Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz" 
Zur Übersicht: "Synagogen im Rhein-Hunsrück-Kreis"  
   

Gemünden / Hunsrück (Rhein-Hunsrück-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Gemünden bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Um 1700 hört man erstmals von jüdischen Einwohner am Ort, die unter dem Schutz der Schenken von Schmidtburg standen. Um 1740/45 waren bereits 15 jüdische Familien am Ort (ca. 60 bis 85 jüdische Einwohner).   
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 109 jüdische Einwohner, 1822 130, um 1825 etwa 20 jüdische Familien (ca. 15 % der Einwohnerschaft), 1843 178 jüdische Einwohner (etwa 18 %), 1848 164, 1858 147, 1895 101, 1904 85, 1910 70. Auf Grund des hohen jüdischen Bevölkerungsanteil galt Gemünden in der Umgebung als "Klein-Nazareth" oder "Klein-Jerusalem". Die jüdischen Familien verdienten ihren Lebensunterhalt überwiegend als Vieh- und als Kleinhändler. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten mehrere von ihnen Geschäfte und Handlungen am Ort eröffnet.  
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten).   Zur jüdischen Schule siehe den Beitrag von Gustav Schellack (s.u. Literaturliste mit Link).   
   
Um 1924, als zur Gemeinde noch 65 Personen gehörten (7,2 % von insgesamt etwa 900 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Jos. Hammel, Wirth, Max Mayer und  Eugen Ochs. Der Repräsentanz gehörten an: Salomon Ochs, Karl Hammel, Wilhelm Strauß, Ferdinand Strauß, Daniel Ochs, Jakob Markus und M. Ochs. 1932 waren die Gemeindevorsteher Joseph Wirth (1. Vors.), Gustav Strauss (2. Vors.) und Eugen Ochs (3. Vors.). Der Repräsentanz unter Vorsitz von Louis Ochs gehörten insgesamt neun Mitglieder an. An jüdischen Vereinen bestanden: der Wohltätigkeitsverein (Chewra; 1932 unter Vorsitz von Louis Ochs mit acht Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiete Wohlfahrtspflege und Bestattungswesen) und der Jüdische Frauenverein (1932 unter Vorsitz von Rosa Hammel; Zwecke und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger). Im Schuljahr 1931/32 erhielten sechs Kinder der Gemeinde Religionsunterricht. Inzwischen konnte die jüdische Gemeinde Gemünden - wie auch die benachbarten Gemeinden Simmern und Kirchberg - sich keinen eigenen jüdischen Religionslehrer mehr leisten. Als Bezirksreligionslehrer war Josef Carlebach für alle drei Gemeinden tätig.     
   
1933 wurden noch 61 jüdische Einwohner gezählt. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bis 1938 hatten etwa zwei Drittel der jüdischen Einwohner der Ort verlassen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.). Die letzten jüdischen Einwohner wurden 1943 in die Vernichtungslager deportiert.  
    
Von den in Gemünden geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit mindestens 22 Personen umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):   u.a. Thekla Friedberg geb. Hammel (1881), Klementine Mayer geb. Hammel (1868, "Stolperstein" in Königstein), Eugen Ochs (1881), Heinz (Henri) Ochs (1922), Leo Ochs (1883), Louis Ochs (1922), Herta Oster geb. Ochs (1898), Helene Schoemann geb. Wirth (1869), Hermann Weiler () . 
Eine Zusammenstellung konnte noch nicht vorgenommen werden, da in den Listen nicht ausreichend zwischen den verschiedenen Orten Gemünden mit früheren jüdischen Gemeinde differenziert und teilweise auch eine falsche Zuordnung vorgenommen wird (insbesondere in der Liste von Yad Vashem).   
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1861 / 1889 / 1893  

Gemuenden Simmern Israelit 04041861.jpg (91128 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. April 1861: "Vakanz. Die israelitische Gemeinde zu Gemünden, Rheinpreußen, sucht einen jüdischen Elementarlehrer und Vorbeter. Der jährliche fixe Gehalt beträgt bar 150 Thaler, nebst freier Wohnung und freien Brennmaterials. Die Emolumente bringen einschließlich der Schechita circa 50 Thaler und ohne dieselbe circa 25 Thaler ein. Eine anständige Beköstigung wird für 45 bis 50 Thaler jährlich verabreicht. die Lehrerwohnung und das Schulhaus sind neu erbaut, bequem und freundlich. Bewerber belieben sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse zu wenden an den Vorstand der israelitischen Gemeinde zu Gemünden bei Simmern, Rheinpreußen."    
  
Gemuenden Simmern Israelit 13051889.jpg (57967 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1889: "Lehrer-Gesuch
Wir suchen zum 1. Juli 1889 einen Religionslehrer, Kantor und Schochet. Das Gehalt besteht in einem Fixum von Mark 600 pro Jahr. Nebenverdienste der Schechitah und in der Synagoge zwischen 3 bis 400 Mark nebst freier Wohnung. 
Verheiratete haben den Vorzug. Gehalt exekutorisch. Meldungen nebst Zeugnissen sind sofort einzusenden an den Synagogenvorstand 
Jacob Mayer, Gemünden
(Regierungsbezirk Koblenz, Hunsrück)."  
  
Gemuenden Simmern Israelit 02021893.jpg (40111 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1893: "Wir suchen zum sofortigen Eintritt einen tüchtigen Chasan, Schochet und Religionslehrer. Gehalt 650 Mark fix, 300-400 Mark Nebenverdienste nebst freier Wohnung und Heizung. Ledige Bewerber werden bevorzugt. 
Jacob Mayer, Vorstand, Gemünden, Hunsrück."  

 
Hinweis auf den jüdischen Lehrer Jacob Friedrich Wilhelm Mayer Eppstein (Lehrer in Gemünden von 1867 bis 1874)  

Lambsheim Lehrer Eppstein 010.jpg (16632 Byte)Jacob Friedrich Wilhelm Mayer Eppstein (geb. 1846 in Saarwellingen; ein Enkel des Lehrers Jacob Mayer Eppstein und Vater von Oskar Eppstein, siehe unten) war seit 1867 Lehrer an der jüdischen Elementarschule in Gemünden im Hunsrück, bis die Familie im August 1874 nach Essenheim übersiedelte, wo er bis April 1879 tätig war. Von April 1879 bis zu seinem Tod am 14. Februar 1899 war er Lehrer der jüdischen Gemeinde in Lambsheim. Er wurde im jüdischen Friedhof in Lambsheim beigesetzt.
(Foto aus der Sammlung von Rolf Michael Mayer)    
   
Zur Familiengeschichte siehe Beitrag von Rolf Michael Mayer: Vom Taunus über Frankfurt und Mannheim nach Fußgönheim, Ruchheim und Mutterstadt. HaLevi - Eppstein - Eppler - Mayer. Vier Namen - eine Familie. 2009. Eingestellt als pdf-Datei.     

 
  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Spendenaufruf für eine verarmte Familie (1864) 

Gemuenden Simmern Israelit 20041864.jpg (132782 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. April 1864: "Ich appelliere hiermit an die öffentliche Wohltätigkeit, und zwar für einen ungenannten Familienvater und Glaubensgenossen, über dessen Leben sich im Laufe der letzten 10 Jahre so mannigfaltige und harte Schicksalsschläge aufhäuften, dass der Mann dadurch in die Lage versetzt wird, die öffentliche Mildtätigkeit in Anspruch zu nehmen. Der betreffende ist Vater von 7 Töchtern (Söhne hat er nicht), sein Geschäft war Ackerbau und Handel. Durch Krankheit, sowie durch Brandunglück seiner Frau begann das Zurückgehen seiner Verhältnisse. Schwere Sorgen drückten ihn danieder, bis auch er auf dem Krankenlager sich befand. Die Haushaltung, von Unterstützung und Hilfe entblößt, war Ursache, dass die Schuldenlast sich häufte, bis er gezwungen war, einen Acker nach dem andern zu veräußern. Ein Teil seiner Ökonomiegebäude ist auch bereits in fremde Hände übergangen. Eine der Töchter ist im Begriffe nach Amerika auszuwandern; die, welche schon das Alter dazu haben, müssen in fremde Dienste treten. Wie dies alles herzzerreißend und niederdrückend für Eltern ist, die früher in behäbigem Familienkreise lebten, braucht wahrlich nicht näher geschildert zu werden. Edeldenkende werden Mitleiden für Unglückliche fühlen, die sich in solcher Lage befinden. 
Allenfallsige wohltätige Spenden bittet man an den Gefertigten einsenden zu wollen. 
Gemünden, im April 1864. Marx Löb, in Gemünden bei Simmern."   
   
Gemuenden Simmern Jeschurun 051864.jpg (126402 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Jeschurun" vom Mai 1864: weitgehend derselbe Text wie oben. 

  
Zum Tod von Leo Emanuel und Spendenaufruf für seine Familie (1876)  

Gemuenden Simmern Israelit 16081876.jpg (107374 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1876: "Durch den unerforschlichen Ratschluss des Allmächtigen wurde einer der bravsten Männer in Gemünden, Leo Emanuel abgerufen, und hinterließ derselbe eine Witwe mit fünf kleinen, noch alle unerzogene Kinder, welche der Hingeschiedene durch seinen unermüdlichen angestrengten Fleiß ohne irgendeine fremde Beihilfe ganz anständig ernährt hat.   
Diese beklagenswerte Witwe mit ihren fünf Kleinen sieht sich durch den Verlust ihres Ernährers, welche jetzt von allen Mitteln entblößt, einer Verzweiflung Preis gegeben, wenn ihr nicht von wohltätigen Menschen Hilfe wird.   
Sie richtet daher an alle Menschen die ganz ergebene Bitte, dieselbe doch mit einer Geld-Unterstützung zu erfreuen und wird die kleinste Gabe der Ärmsten angenehm sein, welche gütigst an den mitunterzeichneten Synagogen-Vorsteher Herrn A. Würth zu richten sind.  
Gemünden (Kreis Simmern), 4. August 1876.  Der Vorstand Abraham Wirth. Frau Emanuel
Die Unterschrift der Witwe Emanuel wird beglaubigt. Der Bürgermeister Mendel."    

  
Spendenaufruf für verarmte Person (1908)  

Gemuenden Simmern Israelit 24041908.jpg (61790 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1908: "Herzliche Bitte. 
Eine brave Person, welche einst bessere Tage gesehen, jetzt aber in ihrem siechen Zustande nichts mehr verdienen kann, befindet sich in bitterer Notlage und bedarf dringend der Unterstützung. Bin gerne bereit, gütige Spenden an dieselbe gelangen zu lassen und werde auf Wunsch in diesem Blatte darüber quittieren. 
Lehrer Kaufmann, Gemünden (Hunsrück).   

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Über Louis Wirth (1897-1952)  

Wirth Louis 010.jpg (22993 Byte)Louis Wirth (geb. 28.8.1897 in Gemünden, gest. 3. Mai 1852 in Buffalo NY): US-amerikanischer Soziologe Chicagoer Schule. Wuchs in Gemünden als Sohn eines Pferdehändlers als zweites von sieben Kindern auf. Die Mutter Rosalie geb. Lorig entstammte einer Rabbinerfamilie. 1936 emigrierte die Familie auf Drängen von Louis in die USA. Louis Wirth war bereits 1911 mit seiner älteren Schwester zu einem Onkel nach Omaha / Nebraska verschickt worden. Er studierte seit 1892 mit Hilfe eines Stipendium in Chicago Medizin, dann Soziologie und Anthropologie. Nach einigen Zwischenstationen wurde Louis Wirth 1940 zum Professor an die Universität von Chicago berufen. Er starb unerwartet am 3. Mai 1952 in Buffalo auf einer Konferenz an Herzversagen. 
Wikipedia-Artikel zu Louis Wirth  
Seite zu Louis Wirth auf der Website der American Sociological Association
(von hier auch das Foto) 

   
Über den Prokuristen Oskar Eppstein (1873-1965)   
   
Oskar Eppstein ist 1873 in Gemünden als Sohn des damaligen jüdischen Religionslehrers und Vorbeters Jacob Friedrich Wilhelm Mayer Eppstein (siehe oben) geboren. Von 1887 bis 1890 absolvierte er eine dreijährige Lehre zum Bankkaufmann beim Bankhaus Gebrüder Stern in Hanau. Im November 1891 wechselte er nach Mülhausen im Elsass zum Bankhaus M. &E. Rothschild und im Februar 1898 nach Mannheim zur Oberrheinischen Bank. Diese 1856 unter dem Namen Wilhelm Koester &Co. gegründete Regionalbank war zu dieser Zeit eine Interessengemeinschaft mit der Deutschen Bank eingegangen. Durch den Zusammenbruch der Aktien-Gesellschaft für Chemische Industrie in Mannheim wurde die Oberrheinische Bank stark in Mitleidenschaft gezogen und 1904 von der Rheinischen Creditbank übernommen. In der Rheinischen Creditbank erlebte Eppstein als Prokurist die Entwicklung bis zur Hyperinflation, mit deren Ende 1923 sein Bericht abschließt. Die Rheinische Creditbank ging 1929 in der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft auf. 1932 schied Eppstein – mit 59 Jahren – aus der Mannheimer Filiale der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft aus, vermutlich im Zuge des allgemeinen Stellenabbaus während der Weltwirtschafts- und Bankenkrise. Am 22. Oktober 1940 wurden Eppstein und seine Ehefrau wie ein Großteil der badischen 
Juden in das Lager Gurs im besiegten Frankreich deportiert. Sie überlebten mehrere Internierungslager und wanderten nach dem Zweiten Weltkrieg nach Israel aus. Oskar Eppstein starb 1965 in Haifa, seine Frau vier Jahre später. 
Quelle: obiger Abschnitt weitgehend zitiert aus dem Beitrag der Historischen Gesellschaft der Deutschen Bank e.V. Nr. 29 vom Dezember 2013: "Von Geschäftsbriefen mit 'Hörnern und Zähnen' und 'Nullenschreibern'. Aus den Erinnerungen des Prokuristen Oskar Eppstein.  Link zu diesem Beitrag (pdf-Datei).    
    
    
 
  
Zur Geschichte der Synagoge        
    
Zunächst war vermutlich ein Betsaal in einem jüdischen Privathaus eingerichtet. 
   
Eine Synagoge ("Judenschule" wird erstmals 1758 genannt. Elkan Meyer hatte sie in einem herrschaftlichen Haus gegenüber der Mühle eingerichtet. Nach einem Brand 1781 wieder hergestellt. Die Synagoge fasste damals 30 Personen. Im Erdgeschoss war eine Stube, die gleichzeitig als Schul-, Wohn und Schlafraum des Lehrers genutzt wurde. 1830/31 wurde die Synagoge wesentlich erweitert; im September 1830 wurde das Fundament für den Erweiterungsteil gelegt. 1842 wurde die Synagoge umgebaut. 1857 brannte sie wiederum ab, wurde anschließend wieder aufgebaut (oder wurde ein Neubau erstellt?) und am 10. September 1859 feierlich eingeweiht.   
 
Bei der Synagoge handelte es sich um einen zweigeschossigen verputzten Fachwerksaalbau. Im Erdgeschoss waren die Lehrerwohnung und der Schulsaal, im Obergeschoss der Betsaal. 
  
Bereits 10 Jahre vor dem Novemberpogrom 1928 wollten Nationalsozialisten im Zusammenhang mit einer nationalsozialistischen Veranstaltung die Synagoge der Gemeinde stürmen:   

  
Nationalsozialisten wollen die Synagoge stürmen (1928 !)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1928: "Gemünden (Hunsrück). Hier kam es bei einer nationalsozialistischen Veranstaltung, bei der der völkische Landtagsabgeordnete Dr. Ley - Köln sprach, zu blutigen Zusammenstößen zwischen Hitler-Leuten und Kommunisten. Da die Ortspolizei keine Vorkehrungen getroffen hatte, versuchten einige Hakenkreuzler, die Synagoge zu stürmen. Darauf hat sich die Gemeinde an das Ministerium in Berlin mit der Bitte um Schutz gewandt."   
 
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 14. September 1928:  "Gemünden. (Versuchte Synagogenstürmung). In Gemünden (Hunsrück) kam es bei einer nationalsozialistischen Veranstaltung, bei der der völkische Landtagsabgeordnete Dr. Ley - Köln sprach, zu blutigen Zusammenstößen zwischen Hitler-Leuten und Kommunisten. Da die Ortspolizeibehörde keine Vorkehrungen getroffen hatte, versuchten einige Hakenkreuzler, die Synagoge zu stürmen. Das Städtchen Gemünden ist seit einiger Zeit Tummelplatz der Hitler-Rowdies. Nach diesen Vorkommnissen hat sich die Synagogen-Gemeinde an das Ministerium in Berlin mit der Bitte um Schutz gewandt."   

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet und verwüstet, schließlich in Brand gesetzt. Die Brandruine wurde später abgebrochen.  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge    Hauptstraße  (1932: Provinzialstraße)   
   
   
Fotos
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 164; Foto aus Herschberg: Bernhard Kukatzki)  

Die Synagoge in Gemünden   Gemuenden SIM Synagoge 010.jpg (83565 Byte) Gemuenden SIM Synagoge 011.jpg (136153 Byte)
  Luftaufnahme von Gemünden um 1931 mit Ausschnittvergrößerung der Synagoge 
(auf Foto links im Mittelgrund halbrechts)  
      
      
 Andernorts entdeckt     Herschberg Gedenken BeKu 010.jpg (124542 Byte) 
   An den aus Gemünden stammenden Hermann Weiler, der später in Herschberg verheiratet war und in Auschwitz 
ermordet wurde, wird auf einer Gedenktafel in Herschberg erinnert. 
       

   
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

März 2016: Gemündener sprechen sich gegen die Verlegung von Stolpersteinen aus  
Anmerkung: Am Tag der Landtagswahl konnten die Gemündener auch über die Verlegung von Stolpersteinen abstimmen. Der Gemeinderat der Gemeinde hatte im November 2015 eine Entscheidung hierzu vertagt und sich für eine Bürgerbefragung ausgesprochen. Die Anregung der Verlegung ging von der Fraktion "Bürger für Gemünden" aus, die in der einstigen regionalen Hochburg des Nationalsozialismus auf diese Weise an die ermordeten ehemaligen jüdischen Mitbürger erinnern wollte. Die Fraktion "Bürger für Gemeinden" hatte einen Arbeitskreis vorbereitet, der ein konkretes Konzept für die Verlegung von Stolpersteinen erarbeiten sollte. Für die Verlegung wurden bereits 2.000 € im Haushalt der Gemeinde eingestellt; einige Privatpersonen waren bereit, Patenschaften zu übernehmen. Im Vorfeld der Abstimmung hat sich die CDU-Fraktion Gemündens indirekt gegen Stolpersteine positioniert. Die CDU hatte bereits 2003 einen Gedenkstein zur Erinnerung an jüdische Mitbürger am jüdischen Friedhof favorisiert. 
Die Abstimmung am Tag der Landtagswahl hatte zum Ergebnis, dass eine Mehrheit von 238 Gemündener gegen Stolpersteine votierte, 139 stimmten dafür, 53 enthielten sich. Die Bürgerbefragung hat jedoch keinen verbindlichen Charakter für den Gemeinderat.    
Artikel in der "Rhein-Hunsrück-Zeitung" vom 14. März 2016: "Am Wahltag: Gemündener stimmen auch über Stolpersteine ab..."   
Link zum Artikel    
Artikel in der "Rhein-Hunsrück-Zeitung" vom 14. März 2016: "Gemündener stimmten ab: Mehrheit will keine Stolpersteine..."     
Link zum Artikel   


   
Links und Literatur

Links:  

Website der Gemeinde Gemünden im Hunsrück   
Zur Seite über die jüdischen Friedhöfe in Gemünden (interner Link)    

Literatur:  

Werner Zwiebelberg: Das alte Gemünden. In: Veröffentlichungen der landeskundlichen Arbeitsgemeinschaft im Regierungsbezirk Koblenz e.V. Boppard 1970. 
Volker Boch: Die Verfolgung der Gemündener Juden durch den Nationalsozialismus (1995). 2003. 
Gustav Schellack: Das jüdische Schulwesen in den ehemaligen Kreisen Simmern und St. Goar im 19. Jahrhundert. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz.
Gustav Schellack: Die jüdische Schule in Gemünden/Hunsrück. In: SACHOR. Beiträge zur jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach. 6. Jahrgang, Ausgabe 2/96, Heft Nr. 12 S. 34-37.  
Beitrag online zugänglich (pdf-Datei)       
Christof Pies: Gemünden - Von "Klein-Nazareth" zur Hauptstadt der "Bewegung im Hunsrück". (Manuskript).
ders.: Jüdisches Leben im Rhein-Hunsrück-Kreis. In: Schriftenreihe des Hunsrücker Geschichtsvereins e.V. No. 40. 2003. S. 45-46 und S. 224ff. 
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 163-164 (mit weiteren Literaturangaben).

    
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Gemuenden im Hunsrueck, Rhineland. A Jewish community of about 100 existed in the early 19th century, with the Jewish population reaching a peak of 147 (total 980) in 1858. Most were engaged in trade. In 1857, classes at the Jewish school were conducted in german and the same general subjects were taught as in the Christian schools. In 1874, the school was closed and the children transferred to the Protestant school. In 19309, the Jewish population was 60, most dealing in cattle. The synagogue was set on fire on Kristallnacht (9-10 November 1938). Five Jews were deported to the east.  
     
      

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

               

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 24. April 2016