Die Toten der jüdischen Gemeinde Walldorf wurden zunächst
auf dem Verbandsfriedhof in Wiesloch
beigesetzt. Um 1880 wurde in Walldorf ein jüdischer Friedhof unmittelbar westlich
des allgemeinen Friedhofes angelegt. Auf ihm wurde auch eine Friedhofshalle (Taharahaus)
erbaut, die bis heute erhalten ist (Friedhofsfläche: 12,55 a). Bei der neuen
Friedhofshalle des allgemeinen Friedhofs erinnern seit 1985 Gedenktafeln an das
Schicksal der jüdischen Gemeinde. Es sind 97 Grabsteine erhalten. Die letzte
Beisetzung fand 1940 statt.
Die Lage des Friedhofes
Lage des jüdischen Friedhofes Walldorf
(durch
Pfeil markiert) (Topographische Karte aus den 1970er-Jahren)
Lage des jüdischen Friedhofes
in Walldorf auf dem dortigen Stadtplan:
oben anklicken: der Link zeigt die Lage des allgemeinen Friedhofes
in Walldorf an;
- der jüdische Teil liegt im Westen dieses
Friedhofes
Fotos
Neuere Fotos
Der Friedhof im Herbst 2010
(Fotos: Michael Ohmsen)
Trauerhalle /
Taharahaus
Teilansichten
des jüdischen Friedhofes
Grabstein für
David Mayer
(1838-1886) mit
Ehrenkranz und Schofar
Die Gedenktafeln
(Text siehe unten)
bei der Trauerhalle des
allgemeinen Friedhofes
Der
Gedenkstein zur Erinnerung an die
Deportation nach Gurs im Oktober 1940
(vgl. Gedenkstätte Neckarzimmern)
Der Friedhof im März 2009
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 29.3.2009)
Links der Trauerhalle des allgemeinen
Friedhofes: Gedenktafeln mit der Inschrift:
"Unseren ehemaligen jüdischen Mitbürgern. Jahrhunderte lebten und
arbeiteten auch in Walldorf Deutsche jüdischen Glaubens. Sie waren
Fabrikanten, Kaufleute, Lehrer und Arbeiter und suchten wie wir das
Glück.
Es waren noch 53, als 1938 der Judenhass Programm einer deutschen
Regierung wurde. Allzu viele beteiligten sich daran, ihre jüdischen
Mitbürger zu demütigen, sie aus ihrer Synagoge und ihren Häusern zu
vertreiben.
Wer nicht rechtzeitig auswandern konnte, wurde nach Dachau, Buchenwald,
Gurs und Auschwitz verschleppt und mit Millionen anderen getötet.
Wir verneigen uns vor den Opfern des Hasses und sehen des Leid, das
Menschen einander zufügen können.
Vergessen wir nicht, was möglich war, in Deutschland, in Walldorf, fast
2000 Jahre nach Christi Geburt.
Das Schicksal unserer jüdischen Mitbürger mahnt zu Brüderlichkeit,
Toleranz und Frieden. Erstellt von der Stadt Walldorf und eingeweiht
anlässlich des Besuchs ehemaliger jüdischer Mitbürger im April
1985.
Blick über den
Friedhof
Im Hintergrund die
Friedhofshalle
Die Friedhofshalle
Teilansicht
des Friedhofes
Grabstein
links für Wilhelm Levi (1854.1928)
und Johanna Levi geb. Sternweiler
(1859-1940),
links für Baruch Levi (1846-1918) und
Karoline Levi geb.
Strauss (1847-1931)
Schwarzer
Grabstein links für
Bernhard Bodenheimer (1861-1928) und
Pauline
Bodenheimer geb. Wertheimer
(1866-1930); Grabstein rechts im
Vordergrund
für Anna Klein (1882-1938)
Grabsteine im
Vordergrund von links:
für David Engel aus Baiersdorf
(gest. 1924),
Charlotte Kramer
geb. Thanhauser (1846-1931) und
Moritz Kramer (1844-1921)
Grabstein links
für Lina Ottenheimer
aus Bonfeld geb. Jacoby (1854-1912);
rechts für
Bernhard Kramer (1856-1929)
und Sophie Kramer geb. Mayer
(1865-1911)
Grabsteine im
Vordergrund von links:
für Moses Prager (1847-1924),
Hannchen Kramer geb.
Prager (1843-1919),
rechts für Dina Kramer geb. Löwenthal
(1843-1919)
mit Gedenkinschriften für
die in Gurs 1940/41 verstorbenen
Sanchen und
Henriette Kramer.
Grabstein für
Jakob Kramer I.
von Walldorf (1813-1885)
Grabstein im
Vordergrund von links für Zodik Bodenheimer, Elise Bodenheimer
(1824-1884) und Sara Prager geb. Frank
Grabstein links
für Lisette Klein
geb. Rothschild (1874-1901), rechts
für David Einstein
(1832-1899)
Grabsteine
im Vordergrund von links
für Moses Hirsch Kramer (1831-1906),
Lippmann
Sternweiler (1824-1914), Henriette Sternweiler geb. Simon
(1826-1904),
Joseph Kramer,
Alt-Sternewirt (1809-1904)
Grabstein
links für das Geschwisterpaar Jette Simon (1820-1907) und
Samson Simon
(1829-1907), rechts für
Aron Klein (1857-1906) und
Julie Klein geb.
Fürth (1854-1933)
Grabstein für den
früh verstorbenen
(daher die abgebrochene Säule)
Moritz Klein
(1880-1888)
Schwarze
Grabsteine für Rosa Gieser
geb. Walldorfer (1842-1893) und
Wolf Gieser
Pressemitteilung der Stadt Walldorf vom 2.
August 2025: "Walldorf: Neue Gedenktafel-Stele am jüdischen Friedhof
installiert. Zeuge einer bewegten Geschichte.
'Der jüdische Friedhof ist ein stiller Zeuge einer bewegten Geschichte. Er
bewahrt das Andenken an jene, die einst hier lebten, arbeiteten und Teil der
Gemeinschaft waren. Ihre Namen und Lebenswege sind ein Teil unserer
Erinnerung, und ihr Vermächtnis mahnt uns, niemals zu vergessen.' Das ist
unter der Überschrift 'Spuren, die bleiben' auf der neuen Gedenktafel-Stele
am Eingang zu Walldorfs jüdischem Friedhof zu lesen. Die Tafel wurde,
zusammen mit drei Hinweis-Stelen, die an prägnanten Stellen im allgemeinen
Friedhofsbereich als Wegweiser zum jüdischen Friedhof dienen, vor Kurzem
installiert. Bürgermeister Matthias Renschler und der Erste Beigeordnete
Otto Steinmann nahmen die Stelen jetzt gemeinsam mit Heike Käller
(Fachdienst Kultur und Sport) in Augenschein.
Steinmann erinnerte daran, dass die Idee, 'den jüdischen Friedhof erlebbarer
zu machen', aus einem Besuch von Familie Klein heraus entstanden sei. Im
Rahmen der Kurt-Klein-Tage, mit denen im Jahr 2022 an den aus Walldorf
stammenden jüdischen Mitbürger erinnert wurde, der auf der Flucht vor den
Nationalsozialisten in die USA ausgewandert und gegen Ende des Zweiten
Weltkriegs als amerikanischer Soldat zurückkehrt war, hatte man mit Kleins
Nachkommen unter anderem auch den jüdischen Friedhof besucht. Damals kam die
Überlegung auf, diesen Friedhofsteil stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung
zu bringen. Wie in der Folge im April 2024 auch vom Gemeinderat beschlossen,
soll das einerseits durch die bessere Wegweisung auf dem Friedhofsareal und
zum anderen durch die zusätzlichen Informationen auf der Gedenktafel
geschehen. Familie Klein hatte der Stadt Walldorf bei einem weiteren Besuch
im November 2023 eine Sitzbank im Hochholzer Wald geschenkt, die sich
seither großer Beliebtheit erfreut.
Die neue Gedenktafel nennt dann auch markante Daten des jüdischen Lebens in
Walldorf: So das Jahr 1470, in dem hier der erste jüdische Einwohner
dokumentiert ist, das Jahr 1712, in dem ein Anwachsen der jüdischen Gemeinde
nachweislich belegt ist, und das Jahr 1852 mit der höchsten Zahl jüdischer
Einwohnerinnen und Einwohner mit damals 196 Personen – bei einer
Gesamtbevölkerung von weniger als 3000 Menschen. Zum Vergleich: Zur Zeit der
Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 lebten in Walldorf noch
53 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger. Weiter ist auf der Gedenktafel zu
lesen, dass Bestattungen zunächst auf dem Verbandsfriedhof in Wiesloch
erfolgten, ehe 1880 auch in Walldorf ein jüdischer Friedhof angelegt wurde.
Im selben Jahr fand hier die erste Bestattung statt, die letzte war dann im
Jahr 1940. Denn am 22. Oktober 1940 wurden die letzten 20 noch verbliebenen
jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner Walldorfs in das Lager Gurs in
Frankreich deportiert. Viele starben dort oder wurden in den
Vernichtungslagern der Nationalsozialisten ermordet. Heute befindet sich der
etwas mehr als 1700 Quadratmeter große Friedhofsteil im Eigentum der
Israelischen Religionsgemeinschaft Baden. Die optische Gestaltung der neuen
Stelen auf dem Friedhof erinnert bewusst an die Schiefer-Gedenktafel für die
deportierten Walldorfer Juden, die Anfang des Jahres 2022 an der ehemaligen
Synagoge angebracht wurde, und an die schon 2010 verlegten, mit Messing
beschlagenen 20 Stolpersteine, die sich an sechs verschiedenen Stellen im
Walldorfer Zentrum befinden und mit Namen, Geburts- und Todesdatum an die
Schicksale der nach Gurs Deportierten erinnern. In Walldorf finden,
initiiert von den Heimatfreunden und den Kirchengemeinden mit Unterstützung
der Stadt, regelmäßig Veranstaltungen statt, die sich mit dem jüdischen
Leben beschäftigen. So gibt es rund um den 9. November zum Gedenken an die
Ereignisse der sogenannten Reichspogromnacht und am 22. Oktober in
Erinnerung an die Deportation der badischen Juden ins Lager Gurs immer
wieder Aktivitäten wie Besuche des jüdischen Friedhofs, der Stolpersteine
oder verschiedener relevanter Gebäude wie der ehemaligen Synagoge."