Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Luzern (Kanton Luzern, LU / Schweiz)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt 
aus den ersten Jahrzehnten des Bestehens der Gemeinde
(um 1850 bis Mitte der 1930er-Jahre) 

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Luzern wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Neueste Einstellung am 25.2.2017.   
         
    
    
Übersicht:

Allgemeine Berichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Die Bundesversammlung entscheidet gegen die Stadt Luzern die Zulassung aargauischer Israeliten auf luzernischen Märkten (1850)  
D
ie aargauischen Juden erhalten eine Zulassung zu den Märkten in Luzern (1850)   
-  1852: noch keine Juden in Luzern    
-  
Die ersten beiden Juden können sich in Luzern niederlassen (1858)  
I
n Luzern haben sich mehrere Israeliten niedergelassen und haben ein eigenes Bethaus eingerichtet (1867)     
-  Statistik 1909 und 1910  
G
emeindebeschreibungen (1916 / 1921)     
-  Reisebericht über das jüdische Luzern (1924)   
Aus der Geschichte des Rabbinates 
Ausschreibung der Rabbinerstelle (1903) 
Anzeige von Rabbiner Brom (1928)     
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
-  Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1870 / 1871 / 1900  / 1934  
-  Marx Moos, Kantor, Schochet, Religionslehrer (seit 1872) ist Inhaber einer koscheren Restauration   
-  25jähriges Dienstjubiläum von Kantor Marx Moos (1897)   
-  Ausschreibung der Wanderlehrerstelle für die Schweiz (1922)   
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Spendenaufruf für verarmte Familie (1878)   
-  
Bei einer Versammlung von Industriellen, Kaufleute, Magistrate usw. in Luzern erhalten jüdische Unternehmer besondere Ämter (1879)   
-  
Spendenaufruf für einen verarmten jungen jüdischen Mann (1889)   
-  
Vortragsabend von Rabbiner Dr. Ehrmann aus Baden (1902)     
-  
Vortragsabend des "Emunoh-Vereins" (1903)  
Delegiertenversammlung der schweizerischen Zionisten in Luzern (1905)  
J
üdische Geschäftsleute dürfen ihre jüdischen Angestellten sonntags bis zu drei Stunden beschäftigen (1914     
-  
Die Agudas Jisroel unterstützt Kriegsgefangene (1915)  
Ü
ber die "Kommission für den jüdischen Wanderlehrer in der Schweiz" unter Lehrer Grünwald in Luzern (1916   
Ü
ber die Schomre-Schabbos-Kommission (Sekretariat in Luzern) (1916)     
Ü
ber die Organisation "Der Rote Mogen David" (R.M.D.) mit Sitz in Luzern (1916 
B
ericht der jüdischen kaufmännischen Stellenvermittlung in der Schweiz (Sitz in Luzern, 1916)       
-  
Gründung einer Misrachi-Ortsgruppe (1918)    
-  
Makkabäerfeier der Ortsgruppe der Misrachi-Bewegung (1918)  
Wahl des Vorstandes der zionistischen Misrachi-Ortsgruppe (1920)   
-  
Angebot für unbemittelte jüdische Studenten (1921)   
-  
Vortragsabend der Agudas Jisroel (1928)   
-  
Generalversammlung der Agudas Jisroel-Ortsgruppe (1928)  
-  
Vortragsabend des Talmud-Tora-Vereins (1928) 
Vortrag von Dr. Th. Lewenstein (Zürich) in Luzern (1928)    
-  
Tagung der Jewish Agency in Luzern - Berichte zum Luzerner Zionistenkongress (1935)  
Jugendtagung der Schweizerischen Agudas Jisroel in Luzern (1936)  
Feier des 10-jährigen Bestehens des Verbandes Israelitischer Religionslehrer und Kantoren in Luzern (1936)        
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
R
ätsel von Toraschreiber P. M. Goldschmidt (Luzern, 1901)     
-  Zum Tod von Bertha Erlanger geb. Herz (1918)   
Z
um Tod von Max Erlanger (1920)      
-  
Goldene Hochzeit von Isidor Erlanger und Rahel geb. Sachs (1923)    
-  
Zum Tod von Joseph Erlanger (1925)     
-  Zum Tod von Benjamin Rosenblatt (1930), seit 1889 Inhaber der Pension Rosenblatt  
Z
um Tod von Abraham Erlanger, dem Begründer und jahrzehntelangen Vorstehers der jüdischen Gemeinde Luzern (1931)  
Über das Haus Erlanger in Luzern (1931)       

-  Zum Tod von Rabbi Nathan Rothschild (1856-1932), Leiter einer Jeschiwa in Luzern von 1912-1932  
-  Zum Tod von Pinkas Lehmann (1936)   
G
rabsteinsetzung für Lea Lachmann-Smora (1936)     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen      
-  
Anzeige des koscheren Restaurants der Gebrüder Götschel (1876)   
-  
Anzeige der Handlung von Abraham Erlanger (1886) 
A
nzeige des Schuhwarengeschäftes von W. Bollag (1902)     
Anzeige der Weißwarenfabrikation Hermann Wyler (1904)     
-  
Anzeige der streng koscheren jüdischen Pensionen Rosenblatt und "Alpina" (1909)   
Anzeige für streng koscheren Emmenthaler Käse aus Luzern (1915)  
Hinweis auf den Fleischverkauf und die Wurstfabrikation des israelitischen Kultusvereins Luzern (1916)  
Werbung für die koscheren Produkte der Konservenfabrik Luzern (1916)       
Geburtsanzeige für Bertha Erlanger (1922)   
Verlobungsanzeige von Louis Braun und Marty Dreifuß (1922)   
Geburtsanzeige für Andrée-Hermine Braun (1923)   
Geburtsanzeige für Minka Erlanger (1923)   
Geburtsanzeigen für die Kinder von Raphael Erlanger und Irma geb. Wreschner (1924 / 1925 / 1928 / 1931)      
Geburtsanzeigen der Kinder Daniel und Josef Guggenheim (1925)  
V
erlobungsanzeige von Gustel Herz und Daniel Jedwab (1928)     
Todesanzeige für B.W. Rosenblatt (1930)  
Verlobungs- und Hochzeitsanzeige von Isabel Harris und Moscheh Erlanger (1930)    
Verlobungsanzeige und Hochzeitsanzeige von Eli Pollak und Edith Erlanger (1934)  
H
ochzeitsanzeige von Erich Mosbacher und Friedl geb. Rosenthal (1936)                      
Sonstiges   
Hinweis auf eine Publikation von Rabbiner Bamberger in Lengnau (1878)  
Postkarte mit Firmenstempel S. Knopf (1919 verschickt von Luzern nach Berlin) 

      
      
      
Allgemeine Berichte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde     
Die Bundesversammlung entscheidet gegen die Stadt Luzern die Zulassung argauischer Israeliten auf luzernischen  Märkten (1850)      

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 10. Mai 1850: "Bern, vom 29. April (1850). In der heutigen Sitzung der zu einer Bundesversammlung vereinigten beiden Räte wurde die Frage über Zulassung aargauischer Israeliten auf luzernischen Märkten gegen die Ansicht der Luzerner Regierung in dem Sinne entschieden, dass der Bundesrat in seiner Kompetenz gehandelt habe, wenn er das Luzernische Gesuch um Ausschluss der Juden abgewiesen habe."        

    
Die aargauischen Juden erhalten eine Zulassung zu den Märkten in Luzern (1850)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Juli 1850: "Bern, 7. Juli (1850). Abermals ein Sieg! Der Nationalrat beschäftigte sich nach einer dreitägigen Beratung des Reglements heute mit dem Gesuch der Luzerner Regierung um Aufhebung des bundesrätlichen Beschlusses für Zulassung der aargauischen Juden zu den luzernischen Märkten. Nach langer und lebhafter Erläuterung wurde der Mehrheitsantrag der Kommission angenommen, der auf Abweisung des Gesuches geht, weil den Juden als Schweizerbürgern gemäß der Bundesverfassung das Recht der Zulassung zukomme, mit dem Zusatz jedoch, dass dieser Beschluss künftigen Fällen nicht vorgreife."         


1852: noch keine Juden in Luzern 

Schweiz AZJ 22031852.jpg (9889 Byte)Meldung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. März 1852: Im Anschluss an eine Aufstellung von Orten, wo inzwischen Juden in der Schweiz lebten: "In Appenzell, Glarus, Luzern, Schwyz, Unterwalden, Uri, Wallis und Zug wohnen keine Juden.""

    
Die ersten beiden Juden können sich in Luzern niederlassen (1858)  

Luzern AZJ 04011858.jpg (27776 Byte)Artikel in der ""Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 4. Januar 1858: "Luzern, welches im Jahre 1850 den schweizerischen Israeliten den Zutritt zu seinen Märkten versagte, hat im Jahre 1856 zwei Aargauer Israeliten die Niederlassung in der Hauptstadt des Kantons bewilligt".

  
In Luzern haben sich mehrere Israeliten niedergelassen und haben ein eigenes Bethaus eingerichtet (1867)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom  24. September 1867: "Luzern, 17. Juni (1867). Unsere Staatsverfassung vom Jahre 1863 enthält keine speziellen Bestimmungen betreffend die Israeliten. Es sind indessen seit mehreren Jahren solche in der Stadt Luzern niedergelassen. Seitdem ihre Zahl größer geworden, was seit Abschluss des Handelsvertrages mit Frankreich stattfand, haben dieselben auch ein eigenes Bethaus und sind denselben überhaupt weder von Seite des Staates noch der Kirche in Ausübung ihres Kultus Hindernisse in den Weg gelegt worden."      

 
Statistik 1909 und 1910 

Schweiz Zeitschrift fuer Dem 1909 H11 S159.jpg (22653 Byte)Statistik aus der Zeitschrift für Demographie Heft  11 1909 S. 159: 
1909
lebten 172 "inländische" und 147 "ausländische" Israeliten in Luzern.
  
Luzern Kanton ZDSJ 1911S31.jpg (38840 Byte)Artikel in der Zeitschrift für Demographie und Statistik der Juden Heft Februar 1911 S. 31: "Zahl der Juden im Kanton Luzern. Die Volkszählung vom 1. Dezember 1910 ergab folgende Ziffern über die israelitische Wohnbevölkerung des Kantons Luzern: Hochdorf 9, Horw 4, Kriens 1, Luzern 453, Malters 2, Nebikon 1, Neukirch 1, Root 1, Ruswil 1, Sursee 5, Willisau 13, zusammen 491 Personen oder 0,34 % der gesamten Bevölkerung des Kantons."    

     
Gemeindebeschreibungen (1916 / 1921)   

Gemeindebeschreibung im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" Jahrgang 1916 S. 200: "Luzern. In Luzern besteht seit dem Jahre 1867 eine jüdische Gemeinde, die den Namen Israelitischer Kultusverein führt. Die heutige Mitgliederzahl beträgt  ca. 65 Gemeindemitglieder mit ca. 300 Seelen, die des Kantons ca. 599 Seelen. Osteuropäische Juden bilden für sich verschiedene Minjonim. Vorstand: S. Erlanger sen., Präsident; Imanuel Herz, Vizepräsident; Jakob Erlanger, Kassier; Benny Weil, Aktuar; S. Rutowitz, Beisitzer. Beamter: M. Horwitz, Kantor und Lehrer.   
Institutionen
: Synagoge, eingeweiht 1911. Eine Stiftung von J. Croner sel. ermöglichte die Erbauung der reichlich geschmückten Synagoge, die sich Bruchstrasse 51 befindet; Schule, unter Kontrolle einer eigenen Unterrichtskommission. Der Unterricht wird erteilt im Schullokal im Synagogengebäude und wird von ca. 75 Kindern besucht; Friedhof: die Gemeinde besitzt einen großangelegten eigenen Friedhof im Friedental seit 1888. 
Stiftungen: Fonds-Bernstein (Zinsen zur Unterrichtszwecken), Jakob-Salomon-Dreyfus-Stiftung (Brautausstattungsfonds), Beamten-Pensionsfonds.   
Vereine: Chevrah-Kadischah, gegründet 1879 (Präsident seit der Gründung: H. Braun-Heymann), Zweck: gegenseitige persönliche Hilfeleistung in Krankheits- und Sterbefällen. Mitgliederzahl ca. 80. Israelitischer Frauenverein, gegründet 1887 (Präsidentin Frau Bertha Erlanger), Hilfeleistung bei Krankheits- und Sterbefällen, Wohltätigkeitsverein. Freiwilliger Israelitischer Armenunterstützungsverein, gegründet 1911 (Präsident: H. Braun-Heymann), Zweck: Hilfeleistung an ortsansässige Arme und Passanten, Bonausgabe bei M. Horwitz, Kantor, Baselstraße 14. Synagogenchor, gegründet 1911, aktive Mitgliederzahl 15 (Präsident Jakob Erlanger), Zweck: Verschönerung des Gottesdienstes und Pflege der Geselligkeit. Jüdische Jugendvereinigung (Präsident: Henri Guggenheim), Mitgliederzahl 20. Zweck: Geselligkeit unter der männlichen jüdischen Jugend. Außerdem bestehen in Luzern Ortsgruppen des Vereins zur Förderung des gesetzestreuen Judentums, der Agudas-Isroël-Organisation, ein Zionistenverein, größere Mitgliedergruppen fast aller bekannteren jüdischen Wohltätigkeitsvereine und Organisationen."              
   
Gemeindebeschreibung im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" Jahrgang 1921 S. 182: "Luzern. In Luzern besteht seit dem Jahre 1867 eine jüdische Gemeinde, die den Namen Israelitischer Kultusverein führt. Die heutige Mitgliederzahl beträgt ca. 80 Gemeindeglieder mit ca. 300 Seelen, die des Kantons ca. 500 Seelen. Osteuropäische Juden bilden für sich Minjonim. - Vorstand: Stadtrat S. Erlanger sen., Präsident; Immanuel Herz, Vizepräsident; Jakob Erlanger, Kassier; J. Bollag-Dreyfuss, Aktuar; weitere Mitglieder: Benny Weil, S. Rutowitz, Max Braun. Beamte: Rabbiner: S. Brom; Kantor und Lehrer: M. Hurwitz; Schames: D. Lande.   
Institutionen: Synagoge, eingeweiht 1912. Eine Stiftung von J. Croner sel. ermöglichte die Erbauung der reich geschmückten Synagoge, die sich Bruchstraße 51 befindet. - Schule, unter Kontrolle einer eigenen Unterrichtskommission. Der Unterricht wird erteilt im Schullokal im Synagogengebäude und wird von ca. 75 Kindern besucht. - Friedhof: die Gemeinde besitzt einen großangelegten eigenen Friedhof im Friedental seit 1888. - Metzgerei unter eigener Regie (Bruchstraße 26). - Rituelle Bäder (Bruchstraße 51).   
Stiftungen: Fonds-Bernstein (Zinsen zu Unterrichtszwecken), Jakob Salomon Dreifuss-Stiftung (Brautausstattungsfonds), Beamten-Pensionsfonds (Verwaltung durch den Vorstand).
Chevrohs: Chevrah-Kadisxchah, gegründet 1879, Mitgliederzahl 82, Zweck: gegenseitige persönliche Hilfeleistung in Krankheits- und Sterbefällen (Präsident: Abraham Erlanger). - Israelitischer Frauenverein, gegründet 1887, Mitgliederzahl 84, Zweck: Hilfeleistung bei Krankheits- und Sterbefällen, Wohltätigkeit (Präsidentin Frau N. Hurwitz). 
Vereine: Israelitischer Armen-Unterstützungsverein, gegründet 1911, ca. 50 Mitglieder. Zweck: Hilfeleistung an ortsansässige Arme und Passanten (Präsident: Isidor Bollag). - Talmud-Thora-Verein, reorganisiert 1912, ca. 32 Mitglieder. Zweck: Verbreitung von jüdischem Wissen, Lernvorträge, Bibliothek, Bruchstraße 26 (Präsident: Immanuel Herz). - Misrachi9gruzppe (gesetzestreuer Zionistenverein): Präsident: B. Dokow (60 Mitglieder). - Jüdischer Hilfsfonds der Schweiz. - Zentralbureau für jüdische Angelegenheiten (Bureau Bruchstraße 30, Leitung: Joseph Erlanger). - Agudas Jisroël, Ortsgruppe, Jugendgruppe und Mädchengruppe."               

   
Reisebericht über das jüdische Luzern (1924) 
Anmerkung: bei den genannten Spannungen in der Gemeinde ging es um unterschiedliche Richtungen der zionistischen Bewegung

Luzern Israelit 31011924.jpg (162997 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1924: "In Luzern. Am Ausflusse der Reuß aus dem Vierwaldstädtersee liegt Luzern, ein Wort, das nur Vorstellungen von Schönheit und Lieblichkeit erweckt. Das jüdische Luzern lebte in meiner Erinnerung als Inbegriff patriarchalischer Gemütlichkeit im besten Sinne. Das heutige Luzern ist aus diesen engen Verhältnissen weit hinausgewachsen. Eine wundervolle Synagoge, deren Baumeister vieles in der Friedberger Anlage zu Frankfurt angeguckt hat, blitzsauber in Marmor und Bronze prangend, hat das kleine Bethaus von damals abgelöst. Die Gemeinde hat sich numerisch wie geistig vergrößert, und hat in einem jungen, tatfrohen und kenntnisreichen Rabbiner eine Spitze, die ihre weitere Entwicklung verbürgt. Indes die abrahamitische Gastfreundschaft hat sich hier von Vätern auf Söhne vererbt, und wenn man morgens in der schönen Synagoge beim Gottesdienste dabei ist, kann man zum Lohne dafür fünf Einladungen zum Kaffee erhalten. 
Der Rütlisaal, in dem abends Vortrag ist, ist gut besetzt. Die Opposition ist auf dem Platz. Der Führer des 'Misrachi' ist ein alter, lieber Freund aus der Endinger Zeit. Die fressen uns nicht! 
Eine Diskussion kommt in Fluss und dehnt sich bis zur Mitternachtsstunde. Es ist aber keine Explosion. Es fehlt hier die selbstsichere Draufgängerei. Luzern hat keine Studenten… Die Redner befleißigen sich mäßiger Sachlichkeit. Aber immer die alte Leier. Jemand soll den Streit entfacht und die Einigkeit gestört haben. Wer? Ihr! Nein Ihr!... Es ist doch gar zu komisch für die, die von alters her den von den Vätern gewiesenen geraden Weg gegangen sind, erst nachweisen zu müssen, dass nicht sie, sondern die andern, die dahin und dorthin abgeschwenkt sind, den Zusammenhalt gestört haben. Aber man streitet bis Mitternacht darüber, wer streitet, und man kommt zu keiner Einigkeit, wer die Einigkeit gestört hat?! Ich sah einmal eine lustige Posse, in der einer den andern anschreit: *Wer schreit? Ich schreie? Sie schreien!...'".

    
   
   
Aus der Geschichte des Rabbinates 
Ausschreibung der Rabbinatsstelle (1903)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1903: "Rabbinerstelle. Die israelitische Gemeinde Luzern (Schweiz) sucht einen von orthodoxen Kapazitäten approbierten und empfohlenen Rabbiner zu engagieren. Gefällige Offerten an Herrn H. Braun, Victoriahof."

   
Anzeige von Rabbiner Brom (1928) 
 
Anmerkung: Rabbiner Samuel Brom (geb. 1888 in Wielún, Russland, gest. 1963 in Luzern): 1906 Abitur in Straßburg, anschließend Studium in Frankfurt, Straßburg, Berlin; ab 1913 Militärdienst, 1914 Verwundung; 1917 bis 1919 Rabbinatsverweser in Straßburg und Vertreter für den beurlaubten Julius Jakobovits in Randegg; 1919 bis 1962 erster Rabbiner des neuen Rabbinates in Luzern, Vorsitzender des schweizerischen Keren Hatora. Unter Brom wurde 1954 die Schweizerische Talmudhochschule (1952 in Lugano gegründet) nach Luzern verlagert.    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. September 1928: "Junge Mädchen 
finden Gelegenheit zur Ausbildung 
in jüdischen und profanen Wissensgebieten, Sprachen, Haushalt etc. in sonnigem hoch gelegenen Heim bei 
Rabbiner Brom, Luzern, Sälistraße 33".            

    
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule 
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1870 / 1871 / 1900 / 1934  

Luzern AZJ 210861870.jpg (50371 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. August 1870: "Die israelitische Kultusgemeinde Luzern (Schweiz) ist im Falle auf 1. Januar 1871 einen Religionslehrer, der zugleich das Schächteramt und die Kantorstelle versehen könnte, zu engagieren. Fixe Besoldung 700 frcs., nebst mindestens 300 frcs. Nebeneinkünften, wofür die Gemeinde garantiert. Bei zufriedener Führung des Amtes ist Aussicht auf größeres Salair. Gute Zeugnisse werden verlangt. Anmeldungen nimmt entgegen 
M. Groener in Luzern
."   
 
Luzern Israelit 11011871.jpg (55167 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Januar 1871: "Da die Stelle des Vorbeters, Schächters und Religionslehrers, sowie das Fleisch borsten der israelitischen Gemeinde Luzern auf den 1. Juli 1871 vakant wird, so wird dieselbe zur Wiederbesetzung ausgeschrieben. Jährlicher Gehalt Fr. 1000 fix nebst wenigstens Fr. 300 Nebeneinkünfte, wofür die Gemeinde garantiert. Da die Gemeinde im Entstehen ist, so ist einem jungen Manne eine Stelle geboten, die sich jährlich verbessert. Allfällige Bewerber haben ihre Anmeldungen, sowie erforderlichen Zeugnisse den Herren Jos. Bollag & Cie. oder Julius Wyler in Luzern einzusenden."  
  
Luzern AZJ 07111871.jpg (38551 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. November 1871: "Die Stelle eines Vorbeters, 
Schächters, Borschers und Religionslehrers ist mit 1. Januar 1872 neu zu besetzen. Jahresgehalt 1.000 frcs. Fix nebst 300 frcs. Nebeneinkünfte, wofür die Gemeinde garantiert. Da die Gemeinde im Entstehen ist, so kann ein tüchtiger, junger Mann sich später bedeutend höher stellen. 
Hierauf Reflektierende belieben sich franco anzumelden bei 
Julius Wyler
oder Heinrich Heymann in Luzern (Schweiz)."  
Auf obige Ausschreibung hin hat sich erfolgreich Marx Moos beworben, der bis 1900 in der Gemeinde tätig war (zu ihm siehe Berichte unten). 
   
Luzern Israelit 25101900.jpg (45056 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1900: "Religionslehrer-Gesuch.  
Am hiesigen Platze ist die Stelle als Religionslehrer sofort zu besetzen. Fixer Gehalt Frs. 1.000. Nebenverdienst nicht ausgeschlossen. Streng religiöse Bewerber wollen sich mit ihren Offerten wenden an den 
Präsidenten des Israelitischen Kultus-Verein Luzern, Schweiz."  
  
Luzern Israelit 08021934.jpg (71556 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1934: "Die Jüdische Gemeinde Luzern 
sucht auf Pessach einen nicht über 30 Jahre alten, pädagogisch und gesanglich gut qualifizierten, streng orthodoxen, seminaristisch gebildeten 
Religionslehrer und Vorbeter 
mit Befähigung zur Geflügelschechita oder Bereitschaft zu deren Erlernung. Besoldung und Pension gemäß Regulativ. Reflektanten belieben sich unter Beifügung von Zeugnisabschriften und Referenzen an 
Herrn Stadtrat S. Erlanger sen. Bruchstraße 3 
zu melden. Besuche und persönliche Vorstellung sind zwecklos."      

     
Marx Moos, Kantor, Schochet, Religionslehrer (seit 1872) ist Inhaber einer koscheren Restauration   

Luzern Israelit 18051881.jpg (19658 Byte)Links: Max Moos war Kantor und Inhaber einer koscheren Restauration in der Theaterstraße. 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1881). Anzeige in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 18. Mai 1881: "Koscher Restauration Koscher. M. Moos, Kantor, Luzern (Schweiz), 
Theaterstraße Nr. 468 BB, Möblierte Zimmer, Billige Preise".
  
Luzern Israelit 30071894.jpg (54228 Byte)Werbung für die koschere Fremden-Pension von Marx Moos (1894) -  Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1894: "Schweiz – Luzern – Schweiz – Koscher – Fremden-Pension – Koscher. Den verehrten Reisenden und Touristen bestens empfohlen. Fein möblierte Zimmer mit prachtvoller Aussicht auf den See und die Gebirge. Für Koscher Fleisch ist bestens gesorgt. Die besten Referenzen können aufgegeben werden. Marx Moos, Kantor (Seidenhof Nr. I).

  
25-jähriges Dienstjubiläum von Kantor Marx Moos (1897)

Luzern Israelit 07011897.jpg (40734 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1897: "Luzern. Am 1. Januar 1897 waren es 25 Jahre, dass Herr Marx Moos als Kantor, Schochet und Religionslehrer in der israelitischen Gemeinde Luzern fungierte. Der Jubilar versieht sein Amt mit seltener Pflichttreue und erfreut sich bei der ganzen Gemeinde der größten Beliebtheit. Am Schabbat erschienen die Vorstände der israelitischen Gemeinde bei dem Jubilar, um ihm Glückwünsche, sowie ihren Dank für seine bisherige Tätigkeit abzustatten. Eine Ehrung des Jubilars hat sich die Vorstandschaft für später vorbehalten. Möge es Herrn Moos noch recht lange vergönnt sein, im Dienste der Gemeinde Luzern tätig zu sein.  
   
Luzern Israelit 22021897.jpg (180505 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Februar 1897: Luzern, 8. Februar (1897). Gestern Abend veranstaltete der Vorstand des hiesigen Kultusvereins anlässlich der Übergabe eines Ehrengeschenkes zum 25jährigen Dienstjubiläums ihres Kantors, Herrn M. Moos, eine würdige, aber bescheidene Feier, verbunden mit Bankett in den Räumen der Pension Moos. An derselben beteiligten sich u.a. der hiesige Verein 'Reunion'. Nachdem der Präses der Gemeinde, Herr H. Braun, die zahlreich erschienenen Gäste herzlich willkommen geheißen und ihnen für ihr Erscheinen dankte, wandte er sich an den verehrten Jubilaren, zeichnete in beredten und kurzen Worten die Verdienste desselben um die Gemeinde und stellte ihm das Zeugnis treuerfüllter Pflichttreue aus, den Dank der hiesigen Kehilla (Gemeinde) damit verbindend. Am Schlusse seiner Ansprache überreichte der Herrn Moos das Jubiläumsgeschenk, bestehend aus einer silbernen Schale auf Fuß mit eingravierter Widmung. Eine kalligraphisch ausgeführte Urkunde hatte folgenden Inhalt: 
'Geehrter Herr Kantor! Mit berechtigtem Stolze dürfen Sie heute auf Ihre 25jährige Tätigkeit zurückblicken. Wir benutzen diesen Anlass, um Ihnen für Ihre nie ermattende Pflichttreue und die ganze Hingebung an Ihr Amt während dieser langen Reihe von Jahren unsere volle Anerkennung auszusprechen und widmen wir Ihnen als Zeichen unserer Dankbarkeit diese Urkunde. Genehmigen Sie geehrter Herr, die Versicherung unserer vollkommenen Wertschätzung.
Der Vorstand des israelitischen Kultusvereins Luzern.' (Folgen Datum und Unterschriften.)
Hierauf ergriff der Präsident der 'Reunion' das Wort, der als ehemaliger Schüler des Jubilars mit besonderer Freude dem Herrn Kantor angemessene  Glückwünsche aussprach und Namens seines Vereins ihm ein schönes und geschmackvolles Geschenk dedizierte.
Sichtlich erfreut erhob sich der Gefeierte und dankte für die ihm erwiesene ehrenvolle Aufmerksamkeit. Manch gutes und herzliches Wort, der Feier entsprechend, wurde noch gesprochen und speziell fand eine poetische Widmung, betitelt: 'Der Traum des Jubilaren', ein selbstverfasstes Gedicht unseres dichterisch veranlagten Kassiers, Herrn Wilh. W. den größten Beifall. Einige Glückwunschtelegramme trafen auch ein. Die Mitternachtsstunde war nicht mehr fern, als das 'Benschen' (Segensprechen) seinen Ersteigerer fand und als die frohe Versammlung auseinander ging, war bereits die zweite Morgenstunde erreicht.
Dem hochverehrten Jubilaren rufen wir schließlich von dieser Stelle aus ein 'Glück auf' und fernern Gottes-Segen zu!"  L.W.  

  
Ausschreibung der Wanderlehrerstelle für die Schweiz (1922) 

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1922: "Wanderlehrer. Die Wanderlehrerstelle für die Schweiz ist per sofort zu besetzen. Fixes Honorar: Frs. 3.600.-. Reflektanten belieben sich unter Beifügung von Zeugnisabschriften zu wenden an Vereinigung für die jüdischen Wanderlehrer in der Schweiz. Luzern (Postfach). 
P.S. Auslandsporto: bei Rücksendung der Zeugniskopien, welche an sämtliche Bewerber erfolgt, wird das verauslagte Porto für die Offerte rückvergütet."

  
  
  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Spendenaufruf für verarmte Familie (1878)  

Luzern Israelit 02011878.jpg (69948 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1878: "Dringende Bitte! Für eine religiöse, arme, unglückliche Familie mit 8 Kindern, wovon die Mutter todkrank darniederliegt, der Vater seinem Erwerb deshalb nicht nachkommen kann, großer Aufwand für die Kranke selbst, für Pflege, Arzt und Apotheke, die Gemeinde sehr klein und leistungsunfähig und keine bemittelte Verwandten da sind, sodass diese Familie, wenn nicht schleunige Hilfe geleistet wird – dem Verderben preisgegeben ist, ersuche ich wohltätige Glaubensgenossen um sofortige tätige Unterstützung. 
Abraham Erlanger, Luzern
( Schweiz)."


Bei einer Versammlung von Industriellen, Kaufleute, Magistrate usw. in Luzern erhalten jüdische Unternehmer besondere Ämter (1879)
 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1879: "Als vor einigen Tagen in Luzern im 'Grand Hôtel National' eine große Versammlung der hervorragendsten schweizerischen Industriellen, Kaufleute, Magistrate etc. zur Besprechung einer Zoll- und Handelskonvention mit Frankreich tagten, bei der auch der berühmte Nationalökonom Graf de Molinari sich beteiligte, da war es ein Jude, Herr Emil Dreyfuß aus Zürich (Sohn des um das schweizerische Judentum viel verdienten Marcus Dreyfuß – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen-), der mit dem Präsidium beehrt wurde und die distinguierte Versammlung trefflich und zur allgemeinen Befriedigung der Anwesenden leitete. 
Die Versammlung, die sich als Verein zur Beförderung des schweizerisch-französischen Handels zu konstituieren beschloss, wählte unter ersten Industriellen, wie Rieter-Tenner, vom Hause Rieter & Comp. in Winterthur, Oberst Weber-Disteli in Luzern, Nationalrat Bucher, Georg Kiefer in Basel, J. Spörry (großes Haus in Seidenstoffen), auch zwei Juden, nämlich Herrn Emil Dreifuß (der die Notiz führte) und Charles Dreyfuß in Zürich."   

  
Spendenaufruf für einen verarmten jungen jüdischen Mann (1889)

Luzern Israelit 12061889.jpg (92329 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juni 1889: "Dringende Bitte!  
Die Bitte um milde Gaben gehört in diesen geschätzten Blättern nicht mehr zu den Seltenheiten; trotzdem erlaubt sich Unterzeichneter auf das Unglück und die Not einer achtbaren Familie besonders hinzuweisen: Ein Sohn braver Eltern – seligen Andenkens -, in deren hause viel Wohltätigkeit geübt worden, ist durch unverschuldete Schicksalsschläge in die traurige Lage versetzt worden, die Hilfe seiner Glaubensgenossen in Anspruch nehmen zu müssen. Trotz unverdrossener Tätigkeit ist es ihm unmöglich, seine Frau und ein Häuflein Kinder zu ernähren. Schon lange kämpft der geprüfte Familienvater mit niederdrückenden Sorgen und bitterem Elend. Der Rückblick auf frühere, bessere Tage, die Schmach Almosen nehmen zu müssen, beugen den gedrückten Mann nur noch tiefer, aber ihm liegt die Pflicht ob, die Seinen zu ernähren – er muss diesen Weg betreten. Darum, edle Glaubensgenossen, teure Mitbrüder, öffnet Eure Herzen, gebet rasch, wo es gilt, eine ganze, würdige Familie von drohendem Untergang zu retten, denn: 'doppelt gibt, wer schnell gibt!'. Zur Empfangnahme und Überlieferung von Gaben erbietet sich 
Abraham Erlanger, Luzern (Schweiz). 
Auch die Expedition dieses Blattes ist gern bereit, Gaben entgegenzunehmen und weiterzubefördern."   

    
Vortragsabend von Rabbiner Dr. Ehrmann aus Baden (1902)

Luzern Israelit 10031902.jpg (183929 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1902: "Luzern, 6. März (1902). Herr Rabbiner Dr. Ehrmann aus Baden hielt am Sonntag, den 23. vorigen Monats, im Verein 'Kium Ho Emmunoh' einen Vortrag über die Bedeutung und den Nutzen der Talmud-Toravereine. Durch das Beth Hamidrasch (sc. jüdisches Lehrhaus), sagte Redner, gewinne die Synagoge erst an Heiligkeit, nicht aber, dass diese an und für sich unheilig wäre, sondern eben durch das Studium unseres heiligen Glaubens lernen wir erst unsere Religion richtig kennen und das Beth Hamidrasch erhöhe die Heiligkeit des Beth Haknesset (sc. Synagoge). Vor 17 Jahren, als ich meine Stellung als Rabbiner in der Schweiz antrat, habe ich noch nicht so kühn zu hoffen gewagt, und ohne mein direktes Hinzutun ist hier in Luzern eine Stätte entstanden, wo das Wort Gottes gelehrt und gelernt wird. Ganz speziell aber ist zu begrüßen, dass die Initiative nicht durch äußere Veranlassung, sondern lediglich aus sich selbst heraus, und durch die Gemeinde entstanden ist. Wie schön ist es doch, wenn die Männer im Beth Hamidrasch sind und deren Frauen den beruhigenden Gedanken hegen, dass ihre Gatten, dem Worte Gottes lauschend, sich in guter Gesellschaft befinden. Zum wahren Segen aber wird das Beth Hamidrasch, wenn die jungen Leute von unserer heiligen Religion begeistert, ins Lehrhaus kommen und schon in ihrer Jugend sich dem Studium unserer heiligen Lehre widmen. 
Seit Jahrtausenden ziehen sich inmitten durch unsere blutige Geschichte, die Bothe Hamidrosch wie ein glorreiches Band dahin. Welch' segensreiche Stiftung ist mit ihnen geschaffen. Auch dem Fremden wird dadurch geholfen, dass sich ein Beth Hamidrasch am Platze befindet. Er geht dahin, wo er Tag und Nacht seine Glaubensbrüder findet, wo er im Hören und Studieren der weisen, heiligen Gotteslehre sein ganzes Elend vergisst, seinem jammervollen Dasein entrückt wird und sich den Andern gleichgestellt achtet; denn dieser Ort kennt keine Rangunterschiede; Arm und Reich, Jung und Alt, sitzen friedlich nebeneinander. Durch die Bothe Hamidrasch wird ein Stück der sozialen Frage gelöst. 
Die Augen aller Zuhörer waren an die Lippen des Vortragenden gebannt und als derselbe seinen Vortrag schloss, der über eine Stunde währte, herrschte nach einem schallenden Beifalle eine minutenlange Ruhe, die dem Eindrucke der Rede, welche die Gemüter Aller erfüllte, gewidmet war. Hier nun sei nochmals Herrn Rabbiner Dr. Ehrmann für seinen Vortrag, sowie dem Vorstande des Talmud Tora-Vereins für den genussreichen Abend herzlichst gedacht. F. Heksch."     

    
Vortragsabend des "Emunoh-Vereins" (1903)  

Luzern FfIsrFambl 31121903.JPG (85122 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Dezember 1903: "Luzern (Schweiz). Es ist mit Freuden zu konstatieren, dass in der sich im Aufblühen befindenden jüdischen Gemeinde Luzern auch das jüdische Geistesleben nach und nach zur neuen Blüte gelangt. Der 'Emunoh-Verein' hat am Sonntagabend den 27. Dezember die Gemeinde zu einem Vortragsabend eingeladen und noch selten konnte der Verein ein so zahlreiches Auditorium begrüßen. Der Redner des Abends war Herr S. Schachnowitz aus Endingen, der über 'Organisationen und Institutionen der jüdischen Humanität' referierte und es verstand, das Publikum, das den großen Saal bis aufs letzte Plätzchen ausfüllte, mit seinen sachlichen und historisch-wissenschaftlichen Ausführungen zu fesseln. Reicher Beifall lohnte den Redner, wobei auch der Dank der Versammlung dem geschätzten Vereine für seine Veranstaltung zum Ausdrucke gelangte. B."

  
Delegiertenversammlung der schweizerischen Zionisten in Luzern (1905)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Juni 1905: "Luzern, 6. Juni 1905. Zu der hier tagenden Delegiertenversammlung der schweizerischen Zionisten fanden sich auch eine Anzahl Misrachisten ein; dieselben fassten folgende Resolution: 'Die zum Delegiertentage der Schweizerischen Zionisten in Luzern anwesenden misrachistischen Delegierten sprechen ihr Bedauern aus über das Vorgehen einer kleinen Gruppe deutscher Rabbiner, die sich berufen fühlt, die Bestrebungen einer Organisation von ca. 30.000 gesetzestreuen Juden, darunter mehrere Hundert Gaonim und Gedaulim, als mit der Tradition des Judentums unvereinbar hinzustellen.'"      

     
Jüdische Geschäftsleute dürfen ihre jüdischen Angestellten sonntags bis zu drei Stunden beschäftigen (1914)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Januar 1914: "Aus Luzern wird uns geschrieben: Den Inhabern von Geschäftsbetrieben, welche an israelitischen Feiertagen gänzlich ruhen, wird nach dem soeben veröffentlichen Gesetze betreffend öffentliche Ruhetage vom 26. November 1913 gestattet, ihre israelitischen Angestellten bis zur Dauer von drei Stunden in den für den Verkehr geschlossenen Geschäftsräumen am Sonntag zu beschäftigen."  

 
Die Agudas Jisroel unterstützt Kriegsgefangene (1915) 

Luzern Israelit 06051915.jpg (40219 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1915: "Auslandporto
Jüdische Kriegsgefangene.
Sendungen von Lebensmitteln und Ritualien besorgt 
Agudas Jisroel Jugendgruppe, Luzern. 
Adresse unseres Schriftführers: Julius Neufeld, Luzern (Schweiz) Bruchstr. 55."  

   
Über die "Kommission für den jüdischen Wanderlehrer in der Schweiz" unter Lehrer Grünwald in Luzern (1916)        

Vorstellung im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" Jahrgang 1916 S. 204: "Kommission für den jüdischen Wanderlehrer in der Schweiz. 
Zweck: Den Kindern vereinzelt in der Schweiz wohnender Juden Unterricht in der jüdischen Religion zu erteilen.  
Lehrer: Herr J. Grünwald in Luzern.  
Kommission
: Rabbiner Dr. A. Cohn, Präsident; Charles Nordmann, Vizepräsident; Emil Heymann, Ahornstraße 8, Kassier (Schweiz. Postscheck Konto V 2170); Alfred Bodenheimer, Sekretär. Mitglieder: J. Fröhlich, Kantor, Baden, Sally Harburger, Zürich, Dr. L. Hausmann, Basel, Dr. L.- Herz, Neuchâtel, J. Messinger, Kantor, Bern, Berthold Rotschild, Zürich, Louis Wyler, Baden."           

  
Über die Schomre-Schabbos-Kommission (Sekretariat in Luzern) (1916)     

Vorstellung im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" Jahrgang 1916 S. 204: "Schomre-Schabbos-Kommission. 
(Jüdische kaufmännische Stellenvermittlung in der Schweiz).  
Zweck
: Jüdischen Kaufleuten Stellen zu verschaffen, in denen sie den Sabbat und die jüdischen Feiertage beobachten können. 
Sekretariat
: Louis Braun in Luzern, Frankenstraße 12.  
Kommission
: Abraham Erlanger, Präsident, Luzern; Louis Braun, Sekretär, Luzern; A. W. Rosenzweig, Kassier, Zürich. Mitglieder: Viktor Barth, Zürich, E. Botschko-Sternbuch, Basel, Rabbiner Dr. A. Cohn, Basel, Isaak Erlanger, Luzern, Willy Guggenheim, Baden, Dr. K. Herz, Neuchâtel, Emil Heymann, Basel, M. Löb, Basel".            

    
Über die Organisation "Der Rote Mogen David" (R.M.D.) mit Sitz in Luzern (1916)          

Vorstellung im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" Jahrgang 1916 S. 210: "Der Rote Mogen David (R.M.D.), 
Sitz in Luzern - Gründungsjahr: 1915: 
Unterverband
: Landeskomitee vom 'R.M.D.' für Deutschland in Berlin;  Landeskomitee vom 'R.M.D.' für Italien in Verona.  Zweck der Vereinigung: Seelsorge für jüdische Kriegsgefangene und Zivilinternierte.  
Vorstand
: Sieben Zentralkomitee-Mitglieder: Dr. M. Erlanger, Präsident, Luzern; Dr. T. Levenstein, Vizepräsident, Zürich; Henri Boneff, 1. Aktuar, Bern; Joseph Brandeis, 2. Aktuar, Zürich; S. Dreyfuss, Sohn, Kassier, Zürich; Dr. Sigm. Bollag, Zürich und Isidore Nordmann, Fribourg."            

   
Bericht der jüdischen kaufmännischen Stellenvermittlung in der Schweiz (Sitz in Luzern) (1916)        

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. Oktober 1916: "Luzern. Der Bericht der jüdischen kaufmännischen Stellenvermittlung in der Schweiz beklagt sich darüber, dass in den gesetzestreuen Kreisen nicht genug Interesse für diese Institution gezeigt werde. Wohl habe der Krieg viele Hindernisse bereitet, aber dennoch sei die Möglichkeit vorhanden, auch in dieser Zeit für alle diejenigen, die den Sabbat feiern, Ersprießliches zu leisten. Die Bewerbungen von schweizerischen und deutschen Stellensuchenden sind bedeutend zurückgegangen, dagegen sind die Meldungen von solchen jungen Leuten, die aus den Kriegsgebieten geflohen sind, zahlreicher geworden. Nur ein kleiner Teil derselben besitzt gute kaufmännische Bildung, aber es ist Pflicht der Geschäftsinhaber, sich auch dieser jungen Leute anzunehmen. Der Bericht legt entschieden Protest ein gegen ein Vorurteil, das sich gegen die Anstellung von osteuropäischen Gehilfen bemerkbar macht, selbst gegen Lehrlinge, die in der Schweiz aufgewachsen sind und hier die Schulen besucht haben. Wohl entschuldigt man sich durch schlechte Erfahrungen, die man mit diesen Angestellten gemacht hat, aber schließlich, in welchen Kreisen gibt es nicht minderwertigen Personen? Deshalb sollte im Interesse des Solidaritätsgefühles etwas mehr Rücksicht genommen werden auf die schwer ringenden jungen Leute, die arbeiten und verdienen wollen".          

 
Gründung einer Misrachi-Ortsgruppe (1918) 

Luzern FrfIsrFambl 27031918.jpg (20869 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. März 1918: "Luzern. Nach Referaten von A.J. Rosse und Prof. G. da Fano – Zürich wurde hier eine Misrachi-Ortsgruppe gegründet. Es traten sofort 38 Mitglieder dem neuen Verein bei. Zum Präsidenten wurde Beni Dokov gewählt."  

  
Makkabäerfeier der Ortsgruppe der Misrachi-Bewegung (1918)  

Luzern FrfIsrFambl 06121918.jpg (34352 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. Dezember 1918: "Aus der Misrachi-Bewegung. 
Luzern (Schweiz). Die hiesige Ortsgruppe beging am 30. November eine Makkabäerfeier im großen Saale des Hotels 'Rütli' mit Dr. Karl Emil Bloch als Festredner und einem sehr abwechslungsreichen, bei dem zahlreichen Publikum volle Befriedigung auslösenden unterhaltenden Programm."

   
Wahl des Vorstandes der zionistischen Misrachi-Ortsgruppe (1920)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. Februar 1920: "Luzern. Die hiesige, heute 75 Mitglieder zählende Ortsgruppe wählte als Vorstand: B. Dokow (Präsident), Leopold Bollag, Georges Braun, Jos. Holtz und Jul. Neufeld.
In der Züricher Ortsgruppe sprach A. J. Rom über die Amsterdamer Misrachi-Konferenz".     

 
Angebot für unbemittelte jüdische Studenten (1921)  

Luzern Israelit 07071921.jpg (49429 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1921: 
"Jüdische unbemittelte Studenten und Thora-Hochschüler 
in Deutschland, welche auf einen 
Ferienaufenthalt in einem Kurorte Deutschlands (eventuell auch der Schweiz) reflektieren, wollen unter Beilage eines ärztlichen Zeugnisses ein Gesuch richten an die 
Studentenheim-Kommission des 
Israelitischen Hilfsfonds in der Schweiz Luzern."  

  
Vortragsabend der Agudas Jisroel (1928) 

Luzern Israelit 04041928.jpg (84374 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. April 1928: "Luzern. Am 15. März veranstaltete die hiesige Ortsgruppe der Agudas Jisroel einen Vortragsabend, zu dem Herr Rabbiner Dr. Bohrer, Gailingen, gewonnen werden konnte. Mit feurigen Worten stellte der Redner die Bedeutung des Mussar dar. Er schilderte in vorzüglicher Weise den Gründer des Mussarsystems und die Hauptlehrstätten des Mussar, die litauischen Jeschiwaus. Der Abend war gut besucht, besonders die Jugend war zahlreiche erschienen und begeistert von dem Dargebrachten. Mit zahlreichen Episoden aus dem Leben großen Rabbonim war der Vortrag köstlich gewürzt. Der Referent konnte auf das Wesen und die Literatur des Mussar im Rahmen eines Abendreferates naturgemäß noch nicht näher eingehen und es wäre zu wünschen, wenn der begeisternde Redner in Bälde hierüber näher referieren würde."    

  
Generalversammlung der Agudas Jisroel-Ortsgruppe (1928) 

Luzern Israelit 03051928 Agudas Jisroel.jpg (95410 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1928: "Luzern. Am 29. April fand die ordentliche Generalversammlung der hiesigen Ortsgruppe (der Agudas Jisroel) statt, die erfreulicherweise zahlreich besucht war. Herr Dr. Guggenheim schilderte in kurzen Worten die Tätigkeit des Vereines im verflossenen Jahre, indem er besonders auf 3 zahlreich besuchte Vorträge hinwies und ein befriedigendes Programm für den nächsten Winter in Aussicht stellte. Herr R. Rutowitz erstattete Bericht über Bodenverkaufsgelder, Rausch-Chaudeschspenden und die von der Mädchengruppe gesammelten Keren-Hajischuwgelder. Nachdem Herr M. Erlanger den Kassenbericht verlesen hatte, wurde dem Vorstande Decharge erteilt. Hierauf ergriff Herr Rabbiner Brom das Wort und sprach über die Organisation und die Aufgaben des Keren-Hathora, indem er besonders die große Bedeutung des Bais-Jaakauw-Schulwesens hervorhob. Diese Worte veranlassten Herrn Lassmann, zu betonen, dass er die sittliche Hebung des ostjüdischen Mädchens als die wichtigste Aufgabe betrachte, da hier die Hilfe am notwendigsten sei. Auch Herr J. Erlanger und Herr Eisenberg beteiligten sich an der anregenden Debatte. Der neu gewählte Vorstand besteht aus den Herren Dr. R. Guggenheim, Präsident, M. Erlanger, Kassier, A. Schnitzer, Aktuar, Herrn Rabbiner S. Brom und Eisenberg, Beisitzer, R. Rutowitz, Vorsteher der Palästina-Angelegenheiten."

    
Vortrag von Dr. Th. Lewenstein (Zürich) in Luzern (1928)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1928: "Luzern, 2. Dezember (1928). Vor einem für hiesige Verhältnisse ganz außerordentlich zahlreichem Publikum sprach Herr Dr. Th. Lewenstein aus Zürich am 1. Dezember, abends, über das Thema: 'Die rechtliche Stellung der jüdischen Frau'. Er trat der vielfach verbreiteten Auffassung von der Minderwertigkeit der jüdischen Frau in rechtlicher Beziehung entgegen, indem er an Hand zahlreicher Zitate aus dem jüdischen Schrifttum bewies, dass es sich nur um eine geringere Verpflichtung der Frau handle, die bedingt sei durch die vom Manne verschiedene Lebensaufgabe und Konstitution. - Im besonderen trat der Referent auf die diesbezüglichen Fragen der Heirat und der Scheidung, der Fähigkeit, Zeugnis abzulegen und der Glaubwürdigkeit, des Wahlrechtes und der Mizwoserfüllung ein. Er kam zum Schlusse, dass es nach der Tauroh (Tora) keine Frauenbewegung im 'modernen Sinne' geben dürfe, höchstens eine Mädchenbewegung. - Die Diskussion, geleitet vom Vorsitzenden, Herrn Dr. Guggenheim, wurde von verschiedenen Damen und Herrn benützt und trug noch wesentlich zur Klärung des Problems bei. - Der klare, anregende Vortrag, rhetorisch meisterhaft aufgebaut, bei der Schilderung des Aufgabenkreises der Frau an das jüdische Gemüt appellierend, wurde von den zahlreichen Anwesenden mit großem Beifall aufgenommen. Das mag dem Referenten ein Beweis dafür sein, dass ein baldiges Wiedererscheinen im Kreise der Agudas-Jisroel-Ortsgruppe einem allgemeinen Wunsche entspricht."            

 
Vortragsabend des Talmud-Tora-Vereins (1928) 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1928: "Luzern, 17. April. Dem Talmud Thora-Verein Luzern war es gelungen, Herrn R. Botschko aus Montreux für einen Vortrag zu gewinnen. Vor einem zahlreich erschienenen Publikum sprach der Gründer der Jeschiwah in Montreux über das Thema: Wohin steuert unsere Zukunft? In anschaulichen, aus dem täglichen Leben gegriffenen Bildern zeigte der Redner, wie die heutige Jugend vielfach im Materialismus aufgehe. Keine hohen Ideale seien mehr zu finden. Sport und Lebensgenuss werden als die erstrebenswertesten Güter hingestellt. Das ist die Frucht der heutigen Kultur, der modernen Lebensanschauungen, die das Geistige zurückdrängen. Ist es da verwunderlich, dass der jüdische junge Mann unser dem Einfluss seiner Umgebung auch ihre Anschauungen übernimmt, dem schillernden Gefunkel ihrer falschen Kultur zum Opfer fällt und sich immer weiter von der Tauroh (Tora), dem Born der höchsten Weisheit und Wahrheit, entfernt? Da muss das Elternhaus eingreifen, muss in die Seelen der Kinder, die auf den Straßen und in der Schule allen Verlockungen ausgesetzt sind, den Geist der Tora einpflanzen, damit sie die Nichtigkeit und Äußerlichkeit der weltlichen Kultur durchschauen lernen. Deshalb ist in Montreux, auf dem 'steinigen Boden' der Schweiz, eine Jeschiwoh gegründet worden, um dem Schweizer Judentum ein höheres Ideal zu geben als nur Gelderwerb und Genuss. Und so schloss der Redner seinen mit vielen Zitaten aus dem Talmud gewürzten Vortrag mit einem Aufruf an die Eltern, ihm 'Bachurim' zu senden, nicht Geld, denn wenn einmal der Geist der Tora sich Weg gebahnt, ist das andere eine Leichtigkeit. Herr J. Herz dankte für die mit großem Beifall aufgenommene Rede und eröffnete die Diskussion, an der sich Herr Eisenberg und Herr cand. phil. L. Schochet beteiligten. Mit einem kurzen Schlusswort des Präsidenten endete dann der interessante, lehrreiche Abend."

      
Tagung der Jewish Agency in Luzern - Berichte zum Zionistenkongress in Luzern (1935)       
Über die vierte Tagung des Council der Jewish Agency in Luzern liegen in jüdischen Periodika zahlreiche Berichte vor, von denen nur einige wenige teilweise und abgekürzt wiedergegeben werden, da sie nicht direkt mit der jüdischen Geschichte in Luzern in Beziehung stehen.   

Luzern Israelit 22081935.jpg (42034 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1935: "Eröffnung des Zionistenkongresses in Luzern. 
Luzern
, 21. August. Wie zu erwarten, war der Andrang zu der Eröffnungssitzung am Dienstagabend ungeheuer stark. Ganze Straßenviertel standen im Zeichen des Kongresses. An Kongressgebäude wie an zahlreichen anderen Häusern in der Umgebung weht die blauweiße zionistische Flagge. Ein großes Polizeiaufgebot hatte Mühe, den Verkehr…"
   
Luzern Israelit 05091935.jpg (73188 Byte)Überschrift der Titelseite der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1935:
"Tagung des Council der Jewish Agency in Luzern eröffnet..." 
   
Luzern Israelit 05091935a.jpg (210340 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1935: "Luzern, 4. September (1935). Die vierte Tagung des Council der Jewish Agency wurde am 4. September, 10.30 vormittags im Luzerner Kunsthaus feierlich eröffnet. Den Vorsitz führte der neu gewählte Präsident der Zionistischen Organisation, Dr. Chaim Weizmann, der nach dem Statut der Jewish Agency gleichzeitig auch deren Präsident ist. Nach einleitenden Worten Dr. Weizmanns hielt Dr. Arthur Ruppin, der bisherige Leiter des Kolonisations-Departements der Jewish Agency, ein Referat über die Probleme und Aussichten der Palästinaarbeit. Er erklärte u.a., dass die Befürchtungen betreffend einen wirtschaftlichen Rückschlag in Palästina und den Ausbruch einer Krise als übertrieben bezeichnet werden müssten. Selbst wenn es einmal in Palästina zu einer Krise kommen sollte, werde sich diese lange nicht so verhängnisvoll auswirken wie in anderen Ländern. Denn die großen aus den Verwaltungsüberschüssen, die die Regierung in den letzten Jahren erzielen konnten, gebildeten Reserven würden in diesem Falle zum Teil zu Notstandsmaßnahmen und für produktive Arbeitslosenfürsorge verwendet werden. Andererseits aber sei die Lage in den Ländern der Diaspora politisch und wirtschaftlich so ungünstig, dass man noch auf lange Zeit hinaus mit einem Einströmen kapitalkräftiger Elemente und mit der Fortsetzung der Investitionstätigkeit rechnen könne. Durch diese wirtschaftliche Tätigkeit werde aber der Ausbruch einer Krise verhindert. Es folgten Referate von Miss Szold über die Jugendalijah aus Deutschland, von dem Mitglied der Exekutive Mosche Shertok über die politische Situation, die Zusammenarbeit mit den Arabern und das Verhältnis zur englischen Regierung, von Dr. Werner Senator über Immigrationsprobleme unter besonderer Betonung der Ansiedlung von Juden aus Deutschland und von dem Mitglied der Exekutive, Dr. Morris E. Hexter über Kolonisationsfragen. Im Namen des Legitimationsausschusses gab der europäische Direktor des American Joint Distribution Committee, Bernhard Kahn, bekannt, dass dem Council der Jewish Agency zur Zeit 224 Mitglieder, und zwar 112 von dem Zionistenkongress gewählte Mitglieder und 112 von den nichtzionistischen Gremien entsandte Delegierte angehören. Er gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass die nicht der Zionistischen Organisation angeschlossenen Verbände an den Arbeiten des Palästinaaufbaus dieses Mal durch eine so starke Beteiligung an der Counciltagung Ausdruck gegeben haben. Die stärkste Delegation bei der diesjährigen Counciltagung haben die Amerikaner entsandt. Die Delegation zählt 44 Mitglieder."  
  
Luzern Israelit 05091935c.jpg (66004 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1935: "Die Schlusssitzungen des Zionistenkongresses.
Luzern
, 5. September (1935). Um die Mitternacht zu Mittwoch wurde der Kongress mit Schlussreden von Sokolow, Ussischkin, Weizmann und Ben Gurion geschlossen. Sokolow erklärte, der Keren Hajessod bedürfe einer Reorganisation, die gleich nach dem Kongresse vorgenommen werden soll. Ussischkin, als neu gewählter Präsident des A. C., nützte auch noch die letzte Feierstunde zu einer scharfen Kritik an den Revisionisten aus, denen er das Verhalten der Linken und des Misrachi als Muster dahinstellte. Weizmann betonte, dass die einmütige Ablehnung des Legislative Council kein Hindernis sei für loyales Zusammenarbeiten der Exekutive mit der Mandaturmacht. Ben Gurion attestierte noch einmal eseiner Arbeiter- ...."     
  
Luzern Israelit 05091935d.jpg (245954 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1935:    

    
Jugendtagung der Schweizerischen Agudas Jisroel in Luzern (1936)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1936:      

    
Feier des 10-jährigen Bestehens des Verbandes Israelitischer Religionslehrer und Kantoren in Luzern (1936)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1936:      

  
  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Rätsel von Toraschreiber P. M. Goldschmidt (Luzern, 1901)
      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1901:       

    
Zum Tod von Bertha Erlanger geb. Herz (1918)

Luzern FrfIsrFambl 08111918.jpg (254790 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. November 1918: "Bertha Erlanger seligen Andenkens, Luzern. Bertha Erlanger geb. Herz ist in Luzern verschieden. Diese Nachricht hat auch in unseren Tagen, in denen das einzelne Menschengeschick in der Fülle der Ereignisse verschwindet, einen schwerwiegenden Inhalt, denn diese Frau war eine Persönlichkeit von so hervorragend warmer jüdischer Lebensauffassung, wie es besonders innerhalb der westeuropäischen Judenheit eine Seltenheit ist. 
Von dem Stammvater des jüdischen Volkes, von Abraham, führt die Bibel als das erste Charakteristische an, dass er 'Seelen gebildet habe'. Wer die Menschenseele als das Wertvollste der Welt betrachtet, wird nicht die materielle äußere Hebung seines Ichs als das wertvollste Ziel seines Lebens betrachten. Es wird vielmehr seine Sorge sein, zum Segen zu werden in dem Kreise, in den Gott ihn setzte. So hat auch Bertha Erlanger ihr höchstes Glück darin gesehen, ihren Mitmenschen zu geben. Sie hat die stattliche Schar ihrer eigenen Kinder und eine Reihe angenommener Kinder zu Juden edelster Lebensauffassung zu erziehen gestrebt. Das hat ihr aber nicht genügt. Jeder Fremde fand in ihrem Hause eine gastliche Stätte, so gastlich, dass er wähnte, er gehöre zu den Nächsten, und ihre Tat und ihr Rat galt jedem Menschen, ob Jude, ob Christ, denn sie liebte den Menschen, in den Gott seinen Odem einhauchte. Was hat sie nur in den 33 Jahren ihrer Wirksamkeit als Präsidentin des Israelitischen Frauenvereins für Tränen, Schmerzen und Sorgen gelindert!
Alles aber, was sie tat, geschah in dem Bewusstsein jüdischer Pflichterfüllung. Mit der größten Gewissenhaftigkeit und Liebe übte sie an der Seite ihres gleich gesinnten Gatten jedes Gebot der heiligen Lehre. Ihren Kindern und Enkeln ließ sie die freie Entwicklung der Eigenart, doch aufmerksam verfolgte ihr lebenskluger Blick, ob ein jeder von ihnen die Treue wahrte der Erfüllung des Torawortes. 
Aus dem einen Erlanger-Haus hat sich eine fromme jüdische Gemeinde gebildet. Der herrlichen Persönlichkeit Bertha Erlangers, zu der ein jeder bewundernd aufblickte, ist dieser ganze Kreis zu danken, dem sie Erzieherin war. Ihr Wirken und dessen Erfolge sind der Beweis, welche große Zukunftshoffnung schon ein einzelnes jüdisches Haus in sich birgt, wenn es ein Abrahamshaus ist.  
Wäre ein jedes Haus, das sich zu den toratreuen zählt, von der gleichen edlen Menschlichkeit getragen, tausendfach würde jüdisches Leben erblühen. Doch in die prunkvollen Wohnräume so zahlreicher toratreuer Juden passen keine angenommenen Kinder und keine bescheiden gekleideten Fremden und vor lauter gesellschaftlichen Verpflichtungen, vernachlässigen sie ihre Pflichten gegen die menschliche Gesellschaft, besonders aber gegen die jüdischen gesinnungsgenössischen Kreise. Möchte da das Vorbild Bertha Erlangers anfeuern zum Sichbescheiden der eigenen Person, damit der Möglichkeit 'Seelen zu bilden', 'jüdische Seelen zu bilden' Kraft und Zeit werde!" 

  
Zum Tod von Max Erlanger (1920)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. März 1920: "Durch den Tod des Herrn Max Erlanger in Luzern hat das Judentum einen großen Verlust erlitten. In ihm ist ein Wohltäter dahingegangen, der den Armen wie ein Vater zur Seite stand."           

  
Goldene Hochzeit von Isidor Erlanger und Rahel geb. Sachs (1923)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1923: "Luzern. Anlässlich der goldenen Hochzeit des Herrn Isidor Erlanger und Frau Rahel geborene Sachs (Luzern), wurden von Freunden des Jubelpaares an Stelle von Blumenspenden dieser Ehrentag in besonders sinniger Weise gefeiert. Bei der Palästina-Zentrale der Agudas Jisroel in der Schweiz wurde nämlich auf den Namen 'Isidor und Rachel Erlanger-Sachs' ein namhafter Betrag abgeliefert mit der Bestimmung zur Errichtung eines Landarbeiterhauses in der Aguda-Kolonie Bne Brak bei Jaffa. Das Haus soll eine Tafel mit Inschrift 'Beit jaschar El Isidor und Rachel Erlanger-Haus' tragen. Es ist zu erwarten, dass auch andere Aguda-Freunde bei freudigen Anlässen in solcher Weise unseres heiligen Landes gedenken und so gehobene Momente ihres Familienlebens für alle Zeiten segenspendend dem Gedächtnis der Nachwelt erhalten."

   
Zum Tod von Joseph Erlanger (1925)  

Luzern Israelit 02071925.jpg (118442 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1925: "Joseph Erlanger – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -. Luzern, 28. Juni. Noch können wir es kaum fassen, dass Joseph Erlanger, dieser Typus des kraftstrotzenden und blühenden Menschen, uns entrissen ist, und doch ereilte uns die traurige Kunde, dass am Rausch Chaudesch Tamus, ein Autounfall seinem jungen Leben im Alter von erst 34 Jahren ein jähes Ziel gesetzt hat. Mit seiner engeren Familie, der jungen Gattin und seinen noch im zartesten Alter stehenden Kindern, dem alten Vater, Herrn Abraham Erlanger, und dessen Familie in Luzern, trauern nicht nur wir, sondern trauert der Klal Jisroel um den Verlust dieses Mannes, der in jedem Zoll und jedem Schritt ein echter und wahrer Jehudi gewesen ist. Schon im Elternhaus empfing Joseph Erlanger die Eindrücke, die ihn belehrten, wie man in vorbildlicher Weise im kleinen und im großen für Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit zu wirken hat. In jungen Jahren kam er nach Frankfurt am Main und machte hier seine geschäftliche Lehrzeit durch. Es ist nicht zu verkennen, dass seine spätere Wirksamkeit deutlich den Stempel dieser Frankfurter Jugendjahre aufwies. Die Anregungen, die er hier in einer echt jüdischen Umgebung, namentlich aber auch im Schoße der Gemeinde Samson Raphael Hirschs – seligen Andenkens – empfing, seine innige Freundschaft mit Rabbinatsassessor G. Posen und Dr. Israel Roos selten Andenkens und die Berührung mit den mannigfachen Fäden jüdischen Klal-Arbeit, die in Frankfurt am Main zusammenlaufen, alle diese Faktoren beeinflussten das empfängliche und begeisterungsfähige Gemüt des jungen Mannes in machtvoller Weise. Sie ließen ihn zu einer ideenreichen Persönlichkeit reifen, die voll Energie und kraftvoller Initiative kein Hindernis kannte, wenn es galt, anderen Menschen Hilfe zu bringen, besonders aber für Klal Jisroel zu wirken. Wir brauchen kaum zu erwähnten, wie sehr Joseph Erlanger bis ins kleinste bei jeder einzelnen Mizwoh ein gewissenhafter Erfüller war, in welch vorbildlicher Weise er besonders das Gebot, die Eltern zu ehren erfüllt hat, wie er überhaupt einen ausgeprägten   
Luzern Israelit 02071925a.jpg (202348 Byte)Familiensinn besaß. Wir möchten nur ein Gebiet seiner Tätigkeit eingehender würdigen, nämlich seine Verdienste in der Ausübung von Wohltätigkeit. Der Grundzug seines Charakters war eine unendliche Herzensgüte, wenn sie sich auch bisweilen hinter einer etwas rauen äußeren Schale verbarg. Unsere Weisen sehen jede Gefälligkeit und jedes Einsetzen der eigenen Person, nicht nur im Dienste einer größeren Aufgabe, sondern auch in dem eines Einzelnen als Wohltätigkeit an. Viele viele Wohltaten hat Joseph Erlanger in diesem Sinne seinen Mitmenschen erwiesen, man kann ruhig sagen, dass er kaum mit irgendjemandem zusammenkam, ohne ihm früher oder später in irgendeiner Weise gefällig zu sein. Vor allem verstand er es meisterhaft, andere zum geben zu veranlassen, nicht nur im Kreise der ihm Nahestehenden, sondern auch in nicht gesetzestreuen Kreisen, ja selbst von Nichtjuden erhielt er Gaben für jüdische Zwecke. Scherzweise sagte man, eine Bekanntschaft mit ihm koste stets Geld. Es gibt einfach keinen Zweig der jüdischen Wohltätigkeit, auf dem Joseph Erlanger nicht tätig war, dazu kam, dass er in sehr gutem Einvernehmen mit den Luzernen Regierungsbehörden stand und diese Freundschaft nur dazu benutzte, um der jüdischen Gesamtheit wie dem einzelnen zu helfen. Zahlreichen armen ostjüdischen Brüdern, die aus anderen Kantonen der Schweiz ausgewiesen waren, hat er so die Niederlassungsmöglichkeit im Kanton Luzern verschafft und ihnen zur Existenz verholfen. Er war der Begründer des Israelitischen Hilfsfonds für die Schweiz, dessen segensreiche Wirksamkeit besonders auch jüdischen Ferienkindern aus Deutschland zugute kam, ebenso jüdischen gesetzestreuen Studenten und Bachurim, denen in der Inflationszeit auf diese Weise mehrere Male ein kostenloser Ferienaufenthalt an einem deutschen Luftkurorte ermöglicht wurde. Joseph Erlanger unterhielt für seine wohltätigen Zwecke ein eigenes Zentralbüro für jüdische Angelegenheiten in Luzern. Von hier aus sandte er nach allen Richtungen Briefe, namentlich auch in die Schweizer Kurorte, in denen er um Gaben ansprach und sie auch empfing. Er hatte eine eigene Kasse für Hachnosas Kalloh (Brautausstattung), ferner eine solche, die den Namen Gmilus Chessed-Kasse führte und dazu diente, verschämten Armen langfristige, selbstredend zinslose Darlehen zu gewähren. Mit besonderer Liebe sorgte er für Jeschiwaus, für Witwen und Waisen, denen er wie ein Vater war, und für Erez Jisroel, namentlich auch für das Schaarei Zedek-Hospital (sc. in Jerusalem). Joseph Erlanger war im Kriege der geistige Begründer des roten Mogen David (sc. jüdisches 'Rotes Kreuz'). Was dieser für die jüdischen Kriegsgefangenen in allen Ländern geleistet hat, dürfte noch frisch in aller Erinnerung sein. 
Der Verblichene übte ferner in musterhafter Weise das Wohltätigkeit der Treue aus. In der Grippezeit 1918, als man sich scheute, die Verstorbenen  zu sein, griff er manchmal ohne jede Hilfe kraftvoll zu. Wenn die Eltern starben, nahm er sich als Vormund der Waisen an. In der Schweiz ist das gesamte Beerdigungswesen städtisch, sodass früher in Luzern auch auf dem jüdischen Friedhofe die Bestattung der Toten durch Nichtjuden versehen werden musste. Joseph Erlanger hat es vor einigen Jahren durchgesetzt, dass dies in Luzern in der herkömmlichen Weise von Jehudim vollzogen werden darf. Jeden Kranken hat er besucht, im Kantonshospital hatte er stets Zutritt, da er dort als 'jüdischer Geistlicher' galt.  
Luzern Israelit 02071925b.jpg (168478 Byte)Seiner ganzen geistigen jüdischen Einstellung nach konnte Joseph Erlanger nur ein eifriger und überzeugter Agudist sein. Er war der Begründer der Agudas Jisroel Jugendgruppe Luzern, ferner war er bis vor kurzem lange Jahre hindurch Vorsitzender der Palästina-Zentrale in der Schweiz. Auch dem Zentralrate der Agudas Jisroel gehörte er als Mitglied an. Voller Begeisterung eilte er vor zwei Jahren zur Kenessioh Gedauloh nach Wien und berauschte sich an der Fülle von Eindrücken, die ihm die Berührung mit den ostjüdischen Brüdern, namentlich aber dem Chofez Chaim und dem Gerer Rebben, brachten. Eine besondere Freundschaft verband ihn seitdem mit dem Sokolower Rebben, bei dem er damals den Schabbosnachmittag verbrachte. Beim Lesen dieser Zeilen erinnert sich vielleicht mancher, wie man ihm damals einen Streimel auf den Kopf setzte und er im Kreise der Chassidim eifrig mittanzte. Überhaupt war ihm von jeher eine Vorliebe für ostjüdisches Wesen zu eigen. Fast jeder Ostjude, der durch Luzern kam, weilte als Gast in seinem Hause. In ganz eigenartiger Weise verstand er es, andere zur Ausübung von Mizwaus zu veranlassen. Sein gesunder, echt-jüdischer Optimismus, sein großes Gottvertrauen, wirkte auch den anderen anfeuernd ein. Gar manchem hat er im Stillen geholfen, vielen, ohne dass sie es erfuhren, mit Vorliebe solchen, die durch die Inflation ihr Vermögen verloren hatten. Viel, unendlich viel, haben seine Familie und seine zahlreichen Freunde an ihm verloren; für die gesetzestreue Judenheit in der Schweiz bedeutet sein Tod infolge seiner vielseitigen Tätigkeit einen schweren Verlust. Möge Gott den trauernden Angehörigen Seinen Trost spenden, mögen seine Verdienste und seine guten Taten als Fürsprecher vor den Thron des Höchsten treten und dort für sie und ganz Jisroel zum Guten eintreten. Er macht verschwinden den Tod für immer (Jesaja 25,8). 
Die Beerdigung fand am Donnerstag, den 25. Juni unter ungeheurer Beteiligung aus allen Kreisen statt, auch viele Nichtjuden nahmen daran teil, u.a. das Mitglied der luzernschen Kantonal-Regierung, Herr Regierungsrat Dr. Walter, sowie zahlreiche Freunde des Verstorbenen von Nah und Fern. Da er sich gelegentlich einmal geäußert hatte, dass bei ihm kein Hesped (Trauerrede) stattfinden solle, so sprach Herr Rabbiner Brom, Luzern, nur wenige Worte des Dankes aus und verlieh ihm noch den Chower-Titel, ferner sprach im Namen der Familie Herr Nafti Erlanger einige wenige Abschiedsworte. Auf dem Grabsteine der unvergesslichen Mutter des Verstorbenen, Frau Bertha Erlanger – sie ruhe in Frieden – stehen die Worte (hebräisch und deutsch): Andere zu erfreuen, war ihre Freude! Man kann sie auch dem Sohne nachrühmen, der jetzt mit ihr vereint ist. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

     
Zum Tod von Benjamin Rosenblatt (1930), seit 1889 Inhaber der Pension Rosenblatt 

Luzern Israelit 23011930.jpg (93418 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1930: Luzern, 13. Januar (1930). Ein imposanter Trauerzug bewegte sich letzten Mittwoch zum jüdischen Friedhof. Von nah und Fern kamen die vielen Verwandten und Bekannten, um ihrem unvergesslichen Freunde Benjamin Rosenblatt die letzte Ehre zu erweisen. Der Verblichene war der Sohn des bekannten Sofer Herz Rosenblatt in Fürth und lebte getreu den jüdischen Traditionen als braver und frommer Jehudi. Nach Absolvierung der Bürgerschule in Fürth kam er im Jahre 1889 nach Luzern und gründete nach seiner Verheiratung mit Jeanette geb. Berg im Jahre 1902 die in weiten Kreisen bekannte Pension Rosenblatt. Herr Rosenblatt hatte für jeden ein gutes Wort und betätigte in seinem Leben den Spruch unserer Weisen... Durch sein vornehmes und freundliches Wesen konnte er sich allgemeiner Beliebtheit erfreuen. In den letzten Jahren wurde er von einem tückischen Leiden heimgesucht. Sein nie versagender Humor verließ ihn selbst in den schweren Stunden seines Leidens nicht und durch seinen Witz vermochte er seine Umgebung von seiner Krankheit hinwegtäuschen. Aufopfernde Pflege von Seiten seiner besorgten Gattin und Kinder und ärztliche Kunst vermochten da Unvermeidliche nicht aufzuhalten. – An der Bahre widmete Herr Rabbiner Brom dem Entschlafenen herzliche Worte des Abschiedes. Alle, die Freund Rosenblatt kannten, werden ihm ein gutes Andenken bewahren. Möge der Vater der Witwen und Waisen der schwerbetroffenen Familie beistehen und ihren herben Schmerz durch seinen lindernden Trost mildern. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.  

  
Zum Tod von Abraham Erlanger, dem Begründer und jahrzehntelangen Vorstehers der jüdischen Gemeinde Luzern (1931)
     

Luzern Israelit 10121931.jpg (155530 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1931: "Abraham Erlanger - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen. Luzern, 6. Dezember (1931). Eine schmerzliche Trauerbotschaft durcheilte am vergangenen Donnerstag, den 23. Kislew, die ganze jüdische Welt. Abraham Erlanger in Luzern hatte in der Frühe des Tages seine reine Seele ausgehaucht! 'Und Abraham machte sich in der Frühe auf...' (1. Mose 19,27 u.ö.), der sonst jahrzehntelang der erste beim Morgengebet gewesen war, der oft genug 'seine Schul' aufgeschlossen hatte, war an diesem Morgen zur Höhe emporgestiegen, um von nun an mit den himmlischen Heerscharen sein Lied zum Preise des Höchsten anzustimmen. Eine führende Persönlichkeit nicht nur in der schweizerischen Judenheit, sondern auch in der gesamten westeuropäischen Orthodoxie ist mit Abraham Erlanger dahin gegangen, ein Jehudi von ganz besonderer Prägung und Eigenart. Wem es einmal vergönnt war, besonders auch in den letzten Jahren, seine Patriarchengestalt mit dem ehrwürdigen lang herabwallenden weißen Barte, den Charakterkopf mit den scharf gemeißelten Zügen zu erblicken und sich mit ihm zu unterhalten, der konnte diesen Eindruck nie vergessen. Es ist nicht zuviel gesagt, wenn man behauptet, Abraham Erlanger war das ragendende Wahrzeichen des jüdischen Lebens und der jüdischen Gemeinde von Luzern. War er doch der eigentliche Begründer und jahrzehntelang der Führer dieser Gemeinde, war es ihm doch durch eine besondere Fügung des Himmels beschieden gewesen, ganz wie es unser Stammvater Abraham in Kanaan vollgebracht hatte, in Luzern eine Stätte echten jüdischen Geistes und echter jüdischer Tat zu schaffen, die sich heute zu einem blühenden jüdischen Gemeinwesen entwickelt hat. 
Schildern wir in Kürze seinen äußeren Lebensgang! Abraham Erlanger wurde im Jahre 1853 zu Gailingen in Baden im sogenannten blauen Haus geboren. Sein Vater Simon war dort Schuhmacher, betrieb aber außerdem noch allerlei Geschäft nebenbei, unter anderem versah er auch das Amt des Postbestellers. Am Sabbat wurde diese Tätigkeit durch einen Nichtjuden besorgt. Sein Sohn Abraham stammte aus zweiter Ehe mit einer Tochter von Jakob Moos, der von einem zeitgenössischen Schriftstellen in einer Erzählung wegen seiner Rechtschaffenheit ganz besonders erwähnt wird. Im Jahre 1870 kam der junge Abraham nach Absolvierung seiner Lehre in Gailingen nach Karlsruhe in Stellung, verlor aber bald darauf den Vater und noch im selben Jahre nach dem Ausbruch des deutsch-französischen Krieges die Mutter. Der 17-jährige Jüngling siedelte nunmehr nach Würzburg über, und der Aufenthalt in dieser Stadt, vor allem aber die Berührung mit dem großen Würzburger Raw, Rabbiner Seligmann Bär Bamberger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen, an dessen Schiurim er eifrig teilnahm, war entscheidend für sein ganzes          
Luzern Israelit 10121931a.jpg (637955 Byte)späteres Leben und seine jüdische Einstellung. Interessant war seine erste Begegnung mit dem Würzburger Raw. Dieser bemerkte den jungen Mann unter den Trauernden, die Kaddisch sagten, und sah, dass er am Hute nach damaliger Gailinger Sitte einen Trauerflor trug, und auf diese Weise waren die Beziehungen hergestellt. In Würzburg war es auch, wo Abraham Erlanger ein inniges Freundschaftsverhältnis mit einigen gleichgesinnten, jungen Leuten anknüpfte. Eine kleine Episode, die schon damals den späteren eifrigen Kämpfer für das Gottesgesetz ahnen ließ, sei in diesem Zusammenhange erzählt. Einer der neuen Freunde, den man erst wenige Tage kannte, wurde für Schabbosnachmittag zu einem gemeinsamen Spaziergange aufgefordert. Wer beschreibt das Entsetzen von Abraham Erlanger, als der neue Freund wohlgemut mit einem Spazierstöckchen in der Hand am Orte der Verabredung erschien. Es sollen damals nicht gerade Koseworte gewesen sein, mit denen er den Nichtsahnenden zurechtwies. Er musste den Spazierstock auf der Stelle aus der Hand fallen und liegen lassen und wurde zunächst zur besseren Beeinflussung noch am selben Nachmittage zu einem Schiur des Würzburger Raws mitgenommen. Der Betreffende wurde später nicht nur ein inniger Freunde von Abraham Erlanger, sondern eine Zierde der deutschen Orthodoxie und seiner Gemeinde. Oft genug hat er betont, dass er seine Frömmigkeit und mustergültige Lebensführung in erster Reihe dem Einfluss seines Freundes Erlanger zu verdanken hatte. Auch er weilt leider längst nicht mehr unter den Lebenden. Von Würzburg aus ging Abraham Erlanger nach Luzern, wo damals sein älterer Bruder Isidor ein Geschäft begründet hatte, und trat in dieses ein. Es wohnten zu dieser Zeit im ganzen 18 jüdische Familien in Luzern, die aber leider in jüdischen Dingen zumeist vollkommen unwissend waren. So gab es zum Beispiel im Jahre 1875 in ganz Luzern eine einzige Sukkoh (Laubhütte). Sie bestand aus einer Warenkiste, die sich Herr Erlanger zur Sukkoh zurecht gezimmert hatte. Gott Lob hat diese erste Luzerner Sukkoh bis heute zahlreiche und in der Form etwas würdigere Nachfolger gefunden. 1876 führte Abraham Erlanger eine Tochter des Hauses Herz in Hall als ebenbürtige Gattin in Gesinnung und Tat heim. Mit der Begründung dieses seines Hauses in Luzern beginnt der eigentliche Aufstieg in seinem Leben, denn es war ein Abrahamshaus in des Wortes wahrster Bedeutung. Im Verein mit seiner edlen Gattin bewies Abraham Erlanger, was jüdische Pflichterfüllung bedeutet und wie ein einzelnes jüdisches Haus für nah und fern zum Kristallisationspunkte warm pulsierenden jüdischen Lebens werden kann. Kein materielles Opfer war ihm zu groß, wenn es der Erfüllung einer Mizwoh (sc. eines religiösen Gebotes) galt. Von ihm konnte man lernen, war wahre Gewandtheit in den Mizwot bedeutet. Fast 3 Jahre war seine Ehre kinderlos. Zunächst nahm er sich im Jahre 1877 einen Pflegesohn ins Haus, dessen Mutter jung gestorben war und 10 unmündige Kinder zurückgelassen hatte. Es fehlten damals in Luzern noch die notwendigsten Institutionen, wie sie sonst eine jüdische Gemeinde aufweist. Jahrelang musste daher die Gattin zur Heilighaltung der jüdischen Ehegesetze jedes Mal eine Reise von 1 1/2 Tagen unternehmen (sc. zum Besuch einer Mikwe). Da zeigte sich Abraham Erlangers ganze Tatkraft. Kurz entschlossen ließ er im Hofe seines Hauses unter größten geldlichen Opfern eine eigene Mikwoh erbauen und zwar musste Wasser aus dem Vierwaldstädter See zur Zuleitung benutzt werden. Rabbiner S. Bamberger - seligen Andenkens - von Lengnau beaufsichtigte die Herstellung. Bis vor etwa 14 Jahren war diese Mikwoh die einzige in Luzern und eine der wenigen in der Schweiz überhaupt. Sie ist von gar vielen benutzt worden. Der Lohn für diese Bestrebungen blieb nicht aus. Die Ehe wurde vom Himmel mit 15 Kindern gesegnet. von denen zwei noch klein gestorben sind. Aber damit nicht genug! Als ein entfernter Verwandter gestorben war und unmündige Kinder hinterließ, brachte Abraham Erlanger, als er von der Beerdigung heimkehrte, zum zweiten Male einen Pflegesohn mit ins Haus. Die Gattin hatte er vorher nicht gefragt. Ihre Antwort, ob sie mit seinem Schritte einverstanden sei, lautete nur: ich freue mich, dass ich von nun an jeden Tag eine Mizwoh mehr erfüllen kann. Was aber den Ruf des Hauses Erlanger in Luzern in alle Lande getragen hat, war seine fast sprichwörtlich gewordene Gastfreiheit. Jeder Fremde, einerlei ob arm oder reich, fand in ihm einen gedeckten Tisch. Da Luzern als Fremdenstadt ohnedies einen internationalen Charakter trug, so trafen sich in diesem Hause Juden aus allen Ländern und aus allen Erdteilen. Wie oft kam es vor, dass Studenten aus den benachbarten Universitätsstädten Bern oder Zürich im Hause Erlanger einige Ferientage verbrachten, namentlich aber an dem Jomim tauwim (sc. Feiertagen). Sie bewunderten dabei vor allem auch die vielseitige Belesenheit und literarische Bildung des Gastgebers. Abraham Erlanger hatte sich im Laufe der Jahre durch eifriges Lernen und Weiterforschen nicht nur ein großes jüdisches, sondern auch eine umfassende Allgemeinbildung angeeignet. Besonderes Interesse zeigte er für medizinische Probleme, und er soll sich tatsächlich, als er bereits Vater von mehreren Kindern war, mit dem Gedanken getragen haben, umzusatteln und Medizin zu studieren.    
Es braucht kaum betont zu werden, dass ein Mann wie Abraham Erlanger nicht nur in seinem eigenen Hause, sondern in erster Reihe auch für seine Gemeinde und den Klall (das ganze Judentum) wirkte. Es gibt keinen Zweig der drei Grundpfeiler, auf denen sich die jüdische Gemeinschaft aufbaut, Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit, den er nicht in besonderer Weise gefordert hätte. Er sorgte dafür, dass sich Talmide chochomim (Talmudgelehrte) aus dem Auslande in Luzern ansiedelten. Zahlreiche Jeschiwaus (Talmudschulen) hat er dauernd unterstützt, namentlich lag ihm die Sorge für die Armen des heiligen Landes am Herzen. Er war nicht nur selbst der pünktlichste Synagogenbesucher, sondern sah auch streng darauf, dass seine Kinder und Enkel es ihm in dieser Beziehung gleichtaten. An den Jomim nauroim (sc. ehrfurchtgebietende Tage - hohe Feiertage im Herbst) war er ständiger Vorbeter und auch noch an den jüngst vergangenen Festtagen hat er in altgewohnter Frische das Schacharis-Gebet (sc. Abendgebet) vorgetragen. Es sollte das letzte Mal sein. Eine besondere Freude und Genugtuung gewährte es ihm, als das alte Bethaus durch einen schönen modernen Synagogenbau ersetzt wurde. Mehr als 40 Jahre war Abraham Erlanger Präsident der Chewra Kadischa (sc. Beerdigungs- und Wohltätigkeitsverein). Noch 14 Tage vor seinem Tode hat er für einen Fall persönlich alle Anordnungen getroffen und alles Nötige veranlasst, obwohl er selbst schon ein schwerkranker Mann war. Die erste Taharoh (sc. Leichenwaschung) an einer Frau, die vor langen Jahren unter seiner Leitung in Luzern vorgenommen wurde, erfolgte in der Weise, dass er in einem Nebenraume stand und an Hand eines Sefers (sc. Buches) den betreffenden Frauen seine Anweisungen gab. Seine Gradheit und seine unbeugsame Prinzipienfestigkeit, gepaart mit einer außerordentlichen Schlichtheit im Wesen imponierte jedem, der ihn kannte, einerlei, ob Jude oder Nichtjude. Er war eine Kämpfernatur, die jeden Kompromiss verschmähte, sodass mancher, namentlich in seinen jüngeren Jahren, anfänglich wohl von der rauen, äußeren Schale betroffen schien. Das Gebot der Tauroh, weise Deinen Nächsten auf den rechten Weg! (3. Mose 19,17) hat er wie kaum ein zweiter in unseren Tagen ohne jedes Ansehen der Person befolgt. Mit peinlichster Sittenstrenge sorgte er auch vor allem in seinem Hause für die Beobachtung der einzelnen religiösen Vorschriften. Nie hat trotz aller Gastfreundschaft eine verheiratete Frau mit unverhülltem Haupthaar an seinem Tische essen dürfen. Kamen Frauen als Gäste, die keinen Scheitel trugen, so mussten sie ihre Hüte aufbehalten. Einst traf er auf der Reise zufällig einen seiner bereits erwachsenen Söhne in demselben Gasthause und bemerkte, dass dieser beim Morgengebete nur sein Arbakanfaus (sc.  das mit vier Schaufäden besetzte Untergewand, Bezeichnung arba kanfot = vier Ecken) benutzte. Er fragte, wo er denn seinen Tallis (Gebetsschal) habe. Als er die Antwort bekam, es sei zu Hause geblieben, musste der betreffende Sohn sofort seine Geschäftsreise abbrechen und erst nach Luzern zurückfahren, um seinen Tallis zu holen. Noch eine Menge charakteristischer Einzelzüge ließen sich in diesem Zusammenhange anführen. Nur eines sei hier noch erwähnt. Im Jahre 1899 erkrankte er sehr schwer am Sukkausfest (Laubhüttenfest). Wie durch ein Wunder genas er, erlitt aber 1902 noch einen Rückfall. Als er auch hievon genesen war und wieder auf die Reise ging, begann er Abend für Abend, wenn er nach des Tages Mühen in seinem Hotel saß, Briefe an seine Kinder zu schreiben. Er nannte sie 'Briefe eines Lebensphilosophen, der keiner sein wollte'. Sie offenbaren eine Gemütstiefe, ein Gottvertrauen und eine solch wahre echte Frömmigkeit, dass man nur staunen kann. Perlen echt jüdischer Lebensweisheit sind in ihnen enthalten. Er verstand es auf Grund der vielen Erlebnisse, seinen Kindern die Wahrheit des Satzes herauszustellen, Gottes sind die Gänge des Weltgeschehens (Habakuk 3,6). Kein Wunder, dass ein Mann von solch jüdischer Lebensauffassung mächtig von den Ideen Rabbiner Hirschs - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - angezogen wurde. Er gehörte zu den Mitbegründern der Freien Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums und hat stets den lebhaftesten Anteil an ihrer Entwicklung genommen. Bei den Behörden seines Wohnortes stand er in höchstem Ansehen, namentlich verbanden ihn freundschaftliche Beziehungen mit Herrn Regierungsrat Dr. Walther, einem Mitgliede der Luzernschen Kantonsregierung und derzeitigem Vorsitzenden der katholisch-konservativen Partei des Schweizerischen Nationalrats. Mit seiner Hilfe hat es Abraham Erlanger durchgesetzt, dass trotz des Schächtverbots in der Schweiz während des Krieges in Luzern geschächtet werden konnte. Regierungsrat Walther soll einmal geäußert haben, er wisse schon im voraus, wenn Herr Erlanger zu ihm käme und etwas von ihm wolle, so könne er nicht nein sagen.  
Das Bild des Erlanger'schen Hauses wäre nicht vollständig, wollte man nicht auch noch erwähnen, dass eine unverheiratete Schwester des Hausherrn und eine solche der Hausfrau in ihm frühzeitig Aufnahme und Zuflucht bis ans Lebensende fanden. Tante Jeanette und Tante Rifka, wie die beiden allgemein hießen, fügten sich als gute Geister würdig und harmonisch dem Rahmen des             
Luzern Israelit 10121931b.jpg (334772 Byte)Ganzen ein. Gegen Ende des Krieges im Jahre 1918 traf den Heimgegangenen der schwerste Schicksalsschlag seines Lebens. Die Grippe raffte die edle Priesterin seines Hauses hinweg. Abraham Erlanger ist seitdem nie wieder ganz froh geworden, obwohl er die ihm auferlegte Prüfung mit der Ergebenheit des frommen Jehudi ertrug. Aber noch eine weitere Prüfung stand ihm bevor, als er im Jahre 1925 einen Sohn, der ihm in Mizwaus (sc. in der Beachtung der religiösen Gebote) nachstrebte. Herr Josef Erlanger, seligen Andenkens verlor. Seine Kämpfernatur hat nicht gelitten. Unbeugsam blieb sein Wille, wenngleich allmählich von ihm eine Abgeklärtheit und ein Strahl des Friedens ausging.   
Auch äußere Ehrungen waren ihm inzwischen zuteil geworden. Nachdem er bereits im Jahre 1913 mit dem Chower-Titel ausgezeichnet war, wurde ihm anlässlich seines 70. Geburtstages im Jahre 1923 in Anerkennung seiner Wirksamkeit für den Klall (die Judenheit) zu gleicher Zeit siebenmal von verschiedenen Rabbonim aus Deutschland, Ungarn und Rumänien den Morenutitel (sc. Titel eines Ehrenrabbiner) verliehen. Seine Familie war indessen weiter vom Himmel gesegnet worden und mit Gottes Hilfe außer den noch lebenden zwölf Kindern und den Schwiegerkindern auf 54 Enkel und 5 Urenkel angewachsen. Unvergesslich wird jedem Besucher, der in den letzten Jahren an einem Sabbat in Luzern geweilt hat, das Bild geblieben sein, wenn nach Schluss des Gottesdienstes in der Synagoge von allen Ecken und Bänken erwachsene Männer, Jünglinge und Kinder zu einem ehrwürdigen Greise strömten, um sich von ihm benschen (sc. segnen) zu lassen. Äußerte doch erst kürzlich in London ein Herr, der dies zufällig mitangesehen hatte und die eigentliche Bedeutung nicht wusste, er habe geglaubt, in Luzern ließe sich die ganze Gemeinde von diesem alten Herrn benschen und er sei gerade im Begriff gewesen, auch mit hinzugehen. Am erhebendsten aber war, wenn am Freitag Abend nach Schul (sc. Synagoge) die gesamte Kinder- und Enkelschar oft in Begleitung der Gäste, sich in das Haus des Großvaters begab, um die Sabbatengel mit dem Gesang des Scholaum alechem willkommen zu heißen. Ein Glanz aus höheren Sphären schwebte über allen diesen Menschen nd dem, der ihren Mittelpunkt bildete.   
Und nun ist dieser Glanz für immer erloschen! Nachdem der allzeit Rüstige noch bis vor einem Monat täglich der gewohnten Tätigkeit in seinem Geschäfte nachgegangen war, machten sich plötzlich die Anzeichen einer schweren Erkrankung bemerkbar. Noch einmal raffte sich der Willensstarke empor. Als aber ein zweiter Anfall kam, war seine Lebenskraft gebrochen. Er wusste, was ihm bevorstand und sehnte sich nach Ruhe und Erlösung... Ein vollkommener Gerechter ist mit Abraham Erlanger dahingegangen... Wie groß sein Ansehen auch in der nichtjüdischen Welt gewesen ist, geht daraus hervor, dass ihm der obengenannte Regierungsrat Dr. Walther selbst einen Nachruf in einer Luzerner Zeitung geschrieben hat, in dem es wörtlich heißt: 
'Die Stadt Luzern verliert damit eine in weitern Kreisen bekannte und hoch angesehene Persönlichkeit. Mit Recht galt Herr Erlanger als ein Geschäftsmann von großer Tüchtigkeit und Rechtlichkeit. In der ganzen Geschäftswelt genoss er unbeschränktes Vertrauen. Herr Erlanger, eine eigentlich patriarchalische Gestalt, war eine der führenden Persönlichkeiten des israelitischen Orthodoxismus. Er hielt sich mit unerschütterlicher Treue an die vielfach recht schweren Vorschriften seines Glaubens. Während des 40 Jahre umfassenden Zeitraumes unserer freundschaftlichen Beziehungen habe ich oft und mit gewisser Bewunderung festgestellt, mit welcher Hingabe Herr Erlanger namentlich auch die Gebote der Nächstenliebe befolgte. Wie er für seine große Familie, - die er auch mit patriarchalischer Einfachheit und nie versagender Güte leitete, zu den größten Opfern bereit war, so fand jeder andere Glaubensgenosse bei ihm zu jeder Stunde freies Haus und freien Tisch. Aber auch gegenüber den Angehörigen anderer Konfessionen., für deren Glauben er vollstes Verständnis hatte, zeigte er stets ein offenes Herz und eine offene Hand. Wer Herrn Erlanger kannte, wird sein Andenken in Ehren halten.' 
Wie von unserem Stammvater Abraham kann man von ihm sagen: sein Leben war eine Heiligung des Gottesnamens! Viele Verdienste hat er sich erworben, so möge er jetzt in dieser schweren, schweren Zeit für ganz Israel ein guter Fürsprecher am Throne des Höchsten sein! Möge es der zahlreichen Kinder- und Enkelschar vergönnt sein, die Tradition des Vaterhauses lebendig weiter zu führen! Möge sich an ihre der Segen erfüllen, der einst auch unserem Stammvater Abraham gegeben wurde: er sei ein Segen. Dann wird man in Wahrheit von Abraham Erlanger sagen können: das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen!  
Die Beerdigung des Heimgegangenen fand am vergangenen Freitag, den 24. Kislew unter zahlreicher Beteiligung von nah und fern statt. An der Bahre hielten Trauerreden zunächst Herr Rabbiner Brom - Luzern im Namen der Gemeinde und ihrer Vereine, sodann sprach im Namen der Familie Dr. med. Willy Hofmann aus Frankfurt am Main, ein Schwiegersohn des Verstorbenen, endlich im Namen der Enkel Herr Rabbinatsassessor Simon Schwab aus Darmstadt. Einer letzten Verfügung gemäß mussten vor der Beerdigung 248 Franken an ortsansässige Luzerner jüdische und nichtjüdische Arme verteilt werden... - entsprechend dem Zahlenwerte des Wortes Abraham. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."               

  
Über das Haus Erlanger in Luzern (1931)
    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1931: "Das Haus Erlanger in Luzern. Die Trauerkunde des Scheidens von Abraham Erlanger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - in Luzern, der im 79. Lebensjahre heimgegangen ist, wird weit über die Grenzen der Schweiz in vielen Hunderten von Herzen ein schmerzliches Echo wecken. Ein großer Kreis wird sich im Geiste zusammenfinden, in seinem Tun und Denken halt machen und der Patriarchengestalt in Luzern wehmutsvolles Gedenken weihen. Vor den Augen aller wird das kleine Haus 'Im Bruch' erstehen, dessen Nummer 32 ein Wahrzeichen des jüdischen Herzens war; das hier geschlagen, und die Bilder der Beiden, die diesem Hause seine ungewöhnliche Bedeutung gegeben haben. 
Zu Lebzeiten von Abraham und Bertha Erlanger hätte es niemand unternehmen dürfen, von ihnen und ihrem Leben zu erzählen; ihr bescheidener Sinn hätte es nciht gutgeheißen, und sie hätten es - jede auf seine Weise - gutmütig polternd oder liebenswürdig abwehrend, zu untersagen verstanden. Heute schweigen ihre Stimmen; das Haus 'Im Bruch' steht verwaist, und es ist an der Zeit, von diesem Haus in dankbarer Erinnerung zu sprechen.
Viele Jahrzehnte sind vergangen, seitdem Abraham Erlanger Luzern sich zur zweiten Heimat wählte. Aus kleinen Anfängen entstand hier in zäher Arbeit ein geschäftliches Unternehmen von Ruf, dessen strenge Rechtlichkeit weit bekannt wurde. Ihm zur Seite stand 'die Mama', die Schwester von Heinrich Herz - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - in Hall, der als Führer der orthodoxen Kreise in Württemberg unvergessen bleibt.   
Abraham und Bertha Erlanger erbauten in ihrem Hause ein Haus; 13 Kinder wurden ihnen gegeben, und jedes Kind war die Quelle neuen Glückes. Neben ihrem Hause aber schufen sie ein jüdisches Luzern. Gleich dem ersten Stammelternpaar verstanden sie es, die Männer und Frauen ihrer Umgebung für das Judentum zu gewinnen, und nach langen Jahren hatten sie die Genugtuung, ein Gemeinwesen um sich zu sehen, das mit allen Einrichtungen jüdischen Pflichtenlebens in vorbildlicher Weise ausgestattet ist.   
Von alledem soll hier jedoch nicht gesprochen werden; hier gilt es nur, persönliche Erinnerungen in aller Schlichtheit zum Ausdruck zu bringen; es gilt den Lichtschein, der von diesem reichen Leben ausging, und der nun zu erlöschen droht, noch einmal festzuhalten.   
Das Haus 'Im Bruch' hatte mit der Stadt Luzern eigentlich wenig Berührungspunkte. Luzern hat seinen See, seine Berge und seinen Fremdenstrom; das Haus 'Im Bruch' hatte sein Judentum, seine Gastfreundschaft und seine Menschenliebe; es hatte seine Arbeit und die Erziehung seiner Kinder. Und es hatte alle sieben Tage seinen Schabbos. Man muss es erlebt haben, wie Abraham Erlanger am Freitag Abend mit sieben Söhnen aus Schul kam; wie Kinder, Enkel und Anverwandte im Bruch zusammenströmten, wie das Zimmer zu eng wurde, und die Ehegatten nicht Hände genug zum Benschen hatten. Man muss gesehen haben, wie im Bruch abrahamitische Gastfreundschaft geübt wurde, wie dort jeder willkommen war, und wie der Großindustrielle nciht anders aufgenommen wurde als der Bettler. Man muss Zeuge der selbstlosen, opferbereiten Hilfeleistung gewesen sein, die, am liebsten im Verborgenen, von diesem Haus ausging. Man muss das Glück gehabt haben, die Ehegatten in ihrem Hause schalten und walten zu sehen, in wundervoller Harmonie, in restlosem Verstehen, in wackerer Kameradschaft; wie einer des andern Gedanken und Wünsche zu erraten wusste, und wie sie wetteiferten, Gutes zu tun.  
Umso erschütternder war es, als Bertha Erlanger vor 14 Jahren das Haus im Bruch verlassen musste. Abraham Erlanger wollte es zuerst nicht glauben. Die Mama konnte nicht von ihm fortgehen. Das Glück seines Lebens konnte nicht plötzlich zu Ende sein. Und als es dennoch wahr blieb, und der Alltag wieder seine Recht beanspruche, da schien Abraham Erlanger für den Fernerstehenden wieder der Alte. Er ging wie früher sei-     
Luzern Israelit 17121931b.jpg (114752 Byte)nem Geschäfte nach, verbarg wie früher seine Güte hinter  Strenge und Unbeugsamkeit, brachte wie früher sein kluges Wort mit allem Nachdruck zur Geltung - sein Herz aber ging seine eigenen Wege. Hier hatte er dem Gedächtnis seiner Frau einen Tempel errichtet, in dem er die Erinnerung an sie mit unbeschreiblicher Zartheit umhegte; sie schritt neben ihm von der frühen Morgenstunde, da er - lange vor Beginn - die Schultür (sc. Synagogentür) aufschloss, bis zum späten Abend, da er sich zu kurzem Schlafe niederlegte. Jahr und Jahr kam er nicht mehr über den Umkreis der Bruchstraße hinaus und gönnte es sich nicht mehr, die Schönheit des Sees, den er immer geliebt, zu schauen.   
Da kam vor 6 Jahren der 'Kummer mit Joseph'; der plötzliche Tod seines jüngsten Sohnes stürzte ihn aufs Neue in schweres Leid. Als aber die Schiwoh (sc. Trauerwoche) vorüber war, stand er auf, vielleicht noch weißer, vielleicht nicht mehr ganz so aufrecht, aber immer noch mit dem Willen, das Leben zu meistern, das Haut des großen Familienkreises zu sein und die Sorgen aller mitzutragen. Und so blieb es. Er lebte den Lebenden, und sein einsames Sinnen galt den Toten. Es blieb, bis er nach kurzem Krankenlager nun selbst Abschied nahm. Als man am letzten Freitag das erste Chanukkalicht wieder entzündete, blieb seine Menauroh dunkel: er selbst aber war in die Welt des Lichtes heimgekehrt.  
Abraham Erlangers Leben ist vollendet. Für alle, die das Haus im Bruch geliebt, gibt es nunmehr die Botschaft dieses Lebens weiterzutragen, von der jeder Stein in der Mauer des Hauses kündet: Die Botschaft tiefsten Gottvertrauens und reichster Menschenliebe. Hermann Schwab."      

  
Zum Tod von Rabbi Nathan Rothschild (1856-1932), Leiter einer Jeschiwa in Luzern von 1912-1932  

Luzern Israelit 26051932.JPG (122854 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1932 (a) und 2. Juni 1932 (b): Zum Tod von Rabbi Nathan Rothschild (1856-1932)  
Rabbi Nathan Grünewald – das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen. Luzern, 24. Mai 1932. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die schmerzliche
Kunde am letzten Sonntag: Rabbi Nathan Grünewald ist nicht mehr! Und tiefe Trauer bemächtigte sich der großen Schar seiner Schüler, Freunde und Bekannten. Denn wahrlich, was er seinen Talmidim war als meisterhafter Lehrer, welche Wirkung insbesondere sein Leben und Beispiel ausübte und mit welcher Liebe die Schüler an ihm hingen, lässt sich kaum in Worte fassen. Es zeigte sich dies in rührender Weise bei der Bestattung. Bis zum Jüngsten herab, drängten sie sich alle heran, ihrem geliebten Rebben die letzte Ehre zu erweisen. Nicht schonend seine Gesundheit, stellte er seine Kraft in den Dienst dieser heiligen priesterlichen Aufgabe. Wie sein Name war er, Nosson (hebräisch Nathan = er gibt), ein Gebender war er, gegeben und wieder gegeben, gelehrt und nochmals gelehrt hat er, vollen Herzens und mit freudiger Hingabe. Welche Güte, Ruhe, tiefe und wahre Frömmigkeit strahlte seine Person aus, sodass auch der einfache Mann suggestiv die Harmonie seines Wesens empfand. 
Gäste, die zu ihm kamen, in seiner alten und neuen Heimat, fühlten sich geborgen wie zu Hause. In zahlreichen Hespedim (Trauerreden) versuchten die Herren Rabbiner Brom, Grünwald und Kornfein, sowie David Grünwald, einer seiner Enkel, und Herr Dr. Guggenheim, als Schüler einige markante Züge seines Wesens zu würdigen. Ein vollständiges Bild seiner Persönlichkeit zu zeichnen, reichte da schwache menschliche Wort nicht aus. 
Zerrissenen Herzens trauert seine ihm ebenbürtige Gattin, die in 53-jähriger harmonischer Ehe Freud und Leid mit ihm geteilt, um den zärtlichsten Gatten, es klagen die Kinder und Schwiegerkinder um den aufopferndsten Vater, es weinen die Enkel und Enkelin um den besten Großvater und vielgeliebten Rebben.
Die Schweizer Judenheit und Klall Jisroel (das gesamte Judentum) verliert in ihm einen der feurigsten und mutigsten Verfechter der höchsten jüdischen Werte. Sein Geist möge unversiegbar in seinen Talmidim weiterleben. S.G. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
  
Luzern Israelit 02061932.jpg (101158 Byte)b) Der Nachruf aus Luzern, der in der jüngsten Nummer an dieser Stelle erschienen ist, betrifft Rabbi Nathan, genannt Reb Nosson Rothschild (nicht Grünewald). Reb Nosson Rothschild übte eine umfangreiche Lehrtätigkeit aus und genoss im Kreise seiner Schüler und Mitbürger höchste Achtung und Verehrung. An der Bahre brachte außer dem Rabbiner von Luzern Herrn Dr. Brom und dem Zürcher Rabbiner Herrn Kornfein auch der Schwiegersohn des Heimgegangenen, Herr Rabbiner Grünewald, Luzern, die Bedeutung Rabbi Nossons und die Größe des Schmerzes zum Ausdruck. 
Von anderer Seite wird uns über Rabbi Nosson Rothschild - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - geschrieben: 
Im Jahre 1856 erblickte Reb Nosson zu Siebenbürgen das Licht der Welt. Seine Jugendzeit verbrachte er zum Teil unter der Obhut seines Vaters, der selbst ein Talmud-Chochom (sc. Talmudgelehrter) war und zum Teil in den größten Jeschiwaus des alten Ungarns. Später, trotzdem er als Kaufmann sehr beschäftigt war, gab er schon Schiurim. Im Jahre 1912 übersiedelte er nach Luzern, wo seine Tätigkeit als Talmudlehrer begann. Man muss dann seine Freude gesehen haben, wenn einer seiner Schüler eine gute Kasche gefragt hatte. Mit seinen würzigen Erklärungen verstand er bei den Kindern die Liebe zur Heiligen Tora zu erwecken. Vor einigen Jahren starb sein Sohn. Von diesem Schicksalsschlage hat er sich lange nicht mehr erholt. Erst vor kurzer Zeit, als sein Enkel (der Sohn des verstorbenen Sohnes) zu ihm kam, vergaß er über der Erziehung den Schmerz. Und mit welcher Liebe hing er an diesem Kinde, das ihm in wunderschöner Form den Lebensabend zu verschönern wusste. Nun ist er dahin, aber das, was er seinen Schülern beigebracht hat, wird sich weiter entwickeln und zum Nutzen der ganzen Schweizer Judenheit sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

  
Zum Tod von Pinkas Lehmann (1936)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1936: "Luzern, 15. Januar (1936). Auf dem hiesigen Friedhofe wurde vorige Woche unter starker Beteiligung der ganzen Gemeinde Herr Pinkas Lehmann das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – aus Fürth in Bayern zu Grabe getragen, der auf einer kurzen Ferienreise nach Paris dort verstarb und letztwillig seine Bestattung in unserem Kreise hier gewünscht hatte. An seiner Bahre sprachen unser Rabbiner Dr. Brom und der Bruder, Herr David Lehmann aus Fürth warme Worte des Schmerzes und der Würdigung, die starken Nachhall in der Herzen der Hörer fanden. Der Heimgegangene, von früher Jugend an durch seine in der Fürther Gemeinde hoch angesehenen Eltern, 'auf den Knien der Tora erzogen', hat während seinem ganzen Leben diesen religiösen Traditionen unverkürzte und niemals zu erschütternde Treue gewahrt, im Geschäftsleben den Gottesnamen geheiligt und endlich in langen Jahren schweren körperlichen Leides die Feuerprobe höchsten Gottvertrauens in wahrhaft jüdischer Lebensheiterkeit bis zum letzten Atemzuge bestanden. Ein Mann der Treue und der Wahrhaftigkeit, dürfte er in dem frohen Bewusstsein scheiden, seine Lebensideale in seinen Kindern fortleben zu sehen. Weit über den Kreis seiner Familie hinaus wird sein Andenken dauernd in hohen Ehren gehalten werden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

 
Grabsteinsetzung für Lea Lachmann-Smora (1936)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September 1936: "Luzern, 16. September (1936). In diesen Tagen ist hier für einen seltenen Menschen, der vielen der Inbegriff jüdischer Opferfreudigkeit war, ein Denkstein gesetzt worden: für Lea Lachmann-Smora, die vor Jahresfrist auf einer Besuchsreise von Erez Israel (zu ihrem in Holland weilenden Vater) hier verschied. Wer diesen stets hilfsbereiten und allem Jüdischen ergebenen Menschen gekannt, wer Lea Lachmann im Hause ihres Onkels, Dr. Josef Wohlgemuth, Berlin, oder in Jerusalem, wo sie sich um jüdischen Waisenkinder so sehr gemüht, kennen lernte, der kommt über die Tragik dieses Schicksals nie hinweg, des Schicksals, das ihr nicht einmal vergönnte, im heiligen Lande ihre Ruhe zu finden. Lea Lachmanns kurzes, aber an jüdischen Taten so reiches Leben ist ein Opfer, das die junge Generation der deutschen Orthodoxie dem Aufbau unseres heiligen Landes gebracht. Ihr Gatte, der sie nach fünfmonatlicher Ehe in fremder Erde hat betten müssen, er darf die Gewissheit haben, dass der Gattin musterhafte Taten jedem, der ihrer gedenkt, eine stille Mahnung sein wird. Und auf diese Mahnung kommt heutzutage alles an! Nicht denen zu folgen, die aus der Not die Berechtigung herleiten, jüdisches Pflichtenleben leicht zu nehmen, sondern denen nachzueifern, die wie Lea Lachmann sich von der Schwere der Pflichten beglücken ließen. Ihr Denkstein aber wird uns sein ein Grabstein für Rachel, die ja auch am Wege bestattet wurde. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

    
    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeige des koscheren Restaurants der Gebrüder Götschel (1876)    

Luzern Israelit 23081876.jpg (32653 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. August 1876: 
"Koscher. Luzern (Schweiz), 
Gebrüder Götschel 
während der Saison von Mai bis Oktober Diners à la carte et table d'hôte à midi."   

   
Anzeige der Handlung von Abraham Erlanger (1886)  

Luzern Israelit 01031886.jpg (35584 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1886: "Emmentaler Käse. Koscher
A. Erlanger, Luzern, Schweiz. 
Referenzen der Herren Rabbiner: Hirsch in Frankfurt am Main; Dr. Hildesheimer in Berlin; Dr. Lehmann in Mainz."

    
Anzeige des Schuhwarengeschäftes von W. Bollag (1902)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember 1902: "Ladentochter gesucht. 
Suche
ein intelligentes, tüchtiges Mädchen, mit Kenntnis der französischen Sprache, für mein Schuhwarengeschäft. Kost und Logis im Hause. Offerten, eventuell mit Zeugnissen und Photographie erbitten an 
W. Bollag
, Schuh-Industrie  Luzern Nr. 3, Kornmarktgasse."                    

 
Anzeige der Weißwarenfabrikaton Hermann Wyler (1904)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1904: "Gesucht
Per sofort ein aufgeweckter junger Mann von rechtschaffenen Eltern als Lehrjunge
Samstags und Feiertage geschlossen. Günstige Konditionen. 
Hermann Wyler,
Weißwarenfabrikation, 
Luzern (Schweiz)."           

 
Anzeige der streng koscheren jüdischen Pensionen Rosenblatt und "Alpina" (1909)  

Luzern Israelit 01071909.jpg (68340 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juli 1909: "Luzern – Engelberg. Koscher – streng – Koscher. (Luzern:) Pension Rosenblatt Pilatusstraße 34. Telephon 685. Elegant möblierte Zimmer. – Lift. Das ganze Jahr geöffnet. (Engelberg) Hotel und Pension 'Alpina'. Am Bahnhof. Telephon. Eröffnung 1. Juni.  80 Betten. – Komfortabel eingerichtet. Portiers an den Bahnhöfen Luzern und Engelberg. Beide Häuser unter meiner Direktion und Leitung. – Rechtzeitige Anmeldungen erbeten an B.W. Rosenblatt, Luzern." 

   
Anzeige für streng koscheren Emmenthaler Käse aus Luzern (1915)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1915: 
"Koscher Streng Koscher. 
Original Emmentaler Käse – beste Qualität, 
begutachtet von in- und ausländischen orthodoxen Rabbinaten empfiehlt 
Ritueller Käse-Export Luzern (Schweiz). 
Postversand nicht unter 5 kg 
per Nachnahme."

   
Hinweis auf den Fleischverkauf und die Wurstfabrikation des israelitischen Kultusvereins Luzern (1916)         

Anzeige im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" Jahrgang 1916 S. 227: 
"Fleischverkauf und Wurstfabrikation des israelitischen Kultusvereins Luzern. Bruchstraße 26. 
Empfiehlt sich für Lieferung von Prima Wurstwaren aller Art :: Zungen etc.  
Prompter Versand."           

  
Werbung für die koscheren Produkte der Konservenfabrik Luzern (1916)     

Anzeige im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" Jahrgang 1916 S. 234: "Konserven-Fabrik Luzern
Telephon Nr. 1505. Telegramme: Konserven. 
Speziell unter Aufsicht des Rabbinats der Israelitischen Religions-Gesellschaft Zürich. Ständige Kontrolle von Jgn. Rothschild, Luzern.  
Konfitüren  Gemüsekonserven  Gelées  Tomaten Pilze  
Fruchtsirupe  Kompottfrüchte  Süßsaure Früchte  Gemüse in Essig  Früchte für Kuchenbelag 
Hergestellt aus feinsten Früchten und Gemüsen unter sorgfältigster Arbeitsweise."           

   
Geburtsanzeige für Bertha Erlanger (1922) 

Luzern Israelit 06041922.jpg (57942 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. April 1922: 
"Die Agudas Jisroel-Mädchengruppe Luzern 
zeigt als neues und jüngstes Mitglied an: 
Bertha
Tochter des Joseph Erlanger und der Paula geb. Altmann. 
Luzern, Waldstätterstr. 29. Schwat 5682."

    
Verlobungsanzeige von Louis Braun und Marty Dreifuß (1922)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1922: 
"Statt Karten:  
Marty Dreifuß – Louis Braun. Verlobte. 
Zürich I Löwenstraße 14 – Luzern Frankenstraße 12. Pesach 5682 / Ostern 1922".  

   
Geburtsanzeige für Andrée-Hermine Braun (1923) 

Luzern Israelit 31051923.jpg (42709 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1923: 
"Louis Braun und Frau Marty geborene Dreifus 
teilen allen Verwandten, Freunden und Bekannten nur auf diesem Wege die glückliche Ankunft eines kräftigen, gesunden Mädchens 
Andrée-Hermine an. 20. Mai 1923. 
Luzern, Frankenstraße 12."   

   
Geburtsanzeige für Minka Erlanger (1923)  

Luzern Israelit 14061923.jpg (23748 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1923: 
"Minka. Gott sei gepriesen
Die glückliche Geburt einer gesunden, kräftigen Tochter zeigen voll Dankbarkeit an 
Joseph Erlanger und Frau Paula geb. Altmann.  
Luzern
. 26. Siwan 5683".  

  
Geburtsanzeigen für die Kinder von Raphael Erlanger und Irma geb. Wreschner (1924 / 1925 / 1928 / 1931)

Luzern Israelit 01051924.jpg (30562 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1924: 
"Die – Gott sei gepriesen – glückliche Geburt eines kräftigen Knaben zeigen in dankbarer Freude an 
Raphael Erlanger und Frau Irma geb. Wreschner. Luzern. Am 7. Pessachtag 5684".   
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Oktober 1925:  
"Joseph. Die - Gott sei gepriesen - glückliche Geburt eines kräftigen Knaben zeigen in dankbarer Freude an   
S. Raphael
Erlanger und Frau Irma geb. Wreschner. Luzern, 2. Tag des Sukkotfestes 5686 (= 4. Oktober 1925)."
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. November 1928:  
Mathilde. Die - Gott sei gepriesen - glückliche Geburt eines kräftigen Mädchens zeigen in dankbarer Freude an 
S. Raphael Erlanger und Frau Irma geb. Wreschner.  
Luzern, den 12. Kislew 5689 / 25. November 1928".      
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1931: 
Abraham. Gott sei gepriesen
Die glückliche Geburt eines gesunden Jungen zeigen in dankbarer Freude an 
S. Raphael Erlanger und Frau Irma geb. Wreschner. Luzern, Bruchstraße 5 II, 6. Tewet 5692 (= 16. Dezember 1931)."   

  
Geburtsanzeigen der Kinder Daniel und Josef Guggenheim (1925 / 1928)  

Luzern Israelit 21051925.jpg (24057 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1925: 
"Daniel. Gott sei gepriesen. Die glückliche Geburt eines gesunden Knaben zeigen hoch erfreut an 
Dr. Rob. Guggenheim und Frau Evi geb. Erlanger
Luzern, 15. Mai 1925. 21. Ijar 5685."
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1928:
Josef. Die - Gott sei gepriesen - glückliche Geburt eines gesunden Sohnes beehren sich anzuzeigen 
Dr. Robert Guggenheim und Frau Evi geb. Erlanger  
Luzern  13. Tischri 5689 - 27. September 1928".     

  
Verlobungsanzeige von Gustel Herz und Daniel Jedwab (1928)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1928: "Gott sei gepriesen
Die Verlobung ihrer Kinder Gustel und Daniel geben bekannt  
Immanuel Herz und Frau geb. Rothschild - Siegmund Jedwab und Frau geb. Gluskinos   
Luzern Bruchstraße 1  Breslau Freiburger Straße 20.   Menachem Aw 5688".          

 
Todesanzeige für B.W. Rosenblatt (1930) 

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1930: 
"Gott sei gepriesen. Allen, die mit uns um unseren lieben Gatten und Vater 
Herrn B.W. Rosenblatt trauern und uns Beweise ihres Mitempfindens gegeben haben, danken wir von Herzen. 
Luzern, den 27. Januar 1930. Jeanette Rosenblatt geb. Berg und Kinder."

  
Verlobungs- und Hochzeitsanzeige von Isabel Harris und Moscheh Erlanger (1930)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1930: 
"Statt Karten. Gott sei gepriesen. 
Isabel Harris - Moscheh Erlanger
. Verlobte.   
Kapstadt / Berlin W, Augsburgerstr. 30   -  Luzern Sälistraße 11".          
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni 1930: "Statt Karten  
Isabel Harris - Moscheh Erlanger 
  
beehren sich, Ihnen ihre so Gott will Dienstag, den 1. Juli 1930 (Dienstag, 5. Tammus 5690) stattfindende Vermählung anzuzeigen. 
Kapstadt - Berlin  - Luzern
Trauung: Brudervereinshaus, Kurfürstenstraße 115, Berlin."  

  
Verlobungsanzeige und Hochzeitsanzeige von Eli Pollak und Edith Erlanger (1934)  

Luzern Israelit 30081934.jpg (30629 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August 1934:
"Statt Karten – Gott sei gepriesen – 
Edith Erlanger – Eli Pollak, Verlobte.  
Luzern / Jerusalem, Sichron Mosche 50 – Haifa, Har Hakarmel." 
  
Luzern Israelit 28121934.jpg (34168 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1934: 
"Statt Karten.  Edith Erlanger - Eli Pollak 
beehren sich, ihre mit Gottes Hilfe am 4. Schwat (8. Januar 1935) in Haifa stattfindende Vermählung anzuzeigen. 
Luzern - Haifa, Har Hakarmel (P.O.Box 430)".     

  
Hochzeitsanzeige von Erich Mosbacher und Friedl geb. Rosenthal (1936)    

Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. September 1936: 
"Statt Karten. Erich Mosbacher - Friedl Mosbacher geb. Rosenthal 
zeigen ihre Vermählung an. Paris - Luzern."           

   
   
   
Sonstiges 
Hinweis auf eine Publikation von Rabbiner Bamberger in Lengnau (1878)  

Luzern Israelit 20021878.jpg (87924 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Februar 1878: "Luzern (Schweiz). Es darf wohl als ein höchst ehrenhaftes Zeichen für den Autor und dessen Gesinnungsgenossen und Freunde betrachtet waren, was wir in dem erst dieser Tage erschienenen Werke 'Hagijon Schlomo' des Herrn Rabbiner Bamberger in Lengnau, gelesen haben, dass es nämlich schweizer'sche Tora-Freunde sind, welche die Herausgabe desselben auf ihre Kosten veranstalteten. Das Werk enthält circa sechshundert Emendationen des Lexikon Aruch des Nathan bar Jechiel, nach einer Handschrift dieses Werkes, welche Herr Rabbiner Bamberger von dem rühmlichst bekannten Herrn S. H. Halberstam in Bielitz entliehen hatte. Herr Rabbiner Bamberger fügt fast jeder Emendation eine Glosse bei, die das Richtige der Emendation schlagend erhärtet. Auch lässt es Herr Rabbiner Bamberger an überraschenden Novitäten im Anhang nicht fehlen. Schließlich sind noch Tosavot zu den schon früher von Herrn Rabbiner Bamberger herausgegebenen Limud-Aruch zu den Traktaten Schabboth und Brochoth beigegeben. Wir zweifeln keinen Augenblick daran, dass dieses Werk in Kennerkreisen freudige Aufnahme finden wird. Ploni Almoni".  

  
Dokumente zu einzelnen Gewerbebetrieben 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)  

Postkarte mit Firmenstempel S. Knopf
 (1919 verschickt von Luzern nach Berlin)
  
Loerrach Dok 1919.jpg (171734 Byte) Loerrach Dok 1919a.jpg (179780 Byte)

Es handelt sich um eine Postkarte mit Firmenstempel S. Knopf. Auffallend ist der Absender-Stempel S. Knopf mit der handschriftlichen Ergänzung "Lörrach" und rückseitig die zweite Absenderangabe, ebenfalls handschriftlich - " z.Zt. Luzern", was darauf hin deutet, dass der Absender L. Born sowohl im Lörracher als auch im Luzerner Geschäft von S. Knopf präsent war. Die Karte wurde von Luzern nach Berlin am 20. August 1919 verschickt. 
Die Ursprünge der Warenhäuser Knopf liegen in Freiburg im Jahr 1887 mit der Errichtung eines Engros-Lagers. 1895 erfolgt der Umzug in die Kaiserstrasse 60 und nach dem Erwerb des kompletten Gebäudes 1898 der Abriss desselben und der Neubau eines Warenhauses daselbst. 1899 entstand u.a. die Filiale in Lörrach, welche 1909 durch einen modernen Neubau im Jugendstil ersetzt wurde. Heute befindet sich darin die Stadtbibliothek Lörrach. Auch in der Schweiz wurden Filialen gegründet - Warenhaus Basel (1895), Freiburg-Üechtland, Interlaken und Luzern.
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Warenhaus_S._Knopf  

    

   

   

   

   

    

    

    

 

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Stand: 04. Mai 2017