Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Eckartshausen mit Calbach (Stadt Büdingen, Wetteraukreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
     
In Eckartshausen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1937. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.  

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1828 30 jüdische Einwohner, 1861 30 (4,5 % von insgesamt 668 Einwohnern), 1880 18 (2,7 % von 676), 1900 19 (3,0 % von 626), 1910 17 (2,5 % von 672). Zur jüdischen Gemeinde gehörten bis Anfang des 20. Jahrhunderts auch die wenigen in Calbach lebenden jüdischen Personen (1830 3 jüdische Einwohner).   
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule), möglicherweise ein rituelles Bad und ein Friedhof. Ein eigener Lehrer war vermutlich zu keiner Zeit von der Gemeinde angestellt; die jüdischen Kinder bekamen ihren Religionsunterricht durch auswärtige Lehrer. Der Dienst des Vorbetens in der Synagoge wurde ehrenamtlich durch Gemeindeglieder übernommen. Die Gemeinde gehörte zum liberalen Provinzialrabbinat in Gießen.    
 
Um 1924, als zur Gemeinde noch 14 Personen gehörten (2,0 % von insgesamt 703 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Hugo Strauß, M. Kösterich und M. Meyer.  
 
Unter den jüdischen Gewerbebetrieben ist die Bäckerei von Heinrich Köstrich zu nennen.  
   
1933 lebten noch 16 jüdische Personen in Eckartshausen (2,4 % von insgesamt 656 Einwohnern; vier Familien). In den folgenden Jahren sind alle von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Mehrere der jüdischen Einwohner, darunter Heinrich Köstrich mit Familie konnten in die USA emigrieren, Familie Hugo Strauß nach Südamerika (Argentinien). Am 15. September 1937 wurde die Gemeinde aufgelöst.  
  
Von den in Eckartshausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jenny Fleischmann geb. Meyer (1899), Jenny Marx geb. Bing (1863) und Max Strauss (1889).    
  
Zur Erinnerung an das Schicksal der früheren jüdischen Einwohner von Eckartshausen ist seit 1990 am alten Rathaus (Unterpforte) eine Gedenktafel angebracht. Die Inschrift lautet: "Zur Erinnerung an die ehemalige Synagoge der jüdischen Gemeinde Eckartshausen. Erbaut 1833 und während der nationalsozialistischen Diktatur im Jahre 1936 aufgegeben und zum Gedenken an unsere verfolgten und ermordeten jüdischen Mitbürger".     
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde     
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
   
Anzeigen des Bäckermeisters S. Köstrich (1904 / 1907)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1904: 
"In meiner Bäckerei kann sofort ein selbstständiger 
Gehilfe
 
eintreten. 
S. Kösterich,
Eckartshausen (Hessen)."         
 
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Februar 1907: 
"Ein selbstständiger Bäckergeselle kann sofort eintreten. 
S. Köstrich, Eckartshausen Hessen".    

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge     
    
In Eckartshausen war eine Synagoge vorhanden. Dabei handelte es sich um ein vermutlich Anfang des 19. Jahrhundert erstellten Fachwerkhaus mit Satteldach, in dem 1833 die Synagoge eingerichtet worden war. Im Betraum waren 35 Plätze vorhanden, wobei es sich entweder um Sitzplätze oder möglicherweise bis zuletzt um bewegliche Lesepulte gehandelt haben soll, mit einem Fach für Gebetmäntel und Gebetbücher. Nach Erinnerungen vor Ort war der Betraum links vom Eingang (südliche Gebäudehälfte) mit einer einseitigen Frauenempore entlang der Westwand gegenüber dem Tora-Schrein, der auf zwei Holzstützen ruhte und ein Holzgeländer hatte. Die rechte, nördliche Gebäudehälfte umfasste eine Wohnung, die bereits zu Synagogenzeiten an eine nichtjüdische Familie vermietet war. Ein Schulraum soll nicht vorhanden gewesen sein.       
       
1936 war die Gemeinde auf Grund gezwungen, das Synagogengebäude zu "vermieten". Allerdings erhielt sie in den folgenden zwei Jahren vom Mieter - mit Rückendeckung durch den Bürgermeister - keine Miete, sondern musste sogar die Kosten für den Umbau in ein Wohnhaus bezahlen. 
   
Durch den Umbau zu einem von einer nichtjüdischen Familie genutzten Wohnhaus blieb das Gebäude beim Novemberpogrom 1938 verschont. Es ist ein bis heute erhaltenes Wohnhaus, das in den 1980er-Jahren umfassend renoviert wurde, wodurch das frühere Aussehen des Fachwerkhauses verloren ging. Eine Hinweistafel ist am Nachbargebäude an der Burggasse angebracht: "Ehemalige Synagoge. Seit den 1840er-Jahren bis 1937 jüdische Schule und Synagoge. Am 15. September 1937 wurde die jüdische Gemeinde in Eckartshausen aufgelöst. Kulturdenkmal wegen der Bedeutung für die Ortsgeschichte und die jüdische Kultur am Ort" (siehe Foto unten).     
   
   
Adresse/Standort der Synagoge Unterhalb der Kirche in einem Garten, durch einen schmalen Weg von der Burggasse her zugänglich (bzw. aus der anderen Richtung vom Hanauer Weg).   
   
   
Fotos
(Quelle: Altaras s.Lit.: links 1988 S. 184; rechts 2007 S. 380; untere Fotozeile: Hahn, Aufnahmedatum 9.4.2015)  

Das Gebäude der ehemaligen 
Synagoge in Eckartshausen
Eckartshausen Synagoge 110.jpg (66504 Byte) Eckartshausen Synagoge 120.jpg (54204 Byte)
  Das Gebäude vom Weg aus gesehen
 (Aufnahme vom Juni 1985)
Nach dem Umbau ist das bisherige Fachwerk
 verschwunden (Aufnahme vom Juli 1989)
     
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge im Frühjahr 2015     
Eckartahausen Synagoge IMG_6823.jpg (71315 Byte) Eckartshausen Synagoge IMG_6863.jpg (112662 Byte) Eckartshausen Synagoge IMG_6864.jpg (152987 Byte)
Hinweistafel am Nachbargebäude Burggasse  Blick auf das Gebäude der ehemaligen Synagoge vom Hanauer Weg  
     

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
 

Juni 2011: Die Verlegung von "Stolpersteinen" in Eckartshausen ist für Ende Oktober 2011 geplant    
Artikel im "Gelnhäuser Tageblatt" vom 15. Juni 2011 (Artikel): "Aktion 'Stolpersteine' wird fortgesetzt
BÜDINGEN. Ende Oktober werden in Düdelsheim und Eckartshausen Gedenktafeln eingelassen. 

(red). Am 26. Oktober werden in der Großgemeinde Büdingen erneut 'Stolpersteine' gegen das Vergessen der NS-Opfer verlegt. Der Künstler Gunter Demnig aus Köln erinnert damit an diese Menschen, indem er vor deren letzten selbst gewählten Wohnorten Gedenktafeln aus Messing in den Straßenbereich oder in den Bürgersteig einlässt..."    
 
Oktober 2011: Über die Verlegung von "Stolpersteinen" in Eckartshausen und Düdelsheim   
Artikel im "Gelnhäuser Tageblatt" vom 27. Oktober 2011: "Die Steine halten die Erinnerung lebendig. 
Düdelsheim.
Nach drei Aktionen in Kernstadt werden erstmals 'Stolpersteine' in den Stadtteilen Düdelsheim und Eckartshausen verlegt..." 
Link zum Artikel.     
   

  
   
Links und Literatur

Links:

Website der Stadt Büdingen    

Website der Gemeinde Eckartshausen 

Seite des Obst- und Gartenbauvereins Eckartshausen  
Zur Seite über den jüdischen Friedhof in Eckartshausen      

Literatur:  

Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 148-149. 
Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 184.   
dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 148.
dies.: Neubearbeitung der beiden Bände. 2007 S. 379-380.   
Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 314.   
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 79-80.   

     
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Eckartshausen  Hesse. Numbering 30 (4,5 % of the total) in 1861, this small community had its own synagogue and cemetery. By 1939 all the Jews had emigrated.  
    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 11. April 2015