Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Oldenburg (Oldenburg) (kreisfreie Stadt, Niedersachsen) 
mit umliegenden Orten (u.a. Bad Zwischenahn, Nadorst, Donnerschwee, Rastede, Wardenberg, Westerstede)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
  
Hinweis: bitte besuchen Sie für aktuelle Mitteilungen die Website der jüdischen Gemeinde in Oldenburg (JGO): 
http://www.juedischegemeinde-zu-oldenburg.de/  

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
-  siehe weitere Seite mit Texten zur jüdischen Geschichte in Oldenburg   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

       

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
   
In Oldenburg besteht eine jüdische Gemeinde - mit Unterbrechungen - bis zur Gegenwart. 
 
Bereits im Mittelalter (erste Hälfte des 14. Jahrhunderts) lebten Juden in der Stadt. 1334 sollten nach dem Beschluss des Stadtrates keine Schutzbriefe mehr ausgestellt werden, doch konnten die jüdischen Einwohner mit Hilfe des Grafen in Oldenburg in der Stadt bleiben. Nach Bestimmungen von 1345 sollten die Juden keinen Handel mehr treiben, sondern sich allein von der Geldleihe ihren Lebensunterhalt verdienen. Von einer Judenverfolgung während der Pestzeit ist in Oldenburg nichts bekannt. Im 15. Jahrhunderts lebte zumindest 1428 auf dem Tungeler Damm ein Jude, der dem Grafen 3 Mark Jahressteuer zahlte. Weitere Nennungen aus dem Mittelalter liegen nicht vor. 
 
Ende des 17. Jahrhunderts werden wieder in der Zeit der dänischen Herrschaft Juden in Oldenburg genannt (1692). Damals erhielten die Vettern Joseph und Jacob Abraham das Niederlassungsrecht für Oldenburg, die zuvor in Kopenhagen beziehungsweise im damals dänischen Altona geschäftlich erfolglos waren. Auch in Oldenburg hatten sie mit ihren Handelsgeschäften keinen nennenswerten Erfolg. 
 
Anfang des 18. Jahrhunderts erhielt Meyer Goldschmidt aus Emden einen Schutzbrief für Oldenburg (1703). Er lebte vom Fleischverkauf und dem Handel mit Kramwaren. Seine Söhne erhielten in der Folgezeit freilich kein Recht zur selbständigen Niederlassung. Nur der Schwiegersohn Salomon Selig durfte sich 1722 vor den Toren der Stadt auf dem "äußersten Damm" niederlassen. Der Enkel von Meyer Goldschmidt, Baruch Joseph Goldschmidt wurde ein erfolgreicher Kaufmann und tätigte Finanzgeschäfte für die herrschaftliche Kasse. Zwei seiner Kinder erhielten Schutzbriefe für Oldenburg. Auch die Familie seines Knechtes Alexander Abraham erhielt ein Niederlassungsrecht. Bis 1810 blieb die Zahl der jüdischen Einwohner jedoch unter 30.       

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 27 jüdische Einwohner (0,6 % von insgesamt 4.692 Einwohnern), 1820 80 (1,2 % von 5.470), 1837 110 (1,2 % von 8.888), 1855 104 (0,9 % von 11.220), 1871 135 (0,9 % von 14.934), 1875 169 (0,9 % von 17.313), 1885 219 (1,0 % von 21.438), 1895 196 (0,8 % von 25.472), 1905 265 (0,9 % von 28.565).  
 
Zur jüdischen Gemeinde Oldenburg gehörten 1858 die an folgenden Orten lebenden jüdischen Personen: Elsfleth, Neuenbrok, Osternburg, Kirchhatten, (Bad) Zwischenahn. Später kamen weitere Orte in der Umgebung der Stadt dazu.  

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad (seit 1905 Neubau) und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Erster Lehrer der jüdischen Gemeinde war seit 1812 Isaac Fränkel aus Königsberg. Ihm folgte von 1817 bis 1827 David Rosenberg aus Ungarn. Von 1884 bis 1902 war Lehrer der Gemeinde Norbert Herzberg. Zu seiner Zeit wurde die jüdische Religionsschule jeweils von 20 bis 40 Kindern besucht. Nachfolger von Herzberg war bis zu seinem Tod 1937 Lehrer Meyer Meyberg.     
 
Zunächst erkannten die oldenburgischen Juden als geistliche Autorität das Oberrabbinat in Altona an. Seit 1827 war Oldenburg Sitz eines Landrabbinates. Die ersten beiden Landrabbiner waren Dr. Nathan Marcus Adler (1828-1830) und Samson Raphael Hirsch (1830-1841). Hierauf folgten die Rabbiner Bernhard Wechsler (1841-1874), Dr. Jacob Glück (1875-1890), Dr. David Mannheimer (1891-1919), Dr. Philipp de Haas (1920-1935), Josef Herbst (1935-26) und Dr. Leo Trepp (1936-1938). 1924 gehörten zum Landrabbinat Oldenburg die jüdischen Gemeinde in Berne, Brake (mit Nordenham, Burhave und Eidewarden), Cloppenburg (mit Friesoythe und Löningen), Delmenhorst, Jever (mit Hooksiel und Wangeroog), Varel, Vechta und Wildeshausen
 
Um 1900 gab es in Oldenburg zahlreiche für das Wirtschaftsleben der Stadt bedeutende jüdische Gewerbebetriebe. Mehrere Textilhandlungen und Bekleidungsgeschäfte sowie Schuh- und Lederwarenhandlungen waren in jüdischen Besitz (u.a. das Damenmodengeschäft H. Wallheimer und die Lederhandlung L. Steinthal). Von großer Bedeutung waren Hofbankier Carl Ballin und sein Bruder, der Apotheker Dr. Georg Ballin. Zu den erfolgreichen Kaufleuten gehörten Hoflieferant Wilhelm Hahlo und sein Bruder Leopold. Hervorragenden Ruf hatten die Hofbuchhandlung S. L. Landsberg und die Firma M. L. Reyersbach AG, Handel und Fabrikation von Fahrrädern und Musikinstrumenten (im Besitz der Brüder Franz und Paul Reyersbach). 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der Gemeinde Gefreiter Gustav Berlowitz (geb. 18.10.1892 in Schmalleningken, gef. 15.10.1918), Hugo Kugelmann (geb. 18.12.1892 in Bürgerfelde, gef. 20.5.1915), Leo Lewin (geb. 7.3.1891 in Stieglitz, gef. 3.8.1917), Leopold Meyer (geb. 5.2.1876 in Herzlake, gef. 13.11.1914), Adolf Meyerhoff (geb. 6.7.1878 in Jever, gef. 8.7.1916), Rudolf de Vries (geb. 3.5.1884 in Oldenburg, gef. 24.9.1915). Außerdem sind gefallen: Max Wallheimer (geb. 21.6.1896 in Oldenburg, vor 1914 in Hildesheim wohnhaft, gest. 24.10.1916), Leutnant Hugo Reyersbach (geb. 4.10.1878 in Oldenburg, vor 1914 in Köln wohnhaft, gef. 29.7.1917), Max Mannheimer (geb. 30.10.1891 in Oldenburg, vor 1914 in Messingwerk/Eberswalde wohnhaft, gef. 29.8.1914; war ein Sohn von Landrabbiner Mannheimer), Unteroffizier Fritz Arnold Moses (geb. 9.4.1890 in Oldenburg, vor 1914 in Stuttgart wohnhaft, gef. 14.9.1914), Salomon de Vries (geb. 15.4.1886 in Oldenburg, vor 1914 in Wildeshausen wohnhaft, gef. 1.10.1918). In der Synagoge erinnerten seit 1915 (siehe Bericht unten bei der Synagogengeschichte) Gedenktafeln für die jüdischen Gefallenen aus dem Oldenburger Land.       
 
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde 316 Personen gehörten (0,6 % von 52.723 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher M. Landsberg (Schüttingstraße 7), Elias Meyer (Lange Straße 53) und H. Silberberg. Als Lehrer, Kantor und Schochet war der bereits genannte Meyer Meyberg angestellt. Landrabbiner war der gleichfalls bereits genannte Rabbiner Dr. Philipp de Haas (Moltkestraße 6). An der Religionsschule der Gemeinde waren 16 Kinder zu unterrichten. An jüdischen Vereinen gab es die Örtliche Zentrale für jüdische Wohlfahrtspflege (1924 gegründet; unter Vorsitz von Landrabbiner Dr. Philipp de Haas; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Wanderfürsorge, Beratung in Wohlfahrtsangelegenheiten), der Wohltätigkeitsverein Gemilus Chassodim (1924/32 unter Leitung von Elias Meyer mit 60 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Bestattungswesen) und der Israelitische Frauenverein (1924/32 unter Leitung von Anny de Haas, d.i. Frau von Rabbiner Dr. de Haas, mit 60 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Soziale Fürsorge). Es bestand eine Ortsgruppe des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (1932 unter Vorsitz von Dr. med. Rosenthal, Osterstraße) sowie ein Jüdischer Jugendbund (1932 unter Vorsitz von E. de Baer), der Sportverein Maccabäa (Hindenburg-Akademie) und der Jüdische Jugendverein (1932 unter Vorsitz von Kurt Meyer, Lange Straße 53). Zur jüdischen Gemeinde Oldenburg gehörten damals auch die in Bad Zwischenahn (1932 2), Nadorst, Donnerschwee, Wardenberg (1932: 8), Westerstede (1932: 29) und Rastede (1932: 22) lebenden jüdischen Personen.
 
1932 waren die Gemeindevorsteher: Rechtsanwalt E. Löwenstein (1. Vors., Gottorpstraße 6), Julius de Beer (2. Vors., Gaststraße 7) und drei weitere Personen. Als Lehrer, Kantor und Schochet war weiterhin Meyer Meyberg angestellt. Auch Landrabbiner Dr. Philipp de Haas war weiterhin in Oldenburg tätig. 
 
Bis nach 1933 leisteten jüdische Geschäfte und Handlungen einen wichtigen Beitrag im wirtschaftlichen Leben der Stadt. Von 78 berufstätigen Familienvorständen waren um 1930 37 im Warenhandel und 31 im Viehhandel, Schlachterei und in der Landwirtschaft tätig. Bekannt war die Großwäscherei "Reingold" von Adolf de Beer, die im Oldenburger Land und in Ostfriesland über 200 Annahmestellen hatte. Seit Anfang der 1920er-Jahre kam es immer wieder zu Anschlägen von Antisemiten auf jüdische Geschäfte, jüdische Bürger wurden Opfer von Pöbeleien und Überfällen.    

1933 wurden 279 jüdische Einwohner in Oldenburg gezählt (von insgesamt 66.951 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Einige jüdische Geschäftsleute schlossen bereits 1933 ihre Geschäfte. 1935 wurden die jüdischen Viehhändler vom neuen Nutzviehhof in Oldenburg ausgeschlossen. Adolf de Beer musste seine Großwäscherei im August 1936 aufgeben. Mitte 1938 gab es in der Stadt nur noch zwei jüdische Altwarengeschäfte. Der Kaufmann Franz Reyersbach (jüdischer Abstammung, war aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten) wurde 1936 wegen "kommunistischer Umtriebe" verhaftet und starb nach schweren Misshandlungen Ende 1936 im KZ Sachsenhausen.
  
Seit 1938 wurde der jüdischen Gemeinde nur noch der Vereinsstatus erlaubt. Sie nannte sich seitdem "Jüdische Kultusvereinigung - Synagogengemeinde Oldenburg". Gemeindevorsteher war zuletzt Adolf de Beer. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört; die beiden letzten jüdischen Geschäfte in der Kurwickstraßße wurden demoliert, ein jüdischer Einwohner brutal niedergeschlagen. Die jüdischen Männer wurden verhaftet; viele von ihnen wurden in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt und dort wochenlang festgehalten. 1939 waren noch 96 jüdische Personen in der Stadt, davon waren 20 zwangsweise im sogenannten "Judenhaus" in der Kurwickstraße 5 einquartiert. Bis 1940 konnten zwei Drittel der 1933 in Oldenburg wohnhaften jüdischen Einwohner emigrieren, 62 in die Niederlande, 17 nach Palästina, 36 in die USA oder Kanada, 17 nach Großbritannien, zwölf nach Südafrika bzw. Rhodesien und sieben nach Polen Im Zusammenhang mit der "Evakuierung" der Juden aus dem oldenburgisch-ostfriesischen Raum mussten alle jüdischen Einwohner, die nicht in "Mischehe" lebten, bis Mai 1940 die Stadt verlassen (u.a. nach Bremen, Hamburg und Berlin). Nachdem die letzten jüdischen Einwohner die Stadt verlassen hatten, wurde die jüdische Gemeinde aus dem Vereinsregister gestrichen. 
  
Von den in Oldenburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rosa Ascher geb. Friedland (1887), Martha Baumgarten (1921), Julius de Beer (1866), Berta (Lina Blimla Feigle) Berlowitz geb. Grünberg (1896), Babette (Betty) Bernstein geb. de Levie (1906), Adolf Bollegraf (1906), Bernhard Bollegraf (1899), Berta Bollegraaf (1904), Moses Bollegraf (1873), Bernhard Cohen (1917), Hedwig Cohen geb. Levi (1883), Heymann (Heimann) Cohen (1883), Ingrid Cohen (1929), Klara Cohen geb. Falkenfeld (1869), Moritz Cohen (1890), Philipp Victor Cohen (1866), Else (Ilse) David geb. Walheimer (1890), Julius Frank (1920), Max Frank (1927), Moses Frank (1882), Pinkus Friedman (1892), Emanuel Gerson (1883), Georg Gerson (1891), Jutta Gerson (1928), Lilli Gerson geb. Cohen (1895), Paul Julius Gerson (1821), Eva Goldschmidt (1920), Helmut Klaus Goldschmidt (1921), Toni Goldschmidt (1887), Maier Laib Grünberg (1869), Fritz de Haas (1925), Ruth de Haas (1927), Ella Hattendorf (1896), Nanni Hattendorf geb. Lomnitz (1864), Arthur Heimann (1894), Rosa Herzberg geb. Seckel (1864), Grete Margott Hesse geb. Meyer (1889), Lea Hesse (1922), Manfred Normann Hesse (1889), Manfred Hesse (1925), Alexander Hirschfeld (1876), Emma Hirschfeld geb. Auerhan (1887), Henny Insel geb. Rosenberg (1873), Hermann Eduard Manuel Insel (1910), Rosa Israels geb. Salomons (1860), Schenette Jeanette Jacobs geb. Hammerschlag (1870), Claus Joachim Josephs (1925), Elisabeth (Elise, Lisa) Josephs geb. Josephs (1887), Helmut Josephs (1908), Siegfried Josephs (1885), Karolina (Lina) Katz (1882), Moritz Landsberg (1856), Kurt Landsberg (1896), Ludwig Landsberg (1893), Walter Landsberg (1892), Gerda Lazarus geb. Jacobs (1900), Hermann Lazarus (1901), Irmgard Lazarus (1924), Julchen Lazarus geb. Frank (1871), Kurt Lazarus (1925), Margarethe Lazarus geb. de Taube (1893), Simon Lazarus (1886), Thekla Leda (1886), Helene Levi geb. Schulmann (1879), Auguste de Levie (1908), Helene de Levie geb. Josephs (1893), Hermann de Levie (1890), Jeanette de Levie geb. Simon (1895), Ludwig Louis Hans de Levie (1918), Rosel Levy geb. Gerson (1923), Erna Therese Liepmann geb. Weinberg (1890), Leopold Liepmann (1876), Jeanette Löwenstein geb. Gutkind (1886), Leopold Marx (1893), Elias Mayer (1866), Johanna Mayer geb. Oss (1870), Frieda Meyer geb. Hattendorf (1900), Berta Meijer (1903), Siegfried Mengers (1875), Elias Meyer (1866),  Gertrud Meyerstein (1895), Ilse Neugarten (1936), Melitta Neugarten geb. Cohen (1911), Adolf Karl Oss (1873), Frieda Ostro geb. Mautner (1881), Samuel Ostro (1876), Klara Parnes (1926), Julius Samuel Parnes Rosenbach (1913), Erich Philippsohn (1906), Gelea (Gilea) Lisa (Liesel) Renberg (1919), Reha Grete Renberg (1914), Joel Julius Renberg (1876), Rea Grete Renberg (1914), Sami Ernst Renberg (1921), Franz Reyersbach (1880), Inge Rosenbach geb. Cohen (1921), Klara Rosenbach (1926), Max Rosenbach (1910), Regina Rosenbach (1917), Samuel Izaak Rosenbach (1887), Moses Rotschild (1886), Elfriede Wilhelmine Rosalie Salomon geb. Lietz (1916), Fritz Salomon (1912), Johanna (Johanne) Schulmann (1878), Wilhelmine Schmidt geb. Simon (1879), Ella Seligmann geb. Pick (1879), Rosi Hanna Silberbach (1926), Henny Henriette Jenni Silberberg geb. Heynemann (1858), Henri Karl Silberberg (1915), Elisabeth (Lisa) Silbiger geb. Gerson (1913), Anna (Hene) Silbiger geb. Neger (1882), Hermann Silbiger (1908), Moritz Moses Silbiger (1882), Max Solmitz (1879), Paula Solmitz geb. Baum (1886), Kurt Leo Steinhardt (1808), Friederike Stoppelman geb. Pinto (1900), Eva Trommer (1882), Käthe Visser geb. Rose (1896), Albert de Vries (1887), Friedrich de Vries (1912), Max Markus de Vries (1880), Albertine Vyth (1875), Heinrich van der Walde (1898), Bruno Wallheimer (1899), Erich Wallheimer (1887), Max Wallheimer (1870), Elvira Wechsler geb. Frankenstein (1869), Siegfried Samuel Weinberg (1859), Sofie Wiesenfeld (1876), Helene Winter geb. Stern (), Arthur Wolfsohn (1880), Franz Alfred Wolfson (1872), Hildegard Zabner (1929), Else Zimmak geb. Herbst (1914).       
  
Hinweis: es kommt immer wieder - auch im Gedenkbuch des Bundesarchivs und in den Listen von Yad Vashem - zu Verwechslungen zwischen Oldenburg in Oldenburg und Oldenburg in Holstein, daher sind auch in der obigen Liste einzelne Fehler nicht auszuschließen. Korrekturhinweise bitte an den Webmaster, Adresse siehe Eingangsseite.                
   
  
Nach 1945 kam es zunächst zur Gründung einer kleinen jüdischen Gemeinde "Jüdische Gemeinde für Stadt und Land Oldenburg", die sich später in "Jüdische Kultusvereinigung Oldenburg e.V." umbenannte und bis Ende 1960 bestand. Ein kleines jüdisches Gemeindezentrum mit einem Betraum konnte eröffnet werden (1948 in der Cäcilienstraße 9). 1948 wurden 23 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt (unter ihnen Rechtsanwalt und Notar Ernst Löwenstein und Adolf de Beer, Eigentümer der Dampfwäscherei "Reingold"), 1960 29 im gesamten Oldenburger Land. Ende der 1960er-Jahre gab es nur noch vier Gemeindeglieder, war schließlich zur Auflösung der Gemeinde Ende Januar 1971 führte.. 
 
Als sich Anfang der 1990er-Jahre ein stärkerer Zuzug von jüdischen Emigranten aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion abzeichnete, wurde am 8. August 1992 eine neue Gemeinde gegründet (seit 1989 bestand schon eine "Jüdische Gruppe e.V."). Sie zählte damals 34 Gemeindeglieder. In den folgenden Jahren hat sich ihre Zahl nahezu verzehnfacht. Es gelang, in der Gemeinde 90 Prozent Zuwanderer zu integrieren. 1996 hatte die Gemeinde 150 Mitglieder, 2010 Im Sommer 2012 konnte das 20-jährige Bestehen der Gemeinde gefeiert werden. Zur Synagoge s.u. Die Gemeinde hatte in der Schweizerin Bea Wyler (vgl. Wikipedia-Artikel "Bea Wyler")von 1995 bis 2004 eine Rabbinerin (die erste Rabbinerin in Deutschland seit dem Holocaust). Von 2006 bis 2008 war Rabbiner Daniel Alter in Oldenburg tätig, seit 2010 Rabbinerin Alina Treiger (vgl. Wikipedia-Artikel "Alina Treiger"). Im Sommer 2012 konnte das 20-jährige Bestehen der neuen jüdischen Gemeinde in Oldenburg gefeiert werden.   
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Siehe weitere Seite mit Texten zur Geschichte der jüdischen Gemeinde   
   
   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge       
  
Zunächst (Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts) wurden Gottesdienste im Haus des Baruch Joseph Goldschmidt abgehalten. Auch in der Folgezeit wurden die Gottesdienste in einem der jüdischen Wohnhäuser oder in einem gemieteten Raum abgehalten.  
 
Am 6. Juni 1829 konnte Landrabbiner Adler in einem von der Gemeinde gemieteten, 1737 erbauten Haus in der Mühlenstraße 5 die erste Oldenburger Synagoge einweihen. Der Betsaal lag im rückwärtigen Teil des Gebäudes. 1832 kaufte die jüdische Gemeinde das Haus. In ihm war auch ein Unterrichtsraum und die Rabbinerwohnung untergebracht. 
Hinweis: im Gebäude Mühlenstraße 5 zog nach der Einweihung der Synagoge 1855 ein Schankwirtschaft ein; das Gebäude wurde 1959 abgebrochen.  
 
1854/55 wurde eine neue Synagoge erbaut; die Grundsteinlegung war am 3. Mai 1854, die Einweihung am 24. August 1855. Neben der Synagoge wurde ein jüdisches Gemeindehaus errichtet, in dem auch der Lehrer seine Wohnung hatte. Landrabbiner Bernhard Wechsler nahm die Einweihung der Synagoge vor, über die in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" berichtet wurde:    
 
Die Einweihung der Synagoge (1855)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. September 1855: "Oldenburg, 24. August (1855). Heute fand hier die Einweihung der Synagoge unter allgemeiner Teilnahme statt. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin beehrten die Feier mit Ihrer Gegenwart. Die Weihe fand in der gewohnten Weise sehr erbaulich und erhebend statt. Herr Landrabbiner Wechsler hielt eine sehr gediegene Festpredigt, die auch im Druck erschienen. Gedankenreich, in gemessener Sprache, voll wahren religiösen Geistes, regt sie den Hörer in Mächtiger Weise an. (Nachdem wir die Predigt empfangen und gelesen, können wir das Urteil des geschätzten Korrespondenten nur bestätigen. Redaktion)."        

In der Synagoge war eine Orgel eingestellt, die jedoch nach dem Dienstantritt von Rabbiner Dr. David Mannheimer (1891) wieder entfernt wurde. 
 
1904/05 wurde die Synagoge nach Plänen des Baurates Klingenberg umgebaut und erweitert. Damals wurde auch eine neue Mikwe eingerichtet. Über die Wieder-Einweihung der Synagoge am 26. März 1905 wurde in den jüdischen Periodika ausführlich berichtet: 
    
Eine neue Synagoge soll gebaut werden (1905)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1904: "Oldenburg. Nachdem sich die Gemeindeverhältnisse in den letzten Jahren sehr schön entwickelt haben, wurde beschlossen, eine neue Synagoge zu bauen, selbstverständlich ohne Orgel. Mit dem Bau ist bereits begonnen worden, unter Leitung des Herrn Baurat Klingenberg. Die Fenster werden in Glasmalerei die Symbole der jüdischen Festtage darstellen und werden vom Maler Professor Rohde aus Bremen gemalt".

  
Die Einweihung der Synagoge (1905)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. März 1905: "Oldenburg (Großherzogtum). Synagogen-Einweihung. Eine neue Synagoge ist hier gebaut worden - ohne Orgel - dagegen ist gleichzeitig eine Mikwoh errichtet worden. 
Die Synagogen-Einweihung fand unter großer Beteiligung aller Kreise unserer Bürger statt. Seine Königliche Hoheit der Großherzog ließ ein Schreiben an den Vorstand von Dresden aus richten, wo er zur Kur weilt, worin er sein Bedauern ausspricht, nicht persönlich teilnehmen zu können. Er sandte als Stellvertreter Seine Exzellenz Herrn Staatsminister Ruhstrat. Außerdem waren zugegen der Vorsitzende des Oberkirchenrates Geheimer Ministerialrat von Finkh, von jedem der drei Regimenter eine Abordnung von Offizieren, der Oberbürgermeister, der Stadtsyndikus, das Evangelische Oberschulkollegium, die Schuldirektoren, die benachbarten Rabbinen und viele Behörden und Deputationen. Die Gottesdienstfeier gestaltete sich besonders dadurch so erhebend, dass die Erziehungsanstalt von Ahlem bei Hannover in liebenswürdiger Weise ihren rühmlichst bekannten Knabenchor unter Leitung der Herrn Lehrers Lampe nach Oldenburg gesandt hatte zur Verstärkung unseres Kinderchores, deren hervorragende gesangliche Leistung von der Empore herab mächtig wirkte. Sehr prachtvolle Fenster mit Glasmalereien waren von Herrn Leo Steinberg aus Berlin gespendet worden mit jüdischen Emblemen , die dem Raume eine weihevolle Stimmung verleihen. Auch einzelne Mitglieder der Gemeinde hatten Gaben gespendet. Die Weiherede von Herrn Landrabbiner Dr. Mannheimer machte auf die Anwesenden einen tiefen Eindruck. Der Redner nahm die Gelegenheit wahr, einmal vor den Spitzen der Behörden das Wesen des strenggläubigen Judentums mit anerkennenswerter Offenheit unverblümt darzulegen und darauf hinzuweisen, dass der Antisemitismus dem Christentume mehr schade als dem Judentume. Herrn Dr. Mannheimer wurde von den hervorragenden christlichen Persönlichkeiten begeistertes Lob gespendet - seine Rede hat zweifellos dem Ansehen des Judentums in unserer Stadt sehr viel genutzt.  
Am Abend versammelte sich die Gemeinde zu einem Festbankett in der Union, wo in manchen schönen Toasten der schöne Friede in unserer Gemeinde gefeiert wurde. R."       
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. April 1905: "Oldenburg, 29. März (1905). Die Einweihung der neuen Synagoge fand unter großer Beteiligung aller Kreise unserer Bürger heute statt. Der Großherzog ließ ein Schreiben an den Vorstand von Dresden aus richten, wo er zur Kur weilt, worin er sein Bedauern ausspricht, nicht persönlich teilnehmen zu können. Er sandte als Stellvertreter den Staatsminister Ruhstrat. Außerdem waren zugegen der Vorsitzende des Oberkirchenrates Geheimer Ministerialrat von Finkh, von jedem der drei Regimenter eine Abordnung von höheren Offizieren, der Oberbürgermeister, der Stadtsyndikus, das evangelische Oberschulkollegium, die Schuldirektoren, die benachbarten Rabbinen und viele Behörden und Deputationen. Die Gottesdienstfeier gestaltete sich besonders dadurch so erhebend, dass die Erziehungsanstalt von Ahlem bei Hannover in liebenswürdiger Weise ihren rühmlichst bekannten Knabenchor unter Leitung der Herrn Lehrers Lampe nach Oldenburg gesandt hatte zur Verstärkung unseres Kinderchores, deren hervorragende gesangliche Leistung von der Empore herab mächtig wirkte. Sechs prachtvolle Fenster mit Glasmalereien waren von Herrn Leo Steinberg aus Berlin gespendet worden mit jüdischen Emblemen , die dem Raume eine weihevolle Stimmung verleihen. Auch einzelne Mitglieder der Gemeinde hatten Gaben gespendet. Die Weiherede von Herrn Landrabbiner Dr. Mannheimer machte auf die Anwesenden einen tiefen Eindruck. Der Redner nahm die Gelegenheit wahr, einmal vor den Spitzen der Behörden das Wesen des Judentums mit anerkennenswerter Offenheit darzulegen. Diese Rede hat zweifellos dem Ansehen des Judentums in unserer Stadt sehr viel genutzt. Am Abend versammelte sich die Gemeinde zu einem Festbankett in der Union, wo in manchen schönen Toasten der schöne Friede in unserer Gemeinde gefeiert wurde."       

  
In der Synagoge soll eine Ehrentafel für die Gefallenen angebracht werden (1915)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1915: "Oldenburg, 13. Mai (1915). Der Jüdische Landesgemeinde-Rat hat beschlossen, für die Gefallenen aus sämtlichen Synagogengemeinden des Herzogtums in der Synagoge der Hauptgemeinde Oldenburg eine Ehrentafel zu errichten. Der vorgelegte künstlerische Entwurf wurde angenommen. Die Krone wird ein Licht erhalten, welches am Jahrzeittage der einzelnen Gefallenen brennen soll."        

 
Anschlag auf die Synagoge (1932)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1932: "Oldenburg. Die Außenmauern der hiesigen Synagoge wurden mit antisemitischen Abzeichen und Aufschriften besudelt."       

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch Nationalsozialisten niedergebrannt. Auch das benachbarte Schulgebäude brannte völlig aus. In den folgenden Wochen wurden die Brandruinen abgebrochen. Das Grundstück ging in den Besitz der Stadt über.  
   
1949/50 wurde ein Prozess gegen die Synagogen-Brandstifter durchgeführt, doch konnten die eigentlichen Haupttäter nicht überführt werden. Die Mittäter erhielten Gefängnisstrafen zwischen neun Monaten und zwei Jahren. Das Grundstück der Synagoge kam 1951 in den Besitz der wieder bestehenden kleinen jüdischen Gemeinde, die es jedoch 1954 verkaufte. 1967 wurde ein Gedenkstein neben dem Platz der ehemaligen Synagoge eingeweiht. Im November 1990 wurde neben dem Synagogen-Gedenkstein ein Mahnmal für alle Opfer der NS-Zeit aufgestellt.  
  
  
Nach 1945: Die bis 1960 bestehende kleine Nachkriegsgemeinde hatte seit Oktober 1946 in der Cäcilienstraße 9 ein kleines Gemeindezentrum mit einem Versammlung- und Betraum. 1955 - nach Rückerstattung des Grundstücks der 1938 zerstörten Synagoge - konnte in der Lambertistraße 48 ein Gemeindezentrum mit Altersheim und kleinem Gemeindesaal eingerichtet werden. Es bestand bis 1969, als die sich auflösende Gemeinde das Gebäude verkaufte.  
  
Seit 1989 wurden von der "Jüdischen Gruppe e.V." in Oldenburg wieder erste jüdische Gottesdienste abgehalten, insbesondere an den Feiertagen. Die 1992 neu begründete Gemeinde konnte am 5. März 1995 eine neue Synagoge im Gebäude einer baptistischen Kirche eröffnen (Einweihung am 25. Juni 1995). Die Kirche war 1868 erbaut worden. Seit 1906 war hier der "Guttemplerorden" zuhause. Seit 1916 wurde das Gebäude durch das "Peter-Friedrich-Ludwig-Hospital" genutzt. 1994/95 erfolgte ein Umbau zur Synagoge.
    
Adresse/Standort der Synagoge  Synagoge bis 1938: Petersstraße 6      Neue Synagoge ab 1995: Wilhelmstraße 15-17       
   
   
Fotos 
(die meisten der historischen Fotos sind abgebildet im Beitrag von Werner Vahlenkamp s.Lit.; soweit dort eine Quelle angegeben wird, wird diese auch hier angegeben; viele der Fotos sind in verschiedenen Websites zu finden; vgl. Bilderrecherche unter "Oldenburg +Synagoge"; drei der Fotos in hoher Auflösung in der Website des Gymnasiums Eversten Oldenburg, Seite "Der Schweigemarsch am 10.11.2007")  

Die Synagoge und das 
jüdische Schulhaus (1855-1904) 
(Stadtmuseum Oldenburg) 
Oldenburg Synagoge a134.jpg (373334 Byte)  
     
     
 Außenansicht der Synagoge 
nach dem Umbau von 1905 
 Oldenburg Synagoge a125.jpg (96084 Byte)  Oldenburg Synagoge a126.jpg (76089 Byte)
     
     
  Oldenburg Synagoge a120.jpg (99941 Byte) Oldenburg Synagoge a124.jpg (133232 Byte)
  Modell der Synagoge und der jüdischen Schule 
(1988, Stadtmuseum Oldenburg) 
Innenansicht der Synagoge 
(nach 1905) 
     
Die Zerstörung der Synagoge 
im November 1938 
(Fotos von Gustav Meyer: im Beitrag von
 Werner Wahlenkamp S. 150-152)
Oldenburg Synagoge n123.jpg (91792 Byte) Oldenburg Synagoge a122.jpg (110699 Byte)
  Die Brandruine der Synagoge am 10. November 1938 
     
  Oldenburg Synagoge a123.jpg (122426 Byte) Oldenburg Synagoge a121.jpg (141049 Byte)
  Die noch rauchende Ruine der jüdischen Schule
 neben der Synagoge 
Die Brandruine wird abgebrochen; ganz links
 die Ruine der jüdischen Schule
     
Oldenburg Synagoge a133.jpg (61630 Byte) Oldenburg Lit 043.jpg (128477 Byte) Oldenburg Synagoge a132.jpg (32912 Byte)
Die Inschriftentafel an der Fassade der 1938 zerstörten Synagoge; das Foto links ist eine Vergrößerung des Fotos der Brandruine oben links Die Tafel war nach 1945 lange im Oldenburger Stadtmuseum und prägte das Titelbild der Publikation "Die Synagogen des Oldenburger Landes" (1988). Seit 1995 befindet sich die Tafel an der neuen Synagoge in der Wilhelmstraße.    
     
Die 1995 eingeweihte Synagoge 
in der Wilhelmstraße -
 ehemalige Baptistenkirche
Oldenburg Synagoge n122.jpg (257942 Byte) Eine Innenaufnahme und ein Foto der
Mikwe finden sich in einer Seite des
 Zentralrates der Juden in Deutschland: 
Seite zur Synagoge Oldenburg 
Quelle: Wikipedia-Artikel "Jüdische 
Gemeinde Oldenburg"

  
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Mai 2011: Leo-Trepp-Haus in der Synagoge     
Artikel von Karsten Röhr in der NWZ vom 4. Mai 2011 (Artikel): "Leo-Trepp-Lehrhaus öffnet in Synagoge. Religion Erster Vortrag an diesem Donnerstag – 'Religionsfreiheit' als Jahresthema
An der Wilhelmstraße nimmt das Lehrhaus seine Arbeit auf. Es steht im Geist der Versöhnung.
Oldenburg -
Die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg hat das Leo-Trepp-Lehrhaus gegründet. 'Mit dem Lehrhaus wird die jüdische Gemeinde ihrem letzten Landesrabbiner ein ehrendes Andenken bewahren und seine vorbildhafte, weltoffene und lehrende Tätigkeit weiterführen', heißt es in der Beschreibung der neuen Einrichtung, die ihren Sitz im Gebäude der Synagoge an der Wilhelmstraße 17 hat.
'Für uns ist Leo Trepp der Rabbiner der Versöhnung', sagt Oldenburgs Gemeindevorsitzende Sara-Ruth Schumann. In diesen Geist wolle sie auch das Lehrhaus stellen.
In diesem Jahr gibt es sechs Vorträge. Als Jahresthema wurde 'Religionsfreiheit' gewählt. An diesem Donnerstag, 19 Uhr, wird ins Leo-Trepp-Lehrhaus eingeladen unter dem Titel 'Die Aufklärung als Geburtsstunde des modernen Judentums'. Referent ist Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka, Berlin. Der Rektor des Abraham Geiger Kollegs Potsdam und Vizepräsident der European Union for Progressive Judaism steht für das liberale Judentum in Europa.
Es folgt am 16. Juni ein Vortrag über 'Frauen in den Religionen' (u.a. mit der ehemaligen Bischöfin Maria Jepsen), am 8. September und 17. November über den 'Wahrheitsanspruch der drei Religionen' und am 8. Dezember eine Podiumsdiskussion über die Religionsfreiheit.
Veranstalter dieser anspruchsvollen neuen Reihe in der Stadt ist die Jüdische Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Carl von Ossietzky Universität sowie der Evangelischen und Katholischen Kirche in Oldenburg, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Landesrabbiner Jonah Sievers und Rabbinerin Alina Treiger."  
 
Oktober 2011: Erinnerung an die alte Synagoge in Oldenburg     
Artikel von Klaus Fricke in der Nord-West-Zeitung vom 19. Oktober 2011: "Erste Synagoge befand sich in einem Fachwerkhaus. Stadtgeschichtliche Ausstellung über Ausgrabungen zeigt viele unbekannte Fakten auf..."  
Link zum Artikel - auch eingestellt als pdf-Datei.     
 
Januar 2012: Neue Vorschläge zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in Oldenburg  
Artikel von Felix Zimmermann im "Oldenburger Lokalteil" vom 23. Januar 2012: "Sichtbar machen durch Erinnerung. Eine Initiative will die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in Oldenburg 'eindringlich und nachdrücklich' gestalten. Ideen hat sie viele. Bekommt sie die erhoffte Unterstützung, würde endlich sichtbar, was zwischen 1932 und 1945 in der Stadt geschah..."  
Link zum Artikel      
 
April/Juni 2012: 20-jähriges Bestehen der neuen jüdischen Gemeinde in Oldenburg 
Artikel von Sabine Schicke in der "Nordwestzeitung" vom 24. April 2012: "Zum Geburtstag viel Kunst und Musik. Jüdische Gemeinde feiert im Juni 20-jähriges Bestehen. Präsident des Zentralrates kommt..."  
Link zum Artikel     
 
Artikel in domradio.de (epd) vom 17. Juni 2012: "Jüdische Gemeinde Oldenburg feiert 20-jähriges Bestehen..." 
Link zum Artikel     
Artikel in NDR.de vom 17. Juni 2012: "Jüdische Gemeinde in Oldenburg wird 20..." 
Link zum Artikel     
 
November 2014: Ausstellung zum Novemberpogrom 1938 in Oldenburg 
Artikel von Katrin Zempel-Bley in der "Oldenburger Onlinezeitung" vom 4. November 2014: "Geschichte. Schüler erinnern an Reichspogromnacht
Oldenburg. 'Aus unserer Mitte' lautet der Titel einer Ausstellung, die vom 10. bis 22. November in der Landesbibliothek Oldenburg zu sehen und von Schülerinnen und Schülern des Neuen Gymnasiums Oldenburg (NGO) präsentiert wird. Sie erinnert an die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 in Oldenburg, als die Nazis jüdische Männer von der Pferdemarktkaserne zum Gefängnis an der Gerichtsstraße getrieben haben und sie von dort aus ins Konzentrationslager gebracht wurden. Bei der Ausstellung handelt es sich um ein Gemeinschaftswerk der gesamten Schule, an dem viele Klassen und Kurse während des regulären Unterrichts breit gefächert gearbeitet haben. So widmeten sich die Schüler unter anderem der Geschichte und nehmen den Aufstieg der NSDAP in Oldenburg ebenso in den Blick wie das Leben der jüdischen Bevölkerung Oldenburgs zwischen 1933 und 1938. Bei der Betrachtung der Geschehnisse um die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 befassen sie sich schwerpunktmäßig mit den Ereignissen danach wie der Deportation der jüdischen Männer in das Konzentrationslager Sachsenhausen, ihrem Aufenthalt vor Ort und ihrer Entlassung aus der Lagerhaft. Außerdem setzen sie sich mit dem Lager selbst auseinander. Dabei lassen die Schüler die Oldenburger Zeitzeugen Leo Trepp und Heinrich Hirschberg zu Wort kommen. Leo Trepp war der letzte Landesrabbiner in Oldenburg und wurde zusammen mit den anderen jüdischen Männer von den Nazis an der brennenden Synagoge an der Peterstraße vorbeigetrieben. Neben der historischen Auseinandersetzung haben sich die Schüler auch künstlerisch und kreativ mit dem Thema auseinandergesetzt. Dabei sind Tonplastiken und abstrahierende Holzskulpturen als Denkmalentwurf für Janusz Korczak (1878 – 1942) herausgekommen. Der jüdische Arzt und Pädagoge begleitete 200 jüdische Waisenkinder in das Warschauer Ghetto und ging mit ihnen im Vernichtungslager Treblinka in die Gaskammer, obwohl ihm das Ausland die Ausreise ermöglicht hatte. Darüber hinaus haben die Schüler Plakatentwürfe zu Denkmälern in Oldenburg, Zeichnungen und Collagen zum Thema 'Erinnerungsbogen', die eine Brücke aus der Gegenwart der Schüler zurück zur Geschichte des Nationalsozialismus schlagen, sowie ein Klangbild zu Rose Ausländers Gedicht 'Schallendes Schweigen', das die Situation der Überlebenden klanglich umzusetzen versucht, entworfen. Die Besucher werden mit Opferbiographien konfrontiert, die aus fiktiven Interviews und Tagebucheinträgen entstanden sind. Zeichnungen, Collagen und Modelle zum Thema Erinnerungen an Anne Frank und Bildergeschichten, die die frei gestaltete Annäherung der Kinder heute an die von Schreck und Angst begleitete Flucht der Geschwister Hans und Ursula Landsberg zeigen, runden die Ausstellung ab. Die Ausstellung wird am Montag, 10. November, um 11 Uhr eröffnet und ist Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr und Samstag von 9 bis 12 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Der Erinnerungsgang vom Pferdemarkt bis zum ehemaligen Gefängnis an der Gerichtsstraße beginnt um 15 Uhr."
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November 2016: Erinnerungsgang zum Gedenktag des Novemberpogroms 1938 - auch als Geocaching-Tour   
Artikel von Stephan Onnen in der "Nordwest-Zeitung" vom 5. November 2016: "Erinnerungsgang. Schüler verinnerlichen Leidensweg. Mehrere Klassen waren an der Vorbereitung beteiligt. Den Erinnerungsgang gibt es auch als Geocaching-Tour.
Oldenburg
Am Abend des 9. November 1938 sitzt die lokale Prominenz der NSDAP bei der Geburtstagsfeier für ihren Kreisleiter Wilhelm Engelbart in Papes Hotel am Heiligengeistwall, als die telefonischen Anweisungen aus der SA-Zentrale in München eingehen: Die Synagoge an der Peterstraße soll in Brand gesteckt, die jüdische Einwohnerschaft inhaftiert werden. Die Feuerwehr bekommt nachts um 1.15 Uhr den Befehl, nicht einzugreifen, wenn bei der Synagoge in der Peterstraße 'etwas los sein' sollte. Um 1.27 Uhr wird die Feuerwehr tatsächlich alarmiert, das jüdische Gotteshaus brennt schon lichterloh. 'Abholtrupps' der SA treiben rund 350 Juden auf dem Pferdemarkt zusammen. Nach einigen Stunden kommen Frauen und Kinder wieder frei; die Männer, der jüngste 15, der älteste über 80 Jahre alt, bleiben in der Polizeikaserne, in der sich heute die Landesbibliothek befindet, eingesperrt. Für sie folgt am Vormittag des 10. November, während die Ruine der Synagoge noch schwelt, der entwürdigende 'Judengang'. Von SA-Männern begleitet, müssen sie über Peterstraße, Friedensplatz, Haarenstraße, Lange Straße, Schloßplatz und Elisabethstraße zum Gerichtsgefängnis ziehen. Am nächsten Morgen fährt der Sonderzug zum KZ Sachsenhausen.
Grafik: Stationen des Erinnerungsgangs (pdf-Datei)
Die Route, auf der Oldenburger Juden vor 78 Jahren unter Hohn und Spott von Bürgern durch die Stadt getrieben wurden, laufen am kommenden Donnerstag Hunderte von Schülern nach. Mit dem 'Erinnerungsgang' setzt Oldenburg seit 1981 ein Zeichen des Gedenkens. Seit 2005 übernimmt jährlich eine Oldenburger Schule die Schirmherrschaft. Diesmal ist es die BBS Haarentor – mehrere Klassen sowie ein vielköpfiges Team aus dem Kollegium waren an der Umsetzung beteiligt. 'Seit wir vor einem Jahr symbolisch die Öllampe mit dem Licht, das von Schule zu Schule übertragen wird, erhalten haben, laufen die Vorbereitungen', sagt Schulleiter Diedrich Ahlfeld.
Das diesjährige Leitbild 'Verinnerlichen, weitergeben & weiterleben' hat Elisabeth Drab mit ihrer Abitur-Klasse erarbeitet: 'Es soll zeigen, dass die Erinnerung über einen bestimmten Tag hinaus gehen muss. Wer die Lehren aus der NS-Zeit verinnerlicht hat, ist wachsam gegenüber rechtspopulistischen Strömungen', so die Lehrerin. Der Erinnerungsgang beginnt am 10. November um 15 Uhr im Innenhof der Landesbibliothek. Fabian Schlums, Fachinformatiker Systemintegration im 3. Ausbildungsjahr, wird die Ansprache halten. Der eineinhalbstündige Marsch endet auf dem Gefängnishof der ehemaligen JVA in der Gerichtsstraße. Dort werden die Schüler Luca Ike, Jan-Ole Meissner, Jana Klumpmann und Annkatrin Kempa zu den Teilnehmern sprechen. 'Alle Schulen sind zur Teilnahme eingeladen', hofft BBS-Schulleiter Diedrich Ahlfeld auf starke Resonanz. Flankiert wird der Erinnerungsgang durch einen Flyer, den Medienkaufleute Digital und Print im 3. Ausbildungsjahr unter der Regie ihres Lehrers Knut Harms kreiert haben. Von Schülern der Fachoberschule Informatik hat Harms zudem für den 'Arbeitskreis Erinnerungsgang' eine neue Homepage erstellen lassen. Ausstellungen begleiten den Gedenktag: Die Lehrkräfte Elke Brümmer, Michael Hibbeler und Jana Huhn haben in den Schularchiven zu den Biografien von 16 jüdischen Schülerinnen und Schülern der Handelslehranstalten, der Vorläuferschule der BBS Haarentor, recherchiert und die Ergebnisse mit Schülern des 12. Jahrgangs des Wirtschaftsgymnasiums aufbereitet. Ein Beispiel ist das Schicksal des damals 17-jährigen Norbert Vogel, der am 10. November 1938 mit seinem Vater inhaftiert und ins KZ Sachsenhausen deportiert wurde. Der junge Mann kam wenig später wieder frei und emigrierte im selben Jahr mit seiner Familie nach Chile. In einer weiteren Ausstellung werden Schülerarbeiten von Zwölftklässlern der Fachoberschule Gesundheit und die Ergebnisse der Examensarbeit von Referendarin Nadine Andreßen zum Thema 'Chemie im Nationalsozialismus' vorgestellt. Es geht unter anderem um Pervitin, dem Vorläufer von Chrystal Meth, das von den Nazis millionenfach verwendet wurde, um bei Soldaten das Angstgefühl zu dämpfen und die Leistungsfähigkeit zu steigern. Wer den Erinnerungsgang am Donnerstag nicht mitmachen kann, die Stationen aber erleben möchte, für den haben Schüler der Fachoberschule Informatik schon im vergangenen Schuljahr eine Geocaching-Tour entwickelt. Sie ist abrufbar unter https://coord.info/gc6hz9t." 
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August 2017: Zur Erinnerung an Leo Trepp wurde zu Beginn der Jüdischen Kulturwoche eine Bronzebüste aufgestellt
Artikel von Oliver Schulz in der "Nordwest-Zeitung" vom 14. August 2017: "Festakt. Jüdisches Leben bereichert Stadt. Die Büste des Ehrenbürgers steht vor der Synagoge. Der Festakt eröffnete die Jüdische Kulturwoche in Oldenburg.
Oldenburg.
Leo Trepps Blick ist nach vorne gerichtet; sein Gesicht strahlt Güte und Milde aus – so, wie viele Oldenburger den 2010 verstorbenen, ehemaligen Landesrabbiner und Ehrenbürger der Stadt zu Lebzeiten kennengelernt hatten. Am Sonntagmittag wurde im Beisein der Witwe Gunda Trepp die Bronzebüste ihres Mannes bei der Synagoge in der Leo-Trepp-Straße enthüllt. Den würdigen Rahmen bilden die Feierlichkeiten anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg, das mit einer Festwoche begangen wird. 'Ich freue mich sehr, dass heute so viele Menschen gekommen sind. Es zeigt, dass die Jüdische Gemeinde eine aktive Gemeinschaft ist, die auch für neue Mitglieder bereit ist. Darauf bin ich sehr stolz', sagte Rabbinerin Alina Treiger, seit 2011 im Amt. Michael Fürst, Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, meinte: 'Dass wir hier und heute ein Jubiläum feiern, wäre vor 28 Jahren unvorstellbar gewesen. Doch die Öffnung der Grenzen brachte uns zu Beginn der neunziger Jahre viele russische und ukrainische Juden, so dass schon 1992 die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg wiederbegründet werden konnte.' Oberbürgermeister Jürgen Krogmann würdigte die jüdischen Gemeindemitglieder als bereichernd für die Stadt – und verwies auf die Vielfalt in Lebensart und Kultur hin. Er lobte ihr stetes Bemühen, Herausforderungen anzunehmen und Menschen zu integrieren. Gleichzeitig stellte er sich gegen 'unerträglichen Antisemitismus', der die Gesellschaft und die Demokratie herausfordere. Mit Leo Trepps Büste, geschaffen von der Berner Bildhauerin Renate Deterts-Ackermann, gebe man ein sichtbares Zeichen – 'spät, aber nicht zu spät', so Krogmann. Auch seine Vorgänger im Amt, Prof. Dr. Gerd Schwandner und Dieter Holzapfel sowie Heiko Wandscher als Oberstadtdirektor, drehten in den wichtigen Phasen seit 1992 mit am Rad der Geschichte.Auf dem Zeitstrahl der jüdischen Geschichte, so Jehuda Wältermann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, stellen 25 Jahre einen winzig kleinen Teil dar, 'aber wir sind sichtbar!' Über 300 Mitglieder verfügt die Gemeinde derzeit, darunter 20 Kinder und Jugendliche. Das Schönste daran sei, 'dass wir als kleiner Teil der Gemeinschaft in Oldenburg wahrgenommen werden.' Aber: 'Es war der Anfang des Weges – wir müssen den Nachfolgenden sagen, wohin der Weg führt!' Viel Zeit hatte sich Prof. Dr. Michael Daxner in seinem Vortrag genommen. Als ehemaliger Präsident der Universität und Ehrenmitglied der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg näherte er sich dem Selbstverständnis und der Motivation mit dem Zitat von Hannah Arendt, wonach Bildung die einzige Möglichkeit sei, um die Gegenwart zu verstehen. Erwähnung verdient Sara-Ruth Schumann im Zusammenhang mit der erneuten Gründung der Jüdischen Gemeinde in Oldenburg am 6. August 1992. Sie war die treibende Kraft. 18 Mitglieder mit 15 verschiedenen Pässen, darunter eine Überlebende der alten Gemeinde, hätten sich damals dafür entschieden, wieder jüdisches Leben in die Stadt zu holen, so Daxner: 'Ihnen sind wir zu Dank und Anerkennung verpflichtet.' Mit dem Festakt wurden die Feierlichkeiten offiziell eröffnet. Die Jüdische Kulturwoche endet am kommenden Sonntag. Am Montag, Dienstag und Sonntag wird es besondere Konzerte geben sowie eine spezielle Filmvorführung am Mittwoch im Kinoladen in der Wallstraße." 
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Juli 2019: Die jüdische Gemeinde erhält den Grundstein der alten Synagoge zurück  
Artikel von Till Schmidt in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 30. Juni 2019: "Oldenburg. Ein Stück jüdischer Geschichte. Die Gemeinde erhält den 1959 gefundenen Synagogen-Grundstein zurück.
In der vergangenen Woche hat die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg den Grundstein der alten Synagoge zurückerhalten. Die Synagoge in der Peterstraße war 1854 im Beisein von Großherzog Nikolaus Friedrich Peter, Regierungsvertretern und christlichen Geistlichen eingeweiht geworden. Rund 80 Jahre später wurde sie während der Pogromnacht 1938 zerstört. Beim Festakt zur Rückgabe des Grundsteins im Oldenburger Rathaus nahmen neben Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) auch die Vizepräsidentin des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Marina Jalowaja, die beiden Oldenburger Gemeindevorsitzenden Elisabeth Schlesinger und Ernst Sittig sowie Rabbinerin Alina Treiger teil.
Die Rabbiner Nathan Marcus Adler, Samson Raphael Hirsch und Leo Trepp amtierten in Oldenburg. 1959 war der Synagogen-Grundstein bei Bauarbeiten in der Peterstraße zufällig gefunden worden. Sein Inhalt – unter anderem zwei gravierte Platten, zwei Münzen und eine Zeitkapsel – wurde damals zunächst der Jüdischen Kulturvereinigung zu Oldenburg übergeben. Anschließend gelangte er in den Besitz des Braunschweiger Landesmuseums. Der leere Stein hingegen kam in das Stadtmuseum Oldenburg. Dort wurde er zwar als Teil einer Sonderausstellung zur Geschichte der Juden in Oldenburg ausgestellt, geriet jedoch weitgehend in Vergessenheit. Aktuell überprüft das Stadtmuseum seine Sammlung auf während des Nationalsozialismus geraubtes jüdisches Eigentum.
Museumsauftrag
Im Stadtmuseum bleibt der Stein allerdings auch nach der Restitution. 'Gerne geben wir den restituierten Grundstein der 1938 zerstörten Oldenburger Vorkriegssynagoge als steinernen Zeugen und als Dauerleihgabe an das Oldenburger Stadtmuseum', sagte Gemeindevorsitzende Elisabeth Schlesinger beim Festakt. 'Erinnern und Lernen: Für das jüdische Volk ist das von jeher ganz essenziell, und es deckt sich mit dem Auftrag eines Museums', so Schlesinger weiter. Das Erinnern an die Brutalität des Nationalsozialismus habe nicht an Bedeutung verloren, ganz im Gegenteil, so Schlesinger in ihrer Rede. 'Die Zeit der Weimarer Republik ist sicherlich nicht mit der heutigen Zeit zu vergleichen. Aber in mancherlei Hinsicht wecken die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland, in Europa und auch weltweit mit dem wieder aufkeimenden Nationalismus und dem Erstarken der rechtspopulistischen Bewegungen und Parteien ungute Erinnerungen und Befürchtungen, nicht nur bei jüdischen Menschen.' Die verhängnisvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts dürfe sich nicht in abgewandelter Form wiederholen, sagte Schlesinger.
Öffentlichkeit Die Gemeinde tue ihr Möglichstes, sich nach außen zu öffnen sowie Vorurteilen und Antisemitismus entgegenzuwirken, sagte die Gemeindevorsitzende und verwies auf die zahlreichen Synagogenführungen, auf öffentliche kulturelle Veranstaltungen, die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen in Oldenburg sowie auf stadtpolitische Gremienarbeit. Mit dem Gemeindezentrum in der Leo-Trepp-Straße existiert darüber hinaus ein zentral gelegener Ort, der jüdische Kultur im Oldenburger Stadtbild sichtbar macht. Über dem Portal der heutigen Synagoge befindet sich mit einem wiedergefundenen Schmuckstein ein weiterer Verweis auf die Vorkriegsgemeinde.
Die Oldenburger Gemeinde wurde 1992 neu gegründet. Die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg war 1992 neugegründet worden. Die Initiative ging vor allem von jüdischen Frauen aus, und von Anfang an nahm die geschlechterpolitisch egalitäre Ausrichtung der Gemeinde eine zentrale Bedeutung ein. Insofern ist es kein Zufall, dass mit Alina Treiger in Oldenburg eine der wenigen Rabbinerinnen in Deutschland wirkt. Beim Festakt sang sie 'Le Dor wa Dor' (Von Generation zu Generation) aus dem Gebet 'Keduscha' (Heiligung Gottes). Präsentation Elisabeth Schlesinger hofft, dass die jüdische Geschichte Oldenburgs im Stadtmuseum künftig stärker und differenzierter gewürdigt wird. Der voraussichtlich bis 2022 abgeschlossene Um- und Neubau des Museums biete hierfür eine passende Gelegenheit. Eine aktualisierte Präsentation der oldenburgisch-jüdischen Stadtgeschichte dürfe sich nicht auf die Zeit von 1933 bis 1945 beschränken, fordert sie.
So sei beispielsweise ebenfalls zu berücksichtigen, dass in Oldenburg berühmte Rabbiner-Persönlichkeiten amtierten. Nathan Marcus Adler, Samson Raphael Hirsch, der Begründer der Neo-Orthodoxie, oder Leo Trepp verfassten Werke, die bis heute in der jüdischen Welt Bedeutung haben. 'Der alte Grundstein kann zugleich ein neuer Grundstein werden – für eine zeitgemäße Präsentation jüdischer Geschichte in Oldenburg', sagte Schlesinger. Gleich am Tag des Festaktes fanden hierzu Gespräche im Oldenburger Stadtmuseum statt."
Link zum Artikel   
Vgl. Artikel in der "Oldenburger Onlinezeitung" vom 19. Juni 2019: "Grundstein der alten Synagoge zurückgegeben..."
Link zum Artikel 
Artikel von Patrick Buck in der "Nordwestzeitung" vom 20. Juni 2019: "Stadt gibt Synagogen-Grundstein an jüdische Gemeinde zurück..."  
Link zum Artikel 
 
November 2019: Gedenk-Rundgang zum Gedenken an die Reichspogromnacht 1938 in Westerstede    
Artikel von Katja Lüers in der "Nordwest-Zeitung" vom 6. November 2019: "Reichspogromnacht In Westerstede. Mit Gedenkgang Zeichen setzen.
Alle Menschen sind zu diesem Gedenkgang eingeladen: Es geht den Veranstaltern nicht nur darum, an jene Nacht des Schreckens zu erinnern, sondern ein Zeichen gegen aktuelle politische Entwicklungen zu setzen.
Westerstede.
Am 9. November 1938 erreichte die Judenverfolgung in der NS-Zeit eine neue Dimension: Die Nationalsozialisten riefen dazu auf, jüdische Geschäfte und Synagogen zu verbrennen. Schon in der Nacht darauf stehen sie in Flammen.
Gedenkgang am Samstag in Westerstede. Am Samstag, 9. November, lädt die Initiative 'Gegen das Vergessen' zum Gedenkgang ein. Beginn ist um 19 Uhr am Rathaus. Alle Menschen aus der Region sind eingeladen, an diesem rund 90-minütigen Gang teilzunehmen und ein Zeichen zu setzen. Fünf Stationen werden in der Stadt aufgesucht, darunter der jüdische Friedhof und die Stadtbibliothek. Die Schüler halten Reden zu den historischen Orten.
Gegen Judenhass und Rassismus. Aus Oldenburg erfolgt am 22. November 1938 schließlich der Erlass, alle jüdischen Kinder von öffentlichen Schulen zu verweisen – und so erging es auch den vier jüdischen Kindern der Höheren Bürgerschule Westerstede: Hermine Silberbach, Rosa Silberbach, Oskar Silberbach und Leonard Frank. Nur Hermine Silberbach überlebte die Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Gut 80 Jahre später, am Samstag, 9. November, will die Initiative 'Gegen das Vergessen' nicht nur an diese unfassbaren Gräueltaten erinnern: 'In der aktuellen politischen Lage – mit Blick auf den Terroranschlag in Halle und den Wahlausgang in Thüringen – wollen wir bewusst ein Zeichen setzen gegen Antisemitismus und Rassismus setzen', sagt Sönke Harms. Die Idee sei zudem, Menschen zum Nachdenken anzuregen. Der 16-jährige Gymnasiast begleitet schon seit 2015 die jährlichen Gedenkgänge in Westerstede – anfänglich lief er einfach nur mit, inzwischen hält der junge Mann auch kleinere Reden – am Samstag an der ersten Station des Gedenkgangs, am Rathaus. 'Alle Menschen aus der Region sind eingeladen, mit uns gemeinsam den Juden zu gedenken, die in der Reichspogromnacht von den Nationalsozialisten bedroht, verschleppt und getötet wurden', so der Schüler.
Gedenkgang: fünf Stationen. Gestartet wird um 19 Uhr am Rathaus. Von dort laufen die Teilnehmer zunächst zum jüdischen Friedhof, steuern dann die Stadtbibliothek und anschließend das Abraxas an und enden am Gymnasium Westerstede. 'An jeder Station halten Schüler kleinere Reden zu den historischen Hintergründen der Orte, rund 90 Minuten haben wir für den Gang eingeplant', erklärt Bruno Reil. Für ihn ist es der erste Gedenkgang: Der 14-Jährige gehört wie sein Mitschüler Sönke zur Schülervertretung: 'Wir haben das Thema natürlich auch im Unterricht behandelt, aber ein solcher Gedenkgang sensibilisiert noch einmal besonders.'
Treffen mit Nachfahren von Freddy Strauss. Während die Vorbereitungen für den Gedenkgang in Absprache mit dem Jugendbeirat und der Stadt Westerstede auf Hochtouren laufen, schauen die Jugendlichen besonders gespannt auf ein Treffen am Mittwoch, 6. November, im Rathaus: Dort erwartet Hilke Hinrichs als Vertreterin des Bürgermeisters den argentinischen Musiker Olec Mün. Seine jüdischen Vorfahren, zu denen neben der Familie Polak auch die Familie Strauß zählt, lebten in den 1930er Jahren in Westerstede und mussten fliehen. Mün reist heute an, um auszuloten, ob er sein Werk 'Reconciliation', zu Deutsch 'Versöhnung', in Westerstede uraufführen kann. Er will den Jugendlichen zudem eine Videobotschaft seines Großvaters Freddy Strauss vorspielen, der in Westerstede geboren wurde und später nach Argentinien flüchten musste." 
Link zum Artikel   
 

    

  
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Oldenburg  
bulletWebsite der jüdischen Gemeinde Oldenburg  
bulletWikipedia-Artikel "Jüdische Gemeinde Oldenburg"     
bulletWebsite www.qumran.org mit Seite zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Oldenburg (englisch)   
bulletSeite "Der Schweigemarsch am 10.11.2007" in der Website des Gymnasiums Eversten Oldenburg  
bulletHinweis auf die "Familiendatenbank Juden in Nordwestdeutschland"       

Literatur:  

bullet Germania Judaica II,2 S. 627-628; III.2 S. 1063.      
bulletBerne Literatur 010.jpg (66315 Byte)Werner Vahlenkamp: Oldenburg. In: Enno Meyer: Die Synagogen des Oldenburger Landes. Im Auftrage der Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit Oldenburg herausgegeben. 1988 (= Oldenburger Studien Bd. 29). S. 142-157.   
bulletHistorisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen (Hrsg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel). Bd. II Göttingen 2005 S. 1172-1196 (Abschnitt zu Oldenburg von Werner Meiners; mit zahlreichen weiteren Literaturangaben).

    
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Oldenburg (Oldenburg). After the Black Death persecutions of 1348-49, no Jews settled there for over 400 years. 
Down to the Napolonic era, only one Jewish family was permitted to live and trade in Oldenburg. The community then grew from 27 to 80 between 1807 and 1820. In 1827, a lew regulating its affairs authorized the establishment of a district rabbinate. Nathan Marcus Adler, the first incumbent (1829-30), went on to serve as a chief rabbi of the British empire. Shimshon Rafael Hirsch, Adler's successor (1830-41), laid the foundations of Neo-Orthodoxy. Heinrich Graetz (1817-91), the future Jewish historian, lived in Oldenburg in 1837-40 as a guest in Hirsch's home. Under Grand Duke Paul Friedrich August's tolerant rule, the community prospered, but the Neo-Orthodox religious direction war reversed after Hirsch was succeeded by Bernhard Wechsler (1841-74), a radical reformer who officiated at the first mixed marriage after Jewish emancipation (1849). While he was rabbi, the community built a new synagogue in 1855, installed an organ, and endeavored to enhance sovial integration. R. David Mannheim however, before assuming office in 1891, insisted on the restoration of Orthodox worship. Old Liberal families, objecting to his religious stand, left the community but without abandoning Judaism. Cattle traders from East Friesland and the Netherlands, retired couples, and immigrant Jews from Eastern Europa (Ostjuden) were absorbed by the community, which grew from  169 in 1876 to 265 in 1905 and 320 at its peak in 1925. During the Weimar Republic, most Jews continued to trade in cattle, meat, and farm produce or owned stores; Jewish professionals were rare. Antisemitism was combated by the Central Union (C.V.) and the Jewish War Veterans Association. Oldenburg war the first state in Germany to elect a Nazi administration in 1932. From April 1933, boycott measures succeeded in ruining or 'Aryanizing' local Jewish firms. By the end of 1935, 100 persons were receiving aid from the community's Winter Relief Fund. New Zionist and cultural groups were founded in 1934-36 as violence, persecution, and racial discrimination drove many Jews from the city. On Kristallnacht (9-10 November 1938), SA units burned the synagogue and school, demolished stores, and conducted mass arrests throughout the region (including Rastede and Wardenburg). Over 30 Jewish residents were transported to the Sachsenhausen concentration camp. Of the 279 Jews registered in 1933, 70 emigrated to Holland and 120 to Latin America; others left for Palestine (25), the United States and Canada (24), England (22) and South Africa (11). Those who arrived in Palestine and England were mostly children rescued by Youth Aliya and the Kindertransport. Leo Trepp, the community's last rabbi (1936-38), also reached England. Those who moved to Bremen, Hamburg, and Berlin (and some who fled to Holland) as well as the remaining Jews were finally deported to Nazi concentration camps or ghettos in 1941-42. Twenty-seven perished in Auschwitz alone. 
The postwar Jewish community numbered 150 in 1996, two-thirds from the Soviet Union."   
   
    

                   
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Stand: 18. Mai 2020