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Zur Übersicht über die Synagogen
Jever (Kreis Friesland/Niedersachsen)
Jüdische Geschichte / Betsaal / Synagoge
Bitte besuchen Sie auch die Website des
GröschlerHauses: www.groeschlerhaus.eu
(Zentrum für jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region Friesland /
Wilhelmshaven)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
Erstmals lebten möglicherweise Ende des 15. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts einige Juden in Jever. Zu einer dauerhaften Ansiedlung
kam es jedoch erst seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. 1698
stellte Fürst Carl-Wilhelm von Anhalt-Zerbst dem Meyer Levi und seiner Familie
einen ersten Schutzbrief aus, der ihm unter anderem freien Handel und
Kreditgeschäfte ermöglichte. Im Laufe des 18. Jahrhunderts nahm die
Zahl der Juden in der Stadt von 5 (um 1735) auf 17 Familien (1795) zu. Sie
lebten in der Neuen Straße, die auch "Judenstraße" genannt wurde.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: um 1800 etwa 100 jüdische Einwohner, 1814 140 (etwa 4 % der
Gesamteinwohnerschaft), 1837 175, 1850 139, 1861 151, 1880 219 (Höchstzahl),
1905 209 jüdische Einwohner.
Die jüdischen Familien waren im städtischen Leben im Laufe des 19.
Jahrhunderts immer stärker integriert. Die jüdischen Kinder besuchten die
allgemeinbildenden Schulen der Stadt (siehe unten: Ausschreibung der
Lehrerstelle 1849). In den Jahren nach der 1848er-Revolution war die Gleichstellung
im Blick auf die bürgerlichen Rechte weitgehend erreicht (siehe unten Bericht
von 1851). 1851 saßen zwei jüdische Männer in dem aus 12 Personen bestehenden
Stadtrat. Im Schützenkorps der Stadt gab es mehrere jüdische Mitglieder, zu
einem der Leutnants wurde 1851 Anton Mendelssohn gewählt. Auch in anderen
jeverschen Vereinen waren jüdische Einwohner aktive Mitglieder.
Jüdische Vereine wurden gegründet (1847 ein jüdischer Frauenverein,
1860 der "Israelitische Wohltätigkeitsverein", ein Chorverein,
später auch ein Literaturverein und eine Zionistische Ortsgruppe).
Im wirtschaftlichen Leben der Stadt spielten die jüdischen Familien eine immer
bedeutendere Rolle (u.a. seit 1843 Manufakturwarengeschäft von Caiphas Levi Löwenstein,
verschiedene Vieh- und Pferdehandlungen, Schlachtereien, aber auch ein jüdischer
Volllandwirt; über drei Generationen bis 1932 Kaufhaus "Anton
Mendelssohn", mehrere Altstoffhandlungen, Baustoff- und Kohlenhandlung,
Tabakhandel, jüdisches Hotel u.a.m.).
Die Zahl jüdischer Einwohner ging in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhundert
zurück auf 1910 188, 1925 118 und 1933 98 jüdische Einwohner. Seit der Zeit um
1900 wanderten vor allem junge Juden aus wirtschaftlichen Gründen (Strukturschwäche
des Jeverlandes, Niedergang der Viehmärkte, Wirtschaftsdepressionen der
Weimarer Republik) in die Großstädte ab, andererseits veranlasste das
antisemitische Klima einige jüdische Bürger dazu, ab 1929 Jever zu verlassen.
Die jüdische Gemeinde Jever gehörte zum Landrabbinat in Oldenburg. Mitte der
1920er-Jahre (Handbuch der jüdischen Gemeindeverwaltung 1924/25) bildeten den
Synagogenvorstand: Hermann Gröschler, Josua Weinstein und Julius Schwabe.
Damals war H. Hartog als Lehrer, Kantor und Schächter tätig. Acht Kinder
besuchten bei ihm den Religionsunterricht. Zur jüdischen Gemeinde Jever gehörten
auch in die der Umgebung lebenden jüdischen Personen (um 1930 einige wenige
Personen in Pakens, Wangerooge und Hooksiel).
Nach 1933 herrschten für die noch verbliebenen jüdischen Bewohner der
Stadt immer schwierigere Lebensverhältnisse. Durch den NS-Boykott der jüdischen
Geschäfte mussten immer mehr Inhaber schließen beziehungsweise das Geschäft
verkaufen. Jüdischen Viehhändlern war bereits seit Februar 1933 der Zugang den
den öffentlichen Viehmärkten verboten. Von den 50 jüdischen Bürgern, die
1938 in Jever lebten, konnten noch 12 ins Ausland fliehen. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.), Wohnungen jüdischer Familien wurden
überfallen und geplündert, die Bewohner teilweise misshandelt.
Von den in Jever geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Gertrud Biberfeld geb.
Weiss (1886), Agnes Cohen geb. Josephs (1872), Frieda Cohn geb. Feilmann (1881),
Hedwig Cohn (1878), Netty Cohn (1869), Martin Cremer (1874), Hendrina Dreifuss
geb. de Levie (1889), Carl Feilmann (1887), Elsa Feilmann (1890), Hugo Feilmann
(1888), Julius Feilmann (1900), Ludwig Feilmann (1894), Grete (Greta) Frank geb.
Josephs (1881), Regina Frank geb. Stein (1863), Fanny Fuld geb. Israel (1860),
Lene Ginsberg geb. de Levie (1888), Hermann Gröschler (1880), Bertha (Berta) Gröschler
(1890), Hedwig Gröschler geb. Steinfeld (1894), Julius Gröschler (1884),
Helene Grüneberg geb. Levy (1897), Ernst J. Gutentag (1881), Rudolf Gutentag
(1893), Joseph Haas (1892), Salomon Haas (1896), Hedwig Heilbronn geb. Josephs
(1875), Karoline Herbst geb. Wolf (1878), Esther Hirsch geb. Hartogsohn (1922),
Fritz Hoffmann (1900), Johanna Hoffmann geb. Lewy (1899), Moritz Hoffmann
(1893), Erna Joachimsthal geb. Josephs (1884), Louise Joachimsthal geb. Joseph
(1877), Adolf Josephs (1879), Benjamin Martin Josephs (1879), Bernhard Wolf
Josephs (1871), Elise Josephs geb. Josephs (1887), Emma Josephs (1876), Fritz Günther
Max Josephs (1910), Gustav Josephs (1881), Helmut Josephs (1908), Martha Josephs
(1874), Nanny Josephs (1875), Paula Josephs geb. Katz (1889), Siegfried Josephs
(1885), Wilhelm Josephs (1880), Mary Kaiser geb. Josephs (1881), Sophie Katz
geb. Schwabe (1892), Anna Kayser geb. Josephs (1883), Jeanette Königheim geb.
Feilmann (1899), Ida Koppel geb. Josephs (1873), Charlotte (Lotte) Lebenstein
geb. Josephs (1884), Jule de Leeuw geb. Lehmann (1875), Alma Leiser geb. Wolffs
(1904), Ella Leiser geb. Feilmann (1885), Bertha de Levie geb. Josephs (1872),
Helene de Levie geb. Josephs (1893), Johanna Levie (1912), Joseph de Levie geb.
Wolf (1906), Karl de Levie (1912), Nanny Levy geb. Emanuel (1867), Emil Löwenstein
(1884), Paula (Pauline) Löwenstein geb. Josephs (1867), Richard Löwenstein
(1880), Minna Meijer geb. Feilmann (1860), Karla Meyerhoff (1910), Frieda Pels
geb. Mindus (1892), Erika Philipps geb. de Levie (1887), Josef Polack (1867),
Else Rosendahl geb. Levy (1889), Alfred Schwabe (1889), Henni (Hanna) Schwabe
geb. Josephs (1888), Julius Schwabe (1883), Dora Sonn geb. Wolf (1882), Minna
Steinberg geb. Josephs (1879), Erich Sternberg (1904), Berlina de Taube geb.
Stein (1870), Hertha Valk geb. Hoffmann (1898), Dieter Wolf Weinberg (1933),
Marianne (Mirjam) Weinberg geb. Josephs (1865), Anna Weinstein geb. Neufeld
(1881), Hugo Weinstein (1875), Berta Wolf geb. Schwabe (1885).
Nach 1945 kamen nur wenige jüdische Einwohner zurück, insbesondere
Erich Levy (1891-1967) und Fritz Levy (1901-1982).
1950/51 befand sich auf
einem nahe gelegenen Flughafengelände (ehemaliger Fliegerhorst Upjever) ein
Lager für jüdische "Displaced Persons",
in dem etwa 1000 jüdische Überlebende unter anderem aus dem Konzentrationslagers Bergen-Belsen
untergebracht waren. Im Juli 1950 wurden 1000 Bewohner im Lager gezählt, im
November 1950 600, im Februar 1951 800 und im Juni 1951 600. Lagervorsteher war
Josef Rosenblatt Im August 1951 wurde das Lager geschlossen. Die meisten der
Lagerbewohner sind nach Israel oder in andere Länder
ausgewandert. Im Lager war auch eine Synagoge eingerichtet sowie eine
Berufsschule, eine koschere Küche und andere Einrichtungen.
Informationen siehe
https://www.after-the-shoah.org/upjever-juedisches-dp-lager-jewish-dp-camp/
Literatur siehe unten von Holger Frerichs. Berichte zur Aufstellung eines
Gedenksteines siehe bei "Erinnerungsarbeit vor Ort"
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1844 /
1849 / 1865 / 1873
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Februar 1844:
"Anzeige. Bei der israelitischen Gemeinde in Jever - Herzogtum
Oldenburg - wird zu Ostern 1844 die Stelle eines Lehrers und Kantors
erledigt. Die Schächterfunktion ist nicht damit verbunden. Fixes Gehalt
circa 90 Taler Preuß. Crt. nebst Logis, Kost - keine fliegende - und
sonstigen Emolumenten. Auch ist Gelegenheit zu weiteren Verdiensten und
zur Fortbildung gegeben. Die Anstellung hängt von dem Erfolge einer
vorangehenden Prüfung ab. Bei erprobter Tüchtigkeit kann der Lehrer auf
ein längeres Engagement rechnen und darf ihm ohne höhere Genehmigung
nicht gekündigt werden.
Ferner sind noch einige kleinere Stellen mit einem Gehalte von 50-60 Taler
nebst freier Station zu besetzen. Portofreie Anmeldungen an mich. B.
Wechsler, Landrabbiner in Oldenburg." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Januar 1849:
"Die jüdische Gemeinde zu Jever im Großherzogtum Oldenburg
beabsichtigt, zu Ostern dieses Jahres einen Rabbinatskandidaten als
Prediger anzustellen, welcher gleichzeitig die Kantorstelle und den
Religionsunterricht zu erteilen, zu übernehmen hat. (Die Kinder besuchen
die Ortsschulen.) An fixem Gehalt werden 225 Thaler Preuß. Krt.
jährlich bewilligt.
Wissenschaftlich gebildete Kandidaten, welche vollständige
Gymnasialstudien, ein triennium academicum absolviert haben und mit
einem Zertifikat bewährter Rabbinen versehen sind, haben sich in
portofreier Einsendung ihrer Zeugnisse zu wenden an den
vorstand.
D.W. Josephs. M.H. Feilmann jun. Jever, 8. Januar
1849." |
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Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 20. August 1849:
"Die Stelle eines Lehrers und Kantors bei der israelitischen Gemeinde
in Jever - Großherzogtum Oldenburg - ist sofort oder im Herbste zu
vergeben. Der Schächterdienst wird nicht damit verbunden. Gehalt: 200
Thaler Kurant nebst freier Wohnung und Beheizung. Gute Zeugnisse über
tüchtige Seminarbildung, über sittliches und religiöses Betragen sowie
einige musikalische Kenntnis zur Leitung eines Chors sind Bedingungen der
Anstellung. Gelegenheit zur Weiterbildung und zu Nebenverdiensten ist
gegeben und auch die Aussicht zur Fixierung der Stelle nach einem
angemessenen Provisorium.
Auf portofreie Anmeldungen erteilt weitere Auskunft
Landrabbiner Wechsler in Oldenburg." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. Mai 1865:
"Die israelitische Gemeinde Jever (Großherzogtum Oldenburg) sucht
zum 1. November dieses Jahres einen Kantor und Religionslehrer. Gehalt 225
Thaler nebst üblichen Nebeneinkünften. Meldungen werden franco erbeten
an den Unterzeichneten Vorstand.
Jever, den 18. Mai 1865. C. Löwenstein." |
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Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. Mai 1873: "Die hiesige Kantor- und
Religionslehrerstelle ist zum 1. August dieses Jahres zu besetzen.
Bewerber müssen im Stande sein, religiöse Vorträge abhalten und den
Schächterdienst versehen zu können. Gehalt 400 Thaler Fixum.
Qualifizierte Bewerber wollen sich beim Unterzeichneten unter
Franco-Einsendung ihrer Zeugnisse melden.
Jever (Großherzogtum Oldenburg), im Mai 1873. Der
Synagogen-Vorstand. M. S. Herz." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. September 1873:
"Die Stelle eines Kantors, Lehrers und Schächters bei hiesiger
Synagogengemeinde ist noch vakant und soll baldmöglichst besetzt werden.
Jährlicher Gehalt außer Emolumenten 199 Thlr. Com. Bewerber, mit
den erforderlichen Qualifikationszeugnissen verstehen, welche im Stande
sind, deutsche Vorträge zu halten, wollen sich unter portofreier
Einreichung ihrer Zeugnisse baldigst bei dem Unterzeichneten melden.
Jever (Großherzogtum Oldenburg), den 17. August 1873. Leffmann
Samuels." |
Zum Tod von Julius Rosenthal (vor 1846 Lehrer in Jever)
Anmerkung: Julius Rosenthal hat sich vermutlich auf die obige
Ausschreibung von 1844 erfolgreich beworden und blieb bis 1846.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Mai 1896:
"Hildburghausen, 10. Mai (1896). Die hiesige israelitische
Gemeinde und die gesamte Lehrerschaft des Herzogtums Meiningen hat einen
schweren Verlust erlitten; am 2. Mai dieses Jahres beschloss ein sanfter
Tod das Leben des verdienstvollen Seminar- und Gemeindelehrers Julius
Rosenthal hier. Über dessen goldenes Dienstjubiläum im Sommer 1892 und
die zahlreichen Ehrungen des Jubilars aus dieser Veranlassung hatten Sie
vor vier Jahren berichtet. Das Leichenbegängnis, das am 5. dieses Monats
stattfand, bewies aufs Neue, in welch hohem Ansehen der entschlafene
Schulmann gestanden. Denn nicht nur die ganze Gemeinde und die sämtlichen
israelitischen Lehrer des Herzogtums schlossen sich der trauernden Familie
des Verewigten an, sondern auch das gesamte Seminarkollegium und die
meisten Lehrer der höheren Schulen, sowie fast alle christlichen Kollegen
der an vierzig Mitglieder zählenden Bezirkskonferenz und viele
christliche Bürger sah man im Trauergefolge. Der jüngste Lehrer trug auf
einem Ordenskissen die goldene Verdienstmedaille nach, womit seinerzeit
der Jubilar durch den Herzog ausgezeichnet worden war. Am Grabe sprachen
der herzogliche Landrabbiner von Meiningen
und Lehrer Holländer aus Berkach.
Julius Rosenthal, geboren am 27. Dezember 1823 zu
Gleicherwiesen,
erhielt seine Ausbildung auf dem hiesigen Seminar, dann amtierte er an der
Samsonschule in Wolfenbüttel und später in Jever. 1846 folgte
Rosenthal einem Ruf seiner Schulbehörde und verwaltete von da ab in der
engeren Heimat die Schulstellen in Bibra
und Walldorf, bis er endlich im
Jahre 1872 in seine hiesige Stelle einrückte. Mit klarem Verstand und
seltener Auffassungsgabe begnadet, eignete sich Rosenthal eine bedeutende
wissenschaftliche Bildung an. Er erzielte nicht nur durch sein
Lehrgeschick große Erfolge, sondern erwarb sich auch um die innere und
äußere Hebung des Lehrerstandes im Herzogtum große Verdienste, die
neidlos anerkannt wurden. Rosenthal war auch über zehn Jahre Mitglied des
Vorstandes vom Landeslehrerverein und leitete sogar einige
Hauptversammlungen desselben. Durch diese idealen Bestrebungen sowohl, als
auch durch seinen reinen tadellosen Charakter hat der Verblichene Kiddusch
haschem (Heiligung des Gottesnamens) geübt wie selten Einer, wie er
überhaupt in fortschrittlichem Sinne ein begeisterter Jude gewesen. Darum
wird gewiss sein Andenken zum Segen bleiben." |
Lehrer S. Nathan hat eine Agentur (zur Förderung der
israelitischen Literatur?) übernommen (1873)
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. März 1873:
"Herr Lehrer S. Nathan in Jever hat eine Agentur übernommen.
Das Institut zur Förderung der israelitischen
Literatur". |
Aus dem
jüdischen Gemeindeleben
Gutes Miteinander zwischen Christen und
Juden in Jever und im Großherzogtum Oldenburg Mitte des 19.
Jahrhunderts
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Juli
1851: "Jever im Großherzogtum Oldenburg, 6. Juli (1851). Im Jahre
1849 wurde in einem Zeitungsartikel in diesen Blättern, datiert Oldenburg
den 8. Februar geschrieben, dass die oldenburgische Verfassung und
oldenburgischen Juden das bringt, was uns durch die Grundrechte, deren
Publikation hier stattgefunden, gesichert ist. Darin wurde auch
hervorgehoben, dass diese Verfassung nur hinsichtlich des Schulwesens
etwas Näheres bestimmt, dass nämlich in der künftigen Oberschulbehörde
alle Konfessionen vertreten sein sollen. Man begann, nach jenem
Zeitungsartikel, damals schon im hiesigen Lande, besonders in der
Residenz, mit der Reorganisation des Schulwesens. - Zwei und ein halbes
Jahr sind seitdem beinahe verflossen, die Reorganisation des Schulwesens
lässt noch immer auf sich warten. Es ist dies wohl allein nur dem sehr
häufigen Vertagen und Auflösen des Landtags zuzuschreiben; sowie
überhaupt, dass die uns in unserer Verfassung zugesicherten Gesetze sehr
langsam zur Ausführung kommen. Doch in keiner anderen Beziehung können
wir Juden Oldenburgs uns beklagen, es findet von Seiten unserer
christlichen Mitbürger durchaus keine Zurücksetzung statt. So geschah
es, dass am 20. vorigen Monats in der in hiesiger Stadt stattgefundenen
Stadtratwahl abermals ein Jude, Leffmann Samuels, mit überwiegender
Majorität in den Stadtrat gewählt wurde. Es ist dies der zweite Fall,
der im Oldenburgischen vorgekommen, und beide Fälle in hiesiger Stadt.
Sehr leicht ist die Toleranz der hiesigen Bürger daran zu erkennen, dass
in dem Stadtrat, welcher aus 12 Personen besteht, zwei Juden sitzen; denn
nach der letzten Volkszählung des Jahres 1850 enthält die Stadt Jever
3.775 Seelen, darunter 139 Juden, also auf 27 Seelen etwa ein Jude. - Auch
besteht in hiesiger Stadt ein Schützenkorps, worunter einige Juden sind.
Am 1. Pfingstfeiertag jeden Jahres macht dies Schützenkorps einen Ausmarsch
aus der Stadt, wo dann die Wahl der in dem letzten Jahre entstandenen
Vakanzen der höheren Chargen vorgenommen wird. In diesem Jahre hatte das
Korps unter anderem zwei Leutnants zu wählen und erhielt ein Jude, A.
Mendelssohn, als solcher die mehrsten Stimmen. Der jetzige
Schützenkönig, welcher in diesem Jahre beim Schießen nach der
Königsscheibe den besten Schuss getan, ist auch Jude.
Die Leser dieses allgemein geschätzten Blattes werden hieraus schließen
können, dass wir Juden im Großherzogtum völlig emanzipiert sind. Der
Jude lebt hier frei und ungeniert, ob religiös oder nicht, darum kümmert
sich Keiner; die Kirche ist, im hiesigen Lande, vom Staate getrennt. J.H." |
Anschaffung einer neuen Torarolle
(1862)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Mai 1862:
"Die israelitische Gemeinde zu Jever, Großherzogtum Oldenburg,
beabsichtigt eine neue Sefer Tora (Torarolle) anzuschaffen. Geeignete
Soferim (Toraschreiber), welche eine solche zu liefern Willens sind,
wollen unter genauester Preisangabe dem Unterzeichneten Proben von
Pergament mit Schrift bis zum 1. Juni dieses Jahres portofrei einsenden.
Jever, 18. April 1862.
Leffmann Samuels, Mitglied des
Synagogen-Gemeinderats." |
Gottesdienstliche Feier zur Ehrung des ausscheidenden
Synagogen-Gemeinderates und zur Einführung der neuen Vorstandsmitglieder
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1923: "Jever
in Oldenburg, 10. Mai (1923). Am 29. April fand hier eine
gottesdienstliche Feier zur Ehrung des ausscheidenden
Synagogen-Gemeinderates und zur Einführung der neuen Vorstandsmitglieder
statt. Als Vertreter der Gemeinde Wilhelmshaven
- Rüstringen nahm Herr Jakobs, Rüstringen, für die Gemeinde Varel
Herr G. Schwabe an der Feier teil. Eingeleitet durch Gesänge des
Synagogenchores unter Leitung des Herrn Lehrers H. Hartog folgte Festpredigt
des Herrn Landrabbiners Dr. de Haas, Oldenburg, die darin gipfelte, dass
den ausscheidenden Gemeinderäten, Herrn J.D. Josephs, Andust Schwabe und
Simon Gröschler der Chower-Titel als besondere Ehrung verliehen wurde. Im
Namen des neuen Synagogengemeinderates hielt Herr Hermann Gröschler eine
Ansprache, in der er dem ausscheidenden Rat den danke der Gemeinde für
ein langes, segensreiches Wirken ausdrückte. Herr J.D. Josephs legte nach
44-jähriger Amtstätigkeit die Leitung der Gemeinde mit den besten
Wünschen für die Zukunft in die Hände seiner Nachfolger. Darauf sprach
Herr Hartog seinen Wunsch für die Gemeinde aus, dass sie sich in Frieden
und zum Segen weiter entwickle und stets warmes jüdisches Leben in ihr pulsieren
möge. Weitere Chorgesänge beschlossen die ergehende und würdige
Feier." |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
25-jähriges Amtsjubiläum des Gemeinvorstehers J. D.
Josephs (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 9. Mai 1904: "Jever (Oldenburg). Am 3. Mai
feierte die hiesige aus 50 Familien bestehende jüdische Gemeinde das
25-jährige Jubiläum ihres ersten Vorstehers J. D. Josephs. Der
Jubilar, einer der angesehensten Juden des Herzogtums, der auch schon2 3
Jahre ununterbrochen dem Stadtrate angehört, hat mit seltener Aufopferung
und Liebe im Sinne des gesetzestreuen Judentums gewirkt, und ihm zu Ehren
hatte der jüdische Landesgemeinderat, dessen Mitglied der Jubilar auch
seit 25 Jahren ist, beschlossen, gemeinsam an der Feier teilzunehmen.
Unter dem Vorsitze des Herrn Landrabbiner Dr. Mannheimer aus Oldenburg,
fand am Vormittage die offizielle Sitzung statt, an die sich ein
Festgottesdienst in der Synagoge anschloss. Der Herr Landrabbiner hielt
eine hervorragend schöne Festrede, und Herr Lehrer Löwenstein
überreichte in warm empfundenen Worten das Geschenk der Gemeinde,
bestehend in einer silbernen Chanukoh-Menorah. Der vierstimmige
Männerchor sang Psalm 92 und erregte die Bewunderung der zahlreichen
Gäste aus Nah und Fern durch seine wohlgeschulten
Leistungen.
Dem Gottesdienste schloss sich ein Festessen an, das der Landesgemeinderat
dem Jubilar zu Ehren veranstaltete, und am Abend folgte ein Kommers, bei
welchem die speziell zu diesem Feste gedichtete Aufführungen des Herrn
A. Schwabe, allgemeinen Beifall fanden. Die lebendigen Bilder von 'Joh.
Gutenberg' und 'Der Genius Israels', ein poetisches Werk von Dr.
Mannheimer, entlockten tosende Beifallsstürme.
Die Feier machte auf alle Teilnehmer einen bleibenden Eindruck, und mit
der Freude begleitet uns der Wunsch, dass es dem Jubilar vergönnt sein
möge, noch viele Jahre zum Segen seiner Gemeinde und des Judentums zu
wirken." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige
des Manufakturwarengeschäftes Wolf D. Josephs (1860)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 7. Februar 1860:
"Jever (Großherzogtum Oldenburg). Für mein
Manufakturwaren-Geschäft suche ich auf nächsten Mai einen Lehrling.
Briefe franko.
Wolf D. Josephs." |
Anzeige
des Manufakturwarengeschäftes Bernhard Cohn (1876)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Januar 1876:
"Ein
junges Mädchen,
welches den Haushalt erlernen will und gleichzeitig mit im Manufakturwarengeschäft
tätig sein kann, findet zum März unter günstigen Bedingungen eine
Stelle bei
Bernhard Cohn in Jever." |
Verlobungsanzeige von Betti de Taube und Dr. med. Hugo
Tannenbaum (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 26. Juni 1924:
"Betti de Taube - Dr. med. Hugo Tannenbaum.
Verlobte.
Jever (Oldenburg) - Bad
Langenschwalbach (Taunus) Juni 1924." |
Weitere Dokumente
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
Postkarte
an Erich Levy (1922) |
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Die Karte
wurde am 14. Februar 1922 von Hildesheim an die "Zucht Vieh
Handlung" von Erich Levy in Jever geschickt. Der Absender fragt nach
prima jungen Kühen, der Preis spielt eine untergeordnete Rolle
("Preis geniert nicht"). Der 1891 geborene Viehhändler Erich
Levy wohnte in der Blumenstraße in Jever. Er war mit einer Christin
verheiratet. Im Krieg war er zur Zwangsarbeit eingesetzt (Berlin). 1946
kam er nach Jever zurück. Er wurde von der Militärregierung als
Vertrauensmann für alle jüdischen Angelegenheiten im Kreis Friedland
eingesetzt. Er starb 1967. Das Mahnmal auf den Friedhof für die
jüdischen Opfer und das Denkmal für die Synagoge gehen auf ihn
zurück.
Zu Erich Levy vergleiche Artikel in der Nordwest-Zeitung, zugänglich
über http://www.nwzonline.de/person/levy,erich
|
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein in New York für Carl
A. Löwenstein aus Jever (1848-1883)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
|
Grabstein
für
"Carl A. Loewenstein.
The beloved husband of
Ida Loewenstein
Born in Jever Germany
March 25th 1848
Died in New York
July 7th 1883". |
Kritische Beiträge zum Jeverner
Ehrenbürger Dr. Theodor Hillmer (1881-1963)
Anmerkung: Als Oberfinanzpräsident Thüringen/Mitteldeutschland war er in der
NS-Zeit verantwortlich für die Ausplünderung jüdischer Bürger
Beitrag
von Holger Frerichs: Dr. Theodor Hillmers Karriere im "Dritten
Reich". Ehrenbürger. Als Oberfinanzpräsident Thüringen/Mitteldeutschland
verantwortlich für Ausplünderung jüdischer Bürger. Erschien im "Jeverschen
Wochenblatt" vom 26. April 2018.
(zum Lesen bitte Textabbildung links anklicken).
Artikel von Holger Frerichs: Juden finanziell das Wasser abgegraben.
Schwarzer Fleck auf der Weste des Ehrenbürgers Dr. Theodor Hillmer. In der "Wilhelmshavener Zeitung" - Heimat am Meer - vom 23. Juni 2018. S. 51-52.
Eingestellt als pdf-Datei:
Seite 51 -
Seite 52. |
Zur Geschichte des Betsaales /der Synagoge
Die in Jever im Laufe des 18. Jahrhunderts zugezogenen jüdischen Familien
bemühten sich lange (seit 1725) darum, einen Betsaal zum Abhalten von Gottesdiensten
einrichten zu können. 1734 wurde "in des Juden Levi Meyers Behausung"
ein unerlaubter Betsaal "auf dem Haußboden" entdeckt, was zu einer
polizeilichen Untersuchung führte. 1779 konnte ein erster Betsaal in einer umgebauten
Scheune eingerichtet
werden. Um 1800 konnte die Judenschaft ein Grundstück an der Großen
Wasserpfortstraße erwerben, um auf ihm eine Synagoge zu bauen. Sie wurde im
Januar 1802 eingeweiht. Der Bau war auf Grund eines Darlehens von 1.000
Reichstaler möglich gewesen, den die jüdische Gemeinde in den folgenden
Jahrzehnten zeitweise nur mit größter Mühe zurückzahlen konnte.
Die 1802 eingeweihte Synagoge erwies sich im Laufe der Jahrzehnte für die
wachsende Gemeinde zu klein, sodass um 1879/80 ein Neubau an derselben Stelle
erbaut wurde. Dieser Neubau geschah unter großer öffentlicher Anteilnahme: Der
Bürgermeister legte den Grundstein; der Großherzog gab einen finanziellen
Zuschuss; der Kultusminister kam zur Einweihung am 25. November 1880;
einige hundert christliche Einwohner nahmen an der Einweihung, der anschließenden
Festtafel und dem abendlichen Ball teil. Bei der neuen Synagoge in Jever
handelte es sich um einen von der Großen Wasserpfortstraße etwas zurückgesetzten
Bau, der etwa 35 Meter hoch war. Das Dach wurde von einer maurischen Kuppel gekrönt.
Es war Platz für 300 Personen vorhanden. An die Synagoge angebaut war ein
Unterrichtsraum. 1910 wurde von der jüdischen Gemeinde ein angrenzendes Haus für
Unterrichts- und Gemeindezwecke hinzugekauft.
Einweihung der Synagoge (1880)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21.12.1880:
"Jever, im November. Am 25. vorigen Monats feierte die hiesige israelitische
Gemeinde das Fest der Einweihung ihrer neuerbauten Synagoge. Was in dieser, für
die Bekenner des Judentums so schweren Zeit diesen Akt uns besonders erhebend
macht und zugleich freudig Berührendes für die Glaubensgenossen in Deutschland
enthält, ist teils die rege Beteiligung unserer christlichen Mitbürger, teils
die Teilnahme der Orts- und Staatsbehörden der Stadt und des Kreises,
insbesondere aber die hierbei gezeigte hohe Gnade unseres geliebten Landesherrn,
Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Oldenburg. Infolge ergangener
Einladung erschien am Tage der Einweihung der Kultusminister als Vertreter
Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs, der sich vorher durch folgendes
Schreiben wegen seiner Nichtbeteiligung hatte entschuldigen lassen:
Oldenburg, den 22. November 1880.
Auf Ihr an Seine Königliche Hoheit den Großherzog gerichtetes Schreiben vom
13./16. dieses Monats betreffend Einladung seiner Königlichen Hoheit zu der am
25. dieses Monats stattfindenden Einweihung der neuerbauten Synagoge in Jever,
habe im Höchsten Auftrage ich ergebenst zu erwidern:
Seine Königliche Hoheit lassen dem Herrn Landrabbiner und dem
Synagogengemeinderat für die Einladung Höchst Ihren Dank sagen. Sein
Königliche Hoheit sehen Sich zu Ihrem Bedauern an einer persönlichen
Anwesenheit bei der Feier gehindert und haben deshalb mich zu beauftragen
geruht, Höchst Sie bei derselben zu vertreten und der Gemeinde die lebhafte
Teilnahme Seiner Königlichen Hoheit an der Vollendung des neuen Gotteshauses
auszudrücken.
Ganz ergebenst (gez.) Tappenbeck Minister
An den Herrn Landrabbiner Dr. Glück hierselbst und den Synagogengemeinderat in
Jever.
Über die Feier selbst berichten die Jeverländischen Nachrichten: Auf die
Feier der Einweihung der neuen Synagoge unserer israelitischen Gemeinde am
Donnerstag wird gewiss jeder Teilnehmer mit Befriedigung zurückblicken.
Angesichts der in einem großen Teile unseres deutschen Vaterlandes herrschenden
Krankheit der "Judenhetze" war es sehr erfreulich, dass Seine
Königliche Hoheit unser Großherzog durch Entsendung seines Kultusministers
seine Teilnahme an seinen israelitischen Untertanen offenen Ausdruck gab. Aber
auch die hiesige christliche Bevölkerung, speziell auch die gebildeten Stände,
haben durch ihre Teilnahme an der religiösen Feier (eine beträchtliche Anzahl
hat auch am Festessen Teil genommen) bewiesen, dass sie auch für ihre
jüdischen Gemeindegenossen ein Herz haben und weit davon entfernt sind sich von
jener Seuche anstecken zu lassen, die dem deutschen Volke wahrlich nicht zur
Ehre gereicht. - Der Weihegottesdienst war ein sehr erhebender auch für die christlichen
Zuhörer. Der Gesang wurde unter Begleitung der Stadt-Kapelle recht gut
ausgeführt. Der Landrabbiner, Dr. Glück, sprach über die Bedeutung und die
Segnungen des Gotteshauses; seine Predigt war in edler Form gehalten und machte
mit ihren schönen Gedanken den erbauendsten Eindruck." |
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Ergänzender
Bericht in der Allgemeinen Zeitung des Judentums vom 21.3.1882:
Jever (Oldenburg), im März. Vielen Lesern Ihres geschätzten Blattes wird
noch ein Bericht über die am 25. November 1880 stattgefundene Einweihungsfeier
der neuerbauten Synagoge erinnerlich sein. Damals, in der Blütezeit der
Antisemitenliga und der Judenhetze, glaubte ich als ein schönes Bild der
Humanität und des Wohlwollens gegen die Bekenner des Judentums, es besonders
hervorheben zu müssen, dass Seine Königliche Hoheit, der Großherzig, Seinen
Kultusminister als Seiner Königlichen Hoheit persönlichen Vertreter zur
Einweihungsfeier hierher gesandt haben. Jetzt hat sich dieses Wohlwollen
praktisch bewährt. Zu den nicht unerheblichen Baukosten hat nun der kürzlich
geschlossene oldenburgische Landtag auf Vorschlag des Ministeriums einen
Zuschuss von 3.000 Mark bewilligt und ist das Geld dem Rechnungsführer der
Synagogen-Gemeindekasse bereits ausgezahlt. Das Schreiben des Großherzoglichen
Staatsministeriums an den Landesrabbiner Dr. Glück in Oldenburg zur gefälligen
Nachricht an den hiesigen Synagogen-Gemeinderat lasse ich hier folgen:
Im Anschlusse an die Verfügung vom 22. August vorigen Jahres, betreffend
Gesuch des Synagogengemeinderates zu Jever um Bewilligung eines Staatszuschusses
zum Neubau einer Synagoge, hat das Staatsministerium dem Herrn Landrabbiner mit
Mitteilung zu machen, dass der beantragte Zuschuss von 3.000 Mark vom Landtage
bewilligt worden ist und die Auszahlung dieser Summe verfügt werden wird,
sobald dem Staatsministerium die zur Empfangnahme derselben legitimierte Person
bezeichnet sein wird.
Oldenburg 1882, Januar 31. Staatsministerium. Departement der Kirchen und
Schulen. (gez.) Tappenbeck. |
Zu Anschlägen auf die Synagoge kam es bereits gegen
Ende des 19. Jahrhunderts. So wurde um 1890 unter anderem von einem
Theologiestudierenden die die Synagoge umgebende Mauer gewaltsam eingerissen.
Einige Jahre später bekannte sich der Täter zu seiner
Schuld:
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. November
1895: "Jever, 17. November (1895). Vor einigen Jahren wurde
nächtlicherweise in unserem Städtchen eine, die Synagoge umgebende Mauer
fast in ihrer ganzen Länge gewlatsam eingerissen. Man schrieb die Tat auf
das Konto 'jugendlicher Flegeleien'. Trotz aller polizeilichen
Nachforschungen war es nicht möglich, die Täter zu ermitteln, ebenso
erwies sich das Aussetzen einer Geldprämie als erfolglos. Was die
Klugheit der Polizei nicht zustande brachte oder gar der Zufall, das
erzielte 'ein gefoltertes und schwer belastetes Gewissen'. Jetzt, nachdem
die Tat schön längst der Vergessenheit anheimgefallen war, traf bei dem
hiesigen jüdischen Lehrer ein Brief ein, in welchem sich ein junger
Geistlicher anklagt, die Tat als Student einst verübt zu haben. Auch
seine Mitschuldigen gibt der Geistliche an, wovon einer bereits verstorben
sei und der andere in Südamerika lebe, und bittet schließlich um
Verzeihung. Wenn die Reue auch etwas spät sich eingestellt hat, so ist
doch der Mannesmut, mit welchem der Pfarrer sein einstiges Unrecht wieder
gutzumachen sucht, anzuerkennen. Die erbetene Verzeihung ist ihm denn auch
geworden." |
In der NS-Zeit wurden bereits vor 1938 mehrmals die Fenster der Synagoge
eingeworfen. Gottesdienste konnten zeitweise nicht mehr gefeiert werden, da zur
Reparatur der Fenster kein Geld vorhanden war. Beim Novemberpogrom 1938 wurde
die Synagoge durch Brandstiftung der NSDAP völlig zerstört. 1939 kaufte ein Bauunternehmer die ehemalige Synagoge, ließ jedoch bis auf
weiteres den Platz mit der Ruine unverändert. Die Stadt Jever errichtete
daraufhin einen Bretterzaun mit einem "neutralen Farbanstrich", um die
Einwohner und Besucher Jevers nicht in ihrem "ästhetischen Empfinden"
zu verletzen. Noch 1939 wurde die Synagogenruine abgebrochen. Auf dem
Grundstück wurde nach 1950 ein Geschäftshaus erstellt.
Abbildungen und Fotos
(Quelle: sw-Bilder bei Hartmut Peters s.Lit.; Farbfotos
von Hahn, aufgenommen Juli 1987)
Die Neue Synagoge
(1879/80 erbaut) |
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Blick auf die Synagoge an der
Großen Wasserpfortstraße um 1880
(Bleistiftzeichnung von 1884) |
Die Synagoge in Jever auf
einem Schmuckblatt
"Mein Jeverland" (1887) |
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Die Ruine der in der Pogromnacht
niedergebrannten Synagoge |
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In der
ausgebrannten Synagoge |
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Am Synagogenstandort in
den 1980er-Jahren |
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Synagogenstandort 1987 |
Gedenktafel für die ehemalige
Synagoge (1978 angebracht) |
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Der
Synagogenstandort 2015
mit dem Gröschlerhaus
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 12.8.2015) |
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Blick
auf den Synagogenstandort mit dem Gröschler-Haus und der Gedenktafel von
1978 |
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Das
Gröschler-Haus (Zentrum für jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der
Region Friesland / Wilhelmshaven),
einer Abbildung der jeverschen Synagoge und einer Hinweistafel |
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
Januar bis März
2009: Ausstellung
"Nirgendwo und überall zuhause" im Schloss Jever vom 28. Januar
- 29. März 2009 |
Artikel vom 29. Januar 2009 im "Jeverschen Wochenblatt" (Artikel):
Opfer des Grauens geben Geschichte ein Gesicht
Ausstellung 'Nirgendwo und überall zu Haus' im Schloss zeigt ausdrucksstarke Porträts von Holocaust-Überlebenden
JEVER/NA – Ein überwältigendes Publikumsecho fand am Dienstagabend die Eröffnung der Ausstellung
'Nirgendwo und überall zu Hause' im jeverschen Schloss, in der 22 der insgesamt 24 Porträts gezeigt werden, die Monika Zucht von Holocaust-Überlebenden gemacht hat. Jeweils ein großes und zwei kleine Schwarzweiß-Bilder sowie ein Auszug aus den Interviews von Dr. Martin
Doerry, stellvertretender Chefredakteur des Spiegel, mit Holocaust-Überlebenden werden gezeigt (wir berichteten). Diese Wanderausstellung auf Grundlage des Doerry-Buches unter gleichem Titel (264 Seiten, div. Abb., Großformat; DVA, 39,90 Euro oder als Taschenbuch 272 Seiten, div. Abb.; Goldmann; 12 Euro) wurde bereits in etlichen
großen Städten präsentiert. Wenn sie nun bis zum 29. März auch im jeverschen Schloss zu sehen ist, so verdanke die Marienstadt dies ganz maßgeblich der Fotografin Monika Zucht und der ebenfalls in Jever aufgewachsenen Journalistin Mareike Spiess-Hohnholz, die beide über Jahrzehnte erfolgreich für das Magazin Spiegel gearbeitet haben, wie Frieslands Landrat Sven Ambrosy in seiner bewegenden Ansprache hervorhob.
'Und wir danken Ihnen, Herr Dr. Doerry, dass Sie durch Ihre intensiven Gespräche mit Überlebenden des Holocaust diese Veranstaltung möglich gemacht und uns allen mit dieser Ausstellung ein beeindruckendes geschichtliches Vermächtnis verschafft
haben.' Ambrosy würdigte aber auch die verdienstvollen Aufarbeitungen der Geschichte der Juden von Jever durch Hartmut Peters, Dr. Werner Meiners und Schülern des Mariengymnasiums, die damit auch daran erinnerten, dass die jüdische Gemeinde der Marienstadt zeitweise die größte im Oldenburger Land gewesen sei und dass zahlreiche jüdische Mitbürger bis zu ihrer Verfolgung durch die Nazis in Handel, Wirtschaft und Politik hohes Ansehen genossen und das gesellschaftliche Leben mitgeprägt hätten. Bevor der Landrat dann abschließend darauf verwies, dass der Besuch der Ausstellung für die Schulklassen der Region quasi zu einer Pflichtveranstaltung gemacht werden sollte, dankte er ganz herzlich dem besonderen Gast der Eröffnung, der auf Einladung des Landkreises eigens aus Tel Aviv in Israel angereisten Renate Bechar. Sie, die die Judenverfolgung als Kind erst in Berlin und dann im Lager Theresienstadt durchlitt, gebe dem Publikum die einzigartige Gelegenheit, Zeitgeschichte aus dem Munde einer Betroffenen zu vernehmen und der Geschichte ein Gesicht zu geben. Den besonderen Grund ihres Dabeiseins betonte dann auch Pastor i.R. Volker Landig von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Oldenburg, der den Kontakt geknüpft hatte. Wie in Doerrys Buch gelte es, gegen das Vergessen mit den Überlebenden zu sprechen, und so werde das Gespräch zwischen dem Buchautor und stellvertretenden Chefredakteur des Spiegel und Renate Bechar gewissermaßen das 25. Interview zu
'Nirgendwo und überall zu Hause'. Zu sehen ist die Ausstellung in Jever bis zum 29. März zu den Öffnungszeiten des Schlossmuseums (dienstags bis Sonntags, 10-18 Uhr). |
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Lesung von Dr. Birthe
Kreibohm im Café Maria |
Artikel in der
"Wilhelmshavener Zeitung" vom 4. Februar 2009 (Artikel):
"Ereignisse fassbar aufbereitet -
Jever/JU - Sicher trug die unmittelbare Nähe des 'Tatorts' dazu bei, dass Dr. Birthe Kreibohms Lesung über den Brand der Synagoge in Jever auf besonderes Interesse stieß.
Durch die Fenster des Speisecafés 'Maria' blickten die zahlreichen Zuhörer auf den ehemaligen Standort der jeverschen Synagoge in der Großen Wasserpfortstraße. Der Bau zählte einst zu den größten jüdischen Gotteshäusern im Oldenburger Land.
Parallel zur Ausstellung über Überlebende des Holocaust im Schloss zu Jever, reihte sich die 45-jährige Studienrätin aus Nienburg in die winterliche Lesereihe im
'Maria' ein. Ihr im 'Aussaat'-Verlag erschienenes Buch 'Die Synagoge brennt – Ediths
Erinnerung' hatte die studierte Theologin, Germanistin und ehemalige Lehrerin für Religion und Deutsch am Mariengymnasium zusammen mit Ehemann, Dipl.-Ing. Dirk Kreibohm, für Kinder und Jugendliche geschrieben –
"um mit den Mitteln von Erzählung und Dokumentation die Ereignisse im Dritten Reich für Kinder und Jugendliche erfassbar zu machen und damit vor dem Vergessen zu
bewahren." Musikalisch umrahmte der Musikschüler Christian Berner den Abend mit Klezmer-Musik auf dem Akkordeon.
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März/Juni 2014:
Am Standort der ehemaligen Synagoge soll ein
Lernort zur jüdischen Geschichte in Jever eingerichtet werden |
Artikel von Rahel Arnold in der nwzonline.de
vom 29. März 2014: "Jüdisches Leben. Zeitgeschichte wird
erfahrbar. Lehr- und Erinnerungsort am Standort einstiger Synagoge. An
der Stelle der einstigen jeverschen Synagoge steht heute ein
Geschäftshaus. Dort soll Kinder- und Erwachsenengruppen Zeitgeschichte
nahgebracht werden...."
Link
zum Artikel |
Weiterer Artikel über das Projekt "Gröschler-Haus"
in der "Wilhelmshavener Zeitung" vom 18. Juni 2014: "Fliegender Start für das Geschichtsexperiment.
Die LzO-Regionalstiftung unterstützt das Projekt 'Gröschler-Haus'' mit 4000 Euro. Weitere Mittel sind dringend nötig. Für den 15. Juli ist der erste Vortrag geplant.
Jever/gra - Von der jüdischen Synagoge in Jever, die in der Reichpogromnacht im November 1938 angezündet wurde, gibt es nur wenige Fotos und Zeichnungen. Eine dieser Zeichnungen ziert nun das Schaufenster des leer stehenden Ladengeschäfts in der Großen Wasserpfortstraße, wo früher die Synagoge stand. Denn dort soll ein Zentrum für regionale Zeitgeschichte und speziell für die jüdische Tradition im Jeverland entstehen.
Gestern feierten die Initiatoren gewissermaßen eine kleine Eröffnung, denn Klaus Blum von der Regionalstiftung der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) überbrachte die Zusage über 4000 Euro für das Projekt. Damit ist der Grundstein gelegt, um das Experiment zu wagen, sagte Prof. Dr. Antje Sander.
Als Geschäftsführerin des Zweckverbandes Schlossmuseum hat sie den Mietvertrag mit dem Hauseigentümer abgeschlossen - zunächst befristet für ein Jahr. Sander ist gemeinsam mit Dr. Hartmut Peter sowie Volker Landig vom Jeverländischen Altertums- und Heimatverein die treibende Kraft des geplanten
'Gedächtnisorts', wie Landrat Sven Ambrosy ihn nannte.
Die Idee zu dem Projekt stammt von Peters. Der frühere Lehrer am Mariengymnasium Jever, der sich eingehend mit der jüdischen Geschichte Jevers beschäftigt hat, hat entdeckt, dass das Papierwarengeschäft auf dem früheren Grund der Synagoge leer stand. Der Standort sei geradezu dazu prädestiniert, dort ein Zentrum für regionale Geschichte einzurichten, um sich mit der jüngsten Geschichte von Stadt und Umland zu befassen.
Geplant ist eine Art Zentrum, in dem sich an Geschichte Interessierte treffen können, und das auch für Vorträge, Filmvorführungen oder Ausstellungen zu historischen Themen zur Verfügung steht. Vor allem aber soll ein außerschulischer Lernort entstehen, an dem sich Schüler mit regionaler, nicht nur jüdischer Geschichte befassen können."
Link
zum Artikel |
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Juli 2014:
Soll die ehemalige Synagoge in Jever wieder
aufgebaut werden? |
Artikel von Melanie Hanz in nwzonline.de vom
3. Juli 2014: "Juden In Jever. 'Ein Mahnmal der Toleranz'
Unterstützer zum Wiederaufbau der einstigen Synagoge gesucht
Johan Anton van Weelden und Dr. Ingo Holtz haben eine Vision: Sie wollen die 1938 vernichtete jeversche Synagoge wieder errichten.
Jever Noch ist es eine Vision – doch Johan Anton van Weelden ist fest entschlossen, sie Wirklichkeit werden zu lassen: Im vergangenen Sommer hatte er im Rahmen der Diskussion um den Neubau des Ahlers-Hauses vorgeschlagen, statt des geplanten modernen Baus einen Nachbau der einstigen jeverschen Synagoge an die Graft zu setzen. Daraus wurde zwar nichts – dennoch lässt van Weelden die Idee nicht los..."
Link
zum Artikel Weiterer Artikel "Neue
Pläne für Jevers Synagoge. Stiftung für Wiederaufbau".
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Juli 2014:
Reste der Jeveraner Synagoge
wiederentdeckt? |
Artikel in der "Wilhelmshavener
Zeitung" vom 31. Juli 2014: "Teil der Jeveraner Synagoge möglicherweise wiederentdeckt
Das nach dem Krieg an Stelle der Jeveraner Synagoge erbaute Gebäude besitzt womöglich noch das historische Ritualbad des Gotteshauses. Untersuchungen im Kellergewölbe sollen dies nun klären.
Jever/GRA - Zunächst Mal ist es nur ein muffiger Keller. Zwei Räume, insgesamt kaum fünf Quadratmeter groß. In dem einen steht ein Herzkessel aus den 1960er Jahren, in dem anderen leere Regale.
Einiges spricht aber dafür, dass der Keller früher die Mikwe der jeverschen Synagoge war, die 1938 in der Reichspogromnacht niedergebrannt wurde. Denn jede Synagoge hatte solch ein rituelles Bad, und der Keller beginnt in etwa dort, wo einst die rückwärtige Mauer der Synagoge stand und sich ein Anbau anschloss.
Der Historiker Hartmut Peters, Volker Landig vom Jeverländischen Altertums- und Heimatverein und Prof. Dr. Antje Sander, Leiterin des Schlossmuseums, haben nun den Keller erkundet. Denn in dem Gebäude, das nach dem Krieg auf dem Grundstück in der Großen Wasserpfortstraße errichtet wurde, soll das
'Gröschler-Haus – Zentrum für jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der
Region' entstehen. Die leicht gewölbte Decke und die Mauer zwischen beiden Räumen deuteten darauf hin, dass der Keller älter als das jetzige Gebäude sei, sagte Landig. Der Estrich scheine aber neueren Datums zu sein. In einer Ecke ist ein mit Zement umkleideter Stein zu sehen – vermutlich ein Findling, der, so Peters, mit ziemlich großer Sicherheit zur Fundamentaußenmauer der Synagoge gehörte."
Link
zum Artikel |
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November 2014:
Eine "Besichtigung" der Synagoge
ist über eine 3D-Brille möglich |
Artikel von Antje Brüggerhoff in
nwzonline.de vom November 2014: "Gröschler-Haus. Einblick in Synagoge per
3D-Brille
Jever Eine virtuelle Rekonstruktion der ehemaligen Synagoge in Jever
gibt es jetzt im Gröschler-Haus. Im Rahmen eines Vortragsabends von Volker
Landig und Hartmut Peters stellte Menno Mennenga von der Firma Reunion Media
eine 3D-Brille vor, durch die man einen Einblick in die Synagoge gewinnen
kann.
Benannt nach Gröschlers. Wie berichtet, wurde das Gröschler-Haus in
Jever, benannt nach den letzten Vorstehern der Synagogengemeinde Jever
Hermann und Julius Gröschler, am 23. September eingeweiht. Im Haus ist eine
Ausstellung zur Geschichte der Juden in Jever zu sehen. Das Gebäude steht
genau dort, wo früher die Synagoge der jüdischen Gemeinde stand, an der
Großen Wasserpfortstraße 19. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die
Fenster vieler Synagogen oftmals eingeschlagen – auch in Jever. Da es zur
Reparatur an Geld mangelte, konnten keine Gottesdienste abgehalten werden.
In der Pogromnacht am 9. November 1938 wurden neben zahlreichen anderen auch
die Synagoge in Jever durch Brandstiftung vollkommen zerstört. 'Gerade viele
junge Menschen wissen oft nur, dass während des Nationalsozialismus’ etwas
Schlimmes geschehen ist', so Peters. 'Aber was genau passiert ist und in
welchem Umfeld, das ist oft nur wenigen Menschen bewusst.' Für ihn ist daher
wichtig, dieses Umfeld zu hinterfragen und sich mit der Geschichte der Juden
und der Synagoge in Jever zu befassen. Dabei gehen seine Forschungen bis ins
Jahr 1802 zurück. Kurz zuvor konnte die jüdische Gemeinde das Grundstück an
der Großen Wasserpfortstraße kaufen. Dort baute sie die Synagoge, die 1802
eingeweiht wurde. Weil die Gemeinde stetig wuchs, war die Synagoge bald zu
klein, eine neue wurde an gleicher Stelle errichtet und 1880 eingeweiht.
Unter Zuhilfenahme von historischen Abbildungen versuchte Peters den
Bauvorgang der Synagoge zu rekonstruieren. Er verglich die Konstruktion auch
mit anderen Synagogen im Umkreis, zum Beispiel in Wittmund und Oldenburg.
'Leider besitze ich nur sehr wenige Abbildungen', so Peters.
Führung durch Räume. Peters hofft drauf, dass weitere Abbildungen der
Synagoge den Weg zu ihm finden. Er appellierte an die Besucher des
Vortragsabends, die Augen nach möglichen Hinweisen offen zu halten. Neben
dem Vortrag führte Volker Landig einige Besucher durch das Gröschler-Haus
und versuchte den Bau der Synagoge nachzuvollziehen. Bürgermeister Jan Edo
Albers bedankte sich für das Engagement im Gröschler-Haus: 'Nur auf diesem
Wege wird das, was geschehen ist, langfristig transportierbar und für die
nachwachsende Generation spürbar.'."
Link zum Artikel |
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Juni 2016:
Über den Fund eines Fotos der Synagoge |
Artikel
von Marco Seng in nwzonline.de vom 11. Juni 2016: "JÜDISCHE KULTUR.
Schwarzweiße Spur in die Geschichte
Die Synagoge in Jever war eine der schönsten und größten im Nordwesten. 1938 wurde sie von den Nazis zerstört. Im Nachlass eines Fotografen taucht nun eine Aufnahme des Gotteshauses auf – eine Sensation.
JEVER /BERLIN Es ist eine kleine Sensation. Es ist ein großer Zufall. Es ist ein seltener Glücksfall.
Fast liebevoll betrachtet Hartmut Peters das Bild, das die Synagoge von Jever in voller Pracht zeigt, seinerzeit eines der schönsten und größten jüdischen Gotteshäuser weit und breit.
'Wir haben immer wieder versucht, ein solches Foto zu finden', sagt Peters.
'Und die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben.' Bis vor einigen Wochen ein Tipp aus Cuxhaven kommt. Ingo Holtz, der die Synagoge gerne wieder aufbauen würde, hat im Internet eine professionelle Architekturaufnahme entdeckt. Ein Foto von
'zeitgeschichtlicher Brisanz', wie Peters sagt. Ein Foto, das die Lücke in der Geschichte der jeverschen Sakralbauten füllt. Ein Foto, das wieder einmal zeigt, welche kulturellen Schätze die Nazis vernichtet haben.
Detektivarbeit nötig. Die Jeversche Synagoge, 1880 gebaut, wurde 1938 während des Novemberpogroms von örtlichen NSDAP-Aktivisten zerstört und bald darauf abgerissen. Wo früher die Synagoge war, steht heute in der Altstadt das Gröschler-Haus, seit 2014 Zentrum für jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region Friesland/Wilhelmshaven, kein Museum, eher ein Ort
'außerschulischen Lernens'. Hier trifft man Hartmut Peters, Pensionär, Hobby-Historiker, 36 Jahre Lehrer am Mariengymnasium: für Deutsch und Politik. Einer der sich mit der Nazizeit auseinandergesetzt hat, mit der Elterngeneration, der schweigenden Mutter, dem belasteten Vater.
'Ich versuche, etwas aufzuklären', sagt der 67-Jährige. Was er und seine Mitstreiter Volker Landig und Holger Frerichs über das jüdische Leben im Nordwesten entdeckt und zusammengetragen haben, kann man auf 140 Quadratmetern in dem Klinkerhaus in der Großen Wasserpfortstraße bewundern.
'Hier stand fast 60 Jahre lang eine ganz tolle Synagoge.' Zurück zum Foto. Wer die Aufnahme gemacht hat, weiß Peters nicht. Wann sie entstanden ist, hat er herausgefunden. Detektivarbeit. An der Synagoge sieht man Stromleitungen für das Licht im Innenraum: also nach 1896. Die Koniferen hinterm Zaum sind etwa 3,50 Meter hoch. Dafür müssen sie 18 bis 20 Jahre gewachsen sein: ab Baujahr 1880. Vier Zierkuppeln, die zum ursprünglichen Bau gehörten, sind bereits entfernt. Genauso wie bei einer Aufnahme vom Schlossturm aus dem Jahr 1902, bei der die Synagoge im Hintergrund zu sehen ist. Ergo: um 1900.
Jetzt wird die Geschichte noch spannender. Denn das Bild wurde im Nachlass des jüdischen Pressefotografen Abraham Pisarek (1901-1983) in Berlin gefunden. Kennt man nicht unbedingt, einige seiner Aufnahmen ab 1929 sind allerdings berühmt.
Die von Schauspielern wie Helene Weigel, Gustaf Gründgens und Ernst Busch etwa. Pisarek war Theaterfotograf von Bertolt Brecht. Er hat die einzigen Bilder vom Begräbnis des Malers Max Liebermann geschossen. Sein wohl bekanntestes Foto stammt vom Vereinigungsparteitag der KPD und der SPD 1946, als sich Otto Grotewohl und Wilhelm Pieck die Hand gaben. Der Händedruck wurde stilisiert zum Abzeichen der SED. Rund 55 000 Fotos aus dem Nachlass sind ausgewertet.
Immer wieder hat Pisarek auch das jüdische Leben in Deutschland in den 1930er Jahren fotografiert. Vermutlich war er in dieser Zeit einmal in Jever. Als Urheber des Synagogen-Fotos kommt er aber natürlich nicht infrage.
'Wie er da rangekommen ist, weiß ich auch nicht', zuckt Hartmut Peters ratlos die Schultern. Dass es ein professioneller Architekturfotograf gemacht haben muss, da ist er sich aber sicher, erzählt etwas von
'Ausgleich der perspektivischen Verzerrung'. Und es kommt noch besser für Peters und seine Mitstreiter. Die Freude über das Pisarek-Erbe ist noch groß, da meldet sich ein Peter Gabriels, der aus einem Nachlass in der Großen Wasserpfortstraße ein Foto gekauft hat. Es zeigt ein Paar auf einem Balkon – und die Synagoge im Hintergrund.
Und so sammeln sie im Gröschler-Haus Foto auf Foto und Geschichte auf Geschichte. Sogar in den USA gibt es inzwischen Interesse an der ehrenamtlichen Forschungsarbeit zur jüdischen Geschichte in Jever. Dort finde man es sensationell, wie gut wir wissen, wie die Synagoge war, erzählt Peters.
Viel geblieben ist nicht von der 17 Meter hohen Synagoge im byzantinischen Stil, mit großen Glasfenstern, mit einer maurischen Kuppel, geziert von einem großen Davidstern. In den 1930er Jahren häufiger Ziel von antisemitischen Attacken, wurde sie in der Nacht des 10. November durch Feuer zerstört. Sechs Brandstifter.
'Alle wussten Bescheid, vom Bürgermeister bis zur Polizei. Die Feuerwehr stand
bereit', erzählt Peters. Damals lebten nur noch etwa 50 Juden in Jever (um 1900 rund 250). Fast alle Erwachsenen wurden von der SA verschleppt, viele später ermordet. Darunter Hermann und Julius Gröschler, nach denen das Haus heute benannt ist.
Übrig blieben einige Grundmauern unter der Erde. Übrig blieb eine Mauer mit Fenster auf der Rückseite. Übrig blieb die Mikwe, das rituelle jüdische Tauchbad, erst vor eineinhalb Jahren entdeckt. Noch eine kleine Sensation.
Ritualbad im Keller. Hartmut Peters leuchtet in den Kellerraum, der sich unter einer braunen Platte im Anbau verbirgt. Steile Treppenstufen führen nach unten. Man sieht ein Becken, einen Heizungsofen, der später eingebaut wurde, den Eingang zu einem zweiten Raum.
'Für uns ist die Mikwe so etwas wie eine Lebensversicherung', schmunzelt Peters.
Über das Innere der Synagoge ist bis heute wenig bekannt, die Einrichtungsgegenstände wurden vermutlich geraubt. 1954 wurde ein Geschäftshaus auf dem Grundstück gebaut. Erhalten sind die beiden Gründungssteine der ersten Synagoge von 1802 und der von 1880 – als Teile eines Mahnmals auf dem jüdischen Friedhof von Jever.
Der Arbeitskreis Gröschler-Haus im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein sorgt dafür, dass die jüdische Geschichte der Region nicht vergessen geht.
Hartmut Peters hat damit bereits als Lehrer in den 1980er Jahren angefangen. Der Arbeitskreis des Mariengymnasiums lud 1983 die vertriebenen Juden nach Jever ein. 30 kamen.
'Das wichtigste historische Ereignis Jevers', findet Hartmut Peters."
Link
zum Artikel |
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Herbst 2016:
Versteck von jüdischer Familie in Jever
entdeckt
Anmerkung: Bereits 2015 wurde von Mitgliedern des Arbeitskreises
Gröschler-Haus ein Bretterverschlag entdeckt, in dem die Familie des
(nichtjüdischen) Filmvorführers Adolf Hirche, seine jüdische Frau Erna
und die gemeinsame Tochter Eva von Oktober 1943 bis Januar 1944
überlebten. Das Versteck war in zwei wenige Quadratmeter großen Kammern
auf dem Dachboden des Concerthauses am Alten Markt. |
Dazu die Presseartikel:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Versteck-von-juedischer-Familie-in-Jever-entdeckt,judenversteck100.html
http://www.nwzonline.de/kultur/weser-ems/vor-aller-augen-unterm-dach-versteckt_a_31,1,3140203506.html
http://www.wzonline.de/nachrichten/aktuelles/artikel/vor-den-nazis-versteckt-wie-anne-frank.html
https://www.tagesschau.de/inland/ndr-niedersachsen-story-455.html |
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April 2018:
Eine 3D-Rekonstruktion der Synagoge wird
erstellt |
Artikel von Melanie Hanz in nzwonline.de vom
April 2018: "GRÖSCHLER-HAUS. Synagoge soll wiedererstehen – zumindest virtuell.
JEVER /OLDENBURG Der Arbeitskreis Gröschler-Haus plant den Wiederaufbau der jeverschen Synagoge – zumindest virtuell:
'Wir wollen die 1880 errichtete Synagoge erlebbar machen', sagt Volker Landig vom Arbeitskreis.
Die Synagoge Jevers, 17 Meter hoch, zwölf Meter breit und zwölf Meter lang, galt als schönste Synagoge zwischen Weser und Ems. Im November 1938 entging nur die Mikwe, das Ritualbad im Keller, der Zerstörung. Sie ist durch einen Glasboden wieder sichtbar, Rußspuren an der Wand verdeutlichen das Ausmaß der Zerstörung.
Einem glücklichen Umstand zu verdanken ist, dass der Anbau der Synagoge erhalten geblieben ist. Dort befand sich die Schule. In dem Raum, Schullokal genannt, wurden um 1910 bis zu 20 Kinder unterrichtet. 1933 waren es nur drei bis vier Kinder.
Bei der Sanierung des Geschäftshauses Große Wasserpfortstraße 19, das in den 1950er Jahren auf den Grundmauern der Synagoge errichtet wurde, stießen die Bauarbeiter, aber auch Hartmut Peters und Volker Landig vom Arbeitskreis auf immer mehr Spuren und Bruchstücke der Synagoge. Die wurden ins umgebaute Gröschler-Haus integriert.
Doch damit künftige Besucher des Zentrums für jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region die prächtige Synagoge in ihrer Gesamtheit erleben können, soll sie als 3D-Rekonstruktion wiedererstehen. Der Oldenburger Architekt Dr.-Ing. Klaus A. Zugermeier hat dazu bereits erste Entwürfe erarbeitet.
Bis die jeversche Synagoge in ihrem alten Glanz wiederersteht, wird indes noch eine Weile dauern: Rund 10.000 Euro kostet die 3D-Rekonstruktion. Und das ist eine Summe, die der Arbeitskreis erst aufbringen muss.
Dazu wurden jetzt Synagogen-Bausteine aufgelegt: Die Symbolsteine zeigen das Bild der 1938 zerstörten Synagoge und werden zugunsten der Rekonstruktion verkauft – und zwar für mindestens 25 Euro pro Stück. Erhältlich sind die Synagogen-Bausteine im Gröschler-Haus."
Link
zum Artikel |
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November 2018:
Erinnerungen zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms 1938
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Artikel von Melanie Hanz in nwzonline.de vom
3. November 2018: "Gedenken. Erinnerungsgang von Synagoge zu Gefängnis.
Beginn der Feierstunde ist am Freitag, 9. November, an der Großen
Wasserpfortstraße 19: Dort stand bis 1938 Jevers Synagoge.
Jever Zum 80. Mal jährt sich am 9. November die Pogromnacht: In der
Nacht zum 10. November 1938 wurden im ganzen Land die Synagogen zerstört –
auch in Jever. Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die
Stadt Jever und die Kirchengemeinden laden deshalb zur Gedenkstunde am
Freitag, 9. November, um 17 Uhr mit anschließendem Erinnerungsgang ein.
Zunächst wird an der Gedenktafel für die jeversche Synagoge an der Großen
Wasserpfortstraße 19 von Bürgermeister Jan Edo Albers und den Pfarrern der
Kirchengemeinden ein Kranz niedergelegt. Die Ansprache hält Jannes Wiesner,
Schüler des Mariengymnasiums, Mitglied des Jugendparlaments Friesland und
stv. SPD-Vorsitzender im Wangerland. Ziel des anschließenden
Erinnerungsgangs durch die Innenstadt ist die Gedenkstätte für die
jeverschen Opfer des Holocaust an der Frl. Marien-Straße. Nach Gedanken von
Pastor Rüdiger Möllenberg über 'Krieg gegen das eigene Volk' verlesen
Schülerinnen und Schüler des Mariengymnasiums die Namen der Opfer.
Die jüdischen Männer aus Jever wurden am Morgen nach dem Synagogenbrand an
der Ruine vorbei durch die Stadt getrieben und verhaftet, dann nach
Oldenburg und ins KZ Sachsenhausen gebracht. Die meisten wurden nach einigen
Wochen entlassen. Im Sommer 1940 war Jever 'judenrein'. Bis 1945 starben
mindestens 67 jüdische Jeveraner. Die vor genau 40 Jahren am 9. November
1978 am Haus Große Wasserpfortstraße 19 enthüllte Bronzetafel erinnert an
die Synagoge. Das 1996 errichtete Mahnmal an der Frl. Marien-Straße zwischen
Amtsgericht und Gefängnis nennt die Opfer des Faschismus.
Am Sonntag, 11. November, öffnet der Arbeitskreis Gröschler-Haus im
Jeverländischen Altertums- und Heimatverein von 14 bis 18 Uhr das Haus für
die Ausstellung 'Die Synagoge von Jever und ihre Zerstörung 1938'. Das
aktuelle Projekt, die einstige Synagoge in virtueller 3D-Animation zu
rekonstruieren, wird im Entwurf und als Video vorgestellt."
Link zum Artikel |
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Januar 2019:
Zum Stand der Erstellung der
virtuellen 3D-Animation der Synagoge |
Artikel von Melanie Hanz in der
"Nordwest-Zeitung" vom 4. Januar 2019: "Ausstellung und Aktion zum
Zweiten Weltkrieg. Am 1. September jährt sich zum 80. Mal der Beginn des
Zweiten Weltkriegs. Der Arbeitskreis forscht zurzeit über die
Kriegsvorbereitungen in der Region.
Jever. Noch steht nicht fest, wann der Arbeitskreis Gröschler-Haus –
Zentrum für Jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region die ehemalige
jeversche Synagoge wiedererstehen lassen kann: 1000 Klinker mit der
Silhouette der Synagoge hatte der Arbeitskreis mit Unterstützung der
Bockhorner Klinkerziegelei Uhlhorn und des Keramikmeisters Acki Jürgens
brennen lassen, um die Mittel für eine virtuelle Rekonstruktion der 1938
zerstörten Synagoge Jevers aufzubringen.
Spende von 25 Euro. Für 25 Euro erhält der Spender einen der
nummerierten roten Klinker. Bisher fanden allerdings nur 130 der Steine
ihren Weg zu Förderern – 'das Projekt wird also auch 2019 noch
weitergeführt', kündigt Hartmut Peters vom Arbeitskreis an. Fundstücke der
Synagoge sind in der Ausstellung im Gröschler-Haus zu sehen: Was bei der
Sanierung des Gebäudes Große Wasserpfortstraße 19, das auf der Fläche der
Synagoge steht, entdeckt wurde, wird dort seit Wiedereröffnung im April
gezeigt..."
Link zum Artikel |
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Juli 2020:
Aufstellung einer
Erinnerungsstele für das DP-Lager Upjever |
Die
Stele vor dem Eingang zum Bundeswehrgelände in Jever |
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Artikel von
Annette Kellin im
"Jeverschen Wochenblatt" vom 6. Juli 2020: "Geschichte lebendig halten.
Nachkriegszeit - Camp für 'Displaced Persons' für 1000
Holocaust-Überlebende...." |
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September 2020:
Erinnerung am Wolf Dirk Weinberg -
das jüngste Opfer des Holocaust aus Jever |
Artikel von Holger Frerichs in
"Heimat am Meer" - Beilage zur Wilhelmshavener Zeitung vom 12. September
2020 S. 73-75: "Wolf Dirk Weinberg - das jüngste Opfer des Holocaust aus
Jever. Landesgeschichte. Nazi ermordeten Zehnjährigen und dessen Familie..."
(Artikel
eingestellt als pdf-Datei)
Artikel von Holger Frerichs im "Jeverschen Wochenblatt" vom 19. Juni 2020:
"Jevers jüngstes Opfer des Holocaust. Geschichte. Erinnerung an Wolf
Weinberg (1933-1943) - Als Kind in Auschwitz ermordet..." (Artikel
eingestellt als pdf-Datei) |
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September 2021/Januar 2022:
Erster Preis beim
Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten für Arbeit von Schülerinnen des
Mariengymnasiums Jever |
Artikel von Oliver Braun im
"Jeverschen Wochenblatt" vom 24. Januar 2022: "Preisgekrönte Analyse als
Druck. Salomon Mendelssohn. MG-Schülerinnen forschen über 'Turnvater des
Jeverlandes..."
Artikel als pdf-Datei eingestellt (dazu
Titelbild der "Jeversches Wochenblatt" vom 24. Januar 2022).
Derselbe Artikel in der "Nordwest-Zeitung" vom 24. Januar 2022 (eingestellt
als pdf-Datei).
Die Arbeit von Paula Meyer zum Gottesberge und Frieda Mlodzian ist
gleichfalls
als pdf-Datei eingestellt. |
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Oktober 2021:
Auf der Suche nach den Spuren
der Vorfahren |
Artikel von Ide Atto in der
"Nordwest-Zeitung" vom 26. Oktober 2021: "Den jüdischen Großeltern in
Jever auf der Spur. Gröschler-Haus. Ainslie und Peter Hepburgn sammeln
Infos über ihre jüdischen Vorfahren..." (Artikel
eingestellt als pdf-Datei) |
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Februar 2023:
Neue Publikation zur Geschichte
der jüdischen Familie Weinstein aus Jever |
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Zur 2023 erschienenen
Publikation von Holger Frerichs
siehe bibliographische Angaben
in der Literaturliste unten. |
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Artikel im "Jever
Wochenblatt"
vom 14. Februar 2023 |
Artikel in NWZ "Der
Gemeinnützige"
vom 16. Februar 2023 |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Hartmut Peters: Der Pogrom vom 9./10. November 1938 in Jever und
die Geschichte der jeverschen Synagogen 1698 bis 1988, in: Enno Meyer
(Hrsg.): Die Synagogen des Oldenburger Landes. Oldenburg 1988. S. 41-121. |
| ders.: Verbannte Bürger. Die Juden aus Jever. Jever 1984. |
| Leo Trepp: Die Oldenburger Judenschaft. Oldenburg 1973. |
| Johannes-Fritz Töllner in Zusammenarbeit mit Wouter J. van
Bekkum, Enno Meyer und Harald Schieckel: Die jüdischen
Friedhöfe im Oldenburger Land. Bestandsaufnahme der erhaltenen Grabsteine.
Oldenburg 1983 (= Oldenburger Studien Bd. 25). Zu Jever: S. 25-184. |
| Herbert Obenaus (Hg.): Historisches Handbuch der
jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Wallstein-Verlag.
Göttingen 2005 Bd. 2 S. 908-928 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Reise
ins jüdische Ostfriesland. Hrsg. von der Ostfriesischen Landschaft -
Kulturagentur Georgswall 1-5 26603 Aurich. Tel.
04941-179957 E-Mail:
kultur[et]ostfriesischelandschaft.de. Erschienen im Juli 2013. 67 S.
Kostenlos beziehbar.
Internet: www.ostfriesischelandschaft.de
"Reise ins jüdische Ostfriesland" ist ein gemeinsames Projekt im Rahmen des dritten kulturtouristischen Themenjahres
"Land der Entdeckungen 2013". Am 9. November 2013 jährte sich zum 75. Mal die Pogromnacht von 1938 in Deutschland. Dies haben 17 Einrichtungen, davon neun Museen und fast alle ehemaligen Synagogengemeinden zum Anlass genommen, sich unter dem Titel
"Reise ins jüdische Ostfriesland" zusammenzuschließen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verschwand die jüdische Kultur im Vergleich zum übrigen Deutschland hier bemerkenswert schnell aus dem bis dahin gemeinsamen Alltagsleben von Juden und Nichtjuden.
"Reise ins jüdische Ostfriesland" will an das einst lebendige jüdische Leben in der Region erinnern.
Die Projekte zeigen in beeindruckender Weise, wie ein Thema aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden kann. Allen jedoch geht es insbesondere darum, dem vielfältigen jüdischen Leben in Ostfriesland bis zur Shoah und darüber hinaus wieder ein Gesicht zu geben. Denn Erinnerung ist ein Weg zur Heilung und damit zur Versöhnung. |
| Hartmut
Peters: Die Synagoge von Jever, der Pogrom von 1938 und der lange Weg
der Erinnerung.
Dazu Artikel von Hans Begerow in nwzonline vom April 2018: "GESCHICHTE-
Der lange Weg der Erinnerung. Die Synagoge in Jever galt als die prächtigste im Oldenburger Land.
JEVER Vor 80 Jahren, in der Nacht zum 10. November 1938, wurde die Synagoge in Jever durch Brandschatzung zerstört. Fanatische Nazis hatten die schönste Synagoge des Oldenburger Landes in Brand gesetzt – wie es in der Pogromnacht überall im Land geschah. Über die Geschichte des 1880 errichteten Bauwerks, seine Bedeutung für das jüdische Leben im Jeverland und seine Zerstörung hat der Historiker Hartmut Peters eine lesenswerte Abhandlung verfasst, die die neuesten Erkenntnisse zur jeverschen Synagoge umfasst.
Peters erinnert nicht nur an die Synagoge, sondern widmet sich auch ausführlich dem Thema, warum es Jahrzehnte dauerte, dass die Geschichte um den Synagogenbrand gründlich aufgearbeitet werden konnte und sich die Stadt dem Umgang mit ihrer jüdischen Geschichte stellt. Mittlerweile sorgt der Arbeitskreis Gröschlerhaus (nach einer jüdischen Familie) für die Erinnerungsarbeit im Jeverland. Die am Sonntag im Gröschlerhaus in Jever (Wasserpfortstraße 19) eröffnete Dauerausstellung zur Geschichte des jüdischen Lebens ergänzt
Peters' wichtige Veröffentlichung."
Link
zum Artikel. |
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Holger
Frerichs: "...ein bemerkenswertes Kapitel des jüdischen
Überlebens..." Das Lager für Displaced Persons in Upjever (Friesland)
1950/51. Isensee Verlag Oldenburg 2019.
ISBN 978-3-7308-1522-9. 146 S., 90 Abb. Erhältlich zum Preis von 25 € beim
Verlag, im Buchhandel, im Shop des Schlossmuseums Jever oder im
Gröschlerhaus Jever.
Zum Inhalt: Die Dokumentation zur Geschichte des jüdischen DP-Camps
Upjever beleuchtet die wenig bekannte Nachgeschichte des DP-Camps
Bergen-Berlsen, dem größten Camp für jüdische Displaced Persons im
Nachkriegsdeutschland. Das Verhältnis der örtlichen Bevölkerung zu den
Displaced Persons war nur selten von Interesse und Respekt geprägt.
Gegenüber jüdischen DPs war die Einstellung gekennzeichnet von
Gleichgültigkeit bis hin zu offener Ablehnung. Publikationen wie diese
Dokumentation zum DP-Camp Upjever tragen dazu bei, diese Fremdheit abzubauen
und auch die Geschichte der Displaced Persons als Teil der eigenen Lokal-
und Regionalgeschichte zu verstehen.
Die einzelnen Kapitel der Dokumentation: Kap. 1: Geschichte des
Kriegsgefangenen- und Konzentrationslagers und des jüdischen DP-Camps
Bergen-Belsen 1940-1950. Kap. 2: Räumung des DP-Camps Bergen-Belsen und
seine Verlegung zum Fliegerhorst Upjever; Kap.3: Beschreibung des jüdischen
DP-Lagers in Upjever; Kap. 4: Das DP-Hospital in Upjever; Kap. 5:
Bewohnerzahl und Geburten-Heiraten-Sterbefälle; Kap. 6: Jüdische
Selbstverwaltung im DP-Camp Upjever; Kap. 7: Beziehungen zum deutschen
Umfeld und die Proteste gegen den 'Jud Süß'-Regisseur Harlan; Kap. 8:
Emigration; Kap. 9: Auseinandersetzung um die Haftentschädigung; Kap. 10:
Auflösung des DP-Camps in Upjever; Kap. 11: Biografien von Bewohnern des
DP-Camps Upjever; Zeitzeugenbericht Günter Buchold.
Vgl. Buchbesprechung von Kisten Hoffmann im "Emder
Jahrbuch für historische Landeskunde Ostfrieslands" Band 100 (2020) S.
400-401:
Buchbesprechung ist online eingestellt. |
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Holger
Frerichs: "Hart und mühevoll war ihr Lebensweg". Biografie Erich und
Ruth Levy aus Jever. Nr. 12 der Schriften zur Geschichte des
Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland. Hrsg. Volker
Landig. ISBN 978-3-7308-1705-6. 158 S. zahlr. Abb. Isensee-Verlag Oldenburg
2020. 20 €.
Inhaltsverzeichnis und Vorwort als pdf-Datei eingestellt.
Zum Inhalt: Die Beschreibung des Lebens und Wirkens Erich Levys und
seiner Ehefrau Ruth. Sie haben die Verfolgung jüdischer Bürger in
Deutschland während der Herrschaft der Nationalsozialisten überlebt und sind
unmittelbar nach der Befreiung 1945 aus ihrem Exil in einem Berliner
"Judenhaus" in ihre Heimatstadt Jever zurückgekehrt. Erich Levy hat sich
unverzüglich daran gemacht, das wenige, was von dem einst blühenden Leben
der jüdischen Gemeinde Jevers übrig geblieben war, zu retten und zu sichern.
Ohne sein Wirken wären die jüdischen Friedhöfe im ganzen Landkreis Friesland
nicht so frühzeitig wieder hergestellt oder einige Zeugnisse jüdischen
Lebens in Jever für die Nachwelt gesichert worden. Der Autor Holger Frerichs
hat mehr als fünf Jahrzehnte nach dem Tod Levys in gründlicher Erforschung
der Archive das fast vergessene Leben und Wirken dieses jüdischen Bürgers
und seiner Ehefrau dokumentiert. |
| Paula Meyer zum Gottesberge / Frieda Mlodzian:
Salomon Mendelssohn - Der "Turnvater Jevers". Beitrag zur Beteiligung am
Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten (Schülerinnen des
Mariengymnasiums in Jever - ausgezeichnet mit dem ersten Preis).
Beitrag eingestellt als pdf-Datei. |
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Holger
Frerichs: Verfolgt - Ermordet - Vertrieben. Hrsg. vom Schlossmuseum
Jever, Heimatverein Varel e.V. Jeverländischer Altertums- und Heimatverein
e.V. GröschlerHaus. Reihe: Schriften zur Geschichte des Nationalsozialismus
und der Juden im Landkreis Friesland. 2023 176 S. Isensee-Verlag ISBN
978-3-7308-1989-0.
Link
zur Verlagsseite. (vgl. zum Buch Presseartikel oben).
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Jever. Though tolerated in limited numbers
from 1698, Jews were only permitted to establish a religious community in
1779-80. By 1793 there were 17 jewish households in the town. They dedicated a
synagogue in 1802 and gained civil rights during the Napoleonic era (1807-13).
Numbering 140 (4 % of the total) in 1814, they employed a rabbi and a teacher.
From 1849, Jews served on the town council. A new railroad, commercial
development, and the affiliation of Jews in nearby villages (e.g., Fedderwarden,
Hooksiel, and Wangerooge) boosted the community's population to 219 (4 %) in
1882, making it even larger than Oldenburg, the Grand Duchy's capital.
Accomodating 300 worshipers, a new synagogue dedicated in 1880 reflected the
Jewish community's growth and status. As conditions worsened following Wordwar
I, the Jewish population declined to 118 (2 %) in 1925. The exodus of the young,
a shrinking membership, and a local upsurge of Nazism reduced the community to
98 in 1933. Over the next five years, anti-Jewish boycott measures and
propaganda drove Jews out of the cattle trade and forced retailers to sell out
and leave. On Kristallnacht (9-10 November 1938), Nazis burned the
synagogue (which was later demolished), looted Jewish property, and dispatched
15 local Jews to the Sachsenhausen concentration camp. By September 1939, the
last Jewish enterprises had been "Aryanized" and only 39 Jews, mainly
the poor and aged, still remained. Of the 116 Jews, who lived in the town
between 1933 and 1945, only 29 emigrated. The rest were mostly deported (from
Holland as well as Germany) to Auschwitz, Bergen-Belsen, Sobibor,
Theresienstadt, and other Nazi camps. At least 63 perished during the Holocaust;
only a hondful survived. After Worldwar II, about 1,600 Jewish survivors from
Bergen-Belsen were housed at a nearby airfield (1950-51). Most left for Israel
or returned to their homelands.
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