Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

 
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen" 
Zur Übersicht "Synagogen im Main-Kinzig-Kreis"  
   

Salmünster mit Bad Soden (Stadt Bad Soden - Salmünster, Main-Kinzig-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Aus Bad Soden         
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
   
In Soden lebten einzelne Juden bereits im Mittelalter. Nach Germania Judaica II,2 S. 769 könnte der Ort bereits von der sogenannten "Rindfleisch-Verfolgung" 1298 betroffen gewesen sein. Nach den Memorbüchern wird unter den Orten der Verfolgung ein Stolzenberg genannt (Bad Soden hieß 1296 Stolzental in engster Verbindung mit der Burg Stolzenberg). Im 14. Jahrhundert war Soden von der Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 betroffen. Als ein möglicher Überlebender wird 1360 in Frankfurt Syemelyn von Stolzenberg genannt. In der Zeit Ende 14./15. Jahrhundert werden an verschiedenen Orten Juden "aus Soden" genannt, doch dürfte sich dieses Soden eher auf Bad Soden am Taunus (Main-Taunus-Kreis) beziehen. 
  
In Salmünster bestand eine jüdische Gemeinde bis 1935/37. Ihre Entstehung geht in die Zeit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Doch lebten bereits im 17. Jahrhundert einzelne Juden am Ort: 1655 Jacob der Jud, 1680-1684 die drei Schutzjuden Jacob, Jonas und Seligmann. Diese waren damals Mitglieder der jüdischen Gemeinde Gelnhausen. 1674/75 wird in einer Amtsrechnung von Ulmbach berichtet, dass der Ulmbacher Schultheiß dem "Juden zu Salmünster" 15 Gulden für ein Paar Stiere bezahlt habe (Quelle: Beitrag von B.M. Röder, genannt in der Seite zu Ulmbach)
  
1813 werden zwei jüdische Familien in Salmünster genannt. 
 
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wie folgt: 1827 10 (0,7 % von insgesamt  1.468 Einwohnern), 1861 33 (2,3 % von 1.452), 1871 41 (2,2 % von 1.818), 1885 42 (3,4 % von 1.219), 1905 Höchstzahl von 56 (3,9 % von 1.426). Die Gemeinde wurde dem Rabbinatsbezirk Hanau zugeteilt. Die jüdischen Familien betätigten sich als Händler und Kaufleute. Es gab Viehhandlungen, aber auch Einzelhandelsgeschäfte wie das Manufaktur- und Kurzwarengeschäft von Joseph May (links Anzeige aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. April 1892).
 
An eigenen Einrichtungen waren eine Synagoge, eine Religionsschule und ein rituelles Bad (Mikwe) vorhanden (siehe unten). Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden im 17. Jahrhundert in Gelnhausen, später in Eckardroth, seit 1923 auf einem eigenen Friedhof beigesetzt. Ein eigener jüdischer Vorsänger und Lehrer war angestellt. Zeitweise unterrichtete er auch die jüdischen Kinder in der benachbarten Gemeinde Eckardroth-Romsthal. 1924 wurde die Religionsschule Salmünster aufgelöst. Danach wurden die Kinder durch den jeweiligen Lehrer aus Schlüchtern unterrichtet.
  
Von den jüdischen Lehrern sind namentlich bekannt: um 1855 Lehrer Seelig, der auch in Wächtersbach unterrichtete (seit 1856 Schulverband Salmünster - Wächtersbach), 1856/57 Heinemann Fleischhacker, 1858-60 Samuel Münz, 1860-63 Levi Katzenstein, 1864-1870 Israel Schuster (wirkte danach in Birstein, siehe Bericht unten), 1887-1889 Leo Kahn, 1890-1894 Sally Katz, 1895-1903 Honas Gans (wohnt in Wächtersbach), 1904 Heinemann Levi, 1913-24 Leopold Kamm (bis zur Auflösung der Religionsschule 1924; Lehrer Kamm wird genannt im Bericht zur Einweihung des Friedhofes 1923), 1924/25 Lehrer Ginsberg aus Schlüchtern, 1926-1932 Sally Katz (ab 1926, er wirkte bereits mit bei der Beisetzung von Michael Neuhaus 1926 mit s.u. und war ab August 1932 Lehrer in Gemünden an der Wohra). 
   
Um 1925, als 34 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (1,7 % von insgesamt ca. 2.000 Einwohnern), war Vorsteher der Gemeinde Alexander Grünebaum. Den Religionsunterricht für die damals vier schulpflichtigen jüdischen Kinder erteilte dreimal wöchentlich Lehrer Ginsberg aus Schlüchtern (offensichtlich war die Stelle gerade vakant). Als Schochet war Siegmund Köstrich aus Romsthal in der Gemeinde tätig. Im Schuljahr 1931/32 wird als Lehrer E. Katz genannt. Er unterrichtete in Salmünster ein schulpflichtiges Kind, im benachbarten Eckardroth-Romsthal acht Kinder. 1934 wurden die jüdischen Kinder durch Lehrer Siegfried Wechsler aus Wächtersbach unterrichtet (siehe Artikel unten). 
  
Zwischen 1933 und 1937 sind alle jüdischen Gemeindeglieder (1933: etwa 40 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Zehn meist Jüngeren gelang die Auswanderung, etwa 34 jüdische Frauen und Männer verzogen in größere Städte, vor allem nach Frankfurt, von wo aus sie - insofern sie nicht von Frankfurt aus noch emigrieren konnten -  1941/42 deportiert wurden.     
  
Von den in Salmünster geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Fanny Bryks geb. Levy (1905), Lina Dressel geb. Korn (1901), Alex(ander) Grünebaum (1880), Emilie Grünebaum (1895), Isidor Grünebaum (1913), Jakob Grünebaum (1922), Manfred Grünebaum (1927), Mina Grünebaum (geb. ?), Paula Grünebaum geb. Strauss (1873), Eleonore Jakobi geb. Weil (1889), Max Jakobi (1884), Rosa Jakobi (1882), Gustel Korn geb. Goldschmidt (1866), Jakob Korn (1871), Simon Scheuer (1883), Selma Viktor geb. Grünebaum (1903), Anna Klara Vielgut geb. Gundersheim (1882).   
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Als Lehrer der jüdischen Schule, die bis zur Einweihung der Henry-Harnischfeger-Schule Ende 1931 eigenständig existierte, werden im Beitrag von Georg-Wilhelm Hanna genannt (die Angaben wurden teilweise überarbeitet): 
•1855 Lehrer Seelig, er übernahm auch provisorisch die Schule in Wächtersbach.  
•1856 der Schulverband Salmünster-Wächtersbach wurde gegründet.  
•1856 November bis zum 1. November 1857: Lehrer Heinemann Fleischhacker (Gehalt 225 Gulden, anteilig Salmünster 135 Gulden, Wächtersbach 90 Gulden). 
•1858 1. März bis 11. August 1860: Lehrer Samuel Münz (Gehalt 225 Gulden plus 15 Gulden für Wohnung, anteilig Salmünster 145 Gulden, Wächtersbach 80 Gulden).
•1860 27. August bis 1. April 1863: Lehrer Levi Katzenstein
•1863 August: Lehrer Weinberg von Eckardroth
•1864 bis 1870: Lehrer Israel Schuster gebürtig aus Sterbfritz (Gehalt 180 Gulden plus freie Wohnung und Heizung: Wächtersbach hat keine Schulkinder!). 
•1887 bis 1889: Lehrer Leo Kahn (Wächtersbach zahlte 200 Mark).
•1890 bis 1894: Lehrer Sally Katz (800 Mark von Salmünster, Eckardroth, Wächtersbach).
•1895 bis 1903: Lehrer Honas Gans in Wächtersbach (er besorgte Salmünster mit und erhielt von dort 300 Mark).
•1904 Heinemann Levi eigener Lehrer für Salmünster und Romsthal/Eckardroth.
•1907 Juni: Levi erkrankte, ihm wurde gekündigt, dafür übernahmen Lehrer Levi aus Birstein in Romsthal und Lehrer Reinhold aus Wächtersbach in Salmünster seine Aufgaben mit. 
•1913 bis 1924: Lehrer Leopold Kamm (geb. 1879 in Hettenhausen), war an verschiedenen Stellen Lehrer, vor seiner Zeit in Salmünster Lehrer in Hettenhausen; nach seiner Zeit in Salmünster lebte Leopold Kamm im Ruhestand bei seinem Schwager in Hettenhausen und erteilte den Kindern in Schmalnau und Hettenhausen noch den Unterricht; seine letzten Jahre lebte er im Alten- und Pflegeheim Dr. Rosenthal in Darmstadt, von wo aus er 1942 in das Ghetto Piaski deportiert wurde und umgekommen ist.  
•1924 bis 1925: Lehrer Ginsberg aus Schlüchtern, 34 Jahre alt. 
•1925 bis 1932: Lehrer Sally Katz aus Guxhagen (s.u.).  
•1932 bis 1933: Lehrer E. Katz, 52 Jahre alt.
•1934 unterrichtet Lehrer Siegfried Wechsler aus Wächtersbach auch in Salmünster (s.u.)  
 
  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers, Vorbeters und Schächters 1884/85, 1904 und 1907 (1921)  

1884/1885 tat sich die jüdische Gemeinde offenbar schwer mit der Neubesetzung der Lehrerstelle, da über mehrere Monate immer wieder Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" mit folgendem Text erschienen: 
Salmuenster Israelit 17111884.jpg (58588 Byte) Salmuenster Israelit 30071885.jpg (84166 Byte) Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1884 und vom 30. Juli 1885: "Bekanntmachung: Für die Synagogengemeinde Salmünster und Eckardroth-Romsthal soll ein Religionslehrer und Vorsänger gegen den Bezug eines jährlichen Gehalts von 700 Mark nebst freier Wohnung und Heizung bestellt werden. Der Lehrer hat seinen Wohnsitz in Salmünster, wo er auch den Vorsängerdienst zu versehen hat. Bewerber wollen ihre Gesuche mit Abschriften der erforderlichen Zeugnisse innerhalb vier Wochen anher einsenden. 
Bemerkt wird, dass nur solche Bewerber berücksichtigt werden können welche in Preußen ihre Prüfung bestanden haben oder bereit sind, sich einer Prüfung zu unterziehen. 
Hanau, den 12. November 1884 bzw. 28. Juli 1885. Das Vorsteheramt der Israeliten. Dr. Koref."
     
Salmuenster Israelit 17021904.jpg (56477 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1904: "Die Stelle eines Religionslehrers für die Synagogen-Gemeinden Salmünster und Eckardroth, verbunden mit dem Vorsängerdienst in Salmünster, soll alsbald besetzt werden. Das Gehalt beträgt bei freier Wohnung Mark 850.  Bewerbungen mit Zeugnisabschriften sind bis zum 1. März an uns einzureichen.   
Hanau, den 8. Februar 1904.  
Das Vorsteheramt der Israeliten: Dr. Bamberger."    
 
Salmuenster Israelit 12121907.jpg (57029 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1907: "Die Synagogengemeinde Salmünster sucht einen Religionslehrer und Vorbeter, der auch den Religionsunterricht in Eckardroth-Romsthal übernehmen soll. Das Gehalt beträgt bei freier Wohnung für einen ledigen Lehrer Mark 1.000. - Bewerber wollen sich unter Einsendung von Zeugnisabschriften bei uns melden. 
Hanau, den 1. Dezember 1907. Das Vorsteheramt der Israeliten."  
   
Anzeige zur Suche nach einem Hilfsvorbeter. Ein solcher wurde gerne für die hohen Feiertage zur Entlastung des eigenen Vorbeters engagiert. 
Salmuenster Israelit 08091921.jpg (31331 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1921: "Die hiesige Gemeinde sucht für Jom Kippur einen Hilfsvorbeter. Reflektanten können sich mit Gehaltsansprüchen melden. Salmünster, 4. September 1821. Der Synagogenälteste M. Neuhaus."  

        
Zum Tod des langjährigen Lehrers und Kantors Israel Schuster (1909, wirkte in Salmünster von 1864 bis 1870, danach in Birstein)    

Birstein FrfIsrFambl 10091909.jpg (104267 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. September 1909: "Birstein. Am 18. August hat unsere Gemeinde einen schweren Verlust erlitten, denn an diesem Tage starb Herr Israel Schuster, unser früherer Lehrer und Kantor, im 63. Lebensjahre. 33 Jahre hat er sein Amt in segensreicher Weise bekleidet, nachdem er 6 Jahre in der benachbarten Gemeinde Salmünster gewirkt hatte. Der Entschlafene stand ob seiner hervorragenden pädagogischen Befähigung in besonderem Ansehen bei der Regierung und erhielt anlässlich seiner vor 3 Jahren erfolgten Pensionierung den Hohenzollerorden. Die außerordentlich starke Beteiligung aller Konfessionen und aller Gesellschaftsklassen an seiner Beerdigung bezeugte, welche Liebe und Zuneigung er sich allseits zu erfreuen hatte. Der tiefen Trauer, die nicht nur seine Hinterbliebenen erfüllte, sondern auch alle, die den Vorzug hatten, ihm bei Lebzeiten näher treten zu können, gaben Herr Rabbiner Dr. Bamberger - Hanau und Herr Lehrer Strauß - Gelnhausen beredten Ausdruck. Der Leben des allzu früh Dahingegangenen war voll Mühe und Arbeit, aber es war ein gesegnetes Leben, und wenn heute unsere Gemeinde in religiöser Beziehung in fortgesetztem Aufblühen begriffen ist, so ist der rastlosen Tätigkeit des Verstorbenen ein wesentlicher Verdienst hieran zuzuschreiben." 

      
Lehrer Sally Katz verlässt Salmünster und wechselt nach Gemünden an der Wohra (1932)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. August 1932. "Gemünden an der Wohra, 15. August (1932). Am 1. April 1932 trat unser um unsere Gemeinde hochverdiente Lehrer, Kantor und Schochet Spier laut Notverordnung in den Ruhestand. Die Gemeinde setzte alles daran, um einen würdigen und geeigneten Nachfolger zu finden. Es bedurfte außerordentlich großer Anstrengung, um die staatliche Volksschullehrerstelle zu erhalten und im Sinne der Gemeinde neu zu besetzen. Bei jeder Neubesetzung einer solchen Stelle wird von Seiten der Staatsregierung in umfassender Weise geprüft, ob die Stelle noch erhalten werden kann, da in fast allen Landgemeinden die Schülerzahl äußerst gering ist. Es bedurfte auch diesmal vielfacher Bemühungen, insbesondere des Marburger Vorsteheramtes, bei Abgeordneten, der Regierung in Kassel und dem Ministerium, bis es schließlich gelang, dass die Staatsbehörde ihre Einwilligung zur Weitererhaltung der Stelle gaben. Die Regierung hat Herrn Lehrer Sally Katz, der aus Guxhagen stammt, das Kölner Lehrerseminar absolviert hat und seit 8 Jahren als Religionslehrer, Kantor und Schochet in Salmünster, Kreis Schlüchtern, wirkte, zum 9. August hierher versetzt. Wir hoffen, dass es ihm gelingt, auch in unserer Gemeinde zu Ehren des Judentums zu wirken."     

   
Lehrer Siegfried Wechsler aus Wächtersbach unterrichtet auch in Salmünster (1934)
     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar 1934: "Wächtersbach, 15. Januar (1934). Als Nachfolger des nach Bremen berufenen Religionslehrers Rosemann ist zur Erteilung des jüdischen Unterrichts in den Gemeinden Wächtersbach, Bad Orb, Salmünster und Romstal Herr Lehrer Siegfried Wechsler aus Hamburg bestellt worden."     

  
  
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Bitte der jüdischen Gemeinde um Unterstützung für eine in Not geratene Familie (1893)    

Salmuenster Israelit 20021893.jpg (93568 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Februar 1893: "Eine Familie in unserer unmittelbaren Nähe ist in tiefstes Elend geraten und würde ein Vater mit Frau und vier Kindern im wahren Sinne des Wortes verhungern, wenn nicht unsere edlen Glaubensbrüder uns schleunigste Hilfe gewähren. 4 Kinder jammern nach Brot, indem der Vater, der bisher seine Familie kümmerlich ernährt hat, durch einen Beinbruch lange Zeit ans Bett gefesselt, und für lange Dauer nicht imstande sein wird, die Sorge für sein Haus zu übernehmen. Wie traurig es ist, wenn eine Familie auf lange Zeit ihren Ernährer entbehren muss, kann sich jeder vorstellen, und bitten wir unsere edlen Mitmenschen uns reichliche Spenden zufließen zu lassen, denn viel ist nötig, um einem unbeschreiblichen Elende entgegenzusteuern. 
Wer schnell gibt, gibt doppelt. 
Salmünster
, 12. Februar 1893. Der Lehrer: S. Katz. Der Vorstand: Gundersheim
Auch die Expedition des Blattes ist gerne bereit, Gaben in Empfang zu nehmen und dieselben weiter zu befördern."

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Jacob May (1879)   

Salmuenster Israelit 26031879.jpg (120589 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1879: "Nachruf! Salmünster. Am 5. Adar wurde unsere kleine Gemeinde durch das Hinscheiden des Herrn Jacob May von hier in schmerzliche, tief empfundene Trauer versetzt. Der Verewigte erreichte das Alter von 71 Jahren. Er war ein echter Jehudi im wahren Sinne des Wortes. Beim Aufgang des Lichtes war er der erste in der Synagoge, um sein Tagesgebet vor der Tefila zu sagen. Wie sehr derselbe auf Wohltätigkeit und besonders auf Gerechtigkeit im Verborgenen hielt, sollten selbst seine eigenen Angehörigen erst nach seinem Tode erfahren. Der Verewigte hatte eine Filiale seines Geschäftes in dem eine Stunde von hier entfernten Städtchen Steinau. Dort hatte er einem zuverlässigen Manne, einem Christen, da in Steinau keine Juden wohnen, alljährlich eine ziemlich bedeutende Summe Geldes zur Verteilung unter die bedürftigsten Armen ohne Unterschied der Konfession aus dem Orte und der Umgegend übergeben. Erst durch die Erzählung dieses Bevollmächtigten, der ein eigens Buch darüber führte, wurde es bekannt, wie dieser Jehudi durch Geben im Verborgenen auf so edle Weise einer war, der den Gottesnamen geheiligt hat. Groß und allgemein war daher auch die Beteiligung an dem Leichenbegängnis des Verewigten, ein Beweis der Achtung, die ihm von all seinen Bekannten entgegengebracht wurde. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

       
Zum Tod von Abraham Stern (1890)  

Salmuenster Israelit 20101890.jpg (217590 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Oktober 1890: "Salmünster (Hessen-Nassau). 'Ein gutes Beispiel weckt Nacheiferung - Und gibt dem Urteil höhere Gesetze.' Nur aus diesem Grunde möge heute von dem Tode eines Mannes berichtet sein, der in jeder Hinsicht ein Muster war, als Mensch im Allgemeinen, als Jude im Besonderen. Seit dem 24. Elul härmt sich die hiesige jüdische Gemeinde über den Verlust ihres bewährten Gründers und Leiters, die Stadt über einen ihrer angesehensten Bürger: Abraham Stern hat im Alter von 66 Jahren, mit Ruhm und Ehren bedeckt, den Kampfplatz des Lebens verlassen.
Er und sein Bruder - sein Licht leuchte - beide eines Herzens voll gegenseitiger, unerschöpflicher Liebe, eines Sinne für Wahrheit und Recht, schon als Kinder mit der Bürde des Mannes durch den frühen Tod der Eltern belastet, sich selbst zur Belehrung und Erziehung überlassen, haben es durch gemeinschaftliche Anstrengung, der nicht einmal die Nacht, sondern nur der Schabbat Einhalt bot, zur Gründung eines mustergültigen jüdischen Hauses gebracht. Abraham Stern war einer der gewiss seltenen Menschen, der, mitten im Weltgetümmel stehend, sagen konnte: 'Ich habe keinen Feind.' War er der Mitwelt war, darüber belehrte ein Blick derer, die, zum großen Teil aus weiter Ferne, herbeigeeilt waren, um ihrem teuren Freunde, ihrem vertrautesten Berater und liebsten Verwandten den Abschiedsgruß zuzurufen. Die Geistlichkeit und der Stadtrat von Salmünster, sämtliche jüdischen und christlichen Vertreter der näheren und weiteren Umgegend gaben dem edlen Fechter für Ehre und Gerechtigkeit und das Wohl der Menschheit das Geleite. Wie sein Leben, so war sein Tod ein echter Kiddusch Haschem (Heiligtum des Gottesnamens). Seine Ehrwürden, Herr Dr. Koref, sah sich verpflichtet, an das Grab des Verblichenen zu eilen, um einen Teil seiner Verdienste zu schildern. Er verglich ihn mit Abraham unserem Vater (gemeint: der biblische Abraham): Auf jeden Ruf, den das zur Unterstützung verwaister und verwitweter Glieder oder zur Begründung und Erhaltung frommer Anstalten Hilfe bedürftige Judentum an ihn ergehen ließ, antwortete er, wie einst sein großer Ahn: Hineni 'hier bin ich', mit Allem, was ich habe.  
Die Gemeinde Salmünster verdankte ihm ihr Bestehen und ihr Gotteshaus. Dies als Erster zu betreten und als Letzter zu verlassen, darin setzte er seinen Ruhm. Und als ihm bereits eine harte Krankheit die körperliche Kraft völlig gebrochen hatte, wankte er, vom Schmerzenslager sich raffend, in die Synagoge, um nach der Rückkehr von dort erschöpft auf sein Lager, sein - Sterbelager, zu sinken. Den tröstenden Worten des Arztes setzte er, den Blick lächeln nach oben gewendet, entgegen: 'O, ich habe keine Angst, zu sterben.' Mit Ruhe und Zuversicht sah er dem Todesengel ins Angesicht, legte noch über die vorhandenen Zedokogelder (Spenden für wohltätige Zwecke) Rechnung ab und entschlief kampflos, wie der wahre Zadik (Fromme), die Hoffnung im Herzen, dass seine Kinder, in seinem Geiste erzogen, auch in seinem Geiste leben würden, und dass er an dem Orte seiner Bestimmung seine geliebte Gattin, die ihm um einige Jahre vorausgeeilt war und sein höchstes Lebensglück bedeutet hatte, wiederfinden werde. Möge seine geistige und moralische Hinterlassenschaft zahlreiche und würdige Erben finden."      

     
Zum Tod des Kaufmanns Samuel Stern (1923) 

Salmuenster Israelit 08031923.jpg (100842 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1923: " Salmünster, 26. Februar (1923). Wir haben heute in unserer Gemeinde Samuel Stern zu Grabe getragen. Mit ihm, dem würdigen Geisteserben seines unvergesslichen Vaters Abraham Stern - Friede sei mit ihm - ist ein Isch tam wejaschar (ein aufrechter und geradsinniger Mann) dahingegangen, ein bescheidener und gerader Mann und Jehudi, der durch seinen Eifer für die Erhaltung und Förderung unserer kleinen Gemeinde und seine weitherzige und vornehme Art, Zedaka (Gerechtigkeit) zu üben den Typus ehrwürdigen Patriziertums darstellte, wie er auf dem Lande leider immer seltener wird. Samuel Sterns tiefe Religiosität und streng jüdische Lebensführung, seine peinliche Gewissenhaftigkeit und Redlichkeit im Geschäftsleben haben ihm das Vertrauen seiner Mitbürger eingetragen, die ihn in ihre beratende städtische Körperschaft beriefen. Die Beerdigung - die erste auf dem neu errichteten Friedhof, für welchen die Stadtgemeinde der jüdischen Gemeinde das Gelände in hochherziger Weise geschenkt hat - war, wie das Leben des Entschlafenen, ein Kiddusch haschem (Heiligung Gottes). Die Beteiligung aus allen Schichten der Bevölkerung war außergewöhnlich groß, die Trauer tief und ehrlich. Auch die städtischen Behörden waren vertreten und der Kriegerverein in corpore ging an der Spitze des langen Trauerzugs. Herr Provinzialrabbiner Dr. Gradewitz (Hanau), Herr Sanitätsrat Dr. Stern (Frankfurt am Main) und Herr Lehrer Hamm (Salmünster) sprachen an der Bahre tiefempfundene Worte des Abschieds. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

  
Zum Tod des Kaufmanns Michael Neuhaus (1926)
(eine "Säule" des jüdischen Gemeindelebens: 25 Jahre Synagogenältester, ehrenamtlicher Vorbeter, Initiator des Umbaus des rituellen Bades, der Anlage des jüdischen Friedhofes in Salmünster u.a.m.) 

Salmuenster Israelit 07011926.jpg (129590 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1926:  "Salmünster, 4. Januar 1926). Nach kurzem Krankenlager verstarb im 75. Lebensjahre der in weiten Kreisen bekannte Kaufmann Michael Neuhaus. Eine große Anzahl von Verwandten und Freunden war aus nah und fern herbeigeeilt, um dem lieben Entschlafenen die letzte Ehre zu erweisen. Michael Neuhaus war noch ein Jehudi vom alten Schlage. Im Vereine mit seiner ihm gleichgesinnten Gattin, mit der er fast 50 Jahre in glücklicher Ehe lebte, führte er ein echtjüdisches Haus, in welchem Tora und Jiroh (=Gottesfurcht) noch eine Heimstätte hatten. In diesem Sinne erzog er auch seine acht Kinder, von denen eine Tochter bereits in jungen Jahren von hinnen schied. Gleich unserm Stammvater Jakob hatte er die Freude, alle seine Kinder in seinem Sinne wandeln zu sehen. 25 Jahre lang versah Neuhaus in mustergültiger Weise das schwierige Amt eines Synagogenältesten. Der Umbau des Frauenbades und die Anlage des Beit Olam (Friedhof) sind seiner Initiative entsprungen. Der Verewigte versah auch mit Vorliebe die Funktion eines Scheliach Zibur (= ehrenamtlicher Vorbeter). Wie verstand er es, noch vor wenigen Wochen seiner Kehle die hellen, lautersten Töne zum Lobe des Schöpfers entquillen zu lassen! Neuhaus war ein treuer Diener Gottes und von seinen Verpflichtungen gegen dessen Gebote erfüllt. Das Gotteshaus war seine liebste Stätte und sein ganzes Leben war wahrer Gottesdienst. Am Grabe rühmten Herr Dr. Herz - Fulda, Lehrer Katz - Salmünster und Lehrer Freudenberger - Flieden die Tugenden des Verstorbenen und schilderten den großen Verlust der trauernden Familie, der Gemeinde und der Stadt. Möge dem Dahingeschiedenen für sein edles, gewissenhaftes und selbstloses Streben und Wirken der schönste Lohn in der lichten Himmelshöhe zuteil werden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. Fr."    

  
Zum Tod von Moses Grünebaum (1929)  

Salmuenster Israelit 23051929.jpg (66151 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1929: "Salmünster, 13. Mai (1929). Die hiesige Gemeinde beklagt den Heimgang eines ihrer beliebtesten Gemeindemitglieder. Moses Grünebaum ist nach schmerzhaftem Krankenlager im Alter von 57 Jahren gestorben. Er war aufrechter Jehudi alten, guten Schlages. Der Verewigte hat sich in langen Jahren innerhalb unserer Gemeinde und weit darüber hinaus viel Freundschaft und Verehrung erworben. Er war überall angesehen und beliebt. 
Ein großer Trauerzug gab ihm das letzte Geleite. Wir beklagen herzlichst den Heimgang dieses braven Mannes und versichern ihm ein ehrenvolles Gedenken. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Danksagung und Empfehlung des Isak Jakobi (1877)  

Salmuenster Israelit 24011877.jpg (69360 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1877: "Danksagung und Empfehlung. Ich finde mich aus Dankgefühl verpflichtet, das Handels-Lehr-Institut des Herrn Direktor Ottensoser zu Mellrichstadt allen jüdischen Eltern aufs Beste zu empfehlen. Mein Sohn, ein Zögling des genannten Instituts, wurde vorigen Sabbat Bar Mizwa, und hat durch seine religiösen Vorträge in Chinuch Lenaarim und Chaje Adam bewiesen, wie emsig dort neben den profanen Disziplinen auch das Jüdische betrieben wird. Salmünster (Hessen), 16. Januar 1877. Isak Jakobi."

   
Lehrlingssuchen des gemischten Warengeschäftes von Michael Neuhaus (1884/1890)  

Salmuenster Israelit 10031884.jpg (37103 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1884: "In meinem gemischten Warengeschäft, welches Schabbat und Feiertag streng geschlossen, suche einen Lehrling mit guten Schulkenntnissen. Kost und Logis im Hause. 
Salmünster Station der Frankfurt-Bebraer Eisenbahn. M. Neuhaus. B. Mays Nachfolger." 
  
Salmuenster Israelit 03041890.jpg (31155 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1890: "Für mein am Schabbat und Feiertag streng geschlossenes gemischtes Warengeschäft suche zum Eintritt nach Pessach einen Lehrling mit den nötigen Schulkenntnissen. Kost und Logis im Hause. Salmünster. M. Neuhaus." 

      
Lehrlingssuchen des Manufaktur- und Kurzwarengeschäftes Joseph May (1892 / 1897)  

Salmuenster Israelit 04041892.jpg (33486 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. April 1892: "Für mein Samstags und Feiertage streng geschlossenes Manufaktur- und Kurzwarengeschäft suche ich per gleich nach Ostern einen Lehrling mitguten Schulkenntnissen. Kost und Logis frei im Hause. Joseph May, Salmünster (Hessen-Nassau). 
   
Salmuenster Israelit 08101897.jpg (36577 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1897: "Für mein Samstags und Feiertage streng geschlossenes Manufaktur- und Kurswarengeschäft suche zum sofortigen Eintritte einen braven Lehrling mit guten Schulkenntnissen, aus achtbarer Familie. Kost und Logis frei im Hause. Selbstgeschriebene Offerten an Joseph May, Salmünster."    

    
Verlobungsanzeige für Martha Grünebaum und Ludwig Warhaftig (1928)  

Salmuenster Israelit 02081928.jpg (24587 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1928: "Statt Karten   
Martha Grünebaum - Ludwig Warhaftig (Lehrer). Verlobte.  
Salmünster - Darmstadt, Friedrichstraße."  

       
Verlobungsanzeige von Martel Grünebaum und Abraham Stein (1933) 

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1933: "Gott sei gepriesen
Martel Grünebaum - Abraham Stein. Verlobte. 
Gemünden/Main - Salmünster. März 1933."  

    
Heiratsanzeige für Harry Wolf und Henny geb. Stern (1937)   

Salmuenster Israelit 24061937.jpg (31347 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1937: "Statt Karten  
Harry Wolf - Henny Wolf geb. Stern
. Vermählte. 
Göttingen - Salmünster / Frankfurt am Main - Sandweg 6c.  
Cernauti. Str. 11, Novembrie I a".  

     
     
Aus Bad Soden  
Anzeige der Villa Maria mit Möglichkeit der Nutzung einer rituellen Küche (1901)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1901: 
"Villa Maria 
Bad Soden bei Salmünster
 
sind elegante ausmöblierte Zimmer abzugeben und für Familien, welche sich selbst verköstigen willen, Gelegenheit geboten für eine eingerichtete rituelle Küche. Nähere Auskunft erteilt. 
M. Neuhaus,
Salmünster."    

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge               
     
Zunächst war vermutlich ein Betsaal vorhanden. 1865 wurde ein bereits bestehendes Gebäude, der ehemalige städtische Schafstall am Mühlbach, zu einer Synagoge eingerichtet. Beim Bau hatte besondere Verdienste der langjährige Gemeindevorsteher Abraham Stern, in dessen zu seinem Tod erschienenen Nachruf es hieß: Ihm verdankt die Gemeinde "ihr Bestehen und ihr Gotteshaus".    
    
In dem Gebäude waren neben dem Betsaal (mit Empore auf zwei Seiten) auch ein Schulraum für den Unterricht der Kinder sowie weitere Räume (zeitweise Lehrerwohnung?) und das rituelle Bad eingerichtet. Die Rückseite des Gebäudes lag direkt am Mühlbach, von dem aus das Wasser zur Mikwe eingeleitet werden konnte. Es handelt sich um ein zweigeschossiges Fachwerkhaus, das in seiner Gestaltung nur wenig von der baulichen Umgebung abwich. 
      
In der NS-Zeit ging das Synagogengebäude nach der Emigration und dem Wegzug der jüdischen Einwohner im Oktober 1937 in nichtjüdischen Privatbesitz über und wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. Die Kultgegenstände waren nach Schlüchtern gebracht und dort beim Novemberpogrom 1938 zerstört worden.   
     
Das Gebäude wurde im März 1992 von der Stadt erworben. Die bis dahin im Gebäude lebende Familie zog im Januar 1994 aus. Nach der Renovierung 1995/96 wurde in der ehemaligen Synagoge das Sozialamt der Stadt Bad Soden - Salmünster untergebracht.   
    
    
Adresse/Standort der SynagogeVogtgasse 15, direkt am Mühlbach       
    
    
Fotos       

Das Gebäude der ehemaligen 
Synagoge im Juli 1985 
(Quelle: Altaras s. Lit. S. 158) 
Salmuenster Synagoge 200.jpg (96618 Byte) Salmuenster Synagoge 201.jpg (76149 Byte)
   Blick von der Vogtgasse   Seite zum Mühlbach 
     
Das Gebäude der ehemaligen 
Synagoge im Frühjahr 2015 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 9.4.2015) 
Salmuenster Synagoge IMG_6758.jpg (98739 Byte) Salmuenster Synagoge IMG_6755.jpg (105122 Byte)
  Blick in die Vogtgasse (von der Frankfurter Straße) auf das Synagogengebäude  
     
Salmuenster Synagoge IMG_6748.jpg (109249 Byte) Salmuenster Synagoge IMG_6751.jpg (150040 Byte) Salmuenster Synagoge IMG_6752.jpg (111058 Byte)
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge 
(Foto in höherer Auflösung
Seite zum Mühlbach (Südseite des Synagogengebäudes) mit dem direkt am Gebäude vorbeifließenden Bach, 
von dem aus das Wasser zur Mikwe eingeleitet wurde.   
     
Salmuenster Synagoge IMG_6753.jpg (81277 Byte) Salmuenster Synagoge IMG_6746.jpg (117997 Byte) Salmuenster Synagoge IMG_6754.jpg (100916 Byte)
Eingang   Hinweistafel   Anbau des Synagogengebäudes in westlicher Richtung 

  
 

Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

November 2018Verlegung von Stolpersteinen in Bad Soden-Salmünster    
Anmerkung: Am 08. November 2018 wurden durch den Künstler Gunter Demnig an vier Verlegestellen insgesamt 19 Stolpersteine verlegt. Um 12 Uhr gegann die Gedenkveranstaltung mit einem Empfang im Joseph-Müller-Haus (Schwedenring 1), um 13 Uhr folgt die Enthüllung einer Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge in Salmünster (Vogtgasse 15), daran schließt sich die Verlegung der Stolpersteine entlang der Frankfurter Straße 9 und 10, der Franziskanergasse 6 und der Klostergasse 5 an. Um 15 Uhr lädt die Projektgruppe zu Kaffee und Kuchen ins Joseph-Müller-Haus (Schwedenring 1) ein. Den Abschluss bildet das Gedenkkonzert um 19 Uhr in der evangelischen Versöhnungskirche (Frankfurter Straße 53).
Artikel von Petra Kloberdanz in "Der Bergwinkel - Wochen-Bote" vom 19. November 2018: "Viele Bürger begleiten bewegenden Erinnerungsakt. 
Mehr als 200 Menschen, meist dunkel gekleidet, versammeln sich in Salmünsters Altstadt vor der ehemaligen Synagoge. Die Stimmung erinnert an eine Trauergemeinde, doch den Verstorbenen, derer hier gedacht wird, wurde keine Beerdigung im Kreise ihrer Lieben zuteil. Sie waren jüdische Mitbürger, die in der Vernichtungsmaschinerie der Nazi-Zeit verschwanden. Vor etwa 80 Jahren hatten sie ihre Heimatstadt, meist unfreiwillig, verlassen. Angestachelt durch die NS-Propaganda waren aus ihren Nachbarn willfährige Verfolger geworden, die sie mit Verhöhnung, Entrechtung und Repressalien traktierten. Von den 40 Personen jüdischen Glaubens, die 1933 in Salmünster lebten, gelang den wenigsten die Flucht in die Freiheit. Die meisten entgingen Deportation und Ermordung nicht.
Am 9. November 1938 hatte mit der 'Reichspogromnacht', wie die Gewaltexzesse gegen die jüdischen Mitbürger verharmlosend genannt wurden, die organisierte Judenverfolgung im gesamten Deutschen Reich begonnen. Die Erinnerung an das Schicksal der ehemaligen jüdischen Salmünsterer Mitbürger wachzuhalten, war das Anliegen einer Gruppe aus dem Theater-Ensemble feel-X mit Felix Wiedergrün, Thomas Hummel, Tanja Steinbock, unterstützt von Bernd Heil, Brigitte Steitz, der Stadt, den Kirchengemeinden und der Henry-Harnischfeger-Schule. 'Die Stolpersteine sollen nicht nur ein Symbol gegen das Vergessen sein, sondern auch die ständige Mahnung, dass in diesem Land nie wieder Menschen entrechtet, entwürdigt, verfolgt oder ermordet werden', schreiben die Initiatoren. Sie organisierten die Verlegung von 15 Stolpersteinen vor den Wohnhäusern von 14 ehemaligen jüdischen Mitbürgern sowie einen Stein vor dem Geburtshaus des Priesters Joseph Müller, der als Widerständler 1944 hingerichtet wurde. Nachdem Felix Wiedergrün die Anwesenden begrüßt hatte, darunter die Schüler der Geschichtskurse der Henry-Harnischfeger-Schule mit ihren Lehrerinnen und die Konfirmanden mit Pfarrer Fredi Henning, enthüllte Thomas Hummel an der ehemaligen Synagoge eine Tafel, die auf die Geschichte der jüdischen Gemeinde hinweist. Bereits 1362 waren Menschen jüdischen Glaubens in der Umgebung von Salmünster ansässig gewesen.
Der Künstler Gunter Demnig, der Anfang der 1990er Jahre das Kunstprojekt 'Stolpersteine' ins Leben gerufen hatte, und bereits 70.000 Steine in 24 europäischen Ländern verlegt hat, war nach Salmünster gekommen, um mit Tobias Koch vom Bauhof die Steine zu verlegen. In der Frankfurter Straße 10 erinnern neun Steine mit der beschrifteten Metallabdeckung an Alexander, Emilie, Julius, Martha, Isidor und Manfred Jakob Grünebaum sowie an Cäcilie, Jakob und Ester Strauss. Gegenüber, in der Frankfurter Straße 9, wohnten Paulina Grünebaum sowie Selma und Max Victor, und in der Franziskanergasse 6 erinnern die Pflastersteine an Auguste und Jakob Korn. Junge Leute legten Rosen nieder, verlasen Namen und Schicksale und entzündeten Kerzen, Rabbiner Michael Jedwabny aus Hanau sprach Gebete, und Elmar Egold aus Bad Orb begleitete den eindrucksvollen Erinnerungsakt mit ausgewählten Melodien auf der Klarinette. Vor dem katholischen Pfarramt erinnerte Dr. Michael Müller an den Priester Joseph Müller. Bürgermeister Dominik Brasch zeigte sich beeindruckt von der würdigen Aktion. Mit Blick auf das, 'was mit Bürgern aus unserer Mitte passierte', mahnte er, fremdenfeindliche Stimmungen als Einstiegsdroge zur Rechtsradikalität nicht zuzulassen."  
Link zum Artikel  
Siehe auch die Website des "Ensemble feel-X e.V. Die junge Theatergruppe aus Bad Soden-Salmünster": https://www.ensemble-feelx.de/sonstiges/stolpersteine-salmuenster.

    
  
   


    
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Bad Soden - Salmünster  
bulletInformationen zum jüdischen Friedhof in Salmünster (interner Link)  
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Salmünster 

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Eckardroth mit umliegenden Orten 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Eckardroth sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,136  Verzeichnis der jüdischen Söhne in der Synagogengemeinde in Eckardroth mit Angabe von Geburtsdatum und Beruf  1808 - 1823; darin auch Birstein, Fischborn, Helfersdorf, Hellstein, Ober-Reichenbach, Unterreichenbach, Untersotzbach    https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v289745      
HHStAW 365,137  Verzeichnis der jüdischen Söhne in der Synagogengemeinde in Eckardroth mit Angabe von Geburtsdatum und Beruf  1808 - 1834; darin auch Romsthal, Salmünster, Ulmbach 
  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2379127           
HHStAW 365,142  Sterberegister der Juden von Eckardroth  1826 - 1845; darin auch Romsthal, Salmünster, Ulmbach   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2379127               
HHStAW 365,138  Geburtsregister der Juden von Eckardroth  1828 - 1834; darin auch Romsthal, Salmünster, Ulmbach   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2924713       
HHStAW 365,140  Trauregister der Juden von Eckardroth  1833 - 1863; darin auch Romsthal, Salmünster, Ulmbach https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4971244   
HHStAW 365,733  Sterberegister der Juden von Eckardroth  1845 - 1888; darin auch Romsthal  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2083510        
HHStAW 365,732  Geburtsregister der Juden von Eckardroth  1845 - 1894; darin auch Romsthal  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1245103      
HHStAW 365,139  Geburtsregister der Juden von Eckardroth  1850 - 1875; darin auch Romsthal  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4101079      
HHStAW 365,143  Sterberegister der Juden von Eckardroth  1850 - 1892; darin auch Romsthal, Salmünster, Ulmbach  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3553149     
HHStAW 365,141  Trauregister der Juden von Eckardroth  1864 - 1884; darin auch Romsthal https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1675001         

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 769 und III,2 S. 1376 (Art. Soden am Taunus, Bad, siehe Anmerkung 4).
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 244-245.
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 158. 
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 137.
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 199-200.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 483-484.
bulletGeorg-Wilhelm Hanna: Geschichte der Juden in Bad Soden-Salmünster. Erstveröffentlichung in: Bergwinkel-Bote 40 1989 S. 39-47. Online zugänglich
Eingestellt auch in der Website von Bad Soden Salmünster   

   
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Salmuenster (now part of Bad Soden-Salmuenster) Hesse-Nassau. Jews lived there in 1384, but the community was founded centuries later, opening a synagogue in 1865 and numbering 56 (4 % of the total) in 1905. By 1937 all the Jews had left, ten emigrating. 
      
       

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge 

        

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020