synagoge, die sich möglicherweise bereits vor der Verfolgung 1348/49 im alten "Roubhus der merern statt" befand.  
    
    
Das erste Bethaus seit den 1860er-Jahren 
   
Eine erste Synagoge wurde 1866 eingerichtet. Sie wird in einem Bericht über die jüdische Gemeinde 1867 genannt (siehe unten). Wo sich der erste Betsaal befand, ist nicht mehr bekannt. Ab 1886 war er in einem ehemaligen Schulzimmer im "Alten Adler" eingerichtet, wo die Entlebucher Bauern einst ihre Esel einstellten. Später zog die Gemeinde in einen kleinen Betraum an der Grabenstraße im Mariahilf-Quartier. Bei diesen jeweils gemieteten Beträumen blieb es bis zum Neubau der neuen Synagoge 1911/12.   

Schweiz Israelit 25091867alu.jpg (43016 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. September 1867: "Luzern, 17. Juni 1867. Unsere Staatsverfassung vom Jahre 1863 enthält keine speziellen Bestimmungen betreffend die Israeliten. Es haben sich indessen seit mehreren Jahren solche in der Stadt Luzern niedergelassen. Seitdem ihre Zahl größer geworden, was seit Abschluss des Handelsvertrages mit Frankreich stattfand, haben dieselben auch ein eigenes Bethaus und sind denselben überhaupt weder von Seiten des Staates noch der Kirche in Ausübung ihres Kultus Hindernisse in den Weg gelegt worden."

1907 wurde von Gemeindegliedern ein Synagogen-Bauverein gegründet, dem es gelang, eine Eckparzelle im Bruchquartier zu sichern, wo die Mehrzahl der Luzerner Juden wohnten. Für den Bau der Synagoge konnte man den Architekten Max Seckbach (1866-1922) aus Frankfurt am Main gewinnen. Dieser hatte auch die Synagogen in Bad Homburg, Weinheim und Memmingen erbaut. Die neue Synagoge sollte so gebaut und eingerichtet werden, dass auch orthodoxe Juden am Gottesdienst teilnehmen konnten. Seckbach plante einen dreigeschossigen Bau mit  einem hohen Walmbach im Stil der damaligen Zeit. Der Innenraum wurde mit viel Marmor gestaltet. Zur Finanzierung half entscheidend eine großzügige Spende aus dem Vermächtnis von Josef Kroner (Croner), der während seines Urlaubes den bescheidenen Betraum der Gemeinde kennen gelernt hatte und zum Bau einer neuen Synagoge behilflich sein wollte. Als Kroner verstarb, vermachte er der jüdischen Gemeinde einen Teil seines Vermögens von 100.000 Franken. Im Juni 1911 konnte die Grundsteinlegung gefeiert werden. 
   
Die Grundsteinlegung der neuen Synagoge am 11. Juni 1911
  
 

Luzern Israelit 22061911s.jpg (40241 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1911: "Luzern, 20. Juni (1911). Am 11. Juni wurde der Grundstein zur Synagoge gelegt. Etwa 300 Personen waren anwesend. Herr Rabbiner Dr. A. Cohn aus Basel hielt die Weiherede. Herr Rabbiner Dr. Appelt aus Karlsruhe sprach als Testamentsvollstrecker des selig. Herrn Croner, der sein Vermögen der Gemeinde Luzern zum Bau einer Synagoge hinterlassen hatte. In Luzern, wo schon im Jahre 1324 Juden lebten, ist eine Gemeinde von 64 Mitgliedern.
Herr Simon Erlanger sen. wurde am jüngsten Sonntag zum Mitglied des Stadtrats gewählt." 

 
Die Einweihung der neuen Synagoge am 18. März 1912 

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. April 1912: "In der Schweiz fahren die Juden fort, neue Synagogen zu bauen. In Luzern, wo es 1867 nur acht jüdische Familien gab, leben nun bereits 100 Familien, Während sich früher die wenigen Juden zu Gebetszwecken in einem gemieteten Lokal versammelten, sind sie jetzt im Laufe des März imstande gewesen, infolge eines von Herrn Kroner in Czernikau gestifteten Legates ein eigenes Gotteshaus zu bauen. Die Einweihung hat kürzlich stattgefunden in Gegenwart der Delegierten sämtlicher Schweizer Gemeinden und der Behörden der Stadt Luzern. Bei dem Festmahl ergriff auch ein katholischer Priester das Wort und feierte mit beredten Worten die Toleranz."      
 
Luzern AZJ 12041912.jpg (19055 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. April 1912: "Eine neue Synagoge wurde dieser Tage in Luzern eingeweiht. Die Einweihungsrede hielt Rabbiner Dr. Kohn – Basel. Beim Festbankette sprach auch Pfarrer Luschka."
  
Luzern FfIsrWochbl 29031912.JPG (181964 Byte)Frankfurter Israelitisches Wochenblatt vom 29. März 1912: "Luzern. Vergangene Woche feierte die jüdische Gemeinde die  Einweihung ihrer neuen Synagoge. Das neue Gotteshaus, eine Zierde der Stadt, imponiert durch die Schlichtheit des äußern Schmuckes und durch das Edle seiner Linien. Im Innern geben der kostbare Aufwand, der viele Marmor, die stilvolle Malerei, das Gold, die Bronze dem Betraum einen überaus freundlichen Anblick. Der prächtige Bau ist das Werk des bekannten Frankfurter Architekten Max Seckbach, der hier ein beredtes Zeugnis seiner Kunst abgelegt hat.
Die Gemeinde, die im Gründungsjahr 1867 9 Mitglieder zählte, ist – so entnehmen wir der Ansprache des Gemeindevorstehers Braun – heute auf 64 gestiegen. Sie feiert heute gleichzeitig das 25jährige Jubiläum der Chewra-Kadischa und das 40jährige Dienstjubiläum ihres bewährten Kantors M. Moos. Der Bau der Synagoge ist in erster Linie dem hochherzigen Vermächtnis des verstorbenen Josef Kroner aus Czernikau zu verdanken, der hierfür 100.000 Frcs. hinterlassen hatte.
Die Weiherede hielt Rabbiner Dr. A. Cohn, Basel. Er sprach Worte, getragen von tiefer Religiosität, die in ihrer Gedankentiefe und Erhabenheit einen mächtigen Eindruck auf die Andächtigen machten. An die religiöse Feier schloss sich ein solennes Festbankett mit 320 Teilnehmern in den Sälen des "Kursaals" unter dem schneidigen Tafelmajorat des Herrn S. Erlanger-Braun und ein prächtiger Festball. – Am Bankett wurden die Vertreter der Behörden, der umgebenden drei christlichen Konfessionen, der Delegierten der Schwestergemeinden der Schweiz von Herrn Stadtrat Erlanger begrüßt, und zwischen den vielen Toasten wurde ein glänzendes Unterhaltungsprogramm abgewickelt, um das sich namentlich die Damen Frank, Fränkel und Hurwitz und die Herrn Keller und Max Erlanger verdient machten.
Es war ein Ehrentag der jüdischen Gemeinde von Luzern, der wohl allen Teilnehmern unvergesslich bleiben wird."     

Im Jahr der Einweihung der Synagoge wurde auch ein Synagogenchor gegründet. Seine Zielbestimmung: Verschönerung des Gottesdienstes und Pflege der Geselligkeit; erster Präsident war B. Weil. Im Synagogengebäude wurde auch ein Schulzimmer eingerichtet. 1919 besuchten 75 jüdische Kinder hier den Religionsunterricht. 
 
1933 - im Jahre der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland - kam es zu einem Überfall auf die Synagoge:   

Luzern Israelit 13071933.jpg (34808 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juli 1933: "Luzern. Am Sabbat Mittag drang ein junger Mann in die Synagoge ein und richtete schwere Verwüstungen an. Der verhaftete Täter, ein Psychopat namens Sigg, dem die Hetzkampagne der letzten Zeit vollends die Sinne verwirrt haben, wurde einer Heilanstalt zur Beobachtung überwiesen."     

Die 1912 erbaute Synagoge besteht bis zur Gegenwart. 1972 wurde sie renoviert. Im März 2012 konnte das 100-jährige Bestehen gefeiert werden.  
  
Gegenwart (2020): Gottesdienste finden in der Synagoge regelmäßig statt. Einen eigenen Betsaal hat Chabad Luzern.      
   
Adresse der jüdischen Gemeinde / Standort der Synagoge:  Bruchstrasse 51 . 6003 Luzern . Tel. 41-41-2406400.
     
    

Fotos    

Synagoge Luzern 2001.jpg (31648 Byte) Luzern Synagoge 010.jpg (47021 Byte) Luzern Synagoge 011.jpg (106243 Byte)
Blick auf die 
Synagoge 
Im Inneren der 
Synagoge (Quelle
Blick in die Synagoge in den 1960er-Jahren
 (Quelle: Encyclopedia Judaica s.Lit.) 
     
Kleiner Betsaal von Chabad Luzern (Fotos: Benno Buehlmann, 
Quelle: Website von Chabad Luzern)
  
Luzern Synagoge ch02.jpg (26718 Byte) Luzern Synagoge ch01.jpg (30961 Byte)   
  Parochet (Toravorhang)    
       
Die Synagoge im Sommer 2008
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 26.8.2008)
 
Luzern Synagoge 170.jpg (157576 Byte) Luzern Synagoge 172.jpg (159736 Byte) Luzern Synagoge 173.jpg (173748 Byte)
    Eingangsportal   Gebotstafeln über Eingangsportal 
     
Luzern Synagoge 176.jpg (142239 Byte) Luzern Synagoge 175.jpg (161287 Byte) Luzern Synagoge 177.jpg (139767 Byte)
     

    
   
 
Einzelne Presseberichte zur jüdischen Gemeinde Luzern 

Juli 2016: Aktuelle Entwicklungen in der jüdischen Gemeinde Luzern       
Artikel von Robert Knobel in der "Luzerner Zeitung" vom 14. Juli 2016: "RELIGION: Luzerner Juden am Wendepunkt.
Die Jüdische Gemeinde Luzern will sich nach stetigem Mitgliederschwund wieder aufrappeln. Doch viele sind mit der streng orthodoxen Ausrichtung nicht einverstanden.

Um die Jüdische Gemeinde Luzern (JGL) ist es in den letzten Jahren still geworden. Gab es noch bis in die Neunzigerjahre ein sichtbares jüdisches Leben im Luzerner Bruchquartier – mit Synagoge, Koschergeschäft, Kindergarten und zeitweise bis zu 160 Familien –, so umfasst die JGL heute gerade noch 40 Mitglieder. Das heißt aber nicht, dass es in Luzern immer weniger Juden gibt. In der Zentralschweiz leben gemäss einer Schätzung des Bundesamts für Statistik rund 750 Personen jüdischen Glaubens. Das ist sogar mehr als noch vor einigen Jahren.
Gemischtreligiöse Paare sind tabu. Die meisten von ihnen sind säkulare Juden, die sich in ihrer Lebensweise kaum von ihren Nachbarn unterscheiden. Viele von ihnen haben die JGL mittlerweile verlassen oder sind als Neuzuzüger gar nie der Gemeinde beigetreten. Denn die JGL hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer ultraorthodoxen Gemeinschaft gewandelt. So wird beispielsweise nicht akzeptiert, dass ein Gemeindemitglied einen nichtjüdischen Partner heiratet, und Frauen haben bei der Generalversammlung kein Stimmrecht. Schon vor längerem wurde zudem geschlechtergetrennter Religionsunterricht eingeführt. Die ultraorthodoxe Haltung habe immer mehr dominiert, für liberale Juden gebe es in dieser Gemeinde keinen Platz mehr, beklagt ein langjähriges Mitglied. 'Mit den Ultras ist kein 'dazwischen' mehr möglich, Kompromisse werden keine gemacht.' Aber wie die moderaten Christen haben auch säkulare Juden das Bedürfnis nach spirituellen Angeboten. In diese Lücke trat 2003 die charismatische Gemeinschaft Chabad. Eines der Hauptziele der weltweit tätigen Organisation ist es, Juden den Zugang zu religiösen Angeboten zu ermöglichen – und dies unabhängig von religiöser Ausrichtung und Lebensstil. Chef des Luzerner Ablegers von Chabad ist der aus Israel eingewanderte Rabbiner Chaim Drukman. Gemäß seinen Angaben nehmen rund 150 Familien aus der ganzen Zentralschweiz regelmäßig an den Aktivitäten teil. Das heißt, sie feiern zusammen hohe Feste wie Pessach oder Yom Kippur, treffen sich zu Sabbat-Gottesdiensten, und wer will, kann seine Kinder in den jüdischen Religionsunterricht schicken.
Ein 'fremder' Rabbi übernimmt. Drukman rutscht zunehmend in die Rolle des offiziellen Vertreters der Luzerner Juden. Denn die JGL kann sich schon längst keinen eigenen Rabbi mehr leisten, und auch die Talmudhochschule in Kriens – eine Ausbildungsstätte für künftige Rabbiner – ist seit 2015 geschlossen. Chaim Drukman ist somit der einzige in Luzern tätige Rabbiner. Er organisiert öffentliche Chanukka-Feiern auf dem Bahnhofplatz, besucht jüdische Gefängnisinsassen und Patienten im Spital und ist Ansprechpartner von Behörden in jüdischen Belangen. Als vor zwei Jahren israelische Touristen mit einem Bus in Wolfenschiessen schwer verunfallten, wurde er als Seelsorger geholt – obwohl es sich bei den Opfern um israelische Araber handelte. Faktisch haben sich in den letzten Jahren also zwei parallele jüdische Strukturen in Luzern herausgebildet – eine kleine, konservative Gemeinde (JGL) und ein lockerer Zusammenschluss für den grossen Rest (Chabad). Ist diese Entwicklung wünschenswert? Chaim Drukman sagt dazu: 'Im Moment kümmern wir uns tatsächlich um einen Großteil der jüdischen Belange in Luzern. Die JGL ist aber immer noch für die Synagogen-Gottesdienste verantwortlich.' Letzteres ist für die JGL denn auch entscheidend, wie deren Vizepräsident Meir Shitrit betont. 'Als Besitzerin der Synagoge sehen wir uns nach wie vor als offizielle Vertreterin der Luzerner Juden.'
Ausrichtung nicht unumstritten. Meir Shitrits Frau Michelle fügt hinzu, dass es in Luzern trotz der schrumpfenden Gemeinschaft nach wie vor ein Gemeindeleben gebe. 'Wir betreuen ältere Mitglieder, leisten Sterbebegleitung und kümmern uns um den Unterhalt der Infrastruktur mit Synagoge, Gemeindehaus, Friedhof und rituellem Bad.' Oft werde die JGL auch von jüdischen Personen aus dem Ausland um Hilfe gebeten, die sich in Luzern medizinisch behandeln lassen wollen. Dass ein Grossteil der einheimischen Juden gar nicht mehr Mitglied der JGL ist, habe mit deren Lebensstil zu tun, der nicht mit einer orthodoxen Gemeinde vereinbar sei. Allerdings ist diese strenge Ausrichtung selbst innerhalb der JGL nicht unumstritten. Es gibt Mitglieder, die mit den strengen Regeln wenig anfangen können und nur deshalb noch in der Gemeinde sind, damit sie einen Platz auf dem jüdischen Friedhof erhalten.
Ziel: Neue Familien anlocken. Bei der JGL selber ist man sich denn auch bewusst, dass sich einiges ändern muss, wenn man nicht bald noch die letzten Mitglieder verlieren will. Meir Shitrit ist mit dem Anspruch angetreten, die Gemeinde finanziell zu sanieren, zu verjüngen und zu vergrössern. Sein Ziel ist es, neue jüdische Familien nach Luzern zu bringen. Sukzessive soll wieder eine jüdische Infrastruktur aufgebaut werden – mit eigenem Rabbi, koscheren Lebensmitteln und vielleicht sogar einer eigenen Schule. 'Erst wenn es wieder ein funktionierendes Angebot gibt, wird Luzern für Juden wieder attraktiv', sagt Meir Shitrit. Bis es so weit ist, versucht die Gemeinde, etwa mit vergünstigtem Wohnraum Neuzuzüger anzulocken. Zudem sorgt sie dafür, dass es wieder häufiger Gottesdienste in der Synagoge gibt. Dazu werden junge Juden aus Israel und Europa jeweils für einige Wochen in Luzern einquartiert. Sie besuchen mehrmals täglich die Synagoge. Ausserdem reisen seit einigen Monaten auch Juden aus Zürich nach Luzern, um die Gottesdienste zu besuchen.
Gemeinde bleibt streng orthodox. Meir Shitrit macht allerdings keinen Hehl daraus, dass er an der orthodoxen Ausrichtung der Gemeinde strikte festhalten will. Als Neuzuzüger kommen denn auch vor allem orthodoxe Juden aus dem Ausland in Frage. Eine erste Familie aus Frankreich sei vor wenigen Wochen angekommen, sagt Shitrit. 'Und für eine zweite Familie sieht es ebenfalls gut aus.' Es gibt auch Überlegungen, in der Luzerner Synagoge ein Lerninstitut für junge Erwachsene zu eröffnen, in dem Tora- und Talmudstudium betrieben wird. Dies quasi als Ersatz der geschlossenen Hochschule in Kriens. Meir Shitrit sagt, man sei dabei, eine Bewilligung zu beantragen. 'Im Moment fehlt uns aber noch das Geld dazu.' Auch ein Shuttlebus, der Kinder in die jüdische Schule nach Zürich chauffieren soll, steht auf der Wunschliste, ist im Moment aber nicht finanzierbar.
'Die Synagoge ist für alle offen'. Es sieht also danach aus, dass die Trennung zwischen streng orthodoxen und liberalen Juden in Luzern weiterhin bestehen bleibt. Chaim Drukman von Chabad betont zwar, dass er sich eine engere Zusammenarbeit mit der JGL wünschen würde. Und auch Meir Shitrit sagt, dass man sich den liberalen Juden nicht ganz verschliessen wolle. 'Die Synagoge ist für alle offen', so Shitrit. Zudem sei denkbar, einzelne Aktivitäten für Kinder von gemischtreligiösen Eltern anzubieten, damit diese Kinder den Bezug zum Judentum nicht verlieren. An den strengen Aufnahmekriterien in die Gemeinde will die JGL aber festhalten. Damit bleibt der Wunsch vieler säkularer Juden, sich wieder in eine Gemeinschaft einzugliedern, vorläufig unerfüllt."  
Link zum Artikel  
 
August 2018: Aktuelles zu Chabad und traditioneller jüdischer Gemeinde
Artikel von Remo Wiegand in der "Luzerner Zeitung" vom 15. August 2018: "Jüdische Gemeinde in Luzern erhält Konkurrenz von neuer Bewegung
Die Bewegung Chabad hat sich im letzten Jahrzehnt als gewichtigste jüdische Gruppe der Zentralschweiz etabliert. Die alteingesessene Jüdische Gemeinde Luzern versteht sich indes weiterhin als einziger legitimer jüdischer Gebetsort.

Jacques Holtz ist heute 83 Jahre alt. Er wurde in Luzern geboren und wohnt noch heute hier, an der Guggistrasse im Luzerner Säli-Quartier. Holtz arbeitete erfolgreich als Textilunternehmer, er stattete die Schweizer Ski-Nati mit Sportkleidern aus und erfand die Mützen mit dem Schweizerkreuz. Selber trug Holtz öfters eine andere Kopfbedeckung: Als einer von rund 500 Juden und Jüdinnen in der Zentralschweiz besuchte er seit frühester Kindheit die jüdischen Gottesdienste und setzte sich vorschriftsgemäss eine Kippa auf..."  
Link zum Artikel  

    
     

Links und Literatur   

Links:  

bulletInformationsseite zur jüdischen Gemeinde in Luzern (mit Foto des Betsaales) 
bulletFACTSHEET des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes zur "Geschichte der jüdischen Gemeinde in Luzern" (pdf-Datei, Stand: 1.9.2009)   
bulletArtikel zum Synagogen-Architekten Max Seckbach     
bulletZur Seite über die jüdischen Friedhöfe in Luzern (interner Link)  
bullet Website von Chabad Luzern 

Literatur:  

bulletGermania Judaica Bd. II,1 S. 502-503; III,1 S. 768-769.  
bulletUri R. Kaufmann: Juden in Luzern. Luzern 1984.
bulletders.: Die jüdische Welt trifft sich in Luzern. Der Zionistenkongress des Jahres 1935. In: Jahrbuch Historische Gesellschaft Luzern 26 2008 S. 29-44.
bulletSchweizerischer Israelitischer Gemeindebund (Hrsg.): Jüdische Lebenswelt Schweiz. Zürich 2004. 
bulletVerena Lenzen: 100 Jahre Synagoge Luzern (18. März). Einem Touristen sei Dank! Artikel in: Pfarreiblatt Luzern 2012 Nr. 6 (16.-31. März 2012). 
Auch abgedruckt im "Kirchenboten" - Zeitung der evangelisch-reformierten Kirchen (Kantone Basel bis Uri) vom 1. April 2012 (eingestellt als pdf-Datei).  

   
    

Artikel in "Encyclopedia Judaica" Keter Publishing House Jerusalem Vol 11. S. 551:

Lucerne (Germ. Luzern), city in the canton of the same name, central Switzerland. Jews were first mentioned in Lucerne in 1252, when the terms of their protection were defined. During the 14th century, a fine was prescribed for anyone perpetration a bloodlibel against the Jews without previously notifying the council. A regulation of 1310 delas with the sale of meat from animals slaughtered by Jews. The Jews, who were authorized to possess real estate, were principally engaged in moneylending. During the massacres following the Black Death (1348-49), the community came to an end; the town was compelled to indemnify the duke of Austria for the losses he had thus incurred. In 1381, there were once more Jews living in Lucerne. A few Jewish physicians practiced there during the 15th and 16th centuries. In the mid 17th century, Jewish livestock merchants again appeared at the local markets. After the proclamation of the Helvetic Republic (1798), some Jews, mainly from Alsace, settled in Lucerne, though not without arousing a certain degree of opposition. The local community was founded in 1867, but never developed to any considerable extent. There was a yeshivah in the canton for some years.    
Weiterer englischer Artikel zu "Lucerne" von Richard Gottheil und Meyer Kayserling vom Anfang des 20. Jahrhunderts in der Jewish Encyclopedia
     
       

                   
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Stand: 15. Oktober 2013